Tumgik
#jeden morgen schaut man aufs Handy und hofft dass sie was zu geschrieben hat um die Gewissheit zu haben dass alles ok ist
niallandtommo · 1 year
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#die letzten 2 Wochen waren echt hardcore und auch wenn es meiner Schwester besser geht fühlt es sich falsch an wieder 'normal' zu leben#gestern waren wir mit Freunden essen wegen eines Geburtstages und dann sind wir noch kurz (ungeplant) in einen Club gegangen#und ich hab mich so schlecht gefühlt und war überhaupt nicht in der Stimmung#vor 2 Wochen dachte ich dass ich meine Schwester für immer verliere und dann läuft da diese bums mucke#ich wollte gar nicht gehen aber ✨gruppenzwang✨#ich war seit 4 Jahren oder so nicht mehr auf Party und jetzt weiß ich auch warum#ich bin für sowas echt nicht mehr gemacht#mal abgesehen von meiner persönlichen Situation ist sowad einfach nichts mehr für mich#und jetzt fühle ich mich so schuldig weil ich permanent an meine Schwester denken musste#jeden morgen schaut man aufs Handy und hofft dass sie was zu geschrieben hat um die Gewissheit zu haben dass alles ok ist#ich hab vorher schon mit meinen Verlustängsten gestruggelt aber das ist jetzt echt next Level#wie soll ich jemals normal leben ohne Angst zu haben dass ihr was passiert#diese Angst sitzt so tief das ist kaum auszuhalten#vor allem weil das Problem ja noch nicht behoben ist und es tatsächlich wieder passieren kann#sie hatte so ein Glück das letzte mal gehabt ihre Schutzengel haben auf Hochtouren gearbeitet#aber was wenn es das nächste mal nicht so ist#meine Familie ist alles was ich habe#niemand den ich kenne ist so eng mit seiner Familie wie ich#meine Familie ist mein ein und alles#und ich habe so schon täglich mit meinen Ängsten zu kämpfen#wie soll ich diese Ungewissheit jetzt aushalten#und auch wenn ich meine Familie habe und wir uns alle unterstützen fühle ich mich so allein#weil ich am Ende des Tages wieder allein zu hause bin mit meinen Gedanken#ich halte das alles nicht mehr aus#ich bin so unendlich dankbar dass es meiner Schwester besser geht#aber ich verstehe einfach nicht warum das passieren musste
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nurcarlo · 5 years
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46. Jetzt knallt’s
Kathi Als ich die Wohnungstür leise ins Schlossen fallen lasse, fällt mir als erstes der große Haufen Schuhe neben der Tür auf. Wer ist denn alles hier? Nach einem ziemlich schönen Vormittag mit Anke und Toni im Kindermuseum, sind wir endlich wieder zu Hause und ich kann es kaum erwarten, Sarah endlich wieder zu sehen. Ich schlüpfe aus meinen UGGs und helfe Toni aus der Jacke. „Ist Sari hier?“, fragt die Kleine mich aufgeregt und als ich nickt, lächelt Toni verzückt und rennt auch schon in Richtung Wohnzimmer. Nur einen Moment später höre ich Toni laut, „Sari!“, rufen und ein ebenso fröhliches „Toni!“, von Sarah zurückkommen. Lächelnd folge ich Toni ins Wohnzimmer und bekomme gerade noch mit wie Sarah sich einmal um die eigene Achse dreht und Toni dabei durch die Luft wirbelt. Aber Sarah und Carlo sind nicht alleine, auf unserer Wohnzimmercouch hat es sich, neben Lucca, Carlos ganze Band bequem gemacht. Markus sitzt mit Emil zusammen auf den Teppich und baut einen Turm aus Duplo, während Tim und Flo neben Carlo auf der Couch sitzen und sich den Rest unserer Weihnachtsplätzchen reinfahren. „Hey!“, sage ich und winke in die Rund. Die Jungs winken mir alle brav zu, aber eigentlich ist mein „Hey!“ nur für meine beste Freundin. Sarah lässt Toni wieder runter und lächelt mich an. Wenn wir beide keine Ohren hätten, würde unser Lächeln wahrscheinlich einmal komplett um unseren Kopf gehen. „Kathi!“, sagt Sarah und im nächsten Moment liegen wir uns beide in den Arm. Ich drücke Sarah ganz fest an mich und will sie erstmal gar nicht mehr los lassen. Jeden Tag bei Whatsapp schreiben und gegenseitig unsere Instagram-Bilder liken, ist einfach nicht das Gleiche, wie sie endlich wieder bei mir zu haben. „Ich hab dich so vermisst!“, nuschele ich in ihre Haare und beiße mir auf die Wange, damit ich gleich nicht anfange zu heulen. Sarah drückt mich noch fester an sich und erwidert, „Ich dich auch!“ Als ich mich wieder von ihr löse, halte ich sie auf Armeslänge von mir weg und begutachte sie. „Du siehst gut aus!“, stelle ich grinsend fest. „Ist klar!“, Sarah macht eine wegwerfende Handbewegung und lässt sich wieder neben Lucca auf die Couch fallen. Ich setze mich neben Carlo und drücke ihm kurz einen Kuss auf die Lippen. „Wo ist Jojo?“, frage ich verwundert und drehe mich suchend nach ihm um. Carlo legt einen Arm um mich. „Der hatte noch irgendwas zu erledigen!“, sagt er bedeutungsschwanger und streicht mir über die Schulter. „Meinst du irgendwas oder irgendjemanden?“, hakt Sarah nach und bringt Lucca damit zum Lachen. Carlo atmet tief durch, aber ich ignoriere ihn einfach und drehe mich zu Sarah um. Wahrscheinlich wird Carlo mir heute Abend in allen Einzelheiten von seinem Vormittag mit Jojo und Sarah erzählen, wahrscheinlich ist da wirklich ein Treffen zwischen den Präsidenten von Nord- und Südkorea angenehmer. „Wie war dein Flug?“, frage ich Sarah also und lächele sie an. Ich kann es gar nicht glauben, dass sie wirklich vor mir sitzt, am liebsten würde ich ihr so viel erzählen und irgendwas Verrücktes mit ihr machen. Aber sie muss ja erstmal richtig ankommen. Sarah seufzt gequält auf und lässt den Kopf auf die Sofalehne sinken. „Hör bloß auf! Der Flug ging eigentlich, aber die Schweinebacken in London haben meinen Koffer in ein falsches Flugzeug gepackt und jetzt hab ich nur meine Sachen aus dem Carry On dabei!“ Sarah schaut mich ein wenig irritiert an, als ich daraufhin breit grinse. „Dann müssen wir wohl morgen erstmal shoppen gehen!“, verkünde ich und höre Carlo laut stöhnend, woraufhin die anderen Jungs nur anfangen zu lachen. „Du kannst immer noch meine Gedanken lesen!