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#entfremdung
xonethousandcriesx · 1 year
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»Die einzig verständliche Sprache, die wir zueinander reden, sind unsre Gegenstände in ihrer Beziehung aufeinander. Eine menschliche Sprache verständen wir nicht, und sie bliebe effektlos; sie würde von der einen Seite als Bitte, als Flehen und darum als eine Demütigung gewußt, empfunden und daher mit Scham, mit dem Gefühl der Wegwerfung vorgebracht, von der andren Seite als Unverschämtheit oder Wahnwitz aufgenommen und zurückgewiesen werden. So sehr sind wir wechselseitig dem menschlichen Wesen entfremdet, daß die unmittelbare Sprache dieses Wesens uns als eine Verletzung der menschlichen Würde, dagegen die entfremdete Sprache der sachlichen Werte als die gerechtfertigte, selbstvertrauende und sichselbstanerkennende menschliche Würde erscheint.« (Karl Marx, Auszüge aus James Mills Buch „Elemens deconomie politique". MEW 40: 461)
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was ich heute gelernt habe: nur weil man Verwandt miteinander ist, muss man sich noch lange nicht verstehen… und es zerreißt mir mein Herz.
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messersschneide · 2 years
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Die Hand meines Vaters
Woran ich geglaubt hatte: Dunkler Himmel, blauer Schnee, tiefer Wald, der sich lichtet. Sohlen, die durch die Kruste brechen. Nicht mehr nur Sohlen – dass es Pfoten sind, hört man nicht sofort, kann man nicht wissen. Woran er gerne geglaubt hätte. Dann wusste er es besser. Zischendes Fett über dem Lagerfeuer, gelber Schimmer über blauem Schnee, Pfoten, die durch die Kruste brechen, einer nimmt einen Holzscheit, einer die rußige Zange. Knurren, Zähnefletschen, Pfoten auf der Brust, Krallen, die den Mantel aufreißen, so schwer, wie viel schwerer als ein einzelner Mensch, Reißen und Knacken und auf dem blauen Schnee schwarzes Blut, nicht nur das eigene, das Fell, wie fühlt sich das Fell an, ganz rau oder weich und dicht für den tiefen Winter, ein Schlag, der nicht einen selbst trifft, Lagerfeuer und Holzscheit, das Fell, wie riecht es, wenn es brennt. Die Hand – Reste davon – im blauen Schnee – unter der Kruste weich wie Daunen – es ist kalt, es hilft.
Woran ich glaube: Ich, vielleicht fünf, nicht älter als sieben, klein genug für Schöße und Märchen. Ich spanne meine Schenkel an auf dem Schoß, auf dem ich sitze, ich hatte das nie gemocht, die Hand, die nach meinen dünnen nackten Armen greift, hat einen Daumen und sonst nur sauber verwachsene Stümpfe, als wäre da nie etwas gewesen. Greifen, festhalten kann sie noch immer, schmerzhaft sogar. Willst du wissen, wie mir das passiert ist, Maschka?
Ich weiß nicht mehr, ob mein Vater Links- oder Rechtshänder war. Ich spule die Erinnerung noch einmal zurück, wie einen Film, den es wirklich gibt, wie Beweismaterial, Nahaufnahme und Pause. Woran ich glaube: dass es die rechte war.
Immer wieder vergesse ich, meine Mutter danach zu fragen. Ob sie es selbst noch weiß? Sie trägt den Namen ihres ersten Ehemannes. Ich trage den Namen meines Vaters. Kaum vorstellbar, welcher dieser Männer ihr weniger bedeutet. Willst du wissen, wie es passiert ist, Maschka?
Woran ich glaubte: Zu groß und zu alt für Schöße und Märchen, ein linkischer Teenager am Erwachsenentisch, der sich mit Kindern nicht mehr unterhalten kann. Ich schaue Filme von Tarkovsky, man schaut mich an wie ein dressiertes Tier. Für Erwachsene: Anekdoten, keine Märchen. Wie Viktor sich damals mit der Axt die Finger abgesäbelt hat, blau, wie er war. Der Bär? Welcher Bär? Im Winter auch noch? Daran hast du geglaubt, Maschka?
Heute erzähle ich das als Anekdote – über mich. Woran ich damals glaubte. Wenn es eine Anekdote war, kein Märchen, der Alkohol, die Axt, dann muss es ja stimmen. Wenn ich es erzähle, Freunden, Bekannten, Dates, dann staut man, und lacht, wie es sich gehört bei Anekdoten, und das reicht.
Er hatte es mir nicht selbst erzählt. Ich hatte ihn nicht gefragt – oder? Kein Film in meinem Kopf, der das beweisen könnte.
