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#tote ohne begräbnis
rwpohl · 2 years
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gegendensatz · 5 years
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Wir sind nicht dazu geschaffen, immer an den Grenzen unserer selbst zu leben. Auch in den Tälern gibt es Wege.
Jean-Paul Sartre: Tote ohne Begräbnis. S.32
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blog-aventin-de · 4 years
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Der Sargtischler
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Geist - Der Sargtischler - Alexander Puschkin
Der Sargtischler - Alexander Puschkin
Die letzten Habseligkeiten des Sargtischlers Adrian Prochorov wurden auf den Leichenwagen geworfen, und das hagere Gespann schleppte sich zum vierten Mal von der Basmanaja in die Nikitskaja, wohin der Sargtischler mit seinem ganzen Haus übersiedelte. Er sperrte den Laden zu, heftete eine Bekanntmachung an das Tor, nach der das Haus zu verkaufen oder zu vermieten sei, und begab sich zu Fuß zu seinem neuen Heim. Als er sich dem gelben Häuschen näherte, das seine Phantasie so lange beschäftigt hatte, bis es endlich um einen ordentlichen Batzen von ihm erstanden wurde, stellte der alte Sargtischler verwundert fest, dass er sich gar nicht freute. Als er dann gar die ihm noch fremde Schwelle seiner neuen Behausung überschritt, und darin auf eine schreckliche Unordnung stieß, da sehnte er sich wieder nach seiner baufälligen Hütte zurück, wo achtzehn Jahre alles in strengster Ordnung verlaufen war. Er schalt seine beiden Töchter und die Magd wegen ihrer Trödelei und packte selbst mit an; so dass bald Ordnung herrschte. Der Schrein mit den Heiligenbildern, der Geschirrkasten, Diwan und Bett nahmen die für sie bestimmten Plätze im hinteren Zimmer ein; in der Küche und im Wohnzimmer wurden die Erzeugnisse des Hausherrn untergebracht: Särge aller Farben und jeder Größe, auch die Schränke mit den Trauerhüten, Mänteln und Fackeln. Über dem Haustor wurde ein Schild angebracht, auf dem ein beleibter Amor mit einer zu Boden gehaltenen, verlöschenden Fackel in Händen dargestellt war, und das die Inschrift trug: 'Hier werden einfache und gestrichene Särge verkauft, überzogen, auch vermietet, sowie alle ausgebessert.' Die Mädchen gingen in ihre Kammer, Adrian besah noch einmal seine Wohnung, setzte sich dann ans Fenster und befahl den Samowar aufzustellen. Der gebildete Leser weiß, dass Shakespeare und Walter Scott ihre Totengräber als lustige und spaßige Leute darstellten, um durch diesen Gegensatz unsere Phantasie stärker zu reizen. Aus Achtung vor der Wahrheit können wir aber ihrem Beispiel nicht folgen und müssen gestehen, dass der Charakter unseres Sargtischlers durchaus seinem düsteren Handwerk entsprach. Adrian Prochorov war stets mürrisch und abweisend gelaunt, er unterbrach sein Schweigen nur, um entweder seine Töchter zu schelten, wenn sie müssig am Fenster standen und den Vorübergehenden nachschauten, oder für seine Erzeugnisse einen übermäßigen Preis von denen forderten, die das Unglück (aber bisweilen auch das Vergnügen) hatten, ihrer zu bedürfen. Während Adrian am Fenster saß und schon die siebente Tasse Tee trank, wurde er seinem Charakter entsprechend von traurigen Gedanken befallen. Er dachte an den Gussregen, der vor einer Woche das Begräbnis des verabschiedeten Brigadiers gerade am Schlagbaum überrascht hatte. Davon waren mehrere Mäntel zu eng geworden, und viele Hüte