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#Herrngarten
schottisreisetagebuch · 7 months
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Von Kellern und Gassen
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Von Kellern und Gassen
Im Labyrinth, Hauptstraße 49, 2171 Herrnbaumgarten
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Fliegen ohne Flügel - Über die Langsamkeit der Natur
Allein die Vorstellung, mich durch ein subkutanes Geflecht von Erdadern und Kellergängen zu zwängen, versetzte mich noch vor nicht allzu langer Zeit in Panik. Das ging so weit, dass ich schon beim bloßen Gedanken daran eine unterirdische Welt zu betreten, Erwartungsängste produzierte. Herzrasen, Schweißausbruch und die Vorstellung eingesperrt zu sein verursachte Beklemmung. Was tun? Die Hörner beim Stier packen, rein ins Ungewisse und raus aus der Phobie. Angst ist ein unkontrollierbarer, wiederkehrender Faktor. Fliegen, Höhlen, Menschenmassen und die Angst vor kleinen Räumen. Immer wieder stieß ich an Grenzen. Überforderung. Überwindung. Weshalb setze ich mich dem aus? Wem, bitte, muss ich was beweisen? Da sage ich doch lieber: “Kein Problem, bin schon erwachsen“ und stürze mich ins Abenteuer. Ich schaffe das schon. Aber ein mulmiges Gefühl bleibt: Die Angst vor der Angst.  
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Die Kellergasse
Diesmal erkunde ich ein Land, in dem ich mich sicher fühle und das Kapitel, das es zu bearbeiten gilt, beunruhigt mich nicht weiter: Die Kellergasse. Gemütlicher geht’s nicht. Elfhundert Stück davon gibt es allein im hundertjährigen Land. Im Weinviertel werde ich mehr als fündig. „In jedem zweiten Dorf an Hund“, sagte mir ein Mann, der‘s wissen muss, „… man muss nur die Gass’n vor lauter Buschen sehen.“ Gemeint ist der Föhrenbusch, der über jeder zweiten unversperrten Türe hängt, die den Pilger eintreten lässt, um ihn zu laben. 
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Ewigkeitsgasse
Was soll‘s, denke ich, schnüre den Ranzen, studiere Fahrtrouten und Öffnungszeiten, blättere mich durch Hochglanzprospekte und fahre los. Doch wohin? Die gebenedeiten Orte bieten, jeder für sich, Erlebenswertes: Sei es der Galgenberg in Wildendürnbach, der Zipf in Mailberg, die Oagossn in Falkenstein oder die Königliche Kellergasse in Dürnleis. Sie alle sind es wert besucht zu werden, alle sind bis unters Kellerdach gefüllt mit Bouteillen und überbieten einander an hausgemachter Eloquenz und Gemütlichkeit. Wohin also? In solchen Situationen reagiert der Reisende instinktiv. „Fliegen ohne Flügel“ (Tiziano Terzani) ist ein wunderbares Buch über die Langsamkeit des Reisens. Die Botschaft lautet: Lass dich treiben. Erkenne den Augenblick. Zu erobern gilt nicht Quantität, vielmehr Qualität. Ich folge meiner roten Gefährtin. Ich will dort einkehren, wo ich in Ruhe ein Glas Wein genießen kann, jenseits von Promi und Prunk, Winzerkönigin und deren Prinzgemahl. Wo das ist? Beim nächstbesten Buschen.
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Das Labyrinth des Friedl Umschald
Was haben „Odlatzbia oröwen“ oder die „Pecherei“ mit den Kellergassen des Weinviertels zu tun? Noch nichts. Es könnte sich aber bald ändern. Sowohl das „Abrebeln der Elsbeere“, als auch das beinahe ausgestorbene Gewerbe der Pech-Gewinnung gehören zum Weltkulturerbe, die Buschenschankgassen noch nicht. Ein Verein wurde gegründet, zum Zweck, die Republik zu stubsen, sich bis zum Jahre 2024 darum zu kümmern. Bei positivem Bescheid würde das Gassen-Tschechern endgültig dem immateriellen Kulturerbe angehören und das nationale Bewußtsein bereichern. Die Notwendigkeit des „Achterls in Ehren“ wäre amtlich, es zu leeren, Staatsbürgerpflicht.