“, grinst Sarah und drückt mir einen Kuss auf die Wange. Carlo lehnt sich ein Wenig nach vorne, um an mir vorbei schauen zu können. „Du kannst dir, aber auch einfach was bei Vio aussuchen kommen. Wir haben jetzt sogar Hosen!“, zwinkert Carlo ihr zu. „ Das ist aber total lieb von dir Carlo, dass mach ich auf jeden Fall. Aber shoppen gehen können wir morgen trotzdem!“, verkündet Sarah und Carlo lässt sich geschlagen wieder auf die Couch fallen. „Habt ihr morgen früh Probe?“, will ich von Carlo wissen. „Jap, ab zehn!“, antwortet er abwesend und tippt schon wieder irgendwas auf seinem Handy rum. „Bist du morgen auch da, Lucca, oder bist du bei Vio?“, frage ich Lucca und sehe ihn an. „Ne, ich hab morgen meinen freien Tag!“, antwortet Lucca stolz, wahrscheinlich hofft er darauf, dass ich ihn frage, ob er nicht mit shoppen gehen will. Zwar trifft er sich wohl hin und wieder mal mit Anna, aber Sarah fand er auch schon immer gut. „Das ist ja super! Kannst du dich dann vielleicht zwei Stündchen um Emil kümmern?“ Man kann richtig sehen, wie die Begeisterung und das Lächeln aus Luccas Gesicht verschwinden, er wirft Sarah einen kurzen Blick zu, aber auch sie lächelt ihn nur bestätigend an. „Klar kann ich machen!“, sagt er zerknirscht. „Das ist aber lieb von dir!“, bedankt sich Sarah und drückt seinen Arm kurz. Und schon ist das Lächeln auf Luccas Gesicht zurückgekehrt. Freitagmittag betrete ich zusammen mit Sarah im Schlepptau die Schleyer Halle, nach einem mehr als erfolgreichen Shoppingvormittag und einem entspannten Mittagessen bei unserem Lieblingsitaliener wollen wir jetzt die Kinder abholen. Ich hab vorhin mit Lucca geschrieben und er hat gesagt, dass er zum Mittagessen zusammen mit Emil in die Schleyer Halle fährt. Zurzeit proben die Jungs hier für die Tour. Anders als in den Jahren zuvor, ist dieses Mal der Tour Auftakt in Stuttgart und nicht der Tour Abschluss. Auch wenn ich schon so einige Hallen leer gesehen habe, ist es immer wieder komisch zu sehen wie groß diese Veranstaltungsräume sind und sie abends dann voller Menschen zu sehen, die alle gekommen sind um sich meinen Mann an zu gucken. Sarah und ich drücken eine der schweren Eisentüren auf und durchqueren den großen Innenraum. In der Mitte der Halle ist die Technik-Insel aufgebaut, ich erkenne Psaiko und Lucca die zusammen neben dem Tontechniker stehen und ihren Kopf zum Beat bewegen. Etwas weiter vorne spielen ein paar der Jungs Basketball. Während Sebastian auf der Bühne hinter Psaikos DJ-Pult steht und an den Reglern rum spielt. „Ist das Toni?“, dringt Sarahs überraschte Stimme an mein Ohr und ich folge ihrem Blick. Neben Jojo auf der Bühne steht Toni, strahlt über das ganze Gesicht und hüpft wild zu der Musik herum. Dabei rutschen ihr die pinken Ohrenschützer fast vom Kopf. Jojo hält ihre kleine Hand ganz fest mit seiner großen Pranke umschlossen und dreht sich mit ihr über die gesamte Bühne, während er nebenbei seinen Soundcheck macht. Seine rauchige Stimme dröhnt durch die ganze Halle und ich erkenne das Lied sofort. Es scheint gerade so, als wenn Toni und er uns andere gar nicht richtig wahrnehmen würden, sondern komplett in ihrer eigenen kleinen Welt verschwunden sind. „Man sie schießt mir in' Kopf, und obwohl ich's nich' will, verlieb' ich mich doch. Denn sie hat dieses…!“, rappt Jojo den Anfang der Hook und hält Toni dann das Mikro hin. „Boom, Boom, Bang, Bang. Boom, Boom, Bang, Bang. Shoot, Shoot, Pow, Pow!”, kreischt Toni begeistert ins Mikrofon und klatscht fröhlich in die Hände. Als Jojo auch die letzten paar Zeilen runter gerappt hat, hebt er Toni auf seinen Arm, drückt ihr einen Kuss auf die Wange und gibt ihr ein High-Five. „Super gemacht Motte!“, hört man seine Stimme durchs Mikrofon sagen und nochmal drückt er ihr einen Kuss auf die Wange. Ich kann einfach nicht anders als zu Lächeln, wenn ich Jojo so mit Toni sehe. Für mich ist es unglaublich schön zu sehen mit wie viel Liebe und Fürsorge meine Kinder groß werden und was für eine Wirkung so ein kleiner Mensch wie Toni auf den doch eigentlich so coolen und abgeklärten Johannes hat. Neben mir höre ich Sarah schnaufen. „Der spinnt doch!“, sagt sie wütend und wirft einen Todesblick in Jojos Richtung, obwohl er den im Moment gar nicht richtig mitbekommt. Was für eine Todesblickverschwendung. „Wieso was hat er denn gemacht?“, frage ich Sarah und versuche mein Lächeln zu unterdrücken. Egal was Jojo macht, Sarah findet immer irgendwas, das schlecht ist. Ich weiß gar nicht richtig woher das kommt, denn eigentlich ist Sarah immer sehr vernünftig und mäßig. Aber wenn es um Jojo geht brennen bei ihr alle Sicherungen durch und sie benimmt nicht unbedingt sie die vernünftige und erwachsene Ärztin, die sie eigentlich ist. Naja manche Menschen lösen halt sowas in uns aus, auch wenn ich so ein Verhalten eigentlich nur von Verliebten kenne. Also das der Verstand völlig abschaltet. Aber das ist bei Sarah und Jojo nun wirklich nicht der Fall. Immerhin hat Sarah mir mehr als einmal deutlich zu verstehen gegeben, dass sie Jojo noch nicht einmal mit einer Kneifzange anfassen würde. Ehrlich gesagt, hab ich wirklich gehofft, dass sich Jojos und Sarahs Verhältnis ein bisschen entspannen würde, nachdem die beiden sich solange nicht gesehen haben. Immerhin sind die beiden Carlos und meine besten Freunde und es ist nicht immer ganz so cool für uns, wenn die beiden sich gegenseitig an die Gurgel gehen, sobald sie im gleichen Raum sind. Aber nachdem Carlo mir gestern Abend im Bett von ihrem ersten Aufeinandertreffen am Flughafen erzählt hat, ist meine Hoffnung schnell wieder auf null gesunken. „Er kann doch nicht solche Wörter benutzen während Toni dabei ist und die Musik ist auch viel zu laut für sie, weißt du was das für Auswirkungen auf ihr Gehör haben kann. Das Trommelfell wird dabei ganz besonders…!