Tumgik
refindyourlife-blog · 6 years
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refindyourlife-blog · 6 years
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Hamburg und die Flucht
„Ich habe manchmal Heimweh, ich weiß nur nicht wonach“-Mascha Kaléko
Ich habe dieses Jahr bereits mehrere Umzüge getätigt. Nun kommt es natürlich darauf an, wie man „Umzug“ definiert.
Für mich ist es nicht nur das Koffer packen und an einen anderen Ort gehen, das aktive Einlassen auf einen neuen Lebensabschnitt, das temporäre Wegziehen, die Veränderungen, die Suche nach Heimat.
Ich habe einen Umzug gemacht mit der Entscheidung, nicht weiter zu studieren.
Ich habe einen Umzug gemacht, als ich meinen Kopf in eine neue Richtung sortiert habe.
Ich bin nach Köln gezogen und nach Hamburg.
Doch was ist nun Heimat?
Mit Hamburg hatte ich meine Anfangsschwierigkeiten und zu Hause fühle ich mich immer noch nicht. In Köln war dieses Gefühl bereits nach wenigen Tagen da.
Und ein Gedanke, der mir in den hinteren Hirnhemisphären immer wieder herum spukt ist, ob ich nun Köln als Heimat ansehen kann und ob meine frühere Heimat diesen Status überhaupt noch verdient hat?
Hamburg erdrückt mich. Es ist groß und weitläufig, es gibt so viel zu sehen und doch drückt die Stadt mich unter, ich ertrinke in ihr, ich bekomme keine Luft.
Wie kann ich mich hier, wo es längst nicht so überfüllt ist wie in Köln, nicht so hektisch, nicht so wandelnd, trotzdem überrannter fühlen?
An Schlaf war eines Abends nicht zu denken. Ich war allein in der WG, lag im Bett und rechnete aus, wie wenig Stunden ich die Nacht an Schlaf bekommen würde, bevor ich mich spätestens zur Arbeit aufmachen musste und kämpfte gegen die Tränen, die sich immer wieder hartnäckig im Auge bildeten.
Ich konnte schon gar nicht mehr richtig definieren, was mich jetzt gerade störte oder was mir Angst machte.
Ich hatte das Gefühl, keine Luft zu bekommen.
In dem Moment kam von meiner besten Freundin eine Nachricht. Dass sie mich vermisste, schrieb sie mir und dass sie immer für mich da sei, auch wenn sie gerade nicht bei mir war.
Das brachte mein Fass zum Überlaufen.
„Du bist ein Schisser. Du hast dir doch selbst geschworen, Hamburg durchzuziehen.“ brüllte der Elefant.
„Am besten wäre es doch, einfach nach Hause zu fahren und dich bei Mami auszuheulen.“ lachte die Schlange gehässig.
„Weißt du was Hannah? Ich glaube sie hat Recht.“ meldete sich mein goldenes Stimmchen zu Wort und ließ die Schlange verblüfft verstummen. Auch ich hielt kurz inne. Wie jetzt?
„Niemand sagt, dass du nicht mal ne Runde verschwinden kannst. Was ist, wenn das genau das ist, was du gerade brauchst? Was wäre so schlimm daran? Könnte das nicht auch ein Abenteuer werden?“
Um halb zwei Uhr morgens schrieb ich meiner Vorgesetzten, dass ich mir den nächsten Tag spontan als Urlaubstag frei nehmen würde und diesmal schlief ich vor lauter Aufregung nicht ein.
Ich war längst vor meinem Wecker wach und packte innerhalb einer Stunde meine wichtigsten Habseligkeiten zusammen, aß eine Kleinigkeit und fuhr vor zehn Uhr los Richtung Autobahn.
Als ich mich ins Auto setzte, packte mich bereits eine ungeheure Euphorie. Ich konnte endlich mal wieder fahren, ich hatte es so vermisst.
Es war egal wohin, mir stand alles offen. Ich entschied mich dennoch für zu Hause und heizte für meine Verhältnisse die Kilometer runter
Auto fahren war für mich immer eine besondere Art der Freiheit. Ich allein war für mich verantwortlich, wo und wann ich ankam, wie ich fuhr, wen ich mitnahm.
Als Ich mein erstes eigenes Auto besaß waren für mich die Möglichkeiten grenzenlos.
Ich brauchte mit ein paar Zwischenstopps knappe fünf Stunden und meine erste Amtshandlung bestand darin, meine Sachen im Flur abzustellen und durch jeden einzelnen Raum zu tigern.
Ich betrachtete das aufgeräumte, halb leere Schlafzimmer, öffnete meinen Teeschrank in der Küche um mich von dem Duft einhüllen zu lassen und setzte mich auf den Balkon in die Sonne.
Alles war noch da, alles war wie immer. Als wäre ich nie weg gewesen.
Den Tag verbrachte ich mit meiner Nachbarin und abends mit meinem besten Freund, ich ging früh zu Bett.
Am nächsten Tag fuhr ich früh los zu meiner besten Freundin, traf zwischendurch meinen Vater und saß abends in der WG, zusammen mit ihrer Mitbewohnerin. Wir unterhielten uns lange.
Alles war so vertraut. Und doch wünschte ich mir bereits an diesem Abend, nach Hamburg zurück zu können. Ich ließ das Auto stehen und nahm morgens einen Zug zurück.
Wieder bildete sich diese große Frage in meinem Kopf. Wo gehörte ich hin? Wo war ich richtig und wo wollte ich hin?
Theoretisch konnte ich überall Heimat finden. In der richtigen Gesellschaft, im Park, in der Innenstadt, bei Sonne und Regen, in gutem Essen, in mir und außerhalb.
Also steht doch eigentlich alles offen, nicht wahr? Alles was es zu brauchen scheint ist Zeit und Neugier.
Und Hamburg und ich, wir finden so langsam zueinander.
-Lessons learned in Hamburg-
Rückzüge geben einem die Möglichkeit, sich neu aufzustellen
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refindyourlife-blog · 6 years
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Hamburg und Heimatgefühl
In Hamburg begann mein behütetes, sorgloses Vorstadtleben, dass ich mit Köln hinter mir gelassen hatte erneut.
Diese Umstellung war viel schwieriger zu ertragen, als anders herum.
Das Büro war nett, die Kollegen waren nett, man redete über belanglose Dinge wie das Wetter, den nächsten Grillabend, Onlineshops.
Ich beobachtete das einige Zeit und merkte, dass das nicht mehr meine Welt war. Keine Frage, nicht in allen Teams kann man alle Themen ansprechen. Aber durch Köln war ich eine vertrauensvolle Atmosphäre gewöhnt, Verständnis und Mut, Dinge anzusprechen, die vielleicht keiner hören wollte.