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Der Eingang zur Unterwelt
„Dörfer ohne Rauchfang“, nannte man seit alters her die Ansammlung an Objekten, deren erklärtes Ziel es war und ist, sich hinter Kellermauern dem Genuss des jungen Weines hinzugeben, und während das letzte Bodensatzerl das Glas verlässt, steht das allerletzte Fluchtachterl bereits am Tisch. Das Weinverkosten nimmt bekanntlich so lange kein Ende, bis der Vorrat erschöpft ist. Dass dem nie so sein wird, dafür sorgen die Wirte mit bacchantischer Geduld. Nirgends sonst lässt sich trefflicher bürsteln, als am Tatort. Und wenn dann auch noch fachkundige Winzer über Säuregrad, Zuckergehalt, Keltern und Gären dozieren, nimmt der Wissensdurst der Gäste kein Ende. Wer will nicht zu den Eingeweihten zählen, die das Hauerhandwerk von der Pike auf kennen, besonders wenn’s ans Dippeln geht. An der Quelle dem ersten Tröpferl seine Reverenz zu erweisen, steigert den Genuss der Völkerverständigung und das Fachsimpeln und Feiern war seit jeher dort angesagt, wo der Charme so mancher Kellergasse das Seinige dazu beiträgt.
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Der Altarraum
Schon seit dem 17. Jahrhundert weiß man um die kühlen Höhlen am Rande der Weingärten. Vom Lagern bis zum Saufen, der Weg war nie sonderlich weit. Wurde früher „toute en famille“ weingebissen, verdichtete sich die Passion der Verkoster bald zum Nationalsport. 
„Lange Nächte“, „Gassen-Führungen“, Erlebnistrinken“ und „Weinfeste“ sind an der Tages- und Nachtordnung und die Zuag’rasten lassen sich nichts lieber als verführen. So auch ich. In Herrenbaumgarten, im nordöstlichen Weinviertel war’s, da gab ein Wort das andere und ich landete flugs unter der Erde, im Souterrain des Trankelns und Wankelns. „Labyrinth-Keller“ stand über dem Eingang und der Hausherr Friedl Umschaid persönlich lud mich ein, so manchen Geheimtipp, vom fruchtig-frischen „Jungen“, bis zum Klassikaner zu verkosten. Wer der Versuchung widersteht, der zeige auf! So schnell aber konnte ich die Pforte des Paradieses hinter mir nicht schließen, dass ich nicht auf schnellstem Wege und kopfüber im Erdkern landete.
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Im Labyrinthkeller
Ich betrat den Tempel der Unterwelt. Feuerrotes Licht. Hier kocht der Teufel seine Großmutter. Über die roh geziegelten Wände schlich die Kellerkatze. Abgestandener Rauch umhüllte mich, die Luft war zum Schneiden. War da keuchendes Atmen zu hören? Düstere Schemen ließen den Ort noch unheimlicher erscheinen, als er so schon war. Ich tappte durch langgestreckte Räume und drang vor ins Reich der Düsternis. Überall kauerten menschliche Gestalten. Dantes Inferno mochte so und nicht anders aussehen. Die Unterwelt glich einem Labyrinth, dessen konzentrische Kreise geradewegs zum Purgatorio wiesen. Je mehr sich die Pfade spalteten, umso verrufener erschien der finstere Ort, über dessen Wänden Schattenlinien mäanderten, die vom Lichtschein einer Öllampe herrührten. Kühl war es an diesem verwunschenen Ort. Je weiter ich vordrang, desto verlorener fühlte ich mich. Überlebenstraining pur. Ich war schon viel zu weit vorgedrungen, als dass rasche Flucht möglich gewesen wäre. Kalter Schweiß. Ich tastete mich durch gewundene Gänge vorwärts und schoss ein paar Fotos. Der Handyblitz zerriss das Versteck der Erdbestien. 
