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#Montherme
taunuswolf · 2 years
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La Meuse mon amour
Warum ich diesen Fluss so liebe – Eine Reisebeschreibung
Schon als kleiner Junge habe ich Flüsse über alles geliebt. Erstaunlicher Weise war der Rhein nie mein Favorit. An seinen Gestaden bin ich aufgewachsen. Er ist bei Bonn so breit, dass man das andere Ufer bei schlechtem Wetter nur noch schemenhaft erkennen kann. Die andere Seite des Stromes mit seinen imposanten sieben Bergen gehörte bereits zu einer fremden, fernen Welt. Die reißenden Fluten und schnell fahrenden Frachtschiffe hatten etwas Bedrohliches. Wie oft wurde ein leichtsinniger Schwimmer, der in die tückischen Strudel der Kribben geriet, leblos aus dem Wasser gezogen. Der Rhein war stets eine Nummer zu groß und zu gefährlich, um mein Kinderherz einzunehmen. Meine große Liebe gehörte schon als Vierjähriger der Weser. Als ich einmal mit meiner Mutter meine Großeltern in Hessisch-Oldendorf besuchte, schaute ich aufgeregt aus dem Fenster des laut stampfenden Dampfzuges und rief ganz aufgeregt: „Ich will die Weser sehen.“ 40 Jahre später bin ich den kleinen Strom und seine Quellflüsse Werra und Fulda, mit meiner Frau im Kanu abgefahren. Zelt und Schlafsack im Gepäck. Nun habe ich mich wieder in einen Fluss verliebt: Die Meuse.
Schmal lang und eigenwillig windet sich der geschichtsträchtige Strom durch Frankreich, Belgien und den Niederlanden. Ihn als „Nebenfluss“ des Rheins zu bezeichnen, ist ein geografischen Fauxpas. Erstens mündet er lediglich zusammen mit dem Rhein ins Meer, bildet mit dem Rhein ein Mündungsdelta, zweitens ist er mit seinen fast 900 Km deutlich länger als Main und Mosel, die jeweils 544 und 525 km messen. Drittens hat die Meuse ein eigenes Stromsystem hervorgebracht, sowie eine Eigenart, die sich auch in der Geschichte der Region und seiner Kultur widerspiegelt. Sie hat sogar einen eigenen Baustil hervorgebracht: Die Maas-Gotik. Beispiele sind die mächtigen, sehenswerten Kathedralen und Kirchen in Dinant, Huy, Liege, Meessen, Tongern und Maastricht.  
Ein Blick auf die Karte zeigt, die Meuse hat sich zwischen die Einzugsgebiete von Rhein und Seine gezwängt. Eigentlich dürfte es diesen Fluss gar nicht geben. Beharrlich hat er es geschafft, immer wieder von Vereinnahmung bedroht, seinen eigenen Weg zu finden. Wie in einer Art römischen Wasserleitung läuft er zunächst vom Hochland Langres kommend über mehr als 250 km eingezwängt zwischen der Aisne – einen Nebenfluss der Oase (Seine) – und der Mosel Richtung Ardennen. Geschützt von den Hängen des Côte de Meuse im Osten und des Argonnen-Waldes im Westen.
Das Einzugsgebiet, den diese im Durchschnitt 15 km schmale „Regenrinne“ bietet ist im wahrsten Sinne des Wortes überschaubar. Die Bäche, die links und rechts von den Kalkhängen herabrieseln, könnte, man als Rinnsale bezeichnen, wenn sie nicht sogar in heißen Sommern komplett austrocknen. Als ich zum ersten Mal mit meiner Frau über die stattliche Brücke von Verdun radelte – Fluss und Schifffahrtskanal sind hier wieder vereint - und auf die große Wasserfläche sah, die an der stolzen Stadt vorbeiströmte, kam ich aus dem Staunen nicht heraus. Die Meuse ist hier gerade mal 172 km lang – ungefähr so lang wie die Eder – und bildet dennoch einen imposanten Fluss, auf dem sogar 200tonnen-Schiffe fahren können. Natürlich haben die französischen Ingenieure mit Stauwehren und Schleusen erheblich nachgeholfen. Trotzdem stellt sich die Frage, wie ein Fluss, der bis dato kaum Zuflüsse besitzt, bereits so viel Wasser führen kann.                         
Harter Kampf mit Rhein und Seine – Die Meuse als Schlachtfeld
Den Kampf, den die Meuse mit ihren Konkurrenten und Wasserräubern Rhein und Seine ausgefochten hat, kann man noch heute an der Landschaft ablesen, die mehr zu bieten hat als Soldatenfriedhöfe, Schlachtfelder und Festungsanlagen. Vor vier Millionen Jahren verlor der Fluss im Oberlauf seinen Nebenfluss Aisne an die Seine/Oase. Vor gerade mal 250 000 Jahren schluckte die zum Rhein gehörende Mosel bei Toul für einige Jahrtausende den gesamten Oberlauf bis Commercy.  Die beiden Flüsse liegen auch heute noch gerade mal 12 Kilometer voneinander entfernt und sind mit einem Kanal verbunden. In ihrem Unterlauf, bereits auf niederländischem Gebiet hat die Meuse, die spätestens hinter Liege Maas heißt, den Spieß umgedreht und die beiden wasserreichen Eifelflüsse Rur und Niers an sich gezogen. Ab Neuss besitzt der Niederrhein keinen nennenswerten linken Nebenfluss mehr.    
