Tumgik
#solange die vögel noch zwitschern
arasanwar · 8 months
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Bald würde die Musik aus seinen Kopfhörern verstummt sein. Der Akku zeigte schon jetzt eine Laufzeit von weniger als einer Stunde an und hier, mitten im Nirgendwo eine weitere Autobatterie zu finden, hielt er für unwahrscheinlich. Dennoch war es eine gute Idee gewesen. Die Stadt zu verlassen; den Weg ins Grüne einzuschlagen. 
Vielleicht war es fahrlässig die Musik auf voller Lautstärke auf sein Trommelfell treffen zu lassen. Immerhin trug er nicht umsonst an seinem Gürtel eine Pistole und eine Axt, an welcher man noch das getrocknete Blut von jenen fand, welche die Seuche verwandelt hatte. Dennoch brauchte er das jetzt. Er brauchte die vertrauten Klänge, die Stimmen und die Message hinter den Songs. So viel war bereits in der ersten Woche der Seuche verloren gegangen und es würde noch um einiges mehr verloren gehen. Doch solang er konnte, würde er zumindest für sich selbst etwas so wundervolles wie Musik aufrecht erhalten. Die Menschheit war schließlich verdammt. 
Jetzt musste man das Leben erst recht in vollen Zügen genießen.
Unter dem Blätterdach der Bäume war es angenehm kühl und doch war Aras während seines Spaziergangs ins Schwitzen gekommen. Die spätsommerliche Hitze setzte jedem zu und wenn er schon die laute Musik auf seinen Ohren hatte, dann konnte er wenigstens die Nase in den Wind halten und die Augen aufmerksam über die Umgebung gleiten lassen. Immerhin würde er riechen, wenn sich einer der Verwandelten näherte. Das Ende der Welt hätte sich dennoch kein schöneres Wetter aussuchen können. Gerade blieb er für einen Moment stehen, hielt die Nase in den Wind, während er die Augen schloss und das Gesicht in Richtung der vereinzelten Sonnenstrahlen drehte, die ihren Weg durch das volle Blätterdach fanden. Die Wärme traf seine Haut, die reine, frische Luft erfüllte seine Lungen. 
Und dann war die Musik verstummt. 
Noch für eine Sekunde blieb er wie angewurzelt stehen, konnte die Klänge, welche nicht hatten weiterspielen können, dennoch hören, als sein Gedächtnis ihm den fehlenden Teil von Star Sky von Two Steps from Hell aus Battlecry vervollständigte. 
Verdammt. Er hatte gehofft, dass der Akku seines Handys länger hielt. Seufzend zog er die In Ear Kopfhörer aus seinen Ohren und verstaute sie in ihrer ebenfalls leeren Ladebüchse und ließ sie in eine der Taschen seiner Cargohose gleiten. Einen Moment spürte er dem melancholischen Gewicht der Kopfhörer nach, als ein Laut ihn in eine Wachsame Stellung brachte. 
War das der Ruf einer Eule? 
Sein Blick glitt umher, doch so nah die Eule geklungen hatte, konnte Aras sie dennoch nicht ausmachen. Kopfschüttelnd ging er weiter und konnte nun den lebendigen Wald um ihn herum hören. Das Rascheln einer sanften Brise in den Blättern, das Knacken der Äste unter seinen Stiefeln und das Zwitschern der Vögel, die über seinem Kopf von Ast zu Ast sprangen. 
Doch dann war es da wieder. Der Ruf einer Eule. Verzweifelt und beängstigend nah. 
Sein Blick glitt erneut umher, dieses mal wachsamer und seine Hände schirmten seine Augen von dem Sonnenlicht ab. Er sah Bäume und Büsche und.. was war das? Ein Käfig? Mitten im Wald? So nah, wie sich der Ruf der Eule angehört hatte, war der Käfig tatsächlich nicht. Aras musste noch einen Moment laufen, um ihn zwischen den Bäumen zu erreichen. Je näher er kam, desto eindeutiger wurde, was Gestrüpp und moosiges Holz zwischen den Bäumen gut getarnt hatte. Ein niedriger Zaun sollte Besucher auf dem Weg auf der anderen Seite halten. Aras selbst befand sich mit einem Schritt noch mitten im Wald und mit einem weiteren über den Zaun inmitten eines Wildparks. Wie hatte ihm dieser bisher entgehen können? Allerdings schien er sich auch an einem seiner äußersten Punkte zu befinden. Jetzt, wo er auf dem Weg aus plattgetretener Erde stand, konnte er in Regelmäßigen Abständen weitere Käfige ausmachen. Alle aus Holz, die sich in die wildheit des Waldes eingliederten. Und dennoch so deutlich menschengemacht, dass es ihm einen Schauer über den Rücken jagte. 
Hatte überhaupt jemand an die Tiere gedacht? Oder war er der erste Mensch, den es seit einer Woche hier her trieb? 
Die Eule in dem Käfig sah ihn an und erneut ließ sie ihr Rufen vernehmen. Dieses Mal auffordernder. Natürlich. Sie hatte ihn bestimmt schon lang gehört und gesehen, bevor er überhaupt entdeckt hatte, was sich da vor seiner Nase verbarg und so dicht wie das Gitter gehalten war, hatte sich vermutlich nicht mal eine Maus in ihr Gehege verirrt, die sie hatte fressen können. 