In Köln redeten wir während des Essens über Feminismus, Politik, die Probleme der Stadt, Vorträge und Lesungen, Autoren und vor allem über unsere Gedanken und Gefühle.
Hier in Hamburg blieb ich die meiste Zeit still.
Es lag nicht an den Leuten, ich bin mir sehr sicher, dass sie genau so intelligent sind, wie meine damaligen Kolleginnen.
Aber es waren andere Themen an der Tagesordnung.
Was würde man am nächsten Tag nach Feierabend tun? Was für einen Urlaub plante man im Sommer?
Alles Dinge, die wichtig waren aber doch so unglaublich unbedeutend in dieser großen, weiten Welt. Ich fühlte mich, als würde ich hier nichts bewegen, nichts verändern und nichts schaffen.
Komische Sinneswandlung. Köln war mir also zu viel und Hamburg zu wenig?
Etwas fehlte mir. Die Zeit verflog, ich konnte sie nicht greifen und dennoch stimmte etwas nicht.
Diese Ungewissheit und das fehlende Gefühl von Sicherheit lösten bei mir unterbewusst so ein Unbehagen aus, dass ich eine meiner liebsten Kurzschluss Reaktionen wieder hervor kramte:
Ich drückte mich.
Mein Körper sträubte sich, er wollte sich verkriechen und nicht wieder hervor kommen. Ich konnte nicht schlafen, hatte Kreislauf- und Schwächeprobleme, war in unangenehmen Situationen viel nervöser, selbst die Bahnfahrt zur Arbeit wollte nicht mehr reibungslos klappen.
Ich ging früher heim, brachte nicht die erwarteten Ergebnisse auf der Arbeit und fühlte mich so schlecht, dass ich nicht anders konnte, als einen Tag auszusetzen.
Die richtige Lösung war das sicher nicht, das war mir klar. Und gut fühlte ich mich damit erst recht nicht. Im Gegenteil, es kamen noch mehr Probleme auf mich zu.
Was würden meine Kollegen sagen? Würden sie merken, dass etwas bei mir nicht richtig lief? Würden sie sauer darüber sein, dass ich nicht da war? Musste ich die Stunden nachholen?
„An deiner Stelle würde ich besser gar nicht mehr hin gehen.“ zischelte die Schlange.
„Wahrscheinlich wollen die dich doch gar nicht mehr da haben!“ pflichtete der Elefant ihr bei.
Hamburg war nicht mein zu Hause. In Köln war ich bereits nach wenigen Tagen eingelebt und fuhr praktisch nur heim, wenn es sein musste.
Hamburg zog so schnell vorbei, doch trotzdem fühlte ich mich fremd. Dennoch, nach Hause wollte ich auch nicht.
Wo also würde ich mich wohl fühlen? Richtig fühlen?
Ich ging am nächsten Tag wieder zur Arbeit und bat eine Kollegin, bei der ich mich sehr wohl fühlte um ein Gespräch. Ich musste mit irgendwem dort reden und schauen, ob ich mir das alles nicht einfach nur einbildete.
Sie reagierte verständnisvoll und dennoch anders, als ich erwartet hatte.
„Was ist das Schlimmste, was dir hier passieren kann?“ fragte sie mich, völlig wertlos, total spontan und ich zuckte kurz zusammen, denn diese Frage hatte ich seit meiner Therapie von niemandem mehr, außer mir selbst gehört.
Ich wusste gar nicht, was ich antworten sollte und mein erster Gedanke war: Was sollte mir hier schon passieren?
Das ließ mich stutzen. Wenn ich doch gar nicht erst wusste, was hier in dem Umfeld passieren konnte, wenn es doch gar kein worst case gab, wovor hatte ich dann Angst?
Was die Leute von mir denken, war im Endeffekt alles. Ich hatte Angst, falsch verstanden zu werden. Alles weitere Unwohlsein, schien daher zu kommen.
Ich verglich schon wieder. So wie in Köln. Ich konnte nicht so viel wie meine Kollegen, nicht so lange, nicht so gut.
„90 Leute sind wir hier Hannah.“ fuhr sie fort und sah mich mit unglaublich lieben Augen an.
„90. Wenn du mal nicht mehr kannst, sind immer noch 89 andere hier, die den Laden schmeißen. Das Praktikum ist nicht für uns sondern für dich. Du sollst Erfahrungen machen und daran wachsen. Also nimm dir die Pausen und Zeit die du brauchst.“
In meinem Kopf stellten sich langsam ein paar Schalter um. Sie hatte so recht.
„Wir fangen alle von unterschiedlichen Standpunkten an. Jeder hier hat sein Päckchen zu tragen. Jeder ist anders. Und so wie ich das sehe, bist du stolz auf das, was du bisher geschafft hast, wie weit du gekommen bist. Darauf solltest du dich konzentrieren.“
An diesem Tag blieb ich meine acht Stunden und schlief gut. Ich fühlte mich, als hätte ich einen langen Streit mit mir selbst endlich beendet und mich wieder in den Arm genommen.
-Lessons learned in Hamburg-
Heimat beginnt in mir
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refindyourlife-blog · 6 years
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Hamburg und der Neuanfang
Der erste Neuanfang, der meine volle Konzentration erforderte, war der neue Job. Ich wusste zum Glück bereits, wo das Gebäude war und so fiel mir der Hinweg nicht allzu schwer.
Im Gegensatz zu Köln war die Arbeit Pipifax. Ein einfacher Bürojob in einem netten, alten Backsteingebäude mit angenehmen Kollegen und einem zugewiesenen Arbeitsplatz, den ich kaum verlassen musste.
Acht-Stunden-Tage und ich war danach angenehm müde aber körperlich total unausgelastet.
Die erste Arbeitswoche ging schnell um und ich lebte mich ein, nach der Arbeit war ich hauptsächlich mit Einkaufen, Kochen und Aufräumen beschäftigt, aß mit meinem Mitbewohner zusammen und fiel gegen elf erschöpft ins Bett.
Alles in allem ein ganz normaler Alltag. War das etwas, was ich mein ganzes Leben lang machen konnte?
Ein wenig vermisste ich Köln. Köln war aufregend gewesen, ich hatte viele tolle Menschen kennengelernt und mich eingelebt, ein, zwei Mal dachte ich kurz darüber nach, dort zu studieren.
Wieso nicht? Köln hatte was. Aber andererseits, dort war ich schon.
Mein Mitbewohner, der selbstständig war und auf großen Events seine Brötchen verdiente, hatte nach meinen ersten drei Tagen bereits wieder einen Job, für den er über eine Woche weg war.