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Weinselige Unterwelt
So und nicht anders fühlt sich der Platzangstgepeinigte, während der rührige Gastgeber Umschaid davon erzählt, wie er sich von einem Keller zum nächsten gebuddelt hat. „Mittlerweile werden es dreißig Jahre her sein, dass ich zu Grundeln begann. Anfangs als Aufbewahrungsort meiner Weine konzipiert, wurde mir das Graben zur Leidenschaft.“ Wir halten in einem langgestreckten Raum, tief unter der   Weinviertler Erde und ich zweifle, dass ich des Tageslichtes je wieder ansichtig werde. „Je länger ich schaufelte, umso mehr Hohlräume entdeckte ich. Mittlerweile ist der Keller zu einem Labyrinth einander ergänzender, sich kreuzender, parallel laufender Gänge und Stollen geworden, insgesamt über sechshundert Meter lang. Man stelle sich vor: Ein Mensch maulwurft sich allen Ernstes kreuz und quer durch den Unterbau seiner Existenz, baut im Stockwerk darüber an der frischen Luft an,  liest, keltert, füllt ab und bunkert seine Schätze tief drinnen im Vorort der Hölle, in mittlerweile zehn miteinander verbundenen Erdkellern. Seit 2001 macht der besessene Friedl sein Reich öffentlich. Unter dem schönen Namen „Erdball“ organisiert er Veranstaltungen. Muse und Trank, Musik und Tanz, so will es Herr Bacchus und so will es auch sein direkter Nachfahre. Und die Genusssüchtigen kommen und gehen und feiern und überlassen sich dem Höhlenrausch.
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Die Theatralik des Weins
Nur ich, der Tiefengeplagte, flieht der Umklammerung enger Gänge und Wände, nicht ohne manch gottgewolltes Achterl zwecks Linderung des Bauchgefühls zu verkosten. Friedl Umschaid hat sich hier einen schwer zu beschreibenden Lebenstraum erfüllt. Während oben, zu ebener Erd‘, die Gassen mannigfaltigste Einkehrmöglichkeiten verheißen, unterhöhlt das unterirdische Adernsystem eines Ausserirdischen das Land.  
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Trinken ist nicht gleich Trinken
Keller und Gassen gehören zum Weinviertel wie Druiden zum Waldviertel,  dreihundert verschiedene Mostbirnsorten zum Mostviertel, und die sagenhaften Bauruinen, samt deren Entstehungsgeschichten zum Industrieviertel. Niederösterreich ist so vielfältig wie verwirrend, so bunt wie schillernd, so angsteinflößend wie beruhigend. Man muss sich ihm hingeben, und man wird einen Tropfen vom Paradies kosten. Dessen bin ich, nach enden wollender Entdeckungsfahrt durch das hundertjährige Land, überzeugt. Aber so was von! 
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Postcard depicting one of the bronze reliefs from Elisabeth's memorial. This memorial was sculpted by Ludwig Habich (1872-1949) and unveiled on 25 October 1905, in the Herrngarten, Darmstadt.
The bronze relief shows Snow White in her glass coffin guarded by the dwarfs.
source: eBay. Just added it to my Wishlist.
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docgonzoda98 · 1 year
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jayleeman · 4 years
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#revisit - Irgendwie kommt man immer wieder an diesem Ort vorbei. Dieser Ort an dem der klassische Stil mit dem Modernen vermischt wird. Dann ist es ab und an Zeit für ein Foto und eine neue Perspektive 🤔📸🚧🏙️ ______________ #picture #picoftheday #instadaily #instagood #instanice #instagermany #instacity #instawalk #photoshop #blackandwhite #germany #deutschland #hessen #darmstadt #innenstadt #technischeuniversität #herrngarten #alteshauptgebäude #barriers #spaziergang #withafriend (hier: TUD Altes Hauptgebäude) https://www.instagram.com/p/CEnOr8Bieg4/?igshid=1r36mkh4pp2am
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beautifulcentury · 6 years
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Darmstadt, Prinz-Georg-Garten, Pretlacksches Gartenhaus
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<strong>Darmstadt, Prinz-Georgs-Garten, Pretlacksches Gartenhaus <a href="https://www.flickr.com/photos/hen-magonza/">by HEN-Magonza</a></strong>
Der Prinz-Georgs-Garten liegt direkt neben dem Herrngarten und ist mit diesem durch ein Portal verbunden. Damals wie heute er mit seiner Mischung aus einem Rokoko-Lustgarten und Nutzgarten zum Ausruhen, Erholen, Plaudern und Träumen ein. Zwei Gebäude beherrschen das Bild dieses Gartendenkmals: Das 1999 renovierte Prinz-Herzog-Palais mit der großherzoglichen Porzellansammlung und das 2003 von K. Staps 2003 mit einer Fassadenmalerei versehene Prettlacksche Gartenhaus, die beide um 1710 erbaut wurden.
