Tagebucheintrag.
05.11.2023 (Pai XPai Guesthouse)
Wo soll ich bitte anfangen? Ah, am Anfang wahrscheinlich… Ich bin aufgestanden, habe meine Sachen gepackt, aber zuvor war ich noch frühstücken. Dann wollte ich auschecken, merkte jedoch, dass mein Motorradschlüssel weg war. Ich suchte das Zimmer noch zweimal ab, nichts, meine ganzen Klamotten und Geräte ausgeräumt, nichts.
Als ich zur Rezeption ging, hatten sie ihn zum Glück – oder auch nicht, wie sich später herausstellte. Ich fuhr also los zum ersten Wasserfall. Alles easy, das Abenteuer begann erst jetzt. Als ich zu einem Viewpoint fahren wollte, führte ein ziemlich komisch aussehender Waldweg den Berg hinauf. Nach ca. 2 Kilometern wurde es dann richtig schwer, die Regenzeit hatte tiefe Furchen in den Weg geritzt.
Aber ich Abenteurer musste es natürlich wissen. Nach weiteren 1,5 Kilometern wurde es richtig komisch, es wurde sehr steil und sehr steinig, und kaum hatte ich daran gedacht, lag ich auch schon. Ein paar Kratzer am Motorrad, ist ja nicht schlimm…
Ich fuhr weiter und der Weg wurde immer schlimmer. Auf Maps wurde die Entfernung immer kürzer, und ich wollte nicht aufgeben. Als ich dann das zweite Mal lag, musste ich das Motorrad mit dem Gasgriff hochschieben, so konnte mir zwar das Motorrad umkippen, aber ich nicht. Als es wieder etwas abflachte, setzte ich mich drauf und fuhr weiter. Noch 1,8 km, na easy.
Nach der nächsten Kurve überraschte mich jedoch das Übel. Es wurde wieder richtig steil. Mittlerweile hatte es auch angefangen zu nieseln, und Wasser mit Erde ergibt eine richtig gute Oberfläche, um mit einem Motorrad, das für die Straße gebaut wurde, darauf zu fahren. Ich rutschte aus, blieb am Gasgriff hängen, und neben der Straße ging ein ein Meter tiefer Spalt entlang, in den das Motorrad mit der Schnauze hineinrutschte.
Ich lag in dem Graben unter dem Motorrad. Als ich darunter wegkroch, bin ich schnell aufgesprungen, habe meinen Rucksack und Helm abgelegt und das Bike am Rückrad wieder rausgezogen. Zu meinem Glück war nur die Schnauze reingerutscht, das ist das leichteste von dem Ding. Ok, hier und da ein paar mehr Kratzer, aber mir ging es gut.
Ich ließ das Bike samt Rucksack stehen und schaute um ein paar weitere Kurven, und es war keine Besserung in Sicht. Da ich noch 1,5 Kilometer laufen müsste, und das nur bergauf, habe ich mir gesagt, dass es okay ist aufzugeben, und bin mit dem Bike langsam wieder bergab.
Abenteuerlich wie ich bin, wollte ich aber natürlich nicht den gleichen Weg nehmen. Nein, nein, ich beschloss, einen Weg zu nehmen, der auch bergab ging, jedoch in die andere Richtung, in der Hoffnung, dass dieser Weg besser sei. Nein, natürlich nicht. Ich rutschte mit dem Bike nur noch, und der Weg wurde immer matschiger. Ein Zurück gab es nicht, denn die Reifen würden nur noch durchdrehen.
Nach einem Kilometer bemerkte ich dann, dass ich den Empfänger meines in Chiang Mai gekauften Mikrofons verloren hatte. Ich ging kurz in mich und beschloss, alles an Ort und Stelle zu lassen und joggte 1 Kilometer bergauf, denn der konnte nur im Graben liegen. Und tatsächlich, als ich in den Graben schaute, lächelte mich das kleine schwarze Teil schon an. Ein Glück, denn an die andere "Absturzstelle" wollte ich nicht zurück, das wäre mir viel zu weit, auch für das Geld nicht.
Zurück am Motorrad rutschte ich weiter beim nächsten Versuch, die Gravitation auf ihre Funktion zu testen, brach mir meinen linken Seitenspiegel samt Handyhalterung ab. Die Kaution bekomme ich auf keinen Fall wieder.
Irgendwie merkte ich auch noch ein Klappern unter dem Motorrad. Das war wohl der Aufbockständer, der auf dem Boden schliff. Kurzerhand das Erste-Hilfe-Kit gezückt und mit einer Mullbinde am Kickstarter festgemacht. Ich fuhr weiter und weiter, und dann wurde es richtig krass. Nur noch Erde, nur noch Matsch. Ein Motorrad überholte mich, aber hey, es war ein Offroad-Bike, und er lächelte mich nur an und sagte, ich solle in den Spurrillen fahren. No shit, Sherlock, aber ich rutsche überall, ob das eine Spurrille ist oder sonst was.
Nach vielen Biegen und Brechen war es dann soweit: ASPHALT, oder eher Steinboden, aber okay. Ich landete in einem kleinen Dorf, und genau dann kam ein Platzregen. Hätte der mich erwischt, währenddessen ich auf dem Berg gewesen wäre, hätte ich mir einen Strick nehmen können.