Schon in der zweiten Nacht fühlte ich mich einsam und fremd. Ich kannte niemanden außer ihn und er war weg. Was, wenn etwas passierte?
Früher hatte ich eine riesen Angst vor Einbrechern gehabt. Vor allem, als ich neu in meine eigene Wohnung zog, ich schloss meine Zimmertür ab und bangte bei jedem Geräusch um mein Leben.
In der WG vergaß ich meist, überhaupt die Haustür abzuschließen.
Ich hielt mich mit Hausarbeit beschäftigt und wenn ich Gesellschaft brauchte, setzte ich mich in ein Café in meiner Umgebung.
Noch am Wochenende lernte ich in einer Bar ein paar Leute kennen, mit denen ich das restliche Wochenende verbrachte.
Das, was ich bisher von Hamburg gesehen hab, gefällt mir, sehr sogar.
Dennoch, es ist ein anderes Gefühl. Ich bin schon eine Weile hier, hab noch ein paar mehr Leute kennen gelernt aber etwas fehlt.
Noch habe ich nicht heraus finden können, was es ist.
-Lessons learned in Hamburg-
Aussehen ist nicht alles
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refindyourlife-blog · 6 years
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Hamburg und mein Leben in zwei Koffern
Drei Tage hatte ich Zeit.
Ich kam gerade aus Köln, bepackt und erschöpft und wusste im Hinterkopf, dass ich in diesen drei Tagen noch fünf Termine wahrzunehmen hatte. Durch die Tatsachen, dass meine wunderbare Zeit in Köln jetzt zu Ende war, ich nach Hause zurückkehren und auch noch packen musste, war ich nicht gerade freudig gestimmt und bei weitem nicht entspannt.
So gingen die Tage schnell um, ich sah noch ein, zwei Freunde und feierte den 30. Geburtstag meines Nachbarn und dann ging es Sonntag Morgen auch schon los.
Meine Mama begleitete mich, wenn auch nur als schläfriger Beifahrer und am späten Nachmittag erreichten wir die Straße, in der mein neues Zuhause sein sollte.
Die wenigen Tage zu Hause hatten mir nicht viel Zeit gelassen, um darüber nachzudenken, was mich erwartete und was daran möglicherweise negativ sein konnte. Ich merkte allerdings, dass ich mich zu Hause zunehmend unwohler fühlte.
Ich lebe jetzt seit dreieinhalb Jahren allein und anfangs war es für mich der blanke Horror. Damals, als sich meine Parasiten gerade als meine neuen Mitbewohner vorstellten, fühlte sich die Wohnung, die eine Etage über der meiner Eltern war, an wie ein großes Monster, in dessen Bauch ich aus Versehen geraten war.
Es war neu, es war groß und ich hatte eine Scheiß Angst vor dem, was drin war oder noch rein kommen konnte.
Mit der Zeit habe ich mich immer wohler gefühlt und hätte mir auch gar nicht mehr vorstellen können, wieder unten einzuziehen. Ich wurde selbstständig und genoss es, frei und ungestört zu sein.
Doch vor einem halben Jahr fing ich an, Gesellschaft zu vermissen. Klar, ich konnte mir immer Freunde einladen oder runter zu meinen Eltern gehen, aber das war nicht das gleiche. Nachdem ich meine beste Freundin in ihrer WG besuchte und mich so sorglos fühlte wie lange nicht mehr, wusste ich, dass ich das auch brauchte.
Die WG in Köln hatte diesen Gedankengang nur bestärkt und in den wenigen Tagen zu Hause vermisste ich meinen verschrobenen Mitbewohnerinnen fast ein wenig.
Umso mehr freute ich mich auf meinen neuen Mitbewohner. Ein Apartment in Hamburg war mir eigentlich schon sicher, bevor ich überhaupt das Praktikum hatte, doch dann suchte ich mir spontan noch eine WG.
Mein Mitbewohner, mit dem ich auch bereits mehrmals telefoniert habe, war ein herzlicher Kerl, der in einem schönen Altbau wohnte und mir sein Wohnzimmer vermietete.
Wir gingen zu dritt essen und quatschten viel, mehr passierte an diesem Abend nicht.
Meine Mama fuhr am nächsten Nachmittag mit dem Zug in Richtung Heimat und ich verblieb mit einem leicht flauen Gefühl in der Magengegend.
Es ging also von Vorne los. Ich hatte mich gerade in Köln eingelebt, Freunde gefunden, mich mit der Arbeit arrangiert. Und schon ging es wieder in eine andere Stadt. Hätte sich meine faule, ängstliche Ader durchgesetzt, wäre ich dort geblieben. Ich fand es toll in Köln, also warum weg gehen?
Aber mein Bauch wusste es besser. Er wusste, dass ich nicht stehen bleiben durfte, nicht in alte Muster verfallen. Er wusste, dass neue Abenteuer auf mich warteten, neue Menschen, neue Erlebnisse. Köln kannte ich schon, also weiter.
Wenn Köln doch so gut war, dann konnte Hamburg und alles, was danach noch kommt, nur noch besser werden.
-Lessons learned in Hamburg-
Never settle
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refindyourlife-blog · 6 years
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Köln-Reflektion
Zwei Monate können lang und sehr kurz zugleich sein. Ich realisierte die Zeit, die ich dort verbrachte, ich realisierte die Tage und alles, was ich erlebte.
Ich versuchte, die Momente länger festzuhalten, sie nicht gehen zu lassen, die Zeit anzuhalten, denn am Ende, war es doch so schnell vorbei.
Es gab lange, harte Tage. Tage, an denen ich nach Hause wollte, schlaflose Nächte und viel zu schnell vorüberziehende Abende.
Zeit kann etwas so Subjektives sein.
Als ich, während ich die Texte über Malta geschrieben habe mal mein altes Tagebuch durchforstete, fand ich Momente und Gedanken wieder, an die ich mich gar nicht mehr erinnern konnte.
Malta war für mich eine einzig positive Erfahrung gewesen, aus der ich so viel raus gezogen hatte.
Damals hatte ich Heimweh, fühlte mich körperlich nicht gut und wollte nur weg.
An all das kann ich mich nicht mehr erinnern.
Ich denke, so sollte man es mit Erinnerungen handhaben. Klar, ich weiß, dass ich oft Angst hatte dort. Aber es sind alles Erfahrungen und Lektionen, die mich zu dem gemacht haben, was ich nun bin.