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woodberg-shop · 7 years
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☀️☀️☀️ #endlichsonne #herrngarten #darmstadt #local #sun #warm #fun #best #grooming #männerpflege #hautpflege #skincare #naturalskincare #shave #wetshave #rasur #beard #beardcare #barber #mencare #mensgrooming #vegan #organic #beautiful #healthy #nature #fashion #natural #gentleman #woodberg
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schunckinfo · 3 years
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Darmstadt/Herrngarten: Zusammenstoß eines Streifenwagens mit einem Flüchtigen
Darmstadt/Herrngarten: Zusammenstoß eines Streifenwagens mit einem Flüchtigen was originally published on
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tyme10 · 4 years
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There is only one way. No option B. Build yourself an unstoppable mindset. #watchus #followus #linebyTYME . . @changingbig @_maryoga . . #TYME #success #writtenbymaryoga #mindset #power #life #love #goals #yoga #videooftheday #motivation (hier: Darmstadt Herrngarten) https://www.instagram.com/p/B7uEEFRI7n7/?igshid=172k8gw1q4mew
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pressecop24 · 6 years
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Hessenreport aus Darmstadt: Naziparolen & Hitlergruß Polizei nimmt zwei Männer im Herrngarten fest!
Hessenreport aus Darmstadt: Naziparolen & Hitlergruß Polizei nimmt zwei Männer im Herrngarten fest!
Beamte des 1. Polizeireviers haben am Montagabend (16.07.) zwei Männer nach dem Rufen von Naziparolen und Zeigen des Hitlergrußes im Herrngarten festgenommen. Zeugen alarmierten gegen 21 Uhr die Polizei, nachdem die beiden 19 und 24 Jahre alten Männer in der Schleiermacherstraße einen bislang noch unbekannten dunkelhäutigen Mann angepöbelt haben sollen. Die Tatverdächtigen, die aus Groß-Gerau…
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Hessenreport aus #Darmstadt: #Polizeikommissar-Anwärter wird nach #Angriffe auf #Einsatzkräfte nach #Schloßgrabenfest verhaftet!
Nach den schweren Ausschreitungen und Angriffen auf Einsatzkräfte in der Nacht zum Sonntag (03.06.2018) nach dem Schlossgrabenfest im Bereich des Herrngartens, hat die Polizei 112 Personen vorläufig festgenommen und rund 50 Ermittlungsverfahren wegen schweren Landfriedensbruchs, Körperverletzungsdelikten, Sachbeschädigung sowie Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte eingeleitet. Nach ersten…
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korrektheiten · 6 years
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15 verletzte Beamte Darmstadt: Menschenmenge greift nach Musikfest Polizei an
Am Rande des Schlossgrabenfestes in Darmstadt ist es zu Ausschreitungen gekommen. Die Polizei musste mit einem Großaufgebot anrücken. Mehrere Beamte wurden verletzt. Eine größere Menschengruppe hatte in der Nacht zum Sonntag im Herrngarten Polizisten angegriffen und einen größeren Polizeieinsatz in der Darmstädter Innenstadt ausgelöst. Dabei seien 15 Beamte dabei verletzt. Ein Polizeisprecher sagte, die teilweise […] http://dlvr.it/QW16G7
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I recently acquired Princess Johanna of Hesse’s (1936-1939) mourning booklet.
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It deeply touched me how in the mourning text, a paragraph mentioned Johanna’s half-aunt, Princess Elisabeth of Hesse (1895-1903), who had died more than 35 years before.
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The paragraph above, marked in red, can be translated as follows:
“The month of November is a fateful month for the Grand Ducal family. With the death of little Princess Johanna, we simultaneously remember once again the death of the daughter of Grand Duke Ernst-Ludwig, Elisabeth, who died on 16 November 1903 in Skierniewice in Russia under mysterious circumstances, for whom the children of Darmstadt have, as is well known, erected a monument in the Herrngarten.”
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I was so lucky that a vintage postcard depicting Johanna was glued on the mourning booklet!
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On the back of the booklet, a photograph of the Hessian Gran Ducal Family posing with baby Johanna in 1936. I found the caption of the photograph really heart-breaking: the whole family is marked with a cross. By 1939, three years after this photo was taken, they were all dead. 💔 
source: my collection
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teilzeitverrueckt · 6 years
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Assistenzhund bei psychischen Erkrankungen / Räumungsklage/Unterstützung; Zutritt Uniklinik; Finanzierung; Hotelaufenthalt mit Assistenzhund; beinahe Attacke auf Yoshi
Momentan gibt es bei uns fast täglich Neuigkeiten…
Zutritt Uniklinik
Ich habe am Freitag einen sehr netten Anruf erhalten von einem Herren des Qualitätsmanagements und klinischen Risikomanagement der Uniklinik Frankfurt. Yoshi darf mich natürlich zu meinem Termin begleiten und alle relevanten Stellen sind über unser Kommen informiert. Ich werde keinerlei Probleme bekommen. Klingt gut, oder? Ich bin gespannt, ob es wirklich problemlos laufen wird.