Ich fand Unterschlupf in einer Garage. Als der Regen abnahm, fuhr ich weiter, ohne linken Seitenspiegel, ohne dauerhaftes Navi. Die Straße war mal asphaltiert und mal wieder nur aus Erde, tiefe Löcher mit Wasser, durch die ich bretterte. Nach ca. einer halben Stunde kam endlich eine Hauptstraße. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal eine Straße so sehr geschätzt habe.
Morgen werde ich das Motorrad erstmal in einer Werkstatt checken lassen, und meinen Außenspiegel wieder montieren.
Nach gefühlt einhundertmillionendreihundertvierundsiebzigtausendachthunderfünfundsechszig Kurven kam dann endlich mein Ziel: PAI. In meinem Zimmer traf ich eine Deutsche. Mit ihr war ich dann noch eine Feuershow ansehen, habe etwas gegessen, und dann, gute Nacht.
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Normal würde ich jetzt schlafen .
Aber wir haben bei uns schwere Unwetter und obwohl es dunkel ist ,ist mein Schlafzimmer hell 🫣
Versuche aber dennoch Mal zu schlafen . Auch wenn ich sicher es nicht kann .
Wär jetzt gerne nicht alleine zu Hause .
Aber ich kann das nicht ändern 🙈
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hallo an alle deutschen mutuals. ich weiß gerade gar nicht was ich sagen soll. hoffe bei euch ist es noch trocken; hoffe ihr steht nicht mit dem handy an der bushaltestelle.
an alle da draußen, die drinnen sind: BLEIBT DORT. außer natürlich ihr steht bis zum hals im wasser dann GTFO, natürlich und sucht euch einen hügel (aber siehe lokale gewitterwarnungen!). materielle gegenstände sind im notfall zu vernachlässigen.
an alle momentan noch in der stadt: seid vorsichtig. teilweise fahren busse nicht mehr und es wird langsam dunkel. das wasser steht euch schneller bis zum hals als dass ihr gucken könnt, also auch hier: hügel sind eure freunde. denkt gar nicht daran jetzt nochmal schnell einkaufen zu gehen.
ich hoffe ihr kommt alle gut durch die nacht.
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26. August 2022
Alle Wetter!
Heute ist in Berlin, bei Berlin und um Berlin herum Gewitter angesagt. Das ist einerseits sehr schön, weil die Dürreregion Brandenburg den damit verbundenen Regen gut gebrauchen kann. Anderseits ist so ein Gewitter natürlich gefährlich, und deshalb ist es auch gut, dass es dafür Warnsysteme gibt, die auf dem Smartphone Alarm schlagen.
Allerdings führen die beiden auf meinem Gerät installierten Warn-Apps NINA und KatWarn (und ein bisschen auch die offizielle App des Deutschen Wetterdienstes) zu einem ziemlichen Informationschaos.
Die Wetterentwicklung in Screenshots - los geht’s:
Das sind schon recht viele Warnungen, alle - fast - identisch, und alle mit unterschiedlichen Zeiten. Macht einen schon etwas misstrauisch.
Dann setzt leichter Regen ein, und mit jedem Regentropfen poppt eine neue Warnmeldung auf.
Ok, das scheint beruhigend - überall Unwetter um Berlin herum, nur in Berlin selbst nicht. Ob es dabei bleibt?
Oh, schon vorbei? Moment, das Kleingedruckte: Wandlitz und Birkenwerder sind zwar bei Berlin, aber das die von Süden aufziehende Gewitterfront schon durch sein soll? Merkwürdig.
Gar nicht, geht doch weiter! Gleich mehrfach!
Also, weiter ganz viel Unwetter.
... aber jetzt scheint eine einfache Warnung zu reichen, muss ja nicht alles doppelt und dreifach gewarnt werden, oder?
Moment. Gleich mehrfach Entwarnung bei NINA, obwohl kurz vorher eine neue Warnung bei KatWarn... Ach so. Wieder das Kleingedruckte: Die Gewitterfront ist jetzt bei Rostock und an der Mecklenburgischen Seenplatte angekommen. Das kann man allerdings beim besten Willen nicht als bei Berlin bezeichnen.
Die Erklärung für das Wetter-, nein das Warnchaos schickt mir zwischendurch ein Kontakt via Twitter:
Offensichtlich gab’s diese Störung nicht nur in der iOS-Version, also auf Apple-Geräten, sondern auch auf Smartphones mit dem Android-Betriebssystem (eine solche Warnmeldung vor Warnungen habe ich allerdings nicht bekommen). Und ich habe nicht nur die Wetterwarnungen für meinen Standort in Berlin erhalten, sondern auch für alles in der Umgebung. Einschließlich Entwarnung (die keine war, sondern nur die Aufhebung der vorherigen Warnung, die durch eine verschärfte Warnung ersetzt wurde).
Das wird ein schönes Test-Thema für den noch in diesem Jahr vorgesehenen bundesweiten Warntag – mal schauen, was neben Cell Broadcast (ganz neu in Deutschland, im Rest der Welt seit Jahrzehnten genutzt) und den wenigen verbliebenen Sirenen dann auf den Warn-Apps funktioniert.
(Thomas Wiegold)
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