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#ideologiekritik
shape · 2 months
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Warenform, Denkform, Revolution: Über Notwendigkeiten der Ideologiekritik
zugleich ein Disput zwischen Karl Heinz Roth und Joachim Bruhn
00:12 Die neuen Arbeitsverhältnisse und die Perspektive der Linken - Schwächen und Stärken eines überfälligen Diskussionsvorschlags. Karl Heinz Roth
23:12 Warenform, Denkform, Revolution: Über Notwendigkeiten der Ideologiekritik, zugleich eine Antwort auf Karl Heinz Roth. Joachim Bruhn
43:36 Flaschenpost im Dunkeln. Eine Fahndung nach dem revolutionären Subjekt mit Philipp Schweizer, Erich Hahn, Karl Held und Peter Bulthaup
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xonethousandcriesx · 10 months
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»Die Entwicklung der menschlichen Arbeitsleistungen, Fähigkeiten, ihre Differenzierung und Spezialisierung vollzog sich von den Pharaonen bis Hitler unter der Peitsche der Antreiber. Von den Pyramiden bis zur Reichsautobahn sind die Dokumente der Geschichte ein Ergebnis der politischen Tatsache, dass Nichtarbeitende das Kommando über fremde Arbeitskraft eroberten. Aber nie zuvor war die Tatsache vollständig durchsichtig. Bebel oder Spartakus mussten noch eine spezielle organisierte Propaganda betreiben und um Einsicht werben für etwas, was heute offenkundig ist und keiner Propaganda bedarf. Der Mythus war nie so fadenscheinig. Er war nie so inadäquat.« (Heinz Langerhans 1941. How to Overcome Totalitarianism: 35, in Felix Klopotek 2022. Heinz Langerhans: Die totalitäre Erfahrung. Werkbiographie und Chronik: 135f.)
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hintergrundrauschen · 2 months
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Das Sein bestimmt das Bewußtsein – nicht, zumindest nicht materialistisch. Denn der Materialismus schreibt sich nicht von der Materie her als vom Ersten, dem das Bewußtsein den Spiegel vorhielte, sondern von der in die negative Totalität des Kapitalverhältnisses gebannten Gattung. Der Materialismus ist keine Milieutheorie, kein Determinismus; überhaupt leitet er nicht ab. Er stellt kritisch dar. Er treibt, sagt Marx, »Kritik durch Darstellung«, d.h. die objektivierte Selbstreflexion der in sich verkehrten Gesellschaft im Horizont ihrer ultimaten Krise als ihrer definitiven Wahrheit. Der Materialismus ist so keine Ursprungsphilosophie, sondern das Selbstbewußtsein negativer Dialektik, nicht die Große Methode von Intellektuellen, die sich aufs Objekt anwendet, sondern Kritik, die die verdinglichte Immanenz des Objekts aufsprengt. Der Materialismus ist nicht, schon gar nicht in seiner kategorischen Position als Kommunismus, Organ eines Interesses, Agent einer Klasse, Kommissar eines Programms: deshalb taugt er weder zur »Wissenschaft als Beruf« noch zu deren Konsequenz: »Politik als Beruf«, weil er das Widervernünftige der kapitalisierten Gesellschaft nicht ins System schachteln und als Theorie vergolden mag. Materialismus ist der Antagonist von derlei Praktiken der Rationalisierung, dieses, wie Adorno sagt, »Defaitismus der Vernunft«. Schließlich ist der Materialismus keinesfalls Marxismus. Denn Marxismus ist vorkritisch, eine Option bürgerlicher Aufklärung. Marxismus ist zudem antikritisch, eine Strategie radikalbürgerlicher, jakobinischer Intellektualität. Wo der Materialismus der marxschen Kritik der politischen Ökonomie von Ideologie spricht, da hört der Intellektuelle penetrant Interpretation, Meinung, Manipulation: Dies, um sich zur professionellen Vermittlung von sog. »Tatsachenurteilen« und sog. »Werturteilen« zu ermächtigen. Das ist wesentlich autoritär. Nicht nur, weil der Intellektuelle das gesellschaftliche Unwesen verdoppelt, indem er sich verhält wie das Geld zur Ware, d.h. als Philosoph, der den »gerechten Preis« ausmittelt. Sondern auch, weil der philosophische Akt schon in der bloßen Form seines Urteils jenen Unterschied von Wesen und Schein setzt, wonach, ökonomisch betrachtet, der Gebrauchswert bloß Erscheinung des Werts und, politisch betrachtet, das empirische Individuum nur Ausdruck des juristischen Subjekts ist: »faule Existenz«. Schließlich ist Marxismus konterrevolutionär, denn das zu emanzipierende »Wesen« der Menschen ist keinesfalls Arbeit; wäre es so, ginge es tatsächlich um die »Befreiung der Arbeit«, würde die Repression des Besonderen durchs Allgemeine, des Individuums durch die Arbeitskraft fortgeschrieben, während doch freie Assoziation und endlich, so, wie Adorno in den Minima Moralia den Kommunismus glücklich definiert, die »Einheit des Vielen ohne Zwang« herrschen soll. Der Materialismus ist kein Marxismus, weil jedweder Marxismus seit Karl Kautsky und W.I. Lenin auf den barbarischen Satz Stalins führt: »Wer nicht arbeitet, der soll auch nicht essen«. Summa summarum ist der Materialismus kein Marxismus, weil er die marxsche Kritik der politischen Ökonomie beim Wort nimmt und damit als die Einheit von Kapitalkritik, Staatskritik und Ideologiekritik, als die sie von Anfang an gedacht war: Das ist die Quintessenz.
Bruhn, Joachim (2003): Adorno: Die Konstellation des Materialismus, in: Risse, No. 5, wieder abgedruckt in: Freundeskreis Joachim Bruhn (2024) (Hg.): Materialismus und Barbarei. Pamphlete und Essays, Amsterdam, Verlag de Munter (Raubdruck), S. 123f.
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fabulous5k · 2 years
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[Materialistische Gesellschaftskritik] ist die »geistige Reproduktion der gesellschaftlichen Totalität des Kapitals im Medium ihrer Kritik.« (Joachim Bruhn). Die Gegenstände ihrer Kritik lassen sich nur in der abschaffenden Praxis auf ihren Begriff bringen: Die Wahrheit über das Kapital wäre einzig seine Abschaffung.