Aras umrundete die Voliere der Eule, bis er den Eingang fand. Natürlich verschlossen und mit einem Vorhängeschloss ausgestattet, um das Tier vor Dieben zu schützen. 
Der erste Schlag mit dem griff seiner Axt auf das Schloss, ließ ihn zusammen zucken. Es war so laut, hallte zwischen den Bäumen wider, dass er damit rechnete, gleich einem Verwandelten gegenüber zu stehen. Doch Aras wartete und wartete und doch blieb es leise um ihn herum. “Okay”, murmelte er leise und erschrak erneut. Dieses Mal wegen dem Klang seiner eigenen Stimme. Wann hatte er das letzte Mal geredet? Er wusste es nicht. 
Bis das Schloss unter den Hieben seiner Axt nach gab, rechnete Aras jeden Moment mit einem Verwandelten, unterbrach seine Arbeit immer wieder, um sich panisch umzusehen und dann umso schneller weiter zu machen, bis er das erfüllende Knacken des Vorhängeschlosses hörte und die Tür öffnen konnte. 
Die erste Eule schoss geradezu aus der sich  bietenden Lücke im Käfig und Aras musste sich ducken, damit sie ihn nicht voll erwischte. Er hörte das Schlagen ihrer Flügel nicht mal, als sie verschwand. Das zweite Tier, das ihm beinahe entgangen wäre, war vorsichtiger. Er sah die Bewegung seiner Flügel im Augenwinkel, als er sich bereits abwenden wollte und begegnete eine Sekunde später dem Blick des Uhus. 
Kühn wie er war hob er den Arm waagerecht vor seine Brust, ballte die Hand zur Faust und zog die Jacke zurecht, die er trotz der Temperaturen trug. “Komm schon. Ich tu dir nichts.” 
Es war so seltsam seine eigene Stimme in der Stille des Waldes zu hören. 
Minuten verstrichen, in denen er und der Uhu sich einen Anstarr Wettbewerb vom feinsten lieferten, als das Tier entschied, dass von ihm keine Gefahr ausging. Es breitete die Flügel aus, schlug einmal damit, bevor es sich in die Lüfte erhob und zielsicher auf Aras Arm zuflog. Die Krallen des Vogels bohrten sich in die Jacke und in Aras darunter liegende Haut. Es war unangenehm, aber nicht schlimm. Viel mehr fiel ihm auf, wie groß das Tier war. Er hatte noch nie eine Eule auf dem Arm getragen, das hier war das erste Mal und bis dato hatte er nicht damit gerechnet, dass diese Tiere aus der Nähe so groß waren. Irgendwie hätte er sie kleiner eingeschätzt. Allerdings auch leichter.
“War doch gar nicht so schlimm”, brachte Aras halb lachend hervor und trat ein paar Schritte vom Eingang weg. 
Fasziniert glitten seine braunen Augen über das Gefieder, bevor er vorsichtig die freie Hand ausstreckte und den Rücken seines Zeigefingers über die Brust des Uhus gleiten ließt. Die Federn waren unfassbar sanft. Noch etwas, womit er nicht gerechnet hatte. Über das Erstaunen in seinem Gesicht schien der Uhu zu lachen, als er einen weiteren Laut von sich gab. Er stupste fast liebevoll Aras Hand an und erhob sich dann von seinem Arm, um seinem Kumpel hinterher zu fliegen. “Bis irgendwann mal.” 
Aras blickte dem Vogel hinterher. Geflasht von dieser Begegnung konnt er sich einen ganzen Moment nicht rühren, als ein weiteres Geräusch die Stille des Waldes störte. Sofort griff Aras nach der Axt, die er zurück in seinen Gürtel gesteckt hatte. Ein Toter hatte tatsächlich den Weg zwischen den Bäumen hindurch zu ihm gefunden. Seine Schritte waren langsam, einer seiner Füße war in einem grotesken Winkel zur Seite geknickt und um seinen Hals hing noch immer eine Kamera. Vermutlich ein Besucher. Ob noch mehr von ihnen hier waren? 
Wie auch die letzten Male kostete es Aras einiges an Überwindung, bevor er die Axt schwingen und dem Torkeln des Toten ein Ende bereiten konnte. 
Ein Würgereiz überkam ihn, doch sein Magen war so leer, dass er einzig und allein Speichel ausspucken konnte. 
Widerwillig traf der Blick erneut den Toten und die Kamera. Betrachtete den Rücken, die Hüfte und schlussendlich die Tasche, in welcher die Kamera ihr zu Hause hatte. Ob darin ein Snickers war? 
Der Hunger gewann. Die Vorstellung davon den Toten auszurauben missfiel Aras dennoch, als er die Tasche und auch die Hosentaschen des Toten durchsuchte, um schlussendlich tatsächlich fündig zu werden. 