“, fängt Sarah an mir zu erklären, aber bevor sie mir jetzt einen Crashkurs über das menschliche Gehör gibt, hebe ich beruhigend die Hände. „Deswegen hat sie ja die Ohrenschützer auf und sie versteht doch eh noch nicht alles was er da sagt! Toni kommt öfters mal mit zu Carlos Proben, aber sie hat immer ihre Ohrenschützer auf und dann geht das schon.“, beruhige ich sie. Sarah sagt nichts mehr sondern verschränkt einfach nur die Arme vor ihrer Brust. „Wieso ist der überhaupt hier? Ich hab gedacht er würde auch noch studieren, oder ist er so intelligent, dass er nicht zur Uni muss und die ihm sein Diplom einfach so geben!“, meckert sie und wirft einen giftigen Blick in Richtung Bühne, von der Jojo und Toni aber schon verschwunden sind. Bevor ich irgendwas erwidern kann, taucht Jojo mit Toni auf dem Arm neben uns auch. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie er Sarah einen kleinen Klaps auf den Hintern gibt und sie frech angrinst, „Ganz ruhig Puppe, es kann nun mal nicht jeder so intelligent sein wie ich. Aber wir brauchen auch Menschen wie dich, die brav in die Uni gehen!“ Als Sarah gerade was erwidern will, schiebt Jojo ihr einfach Toni auf den Arm, „Bevor du jetzt ATP verschwendest und einen blöden Spruch reist, der mich eh nicht kratzt. Kannst du dich lieber mal ein bisschen nützlich machen und dich um Toni kümmern. Falls das deine Kompetenz nicht übersteigt!“ Ohne eine Antwort von Sarah ab zu warten, zwinkert Jojo mir zu und macht dann auf den Absatz kehrt. Fassungslos starrt Sarah ihm nach. „Dafür wird er büßen. Ich hab doch nicht sieben Jahre lang studiert um mich von einem Provinzproleten so abfertigen zu lassen!“, sagt sie zwischen zusammen gepressten Lippen. „Hallo Sari!“, meldet sich jetzt Toni und kuschelt sich an Sarahs Schulter und sofort verändert sich ihr Gesichtsausdruck, die wütende Maske verschwindet und an ihre Stelle tritt ein liebevolles Lächeln. „Hallo Kleines!“, begrüßt Sarah sie und streicht ihr ein paar Strähnen aus dem Gesicht, „Hattest du einen schönen Tag?“ Toni nickt eifrig und beginnt damit Sarah in aller Ausführlichkeit von ihrem Vormittag mit Carlo und den Jungs zu erzählen. Als sie gerade dabei ist uns zu erzählen, wie Flo sie an seinem Schlagzeug hat spielen lassen, tritt Carlo zu uns heran. „Hey!“, sagt er und beugt sich flüchtig zu mir herunter um mir einen Kuss auf die Lippen zu drücken. Noch bevor ich seinen Kuss überhaupt erwidern kann, hat er sich auch schon wieder von mir gelöst. Irritiert schaue ich ihn an. Aber Carlo ist viel zu gestresst um meinen Blick überhaupt zu bemerken. „Was macht ihr denn hier?“, fragt er und stemmt seine Hände in die Hüften, während seine Augen hektisch durch die Halle wandern. Was ist jetzt schon wieder mit ihm los? Eigentlich habe ich gedacht, dass die paar Tage Ruhe und Entspannung in Dubai ihm gut tun würden, aber wie es aussieht ist er schon wieder genauso gestresst, wie vor Weihnachten. Ich nehme mir vor heute Abend auf jeden Fall mit ihm zu reden. Ich will, dass wir nochmal in Ruhe über alles reden, bevor die Tour am Sonntag los geht und er erstmal für drei Wochen überhaupt nicht zu Hause ist. Aber das müssen wir alleine besprechen, ohne die gesamte Crew und die Kinder um uns herum. „Wir waren doch vorhin einkaufen und jetzt wollten wir die Kinder abholen!“, erinnere ich ihn. Carlo nickt abwesend, hört er mir überhaupt zu? „Achso? Habt ihr was gefunden?“ Ich weiß ganz genau, dass er nur aus Höflichkeit fragt oder vielleicht auch, weil er denkt er müsste das machen. „Ja, haben wir. Weißt du schon, wann du heute Abend nach Hause kommst?“, frage ich ihn und verschränke jetzt auch die Arme vor meiner Brust. „Nein, keine Ahnung. Ich muss auch heute Abend noch kurz zu Mercedes, was klären und meine Karre abholen. Also wartet am besten nicht auf mich. Kann spät werden! Ich muss jetzt auch wieder los!“, sagt Carlo hektisch und drückt mir zum Abschied nochmal einen Kuss die Lippen, dann lehnt er sich zu Toni runter, die noch immer auf Sarahs Arm sitzt, und drückt er ihr einen Kuss auf die Wange. Sarah zwinkert er zum Abschied zu und sagt noch schnell, „Ihr könnt euch ja nen schönen Weiberabend machen!“ Bevor ich noch etwas sagen kann, hat Carlo sich auch schon wieder umgedreht und ruft nach Tim. Ich kann nicht umher enttäuscht zu sein. Eigentlich habe ich gehofft, noch ein bisschen Zeit mit ihm verbringen zu können bevor er auf Tour geht. Ich vermisse ihn immer so arg wenn er nicht da ist und genieße die Zeit umso mehr, wenn er noch zu Hause ist. Irgendwie verletzt es mich, dass es ihm egal zu sein scheint, dass wir uns jetzt noch nicht einmal wirklich sehen, wenn er noch zu Hause ist. Ich habe immer mehr das Gefühl, dass Carlo sich immer weiter von mir entfernt. Nicht nur weil er so wenig zu Hause ist und jetzt auf Tour geht. Nein, viel mehr scheint er sich vor mir zu verschließen und eine Art Mauer um sich herum auf zu bauen. Und ich weiß einfach nicht warum. Ich spüre Sarahs Hand über meinen Rücken streichen. „Alles gut?“, fragt sie und schaut mich prüfend an. In diesem Augenblick bin ich unsagbar froh, dass sie endlich wieder hier ist und ich meine beste Freundin wieder habe. Ich muss nicht viel sagen oder machen, denn sie weiß einfach auch schon so wie es mir geht und was los ist. Sie spürt das einfach. Ich versuche ein halbherziges Lächeln und nicke. „Ja, alles gut!“, antworte ich. Aber Sarah verdreht nur die Augen, „Laber nicht! Ich kenn dich!“ Das wiederum bringt mich wirklich zu lächeln. Manchmal hat auch Sarah ihre Dajuan-Momente, denn genau der Spruch hätte auch von Jojo kommen können. Sarah hakt sich bei mir unter und deutet mit dem Kopf in Richtung Ausgang. „Komm wir schnappen uns jetzt Emil und dann fahren wir nach Hause, kochen was Schönes und hauen uns ein bis achtzehn Kekse rein und du erzählst mir mal in aller Ruhe was bei euch in den letzten Wochen los war!“, beschließt Sarah und zieht mich hinter sich her zu Lucca und Markus rüber, die noch immer an der Technik-Insel stehen und Emil entertainen.