Die Zerrissenheit des Stromes hat auch geopolitisch immer wieder ihren Niederschlag gefunden. Jahrhunderte war das Gebiet an den Ufern der Meuse Grenzland. Sprachlich Französisch, politisch Deutsch, denn Deutschland war stets ein föderalistisches Gebilde, das anders als Frankreich seinen sprachlich unterschiedlichen Gebieten weitgehende Autonomie einräumte. So ist es nicht verwunderlich, dass die Fürsten von Bar den Truppen des Sonnenkönigs erbitterten Widerstand entgegensetzten. Bis ins 17. und stellenweise sogar 18. Jahrhundert hinein bildete der Strom mit Unterbrechungen die Grenze zwischen Deutschland und Frankreich. Beschauliche Burgen wie an Rhein und Mosel sucht man an der Meuse vergeblich. Hier wurde nicht gekleckert sondern richtig geklotzt. Bereits die Burg Sedan 1424 vom deutschen Fürsten Eberhard von Marck-Arenberg errichtet ist mit mehr als 30 000 Quadratmetern Umfang eigentlich eine Festungsanlage. Das nicht weit entfernte Montmedy eine regelrechte Festungsstadt. Ebenso Rocroi, Longvy, das am Nebenfluss Chiers liegt, Mézières (Stadtteil von Charleville-Mézières) und vor allem Verdun. Die von den Österreichern errichtete Festung von Givet gehört heute zu Frankreich. Auf belgischer Seite setzt sich die Festungsreihe entlang des Flusses über Dinant, Namur, Huy bis nach Liege fort. In und vor den dicken, bereits Mitte des 17. Jahrhunderts errichteten Bollwerken, wurde mit Unterbrechungen bis 1871, 1918 und sogar im zweiten Weltkrieg erbittert gekämpft. Es gibt wohl kaum eine Region in Europa, die eine solche Dichte an Festungsanlagen aufweist. Spiegelt der Fluss, der mit Seine und Rhein eine Art Existenzkampf ausgefochten hat, die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Deutschland und Frankreich wider?  
Mehr Kulturdenkmäler als Mosel und Main
Die lange Liste der nicht militärischen Kulturgüter entlang der Meuse beginnt in Domrémy-la-Pucelle, dem Geburtsort der Jean d´ Arc, besser bekannt als Jungfrau von Orleans, Nationalheldin und Nationalheilige Frankreichs. Neben dem Geburtshaus ist auch die ihr zu Ehren errichtete Basilika Bois Chenu einen Besuch wert. Das imposante Bauwerk im Stil des Historismus ist ein Beispiel dafür, dass auch im säkularisierten Frankreich der Katholizismus als Identität stiftend angesehen wurde. Dass Jean d´ Arc am Ufer der abgeschiedenen jungen Meuse ihre göttlichen Stimmen vernahm und nicht im lauten Trubel der geschäftigen Seine, sollte zu denken geben. Die Seine wurde zu Johannas Grab, als ihr junger Körper auf einem Platz der Hafenstadt Rouen den Flammen übergeben wurde.
Weiter Flussabwärts in Commercy kommen die Freunde Barocker Schlossanlagen auf ihre Kosten. Das Schloss Commercy, ein lothringisches Versailles, wurde ab 1744 sogar von dem im Exil lebende polnischen König Stanislaus nochmals erweitert. Der noch junge Strom fließt spätestens ab hier von einem Kanal begleitet durch ein weites Tal, ein Auenland, dass im Osten von dem langgezogenen Kalkgebirge und Naturpark Côtes de Meuse begrenzt wird.
Mit ihren tiefen unberührten Wäldern, sanften Tälern und weiten Fernblicken sind die bis zu 400 Meter ansteigenden Höhenzüge zwischen Dun sur Meuse und Commercy ein Paradies für Wanderer und Radler. Besonders empfehlenswert ist der zerklüftete Ostabhang des Gebirges rund um den Ort Hattonchâtel. An den bis zum Wald reichenden steilen Hängen liegt Frankreichs kleinstes Weinbaugebiet. Dazwischen reift eine auch in deutschen Supermärkten nicht wegzudenkende Spezialität: Lothringische Marillen. Die kleinen Dörfer, fast alle aus Naturkalksteinen gebaut, schmiegen sich pittoresk in die Nischen und Buchten des Kalkgebirges, das im ersten Weltkrieg als natürliche Barriere ebenso vehement verteidigt wie auch erstürmt wurde. Deutsche, wie auch französische Soldatenfriedhöfe, Gedenksteine und ehemalige Stellungen sind auch 30 Km südlich von Verdun keine Seltenheit. Dennoch überwiegt die Idylle, die durch ein vorgelagertes Wald- und Seengebiet auch Anglern und Wassersportlern viele Möglichkeiten bietet. Mittendrin von Bergen und Wiesen umgeben das blaue Herzstück: der fünf Kilometer breite buchtenreiche Lac de Madine. Dass er künstlich angelegt wurde, sieht man erst auf den zweiten Blick. Ein Abstecher auf den, steil aufragenden Butte de Montsec, gekrönt von einem tempelartigen US-Amerikanischen Kriegerdenkmal, bietet einen grandiosen Fernblick bis zu den Ardennen und Ausläufern der Vogesen.
Wer hier Urlaub macht, dem bietet auch das benachbarte obere Moseltal vielfältige Möglichkeiten. Zum Beispiel ein Besuch der mittelalterlichen Großstadt Metz – gekrönt von der gewaltigen gotischen Kathedrale Saint Etienne mit Fenstern von Marc Chagall, die gleichfalls alte Bischofsstadt Toul, oder die prächtige barocke Residenzstadt Nancy, die auch für ihre Glasmanufakturen und Jugendstilhäuser weltberühmt ist.                                  