Mit Köln ist es bereits jetzt, einen Monat nachdem ich mein Praktikum beendete, genauso. Ich bin dankbar für jede einzelne Erfahrung, für jede Überforderung, jede Träne, jede Sorge.
Und noch mehr bin ich dankbar, für jede gute Erinnerung, für jedes Mal, in dem ich von meinem Team aufgefangen wurde, für jede Umarmung, für jeden Mutzuspruch und für meine engelsgleichen Freunde.
Der Auszug aus der WG ging schnell und unkompliziert, die letzten beiden Wochen verbrachte ich in Airbnbs.
Ich lernte noch mehr tolle Menschen kennen und führte immer bessere Gespräche.
Der letzte Arbeitstag war schön und traurig und erleichternd. Ich hatte es durchgezogen, bis zum Ende, egal, was mir meine drei Kumpanen einreden wollten, egal, was ich für Rückschläge erlitt, egal, wie oft ich neu starten musste.
Ich verbrachte den letzten Abend mit all meinen Freunden in einem afrikanischen Restaurant.
Zeit ist so unwirklich.
Der Abend war lang und doch so schnell vorbei.
Einen Monat ist es her und es erscheint mir, wie ein Traum. Ist das wirklich alles passiert? Wird mein Gehirn irgendwann diese ganzen Eindrücke begreifen können?
Ich habe versucht, das Stimmchen wieder zu finden und es hat sich mir gezeigt. Das Stimmchen gehört zu einem kleinen, goldenen Licht, meist sitzt es in meiner Körpermitte.
Ich werde versuchen, mich mit ihm anzufreunden, manchmal reden wir über meine Erfahrungen und es ist sehr stolz auf mich.
Ich habe eine Neugier entwickelt, auf all das, was noch kommt und eine tiefe Dankbarkeit, für all das, was war.
-Lessons learned in Cologne-
Licht schlägt Dunkelheit.
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refindyourlife-blog · 6 years
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Köln und der Triumph des Elefanten
Man kann definitiv sagen, dass ich die bestmöglichste Kindheit erlebt hatte, die in unserem finanziellen und zeitlichen Rahmen möglich war. Meine Mama kümmerte sich immer gut um mich, ich erlebte viel und fuhr oft in den Urlaub, es fehlte an nichts.
In der Schule erfährt man dann meist erstmals, dass es nicht überall so ist. Als vorpubertierendes Kind nimmt man das natürlich noch nicht angemessen auf.  Später wird das Thema zunehmend auf der weiterführenden Schule behandelt, meist aber dennoch in den Hintergrund gerückt. Man organisiert mit seiner Schule zusammen ein, zwei Mal eine Spendenaktion für die hungernden Kinder in Afrika und hat damit sein Gewissen für die nächsten Jahre erst einmal befriedigt.
Auch die Nachrichten geben einem nicht genügend Input um den Ausmaß dessen, was auf der Welt los ist verstehen zu können.
Wir werden es nie richtig verstehen, denn wir haben diese Situation nicht. Selbst nach meinem Praktikum verstehe ich es immer noch nicht richtig.
Der Kern der Beratungsstelle bestand aus dreizehn fest angestellten Frauen, davon fast alle selbst mit Migrationshintergrund. Um diese Frauen herum war ein, sich stetig ändernder Kreis aus Ehrenamtlichen, Freiwilligen und Praktikantinnen.
Was mir schon bei der ersten Teamsitzung auffiel, war die gute Laune und die Einzigartigkeit, die jede einzelne ausstrahlte. Im Team herrschte so eine Atmosphäre von Zugehörigkeit und Vertrauen, dass es mir die Sprache verschlug.
Ich hatte mir vorher die üblichen Gedanken gemacht; Wie waren die Leute? Würde ich sie abkönnen und wie war es andersrum? Was herrschte für eine Stimmung?
Ich merkte in den ersten paar Minuten, dass ich mir um all diese Fragen keine Sorgen machen musste.
Hier war ich als das, was ich nun mal war, genau richtig.
Es brauchte nur wenige Tage, bis ich mich fragte, wie zur Hölle man bei dieser Arbeit noch gut gelaunt sein konnte. Ich war heillos überfordert, durch das Chaos, dass durch die Selbstorganisation oft herrschte, durch die vielen verschiedenen Klientinnen und ihre tatsächlich unglaublichen Erfahrungen, die sie auf ihrer Reise nach Köln gemacht hatten, durch die ganzen Sprachen, die laut und durcheinander in allen Räumen gesprochen wurden. Und schließlich durch die immense Verantwortung, die nun auf mir lastete oder besser gesagt vermeintlich auf mir lastete.
Das Team stand hinter mir und ich stand hinter dem Team, die Einzige, die sich ständig unangebracht äußerte, war die Schlange.
„Ist das nicht eigentlich viel zu viel für dich? Du bist in einer fremden Stadt unterwegs, eine fremde Person im Schlepptau, die nicht mal deine Sprache spricht und bringst sie zu einem, dir nicht bekannten Amt, wo du Fremden ihre Situation erklären musst, Da scheinen ganz schön viele Probleme auftreten zu können.“ wisperte sie ein ums andere Mal, immer, wenn ich das Büro mit einer Klientin verließ.
Doch nicht nur das störte sie. Es schien, als ob alle anderen diesen Job besser machten als ich. Nicht nur die Hauptamtlichen sondern auch alle Ehrenamtlichen. Dass ich erst seit zwei Wochen dabei war, ignorierte ich.
Sie alle schienen die Ereignisse besser zu verkraften, kamen besser mit dem Chaos klar und warfen sich mit voller Energie in den nächsten Auftrag.
Doch ich? Ich brauchte Pausen. Ich ließ mir Zeit mit dem Rückweg zum Büro. Ich war frustriert, wenn etwas nicht klappe. Und blanke Angst breitete sich in mir aus, sobald etwas nicht nach Plan lief.
An manchen Tagen beschuldigte ich mich selbst dafür, nicht kompetent genug zu sein, mich nicht genug zu trauen. Manchmal wollte ich alle anderen beschuldigen, für die fehlenden Informationen, für die Sprachbarrieren, für den Stress.
Der große Knall musste irgendwann kommen. Er kam mit einem einfachen Auftrag, ausgehändigt von einer meiner liebsten Mitarbeiterinnen.
Ich werde nicht genau ins Detail gehen. Die Situation in der ich war, vereinigte einige meiner alten, irrationalen Ängste, die mir eine lange Zeit nichts mehr ausgemacht hatten.
Ich hatte die Verantwortung für eine schwangere Frau, die der deutschen Sprache nicht mächtig war und ihre Launen nicht unter Kontrolle hatte. Ich musste sie zum Arzt bringen und dolmetschen. Soweit der Plan.