hatten ihre Form eingebüßt. Er sah unvermeidliche Ausgaben kommen, denn sein alter Vorrat an Bestattungsausrüstungen befand sich in einem kläglichen Zustand. Er hoffte den Verlust durch die alte Kaufmannsfrau Trjuchina wettzumachen, die schon ein Jahr lang todkrank darniederlag. Aber die Trjuchina wohnte auf dem Razgulaj, und Prochorov fürchtete, dass die Erben trotz ihres Versprechens zu faul sein könnten, so weit nach ihm zu schicken, und statt dessen mit einem näher wohnenden Leichenbestatter abschließen würden. Diese Überlegungen wurden ganz unerwartet von drei freimaurerischen Schlägen an die Tür unterbrochen. "Wer da?" fragte der Sargtischler. Die Tür öffnete sich, und ein Mann, dem man auf den ersten Blick den deutschen Handwerker ansehen konnte, betrat die Stube und ging mit fröhlicher Miene auf den Leichenbestatter zu. "Entschuldigen Sie, lieber Herr Nachbar," sagte er in jenem Russisch, das wir bis auf den heutigen Tag nicht hören können, ohne zu lachen, "entschuldigen Sie, dass ich Sie gestört habe... Ich hatte den Wunsch, möglichst schnell mit Ihnen bekannt zu werden. Ich bin Schuhmacher, mein Name ist Gottlieb Schulz, und ich wohne über der Straße, in jenem Häuschen, das Sie durch Ihr Fenster stehen können. Morgen feiere ich meine silberne Hochzeit und bitte Sie und Ihre Töchter, bei mir gemütlich zu Mittag zu speisen." Die Einladung wurde gnädig angenommen. Der Sargtischler bat den Schuhmacher Platz zu nehmen und eine Tasse Tee mit ihm zu trinken. Dank dem offenen Charakter von Gottlieb Schulz kamen sie auch bald in ein freundschaftliches Gespräch. "Wie gehen die Geschäfte, Euer Gnaden?" fragte Adrian. "Eh, hehe", antwortete Schulz, "so, so. Ich kann mich nicht beklagen. Allerdings ist meine Ware nicht so wie die Eurige: ein Lebender kommt ohne Stiefel aus, aber ein Toter kann ohne Sarg nicht leben." "Das ist wahr,", erwiderte Adrian, "aber wenn der Lebende kein Geld hat, um sich Stiefel zu kaufen, bracht man sich aber auch nicht zu ärgern, denn er geht auch barfuß; ein toter Bettler jedoch verlangt den Sarg umsonst." Auf diese Art setzten sie ihr Gespräch noch längere Zeit fort; endlich erhob sich der Schuster und verabschiedete sich vom Sargtischler, indem er seine Einladung wiederholte. Am nächsten Tag, Schlag zwölf Uhr, schritten der Sargtischler und seine Töchter durch die Pforte des neugekauften Hauses und begaben sich zum Nachbarn. Ich werde weder den russischen Kaftan des Adrian Prochorov beschreiben, noch die europäische Kleidung Akulinas und Darjas, womit ich in diesem Fall von der Gewohnheit der heutigen Romanschreiber abweiche. Als nicht überflüssig erachte ich den Hinweis, dass beide Mädchen gelbe Hüte und rote Schuhe trugen, was sie nur bei festlichen Gelegenheiten taten. Das enge Quartier des Schuhmachers war voller Gäste, größtenteils deutsche Handwerker mit ihren Frauen und Gesellen. Von russischen Beamten war nur der Polizist Jurko anwesend, ein Finne, der sich ungeachtet seiner bescheidenen Stellung die besondere Gunst des Hausherrn erworben hatte. An die fünfundzwanzig Jahre hatte er treu und ehrlich gedient wie der Postillion Pogorelskijs. Der Brand des Jahres 1812, der die alte Hauptstadt vernichtete, hatte auch sein gelbes Wächterhäuschen zerstört. Aber sofort nach der Vertreibung des Feindes erschien auf dem alten Platz ein neues, grau gestrichenes, mit weißen Säulen im dorischen Stil, und Jurko begann wiederum, neben ihm in voller Uniform, mit Hellebarde und einem Panzer bewaffnet, auf- und