Tumgik
morbideliebe · 6 years
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Ihr, wir und ich
Erst einmal korrigiere ich mich. Dieses Blog habe ich schon vor etwa zwei Jahren erstellt. Eben noch einen alten Eintrag gefunden da ging mir die Pumpe weil ich au die 20 zuging. In einem Monat werde ich 22. Seltsam.
Ihr, wir und ich. Das klingt so ein bisschen nach Gemeinschaftsgefühl, Aussenseitertum und Gruppenzugehörigkeit. Ist es aber nicht. Das ist ein anderes Thema, eins mit dem ich einigermassen abeschlossen und leben gelernt habe. So ganz unverwandt doch auch wieder nicht. Meine Gedanken, mit denen ich mich identifiziere, Beziehungen die dadurch erschwert werden und das Leid dass deshalb ich mit mir trage und so fängt alles wieder von vorne an.
Ein ganz zentraler Gedanke ist “Ich bin nichts wert”. Darauf läuft vieles zurück. Ich tue mich unheimlich schwer andere Menschen kennenzulernen und stabile Beziehungen zu halten. Ich gehe nicht mehr auf Geburtstage oder ähnliche Feste. Weil ich mich schäme. Nicht etwa mehr der sozialen Interaktion wegen daran bin ich inzwischen besser geübt. Nein ich schäme mich grundsätzlich einfach für das was ich bin. Ein gesellschaftlicher Versager der seit sechs Jahren an seiner mittleren Reife rumgurkt, eine ziemlich loses Umfeld, keine feste Arbeit, keine Beziehung, keinen Sportverein, kein Auto, keine Urkunden und Pokale hat. Ich schäme mich weil ich nichts wert bin. Oft habe ich auch das Gefühl, dass ich mich deshalb nicht um andere bemühen darf und sollte weil ich Angst vor der Ablehnung habe, was ja wieder nur bestätigt dass ich es nicht wert bin gemocht geschweige denn geliebt zu werden. Leider mache ich auch den Fehler andere wegzuschieben, weshalb ich dann wieder denke “oh na wenn man’s nicht besser macht sollte man sich ja nicht beschweren” und dann wieder “ich bin eben nichts wert”. Verstehen kann ich das schon sehr gut wenn man mich nicht haben will. Sinnvolles beizutragen habe ich nämlich nichts im leben anderer und diese Elendsgeduld mit mir umgehen zu können kann ich wohl auch von den wenigsten erwarten. Jetzt geht es auch schon los. Vom beschreiben des Problems ins Problem. Das ganze irgendwie mit Struktur und verständlich zu beschreiben wie bei einer Therapie am Flipchart ist alleine doch nicht ganz so einfach.
Alle anderen Gedanken sind dann wohl eher wie Tentakel, die vom Riesenhirn nochmal mit eigenen kleinen Hirnen ausgestattet wurden und sich somit prima verselbstständigen können. Zu viel und zu wenig sind da ziemlich präsent. Ich bin zu wenig hiervon, erzähle zu viel davon, bin hier zu dick, da zu dünn. Nichts ist richtig. Zu angepasst, zu abgegrenzt. Zu aggressiv, zu leise. Ein ewiges, niemals endendes auf und absuchen nach Widrigkeiten meiner Seele und meines Körpers. Die Politesse meiner Selbst.
Wie geht man denn mit so einem Menschen um? Keine Ahnung. In solchen Tiefs da frag ich mich auch oft wie ich das bei anderen “gestörten” gemacht habe. Denen konnte ich zuhören, mit denen konnte ich lachen und manchmal sogar gemeinsam Ängste überwinden. Dass das bei mir so sein kann?! Keine Chance.
Das mit dem Kraken behalte ich. Ehrlich gesagt weiss ich jetzt nicht ob ein Krake, der ja zu den Tintenfischen gehört auch wirklich Tinte hat die er in meiner Gedankenwelt versprühen kann um sich dann auszubreiten und den letzten Rest an Antrieb zu fressen um seinen zu sichern. Aber in dem Fall lass ich diesen eventuellen Fehler für’s schöne Bild stehen.
Das schöne im Gegensatz zum Tagebuch in das ich für gewöhnlich ziemlich viel negatives reinrotze und mich so in Rage schreibe ist dass mir jetzt tatsächlich nichts mehr einfällt. Eigentlich wollte ich noch zwei Beispiele bringen, ein paar Gedanken, Situationen, aber die Luft ist raus. Sehr angenehm.
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morbideliebe · 6 years
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Anfang hier / Ende September
Ich habe dieses Blog vor ungefähr einem Jahr erstellt. Glaube ich. Ursprünglich sollte das eine Art Psychotagebuch werden wie viele es führen. Öffentlich in den Kampf ziehen gegen Magersucht, Depressionen, Traumata und so weiter. Kennen wir ja. Irgendwo zwischen Depri-Ritzgurls und Blümchenbildern mit Ratschlägen soll das hier liegen. Ein Ort an dem ich ehrlich und offen meine Gedanken teilen und verbreiten kann. Mehr oder weniger anonym und ohne großen Aufwand irgendwie Follower generieren zu müssen. Im Moment stecke ich in einer ziemlich unschönen Situation. Mein Antrieb wird immer weniger und meine Gedanken kreisen unaufhörlich. Es ist zwar absehbar jetzt wo es kalt und dunkel wird aber dadurch wird dieses schier unkontrollierbare Tief nicht erträglicher.
Bis vor etwa zwei Jahren hatte ich zusätzlich noch starke Angstprobleme. Die haben sich quasi in Luft aufgelöst. Mit harter Arbeit eben. Ich dachte schon jetzt kann mir keiner mehr was, die Welt steht mir offen und ich lebe endlich. Pappendeckel. Ein depressiver zusammenbruch im Oktober folgte dem. Tagesklinik geschmissen, Praktikum nicht angetreten und angefangen mich auf seltsame Leute einzulassen, mich auf Rauscherfahrungen einzulassen denen ich nicht gewachsen war. Um wieder auf die Beine zu kommen hab’ ich bis Januar dieses Jahr gebraucht. Da kam dann auch schon der erste Schicksalsschlag. Und der zweite. Ich habe mich aufrappeln MÜSSEN. Es gab keine andere Wahl als mich um meine Familie zu kümmern. Da ging’s auch trotz der ganzen Scheisse denn ich war abgelenkt und beschäftigt. Doch mit der Hitzewelle und der Erkenntnis dass alle um mich rum irgendwo geil am Pool chillen und mit sich zufrieden sind kam auch wieder das Drecksloch.
Mein derzeitiger Tagesablauf sieht also im Moment so aus:
zwischen drei und sieben Uhr morgens ins Bett gehen
zwischen ein und vier Uhr nachmittags aufstehen
Kaffe trinken, etwas essbares suchen, e-mails checken, Post holen und ablegen, mich ablenken, ein schlechtes Gewissen haben dass ich so wenig rausgehe wo doch das Herbstwetter so schön ist und zwischendurch noch duschen und Zähne putzen
Das ist jetzt eine sehr wirre Übersicht. Wahrscheinlich wird es auch erstmal weiterhin so wirr und schemenhaft bleiben. Den nächsten Eintrag möchte ich aber gezielter ein paar speziellen Gedanken widmen, aber dafür brauche ich einen sicheren Rahmen. Je mehr man diesen abwertenden Schwachsinn zulässt, ausspricht und aufschreibt desto mehr kann er sich auch ausbreiten und manifestieren.
Gute Nacht
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