Stefan Grigat - Fundamentale Wertkritik vs Ideologiekritik
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zitation · 2 months
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Ein Nachruf auf Joachim Bruhn Von Clemens Nachtmann
Militanter Aufklärer
Sein Denken war »antideutsch« im besten Sinne, noch bevor die Parole geprägt wurde. Der Theoretiker und intellektuelle Agitator Joachim Bruhn, Mitglied der Initiative Sozialistisches Forum (ISF) und Mitbegründer des Freiburger Verlags Ça ira, war ein freundlicher, zu Witzen aufgelegter, aber dabei stets verbindlicher Mensch, der auf den ersten Blick so gar nicht dem Bild zu entsprechen schien, das seine gestochen elaborierten Texte von ihm vermitteln mochten. Doch war der Gegensatz nicht so schroff, wie er zunächst anmutete; zwar wuchs, wo er polemisierte, kein Gras der konstruktiven Denkungsart mehr, aber seine Kritik war bei aller Vehemenz nie eifernd, wütend oder schimpfend, sondern eben: verbindlich, schneidend sachlich und angriffslustig. Bruhns Denken ist zentriert um eine Rekonstruktion der Marx’schen Kritik der politischen Ökonomie, die sich gegen die theoretischen Borniertheiten und das entsprechende epochale Versagen sowohl der alten Arbeiterbewegung als auch der Neuen Linken richtet.
Der Erfahrungsgehalt, der sein Denken antrieb, war der gleiche, der auch der Kritischen Theorie zugrunde liegt: der der nazistischen Barbarei, bei der das Proletariat massenhaft mitmachte, anstatt sie zu verhindern, und die seit 1945 zwar formell beendet ist, aber ideologisch und institutionell fortlebt. Es waren die Achtundsechziger-Linken und es sind ihre heutigen Nachfahren, nicht irgendwelche Rechten, die das nazistische Erbe zukunftsträchtig weiterbewirtschaften: indem sie mit progressiver Gesinnung und im Namen von Antifaschismus und »Kultursensibilität« mit dem Islam fraternisieren und den jüdischen Staat delegitimieren. Bruhn nannte derlei Treiben das, was es ist: Aufklärungsverrat. Weil er wusste, dass es etwas noch Schlimmeres geben kann als das Kapital, nämlich die ihm entsprungene Barbarei, hat er die Intention materialistischer Ideologiekritik neu bestimmt: als Sabotage jener Bedingungen, unter denen das einzelne Individuum sich die Tendenz des Ganzen zu eigen macht. Die Bedingungen dafür erkannte er in der negativen Verfasstheit des Kapitalverhältnisses selbst, das jedem Einzelnen zumutet, seinen Widersinn praktisch zu vollstrecken und gedanklich zu rationalisieren, das heißt, sich als Subjekt zu verhalten, das glaubt, über sich und die Wirklichkeit souverän zu verfügen und sie geistig und politisch zu kommandieren; und indem es das tut, reproduziert es bewusst das bewusstlose Prozessieren der Gesellschaft, im äußersten Fall bis hin zu deren barbarischer Explosion. Ungeschmälerte Erkenntnis bedeutet demnach: dass das Subjekt gegen sich selbst, seine notorische Neigung zu Beziehungswahn und zur Wichtigtuerei andenken muss – die sich wiederum sprachlich, nämlich im gespreizten Jargon des Meinens und Dafürhaltens verrät. Joachim Bruhn hingegen hatte als passionierter Kritiker eine Liaison mit der Sprache; aus seinen Texten geht klar hervor, dass Stil kein Accessoire ist, sondern sachliche Notwendigkeit; wer sich zum Kapital nicht polemisch verhält, verhält sich unsachlich zu ihm, war sein Motto.
Dass Deutschland als Vorreiter der kapitalentsprungenen Barbarei fungiert, war für Bruhn fraglos, ebenso, dass deren Begriff eine wesentlich internationale Konstellation bezeichnet; »antideutsch« im besten Sinne war sein Denken, noch bevor die Parole geprägt wurde, und vom »Islamfaschismus« hat er in den neunziger Jahren als einer der ersten gesprochen. Was er postulierte, praktizierte er auch: ungeschützt zu denken, ohne Deckung sich vorzuwagen. Das ist es, was man von ihm lernen kann; seine Einsichten wie Merksätze daherzubeten, wie es immer wieder geschah und geschieht, widerspricht ihrer Form und ihrem Gehalt.
Joachim Bruhn ist am 28. Februar 2019 mit 64 Jahren gestorben. Eine Stimme militanter Aufklärung ist damit verstummt. Sie wird schmerzlich fehlen.
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korrektheiten · 3 months
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M.S.: »Bemerkenswerter Text von Heinzelmaier🟥 Bernhard Heinzelmaier, der aufgrund seiner kompromißlosen Ideologiekritik häufig... http://dlvr.it/T1rRlP « @MSLive_aut
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bga-koeln · 1 year
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Nach der documenta 15
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Podiumsgespräch zu Antisemitismus im Kunst- und Kulturbetrieb Montag, 3. April 2023, 19:30 Uhr Universität zu Köln, Hörsaalgebäude, Hörsaal A2, Universitätsstraße 35, 50931 Köln.