Auf der Fahrt nach Hause halte ich noch kurz an einem Supermarkt und besorgen Sarah und mir für heute Abend zwei Flaschen Hugo. Sarah hat zusammen mit Emil und Toni im Wagen gewartet. Schnell verstaue ich die beiden Flaschen Hugo im Kofferraum des Wagens und klettere dann wieder auf den Fahrersitz. Sofort ertönt Tonis Stimme von der Rückbank, „Mama hast du uns was mitgebracht?“ Grinsend drehe ich mich zu Toni um und halte ihr ein Überraschungsei entgegen. Unterdessen packt Sarah Emils Schokoladenei aus und hält ihm die erste Schokoladenhälfte entgegen. So sind die Kinder für ein paar Minuten beschäftigt und wir können mal ein bisschen durchatmen. „Manchmal weiß ich wirklich nicht wie du dass machst!“, überlegt Sarah während sie Emil abschnallt und mit ihm auf dem Arm in Richtung Fahrstuhl geht. Ich halte Toni an der Hand und balanciere auf meinem Arm unsere Hugo Flaschen. „Wie meinst du das?“, frage ich sie leicht verwirrt und drücke auf den Aufzugknopf. „Mit den Kindern, Carlo, der Haushalt und dann hast du auch noch bis vor ein paar Monaten studiert!“, zählt sie auf und drückt auf den Knopf für unsere Etage. Für einen Moment denke ich über ihre Frage nach. Sarah hat in den letzten beiden Jahren nicht viel von meinem und nicht von ihrem Alltag mitbekommen. Während sie in Boston studiert und gearbeitet hat, haben Carlo und ich eine Familie gegründet, ein zweites Baby bekommen und ich habe fertig studiert. Es gibt Moment in denen ich sie beneide, darum das sie ihren Traumberuf ausüben kann, ungebunden und flexibel ist, auf niemanden Rücksicht nehmen muss und das machen kann, was sie möchte. Natürlich bin ich auch glücklich mit meinem Leben, aber manchmal frage ich mich wie alles verlaufen wäre, wenn ich nicht so früh Carlo geheiratet und ein Baby bekommen hätte. Nicht weil ich eifersüchtig auf ihr Leben bin, sondern weil ich früher immer davon ausgegangen bin, dass wir irgendwann mal zusammen schwanger geworden wären und unsere Männer dann zusammen zu Geburtsvorbereitungskursen geschleppt hätten. Auch wenn alles so anders verlaufen ist, als wir es uns vielleicht mit dreizehn ausgemalt haben, als wir noch Leonardo Di Caprio und Brad Pitt heiraten wollten, bin ich einfach nur mega stolz auf Sarah. Auf all das was sie geschafft hat und was für eine wunderbare Ärztin sie geworden ist. Und egal was in meinem Leben passiert, ich kann mir ganz sicher sein, dass Sarah immer dabei ist. Auch wenn sie meine Entscheidungen manchmal nicht so ganz nachvollziehen kann, wie zum Beispiel den Verrückten in den engen Hosen heiraten. „Ich weiß nicht. Ich mach es einfach, sonst tut es ja niemand!“, zucke ich mit den Schultern und wir beide fangen wieder an zu lachen. Für einen Moment werden wir beide ganz still und ich schaue Sarah ernst an. „Ich hab dich so vermisst! Es war echt nicht immer leicht ohne meine beste Freundin!“, sage ich und beiße mir auf die Unterlippe, damit ich nicht anfange zu weinen. Mit einem Mal schwimmen auch Sarahs Augen in Tränen. „Ich hab dich auch vermisst, das letzte Jahr war echt hart!“ Und dann liegen wir uns beide in den Armen und schluchzen wie zwei Schlosshunde. Insgemein bin ich froh, dass niemand in den Fahrstuhl eingestiegen ist, bis wir auf der richtigen Etage angekommen sind. Als die Aufzugstüren aufgleiten schaut Toni uns verwirrt an. „Warum sind wir traurig?“, fragt sie neugierig. Sarah fährt ihr durch die Locken und lächelt sie an. „Wir sind nicht traurig Motte, manchmal weint man auch, weil man sich freut sich wieder zu haben!“, erklärt sie Toni, die daraufhin nur noch verwirrter aussieht. „Ihr seid komisch!“, stellt Toni dann fest und stiefelt vor uns her zur Wohnungstür. Kopfschüttelnd schauen Sarah und ich Toni nach und folgen ihr dann auf den Flur.