Weitere Minuten vergingen, bevor er den Müsliriegel auspacken und tatsächlich essen konnte. Sein Magen wollte fast sofort wieder rebellieren, doch Aras zwang sich dazu, ihn in sich zu behalten. Immerhin konnte er durch die von Moos bereits grün gewordenen Gitter weitere Vögel ausmachen, die ihn haargenau beobachteten und wenn er sie alle frei lassen wollte, dann würde er die Energie brauchen. 
Wie viele weitere Tiere wohl hier zu Hause waren und nun schon seit Tagen darauf warteten, dass ein Pfleger kam und ihnen Essen brachte? Er wollte es sich gar nicht vorstellen. Vielleicht fand er ja einen Plan. Oder einen Pfleger mit Schlüssel. 
Immerhin wollte er das Blut der Tiere nicht an seinen Fingern kleben haben. Also machte er sich umgehend an die Arbeit. Jedoch nicht ohne ein kleines Souvenir. 
Die Kamera des Toten. Dieser konnte sie immerhin nicht mehr gebrauchen. 
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amyylinchen · 2 years
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„Noch einmal will ich mit euch fliegen. Wir lassen uns nicht unterkriegen. Noch einmal feiern wir zusammen. Aus jeder Stadt wird Amsterdam. Die grüne Maske mein Gesicht, uns Marsianer zieht es nur zum Licht. Noch einmal tanzen wir durch grünen Rauch, doch dann hör‘ ich für immer auf. Zwei-Null-Zwei-Drei – vier Zahlen für die Ewigkeit.“ - Marsimoto
🥺💔😭
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Meine einzige Religion wird sich zur Ruhe legen und ich bin unfassbar traurig, gleichzeitig freue ich mich so sehr auf sein allerletztes Album und werde jedes gottverdammte einzelne Konzert besuchen um noch ein letztes Mal in grünen Rauch gehüllt zu werden 💚🙏 One Love!
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23--12--2014 · 5 years
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~ Marsimoto
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greetamariee-blog · 5 years
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lass uns die zeit vergessen
solange wir dazu noch die zeit haben,
nächtelang weed rauchen, bis wir friedlich einschlafen -
aufwachen, dann dieser beat
solang die vögel zwitschern gibt's musik
-Marsimoto aka Materia
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raplinesnet · 6 years
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Lass uns die Zeit vergessen, solange wir dazu noch die Zeit haben.
Marsimoto - Solang die Vögel zwitschern gibt's Musik /// @raplinesnet
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skimaskquotes-blog · 6 years
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Lass uns die Zeit vergessen, solang wir dazu noch die Zeit haben
Marsimoto, Solang die Vögel zwitschern gibt's Musik
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Jetzt stehe ich hier in der Stille des Hauses, während draußen im Garten die Vögel zwitschern, und habe das Gefühl, dass ich das Konzept des Abschlusses allmählich zu verstehen beginne. Das ist kein dramatischer Vorher-Nachher-Akt. Es handelt sich eher um diese Art von melancholischem Gefühl das einem am Ende eines wahnsinnig tollen Urlaubes überkommt, wenn etwas ganz Besonderes zu Ende geht und man selbst darüber traurig ist, obwohl man es auch wieder nicht allzu sehr bedauern kann, weil es ja immerhin total super war, solange es andauerte.. Und hey, es wird ja noch weitere Urlaube geben, man wird andere tolle Dinge erleben. Nur dass ich sie nicht mehr mit Mia teilen werde.
Gayle Forman - Nur diese eine Nacht 
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Yaara
Solange ich mich zurückerinnern kann, steht dieser grün, gelbe Stuhl in dieser Straße. 
Viele Stunden habe ich in dieser Straße verbracht. Es gibt dort schöne Altbauwohnungen, viele kleine Läden, Restaurants und Cafés. Menschen jeden Alters, die die Straße hinauf und hinunter schlendern. Besonders an sonnigen Tagen füllt sich die Straße mit Menschen, die das Wetter und die Atmosphäre genießen. Heute ist es auch sonnig, aber kalt und windig. Die Straßen sind leer. Der Virus zwingt uns, zu Hause zu bleiben. Ich höre Vögel zwitschern, einige Geräusche aus dem noch vorhanden Straßenverkehr und das Lachen und Reden der wenigen Leute, die an mir vorbeilaufen. Ich gehe die Straße entlang und spüre den Boden unter meiner Schuhsohle. Immer wenn ich hier bin, führt mein Weg vorbei an diesem Gegenstand. Diesem grün, gelben Stuhl. 
Ganz automatisch wird er in Verbindung mit den Farben der Brasilianischen Flagge gesetzt, die gleich neben dem Stuhl an der Hauswand hängt. Aber für mich bedeutet das Dasein dieses Stuhls noch mehr. Es ist der Stuhl eines älteren Mannes, der einen kleinen, chaotischen Zeitungskiosk besitzt. In dem Laden selbst war ich noch nie und ich habe auch noch nie gesehen, dass dort überhaupt jemand hinein oder hinausgegangen ist. Die Ordnung dieses kleinen Geschäfts hat sich mir noch nicht erschließen können, aber das muss sie auch gar nicht, denn ich verbinde mit diesem Mann, seinem kleinen Laden, der letztendlich vielleicht auch gar keiner ist, und dem grün, gelben Stuhl kein Chaos, sondern vielmehr ein Gefühl des Wohlbefindens und der Ruhe. Zum einen, weil ich den Stuhl in Verbindung mit dieser schönen Straße bringe, zum anderen, weil ich den Anblick dieses Mannes auf dem gelb, grünen Stuhl bildschön finde. Meistens sitzt er dort, während er seine Mahlzeiten zu sich nimmt. Jedes Mal liebevoll zubereitet. 