An dem Tag waren keine Zuständigen im Büro und das erste, was ich von der Frau hörte war, dass sie nun spontan obdachlos geworden sei.
Vor mir tat sich ein Abgrund auf und der Elefant öffnete ein Auge. Was fing ich nun mit dieser Frau an? Ich schaffte es, sie vorerst zu beruhigen und zum Arzt zu lotsen. Ich versuchte verzweifelte die Zuständige zu erreichen und mich und meine Gedanken ruhig zu halten.
Was ich auch nicht wusste war, dass ich bei der Untersuchung dabei sein sollte.
Um es abzukürzen, es war für mich der reinste Horror.
Im Endeffekt brachte ich die Frau zum Büro zurück, telefonierte so lange herum, bis ihr eine Bleibe gesichert war, fuhr früh nach Hause, rief meine Mama an und weinte.
Ich war erschöpft und es war zu viel gewesen, zu viel, zu viel, zu viel.
„Du hast es nicht geschafft, du hast es nicht geschafft!!“ trällerte der Elefant in mir und stampfte mir auf dem Magen herum. Ich fühlte mich so elendig und der Elefant hatte Zeit, alles loszuwerden, was er mit seiner Erkältung nicht heraus posaunen konnte.
„Du hast es nicht geschafft! Und alle anderen hätten kein Problem gehabt. Du bist so viel schlechter als alle anderen, du bist so wertlos, so verdammt wertlos für dieses Büro und für die ganze Welt!“
Und was konnte ich da sagen? Ich wollte ihm zustimmen. Ich wollte aufgeben, nicht mehr ins Büro gehen, mich krank melden, es hatte eh keinen Sinn mehr.
„Bist du dir sicher?“ hörte ich ein Stimmchen rufen, weit weg und verzerrt. „Ich weiß doch, dass du es noch mal versuchen willst. Sind wir nicht schon so weit gekommen?“ Es war nur ein Hauch eines Tons gewesen, aber ich hatte es wahrgenommen.
Und nur wegen ihr meldete ich mich am nächsten Tag nicht krank.
-Lessons learned in Cologne-
Man geht immer mal wieder einen Schritt zurück. Der Trick ist, danach zwei Schritte vor zu gehen.
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refindyourlife-blog · 6 years
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Köln
„Es war kurz nach Zehn, ich fuhr von der Südstadt aus mit der Bahn Richtung WG. Ich war alleine und auf mich konzentriert, entspannt und glücklich. Es war toll, so viel sehen zu können, mal zu anderen Uhrzeit in einem anderen Stadtteil unterwegs zu sein und keine Angst haben zu müssen. Wovor auch?
Meine Elefant ist geschrumpft und meiner Schlange wurden die Zähne gezogen.“
In Köln habe ich mit diesen Texten angefangen. Ich saß eines Abends mit Freunden zusammen in einem Lokal, wir aßen etwas und unterhielten uns.
Ich wusste schon, dass ich abends schreiben würde, ich hatte nur noch nicht darüber nachgedacht.
Ich lief nach Hause und überlegte, was mein Gehirn da vor hatte. Ich hatte lange nichts mehr geschrieben.
Mit zwölf hatte ich angefangen, an einem Buch zu arbeiten und habe es mit siebzehn noch einmal komplett überholt und abgetippt. In der Fantasieabteilung meines Gehirns herrschte allerdings schon länger Flaute.
Köln war eine interessante Schnapsidee meinerseits gewesen, nachdem ich beschlossen hatte, mein Studium im dritten Semester abzubrechen und etwas neues anzufangen.
Ich hatte mit BWL angefangen, um einfach irgendetwas anzufangen. Ich wusste, ich kann mich noch spezialisieren und bekomme so oder so einen relativ gut bezahlten Job.
Der Gedanke, dass mein Job eine gute Hälfte meines Lebens einnehmen wird und ich daher etwas tun sollte, was mich erfüllt, der kam mir erst im Nachhinein.
Ich hatte mich nach Praktika umgesehen und bekam eine Zusage aus Köln und Hamburg.
Eine weitere Erkenntnis, die mich in dem letzten halben Jahr erreichte war, dass das Leben für mich ist.
Wenn ich meinen Weg gehe, mich davon frei mache, was andere von mir erwarten, in mich hinein höre, herausfinde was ich will, und dafür arbeite, dann schickt das Universum mir kleine Helfer und Gesten um mich zu unterstützen.
Mein Studium zu wechseln war der erste Schritt in die richtige Richtung. Ich arbeitete drei Monate und schrieb nur spärlich Klausuren mit, dann war es schon Zeit nach Köln zu gehen. Zusammen mit meiner Mutter fand ich in letzter Minute eine WG, in der ich für sechs Wochen wohnen konnte, für die letzten zwei Wochen mietete ich mir Zimmer.
Die WG war günstig gelegen, hell, sauber und ich fühlte mich direkt wohl.
Nun wird man als Leser direkt einige Unterschiede bemerken. Die zieht einfach nach Köln? Wie soll das gehen, mit ihren tierischen Freunden im Kopf? Hatte sie nicht letztens noch Schiss, allein ne Woche Urlaub zu machen?
Alles richtig. Nur sind seit Malta zwei Jahre vergangen und ich habe mehr erlebt, als ich je aufschreiben könnte. Aber dazu später.
Ich hatte die letzten zwei Jahre gut verbracht, hatte mich immer weiter entwickelt und immense Erfolge erlebt. Aber heile Welt bringt einen nicht weiter im Leben. Ich wusste, ich muss weiter. Das Studium war nicht das Richtige, zu Hause ging ich ein wie meine Topfpflanzen und ich bewegte mich auf emotionaler Ebene nicht mehr voran.
Mein neuer Studiengang geht stark in Richtung Soziologie, soziale Arbeit, gepaart mit einem Löffel Feminismus, Methodenlehre und BWL.
Dementsprechend waren die Praktikumsmöglichkeiten weit gefächert.
Ich fing in Köln bei einer Beratungsstelle, speziell für Migrantinnen an und erlebte den größten Kulturschock, den eine weiße, privilegierte Frau in einer Nachbarstadt nur haben kann.
-Lessons learned in Cologne-
Ab und an Ein Sprung ins kalte Wasser bringt nicht um sondern belebt.
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refindyourlife-blog · 6 years
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Barcelona
Fortschritte macht man am besten durch Babysteps. Es ist nicht nur einfacher, man kann auch viel mehr Erfolge anerkennen.
Ich habe in meinem ersten Semester viele Babysteps gemacht, die meinen drei nervtötenden Mitbewohnern echt auf den Keks gegangen sind.