Carlo „Lass uns den letzten Teil nochmal machen, die Drums haben sich irgendwie nicht richtig angehört!“, spreche ich ins Mikro und drehe mich zu unseren Soundmann Dirk um. Dirk schiebt die Tonregler ein wenig hin und her und zeigt dann einen Daumen nach oben, unser Zeichen damit wir nochmal anfangen zu können. Ich drehe mich zu Psaiko, Tim und Flo um, alle drei nicken und wir fangen nochmal an spielen. Der Beat geht mir bis in den Magen und ich rappe den letzten Sechszehner und die Hook nochmal runter. Mein Kopf dröhnt und ich will eigentlich nur noch nach Hause, duschen und pennen. Die Jungs und ich sind seit heute Morgen hier und proben für die Tour. Vor mir in der Halle spielen Lucca, Eddi, Danju und Caïd zwei gegen zwei Basketball, Kody und Steffen stehen an der Sound-Insel über irgendwelche Akten gebeugt. Als der letzte Ton verklingt, atme ich tief durch. Endlich. „Okay, dass reicht für heute!“, sage ich bestimmend ins Mikrofon und schalte das Ding danach aus. Danju bedeutet mir mit einer Handbewegung zu sich rüber zu kommen. Mit einem Satz springe ich von der Bühne jogge zu ihm rüber, gefolgt von den anderen drei. „Vier-vier?“, schlägt Jojo vor und schmeißt mir den Ball entgegen. „Ich und Psaiko gehen zu Danju und Caïd!“, bestimme ich und dribbele den Ball vor mir hin und her. Die anderen nicken und wir fangen an zu spielen. Nach ein paar Körper mit den Jungs fühlt sich mein Kopf schon wesentlich besser an, zum ersten Mal seit ich heute Morgen aufgestanden bin muss ich nicht nachdenken und kann endlich mal ein bisschen los lassen. Einfach mal ein paar Körbe werfen und sich keine Gedanken über irgendwelche Track-Listen, Tour-Stopps oder Hallen Upgrades machen. Auch wenn ich eigentlich nur der Künstler bin, bezieht Kody mich mittlerweile in die meisten Entscheidungen, wenn es um so was geht mit ein. Manchmal frag ich mich was das alles überhaupt noch mit Musik machen zu tun hat. Eigentlich wollte ich immer nur rappen und das wars. Und mittlerweile setze ich mich mehr mit der Presse, irgendwelchem Zeug für die Tour oder Kostenplanung für Vio auseinander, als einfach nur Mukke zu machen. Wann bin ich eigentlich mehr Unternehmer als Musiker geworden? Ich seufze innerlich. „Was hast du eigentlich vorhin zu Sarah gesagt? Die sah nicht gerade sehr begeistert aus?“, fragt Psaiko Jojo und holt mich damit wieder aus meinen Gedanken zurück in die Gegenwart. Jojo wirft den Ball zu mir rüber und auf seinem Gesicht bildet sich ein breites Grinsen. „Ach ich hab ihr nur mal kurz erklärt, wie sie ihre Talente besser einsetzen könnte und ich der Klügere von uns beiden bin!“, antwortet Jojo bedeutungsschwanger und nimmt den Ball wieder an, den ich an ihn zurück gespielt habe. Eddi sitzt mittlerweile neben dem Korb auf dem Boden und versucht krampfhaft Luft zu bekommen. „Wieso kannst du sie eigentlich nicht leiden? Ich find sie ziemlich niedlich!“, mischt Lucca sich ein. Ich erkenne wie Jojo die Augen verdreht. „Du findest alles geil was nicht bei drei auf den Bäumen ist, weil du total untervögelt bist!“, klärt Jojo ihn auf und wirft einen Korb. Alle fangen an zu lachen, außer Lucca der zieht ein langes Gesicht. „Du bist manchmal richtig scheiße!“, mault Lucca und wirft den Ball genau gegen Jojos Brust. „Du könntest echt mal ein bisschen freundlicher zu ihr sein.“, schlägt Psaiko jetzt vor und schaut Jojo versucht streng an, „Ich meine vielleicht wär sie dann auch mal netter zu dir. Keine Ahnung was du ihr getan hast!“ Jojo zuckt mir mit den Schultern und wirft den nächsten Korb. Flo und Tim haben mittlerweile auch aufgegeben. „Ich hab ihr gar nichts getan!“, verteidigt Jojo sich, „Eigentlich will sie mich, sie ist nur zu frustriert es zu erkennen. Keine Frau kann mir wiederstehen!“ „Carlo kannst du mal kurz rüber kommen?“ ruft Kody zu uns rüber. Genauso wie die Jungs, drehe ich meinen Kopf zu ihm um. Und als ich sehe wer da neben ihm steht, kommt mir mein Mittagessen fast wieder hoch. Was will die denn hier? Neben Kody steht Jessica. In engen Jeans, dunkeln Stiefeln mit hohem Absatz und einem schwarzen Mantel. „Ist das nicht Jessica?“, fragt Jojo und schaut mich mit großen Augen an. Ohne ihm zu antworten lasse ich die Jungs stehen und jogge zu Kody rüber. Na toll, jetzt kann ich gleich auch noch Danju erklären was Jessica hier macht. Dabei wollte ich eigentlich, dass niemand erfährt wer sie ist und was mal zwischen uns lief. Das würde nur zu noch mehr Komplikationen führen und im Moment hab ich schon mehr als genug Baustellen in meinem Leben. Aber natürlich weiß Danju wer sie ist. Und Lucca auch. Aber der schien sie nicht erkannt zu haben. Noch nicht. „Was gibt’s?“, frage ich und lehne mich gegen den kühlen Gitterzaun, der die Sound-Insel eingrenzt. „Jessica hat die ersten T-Shirts vorbei gebracht!“, erklärt Kody mir. Kurz werfe ich Jessica einen Blick zu. „Ich wollte, dass ihr sie so schnell wie möglich bekommt!“, sagt sie hektisch und ich nicke nur. Kurz schaue ich mir die Shirts an, sie sind gut geworden. Natürlich sind sie gut geworden, immerhin habe ich sie ja auch entworfen und ausgesucht und Jessicas Firma musste sie nur noch drucken lassen. Das hätte sogar Toni ohne Probleme hin bekommen. „Die sehen gut aus!“, stelle ich fest und sehe wie sich ein riesengroßes Strahlen auf Jessicas Gesicht bildet. Kody hat sich ein wenig von uns weg gedreht und quatscht mit Stephen. „Wie geht es dir? Du siehst nicht so gut aus?