Und während er auf dem gelb, grünen Stuhl sitzt, beobachtet er einfach nur das Geschehen der Straße. Für mich bedeutet dieses Bild Gelassenheit. Ein Moment der Ruhe, an einem Ort des Wohlbefindens.
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sidekicksister · 7 years
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sommer
den ganzen tag draußen sein. bei der arbeit auf der terrasse sitzen und kartoffeln schälen und den opis beim skat spielen zu gucken und zuhören wie sie von früher erzählen als sie zur see gefahren sind oder den ganzen tag aufm acker waren. nächtelang nicht schlafen können vor hitze. morgens aufwachen und nur in kurzer hose und top rausgehen können. ganz viel pennyboard und fahrrad fahren. auch ende august noch lachend in die elbe rennen obwohl man genau das den ganzen sommer lang gemacht hat. bis ans ende der auffahrt rennen weil man das hupen des eiswagens gehört hat und dann solange da warten bis der nette, italienische eisverkäufer endlich um die ecke kommt. sonnenbrand auf der nase und den wangen haben, wenn sogar im schatten mehr als 30° sind, die haare heller werden und man an dem unterschied der hauttöne auf dem arm ganz genau erkennen kann, dass man den ganzen sommer lang ne uhr getragen hat, wenn man sich freut, dass man feierabend hat weil man dann in die sonne und zuhause mit seinem kleinen bruder und den katzen spielen kann, wenn man abends um 9 duschen geht und sich dann mit nem glas kaltem orangensaft auf die schaukel setzt und die haare in den letzten strahlen der abendsonne trocknen. wenn man sich mitte september auf den herbst und aufs hoodie tragen freut aber gleichzeitig die letzten tage in denen man im tshirt rumlaufen kann ausnutzt, wenn die fußmatten im auto voller sand sind weil man das meer und das barfuß durchs sandige gras laufen so sehr mag, wenn marienkäfer zu hunderten an fensterscheiben kleben, wenn du dich ins auto setzt und die sitze und anschnallgurte gefühlt 150° heiß sind, wenn du die straße trotz brennender hitze entlang rennst weil du keine schuhe anhast und die pflastersteine glühend heiß sind, wenn du abends die sandkastenspielzeuge deines bruders wegräumst und merkst wie die luft langsam abkühlt, wenn überall vögel zwitschern und blumen wachsen und du kirschen direkt vom baum isst und den kern dann trotzdem nur 20cm weit spucken kannst obwohl du schon wochenlang übst, wenn die sonnenstrahlen auf deiner haut prickeln und du praktisch merkst wie deine energie wieder aufgeladen wird, diese kleine erleichterung jedes mal wenn du mit dem fahrrad einen längeren schatten erreichst und dir vielleicht 4 sekunden lang nicht die kopfhaut brennt, wenn du mit freunden zu fuß vom feiern nach hause läufst und das erste mal merkst dass freunde auch familie sind, wenn du strahlend lächelnd durchs altenheim läufst und dein chef genau das an dir liebt, wenn du einen augenblick zu lange in die sonne gesehen hast und für die nächsten 10 minuten zu 80% nur große schwarze flecke siehst, wenn du anfang des sommers siehst wie immer mehr menschen wieder spazieren gehen oder fahrrad fahren, wenn du dir im laden in deinem dorf ne völlig überteuerte caprisonne kaufst einfach weil die busfahrt einer wanderung durch die sahara gleicht, wenn dein kleiner bruder dir auf der straße selbst nach seinem zwölften schultag entgegen gerannt kommt und erzählt welche zahlen er schon alle schreiben kann, wenn im radio wieder gute laune lieder laufen, wenn man mit fenster runter fährt weil die klimaanlage länger braucht als ein schweißausbruch, wenn die sommersprossen auf deinen wangen wieder deutlich sichtbarer werden, wenn es endlich zeugnisse gibt obwohl du all deine noten sowieso schon kennst, wenn deine knie und handflächen aufgeschrammt sind und du dieses gefühl seit deiner kinderheit irgendwie vermisst hast obwohl es doch ganz schön brennt, wenn mama das küchenfenster auf kipp stellt und ruft ob du auch ein eis möchtest, wenn im carport wieder eine volle kiste punica steht, wenn du dich darüber aufregst dass deine beine und dein bauch viel länger brauchen um braun zu werden als deine arme, wenn du dich am strand eincremen willst aber die prozedur einem stück schmirgelpapier gleicht weil deine haut noch sandig ist, wenn dein bruder endlich einen ausbildungsplatz und du wieder hoffnung hast, wenn einfach alles gut ist.