Im Meusetal ist der malerische Ort St. Mihiel mit seiner komplett erhaltenen Altstadt und der 70 Meter langen Renaissance-Hallenkirche St. Michael – birgt eines der Hauptwerke des Bildhauers Ligier Richier – ein längerer Aufenthalt wert. Zumal sich der Ort als Ausgangspunkt für Radtouren in das sanft ansteigende Kalkgebirge Côte du Meuse anbietet. Weiter flussabwärts wird der Radwanderer feststellen, dass Verdun mehr zu bieten hat als die riesigen ausgedehnten Schlachtfeld-Denkmäler und Kriegs-Museen, die beim Stichwort „Verdun“ auf dem Bildschirm erscheinen. Wer durch die engen Gassen der Altstadt auf den Hügel über den Fluss radelt, steht bald vor der mehr als 1000 Jahre alten romanischen Kathedrale Notre Dame, die ungefähr zur gleichen Zeit entstand wie die Kaiserdome Mainz, Worms und Speyer. Die Elemente der Spätgotik fügen sich harmonisch in den knapp hundert Meter langen Baukörper ein. Das Bistum Verdun und der Bau der ersten Kirche geht auf das Jahr 332 n. Chr. zurück. Etwa zeitgleich mit Trier und mehr als 150 Jahre vor Mainz.
Ein weiteres architektonisches Juwel romanischer Baukunst befindet sich stromabwärts im nicht weit entfernten Mont Sassey. Die in den Berghang hineingebaute Notre Dame, zählt mit ihrer geheimnisvollen Krypta zu den schönsten romanischen Kirchen Lothringens. Forscher vermuten, dass die von drei Türmen gekrönte, weit sichtbare Kirche auf dem Grund eines alten, keltischen Heiligtums errichtet wurde, das in frühfränkischer Zeit christianisiert, sogar als königliches Kloster diente. Niemand geringeres als die Heilige Bega, die Ururgroßmutter Karls des Großen soll den Grundstein für diese Stätte gelegt haben. Wenige Kilometer davon entfernt, direkt am Ufer der Meuse gelegen, das malerische Städtchen Dun sur Meuse, überragt von der massiven Kirche Notre-Dame de Bonne Garde und einer mittelalterlichen Zitadelle. Die am Strom gelegene Unterstadt könnte eine Renovierung vertragen.
Die Loraine, eine Kulturbrücke zwischen Deutschland und Frankreich
Insgesamt erweckt eine Reise entlang des Flusses den Eindruck, dass die Zahl leerstehender oder heruntergekommenen alter Häuser zunimmt, je weiter man sich der belgischen Grenze nähert. Diese Beobachtung macht man bereits in Sedan, das mit seinen verfallenen Fabrikanlagen und maroden Straßen und vor allem Radwegen auf den ersten Blick nicht gerade einladend wirkt. Auch das Innere der Festungsanlage könnte man attraktiver gestalten. Da lockt doch eher einer der schönsten Teile des Meuse-Radwegs vorbei am Schloss Remilly nach Mouzon, der mit einem Besuch der frühgotischen Abteikirche Notre Dame belohnt wird. Diese kleine „Kathedrale“ könnte fast als Vorbild für die Elisabethkirche in Marburg gedient haben, denn sie hat fast die gleichen Ausmaße und viele ähnliche Stilelemente. Einziger Unterschied: Die Elisabethkirche ist eine Hallenkirche mit Drei-Conchen-Chor. Die ältere französische Abteikirche besitzt noch die für die frühe Gotik typischen Emporen, also ein Stockwerk in den Seitenschiffen und einen Chorumgang. Kunstgeschichtlich ist die Abteikirche daher von besonderer Bedeutung. Sie gehört zeitgleich mit Laon, Paris und Noyon zu den ersten gotischen Kathedralen schlechthin, gleichzeitig lag sie bereits im Herrschaftsbereich des Deutschen Reiches. Damit ist sie vermutlich per se die erste gotische Kirche auf damals deutschem Boden und hat somit sicherlich als Vorbild für viele im deutschen Kerngebiet liegenden Kirchen und Dome gedient. Angefangen von der bereits erwähnten Elisabethkirche, bis hin zur Marienkirche in Trier, dem Limburger, Bamberger und Naumburger Dom. Ein beredtes Beispiel, dass die Meuse nicht nur Grenzfluss, sondern auch Kultur-Brücke war. Grund dafür war die viel geschmähte mittelalterliche katholische Kirche, die sich als universell verstand und nationalistischen Strömungen größtenteils ablehnend gegenüberstand.
Charleville-Mézières – Stadt der Rebellen
Bei Charleville-Mézières durchbricht die Meuse das über 450 Meter hohe Plateau der Ardennen. Als ob sie für diesen Schritt eine Menge Mut bräuchte, holt sie in drei markanten Schlingen weit aus. Knapp 18 km schlängelt sich der Strom engmaschig durch die Doppelstadt, die mit ihren beiden Zentren 46 000 Einwohner zählt. An der schmalsten Stelle misst der Abstand zwischen den Flussschlingen nicht einmal 500 Meter. Hinzu kommen diverse Kanaldurchbrüche zur Regulierung der Schifffahrt. Ständig fährt man zwischen den jeweiligen Fluss- und Kanalabschnitten über irgendwelche Brücken und hat ein wenig Mühe sich zu orientieren. Sehenswert ist der großartige Marktplatz von Charleville aus der Barockzeit inmitten der Schachbrettartig angelegten im 17. Jahrhundert errichteten Altstadt. So ähnlich hat früher Mannheim ausgesehen, ehe es im zweiten Weltkrieg völlig zerstört wurde. Wie Frankfurt, so hat auch Charleville seinem großen Dichter ein eigenes Museum errichtet. Arthur Rimbaud, enfant terrible der französischen Literaturszene des 19. Jahrhunderts. Ein Rebell anderer Art wurde 1861 hier geboren: Auguste Vaillant, ein Anarchist, der 1893 mit einem Bombenattentat auf das seiner Meinung „bourgeoise Parlament“ Paris und ganz Frankreich erschütterte.  In dem benachbarten zweiten Stadtzentrum Mézières erwartet den Reisenden beim Besuch der Basilika Notre Dame d´Esperance ein Kleinod der französischen Spätgotik. Mit einer Bauzeit, die bis ins 17. Jahrhundert reicht, kann die 65 Meter lange Kirche als Bindeglied zur Neugotik angesehen werden. Eigenwillig und gleichzeitig faszinierend sind die modernen Glasfenster von René Dürrbach, die mit einer eigenen Bildsprache biblische Motive und Mittelalter mit der Moderne verbinden.                  