Am Tag des Termins mache ich mich also ziemlich aufgeregt auf den Weg Richtung Frankfurt. Die Regionalbahn ist voll und ich werde auch noch in eine Konversation verwickelt. Yoshi meistert die Situation gut, bleibt trotz vieler Menschen ruhig. Am Hauptbahnhof sind wir beide dann etwas aufgeregt und froh, als wir es zum Ausgang geschafft haben. Auch an der Strassenbahn-Haltestelle ist es voll. Yoshi springt mehrmals vorsichtig an mir hoch – ich glaube, er spürt meine Aufregung und Anspannung. In der Strassenbahn selbst ist es auch nicht besser, alle stehen aneinander gepresst da. Yoshi legt sich vor meine Füße und verschafft mir so automatisch etwas Abstand nach vorn. Trotzdem bin ich froh, dass wir nicht allzu lang fahren müssen und steige erleichtert darüber, dass niemand auf meinen Wuff getreten ist, an der Uniklinik aus. Da noch etwas Zeit ist bis zum Termin, gehe ich mit Yoshi ein Stück den Main entlang, lasse ihn noch einmal pinkeln und setze mich dann einen Moment auf eine Bank.
Durchatmen.
Ich habe tatsächlich Angst davor, die Klinik zu betreten. Angst vor Diskussionen. Bin unheimlich angespannt von der Fahrt, was es natürlich nicht besser macht. Um viertel vor 9 raffe ich mich auf und betrete die Klinik. Keine Diskussionen. An der Anmeldung der Ambulanz werde ich mit “Ahhh, da ist ja die Ausnahme der Uniklinik’ begrüßt. Ich melde mich also an, und werde in den Wartebereich – etwas abseits von anderen Patienten – geschickt. Puh.
Yoshi benimmt sich vorbildlich. Er liegt vor bzw. zeitweise schräg neben mir, verschafft so Abstand zu vorbeilaufenden Menschen. Er wird oft angeschaut, ich höre geflüsterte Kommentare wie “Ohhh, ist der süß”. Yoshi lässt sich nicht ablenken, er schaut sich die Leute an, bleibt aber ruhig und entspannt liegen. Als wir aufgerufen werden, geht er brav ‘Bei Fuß” mit mir ins Sprechzimmer und dort zielstrebig auf die Stühle zu: “Hey, Mensch, schau, da hast du was zum Sitzen!” Ich lobe meinen Hund und setze mich. Yoshi legt sich zwischen mich und die Zimmertür. Er ist entspannt. Die Ärztin ist nett, fragt mich interessehalber einige Dinge über Assistenzhunde und wie Yoshi mir hilft. Sie ist höflich, sagt, ich muss nicht antworten, wenn ich nicht mag. Aber natürlich antworte ich – gehe ja offen mit meiner Erkrankung um und erkläre einige Assistenzaufgaben.
Dann besprechen wir das, weshalb ich eigentlich da bin: Testosteron und den Blocker. (Mehr dazu wird es in einem separaten Blogpost geben!). Sie stellt mir Rezepte aus und fragt am Schluss noch, ob es sehr schwierig war, den Hund mitbringen zu dürfen. Ich bin ehrlich und sage “Ja, 4 Wochen hat es gedauert”. Ich lobe aber auch den netten Mann, den ich am Telefon hatte und der mir und Yoshi den Eintritt erleichtert hat, indem er alle notwendigen Stellen informiert und aufgeklärt hat. Die Ärztin versichert mir, dass es kein Problem ist, Yoshi auch zukünftig mitzubringen, ich müsse ihn auch nicht vorher anmelden. Ich sage ihr, dass ich es aus Höflichkeit gern tue, damit die Leute bescheid wissen und ich auch am Tag des Termins keine unnötigen Diskussionen habe. Sie sagt mir, dass sie es einfach ls Vermerk bei meinem Termin dazu schreibt. Ich bin erleichtert und freue mich, auf eine so nette Ärztin gestossen zu sein.