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anamnesequarantaene · 4 years
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Sehnsucht
Ich kann die Welt da draußen durch die Gitterstäbe sehen. Wie wunderschön sie ist! So voller Möglichkeiten! Die Sehnsucht, sie zu erleben, sie zu entdecken und auszukosten, brennt in mir schon solange ich denken kann. Was ich alles tun könnte, wie frei ich mich fühlen würde, wenn ich nur ausbrechen könnte.
Eines Tages entdeckte ich, dass die Gitterstäbe weit genug auseinander waren, sodass ich hindurchschlüpfen könnte. Doch ich hatte Angst. In meinem Käfig lief seit Jahren ein Film vom Scheitern, von Unsicherheit und Zurückweisung, von Ablehnung und vom Anders-Sein. Was, wenn dieser Film doch stimmte? Würde ich dann nicht die Wahrheit ignorieren? Dabei konnte nichts Gutes herauskommen. Und überhaupt, meine Zweifel sind doch auch gut. Sie halten mich davon ab, irgendwelche Dummheiten zu machen und ein unreflektierter Idiot zu werden.
Ich traute mich nur, kurze Ausflüge außerhalb des Käfigs zu machen und kehrte immer wieder zurück, immerhin war er mein Zuhause, hier fühlte ich mich wohl. Doch nach einiger Zeit der Ausflüge bemerkte ich, dass sich etwas verändert hatte. Zu Beginn war mein Käfig beengend gewesen, ich hatte kaum genug Raum zum Atmen gehabt. Nun hatte ich genug Platz für eine Couch.
Heute lebe ich immer noch in meinem Käfig und träume immer noch von der Freiheit. Doch nach einigen Fernreisen hängen die Gitterstäbe voller Souvenirs und es hat Platz für einen wunderschönen Garten, in dem ich die Vögel zwitschern hören kann.
RS
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no-woman-no-crime · 4 years
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Dieser Beitrag (und die hoffentlich bald folgenden Reiseberichte) beruhen auf meinen Tagebuchnotizen aus dem Sommer 2019. Jetzt, mitten in der Coronakrise, scheinen sie wie Nachrichten aus einer fernen Zeit. Ich denke, es tut gut zurückzuschauen, auf ein Europa, in dem wir uns (fast) grenzenlos bewegen konnten. Eine Welt, die wir uns wieder zurückerobern werden. Dieser erste Bericht ist geprägt vom Loslassen, Kämpfen mit der Gesundheit und vom Abschiednehmen. Insofern passt er auch zur aktuellen Lage.
Das Schwierigste ist, sich loszureißen. Wir bereiten die Reise länger als ein halbes Jahr vor, aber wir packen noch einen Tag vor Abreise. Es ist wie Üben: später, wenn wir auf einem Zeltplatz ankommen werden, wenn die Sonne untergeht, während wir hastig das Zelt aufbauen, dann muss man im wahrsten Sinne des Wortes „blind“ das Gesuchte aus der richtigen Satteltasche ziehen. Vielleicht ist das umständliche Packen auch ein Ritual des Abschiednehmens? Solange die Taschen nicht verschlossen sind, können wir schließlich nicht losfahren, oder? Ich suche lange mein Lieblings-T-Shirt. Das war bei jeder langen Reise dabei, ohne geht es nicht, denke ich fast schon verzweifelt und verzweifle gleichzeitig wie man nur so kindisch sein kann. Als ich es finde, stelle ich fest, dass unten die Fäden raushängen. Egal, es muss mit. Vielleicht kaufe ich ja ein neues; unterwegs oder wenn ich zurückkomme. Ob es dasselbe nochmal gibt? Ich bin ein anhänglicher Mensch, sogar bei T-Shirts. Und das Abschiednehmen fällt mir schwer.
Das Haus. Der Garten. Unser Hund, der ist alt geworden in den letzten Monaten; er erträgt Trennungen so schlecht. Meine Eltern. Wir schlafen unruhig in unserem bequemen Bett, liegen aber still, um den anderen nicht zu stören. Ob meine Isomatte diesmal hält, denke ich während ich die Decke wegtrete, denn mir ist so komisch heiß. „Kannst du auch nicht schlafen?“, fragt Joachim. Draußen zwitschern die Vögel, es ist früh hell. Dann können wir auch aufstehen.
dieser kleiner Hausgast wurde noch rechtzeitig flügge
„Wir schreiben uns“, tröstet meine Tochter. In solchen Momenten liebe ich die Segnungen des Internets! Und dann geht es tatsächlich los: der erste Berg, den wir bewältigen, ist unsere Auffahrt – wenn wir den schaffen, kann nichts mehr schiefgehen. Etwas wacklig – puh, warum ist das Rad eigentlich so schwer? – trete ich an und schäme mich nicht, schon auf diesen ersten Metern Unterstützung durch den Elektromotor anzufordern. Oben auf der Straße beginnt ein kleiner Triumphzug: unsere Kinder winken, die Nachbarn auch. Vorschusslorbeeren, denke ich selbstkritisch, aber meine Augen werden feucht.