abzuschreiten. Fast alle Deutschen, die um das Nikita-Tor wohnten, kannten ihn; manche von ihnen mussten sogar mitunter vom Sonntag zum Montag bei Jurko übernachten. Adrian machte sich sofort bekannt mit ihm als ein Mann mit dem man früher oder später einmal zu tun haben könnte, und als die Gäste sich zu Tisch setzten, nahmen sie nebeneinander Platz. Herr und Frau Schulz und ihr Töchterlein, das siebzehnjährige Lottchen, speisten gemeinsam mit den Gästen, bewirteten sie und halfen der Köchin bedienen. Das Bier floss reichlich. Jurko aß für vier, Adrian gab ihm nichts nach; seine Töchter zierten sich; die deutsch geführte Unterhaltung wurde von Stunde zu Stunde lauter. Plötzlich bat der Hausherr um Aufmerksamkeit, entkorkte eine versiegelte Flasche und sagte laut auf Russisch: "Auf das Wohl meiner guten Luise!" Der künstliche Champagner schäumte. Der Hausherr küsste zärtlich das frische Gesicht seiner vierzigjährigen Gefährtin, und die Gäste tranken lärmend auf das Wohl der guten Luise. "Auf das Wohl meiner lieben Gäste!" rief der Hausherr, eine zweite Flasche öffnend, und die Gäste dankten ihm, indem sie von neuem ihre Gläser leerten. Dann folgte ein Wohl eines jeden Gastes im besonderen, man trank auf das Wohl Moskaus und eines ganzen Dutzends deutscher Städtchen, man trank auf das Wohl der Meister und Gesellen. Adrian trank eifrig mit, bis er so lustig war, dass er selbst einen spaßigen Toast ausbrachte. Da erhob einer der Gäste, ein dicker Bäcker, sein Glas und rief: "Auf das Wohl derer, für die wir arbeiten, unsere Kundschaft!" Der Vorschlag wurde, wie alle anderen, freudig und einstimmig angenommen. Die Gäste begannen, sich voreinander zu verbeugen, der Schneider vor dem Schuster, der Schuster vor dem Schneider, der Bäcker vor beiden, alle vor dem Bäcker und so weiter. Während dieser Verbeugung wandte sich Jurko an seinen Nachbarn und rief ihm zu: "Also los, Väterchen, trink doch auf das Wohl deiner Toten!" Alles lachte mit, aber der Sargtischler fühlte sich beleidigt und zog die Stirn kraus. Niemand bemerkte es; die Gäste tranken weiter, und man läutete schon zur Vesper, als die Tafel aufgehoben wurde. Die Gäste trennten sich spät, die meisten waren angeheitert. Der dicke Bäcker und ein Buchbinder, dessen Gesicht in einem roten Saffian-Einband zu stecken schien, führten Jurko untergefasst in sein Wächterhäuschen, wobei sich in diesem Fall das russische Sprichwort bewahrheitete: Die Schuld wird durchs Bezahlen schön. Der Sargtischler kam betrunken und zornig nach Hause. "Ja, warum denn eigentlich," grübelte er laut, "wieso ist mein Handwerk weniger ehrenhaft als jedes andere? Ist denn der Sargtischler ein Bruder des Henkers? Worüber lachen diese Mamelucken? Ist denn der Sargtischler ein Kirchweihgaukler? Ich hatte mir vorgenommen, sie alle zur Einzugsfeier zu laden und ihnen ein üppiges Festmahl vorzusetzen: damit ist es nun vorbei! Aber ich werde jene einladen, für die ich arbeite: die rechtgläubigen Toten!" "Was hast du denn, Väterchen?" fragte die Magd, die ihm gerade die Stiefel auszog. "Was phantasierst du da! Bekreuzige dich! Tote zur Einzugsfeier zu laden! Was für ein Frevel!" "Bei Gott, ich werde sie einladen", fuhr Adrian fort, "und gleich für morgen. Ich bitte ergebenst meine Wohltäter, morgen abends bei mir zu speisen; ich werde euch mit allem bewirten, was mir Gott gegeben hat." Mit diesen Worten begab sich der Sargtischler zu Bett und begann bald zu schnarchen. Draußen war es noch dunkel, als