Die Präsentation antisemitischer Werke sowie das Engagement antiisraelischer Künstler:innen für die documenta fifteen – eine der weltweit bedeutendsten Ausstellungsreihen, die zwischen Juni und September 2022 in Kassel stattfand – war absehbar. Bereits Monate vor der Eröffnung der Documenta 15 hatten umfassende Recherchen, die eine kritische Prüfung der politischen Positionen des engagierten Künstler:innenkollektivs Taring Padi nahelegten, Diskussionen ausgelöst. Doch statt die Warnungen ernst zu nehmen und gegen Antisemitismus auf der Kunstschau zu intervenieren, wurde und wird dieser verharmlost und die Kritik bagatellisiert. In der Kunst- und Kulturszene finden sich viele Unterstützer:innen der Israel-Boykott-Kampagne BDS, was für jüdische und israelische Künstler*innen nicht ohne Konsequenzen bleibt. Der seit langem in Köln lebende israelische Videokünstler Boaz Kaizman beobachtet und kritisiert diese Entwicklung. Im Dezember 2022 wandte er sich mit einem offenen Brief an Hortensia Völckers (Vorstand Künstlerische Direktion der Kulturstiftung des Bundes) und kritisierte den Umgang mit der documenta fifteen. Antisemitismus und Israelhass sind selbstredend auch Probleme des Kölner Kunst- und Kulturbetriebes, den es kritisch in den Blick zu nehmen gilt. Das für den 9. Mai angesetzte Konzert des BDS-Supporters Roger Waters ist nur ein besonders prominentes Beispiel dafür. Im Rahmen der Veranstaltung wird Alex Feuerherdt in einem Inputvortrag die Umtriebe von BDS-Supportern im Rahmen der documenta fifteen und im Kunstbetrieb insgesamt beleuchten. Anschließend wird er im Gespräch mit Werner Fleischer und Boaz Kaizman unter anderem über die Möglichkeiten von Kunst in der Gegenwart sprechen, die in einen Kunst- und Kulturbetrieb eingebettet ist, in dem Antisemitismus und Antizionismus weit verbreitet sind. Zu den Teilnehmenden: Boaz Kaizman ist ein Videokünstler aus Israel der seit langer Zeit in Köln lebt. Vor Kurzem wandte er sich mit einem offenen Brief an Hortensia Völckers - Vorstand / Künstlerische Direktion der Kulturstiftung des Bundes. Darin kritisiert er den Umgang mit der documenta-fifteen. Dringlicher Appell: https://dringlicherappell.boazkaizman.de Offener Brief: https://www.youtube.com/watch?v=PRTtGAJYohE Alex Feuerherdt ist Publizist und Lektor. Er veröffentlicht Texte u.a. auf seinem eigenen Blog »Lizas Welt«, bei MENA Watch und in der Wochenzeitung Jungle World. Jüngst veröffentlichte er zum Beispiel den Text "We don't need no Roger Waters". https://www.mena-watch.com/we-dont-need-no-roger-waters Werner Fleischer veröffentlichte in Sans Phrase – Zeitschrift für Ideologiekritik, zuletzt den Text »Nie hätten wir uns vorstellen können …« Gegenaufklärung statt Kunst: Über die antisemitische documenta fifteen". Der Text kann hier heruntergeladen werden: http://www.sansphrase.org/.../Werner-Fleischer_Nie...
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sammeldeineknochen · 2 years
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Der Kampf gegen das Coronavirus kann nur gemeinsam mit dem Kampf gegen ideologische Mystifizierungen und als Teil eines grundsätzlichen ökologischen Kampfes geführt werden.
Slavoj Zizek: “Pandemie! COVID-19 erschüttert die Welt”, S.72
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kwiekommunismus · 4 years
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„Und da ich das Wort Arbeit gebraucht habe, will ich nicht unterlassen zu bemerken, daß heutzutage sehr viel Unsinn über die Würde der körperlichen Arbeit geschrieben und gesprochen wird. An der körperlichen Arbeit ist ganz und gar nichts notwendig Würdevolles, und meistens ist sie ganz und gar entwürdigend. Es ist geistig und moralisch genommen schimpflichen für den Menschen, irgendetwas zu tun, was ihm keine Freude macht, und viele Formen der Arbeit sind ganz freudlose Beschäftigungen und sollten dafür gehalten werden.“
- Oscar Wilde: Der Sozialismus und die Seele des Menschen, S. 32 - 33
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einsamaufdenbahamas · 4 years
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Die ge­wal­ti­ge Er­leich­te­rung dar­über, dass es dem an­ti­se­mi­ti­schen Mord­bren­ner nicht ge­lun­gen war, Juden zu töten, son­dern „nur“ zwei Deut­sche, er­mög­lich­te es nicht nur einem deut­schen In­nen­mi­nis­ter, den fre­chen Juden über den Mund zu fah­ren. Auch in dem ge­mein­sa­men In­ter­view, dass Der Spie­gel mit dem ehe­ma­li­gen Au­ßen­mi­nis­ter Ga­bri­el und dem noch am­tie­ren­den Mi­nis­ter­prä­si­den­ten Ha­seloff führ­te, schwa­dro­nier­te ers­te­rer vom „Glück im Un­glück“, da ein Mas­sa­ker in der Syn­ago­ge „die in­ter­na­tio­na­le Sicht auf Deutsch­land“ ver­än­dert hätte. Kon­kre­te Juden, die nur knapp einem an­ti­se­mi­ti­schen Mas­sa­ker ent­ron­nen sind, in­ter­es­sie­ren Deut­sche in ihrem Kampf gegen An­ti­se­mi­tis­mus herz­lich wenig, son­dern jü­di­sche Ge­mein­den sol­len als be­rei­chern­des „jü­di­sches Leben“ die Staf­fa­ge im Bild des mo­ra­lisch ge­läu­ter­ten Deutsch­lands ab­ge­ben.
- Martin Stobbe (Bahamas Nr. 83/2019)
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shape · 4 months
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Meueler: Konstant ist aber seine Kritik am Genozidbegriff, den damals die Friedensbewegung ebenso bemüht hat wie heute die Palästina-Solidarität. Für ihn gilt der Genozidbegriff für den industriellen Massenmord an den Juden und sonst eben nicht. Diese Kritik scheint mir von der Linken nicht reflektiert worden zu sein. Kannapin: Welch ein Wunder, dann müsste man ja nachdenken. Und vor allen Dingen ist gerade die Inflationierung dieser Art von Begriffen wie Genozid und Ähnlichem ein ganz klarer Ausweis, dass wir mitten in der Barbarei sind, weil eben diese Reflexionsebene fehlt. Wie Klaus schon gesagt hat: Heute gibt es genügend Anlässe für große Debatten, aber die Debatten finden nicht statt. Meueler: Immer wenn die Feuilletons von Debatten sprechen, sind es keine. Hayner: Es gibt diese interessante Bemerkung von Pohrt, dass die großen Feuilletons auf die Finanzkrise 2008 mit Debatten über Alternativen zum Kapitalismus reagierten. Und er fragte: Warum fangen die jetzt damit an? Das ist nach Pohrt ganz einfach: Sie wissen selber, dass es keine Alternative zum Kapitalismus gibt oder dass diese unter den jetzigen gesellschaftlichen Bedingungen zumindest nicht von den Debatten, die im Feuilleton geführt werden, abhängt. Diese Debatten haben also etwas zutiefst Illusionäres. Illusionspflege und Bekenntnisrituale ist Pohrt immer direkt angegangen, und das völlig zu Recht. [...] Kannapin: Wenn Autoren zu Werkausgaben und damit zu Klassikern werden, dann ist nicht die Frage, was Pohrt heute gedacht hätte, sondern: Wie kann man ihn als Denkhilfe benutzen?