Noch nie habe ich mich schlechter vorbereitet gefühlt: Ich habe nicht nur bis zum letzten Tag gepackt, sondern auch für mein neuestes Buch gearbeitet, das wenige Tage vor Abreise erschienen ist. Seit Januar hatte ich extreme Rückenschmerzen – zuerst beim Joggen, dann Tag und Nacht – und mein Orthopäde hatte mir (wieder mal!) jeglichen Sport verboten. Aber ohne Sport explodieren meine Zuckerwerte; ich kann meinen Diabetes nur mit Bewegung (viel Bewegung!) und vernünftiger Ernährung im Schach halten.
Konsequenzen? Ich suchte mir einen neuen Orthopäden – einen, der selbst viel Sport macht. „Ihre Wirbelsäule ist eine Geröllhalde“, meinte er nach Blick auf das Röntgenbild und setzte hinzu: „Ich kann nichts versprechen, aber wir können es versuchen.“ Eine Laufanalyse ergab, dass ich eigentlich gar nicht laufen kann (naja, das ist jetzt etwas krass ausgedrückt, aber so fühlte sich sein vernichtendes Urteil an – immerhin jogge ich seit meinem 16. Lebensjahr …). Das Becken, der Schwerpunkt, das Abrollen – alles kam auf den Prüfstand. Und warum, zum Teufel, wackelte ich so seltsam mit den Hüften? Es hört sich vielleicht seltsam an, da ich hier über eine Radreise schreibe, aber ich bin eigentlich eine Läuferin. Das Fahrrad nutze ich im normalen Leben zum Einkaufen, als Transportmittel im Alltag und manchmal für Ausflüge, aber meine eigentliche Passion ist die Fortbewegung zu Fuß – beim flotten Gehen oder Joggen kann ich mich am besten entspannen und kriege den Kopf klar. Die Idee zu diesen Fernreisen wurde ursprünglich auch geboren aus meinem Wunsch einmal die Alpen zu Fuß zu überqueren. Joachim wandert auch gern, aber vor allem ist er ein passionierter Radfahrer. Seine Jahresleistung geht in die ich-weiß-nicht-wie-viele-Tausend-Radkilometer und sobald die Uhren auf Sommerzeit umgestellt werden, sind die Treffen mit den Jungs von MiRaGo ein fester Termin für ihn (Mittwochs Radgruppe Gottmadingen). Er hatte keine Lust auf eine so lange Wanderung mit schwerem Gepäck auf dem Buckel. „Denk an deinen Rücken“, sagte er schon vor drei Jahren und ich musste im recht geben. So ein Rad trägt klaglos nicht nur unser Gepäck, sondern auch die Riesenmengen Wasser, die wir tagsüber brauchen.
Zurück zum Rücken. Ich bekam neu angepasste Schuhe. Ich stand früher auf, um meine Dehnübungen zu machen, und meine Physiotherapeutin fand immer die richtigen Punkte, bei denen mir das Wasser in die Augen schoss. „Nicht die Zähne zusammenbeißen, den Unterkiefer entspannen, in den Schmerz reinatmen“, diese Worte wurden wochenlang zu meinem Mantra. Ganz ehrlich: viel schlimmer konnte es nicht mehr werden. Die Reise selbst stand für mich eigentlich nie zur Debatte – aber manchmal fragte ich mich schon, wie lange ich durchhalten würde. Aber mal andersrum gedacht – wenn es nicht mehr schlimmer werden kann, kann es eigentlich nur noch besser werden, oder? Einen Versuch war es also wert. Ich machte brav mehrmals täglich meine Dehnübungen, nutzte die Faszienrolle und lernte quasi neu laufen, kontrollierte bei jedem Schritt die Position des Beckens, und spürte tatsächlich nach etwa drei Wochen, dass sich die Dinge veränderten.
meditatives Gehen
die erste längere Rennstrecke
ich fühlte mich sehr zerbrechlich
Der Schmerz kam in Bewegung und wanderte. Das war zwar interessant, aber zuerst einmal keine wirkliche Verbesserung. Die Fachleute erklärten mir, dass sich nun Verklebungen lösten, dass das Bindegewebe geschmeidiger würde und dass sich die gesamte Statik verändere – andere Bereiche meines Bewegungsapparates reagierten darauf – Huch! Etwas ist anders! – mit erschrockenen Verkrampfungen und Verkürzungen. Das ging über Monate: Mal tat es rechts weh, mal links, vom unteren Rücken sprang er ins Iliosakralgelenk, dann in die Hüfte und schließlich ins Knie. Es wäre zu viel behauptet zu sagen, dass man sich daran gewöhnt. Aber es tat gut zu spüren, dass der Schmerz nicht mehr festsaß, sondern sich veränderte. Ich fühlte mich nicht mehr so ausgeliefert, sondern konnte selbst etwas tun. Eine Zeitlang nahm ich Schmerztabletten, wenn es zu doll wurde, aber in sehr überschaubarem Rahmen – einfach um weiter trainieren zu können.
Training auf Mallorca im März
Als ich losfuhr, motzte mein Knie – auch deswegen war ich froh um den Elektromotor meines Fahrrades. Die Knieschmerzen begleiteten mich bis Budapest. Ich erinnere mich genau: Ich stand in der Nähe des Hauptbahnhofes an einer Ampel und wollte losfahren. Das Reißen im rechten Kniegelenk war so stark, dass mir für einen Moment die Luft wegblieb. „Jetzt ist etwas im Knie kaputtgegangen“, rief ich Joachim zu, der erschrocken anhielt. Als ich abstieg, horchte ich in mich hinein. Etwas stimmte nicht. Etwas war unglaublich seltsam.