In einer anderen Welt
Durch eine weitgehend gesichtslose Banlieu, diverse Gewerbe und Industriegebiete, die sich von Sedan bis Charleville-Mézières hinziehen, entsteht ein wenig der Eindruck eines kleinen Ballungsraumes, zumal von hier aus eine Menge mautfreier Autobahnen und Schnellstraßen ins benachbarte Belgien, Luxembourg, die Champagne und ins nordfranzösische Industriegebiet führen. An den Bergen der Ardennen-Kette, durch die sich die Meuse von nun an tiefeingeschnitten windet, hört diese Ballungsraum-Welt schlagartig auf.
Beinah unberührt verlässt der schmale Strom, von einem Radweg und einer Bahn-Nebenstrecke begleitet die letzte nennenswerte französische „Großstadt“. Eine mäßig befahrene Departementalstraße stößt erst auf einem Umweg durch die Berge in Nouzonville wieder auf den Fluss, um ihn als Uferstraße fortan zu begleiten.  Wer schnell nach Belgien will, nimmt einen anderen Weg. Weder dichter Autoverkehr noch bis in die Nacht hinein polternde Güter oder Fernzüge – wie beispielsweise in manchen Deutschen Flusstälern üblich – stören die Ruhe und Idylle. Dass wissen vor allem Niederländische und belgische Touristen zu schätzen, die sich auf den am Fluss gelegenen Campingplätzen eine Auszeit gönnen. Gefolgt von Freizeitkapitänen mit gemietetem oder eigenem Boot. Wer viel Zeit hat, der schafft es auf dem kanalisierten fast strömungslosen Fluss über die gleichfalls kanalisierte Obermosel in die Saône, und von dort über die Rhone ins Mittelmeer.         
Das Meusetal erinnert von nun an ein wenig an das Mittelrheintal zwischen Bingen und Koblenz mit dem entscheidenden Unterschied, dass der Rhein fast vier Mal so breit ist und der Taunus und der linksrheinische Hunsrück von vielen Tälern zerschnitten ist. Die Ardennen hingegen sind eine gewaltige amorphe Platte. Die dicht bewaldeten Berghänge links und rechts haben den Charakter einer Mauer. Es gibt kaum Taleinschnitte. Der Fluss hat sich windungsreich durch eine gewaltige Schieferformation gefräst. Zwischen Monthermé und Revin, wo die Steilhänge vom Fluss über 300 Höhenmeter aus dem Stand im 70 Grad Winkel nach oben führen, kann man schon von einem Canyon sprechen. Auf einem bequemen durchgängig geteerten Radweg durch eine solche Landschaft zu radeln, ist ein unvergessenes Erlebnis.
Hinter Monthermé radelt man auf der rechten Uferseite mehr als 17 Kilometer, ehe man wieder auf einen Ort trifft. Weitere zwölf Kilometer unbesiedelte bewaldete Flussufer liegen zwischen Revin und Fumay. Gefolgt von weiteren zehn Kilometern bis zur alten Römerstadt Vireux-Molhain. Ab hier wird das Tal breiter, die Berge treten zurück die Besiedlung wird dichter. Insgesamt locken mehr als 70 Kilometer grüne Flussufer, die nur an wenigen Stellen von kleinen Ortschaften unterbrochen werden. Ab Givet, das von einer gewaltigen Festung gekrönt wird verändert sich die Landschaft zunehmend. Tal und Strom werden breiter. Hinter der belgischen Grenze säumen schroffe bizarre Kalkfelsen die Ufer, die in Dinant zusammen mit Kathedrale, Festung und Stadt eine großartige Kulisse abgeben. Ab hier erinnert die Meuse an den Rhein zwischen Andernach und Bonn. Mit der Einmündung der Sambre in Namur – vergleichbar mit dem deutschen Eck bei Koblenz – wird die Meuse zur Großschifffahrtsstraße, die den Großraum Paris mit Belgien und den Niederlanden verbindet.        
Die Gegend hat einen rauen Charme. Das gilt auch für die Orte am Ufer, die allesamt mehr aus sich machen könnten. Monthermé und Fumay sind noch die Kleinstädte mit etwas ansprechendem Ambiente, aber weit entfernt von dem, was Orte an Mosel, Main, Neckar oder Rhein zu bieten haben. Dies gilt mit Ausnahme von Dinant auch für die belgischen Orte.  Kaum einladende Lokale, oder nette Cafés. Die Uferpromenaden einfallslos. Keine schönen Gärten oder Plätze. Nicht einmal Blumenkübel. Lediglich Monthermé besitzt einen kleinen Park im Semois-Tal.  Bonjour Tristesse, könnte man eilfertig sagen, aber dann entdeckt man wieder den besonderen Charme, den diese Region der Abgehängten hat. 