Woran wir nicht glaubten: BAföG-Antrag, Einwohnermeldeamt, Russisches Konsulat, nein, seit dem und dem Jahr kein Kontakt, keine aktuellen Daten, nur letzter bekannter Wohnort. So schnell kann das gehen, so schnell. Letzte E-Mail im Postfach von vor einem Jahr, immerhin.
Ich vergesse nicht, meine Mutter zu fragen, es ist Absicht. Die Mail im Postfach, die Antworten, die ich ihr früher noch diktiert, der Mann, der ihr nichts bedeutet, aber mein Vater ist, warum muss ich das machen, es ist dein Vater. Der Mann, der mir nichts bedeutet. Ich kann das doch nicht alleine schreiben, auf Russisch, kann man als Kind ein Elternteil vernachlässigen? Die Muttersprache? Es ist Absicht.Er hat mir nie gefehlt, das letzte, was mir gefehlt hätte, wäre noch ein Erwachsener gewesen, der mich erziehen will. Ich lasse mir kein Loch ins Herz graben, nur weil es anderen fehlt, ich bleibe, unberührter, glatter weißer Schnee. Woran ich glaube.
Ich vergesse nicht, meine Mutter zu fragen, es ist Absicht. Wozu brauchst du das, was erzählst du da für Sachen, lass mich da raus, ja? Meine Mutter ist eine Funktion in einem literarischen Text, Fiktionalität und Literarizität sind Ergebnisse von einem bestimmten Verhältnis des oder der Lesenden zum Text, ontologische Indifferenz, das alles kann ich Studierenden in Seminaren erklären, aber meiner Mutter? Die nicht mehr nur eine Funktion ist, die will, dass ich sie da rauslasse? Und meinem Vater?
Ist er Links- oder Rechtshänder? Wie sah die Hand wirklich aus, hatte er damals noch einen Daumen, oder doch bloß einen Stumpf, wie sauber waren die Stümpfe verwachsen? Ich grabe mit nackten Fingern ein Loch in den Schnee. Ich durchbreche die Kruste, ich suche die Spuren der Tatzen, die Vodka-Flasche, das Blut. Ich spule einen Film zurück, der nicht einmal eine Erinnerung ist, der erst entsteht, wenn ich ihn schreibe, und was ich versuche zu sehen, brennt seine Umrisse über jede Spur von damals, die mir noch bleibt. Und was, wenn nicht? Was passiert mit Erinnerungen, an die man sich nicht erinnert? Was, wenn es keine gibt? Ist es besser als nichts? Vielleicht fange ich an, daran zu glauben.
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Anschauen!
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Und ich dachte wir wären für immer
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lektoriert.
unterm strich lässt sich im frieden auf subatomarer ebene herrscht frieden der strukturelle versuch zu befrieden im theoretischen modell entsteht frieden
als statistische signifikanz ist der frieden dann entwickelt sich emergent frieden bekannter weise gibt es nur frieden in der utopie bleibt es der frieden
(c) prosa kleiner stunden
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tspnch · 7 months
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Unscharfe Klarsicht
Ich erkenne mich nicht mehr selbst, jeder Spiegel zeigt mir eine neue Welt, jedes Bild ein neues ich wer bin ich und wer bin ich nicht?
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abmgw · 2 years
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ABMGW 209 Hidden Girl
ABMGW 209 Hidden Girl
Thema der Woche: Kurzgeschichten, und zwar von Ken Liu …und zwar dessen zweiter Sammelband, gefüllt von Visioen von Singularitäten, Fernen Zukünften, Singularitäten, Horr der Gegenwart, Singularitäten und Singularitäten. Oh mein Gott soviele Singularitäten.
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fusdbcom · 2 years
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Chiwetel Ejiofor spricht über die Erforschung der Entfremdung für „The Man Who Fell To Earth“
Chiwetel Ejiofor spricht über die Erforschung der Entfremdung für „The Man Who Fell To Earth“
Einen Außerirdischen in einer TV-Show zu spielen, ist ein ziemlich unbeschriebenes Blatt – es sei denn, Sie kennen persönlich einen, Sie haben nichts, worauf Sie Ihren Charakter wirklich stützen könnten. Aber eine solche Rolle könnte näher an der Heimat sein, als Sie denken. Wie Der Mann, der auf die Erde fiel Star Chiwetel Ejiofor sprach mit Stephen Colbert weiter Die Late-Show über das Finden…
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ddc-nightshots · 2 years
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Bier auf dem Teppich - Eine Band steht unter Druck
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xonethousandcriesx · 10 months
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»Die Entwicklung der menschlichen Arbeitsleistungen, Fähigkeiten, ihre Differenzierung und Spezialisierung vollzog sich von den Pharaonen bis Hitler unter der Peitsche der Antreiber. Von den Pyramiden bis zur Reichsautobahn sind die Dokumente der Geschichte ein Ergebnis der politischen Tatsache, dass Nichtarbeitende das Kommando über fremde Arbeitskraft eroberten. Aber nie zuvor war die Tatsache vollständig durchsichtig. Bebel oder Spartakus mussten noch eine spezielle organisierte Propaganda betreiben und um Einsicht werben für etwas, was heute offenkundig ist und keiner Propaganda bedarf. Der Mythus war nie so fadenscheinig. Er war nie so inadäquat.« (Heinz Langerhans 1941. How to Overcome Totalitarianism: 35, in Felix Klopotek 2022. Heinz Langerhans: Die totalitäre Erfahrung. Werkbiographie und Chronik: 135f.)