In den Vorlesungen habe ich mich nach und nach wohler gefühlt und die ersten Klausuren waren längst nicht so tragisch, wie ich es befürchtet hatte. Selbst während den Klausuren konnte ich ungehindert raus gehen.
„Sicher, dass du da jetzt raus gehen willst? Das sieht doch dann jeder.“ hustete mein Elefant aus seiner kalten Ecke, er hatte sich wohl eine ganz schöne Erkältung zugezogen. Durch sein Röcheln verstand ich ihn kaum und ging, ohne mich von den Blicken anderer stören zu lassen.
Ich ging sogar auf Partys auch wenn ich überhaupt nicht der Typ dafür war, das hatte ich bereits an meinem Abiball realisiert. Aber meine Freunde betrunken tanzen zu sehen war ziemlich erheiternd.
Die ersten Semesterferien standen an und ich sehnte ein Ereignis ganz euphorisch herbei. Mein Vater und ich würden das erste Mal einen richtigen, gemeinsamen Urlaub machen.
Richtig, da wir früher meist nur eine Nacht zusammen weg waren und diesmal war es eine ganze Woche Spanien.
Meinen Vater im Urlaub dabei zu haben, beruhigte mich, meine Eltern wussten, wie sie mich auf dem Boden halten konnten und ertrugen meine Macken meist ohne zu murren.
Außerdem war ich noch nie in Spanien gewesen und ich liebte lange Autofahrten mit meinem Papa, vor allem jetzt, wo ich selbst auch fahren konnte.
Wir fuhren spät abends los und die Nacht durch. Früh am Morgen parkten wir an einer Tankstelle und dösten eine Stunde im Auto. Wir waren bis nachmittags unterwegs und bewunderten begeistert die Landschaften, die wir von der Autobahn aus begutachten konnten.
Mein Vater und ich sind uns im Kopf sehr ähnlich. Wir können beide gut einige Stündchen in einem Café sitzen und einfach nur Leute begutachten.
Wir sind beide eher spontane Menschen und langes voraus planen liegt uns nicht. Daher hatten wir uns für die Woche Barcelona auch nichts vorgenommen, außer, das Wetter zu genießen.
In dieser Woche meldete sich keiner meiner nervigen Untermieter, zwischendurch versuchte die Schlange mir flüsternd einzubläuen, dass ich mehr mit der Sonne aufpassen muss, oder dass das Essen in anderen Ländern prinzipiell gefährlich sei, aber das war schließlich mein wohlverdienter Semesterurlaub und ich hatte keine Lust, mir diese Nörgelei anzuhören.
Wer noch nicht in Barcelona war, der sollte sich ganz, ganz schnell aufmachen, denn es war wirklich die schönste Stadt, die ich bisher besuchen durfte.
Wir sind so viel gelaufen, dass wir nachmittags schon ganz erschöpft in unser Apartment zurückkehrten und uns erst wieder zum Abendessen aufmachten.
Großstadt hat mir nie das Gefühl von Heimat vermitteln können. Diese ganze Reizüberflutung durch Menschen, Verkehrsmittel, Straßen und Eindrücken, die alle meine fünf Sinne beanspruchten, waren mir meist zu viel.
Hier in Barcelona meldete sich eine klitzekleine Stimme zurück, die ich fast ein Jahr nicht mehr so deutlich wahrgenommen hatte.
„Magst du nicht hierbleiben? Magst du deine Ängste nicht irgendwann komplett überwinden? Das wäre eine Idee, findest du nicht auch?“
Ich konnte ihr nur zustimmen.
-Lessons learned in Barcelona-
Manchmal ist spontan die bessere Alternative
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refindyourlife-blog · 6 years
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Psychohannah Revival
Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, wie es das erste Mal war. Irrationale Ängste hatte ich schon immer. Ich weiß, dass ich früher oft aus der Schule abgeholt wurde, weil ich das Gefühl hatte, krank zu werden oder mich nicht gut fühlte.
Dass dieses Fluchtsyndrom aus Ängsten heraus entstand, kam mir nicht in den Sinn.
Ängste sind einfacher zu verstehen, wenn sie mit Hintergrund gefüllt sind. Mit sechzehn bin ich kaum bis gar nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln gefahren, nicht geflogen und auch wenig auf Partys oder andere Veranstaltungen gegangen.
Was damals ganz gut ging, waren Konzerte. Dort wusste ich immer, auf was für eine Art Mensch ich treffen würde und das beruhigte mich.
Ich schwänzte oft die Schule, vermied Arztbesuche, heulte wenn ich eine Spinne sah und zog mich oft und gerne in meinem Zimmer zurück.
Diese Ängste hatten Hintergrund, wie mir später auffiel. Situationen, in denen die Kontrolle nicht voll und ganz bei mir lag, beunruhigten mich so sehr, dass ich sie einfach nicht mehr erleben wollte.
Was, wenn es im Zug einen Notfall gibt?
Was, wenn der Busfahrer einen Unfall baut?
Was, wenn ein Arzt mir ein falsches Mittel gibt?
Was, wenn jemand in meiner Schule einen schlimmen Virus hat?
Was, wenn die Spinne giftig war?
Und so weiter.
Mit sechzehn hatte ich meinen persönlichen Tiefpunkt. Fast jeden Abend bekam ich eine Panikattackte, weinte und schrie, fiel oft in Ohnmacht und wollte nichts mehr, als mich von meinem Körper lösen zu können.
Ich war nie wirklich depressiv und da bin ich sehr froh drüber. Trotzdem fühlte ich mich wie eingenommen, durch eine Armee aus destruktiven Gedanken und Gefühlen und mein Körper war ihr Anführer.
Er arbeitete nicht mehr mit mir sondern stetig gegen mich. Ich konnte ihn und folglich mich nicht kontrollieren.
Damals habe ich geschrieben: „(...) Man wartet
auf einen Punkt, ab dem plötzlich alles gut ist. Aber die
Wahrheit
ist, dass dieser Punkt nicht eintritt.
Schlecht
ist immer da.
Warum sollte man auf das Bergauf, auf das Bessere warten?“
Jede Kleinigkeit hat mich beunruhigt oder gestresst. Wenn ich etwas vergessen hatte, mir Sorgen machte, zu spät dran war, etwas nicht auf Anhieb funktionierte und so weiter. Alles konnte mich aus der Bahn werfen und meinen drei Parasiten Angriffsmöglichkeiten bieten.