Das Gebiet war früher ähnlich wie das Siegerland eine Industriegegend. Von der Stahlkrise hat sich die Region nie erholt. Fast jeder Ort hat einen deutlichen Bevölkerungsschwund zu verzeichnen. In Fumay und Revin haben sich die Einwohnerzahlen trotz Zuwanderung seit den 60ziger Jahren halbiert. Überall leerstehende oder verfallende alte Fabriken, Arbeitersiedlungen wie in England, Wales oder Ruhrgebiet. Reich geworden sind die Leute hier wohl nie. Viele Häuser sind gerade mal vier Meter breit. Ich frage mich, wie die Leute hier früher mit ihren vielen Kindern gehaust haben. Einige dieser kleinen Arbeiter-Häuser stehen leer oder werden zum Verkauf angeboten. Bereits in Nozonville, dass sich zu beiden Seiten der Meuse in zwei enge Nebentäler schmiegt, ist man in einer anderen Welt.
Epilog:
Am Ende bleibt die Frage, warum ich diesen Fluss und die Gegend so liebe und - das Elsass eingeschlossen - so oft bereist habe. Hat dies am Ende etwas mit meiner eigenen Herkunft zu tun? Meine Vorfahren stammen gleichfalls aus einer Grenzregion. Aus dem tschechisch-sprachigen Teil von Oberschlesien, im Quellgebiet der Oder und Opava; dort wo sich deutsches, polnisches, tschechisches, slowakisches und jüdisches in einem multikulturellen Habsburg mischten, ehe die Region im Laufe der Jahrhunderte immer mehr zu einer Grenzregion mit entsprechenden Konflikten wurde. Ein Blick auf die Europakarte zeigt, dass sich beide Flüsse wie Spiegelbilder verhalten. Sie sind nicht nur fast gleich lang, sondern haben darüber hinaus noch andere vielfältige Gemeinsamkeiten. Beide entspringen im Vorland eines hohen Mittelgebirges. Die Meuse an den letzten Ausläufern der Vogesen, an einer vielfältigen Wasserscheide. Hier entspringt nicht nur der französische, belgische und niederländische Strom, sondern auch die zur Seine fließende Marne, die zur Rhone fließende Saône sowie einige Zuflüsse der Mosel. Ähnlich gestalten sich die Wasserscheiden im Osten. Vom Quellbereich der Oder am Fuße des Sudeten-Gebirges, der sogenannten mährischen Pforte sind es nur knapp 50 Km bis zur Weichsel-Quelle. Die restlichen Wasser strömen zur March Richtung Donau. Das Oberschlesische Industrierevier mit seinen Kohlegruben und Stahlwerken findet sein westliches Pendant im Französisch-Belgischen Industriegebiet, dass von Lille entlang der Sambre und Meuse bis nach Lüttich reicht. Nach dem ersten Weltkrieg wanderten viele der aus Oberschlesien stammenden „Ruhrpolen“ ins südbelgische Kohlerevier aus. Lothringen, einschließlich der Ardennen und Schlesien haben Ähnlichkeiten. Es sind alte Grenz und gleichzeitig Brückenländer, die darüber hinaus Deutschlands besondere Lage im Zentrum Europas deutlich machen. Nämlich ihre Bedeutung als Bindeglied zwischen der galloromanischen und der slavischen Kultur, die den Osten Deutschlands ebenso geprägt hat, wie der französische Einfluss das Rheinland oder Süddeutschland. So schließt sich der Kreis und beantwortet vielleicht auch die Frage, warum uns manche Gegenden auf seltsame Weise vertraut erscheinen – während andere fremd bleiben und uns sogar im schlimmsten Fall abstoßen.                      
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mea-gloria-fides · 1 year
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John Brudenell-Montagu, Marquess of Monthermer, son of the 1st Duke of Montagu, of the second creation.
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medievalcat · 2 months
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"Mary and Elizabeth also saw their influence fade, in part because their brother's attention was normally focused on the advice of his favorites,and in part simply because they were less frequently at court. Mary continued to use her connection to the king when it benefited Amesbury - in appeals to the Pope, or in disputes between the priory and the abbess of its motherhouse at Fontevraud. And, though she was less often at court, Mary still exercised the special freedoms of movement she had always enjoyed - once her estates had been confirmed by her brother, she continued to travel to her manors, including Swainston on the Isle of Wight, where she held a sizeable house with a great hall brightened by large Gothic windows, that had been built in the thirteenth century by the Bishop of Winchester. Increasingly her energy, however, seems to have been expended in raising, educating, and safeguarding as much as she could the daughters of her sisters and nieces, including Elizabeth de Clare, Eleanor de Bohun, Joanna de Monthermer (who joined the priory at Amesbury as a fully professed nun), and Joanna Gaveston. The last of these died young while living at Amesbury, as did Mary's half-sister, Princess Eleanor, daughter of Queen Marguerite."
Daughters of Chivalry: The Forgotten Princesses of King Edward Longshanks, Kelcey Wilson-Lee
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messagesfromcardiff · 5 years
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Monthermer Road, Roath.
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Fantasy critics of my youth: And what's with all these rebellious princesses and this “marrying for love” nonsense? Back then women married who they were told to and they liked it!
Edward I: All right, Joan, I’ve arranged your marriage to the Count of Savoy. 
Joan of Acre: Sorry, Daddy, I’ve already married this household squire who might be a bastard. 
Edward I: FFFFFFF-
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nanshe-of-nina · 6 years
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Women’s History Meme || Romantic Pairings (3/10) ↬ Ralph de Monthermer and Joan of Acre
Despite the mass of surviving information, we know very little about the individuals who provided it. From time to time, a personality shines forth from the dry text. Such was Joan of Acre, who defied her father Edward I by marrying “a certain knight elegant in appearance but poor in substance” arguing that since it was “not ignominious nor shameful for a great and powerful earl to marry a poor and weak woman; in the opposite case it is neither reprehensible nor difficult for a countess to promote a vigorous young man”...
