Tumgik
#Felix Hanschmann
fabiansteinhauer · 5 months
Text
Tumblr media
Was man kann
1.
In einem Aufsatz zur Freiheit der Literatur in der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichtes behauptet Felix Hanschmann, man könne feststellen, dass Recht und Kunst inkommensurable Systemeigenschaften aufweisen. Er schreibt:
Zusammenfassend kann man feststellen, dass Recht und Kunst inkommensurable Systemeigenschaften aufweisen - ein konträres Verhältnis zu Rätsel, Zweifel, Unbestimmtheit kultivieren.
Fantastische Passage, bis in den schwebenden und trennenden Bindestrich hinein, mit dem Felix Hanschmann an dieser Stelle die Entscheidung nicht übernimmt, ob dieser stumme Strich an Stelle eines und oder eines oders oder aber eines abers steht.
Soll man die Passage so lesen, dass das Recht inkommensurable Systemeigenschaften aufweist und damit ein konträres Verhältnis zu Rätsel, Zweifel, Umbestimmtheit kultuviert und dass die Kunst genau das auch tut? Oder taucht das das Konträre und das Inkommensurable erst dann auf, wenn neben dem Recht Kunst oder neben der Kunst Recht auftaucht? Wird das Recht erst dann widersprüchlich und stellweise inkommensurabel, wenn es mit der Kunst auftaucht? Tja. Da müsste man mal Fischli und Weiss, die Ratte und den Bären fragen.
Ich glaube, dass die Zusammenfassung und der schwebende sowei bindende Trennungsstrich der Form nach identisch sind. Sie sind das Selbe. Das Selbe tund distrahiert. Differenz distrahiert und kontrahiert. Keine Zusammenfassung ohne trennende Bindestriche oderbindende Trennungsstriche: Das ist, was Vismann the making of law in chanceries nennt.
2.
Hanschmanns These stimmt auf jeden Fall: Das kann man feststellen, muss man sogar feststellen, muss dringend erledigt werden, denn es ist ein Riesenproblem, das seit dem ungelöst ist, seitdem die Leute Rechte haben und Kunst besitzen oder aber Recht besitzen und Kunst haben.
Hanschmann hat damals den Text als ein Autor geschrieben, der als wissenschaftlicher Mitarbeiter des Bundesverfassungsgerichtes qualifiziert wurde. Wes Brot ich ess' des Lied ich sing', das gilt zumindest für mich ganz deutlich so, ich bin in der Hinsicht materialistisch veranlagt und loyaler Mitarbeiter der Institutionen, die mich bezahlen. Wo Kunst Rätsel aufgäbe oder das zumindest dürfe, müsse das Recht Rätsel ausschließen und Zweifel zum Schweigen bringen, schreibt der Felix damals. Das schreibt man als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Bundesverfassungsgerichts so, in anderen Situationen schreibt man das anders, schreibt man überhaupt anders oder tut gleich völlig anderes, als zu schreiben.
Ich würde so einen Satz jetzt nicht schreiben, aber meine bezahlte Aufgabe ist es ja auch, Doktoranden im Namen von Leibniz zu betreuen, denen das Recht ein Rätsel und zweifelhaft erscheinen soll, damit die überhaupt anfangen zu forschen. Ich kann das Rätsel und den Zweifel auch nicht als Unfall, Katastrophe oder Ausnahme darstellen.
Moritz Reichbach, der gerade vom Bundesverfassungsgericht zu uns gestoßen ist, der muss gerade durch die Dekontaminationskammer oder Schleusendusche des Institutionenwechsels geschoben werden, aus einer rätselfreie und zweifelsfreien Welt in eine Welt der Rätsel und Zweifel, aus einer Welt vollgefüllter Bestimmtheit in eine Welt mit Unbestimmtheit und vor allem launischen Schwankungshöhen im Verhältnis zwischen Bestimmtheit und Unbestimmtheit. Rollenwechsel, das sind kleine biographische Revolutionen oder zumindest lebendige Voluten. Die sind nie so ganz einfach, aber eigentlich das Tollste an Arbeitsbiographien, ein bisschen wie das Surfen auf unbekannten Brandungen.
3.
Im übrigen gehe ich davon aus, dass soziale Systeme eigenschaftsfrei sind und alles an ihnen verwechselbar und austauschbar ist, dass darum alles das, was im Recht vorkommt, auch in der Kunst vorkommt und dass alle Garanten, die einen Unterschied sichern, fixieren, be- und versiegeln sollen, monopolistische und monotheistische Tricksereien sind, was nicht unbedingt schlimm ist, wenn man es weiß. Den Zweifel, ob es soziale Systeme überhaupt gibt, den lasse ich jetzt einfach mal weg.
2 notes · View notes
fabiansteinhauer · 2 months
Text
youtube
Steinhauer-Manifest
We can't stand -- sheep sleeping in their own secrets.
An opera (a passionate acting work) could and would combine both, both parts of the parted.
Wozu ius, das eine Kunst der Gutmachung oder Vergütung, der Veredelung und des Durchgehenden ("ars boni et aequi") ist? Weil man es kann. Warum nicht immer ausdifferenzieren? Weil man es nicht muss. Die epistemische Praxis der Rechtswissenschaft und überhaupt der Produktion juristischer Weisheiten und gewiss richtig gerechten Wissens umfasst mehr als das Schreiben von Gutachten und Urteilen, mehr als Schlüssel- und Schleusenqualifikationen. Weniger auch, wie etwa Letter, die nur minore Objekte sind, die lassen, indem sie gelassen sind. Steinhauer-Manifest ist nicht mein Manifest. Ich würde es trotzdem, gerade darum unterschreiben.
Bei Recht kooperiere ich, egal wann, wie, wozu und wo, wenn auch nur so oder so. Wenn Kötter und Seidl so eine Kooperation als Episode auf dem Weg von einer Kreditanstalt zum Pol anlegen, dann sogar besonders engagiert und besonders degagiert, besonders verbindlich und gelöst.
1 note · View note