Auch beim Verlassen des Klinikums geht Yoshi brav neben mir. Er hat wirklich einen klasse Job gemacht und ich hoffe, dass wir einen positiven Eindruck hinterlassen haben und es zukünftig für Assistenzhunde-Teams leichter sein wird, Termine in der Uniklinik wahrzunehmen.
  Hotelbuchung mit Assistenzhund
Ende Juli werde ich mit meiner besten Freundin eine Reitsportmesse (EuroCheval) besuchen, da darf Yoshi natürlich nicht fehlen. Weil es mir zu anstrengend ist, noch am selben Tag zurück zu fahren, habe ich beschlossen, das Wochenende in einer Pension zu verbringen und mit Yoshi etwas auszuspannen nach der Messe. Ich frage also bei einer kleinen Pension in der Nähe des Messeortes an, gebe an, dass ich mit Assistenzhund reise und bekomme die Antwort, dass ein Einzelzimmer verfügbar ist, ein Hund aber extra kostet. Nach kurzer Abklärung der rechtlichen Lage mit dem Lichtblicke e.V. habe ich der Pension geantwortet, was “Assistenzhund” bedeutet. Prompt kam die Antwort, dass der Hund selbstverständlich nichts extra kostet und sie mir das Zimmer reservieren. Sie haben sogar gefragt, ob ich ein spezielles Zimmer brauche. So mag ich das.
Am 27.7. ist nun also Messetag und die 2 Tage darauf werden Yoshi und ich den Schwarzwald unsicher machen 🙂
  Im Mai 2019 findet wieder das Pfernetzt-Event statt. Auch hierfür versuche ich gerade ein Zimmer zu buchen und habe den selben Zutritts-Kampf wie mit der Pension. Ein Ergebnis ist noch ausstehend.
Finanzierung
Ich habe am Wochenende noch einige Stiftungen kontaktiert. Vielleicht hilft uns ja noch eine davon mit einer kleinen finanziellen Unterstützung. Jeder Euro zählt zur Zeit, um Yoshi’s Ausbildung auf sichere Beine zu stellen. Mietangelegenheit
Seitdem ich die Sache mit dem Vermieter an eine Anwältin abgegeben habe, geht es mir besser. Auch die nette Unterstützung des Lichtblicke e.V. hilft und beruhigt sehr. Es ist gut zu wissen, dass ich nicht alleine da stehe. Es fällt mir ja immer schwer, um Hilfe zu fragen, aber ich merke, dass es wirklich gut tut. Beinahe-Attacke auf Yoshi
Am Freitag lief ich mit Yoshi unsere Straße entlang. Wir hatten noch ca. 300m bis nach Hause, Yoshi war im Dienst, deutlich mit Kenndecke und Halstuch gekennzeichnet und ging brav links neben mir “bei Fuß”. Wir nähern uns einem Auto mit offener Kofferraumklappe. Aus Erfahrung weiss ich, dass der Besitzer des Autos zwei grosse Hunde hat, die er im Kofferraum in Hundeboxen transportiert. Yoshi und ich gehen also dort entlang und schon geht das Bellen los. Ein Mensch war nicht in Sicht und einer der Hunde entkam aus seiner Transportbox (Tür nicht richtig verschlossen??). Er stürmte bellend und knurrend auf Yoshi und mich zu. Wir sind beide zu Tode erschrocken und Yoshi ist sofort zurückgewichen. Glücklicherweise rief plötzlich ein Mensch nach dem Hund und er gehorchte auf das “HIER”. Ich beruhigte Yoshi und ging an Hund und Mensch vorbei, wurde aber vom Mensch entsetzt angeschaut, als ob ich etwas dafür könnte, dass der Hund uns angegangen ist.
Yoshi und ich hatten echt einen riesigen Schreck bekommen. Das hätte auch anders ausgehen können! Puh! Training
Yoshi’s Training läuft super und wir kommen gut voran. Er läuft mittlerweile auch schon gut ohne Leine, der Rückruf funktioniert tadellos.
An seiner Frusttoleranz und der Impulskontrolle müssen wir noch etwas arbeiten, aber auch hier hat der weisse Wolf schon Fortschritte gemacht.