— England Under Edward I and Edward II: 1259-1327 , Sandra Raban
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the-busy-ghost · 6 years
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Re: my perennial complaints about women of the wars of independence not getting enough credit- this ABSOLUTELY applies to English women, or women who weren’t of the Bruce camp (often wrongly equated with the patriotic camp). Like I have very strong feelings about Isabella de Beaumont and several Comyn women in particular, but it goes much further than that, and it’s not necessarily a feminist thing either, it’s literally that women made up half the population, and constituted a sizeable portion of many families so like, are we really going to pretend that men were the only ones who cared about the fortunes of their family or nation.
#I should like to point out Isabella de Beaumont; Agnes Comyn; possibly her sister Marjorie and her nieces Alice and Margaret#Definitely Euphemia Countess of Ross though we barely know anything about her- I just provide her as an example of female leadership of kin#Maybe also Margaret Countess of Lennox and Joanna de Clare#For the second war of independence there's Katherine de Beaumont and maybe Mary de Monthermer though I need to look into that more#And like not just the fourteenth century- this could equally be applied to women of the sixteenth who won't be 'celebrated' by Scots as much#Because their roles were ambiguous or pro-English and like yes maybe the word 'celebrated' is wrong but they need to be recognised#Whether that's Isobel Hoppringle or Isabel Hopper (yes very similar names I know but there is a point here)#But I'm getting off topic#Long story short I was thinking about how a history of the Comyns stopped in 1308- i.e. when the last male head died#But tbh I personally think that there's something to be said for Comyn allegiances and claims being carried on by female kin#And passed onto their sons and daughters- and sometimes acted on by these Comyn women themselves as in the case of Agnes#And it just struck me as the kind of strange way we view the rise and fall of a family being bound up with father to son claims#And like I do that too and I do recognise its efficiency- but a few little notes here and there about female kinship would be appropriate#I mean it IS a feminist thing but it's also like common sense you know?
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clancarruthers · 4 years
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CLAN CARRUTHERS INT SOCIETY CCIS                         PROMPTUS ET FIDELIS
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  ORIGINS OF THE CAMPAIGNn a stormy night in 1286, Alexander III of Scotland set out to ride to his manor of Kinghorn to be with his new wife, the beautiful Yolande de Dreux. In the darkness his horse stumbled on a cliff-top path and at dawn he was found with a broken neck at the foot of the cliffs. Scotland was without…
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mersereau · 2 years
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Maj. Thomas Montagu, Lord Monthermer, (1783-1821), portrait miniature[^], about 1809, Britain
^acquired from the personal collections of Prince Frederick von Regenstein (1786-1815)
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lady-plantagenet · 3 years
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- Henry VIII Letters and Papers Series
Thank you @catalinamaria for sending me this x
So some interesting info about Margaret Pole’s claims to west country lands - as we know she famously disputed Henry VIII over those lands (yes she was no wuss hh). So basically her brother Edward of Warwick was also Earl of Salisbury (and Baron Monthermer) but since the Warwick earldom was more prestigious it is what is referred to. What Margaret Pole got was all related to a grant Henry VII decided to give her despite not being obligated to because her brother was attainted. Tl;dr: it is odd that the Clarence siblings seemed completely unaffected by their father’s attainder and Tudor accession as regards their mother Isabel’s inheritance. So much for ‘The Tudors stole their lands !1!1!’.
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catherinestuart · 4 years
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( 𝐆𝐋𝐀𝐌𝐈𝐒 𝐂𝐀𝐒𝐓𝐋𝐄, 𝟐𝟎𝟏𝟖 ) feat. @matildastuarts​
"come maudey, lets go this way.” she winced, throwing a discreet look over her shoulder at the figure of their distant relative. the marquess of monthermer and his wife had a terribly sour look on their faces, and catherine would rather not spend her time appeasing a third cousin, once removed. “i think cousin james is rather... annoyed at how far he’s placed from the main tables. i don’t even know why he cares! especially since mother and granny are missing this completely.” 
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taunuswolf · 2 years
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Gutes Französisch „schließt“ und „öffnet“ Türen oder Urlaub im tiefen Tal der Meuse
Die haarsträubenden Dinge, die meine Frau und ich am Anfang des Urlaubs im tiefen Tal der Meuse erlebt haben, kann man in einem Satz zusammenfassen. Das gute Französisch meiner Frau hat uns im wahrsten Sinne des Wortes den „A... gerettet“. Spätestens als mitten in der Nacht die Klo-Türe des Ferienhauses wie von Geisterhand ins Schloss fiel und sich von außen nicht mehr öffnen lies… Aber auch die Dinge, die vor dem Malheur passierten, waren filmreif.
Es begann alles damit, dass wir das Ferienhaus in den französischen Ardennen nicht auf Anhieb gefunden haben, da es etwas zurückgesetzt in einer Sackgasse liegt. Halb so schlimm, wir waren ohnehin eine halbe Stunde früher da als angekündigt. Wir stiegen aus, klopften an die Tür. Kein Lebenszeichen. Schnell wurde uns klar, dass die Hauswirte hier nicht wohnen. Auch nicht in der Nachbarschaft, wie wir durch gezielte Fragen herausfanden. Von dem netten Nachbarn erfuhren wir jedoch, dass die Wirtin nicht gerade pünktlich ist. Wir waren vorgewarnt.