Der Schmerz war weg. Vollkommen verschwunden. Es war wohl die letzte Bindegewebsverklebung gewesen, die sich gelöst hatte. Als wenige Tage später beide Sprunggelenke wehtaten, lächelte ich nur darüber. Letzte Etage. Der Schmerz war einmal vom Rücken nach ganz unten gewandert und konnte jetzt in den Boden abfließen – nicht ganz wissenschaftlich, aber ein schönes Bild. Wir haben auf der gesamten siebenwöchigen Reise vier Ibuprofen Tabletten gebraucht: zwei habe ich genommen und zwei brauchte Joachim, als er mitten in Serbien plötzlich Fieber bekam. Unsere Schmerzmittelvorräte brachten wir fast vollständig nach Hause (dafür mussten wir Kohletabletten nachkaufen – aber das ist ein anderes Kapitel).
Das alles wussten wir noch nicht an diesem wunderbaren sonnigen Julitag, als wir endlich in die Pedale traten. Aber kaum sind wir um die Ecke gebogen und das Haus ist außer Sichtweite ist es sofort wieder da: dieses Gefühl gemeinsam unterwegs zu sein. Dieses Gefühl der Verbundenheit. Und dieser doofe Schmerz im Knie.
Mit unseren Radreisen sammeln wir Spenden für Kinder in Bosnien. Aktuell packen wir Überlebenspakete für Familien in Bosnien, die durch die Corona-Krise unverschuldet in Not geraten sind. Wenn dir meine Reiseberichte gefallen, freuen wir uns über eine kleine Spende an die Corona-Nothilfe der AWO-Bosnienhilfe – Wir sind gemeinnützig; deshalb erhältst du eine Spendenbescheinigung!
  Jeder Weg beginnt mit der ersten Umdrehung der Pedale Dieser Beitrag (und die hoffentlich bald folgenden Reiseberichte) beruhen auf meinen Tagebuchnotizen aus dem Sommer 2019. Jetzt, mitten in der Coronakrise, scheinen sie wie Nachrichten aus einer fernen Zeit.
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a-leos-mind · 4 years
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Lass uns die Zeit vergessen, solange wir dazu noch die Zeit haben
Nächtelang Weed rauchen, bis wir friedlich einschlafen
Aufwachen, dann dieser Beat
Solang die Vögel zwitschern gibt's Musik
Marsimoto
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skyrise · 5 years
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Lass uns die Zeit vergessen, solang wir dafür noch die Zeit haben.
Solang die Vögel zwitschern gibt's Musik - Marsimoto
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fliegenundfallen · 6 years
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Am Ende
Empfehlung, sich das Audio dazu anzuhören. Vieles leider so geschrieben, dass es beim Lesen nicht natürlich reimt und man beim Lesen den Flow ein bisschen reintricksen muss. Ehrliche Rückmeldung dazu, ob es sich überhaupt gut anhört, wenn man sich das selbst durchliest, ist aber auch sehr herzlich willkommen.
1 - Volksweisheiten
 Der Tod ist das, was das Leben eben erst lebenswert macht.
Weil die Angst davor zu der Weisheit führt, jede Sekunde zu fühlen, bis man weißer wird und der Atem abflacht.
Welche Bedeutung hätten Entscheidungen noch, wenn der Fehler von heute nicht in der Zukunft bereut wird, sondern bloß zu einem winzigen Zeitpunkt verglichen mit der Ewigkeit, in der stetig durch Neuanfang Altes bis hin zur Nichtigkeit vollends zerstreut wird? Was wäre überhaupt noch Vergebung, hätten Wesen genug Leben, um sie wirklich zu verstehen statt gehetzt durch diese Welt zu gehen?
Und wenn die Vögel über mir kreisen und der Sonnenschein ihre flatternden Flügel auf meine Netzhaut geleitet, wenn ich das Zwitschern und das Rascheln aus den Bäumen höre, durch den derselbe Wind weht, der durch meine Haare säuselt, während ich deine Hand ganz eng in meiner halte und mit dir auf all die Schönheit zeige, kann ich das nur genießen, wenn ich weiß, dass eines Tages das Leben aus den Tieren weicht, sie starr und wunderschön am Boden bleiben und auch wir schlussendlich zu Staub zerfallen.
 Der Tod ist das, was das Leben erst lebenswert macht.
Ich bin so froh, dass ich sterben muss.
 Wer kennt das nicht?
  2 – Esst mehr Hühnchen
 Ich stehe am Schlachthof und beobachte einen einfahrenden Truck. Es sind zwei Kühe darin. Der Fahrer wirkt stolz. Er selbst ist der Bauer und kümmert sich um die Tiere. Sie sehen sehr gut aus. Er pflegt sie gut, aber dass sie jetzt sterben müssen, das gehöre eben zum Leben.