Adrian geweckt wurde. Die Kaufmannsfrau Trjuchina war eben diese Nacht gestorben, und ein berittener Bote ihres Verwalters kam mit der Nachricht zu Adrian gesprengt. Der Sargtischler gab ihm dafür einen Groschen Trinkgeld, zog sich eilends an, nahm einen Kutscher und fuhr nach dem Razgulaj. Vor dem Haustor der Verewigten stand schon die Polizei, Kaufleute gingen ein und aus wie Raben, die Aas wittern. Die Verstorbene lag auf dem Tisch, gelb wie Wachs, aber noch nicht entstellt von der Verwesung. Um sie herum drängten sich die Verwandten, Nachbarn und Hausleute. Alle Fenster standen offen; die Kerzen brannten: die Priester lasen Gebete. Adrian ging auf den Neffen der Trjuchina zu, einem jungen Kaufmann in modischem Rock, und meldete ihm, dass der Sarg, die Kerzen, die Decken und das andere Bestattungszubehör sofort geliefert würden. Der Erbe dankte ihm zerstreut, indem er bemerkte, dass er um den Preis nicht feilschen und sich in allem auf Adrians Gewissenhaftigkeit verlassen werde. Der Sargtischler schwur wie gewöhnlich, keinen überflüssigen Groschen von ihm zu nehmen, wechselte einen bedeutungsvollen Blick mit dem Verwalter und fuhr davon, um alles Nötige zu veranlassen. Den ganzen Tag fuhr er vom Razgulaj zum Nikita-Tor und zurück; gegen Abend hatte er alles in Ordnung gebracht und ging, nachdem er seinen Kutscher entlassen hatte, zu Fuß nach Hause. Es war eine helle Mondnacht. Der Sargtischler kam glücklich bis zum Nikita-Tor, an der Himmelfahrtskirche rief ihm unser Bekannter Jurko, der ihn erkannt hatte, ein "Gute Nacht" zu. Es war spät. Der Sargtischler näherte sich schon seinem Haus, als es ihm plötzlich schien, als ob jemand zu seinem Tor ging, die Pforte öffnete und hinter ihr verwand. "Was könnte das bedeuten?" dachte Adrian. "Wer braucht mich denn schon wieder? Es wird sich doch nicht ein Dieb bei mir eingeschlichen haben! Oder sollten am Ende gar Liebhaber zu meinen Närrinnen kommen? Das werden die richtigen sein!" Und der Sargtischler dachte schon daran, seinen Freund Jurko zu Hilfe zu rufen. In diesem Augenblick kam wieder jemand zur Pforte geeilt und wollte hinein; als er aber den Hausherrn herbeilaufen sah, blieb er stehen und zog grüßend seinen Dreispitz. Adrian kam sein Gesicht bekannt vor, aber in der Eile hatte er keine Zeit, es genau zu betrachten. "Sie geruhen zu mir zu kommen?" sagte Adrian keuchend. "Treten Sie gütigst ein, bitte!" "Mach keine Geschichten, Väterchen!" antwortete jener hohl! Adrian hatte keine Zeit, viele Umstände zu machen. Die Pforte war offen, er ging zur Treppe und jener kam hinter ihm her. Adrian kam es vor, als ob in seinen Zimmern Leute hin und her gingen. "Was ist das für ein Teufelsstücklein!" dachte er und beeilte sich einzutreten... Da knickte er zusammen: das Zimmer war voll Verstorbener! Der Mond beschien durch das Fenster ihre gelben und blauen Gesichter, die eingefallenen Wangen, die trüben, halbgeschlossenen Augen und die hervorspringenden Nasen... Adrian erkannte in ihnen mit Entsetzen die Leute, die er bestatten geholfen, und in dem Gast, der zusammen mit ihm hereingekommen war, den während des Platzregens beerdigten Brigadier. Sie alle, Damen und Herren, umdrängten den Sargtischler und begrüßen ihn mit Verbeugungen und Kratzfüßen; nur ein armer Schlucker, der vor kurzem umsonst bestattet werden musste und sich jetzt seiner Lumpen wegen sorgte und schämte, stand demütig im Winkel, ohne näherzukommen. Alle übrigen waren gut angezogen: die verstorbenen Damen in