Inzwischen habe ich dem kleinen Vorgarten die Gartenhütte in Augenschein genommen, die gegenüber dem kleinen Arbeiterhaus auf der anderen Seite der Gasse lag. Vor dem Gartentor lag in den Asphalt hineingepresst eine kleine tote plattgefahrene Ratte. Ein schlechtes Omen, schoss es mir durch den Kopf. Eine viertel Stunde vor vereinbartem Übergabetermin, riefen wir dann ein wenig genervt bei der Hauswirtin an und fragten nach dem Schlüssel. Eine junge Frau - die Tochter der Vermieterin - nuschelte irgendwas von einem Kasten und beendete das Gespräch. Nach einer weiteren halben Stunde rief meine Frau wieder an und bat eindringlich darum, dass man uns endlich ins Haus lässt. Eine viertel Stunde später erschien dann tatsächlich eine junge Französin, öffnete ein Kästchen mit Codezahlen. Darin lag der Schlüssel. Wir hatten noch viele Fragen. Wohin mit dem Müll? Gibt es Mülltrennung? Wie funktioniert der Herd? usw. Aber die junge Dame hatte keine Lust oder Zeit. Führte uns nicht durchs Haus. Bald war sie verschwunden und lies uns ratlos zurück. Sie hielt es nicht einmal für nötig uns den Platz zu zeigen – das Gartenhäuschen - wo wir unsere Fahrräder abstellen konnten. Ein Schlüssel an einem Haken erwies sich als Türöffner. Wozu viele Worte machen?     
Wir luden unsere Sachen aus und verteilten sie im Ferienhaus. Meine Frau quälte sich mit dem Herd ab – es funktionierte nur eine Platte – Irgendwann wollten wir unser Domizil abschließen. Wir drehten den Schlüssel nach allen Richtungen. Die Tür blieb offen. Langsam bekamen wir die Panik. Wir riefen wieder die Hauswirtin an. Diesmal ging niemand ans Telefon. Es war nur ein automatischer Anrufbeantworteter eingeschaltet. Inzwischen waren wir beide richtig angefressen. Sowas hatten wir in 25 Jahren mit fast ebenso vielen Urlauben in Ferienhäusern - Frankreich, Italien, Österreich, Deutschland - noch nie erlebt. Immer und überall wurden wir freundlich begrüßt, bekamen die Wohnung oder das Haus erklärt… Wir waren so wütend, dass wir – es war bereits 22 Uhr – auf der Stelle wieder abreisen wollten. Meine Frau rief das Reiseportal an. Erreichten eine Art Notdienst.  Wir waren gerade dabei das Haus zu stornieren, als es an der Tür klopfte. Die Hauswirtin erschien. Etwas kommunikativer als ihre Tochter. Sie zog die Türklinke nach oben, drehte den Schlüssel um. „ferme!“ … Wir beschlossen zu bleiben und machten die Stornierung wieder rückgängig.
Ein Tag später das zweite „Schlüsselerlebnis“. In der Nacht tobte ein Gewitter. Als die Tür der Bad-Toilette gegen den Türrahmen schlug, habe ich sie einfach geschlossen. Aber nicht abgeschlossen. Einfach zugezogen, so wie man das normaler weise mit jeder normalen Tür macht. Mitten in der Nacht – die Blase drückte - wollte meine Frau auf die Toilette. Die Tür war zu, als wäre sie von innen verriegelt. Die Klinke wie von Geisterhand blockiert. Wir kamen uns vor wie in einem Horrorfilm…
Gegen 7 Uhr die Vermieterin angerufen. Auf Anrufbeantworter das Malheur geschildert. Sie rief ziemlich bald zurück. Sie sagte, die Situation wäre ja ganz schön „merde“- Meine Frau hat ihr dann süffisant geantwortet, dass sie mit diesem „merde“, die Situation sehr genau und buchstabengetreu getroffen hat. Die gute Frau hat dann auch sehr schnell und pragmatisch reagiert. Eine halbe Stunde später stand ihr Mann vor der Tür. Handwerklich versiert hat er die Klinke und Teil des Schlosses ausgebaut und uns dabei geschildert, dass dieses Malheur schon einmal passiert wäre… 
Das Tal der Meuse fast ein Geheimtip                                  
Danach hatten wir wunderschöne unbeschwerte Tage. Wir sind in zwei Etappen fast den gesamten Meuse-Durchbruch abgeradelt. Immer am Fluss entlang. Das ist vergleichbar mit dem Mittelrheintal zwischen Bingen und Koblenz oder dem Lahntal zwischen Dietz und Lahnstein. Zu beiden Seiten steile Schieferberge, die nahe an den Fluss heranreichen. Es gibt kaum Orte, keine Weinberge, aber dafür dichte Wälder. Die Meuse (Niederländisch=Maas) ist etwa so breit wie die Weser bei H-Minden. Die Berge links und rechts haben den Charakter einer Mauer. Es gibt kaum Taleinschnitte. Der Fluss hat sich windungsreich durch eine gewaltige Schieferplatte gefräst. Ich habe solche geologischen Formationen noch nie zuvor gesehen.
Die Gegend hat einen rauen Charme. Das gilt auch für die Orte am Fluss. Deutsche Touristen verirren sich selten hierher. Die Campingplätze sind voller belgischer und niederländischer Wohnmobile. Das Gebiet war früher ähnlich wie das Siegerland eine Industriegegend. Von der Stahlkrise hat sich die Region nie erholt. Überall leerstehende oder verfallende alte Fabriken, Arbeitersiedlungen wie in England, Wales oder Ruhrgebiet. Reich geworden sind die Leute hier wohl nie. Viele Häuser sind gerade mal vier Meter breit. Ich frage mich, wie die Leute hier früher mit ihren vielen Kindern gehaust haben. Einige dieser Häuser stehen leer oder werden zum Verkauf angeboten. Auch unser Ferienort sah ziemlich heruntergekommen und vergammelt aus. Bogny und das nicht weit entfernte Montherme etwas ansprechender, aber weit entfernt von dem, was Orte an Mosel, Main, Neckar oder Rhein zu bieten haben. Kaum einladende Lokale, oder nette Cafes. Die Uferpromenaden einfallslos. Keine schönen Gärten oder Ambiente. Nicht einmal Blumenkübel. Lediglich Montherme besitzt einen kleinen Park im Semois-Tal.  Bonjour tristesse, könnte man eilfertig sagen, aber dann entdeckt man wieder den besonderen Charme, den diese Region der Abgehängten hat. Fast alle Leute in unserer kleinen Gasse haben uns gegrüßt. Mit einigen kamen wir sogar ins Gespräch. Auch unser einstöckiges Ferienhaus gehörte zu einer alten Arbeitersiedlung. Es war aus rußgeschwärzten Schiefersteinen bebaut. Innen drin alles sauber und pikobello.