Eine Therapie anzufangen, kam damals für mich kaum in Frage. Was denkt man als Sechzehnjährige über Therapien? Ich wollte nicht wahrhaben, dass es mir psychisch nicht gut ging aber schließlich ging ich mit meiner Mama zu einem Vorgespräch.
Nun kann man mit seinem Therapeuten Glück oder Pech haben. Ich hatte wirklich riesen Schwein gehabt.
Es kam nie das Wort „Krankheit“ auf, zumindest nicht im Kontext mit meiner Psyche. Ich konnte mich hier fallen lassen, alles erzählen und fühlte mich, als wäre diese Abnormalität in meinem Körper und in meinem Gehirn weder schlimm für mich noch tragisch im sozialen Kontext.
Heute kann ich über diesen kleinen Sprung in der Birne ganz normal, ganz offen reden. Ich schäme mich nicht, es stört mich nicht, ich weiß, wie ich damit umzugehen habe und keiner kann mir da etwas anderes einreden.
Hätte ich damals gewusst, dass es so viel besser wird, hätte ich dann damals diese Zeilen geschrieben? Klar, Recht hatte ich ja. Es ist nie alles perfekt. Aber machen diese Ungewissheit und diese endlosen Sprünge ins kalte Wasser das Leben nicht lebenswert?
Gut
ist nämlich auch immer da.
-Lessons learned-
Ein Perspektivwechsel und etwas Bedenkzeit haben noch nie geschadet.
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refindyourlife-blog · 6 years
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Abi- Was nun?
Ich war froh, meine Schule verlassen zu können. Abgesehen von einer Hand voll Leuten, würde ich keinen vermissen und sie mich auch nicht.
Vor mir öffnete sich der große Ozean der Möglichkeiten, die ich nach dem Abi hatte und von denen ich mir nur eine aussuchen konnte.
Meine Freunde machten ein FSJ, Work and Travel in Australien oder reisten einfach planlos in der Gegend herum. Einige fingen sofort an zu studieren oder machten eine Ausbildung.
Und ich? Was wollte ich machen? Ich war gerade achtzehn geworden, da weiß man doch noch nicht, was man den Rest seines Lebens machen will. Ich hatte das Gefühl, dass ich meine Berufung in den nächsten Wochen finden MUSSTE und setzte mich dementsprechend unter Druck.
Ich wollte keins meiner Hobbies zum Beruf machen, das würde mir die Lust daran nehmen. Ich koche, schreibe und mache viel Sport, alle Berufe, die mir dazu einfielen waren entweder schlecht bezahlt, unsicher oder sehr stressig.
Soziale Arbeit kam als Studiengang in Frage, genauso wie Geographie aber die Geldfrage machte mir Sorgen.
Schließlich, nach Wochen, in denen ich mich informierte, mit Freunden und Bekannten sprach und Unis besuchte, bewarb ich mich für Kommunikationswissenschaften in zwei Städten und für International Business an einer Hochschule in meiner Nähe.
Long story short, an dieser Hochschule landete ich. Nun kann man sich unter dem Studiengang alles mögliche vorstellen und um ehrlich zu sein, waren die Wochen Informationsbeschaffung eine maßlose Übertreibung. Ich hatte also keine Ahnung, was auf mich zukommen würde.
„Wie willst du dich denn da zurecht finden?“  polterte mein Elefant aus seiner Ecke. „Ein neues Umfeld ist ein großes Problem. Du hast dich doch schon in der Schule, in der du 12 Jahre verbracht hast nicht wohl gefühlt.“
„Nicht nur das, denkst du wirklich, dass du dort Freunde finden wirst? Das war noch nie deine Stärke.“ zischte die Schlange in meine Gehörgänge.
In der Tat waren das Gedanken, die mir einige Zeit im Kopf herum spukten. Ich hatte mich auf meiner alten Schule eingelebt bevor die Ängste kamen. Daher war ich mir nicht sicher, wie leicht oder schwer es mir fallen würde.
Was mochte mich bei den Vorlesungen und Seminaren erwarten? Konnte ich zwischendurch raus gehen oder war es in großen Vorlesungssäälen zu auffällig?
„Das kannst du echt vergessen. Auf Klo gehen oder Pause machen ist nicht. Du wirst alle Vorlesungen durchhalten müssen und am besten keinen Mucks machen.“ sagte der Elefant und die Schlange lachte hämisch.
Ich merkte, wie mein dritter Kumpane, der sich meist im Hintergrund aufhielt, mir langsam den Rücken hinauf kroch. Ein kalter Nebel aus Selbstzweifeln und Mutlosigkeit umhüllten mich.
Vielleicht sollte ich lieber etwas anderes machen?
Aber was für Optionen hatte ich? Ich konnte nicht in meinem Zimmer hocken und darauf warten, dass mir ein Bachelor Abschluss zuflog. Ich musste etwas tun. Sei es eine Ausbildung, ein Studium oder ein Mini Job.
Egal was ich tun würde, ich würde in ein neues Umfeld kommen. Also haben meine Ängste hier nichts zu melden, dachte ich mir und schüttelte den größten Teil des Nebels von den Schultern runter.
Ich besuchte einen Vorkurs und die Orientierungswoche und lernte ein paar Leute aus unterschiedlichen Studiengängen kennen. Ich betrachtete in der ersten Woche die Gruppenbildung in meinem Studiengang lies mich, so gut es eben ging, einfach treiben.
Gut, anfangs ging ich tatsächlich nicht während der Vorlesung auf Klo, das war dann doch unangenehm.
Aber zumindest husten, das erlaubte ich mir.
-Lessons learned-
Manchmal ist das beste was man tun kann, nicht nachzudenken.
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refindyourlife-blog · 6 years
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Malta-Reflektion
Der letzte Tag war der schwerste. Ich schwankte zwischen dem unglaublichen Heimweh und der Sehnsucht nach meiner Familie, meinem Freund, meiner Stadt und dem Gefühl, noch etwas länger bleiben zu wollen, mehr zu entdecken, die Sonne zu genießen und vor allem schwimmen zu gehen.
Die ganze Woche lang war es angenehm warm und sonnig gewesen und ich hatte einen Bikini eingepackt. Fast jeden Tag rang ich mit mir und überlegte, ins Meer zu gehen. Aber da waren so viele Hindernisse, die meine Schlange mir aufzeigte. Ich musste meine Sachen unbeaufsichtigt lassen. Ich war der Sonne ausgesetzt. Ich musste, dank meiner empfindlichen Haut, nach dem Meerwasser sofort duschen. Ich musste alleine schwimmen gehen.
Ich habe es nicht mehr geschafft, mich zu überwinden und am letzten Tag war bereits alles eingepackt.