In den 80er Jahren war der Soziologe und Publizist Wolfgang Pohrt der wichtigste Ideologiekritiker der westdeutschen Linken, der er nationalistische, autoritäre und antisemitische Tendenzen vorwarf. Dafür wurde er gehasst: Robert Jungk bezeichnete ihn als »verwirrten Typen«, der mit seiner »Aggressivität« nicht fertig werde; für Reinhard Mohr war er ein »deutscher Apokalyptiker«, und Hermann L. Gremliza nannte ihn einen »bürgerlichen Marxisten«. Er kam von der Kritischen Theorie und wollte aber lieber als Journalist als an der Universität arbeiten.  Nach dem Mauerfall untersuchte er in zwei Studien das »Massen­bewusstsein« der Deutschen (»Der Weg zur inneren Einheit«) und »Die Menschen im Zeitalter ihrer Überflüssigkeit« (»Brothers in Crime«) und zog sich sukzessive aus der Öffentlichkeit zurück. Er starb am 21. Dezem­ber 2018 im Alter von 73 Jahren nach langer Krankheit. In der Edition Tiamat sind seine Werke in 13 Bänden erschienen – in ihrem blauen Einband sehen sie aus wie die von Marx und Engels.
[...]
Bittermann: Pohrt hatte als wissenschaftlicher Mitarbeiter einen total lockeren Job, aus heutiger Perspektive traumhaft. Er musste keinerlei Organisation und Bürokratie bewältigen und hatte die »Ein-Tage-Woche«, wie er mir mal schrieb, erfunden: Von Hannover bzw. Berlin nach Lüneburg fahren, das Seminar halten, dann wieder zurückfahren, und der Rest der Woche war frei. Aber er fand es deprimierend, in Lüneburg zu arbeiten vor Studenten, die mit der Kritischen Theorie nichts mehr anfangen konnten, von der er ja geprägt war. Doch ich kenne tatsächlich Leute, die sogar aus Hamburg nach Lüneburg angereist sind, um dort seine Seminare zu besuchen. Das heißt: Er ist als Wissenschaftler schon damals aufgefallen. Doch er hat die Uni als Ort empfunden, an dem man nichts bewirken kann. Er hätte ohne Probleme Professor werden können, das wurde ihm mehr oder weniger sogar angeboten. Aber er hat die Uni gehasst, vor allen Dingen seine Kollegen.
Hayner: Es gibt bei Pohrt etwas spezifisch Antiakademisches. Wenn man allein an seine Dissertation denkt, die »Theorie des Gebrauchswerts« – die legt direkt gegen die Professoralform des Marxismus los. Später gibt es Polemiken zum Staatsfeind auf dem Lehrstuhl, wo Pohrt sich dazu äußert, warum Adorno auf einem Lehrstuhl gelandet und warum das etwas anderes ist, als wenn seine gesamte Schülerschaft glaubt, sie müsse naturgemäß auch auf einem Lehrstuhl landen. Da gibt es eine große Abneigung dagegen, die Kritik zu institutionalisieren. Denn dann ist sie auch eingesperrt. Kritische Akademie heißt ja eben auch: Wirkungslosigkeit zu akzeptieren als eine Voraussetzung dafür, sein eigenes Zeug machen zu können.
[...]
Bittermann: Für Pohrt nicht. Man hat seinen Texten immer angesehen, worauf die rekurrieren und worauf die gründen. Christoph Türke hat damals gesagt, was er an Pohrt wirklich so bewundert habe, war, dass er es verstanden habe, die Theorie der Frankfurter Schule auf den Journalismus anzuwenden, ohne dass viel verloren gegangen sei. Das war die Kunst, und das war anspruchsvoller Journalismus, wo einem ansonsten meist nur Halbwissen angeboten wird.
[...]
Bittermann: Jakob, du hast in der »Welt«, als du Pohrts Briefe besprochen hast, die als letzter Band in der Pohrt-Ausgabe erschienen sind, gefragt: Was würde Pohrt heute sagen? Ich finde aber, dass Pohrt auf die heutige Zeit nicht so einfach anzuwenden ist. Für Pohrt hat immer der Grundsatz gegolten, dass die Wahrheit einen zeitlichen Kern hat. Was wahr ist, ist also davon abhängig, wie die gesellschaftlichen Verhältnisse sich entwickeln. Und die sind heute anders als in den 90er oder nuller Jahren. Die Ausländerverfolgung, die Pogrome Anfang der 90er, gab es später nicht mehr in dem Maße, wie Pohrt 2004 in »FAQ« schrieb. Zu diesem Zeitpunkt wurde die Ausländerverfolgung praktisch zur Staatsräson, als Schröder den »Aufstand der Anständigen« ausrief. In diesem Moment geht es dann darum zu fragen: Was steckt hinter dieser Politik? Das heißt nicht, dass Pohrt die vorhandene Ausländerfeindlichkeit geleugnet hätte, aber in dem Moment, wo der Staat, sich dieses Problems annimmt, geht es für einen Soziologen um andere Fragestellungen. Die Haltung, grundsätzlich misstrauisch gegen den Mainstream zu sein, die Pohrt auszeichnete, hätte für ihn heute vermutlich keinen Bestand mehr, denn der sich austobende Antisemitismus angesichts der Tatsache, dass sich Israel zur Wehr setzt, hätte ihn vermutlich ziemlich in Rage versetzt. Es ist also falsch, Pohrt vorzuwerfen, er habe seine Meinung wie seine Hemden gewechselt.
Kannapin: Das würde ich mittlerweile komplett anders sehen. Ich habe 2012 eine Polemik gegen seinen Band »Kapitalismus forever« geschrieben und fand, da sei er hinten runtergefallen, habe sozusagen seinen Frieden mit allen gemacht. Wenn man das aber im Nachhinein noch mal liest, dann stellt man fest, dass sich an Pohrts Grundpositionen nicht viel geändert hat. Nur die Sachlage ist eine andere. Er weiß nicht mehr, mit wem er kämpfen soll, also muss er sehen, wie er sich selber positioniert. Das gilt auch für »Das allerletzte Gefecht«: Man muss seine späteren Texte lesen, um dann auf seine früheren zurückzukommen. Und natürlich hätte er in so einer Kriegssituation wie jetzt nicht geschwiegen, da bin ich mir ziemlich sicher.