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hoerbahnblog · 2 years
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Hörbahn on Stage: Maximilian Zech liest aus: "Aus einer Zeit " – anschließend spricht Uwe Kullnick mit dem Autor über seinen Roman, seinen Protagonisten und sein Schreiben
Hörbahn on Stage: Maximilian Zech liest aus: “Aus einer Zeit ” – anschließend spricht Uwe Kullnick mit dem Autor über seinen Roman, seinen Protagonisten und sein Schreiben
Hörbahn on Stage: Maximilian Zech liest aus: “Aus einer Zeit ” – anschließend spricht Uwe Kullnick mit dem Autor über seinen Roman, seinen Protagonisten und sein Schreiben Lesung Maximilan Zech (Hördauer ca. 25 min) Gespräch zwischen Maximilian und Uwe Kullnick (Hördauer ca. 36 min) Moderation Uwe KullnickMaximilian Zechs Debütroman ist eine melancholische Parabel über Anpassung, Entfremdung und…
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zegalba · 5 months
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æ nr mòus: Entfremdung der juli (2023)
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mona-liar · 9 months
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Ich weiß, dass ein BWL-Studium vollkommen wertlos ist weil ein Freund von mir BWL studiert hat und er mir letzte Woche die Frage gestellt hat, wie man denn seine steuererklärung macht und ob ELSTER eine app sei
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meanieinspace · 10 months
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Es gibt eine weit verbreitete Ansicht zum religiösen Glauben unter den Liberalen und sogar den Linken - dass der religiöse Glaube eine Wahl sei. Meist wird unterschieden zwischen dem persönlichen Glauben als ein individueller, spiritueller Lifestyle und der organisierten Religion als gesellschaftlicher und politischer Institution. Das Wort »Freiheit« findet so seinen Weg zurück auf Lippen, die es sonst nicht ohne ein spöttisches Lächeln oder beißenden Sarkasmus aussprechen können - my freeze peach indeed. Diese neugefundene Wertschätzung des Glaubens hat seinen Zweck: Freiheit und Hochachtung des Spirituellen sind die Werkzeuge, mit denen es entkrallt werden soll. Was soll das heißen? Wer ihren Glauben als eine freie Wahl betrachtet, glaubt nur an sich. An etwas zu glauben, heißt, es als etwas anzusehen, das einen selbst übersteigt. Wer sich vorbehält, sich auszusuchen, ob ein Gott/eine Kraft/o. ä. sie übersteigt, stellt sich über sie. Die Freiheit, zu glauben, was ich will, ist eine nette Phrase, um die Leute zu beruhigen, aber bedeutungslos, denn im Glauben oder nicht Glauben hat der Wille keinen Platz. Zum Glauben zu finden ist immer eine Offenbarung. Die Wahl ist die Wahl, sich einer höheren Macht zu unterwerfen, sobald man sie erkannt hat. An diesem Punkt ist eine Verweigerung irrelevant - wer kann schon gegen etwas rebellieren, das es nicht gibt?
Es gibt noch eine andere Ansicht dazu, die sich auch manchmal in linke Räume verirrt: In unserer heutigen Welt, so heißt es, brauche es Religion (ohne Kirche) mehr denn je. Die Kirchen haben ihre Fehler, aber das religiöse Leben sei notwendig, damit die Leute nicht verrohen, damit es einen Ort frei von den Anforderungen der Leistungsgesellschaft gäbe, in dem die Menschen noch Menschen sein dürften und echte, zwischenmenschliche Begegnungen haben könnten. Wer glaubt, die Menschen mit dem Glauben erziehen zu können, irrt. Was hat Captain Bill Shatner denn gesehen, als Bezos ihn ins All gefeuert hat? Worüber reden die Flat-Earthers auf ihren Youtube-Kanälen und in ihren Facebook-Gruppen? Welche zwischenmenschlichen Verbindungen knüpfen die Incels auf ihren Message-Boards? Früher hat man den Fanatiker noch gefürchtet, heute beneidet man ihn, und weiß nicht einmal warum. Ist es nicht besser, erst einmal in Erfahrung zu bringen, was man selbst überhaupt glaubt, bevor man den Glauben anderen als Heilmittel nahelegt?
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