Hauben und Bändern, die verstorbenen Beamten in Uniform, aber unrasiert, die Kaufleute in ihren Festtags-Kaftanen. "Siehst du, Prochorov," sagte der Brigadier im Namen der ganzen ehrenwerten Gesellschaft, "wir alle haben uns auf deine Einladung hin erhoben; nur jene sind zu Hause geblieben, die nicht mehr können, weil sie schon ganz auseinander gefallen und nur mehr Knochen ohne Haut sind; aber selbst da hat es einer nicht ausgehalten, er wollte zu gerne bei dir sein..." In diesem Augenblick schob sich ein kleines Skelett durch die Menge und näherte sich Adrian. Sein Schädel grinste den Sargtischler freundlich an. Fetzen roten und hellgrünen Tuches und alter Leinwand hingen an ihm herunter wie an einer Stange, und die Knochen der Beine schlugen in den großen Kanonenstiefeln wie Stößel in Mörsern. "Erkennt du mich nicht, Prochorov?" sagte das Skelett. "Erinnerst du dich des pensionierten Garde-Sergeanten Petr Petrowitsch Kurilkin, des nämlichen, den du im Jahre 1799 deinen ersten Sarg verkauft hast, und dazu noch einen fichtenen anstatt eines eichenen?" Mit diesen Worten wollte der Verstorbene ihn in seine knöchernen Arme ziehen; aber Adrian nahm alle Kräfte zusammen, schrie auf und stieß ihn von sich. Petr Petrowitsch taumelte, schlug hin und fiel ganz auseinander. Unter den Verstorbenen erhob sich ein unwilliges Gemurmel; alle traten für die Ehre ihres Kameraden ein, drängten sich schimpfend und drohend an Prochorov heran, und der bleiche Hauswirt, betäubt von ihrem Geschrei und fast erdrückt, verlor die Besinnung, fiel selbst auf die Knochen des pensionierten Garde-Sergeanten und blieb ohnmächtig liegen... Die Sonne beschien schon längst das Bett, auf dem der Sargtischler lag. Endlich öffnete er die Augen und erblickte vor sich die Magd, die den Samowar entfachte. Mit Schrecken gedachte Prochorov all der gestrigen Ereignisse. Die Trjuchina, der Brigadier und der Sergeant Kurilkin spukten noch in seiner Phantasie. Er wartete schweigend darauf, dass die Magd mit ihm ein Gespräch über die letzten nächtlichen Abenteuer beginnen würde. "Du hast aber schön verschlafen, Väterchen Adrian Prochorovitsch!" sagte Aksinja, indem sie ihm den Schlafrock reichte. "Der Nachbar Schneider war schon hier, und der Polizist kam mit der Nachricht gelaufen, dass der Reviervorsteher Namenstag hat; aber du geruhtest zu schlafen, und wir wollten dich nicht wecken." "Und hat man von der verewigten Trjuchina nicht nach mir geschickt?" "Der verewigten? Ja, ist sie denn gestorben?" "Ach du Närrin! Hast du mir nicht gestern selbst geholfen, ihr Begräbnis vorzubereiten?" "Ja Väterchen, bist du um den Verstand gekommen, oder ist dein gestriger Rausch noch nicht verflogen? Was soll denn gestern für ein Begräbnis gewesen sein! Du hast den ganzen Tag bei dem Deutschen geschmaust, bist betrunken nach Hause gekommen, hast dich ins Bett gewälzt und bis jetzt geschlafen; eben haben sie zum Amt geläutet." "Wirklich?" sagte der Leichenbestatter erfreut. "Nicht anders", entgegnete die Magd. "Ja, wenn es so ist, dann gib mir den Tee und ruf die Töchter." Der Sargtischler - Alexander Sergejewitsch Puschkin Read the full article
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theseustempel · 6 years
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Filet № 69
Moby-Dick, Filet № 69 – zwei erste Absätze aus einem Aufsatz über Oberflächen, Wahrschau und Geister. Es empfiehlt sich vielleicht, das kurze Kapitel einer (nochmaligen) Wahrschau zu unterziehen.