Hayner: Noch mal zur Frage »Was würde Pohrt heute sagen?«. Er hatte in den 80ern an der Friedensbewegung einiges auszusetzen, hat sie als »deutschnationale Erweckungsbewegung« bezeichnet. Wenn aber heute die Massen mit ihren Ukraine-Fähnchen wedeln und ihre Instagram-Profile damit schmücken, dann sind sich alle einig, dass, wer vom Frieden redet, als Putinist, mindestens als Friedensschwurbler zu gelten habe. Die marode Friedensbewegung ist nun keine nationale Erweckungsbewegung mehr, sondern nationales Feindbild. Deshalb kann man nicht sagen: 1982 gilt derselbe Pohrt wie 2023. Das Pohrt’sche Denken bietet uns trotzdem die Kategorien und die Begriffe und irgendwie auch den nötigen Schmiss, den nationalen Konsens zu analysieren: Heute ist nicht die Kriegsgegnerschaft, sondern die Kriegsbefürwortung tonangebend. Wer für den Frieden ist, kann nicht mehr für den Westen und für die Freiheit und was auch immer sein. In nahezu allen politischen Fragen heute gibt es im Großen und Ganzen nur Zustimmung. Und die geht bis zu dem Flügel der Linken oder der Regierung, der alles mitmacht, aber immer mit Bauchschmerzen. Abschiebung und Aufrüstung mit Bauchschmerzen.
Meueler: Konstant ist aber seine Kritik am Genozidbegriff, den damals die Friedensbewegung ebenso bemüht hat wie heute die Palästina-Solidarität. Für ihn gilt der Genozidbegriff für den industriellen Massenmord an den Juden und sonst eben nicht. Diese Kritik scheint mir von der Linken nicht reflektiert worden zu sein.
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unstimmigeharmonie · 6 years
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[Warnung: arg milieu-intern]
Viel Häme gab es bereits für diesen Text und wie üblich ist sie teils übertrieben (und sagt einiges über die ‘Kritiker’), aber hier hat es Wertmüller auch nicht anders verdient. Abgesehen von Unsachlichkeiten ist der Duktus diesmal wirklich miserabel - aber das Verwerflichste liegt an anderer Stelle. An der Bahamas schätze ich, dass sie Verschüttetes offenbart, dass sie einen selbst aus unbewusst eingeschlagenen Denkpfaden herausreißt. Diesen Job leistet sie noch immer ganz gut (stark abhängig vom/n Autor/in mittlerweile) - so durchaus auch in diesem Text. Das Problem ist aber ein Methodisches der Ideologiekritik an sich. Auch als rein negativ muss sie im einzelnen Bewusstsein immer einen Ausgangspunkt nehmen, der letztlich positiv ist, und gegen den man selbst blind bleibt, wenn man ihn sich nicht bewusst macht. Der Linke etwa leistet Ideologiekritik soweit, wie es dem eigenen Ausgangspunkt nicht entgegensteht und bleibt ewig blind oder aber er gesteht es sich offen ein, ‘als Linker’ zu agieren und lebt forthin mit den Widersprüchen und legitimiert das als ‘Politik’. Die Unzulänglichkeiten sind offensichtlich und so ist der Anspruch der quasi 'freien’ Ideologiekritik, sich von solchem Standpunkt zu lösen, zu begrüßen. Allerdings nimmt man diesen eben spätestens dann ein Stück weit ein, wenn man den Gegenstand der Kritik wählt - und tut man dies nicht mit einem gewissen allgemeinen Interesse, dann waltet das eigene, natürlich auch in die Totalität eingeschlossene Hirn (Warenform-Denkform) und der Ausgangspunkt wird auch aus unbewussten Motiven eingenommen. Wertmüller hat nun scheinbar ein großes Bedürfnis, gegen Die Partei zu schreiben - und zunächst ist dagegen ja nichts einzuwenden, dass man sich so damit auseinandersetzt und eine Kritik formuliert: In der Wahl der Gegenstände ist das eigene Interesse ja auch nie ganz zu tilgen - und sollte es auch gar nicht, ist es doch der zuverlässigste Motor der intellektuellen Arbeit. Reguliert wird dies aber dadurch, wenn man nicht einfach so ins Blaue hinein Ideologiekritik betreibt, sondern eben ein Interesse hat, das an diese gekoppelt ist (und das ist ja eigentlich der Anspruch der Bahamas im Sinne der kritischen Theorie): die befreite Gesellschaft, Kommunismus also. Interesse meint nicht Ziel einer ‘Praxis’, sondern Perspektive der Theorie - die dadurch zur Kritik wird. Mit dieser Perspektive wäre nun auch klar, dass es sich im Fall hier um ein Randphänomen handelt, eine unbedeutende Zeitschrift und eine 1%-Partei. Möchte man hier also abseits des Erkenntnisgewinns zwingend eine Folge fürs Handeln ableiten, wäre dies allemal negativ: Man liest die Titanic eben nicht und hält sich von der Partei fern bzw. wählt sie nicht. Und man kann sich getrost wieder relevanteren bzw. schöneren Dingen widmen. - Dabei will es Wertmüller aber nicht belassen, was andeutet, dass er sich in der Kritik nicht mehr vom Gegenstand leiten lässt, der natürlich auch seine Relevanz vorgibt, sondern von seinem Bedürfnis, seinem Interesse: u.a. sich auch ja von allem abzugrenzen, womit er in Berührung kommen könnte (vgl. auch den Leipzig-Text). Und Abgrenzung will Resultate sehen. Abseits des diesmal noch ärger polternden Schreibstils, der bei allen Treffern, die er inhaltlich landet, den Text teils ins Peinliche zieht, und abseits des schwachen Abschnitts über Prostitution fordert er nämlich - und das ist der eigentliche Affront - am Schluss die Leser auf, “alles in ihrer Macht stehende zu unternehmen, den Herren Tim Wolff, Martin Sonneborn, Leo Fischer und ihren zahlreichen kichernden Claqueuren das lustige Leben und Wirken gründlich zu versauern". - Hier steht also ernsthaft am Ende eine Aufforderung zum politischen Engagement, verbunden mit dem schrecklichen Pathos vom 'Einsatz der ganzen Person', das doch sonst zurecht auch in der Bahamas kritisiert wird. Wem außer dem Autor und seinem Bedürfnis ist denn bitte geholfen, wenn man ein paar Randfiguren das Leben schwer macht? (Man könnte weiter fragen, was damit eigentlich genau gemeint ist..) Wenn ich Agitation will, um mir mein Subjekt-Dasein mit milieu-interner Pseudopraxis oder mein Bewusstsein mit Moral (hier eben: 'Du stehst doch wohl auf der Seite des Westens oder?!') zu füllen, kann ich auch zu linker Postille oder rechter 'Islamkritik' greifen. 