“, fragt Jessica und es klingt ehrlich besorgt. Kurz liegt mir auf der Zunge ihr zu antworten, aber dann fällt mir wieder ein, dass sie es überhaupt nichts angeht. Ich spüre wie sie ihre Hand auf meine legt, die auf dem Gitter ruht. Sofort ziehe ich meine Hand weg und schaue sie irritiert an, was geht denn jetzt hier ab? „Was soll das?“, zische ich sie an und versuche dabei so leise zu sein, dass Kody mich nicht hört. Jessica sieht mich enttäuscht an und ich kapier nicht, wieso sie mich jetzt so blöd an glotzt. "Sorry ich habe nur gedacht, du wolltest vielleicht reden oder so? Wenn du Lust hast kannst du gerne mit zu Hannah kommen, sie feiert ihren Geburtstag. Um der alten Zeiten willen.“ Ganz bestimmt nicht! Erst recht nicht zu dieser Schlampe Hannah! Diese blöde besten Freundin, die mir das Leben während Jessicas und meiner ‚Beziehung‘ zur Hölle gemacht hat. Die Alte konnte man einfach keine drei Sekunden ertragen. Schnell schicke ich ein stilles ‚Dankeschön‘ in Richtung Himmel für Sarah. Im Vergleich zu Hannah ist Sarah einfach nur eine richtig coole Socke. Ich feiere sie übermäßig. Wahrscheinlich wären wir sogar befreundet, selbst wenn Kathi und ich nicht zusammen wären. Ich mag ihre entspanne und lässig Art und das man sich wirklich immer auf sie verlassen kann. Natürlich hat sie auch ihre Macken, aber wer hat die nicht? Meine Gedanken wandern zu Kathis und meinem Streit von Weihnachten. Eigentlich hatte ich alles was ich gesagt habe, gar nicht richtig ernst gemeint. Aber ich musste Jojo ja wohl vor ihr verteidigen, immerhin ist er meine Brudi. Und darüber geht nun mal nichts. Auch wenn Sarah sonst richtig korrekt ist. Bruder vor Luder, das steht über allem. Selbst über der besten Freundin meiner Ehefrau. „Nee, ich hab schon was vor.“, sage ich und deute mit dem Daumen in Richtung der Jungs, „Wir haben schon was vor!“ Jessica schaut an mir vorbei in Richtung der Jungs. „Sind das etwa Lucca und Johannes?“, fragt sie neugierig. „Jap!“, antworte ich kurz angebunden und bin insgemein dankbar, als sie keine Anstalten macht zu den beiden Jungs rüber zu gehen. Was vielleicht damit zusammenhängt, dass die Jungs nie so ganz nett zu ihr waren. „Ich fand es wirklich schön, dich wiederzusehen. Ich freu mich auch schon mega auf dein Konzert, ich komm sogar schon zu dem hier in Stuttgart. Ich find das so supi was du da geschafft hast!“, strahlt sich mich an. Es kostet mich alle Mühe nicht die Augen zu verdrehen und ich nehme mir fest vor, Kody damit zu beauftragen eine neue Druckerei für den nächsten Merch Druck zu suchen. „Du ich muss jetzt auch wieder los, wir müssen noch was wegen der Tour besprechen! Hau rein!“, verabschiede ich mich von ihr und verschwinde so schnell wie ich kann wieder zurück zu den Jungs. Ich habe keinen Nerv, mir ihr Gequatsche noch länger reinzuziehen. Sie tut sowieso schon viel zu viel so, als wäre nichts gewesen! Das nervt mich! Wir sind heute keine Freunde und ich will auch nichts mehr mit ihr zu tun haben. Wieso kapiert die das denn nicht? Und wieso grabscht die mich dann noch so komisch an? Alter. Ich werfe einen Blick auf meine Uhr, mittlerweile ist es schon halb acht. Dabei wollte ich eigentlich heute noch meinen Wagen abholen. „Wer war das?“, fragt Psaiko, als ich wieder zurück bei den Jungs bin. „Nur die Tante von der Druckerei für die Shirts!“, sage ich kurz angebunden und wende mich an Jojo. „Kannst du mich vielleicht zu Mercedes fahren. Ich muss noch meine Karre abholen!“, Jojo nickt. Zehn Minuten später haben wir uns von den Jungs verabschiedet und sitzen in Jojos Golf. „War das vorhin echt Jessica?“, fragt Jojo noch bevor ich überhaupt den Anschnallgurt fest gemacht habe, „Also die Übergangsschlampe Jessica?“ Soll ich jetzt lachen oder genervt stöhnen. Nur Jojo hat diese Gabe etwas komplett und über krass nerviges, doch noch irgendwie lustig zu machen. „Ja, das war Jessica. Die arbeitet für die Druckerei und kommt jetzt immer persönlich vorbei!“ „Uh!“, pfeift Jojo durch die Zähne und grinst mich an. „Alter hör bloß auf!“, meckere ich ihn an und lasse mich in den Sitz zurück fallen, „die Alte nervt mich sowas von sehr. Keine Ahnung was sie will.“ Jojo schaut mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Was?“, fahre ich ihn an. „Nichts, ich finds nur ziemlich komisch, dass sie jetzt auf einmal auftaucht!“, sagt Jojo beschwichtigend. Ich nehme meine Cap vom Kopf und fahre mir mit den Fingern durch die Haare. „Keinen Plan was sie will, ich weiß nur das sie mich bloß in Ruhe lassen soll. Ich hab keinen Bock auf sie und es muss auch niemand wissen das da mal was lief!“ Auch wenn ich eigentlich nicht wollte, dass irgendjemand von meiner Vergangenheit mit Jessica erfährt, tut es gut mit jemandem darüber zu sprechen. Und immerhin wusste Jojo, ja eh schon Bescheid. „Weiß Kathi davon, dass deine Ex-Freundin mit Chimp zusammenabreitet?“, fragt Jojo und biegt auf den Parkplatz der Mercedes Niederlassung ein. Mit seiner Frage trifft er genau ins Schwarze. Ich schnaube durch die Nase. „Natürlich nicht, sie ist schon so krass wegen Amanda aus geflippt, das kann ich mir nicht nochmal geben.“, sage ich gequält, Jojo nickt wissend. Nach der ganzen Aktion mit Kathi und Amanda hatten wir wieder mal einen unserer legendären Wodka-Abende. „Du musst es ihr ja auch nicht sagen. Kody soll einfach da anrufen und sagen, dass wir nen anderen Ansprechpartner haben wollen oder sowas in der Art!