 Ein enthaupteter, gehäuteter Wal wird von den Ketten gelassen, treibt langsam vom Walfängerschiff weg auf die Unendlichkeit eines Horizonts zu. »The Funeral« wird zur »Funeral Party« der Aasfresser; zugleich wird die Schändung des Körpers durch Verwertung einen rächenden Geist hervorrufen. Dabei erscheint der Wal, seiner Speckschicht und des Kopfes beraubt, Nicht-Walfängern aus der Entfernung nicht als totes Säugetier, sondern als weiße Landmasse, an der sich Wellen brechen. [1] Diese Wahrnehmung [2] wird in Logbüchern eingezeichnet: als Warnung, dass es hier zu meidende Untiefen, Felsen und Brandungen gäbe. Mitten am Meer. [3]
MD 69 handelt von Signalen und deren Interpretation, von ausgelöschten Signalen, scheinbaren Palimpsesten und Neucodierungen, von Geistern und Wahrnehmungen durch (noch) Lebende. Ein ängstliches Kriegsschiff oder ein auf Entdeckungsfahrt irrender Segler missverstehen [4] das Zeichen für den ›Abschluss der Verwertung‹ als Appell bzw. Signal einer von der Natur angezeigten Gefahr. Dies geschieht zwangsläufig: Wenn in Kapitel 68 – »The Blanket« – die Verletzungen und Lebenslinien des Wals an seiner Haut mit Hieroglyphen verglichen werden, [5] so stellt der Vorgang der Abtrennung des Kopfes [6] wie des Abziehens seiner Haut (und der Haut der Haut [7]) eine Löschung von Informationen dar. Der vom Walfänger abtreibende Rumpf ist Ergebnis einer doppelten bis dreifachen Löschung. Seine Ladung – die relevante Speckschicht – wurde gelöscht, sein Trägermedium und mit diesem die Zeichen wurden abgezogen, verkocht oder verbrannt. Die Daten und Informationen werden aber – und damit endet die verführerische Analogie mit Speichermedien – nicht überschrieben, es kommt nichts hinzu; es wird vielmehr abgetragen, weggeschnitten und abgekratzt. Der zum Begräbnis freigegebene Wal ist somit auch kein »Wunderblock« und ebenso wenig lässt sich von »Palimpsesten« sprechen.
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[1] Wobei man an die Episode der ersten Reise Sindbads in »Tausendundeine Nacht« erinnert wird, in der die Kaufleute auf eine vermeintliche Insel gelangen, die sich als großer Fisch erweist – Sindbad überlebt dessen Untertauchen einem Brett, so wie Ishmael sich mit einem Sarg aus dem Untergang in den Epilog retten kann. (Cf. auch Ernst Bloch: Der Rücken der Dinge. In: Ders.: Spuren. Frankfurt a.M. 1969, S. 172-175 – hier wird der Fisch zu einem riesigen, jahrhundertlange an der Meeresoberfläche geschlafen habenden Kraken; die Kaufleute sind Schiffbrüchige.)
[2] Jendis fügt in seiner Übersetzung »Wahrschau« ein, ohne diesbezügliche Entsprechung bei Melville.
[3] Weshalb es diese inmitten des Meeres geben sollte, ist ebenso wenig zu klären wie die Frage, woher die raubgierigen Vögel kommen – und insofern könnte man diese Stelle als einen küstennahen Witz Melvilles einstufen. Zweite Pointe: bei Beachtung dieser Navigationshilfen auch durch Walfänger wäre der Meeresfriedhof zunehmend unberührt, wie auch die Wale hier künftig ungestört lebten.