Also nein, ich werde mit Sicherheit nichts unternehmen. Ich wünsche Fischer & Co trotz Humordifferenzen einzig und selbstverständlich, dass sie nicht Ziel von Islamisten werden - und, muss man angesichts der Wortwahl wohl ergänzen, auch von eventuellen Folgen solcher light-Fatwas verschont bleiben. Ansonsten kann man sie getrost links liegen lassen und sich Texten widmen, die nicht wütend zum Handeln auffordern, sondern ruhig die Widersprüche offen legen - hoffentlich auch weiter in der Bahamas. Setzt man sich aber am Ende wie hier nur noch zum Ziel, belanglosen Satirikern das Leben zu “versauern”, hat man mit dem richtigerweise abgelegten Standpunkt auch die Perspektive verloren, die die ‘freischwebende’ Ideologiekritik an solch Irrflügen hindern könnte.
“Der Gegensatz beginnt damit, daß der Justus Wertmüller die Kritik, die ja ein Instrument der gesellschaftlichen Vivisektion, und die Polemik, die in Wahrheit ein Florett ist, gerne mit einer Dampframme verwechselt. So ist seine Dampframme konstruiert, daß sie unbedingt und jedenfalls auf Entscheidung geht. Im Prinzip ist das richtig, weil ja die Kritik ihrem Adressaten einen Spielraum öffnen soll, einen Raum der Entscheidung und der Freiheit, indem sie, gerade durch ‘Denunziation’ (Marx), einen Ort konstituiert, an dem subjektive Verantwortung und also die Freiheit von Ideologie überhaupt möglich wird. Falsch ist dagegen, wenn die Alternative, innerhalb derer sich entschieden werden soll, aus dem blauen Himmel erfunden wird. Dann setzt sich der Mann an der Ramme dem bestimmten Verdacht aus, es ginge ihm nicht um die Entscheidung zwischen dem Wahren und dem Falschen, sondern darum, die Position des Dezisionisten als solche zu okkupieren, d.h. die Position der Justitia, die die Waage hält und damit selbst im Jenseits von wahr und falsch operiert. Stimmte dieser Verdacht, so wäre das ganz falsch. Denn das wäre die Position des bürgerlichen Intellektuellen, des Theoretikers, der im Geiste tut, was der Wert praktisch tut." - Joachim Bruhn (bereits 2003)
„Die kritische Theorie ist weder ‚verwurzelt‘ wie die totalitäre Propaganda noch ‚freischwebend‘ wie die liberalistische Intelligenz. [...] Die Festigkeit der Theorie rührt daher, daß bei allem Wandel der Gesellschaft doch ihre ökonomisch grundlegende Struktur, das Klassenverhältnis in seiner einfachsten Gestalt, und damit auch die Idee seiner Aufhebung identisch bleibt.“ - Max Horkheimer
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Das Sein bestimmt das Bewußtsein – nicht, zumindest nicht materialistisch. Denn der Materialismus schreibt sich nicht von der Materie her als vom Ersten, dem das Bewußtsein den Spiegel vorhielte, sondern von der in die negative Totalität des Kapitalverhältnisses gebannten Gattung. Der Materialismus ist keine Milieutheorie, kein Determinismus; überhaupt leitet er nicht ab. Er stellt kritisch dar. Er treibt, sagt Marx, »Kritik durch Darstellung« (MEW 29: 550), d. h. die objektivierte Selbstreflexion der in sich verkehrten Gesellschaft im Horizont ihrer ultimativen Krise als ihrer definitiven Wahrheit. Der Materialismus ist so keine Ursprungsphilosophie, sondern das Selbstbewußtsein negativer Dialektik, nicht die Große Methode von Intellektuellen, die sich aufs Objekt anwendet, sondern Kritik, die die verdinglichte Immanenz des Objekts aufsprengt. Der Materialismus ist nicht, schon gar nicht in seiner kategorischen Position als Kommunismus, Organ eines Interesses, Agent einer Klasse, Kommissar eines Programms: deshalb taugt er weder zur »Wissenschaft als Beruf« noch zu deren Konsequenz: »Politik als Beruf«, weil er das Widervernünftige der kapitalisierten Gesellschaft nicht ins System schachteln und zur Theorie vergolden mag. Materialismus ist der Antagonist von derlei Praktiken der Rationalisierung, dieses, wie Theodor W. Adorno sagt, »Defaitismus der Vernunft« (AGS 6: 15). Schließlich ist der Materialismus keinesfalls Marxismus. Denn Marxismus ist vorkritisch, eine Option bürgerlicher Aufklärung. Marxismus ist zudem antikritisch, eine Strategie radikalbürgerlicher, jakobinischer Intellektualität. Wo der Materialismus der marxschen Kritik der politischen Ökonomie von Ideologie spricht, da hört der Intellektuelle penetrant Interpretation, Meinung, Manipulation: Dies, um sich zur professionellen Vermittlung von sog. »Tatsachenurteilen« und sog. »Werturteilen« zu ermächtigen. Das ist wesentlich autoritär. Nicht nur, weil der Intellektuelle das gesellschaftliche Unwesen verdoppelt, indem er sich verhält wie das Geld zur Ware, d. h. als Philosoph, der den »gerechten Preis« ausmittelt. Sondern auch, weil der philosophische Akt schon in der bloßen Form seines Urteils jenen Unterschied von Wesen und Schein setzt, wonach, ökonomisch betrachtet, der Gebrauchswert bloß Erscheinung des Werts und, politisch betrachtet, das empirische Individuum nur die Fußnote des juristischen Subjekts ist: »faule Existenz«. Schließlich ist Marxismus konterrevolutionär, denn das zu emanzipierende »Wesen« der Menschen ist keinesfalls Arbeit; wäre es so, ginge es tatsächlich um die »Befreiung der Arbeit«, würde die Repression des Besonderen durchs Allgemeine, des Individuums durch die Arbeitskraft fortgeschrieben, während doch freie Assoziation und endlich, wie Adorno in den »Minima Moralia« den Kommunismus glücklich definiert, die Einheit der Vielen ohne Zwang herrschen soll, d. h. »die Verwirklichung des Allgemeinen in der Versöhnung der Differenzen« (AGS 4:114). Der Materialismus ist kein Marxismus, weil jedweder Marxismus seit Karl Kautsky und Lenin auf den barbarischen Satz Stalins führt: »Wer nicht arbeitet, der soll auch nicht essen (Stalin 1938: 159). Summa summarum ist der Materialismus kein Marxismus, weil er die marxsche Kritik der politischen Ökonomie beim Wort nimmt und damit als die Einheit von Kapitalkritik, Staatskritik und Ideologiekritik, als die sie von Anfang an gedacht war: Das ist die Quintessenz.