Ich habe mich schon immer gefragt, wie Leute auf die Idee kommen, der Tod gehöre zum Leben. Wirklich alles gehört zum Leben: Tische, Luftballons, sich heimlich in der Nase bohren, abends Assi Tony gucken, Finanzberatung, sich vollkommen grundlos Wasser auf den Kopf schütten und dreimal im Kreis tanzen ja sogar Cyclotrimethylentrinitramin gehört zum Leben, aber der Tod? Ernsthaft? Ich frage mich, ob das wieder eines dieser Dinge sein soll, die cool sind, weil sie so widersprüchlich klingen, dass sie einem plötzlich weise vorkommen. Ich kann mir kaum etwas vorstellen, das weniger zum Leben gehört.
 Ich komme nach Hause und sehe eine alte Werbeanzeige: Eine Kuh hält ein Schild: „Esst mehr Hühnchen.“
 Der Tod gehört eben zum Leben.
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Ich frage mich, ob Menschen sich das auch sagen, wenn ihre Großeltern sterben. Und ihre Eltern.
Und ihre Geliebten.
 2 – Am Ende
Ich sitze in einem Glaskasten unter einer Neonröhre und falscher Tageslichtlampe. An der Wand hängt eine Uhr und während and’re lachen, seh ich nur, wie die Zeiger sich nach vorne tasten. Tick. Tack. Schon wieder zwei Sekunden um. Mir wird schlecht bei dem Gedanken, dass gerade von irgendwem Verwandte wohl verstorben sind. Tick.Tack.
Ich möchte nicht, dass Zeit vergeht, denn je mehr man weiter geht, desto näher rückt der Tod. Tack.
Ich stelle mir ein kleines Mädchen vor am Grabe ihrer Oma, mit der sie jede Woche einmal fleißig Märchen las und wie ihr wahrscheinlich gerade jemand sagt, dass sie das zu verstehen hat.
Ich war leise, als mein Opa starb, denn damals wie auch heute gab es keine große Verbindung zwischen mir und diesen Leuten in Vietnam. Doch meine Mutter weinte. Und ihre Schwestern weinten. Und sie weinen immer noch und wenn dann die Verzweiflung kommt, sagen sich die Leute, dass die Verstorbenen sich doch eines schönen Lebens erfreuten und irgendwann eben genug sei, doch ich weiß genau, dass meine Oma weinte, als sie starb, weil sie nicht sterben wollte. Sondern vielleicht stattdessen reisen oder lernen oder einfach in der Sonne sitzen und nichts tun. Wie ein riesiges Monster steht der Tod und wirft seinen Schatten auf die Welt, aus der er seine Beute holt. Und als hätten Menschen Angst vor seinem Fluch, sprechen sie nicht darüber, wie unendlich hässlich er ist.
 Ich weiß doch, dass ich sterben muss. Und weil ich sterben, doch auch das Leben lieben muss, fällt mir sowas ein wie die ach so tolle Einsicht, dass man nicht glücklich wird vom Überfluss.
Dass ein Sonnenuntergang nur geil ist, wenn man auch mal leidet oder nur der, der akzeptiert auch wirklich weise ist, was mich dazu führt, dass ich das Schreckliche am Tod eben meide.
Stattdessen schau ich weg, solang ich kann, bis ich irgendwann endlich verstanden hab, warum sterben doch ganz nice ist und nur der Dumme und der Böse ewig leben will.
 Aber habt ihr euch mal vorgestellt, wenn mal der Gute in der Geschichte nach dem Stein der Weisen sucht, erst scheitert und dann weiter mit all seinem Heldenmut die Altersforschung jetzt nach vorne treibt, bis eines Tages nach langen Jahren mit viel Geracker ohne Ruh die Welt erlöst wird von dem größten Spuk, den die Menschheit je erlitten hat, wenn kein Abgrund in der Welt mehr klafft und eben nicht mehr jedes Kind zu weinen hat. Wenn wir keine Götter mehr brauchen, keine Ausreden, kein Abstumpfen, weil wir sonst einfach keinen Ausweg sehen aus unserem Schmerz.
Wenn wir statt wegschauen die Wissenschaft beauftragen, das Leben zu bejahen, statt uns Gebete vorzutragen, dass 80 doch eigentlich genug ist und dass es doch nur klug ist, auch einmal Abschied zu nehmen.
Jedes Wesen, das stirbt, ohne es zu wollen, ist eine Tragödie. Weil ein Leben eben nicht relativ wird, nur weil es davon viele gibt. Und vielleicht, irgendwann, wenn ich wirklich alt bin, quasi ein Greis bin, wenn nach meinen ersten tausend Jahren die Menschheit schon im All lebt und es für mich nichts zu lernen oder zu verbessern gibt, vielleicht möchte ich dann wirklich sterben.
 Doch davor werd ich weiter kämpfen, werd an Wissenschaft und Forschung spenden, werde schreiben, werde reden, bis hier oben mindestens zwei Menschen, die an Fortschritt glauben, stehen.
 Und je mehr Leute nicht mehr weg sehen von dem Schreckgespenst nach unserem Leben, desto schneller wird es gehen, dass nicht mehr jede Sekunde Geliebte - - - sterben.
 Eins.
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