[4] Was für die einen das Ergebnis der Anwendung einer Technik ist, stellt sich für die anderen als Ergebnis eines tektonischen Vorgangs dar. Diese anderen werden obendrein als Contradictio in adiecto dargestellt: ängstliche Kriegsschiffer und irrende Entdeckungsreisende zur See. Mit diesem ironischen Schlenkerer aus der Sicht des einstigen Walfängers Melville werden derartige Signalempfänger, die in Ermangelung einschlägiger Erfahrung und daraus ableitbaren kognitiven Wissens die abgezogenen Walleiber falsch verstehen müssen, als unzuverlässige Interpreten der See und ihrer Erscheinungen ausgewiesen. Was diese von der Oberfläche halten und welchen Sinn diese für sie ergibt, wäre somit unterhaltsam.
[5] Bernhard Siegert hat darauf aufmerksam gemacht – »Die äußere Epidermis des Wals wird zum Medium« –, dass Melville hier eine Reihe von Überlieferungsträgern und Zeichenformen der Haut zu- und einschreibt: Hieroglyphen, Kupferstiche, Brillen, Bücher, Malerei, Blattgold, Tätowierungen: »Der Wal ist swohl das Schwarz als auch das Weiß des Schwarz-auf-Weiß des Textes.« (Bernhard Siegert: Kapitel 68: The Blanket. Der Wal als Medium des Wals. In: Neue Rundschau 02/2014, p.185-193, passim)
[6] Gleich zu Beginn von MD 70 heißt es: »It should not have been omitted that previous to completely stripping the body of the leviathan, he was beheaded.« (Kapitel 70) – und der Vierte Absatz nimmt dies nochmals auf: »The Pequod’s whale being decapitated and the body stripped« (ibidem).
[7] Cf. ebenfalls Kap. 68 / Und die Haut des Säugetiers Mensch [!] ist wiederum nach einem stoizistisch motivierten Gedanken Paul Valérys – »Ce qu’il y a de plus profond dans l’homme, c’est la peau« –, den seinerseits Gilles Deleuze aufgreifen wird (Gilles Deleuze: Die Logik des Sinns. Übers. v. Bernhard Dieckmann. Frankfurt/M.: Suhrkamp 1993, p.26), das eigentlich Tiefste. Das Versteckteste würde somit gerade bei derartigen Grenzphänomenen das Offensichtlichste und die Vereinfachung binärer Denkmodelle würde hier deutlich. »Et il y a encore des choses […] qui semblent puissantes, indistinctes […] – Tout à fait d’accord. Des choses qui ne ressemblent à rien […] J’entrevois ici la vie viscères […] – Halte. Défense d’entrer. Danger de mort […] Restons à la surface […] A propos de surface, est-il exact que vous ayez dit ou écrit ceci: Ce qu’il y a de plus profond dans l’homme, c’est la peau? – C’est vrai. – Qu’entendiez-vous par là? – C’est simplicissime […]« (Paul Valéry: L’idée fixe ou deux hommes à la mer. [1932] In: Ders.: Œuvres. Bd. 2. Hg. v. Jean Hytier. Paris 1960, p.195-275, hier p.215).
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Nein, ich fehle nirgends, ich hinterlasse keine Leere. [...]Ich bin aus der Welt gerutscht, und sie ist voll geblieben. Wie ein Ei. Man muß annehmen, daß ich nicht unentbehrlich war.
Jean Paul Sartre: Tote ohne Begräbnis. Rowohlt, 30. Auflage 2012, S.26. 
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Ich sehe deine trockenen Augen, und ich weiß, dass dein Herz eine Hölle ist
Jean- Paul Sartre: Tote ohne Begräbnis. 30. Aufl. Rowohlt, 2012, S.66.
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Du klammerst dich fest und hast Angst loszulassen. Ich hatte auch Angst, die Hände aufzumachen. Man muß sie aufmachen. Laß dich fallen.
Jean- Paul Sartre: Tote ohne Begräbnis. 30. Aufl. Rowohlt, 2012, S.82.
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Wir haben versucht, unser Leben zu rechtfertigen, und wir haben es nicht geschafft. Jetzt werden wir sterben, und unser Tod wird nicht zu rechtfertigen sein.
Jean- Paul- Sartre: Tote ohne Begräbnis, 30. Aufl. Rowohlt, 2012, S.25.
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