“, überlegt Jojo und fuchtelt wild mit seinen Hände umher. Wenn das nur so einfach wäre, aber wenn ich Kody darum bitten würden, würde er auch wissen wollen, was ich für ein Problem mit Jessica habe. Naja Kody könnte ich es ja eigentlich sagen, der würde Kathi schon nichts erzählen. „Mal schauen!“, beende ich das Thema für heute Abend und greife nach dem Türgriff. „Danke fürs bringen Brudi! Wir sehen uns morgen!“, bedanke ich mich bei Jojo und wir verabschieden uns mit einem Ghettocheck. „Hauste und stay fresh!“ Ich schultere meine Rucksack und stapfe durch den frisch gefallenen Schnee in Richtung Eingang, können die hier nicht mal den Schnee weg schaffen oder kann es nicht einfach mal aufhören zu schneien, dieses ganze weiße Zeug geht mir schon ziemlich krass auf die Nerven. Als ich das Autohaus betrete, schlägt mir warme Heizungsluft entgegen und sofort kommt ein komischer Mercedestyp in Anzug auf mich zu. „Guten Abend Herr Waibel, wie kann ich Ihnen helfen?“, fragt er und streckt mir die Hand entgegen. Ich schüttele sie und antworte, „Ich wollt meinen Wagen abholen und ich hätte da nochmal eine kleine Bitte, ich brauch noch ein Auto!“ Der Typ hebt kurz seine Hornbrille an und deutet dann in Richtung seines Schreibtischs, „Natürlich, wenn sie sich noch kurz setzen wollen, dann sage ich kurz dem Chef Bescheid. Wollen sie was trinken?“ Ich steure meinen Wagen durch das nächtliche Stuttgart und weiß schon gar nicht mehr richtig wo ich bin und wie lange ich schon durch die Gegend fahre. Durch mein Soundsystem dröhnt LAX von Game und meine Scheibenwischer haben einiges damit zu tun, den ganzen Schnee von meiner Windschutzscheibe fern zu halten. Es fühlt sich gut an endlich wieder in meinem eigenen Auto zu sitzen. Neben mir auf dem Beifahrersitz steht ein kleiner Karton, in den die Typen von Mercedes alles reingepackt haben, was sie in meinem Wagen gefunden haben. Einen einzelnen Nike Schuh, diverse Barbie Brüsten und Schuhe, ein Bilderbuch und Emils Kuschelschildkröte, die wir vor Weihnachten wie verrückt gesucht haben. Ich weiß nicht warum, aber ich will noch nicht nach Hause. Meine Gedanken scheinen mich innerlich zu erdrücken und ich kann es irgendwie gerade nicht ertragen unter Menschen zu sein. Vielleicht will ich auch gerade nur nicht nach Hause um Kathi nicht zu sehen. Sie würde sofort merken, dass wieder irgendwas nicht stimmt und ich kann mir ihre Fragerei im Moment einfach nicht geben. Ich kapier im Moment selbst nicht was mit mir los ist. Wieso ich mich ständig so komisch fühle und eigentlich gar keinen Bock mehr auf nichts habe. Mich kotzt einfach nur noch alles an. Der ganze Pressestress, die Tour-Planung, das ganze Zeug bei Vio so kurz vor der Modemesse und oben drauf Kathis ständige Fragen was mit mir los ist und warum ich mich so komisch verhalten würde. Wieso können mich nicht einfach mal alle in Ruhe lassen. Am liebsten würde ich mich für die nächsten Wochen einfach nur in den Keller bei meiner Ma verkriechen, Musik machen und den halben Tag pennen. Genau das brauche ich jetzt. Vielleicht wüsste ich dann auch wieder mal was ich wirklich will. Ob sich der ganze Mist überhaupt noch lohnt und wenn wofür überhaupt. Was bringt mir diese ganze Ackerei denn überhaupt? Kohle? Fame? Davon hab ich mittlerweile mehr als genug. Genug um Toni und Emil ein gutes Leben zu ermöglich. Beim Gedanken an meine beiden Kinder zieht sich mein Herz schmerzhaft zusammen. Während unseres Urlaubs in Dubai hab ich erstmal wieder gemerkt wie sehr ich die beiden vermisse und wie viel ich wirklich verpasse, wenn ich wieder mal lange unterwegs bin. Ist es das wert? Musik zu machen und sich von tausenden Fans feiern zu lassen, dafür aber die halbe Kindheit der beiden zu verpassen. Will ich das noch? Gelegentlich gibt es Tage an denen bin ich richtig eifersüchtig auf Kathi, darauf, dass sie jeden Tag mit den beiden zu Hause sein kann und alles hautnah miterlebt. Einfach ihren Alltag mit den Kindern teilen kann. Sie wird sich nicht irgendwann Fragen anhören müssen wie „Warum warst du nie da?“ „Wieso hattest du keine Zeit?“ oder „War die Arbeit wichtiger als wir?“ Nein, denn sie hat verdammt nochmal alle Zeit der Welt mit den beiden und erlebt alles mit. Während ich durch die Welt toure. Und eigentlich war das für mich immer in Ordnung, aber in den letzten Monaten zweifele ich immer öfter daran, ob ich mein Leben wirklich so weiter leben will. „Fuck!“, entfährt es mir und mein Wagen gerät für einen Moment ins Schlingern. Ich werfe einen Blick auf die Uhr in meinem Armaturenbrett und stelle überrascht fest, dass es schon zwanzig vor zwölf ist. Fahre ich wirklich schon seit drei Stunden ziellos durch die Gegend? In mir macht sich das schlechte Gewissen breit und ich beschließe, dass es vielleicht doch langsam mal Zeit ist nach Hause zu fahren. Kathi macht sich bestimmt schon Sorgen um mich. Leise schließe ich eine viertel Stunde später die Wohnungstür auf und versuche so lautlos wie möglich meine Jacke und Schuhe aus zu ziehen. Es ist völlig dunkel in der Wohnung, ich bin ekelhaft erleichtert, dass Kathi nicht auf mich gewartet hat und ich also auch nicht mit ihr sprechen muss. Vorsichtig schleiche ich mich über den Flur in Richtung der Kinderzimmer, wie immer sind die Türen nur angelehnt. Mit einem kleinen Stoß schiebe ich die Tür zu Tonis Zimmer auf. Der Raum ist in einen warmen Rosa-Ton getaucht, der von dem kleinen Nachlicht über ihrer Kommode kommt. Toni liegt ausgestreckt auf ihrem Rücken und atmet ruhig vor sich hin. Ihre Decke ist ihr bis zur Taille runter gerutscht. Behutsame decke ich sie wieder zu, beuge mich zu ihr runter und drücke ihr einen Kuss auf die Stirn. Sie sieht so friedlich und unbeschwert aus, wenn sie schläft. In mir macht sich eine unvorstellbare Wärme und Liebe breit, die ich auch knapp drei Jahre nach ihrer Geburt noch immer nicht erklären kann. Ich kann nicht wiederstehen ihre ein paar Strähnen aus dem Gesicht zu streichen, die ihr im Schlaf in die Stirn gefallen sind. Als meine Finger ihr Gesicht berühren, beginnen ihre Augenlieder zu flattern. Na toll jetzt hab ich sie aufgeweckt, super gemacht Carlo. Müde blinzelt Toni mich aus zusammengekniffenen Augen an. „Papa?