Bruhn, Joachim (2012): Die Konstellation des Materialismus, in: Lukács, Georg u. a.: Verdinglichung, Marxismus, Geschichte. Von der Niederlage der Novemberrevolution zur kritischen Theorie. Herausgegeben und eingeleitet von Markus Bitterolf und Denis Maier, ça ira-Verlag, Freiburg, S. 367f.
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zappenduster · 7 years
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Ich habe mir zwei brandaktuelle Blockbuster-Kinofilme gegeben: "Alien: Covenant" und "Wonder Woman". Die kurze Rezension: LOL. Die lange: Filme in Zeiten des Post-Pop-Kolonialismus. "Alien: Covenant" erzählt durch und durch die großen dialektischen Geschichten der Schöpfung und Auslöschung. Und zwar auf sämtlichen Ebenen. Man geht den gewohnten, zweifelsohne wichtigen Weg der (westlichen) Zivilisationskritik; künstliche Intelligenz wird demnach nicht nur den Menschen, sondern auch den oder die Schöpfer des Menschen vernichten. Im Film glücklicherweise aus Fleisch und Blut, sonst hätte man, Gott bewahre, am Ende noch Religions-, bzw. Ideologiekritik leisten müssen oder man hätte es völlig versaut, wozu ein Ridley Scott allerdings scheinbar nicht konsequent, aber eben auch nicht dumm genug ist. Wie schon mit "Prometheus" versinnbildlicht, ist alles Religiöse längst in einen totalitären Positivismus gekippt; nicht mehr der irrationalen, höheren Macht, nicht mehr Gott oder den Göttern gibt man die Schuld am Selbst und an der Menschheit, sondern der vermeintlich rational be- und greifbaren Natur - selbst noch in ihrer abstraktesten, mikrobiologischen Form. In diesem Falle liegt diese Schuld bei anderen, höher entwickelten, sehr menschenähnlichen Lebewesen auf fernen Planeten, in Lichtjahre entfernten Systemen, die den Menschen wie wir ihn kennen einst erschufen und sich dann aus dem Staub machten oder besser gesagt, zu Staub gemacht wurden. In "Alien: Covenant" geschehen, durch das amoklaufende, schöpferische Potential des Menschen, welches letztendlich selbst schöpferisch wird und sich auf das Irrationale, Biologistische und Naturbestimmte rückbesinnt; auf die Erschaffung der Instinkte, auf die barbarische Natur der Sache, auf das reine Material und auf die des erbarmungs- und geistlosen Monsters, welches die Algorithmen des Schöpfers eben nicht, oder zumindest noch nicht, erreicht. Das Alien als das materialistisch Fremde einerseits, und als Sinnbild einer parasitären Entfremdung andererseits. Das ist in jedem Stück Kultur das sich dieser Thematik verschreibt eine Philosophie, die immer aktuell ist und wohl auch immer aktuell bleiben wird. Was jedoch nicht heißt, dass automatisch etwas Erkenntnistheorerisches dabei herausspringt. In "Alien: Covenant" sind das aber wenigstens die langersehnten Facehugger - wir alle haben diese Kerlchen doch frühestens seit 1979 fest ins Herz geschlossen - und ein tatsächlich überraschendes und doch recht sprachlos machendes Gorefest, welches man in den 80er und 90er Jahren noch in den dunklen und verbotenen Ecken der Welt suchen musste und diese Suche auch eher mühsam vonstatten ging, da indiziert oder gar beschlagnahmt. Mittlerweile hat auch die kleinste Nische, die drastischste Darstellung und jedes vermeintlich behütetste Geheimnis einen festen Platz im Mainstream. Ob es sich dabei nun um eine 55 minütige, surreale Alptraumreise unter der Leitung David Lynchs zur Primetime im Serienformat handelt, oder darum, dass jedes noch so kleine und nichtssagende Harshnoise-Projekt aus Hürth eine eigene, aufwändig produzierte Dokumentation auf Netflix bekommt, welche die “Untold Story” endlich (!) auf den positivistischen Informationsfetisch der Konsumenten loslässt; die undurchsichtige Ideologie der Transparenz durchdringt alles Kulturelle und Private, während es alles Ökonomische und Politische verschleiert. Ich erinnere mich sehr gerne daran, als man eine “Blade Runner”-Fassung mit alternativem Ende, welche wirklich kaum jemand zu Gesicht bekam, auf LaserDisc besaß, für die man lange Wege zurücklegen, Rechtslagen und Regulierungen umgehen, abenteuerliche Reisen bestreiten und aufwändige Recherchearbeit leisten musste und die man daher wie sein Augapfel behütete und vor gierigen Blicken zu schützen sich verpflichtet sah, und der sich in den aufkommenden Vervielfältigungsmedien, bereits in der VHS ankündigenden Sharing-Economy, bzw. -Community, unbedingt vorenthalten wollte, denn dort vermutete man schon früh jene Beliebigkeit, die dem Besonderen und der Kunst im Allgemeinen Schaden zufügen sollte. Vom behüten, und meinetwegen auch vom konstruieren von Geheimnissen, hin zur Tabuisierung derselben und somit zur totalitären Preisgabe, worin schon im Begriff der Wert steckt. Und was sich nicht mindestens zur Effizienzsteigerung kaufen lässt, hat bekanntlich keinen. Ins Gegenteil kippt da "Wonder Woman". Dass man vorher jede Menge um den Film herum lesen musste, z.B. er hätte etwas mit Feminismus zu tun und wie man doch nur die Frechheit besitzen könne, eine jüdisch-israelische Schauspielerin die auch noch Zionistin ist für einen antikolonialen Film auszuwählen, sagt bereits schon einiges über ihn aus. Das Setting: eine sehr weibliche Amazone, die auf einem Pferdchen an Wasserfällen vorbeireitet und in einem mystischen Tal fernab der Zivilisation wie wir sie kennen im Matriarchat lebt, welches wiederum von männlichen Göttern aus Ton geformt und durch Magie zum Leben erweckt wurde, ist auserwählt die Welt von abtrünnigen Göttern zu befreien, die die Menschheit zu Kriegen verleiten. Aha, dieser Feminismus ist also gemeint und normalerweise denkt man an dieser Stelle auch nicht mehr weiter über all das nach, wäre da nicht diese gegenaufklärerische mythologische Ideologe, die im Film letztendlich ausgespielt wird, sogar rechtbehalten soll und die anscheinend nur von der Frau als solche ordnungsgemäß dargestellt werden kann. Und leider muss man sagen; das ist wirklich das, was uns der postmoderne Feminismus dieser Tage fast überall zu erzählen hat. Religiöse und mythische Konzepte haben mehr als nur einen festen Platz darin gefunden, sind häufig die sinnstiftenden und motivierenden und sogar "empowernden" Faktoren einer alles inkludierenden Praxis, die dann nicht selten aussieht wie eine verwirrte Sekte mit diversen Stammesbräuchen. Davon abgesehen, dass jede und jeder sicherlich nun zurecht in Gal Gadot verknallt sein dürfte, nicht zuletzt in ihr tatsächlich sehr feministisches privates Bekenntnis, sich offen als Zionistin "zu outen", ist von diesem Film leider rein gar nichts emanzipatorisches zu erwarten. Die einzige Befreiung sollte man sich also selbst gönnen und aus dem Kinosaal gehen, sobald es langweilig wird, denn spannender wird es danach definitiv nicht mehr. Man stelle sich diesen dümmlichen Plot und dieses dümmliche Szenario im zweiten, statt im ersten Weltkrieg vor; der Aufschrei wäre groß. Wobei das sicher auch eher meinem Wunschdenken entsprechen dürfte, denn wer weiß es eigentlich noch nicht? Die Deutschen, von einer höheren Macht befallen, gezwungen und entmündigt. Das weiß doch heutzutage nun wirklich jeder und der intersektionale Feminismus ist diesem Wissen leider eifrig auf den Fersen. Oder hat es teilweise sogar schon umrundet.