Eine weitere Radtour ging durch ein enges Seitental der Meuse, durch das Semois-Tal bis an die belgische Grenze. Dort hörte zu unserem großen Bedauern leider der Radweg auf. Eine andere Tour ging durch den Ardennenwald zu einer alten Felsenkultstätte. Auf einer fünften Tour sind wir am Meuseufer von Sedan nach Mouzon geradelt und haben dort eine frühgotische Basilika besichtigt. Auf dem Rückweg haben wir mit den Fahrrädern die Festung von Sedan erklommen. Eine der größten Burganlagen Europas. Weil ich mich in der Zufahrts-Straße geirrt hatte, haben wir einen Umweg gemacht, sind einfach eine steile Bergstraße hoch und standen dann plötzlich über der Burg, mussten einen steilen Bergweg nach unten nehmen.
Die letzte Tour ging dann durch ein kleines Seitental der Meuse zu zwei Stauseen. Der Rest des Urlaubs – die wenigen Regentage - stand dann auch ganz im Zeichen von Kunst, Literatur und Kultur. Absolute Highlights die Besuche der Kathedralen von Laon, Dinant und Huy. Eine große Überraschung war das Felcien Rops -Museum in Namur, aber auch das Museum des Dichters Rimbeau in Charleville-Mezires brachte neue Anregungen. Im Stadtteil Mezieres haben wir noch eine spätgotische Basilika mit wunderschönen Glasfenstern besichtigt.  
Fazit: Das Meusetal bis hinauf nach Namur ist ein Reisegebiet für Individualisten, die das Schöne und großartige der Landschaft und seiner zahlreichen Kulturdenkmäler wie Kirchen, Schlösser und Festungen genießen und über die kleinen Schandflecke, vergammelten Häuser und Fabrikruinen großzügig hinwegsehen können. So zum Beispiel in Sedan, wo wir uns über holprige Radwege an tristen Häusern vorbei auf eine der großartigsten Burganlagen Europas schraubten. Oben angekommen haben wir gesagt: Es hat sich gelohnt. Vielleicht noch mit dem Zusatz, dass die Region, die ja nicht mal 400 Km von den Ballungsräumen Rhein-Main, Rhein-Neckar, Ruhrgebiet und nur 200 km vom Großraum Paris entfernt liegt mehr aus sich machen könnte.
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queenmarytudor · 4 years
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reading about Joan of Acre and Ralph de Monthermer, and I just love secret love marriages in a time when women were seen as lesser beings and had no control over their own lives. Joan says it brilliantly: 
“It is not considered ignominious, nor disgraceful, for a great earl to take a poor and mean woman to wife; neither, on the other hand, is it worthy of blame, or too difficult a thing for a countess to promote to honor a gallant youth.”
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messagesfromcardiff · 5 years
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Monthermer Road, Roath.
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nanshe-of-nina · 5 years
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English princesses aesthetic, part II
Eleanor of Windsor, comtesse de Bar. Daughter of Edward I and Leonor de Castilla. Mother of Jehanne de Bar, Countess of Surrey. Grandmother of Aliénor de Bar, duchesse de Lorraine.
Joan of Acre, Countess of Gloucester and Hertford. Daughter of Edward I and Leonor de Castilla. Mother of Eleanor de Clare, 6th Lady of Glamorgan; Margaret de Clare, Countess of Gloucester; Elizabeth de Clare, 11th Lady of Clare; and Mary de Monthermer, Countess of Fife.
Margaret of Windsor, Hertogin van Brabant. Daughter of Edward I and Leonor de Castilla. Grandmother of Johanna, Hertogin van Brabant and Margaretha van Brabant, comtesse de Flandre.
Elizabeth of Rhuddlan, Countess of Hereford. Daughter of Edward I and Leonor de Castilla. Mother of Eleanor de Bohun, Countess of Ormonde and Margaret de Bohun, 2nd Countess of Devon. Great-grandmother of Eleanor de Bohun, Duchess of Gloucester and Mary de Bohun, Countess of Northampton.
Eleanor of Woodstock, Hertogin van Gelre. Daughter of Edward II and Isabelle de France.
Joan of the Tower, Queen of Scots. Daughter of Edward II and Isabelle de France.
Isabella of Woodstock, Countess of Bedford. Daughter of Edward III and Philippa de Hainaut. Mother of Marie Ire de Coucy, comtesse de Soissons and Philippa de Coucy, Countess of Oxford.
Mary of Waltham, dugez Breizh. Daughter of Edward III and Philippa de Hainaut.
Blanche of Lancaster, Pfalzgräfin bei Rhein. Daughter of Henry IV and Mary de Bohun.
Philippa of Lancaster, Dronning af Danmark. Daughter of Henry IV and Mary de Bohun.
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the-busy-ghost · 6 years
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Ah yes, my underrated fave of the Wars of Independence, that far-famed knight Sir Marmaduke de Tweng
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