“, fragt sie mit belegter Stimme. Ich beuge mich noch einfach zu ihr runter und streiche mit meinen Fingern über ihre Wange, „Pscht, alles gut. Papa ist da! Schlaf weiter!“, beruhige ich sie und zu meiner Überraschung, schließt sie sofort wieder ihre Augen und ist im nächsten Moment eingepennt. Leise schleiche ich mich aus ihrem Zimmer und werfe auch einen Blick in Emils Zimmer, die blaue Karusselllampe wirft bunte Fische an seine Zimmerwände und auch er scheint tief und feste zu schlafen. Plötzlich fängt mein Magen an zu knurren und ich beschließe noch einen kurzen Abstecher in die Küche zu machen, bevor ich mich auch endlich ins Bett haue. Ich mache extra das Licht nicht an und versuche mir so leise wie möglich ein Brot, im Schein des Kühlschranklichtes, zu schmieren. Als ich den Käse zurück in den Kühlschrankstelle, erspähe ich einen Teller mit Muffins neben dem Joghurt. Sarah und Kathi scheinen mit den Kindern gebacken zu haben. Gerade als ich mich mit meinem Brot und den Muffins vor den Fernseher hauen will, geht in der Küche das Licht an. Überrascht drehe ich mich um und erspähe Kathis verschlafenes Gesicht. Sie steht nur in einem meiner Shirts, Unterwäsche und dicken Wollsocken mit vor der Brust verschränkten Armen im Türrahmen und schaut mich müde an. „Was machst du? Wo warst du?“, fragt sie schläfrig und reibt sich die Augen. Ich lege mein Brot zur Seite und kann mir ein Lächeln nicht verkneifen, sie sieht so verdammt süß aus wie sie da steht. Egal wie krass sie mir im Moment manchmal auf den Geist geht, ich liebe sie trotzdem und im Moment sieht sie einfach nur zum Anbeißen aus. Aber wenn ich ihr jetzt erzähle, dass ich gerade drei Stunde durch Stuttgart geirrt bin, weil ich nicht weiß wie unsere Zukunft aussieht, komme ich heute nicht mehr ins Bett, das kann ich heute einfach nicht mehr. „Ich war noch mit Jojo bei Mercedes meinen Wagen abholen und dann mit ihm und Caïd noch was Essen.“, lüge ich also und beiße von meinem Brot ab. „Bis gerade eben?“, fragt Kathi misstrauisch und kommt ein paar Schritte auf mich zu. „Ja, wir haben noch ein paar Ideen für Jojos Album durch die Gegend geschmissen und dann ist es ziemlich spät geworden!“, erkläre ich ihr, „Komm, Baby, lass uns ins Bett gehen, der Tag war lang genug!“ Ich mache einen Schritt auf Kathi zu und strecke meine Hand nach ihr aus, aber zu meiner Überraschung weicht Kathi zurück. „Komisch, weil ich hab vorhin mit Jojo telefoniert und er hat gesagt, dass er dich um halb acht bei Mercedes abgesetzt hat und dann nach Hause ist!“, offenbart Kathi mir. Fuck, die Aktion ist ja mal völlig nach hinten losgegangen, Shit. Ich bin für einen Moment so perplex, dass ich nichts sage. „Wo warst du?“, wiederholt Kathi ihre Frage von gerade und schaut mich misstrauisch an. Ich lasse meine Schulter ein Stückchen hängen. „Baby, müssen wir da jetzt drüber reden. Ich hab echt keinen Bock zu diskutieren. Ich will nur noch ins Bett!“, versuche ich die Diskussion auf morgen zu verschieben und sehe Kathi müde an. Aber in ihren Augen flackert etwas Gefährliches auf. „Natürlich müssen wir da jetzt drüber reden, du bleibst die halbe Nacht weg und willst mir nicht sagen wo du warst und jetzt sollen wir einfach ins Bett gehen, als ob nichts wär. Was ist los mit dir Carlo? Was stimmt nicht? Rede mit mir! Du hast doch irgendwas?“, plappert Kathi auf mich ein und sieht mich aus ihren großen, blauen Augen traurig an. Immer diese ganzen Fragen, manchmal kommt es mir vor, als wenn ich mit der Stasi verheiratet bin. „Vielleicht würde es mir wesentlich besser gehen, wenn du mich mit deiner verdammten Fragerei einfach mal in Ruhe lassen würdest. Ich hab keinen Bock hier immer wer wird Millionär zu spielen, wenn ich nach Hause komme und deinen ganzen Fragen zu beantworten! Das nervt tierisch!“, motze ich sie an. Für einen kurzen Moment tut es gut mal Dampf abgelassen zu haben, auch wenn Kathi dafür eigentlich die komplett falsche Adresse ist. Und als ich erkenne wie ihr dicke Tränen über die Wange laufen, bekomme ich sofort ein schlechtes Gewissen und es tut mir mega leid, sie so an gefahren zu haben. „Baby, es tut mir leid. Das war nicht gemeint. Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist!“, entschuldige ich mich sofort bei ihr und schließe den Abstand zwischen uns beiden. Aber Kathi hebt nur abwehrend die Hände, noch immer laufen ihr Tränen über die Wange. „Nein, lass mich!“, fordert sie schluchzend und weicht bis in den Flur zurück. „Ich schlaf heute Nacht mit bei Toni!“, lässt sie mich wissen und verschwindet komplett im dunklen Flur. „Fuck!“, bringe ich unterdrückt hervor und pfeffere einen der Schoko-Muffins mit voller Wucht gegen das Küchenfenster.
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