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korrektheiten · 2 years
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„Die Vernunft und ihre Feinde“Sarrazin stellt neues Buch vor: Sprechstunde der Ideologiekritik
Die JF schreibt: »Thilo Sarrazin stellt sein neues Buch vor und legt den Finger in die Wunden und benennt die Mißstände im Land. Dabei sekundiert ihm der Schriftsteller Uwe Tellkamp. Journalisten der etablierten Medien mußten sich bei der Buchpräsentation warm anziehen. Die JF war vor Ort. Dieser Beitrag „Die Vernunft und ihre Feinde“Sarrazin stellt neues Buch vor: Sprechstunde der Ideologiekritik wurde veröffentlich auf JUNGE FREIHEIT. http://dlvr.it/SX3059 «
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ose-creation-blog · 4 years
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Ich bin Jacques Ruas Künstler, Ideologiekritiker und Programmierer. Als gebürtiger Franzose kam ich im Jahr 2001 nach Deutschland, fasziniert von Technik und Musik absolvierte ich mein Fachabitur in Computertechnik an einem Disburger Berufskolleg. Geprägt von den sogenannten französischen Ghettos und dessen Armut und Kriminalität, arbeitete ich nach meinen Abschluss an einer Virtuellen Plattform, um sowohl meine Lebensideologie wie auch meine Sozialkritische Musik zu verbreiten. Im Jahr 2005 öffnete ich mein erstes Musikstudio in Wesel, 15 Jahre später mit angesammelter Erfahrung hab ich meine Künstleragentur in Dinslaken geöffnet. Wenn du mehr über meinen Werdergang erfahren willst besuche die über mich Seite.
Alles Grosse begann mit eine kleine Idee, einem kleinem Traum. Es hat jahre lange Arbeit gebraucht um dieser Traum umzusetzen. Heute steht das Grundgerüst und Ich oSe Creation biete heute Zahlreiche Dienstleistungen und digitalen Content rund um Kunst Ideologiekritik und moderne Technik an.
Als Künstler bin ich stark geprägt von der sogenannten Goldenen Zeit des Französischen Hip Hop ende der 90ziger und von Black Metal. Die Musik mit der ich aufwuchs schärfte meinen Sinn für gesellschaftskritik und Philosophie, wodurch ich gierig nach wissen nd unabhängigkeit strebte. 1998 erlangte ich meine erste Cubase Version, mit der ich begann die unendliche Welt der Tontechnik zu erforschen. 2 Dekaden später öffnete Ich in Dinslaken (NRW) die Türen zu meinem derzeitigen Musikstudio, dem SBStudio.
Als Dienstleister biete ich Ton-Abnahmen, Instrumentale und Filmmusik Produktionen sowie das Abmischen und Mastering von Tonspuren. Informationen über meine Arbeit und das SpiegelBild Studio findet ihr auf der Webseite sbstudio.red.
Als Musiker bin ich als Solokünstler zu entdecken, in der Französisch/Deutschen Unterground Rapszene. Gemeinsam mit meiner Partnerin sind wir mit dem Namen "Amphiose" als Hip Hop Duo unterwegs. Aus der langJährigen Freundschaft mit dem Philosophen und Komponisten Pat Laidenbach, entstand im Jahr 2017 Die 2Mann Band Hypnagogia , wir produzieren im SBStudio Ambient Musik und Begleitmusik für Filme und Vertonungen aller Art.
Neben meiner Künstlerischen Entfaltung war es mir wichtig einen Weg zu finden mein können an die Welt zu spenden und programmierte zwei Webseiten auf der ich kostenlose Dienstleistungen anbiete rund um die Musikproduktion und Vermarktung. Auf Dirtyswan.art erstelle ich Onepages für Künstler alle Art. Anhand dem mir bereitgestellten Content von Künstlern, programmiere ich hochwertige Onepages mit responsiv Design und Einbettungen sämtlicher sozialen Netzwerken und Fanseiten.
Mein Künstler Name setzt sich aus oSe und Creation zusammen, oSe steht sowohl für das ende von Franzose als auch für das Französiche Verb "sich trauen". Die Deutsche bedeutung meines Künstler Namen ist "Sich trauen zu kreieren". Diese Gier ,die ich seit anbeginn in mir trage, nach Wissen, nach neues zu Erschaffen und nach das zu hinterfragen was die gewöhnlischen Menschen trotz mangel an klarheit stehen lassen führte mich auf einem Pfad welches sich von meiner Kunst entzieht.
Ich stellte OP-V.com operation Virus her, eine Webseite welche Artikel veröffentlicht über Themen von der Wissenschaft hin zu Politik über verschwörungs Theorien, ernährung und medizinische Alternativen, Philosophie und vieles mehr. Weil ich glaube das kein Gesetzt noch Wissen oder Glaube absolut sein kann, stelle ich meine Welt Anschaung nicht über andere. Es ist meine Gier nach neues Wissen und alternative Denkmuster die mich auf der Idee brachte eine Interview Serie zu starten um Neue Menschen und Ideologien kennen zu lernen.
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