Zur Zeit arbeiten wir an folgenden Assistenzaufgaben:
zur Bank bringen
zum Ausgang bringen
an den Rand bringen
Center
Blocken
sich neben mich legen
Dazu nehmen möchte ich im Laufe der Zeit noch Folgendes:
an Medikamente erinnern
auf Kommando bellen
Panikattacken/Dissoziationen/Albträume/destruktives Verhalten unterbrechen
Dinge aufheben
Unterstützung bei Synkopen
Licht an- und ausschalten
Kontaktliegen
Diese Liste ist nicht vollständig und ich passe sie immer mal an, je nachdem, wie das Training läuft und was Yoshi von selbst anbietet. Damit lässt sich ja oft gut arbeiten.
  Innenstadt Ausflug/Treffen Romeo Sabrina
Am Sonntag haben Yoshi und ich spontan Sabrina und Romeo getroffen. Sabrina und ich kennen uns seit 2005, wir haben gemeinsam eine Ausbildung absolviert und dann über 6 Jahre lang als Kollegen zusammen gearbeitet. Leider hatten wir uns die letzten Jahre – hauptsächlich durch meine Dummheit – etwas aus den Augen verloren, haben aber nun wieder Kontakt und uns letztes Wochenende zum Kaffee trinken in der Darmstädter Innenstadt verabredet. Natürlich waren unsere Vierbeiner auch dabei. Für Beide war es das erste Mal in der Innenstadt und beide haben es sehr gut gemacht. Anschließend waren wir noch im Herrngarten, wo aufgrund des schönen Wetters natürlich einiges los war: Jogger, Spaziergänger, Radfahrer, Kinder, Luftballons, Musik, grillende Menschen, andere Hunde, etc. Aber auch hier waren unsere zwei Herren sehr souverän. Wir waren richtig stolz auf die Jungs und haben einen sehr schönen Tag miteinander verbracht. Ich hoffe, wir wiederholen das bald mal 🙂
Darmstadt Innenstadt
Romeo
auf dem Weg zum Bahnhof
Bahnfahrt nach Hause – vollkommen müde
Warten auf die Bahn
Im Herrngarten mit Romeo und Sabrina – die Jungs waren trotz Action und viel Ablenkung richtig cool
      Willst du mich unterstützen?
Spenden per PayPal: Assistenzhund für Sam Unterstützung auf Facebook: Assistenzhund Yoshi
Falls ihr oder jemand, den ihr kennt, an einer Berichterstattung über meinen Weg zum Assistenzhund interessiert seid, würde ich mich über eine E-Mail an folgende Adresse freuen: [email protected]
Wer wissen möchte, wie ein Assistenzhund einem Menschen mit psychischen Erkrankungen helfen kann, findet eine kurze Zusammenfassung und weiterführende Links in meinem Blogpost Assistenzhund bei psychischen Erkrankungen
 Logo erstellt von Chantal Reitz
Mein Weg zum Assistenzhund – Teil 10 Content Note: Assistenzhund bei psychischen Erkrankungen / Räumungsklage/Unterstützung; Zutritt Uniklinik; Finanzierung; Hotelaufenthalt mit Assistenzhund; beinahe Attacke auf Yoshi
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jayleeman · 5 years
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#barriers - Die kleinen Hindernisse für große Maschinen / Red means stop! ✋🚧⚠️ ______________ #picture #picoftheday #instadaily #instagood #instanice #instagermany #instacity #instawalk #photoshop #germany #deutschland #hessen #darmstadt #innenstadt #technischeuniversität #herrngarten #alteshauptgebäude #spaziergang #withafriend (hier: Altes Hauptgebäude) https://www.instagram.com/p/BwgG3JRFeXg/?utm_source=ig_tumblr_share&igshid=1kxl0nuq3bsyk
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ashiq35 · 7 years
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কোথাও কেউ নেই 😛 #tud #tudarmstadt #darmstadtcity #germany (at Herrngarten)
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opposition24 · 7 years
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Heinerfest: Afghanen prügeln Beamten dienstunfähig - Polizei ist mit Verlauf zufrieden
Heinerfest: Afghanen prügeln Beamten dienstunfähig – Polizei ist mit Verlauf zufrieden
Darmstadt: Fünf Festnahmen und zwei verletzte Polizeibeamte waren das Ergebnis einer Schlägerei im Herrngarten gegen 23.40 Uhr am Rande des Heinerfestes.
Ersten Zeugenaussagen zufolge waren insgesamt 15 Personen aufeinander losgegangen. Bei Eintreffen der Einsatzkräfte flüchteten zehn Personen unerkannt. Uniformierte und zivile Polizisten nahmen schließlich fünf Tatverdächtige fest. Die Männer im…
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