Ich hatte einige grässliche Stunden hinter mir, bis ich im Flieger saß, ich kam viel zu früh am Flughafen an und musste mich mehr als zwei Stunden im Wartebereich beschäftigen, musste vor emotionaler Überflutung immer wieder weinen, das Boarding verspätete sich und ein Gepäckstück im Bauch des Flugzeugs machte Probleme, sodass wir mit über einer Stunde Verspätung starteten.
Der große Knall in mir blieb jedoch aus, einerseits war ich viel zu erschöpft, um in Panik auszubrechen, andererseits auch einfach zu genervt.
Der Rückflug war irgendwie schön, das muss ich zugeben. Es ist irgendwie doch faszinierend zu fliegen. Man ist so weit weg von allem und man sieht dennoch so viel mehr als alle. Ich brachte die zweieinhalb Stunden mehr oder weniger entspannt hinter mich und wurde am Flughafen mit einem großen Blumenstrauß in Empfang genommen.
Nach einer ordentlichen Mütze Schlaf und der Rückkehr meiner Mama, die zur selben Zeit im Urlaub war, kochte ich mit Freunden, ein maltesisches Nationalgericht, dass meine Gastmutter in der Woche gekocht hatte nach und es gelang mir kaum.
Der Tag des Heimkommens war einer der wenigen Tage zu dieser Zeit, an denen ich ein tiefes Gefühl von Dankbarkeit empfand. Vielleicht spürte ich dieses Gefühl auf Malta sogar das erste Mal nach vielen, vielen Monaten.
Ich weiß heute, wieso ich dankbar war. Nicht nur, weil ich heile zu Hause ankam. Nicht nur für den Kurzurlaub und nicht nur für meinen Mut.
Ich war dankbar für meine Angst. Ich bin es auch immer noch.
Je mehr man sich mit sich selbst beschäftigt, desto mehr neue Gedankengänge bilden sich, neue Ideen werden geboren, neue Erkenntnisse gewonnen. Ich arbeite stetig an mir, und versuche dies auf die dankbarste und liebevollste Art, die mir möglich ist.
Ein Gedankengang hat dafür gesorgt, dass ich viele andere Gedanken ziehen lassen konnte: Was kommen soll, wird kommen. Was gehen soll, wird gehen.
Das ist einfach gesagt, aber wenn man genauer darüber nachdenkt, eliminiert diese Idee hunderte von Sorgen, die man sich bewusst und manchmal auch unterbewusst macht.
Warum sollte ich mir noch Gedanken über Situationen machen, die potentiell auftreten können? Wenn sie passieren sollen, werden sie passieren.
Das einzige, was ich in meiner Position machen kann, ist das beste aus meinem Leben heraus zu holen und alles, was das Universum mir bietet in Empfang zu nehmen.
Es wird schon alles seine Richtigkeit haben.
Klar, nicht jeder denkt so über die Welt. Das tue ich auch nicht immer. Aber vor allem in Situationen, in denen meine Ängste und Sorgen irrational sind, kann ich mir diese Idee vor Augen halten.
Ich brauche keine Angst vor dem Leben haben, denn das Leben ist immer für mich.
Und irgendwann, werde ich auf Malta schwimmen gehen.
-Lessons learned in Malta-
Was kommen soll, wird kommen. Was gehen soll, wird gehen.
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refindyourlife-blog · 6 years
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Malta und meine antisoziale Ader
Die meisten Leute halten mich für sehr extrovertiert, wenn sie mich kennenlernen. Das bin ich bestimmt auch, vor allem in Einzelgesprächen aber in einer Gruppe läuft es schnell mal ganz anders ab.
Ich hatte schon oft Abende, an denen ich stundenlang in einer Ecke gehockt und mit niemandem geredet habe, klar. Mir fällt es schwer, mich direkt in einem neuen Umfeld ein zu binden, Gespräche anzufangen, Gemeinsamkeiten zu finden und daran anzuknüpfen, da bleibe ich doch lieber zu Hause im Bett und netflixe.
Menschen kennenlernen ist anstrengend. Anfangs weiß man nicht, wie man sich einer Person gegenüber verhalten darf oder sollte, man muss Grenzen austesten und Gefahr laufen, dass die Chemie am Ende doch nicht stimmt.
Bei sozialen Events tut man dies mehrmals und in einem Kontext, der es einem ungemein erschwert, sich auf eine Person zu konzentrieren.
Auf Malta war ich die meiste Zeit allein. Ich hatte meine Gastfamilie kennengelernt, meine Klasse und hatte ein, zwei Worte mit Verkäufern oder Busfahrern gesprochen.
Aber nichts davon ging auf eine freundschaftliche Ebene, natürlich nicht.
In meiner Gastfamilie hauste noch ein weiterer Ausländer, ein älterer Herr aus Frankreich. Trotz meiner, damals wirklich stark ausgeprägten antisozialen Ader, versuchte er mich des öfteren in seine Aktivitäten einzubinden.
Am zweiten Abend überredete er mich zu einem Spaziergang und zeigte mir den Weg zu meiner Sprachschule, zum Busbahnhof und zum Strand.
Er lud mich mehrmals ein, ihn zu Stränden zu begleiten und unterhielt sich immer, wenn er mich sah mit mir.
Als ich krank wurde, half er mir mit seinem gesamten Medizinschrank aus.
Einen besseren Mitbewohner hätte ich mir nicht wünschen können und dennoch habe ich, außer an dem einen Abend, nichts mit ihm gemacht.
Wie konnte das sein? Im Nachhinein schäme ich mich dafür. Man findet selten Menschen, die einen so behandeln, ohne etwas zurück zu verlangen und vor allem hartnäckig sind.
Ich kann nicht sagen, was genau mich davon abgehalten hat. Ich wollte nicht mit anderen unterwegs sein, das hätte dann bedeutet, dass ich mich ihnen anpassen muss oder noch schlimmer, von ihnen abhängig bin.
Meine Schlange hat mich schon von vielen Dingen abgehalten und eines davon war, einen guten, neuen Freund zu finden.
Der letzte Tag in der Schule war entspannt, wir hatten eine Leistungsüberprüfung und in der Pause am Vormittag fragte mich überraschenderweise die junge Schweizerin, die seit Montag nicht mehr aufgetaucht war, ob ich mit ihr einen Kaffee trinken gehe.
Wir saßen eine Viertelstunde am Hafen und quatschten über unsere bisherige Zeit auf Malta, sie war bereits seit mehreren Monaten dort und sah den Sprachkurs dementsprechend nicht mehr so eng.
Sie hatte schon so viel erlebt und getan, dass ich wirklich neidisch wurde. Zum Schluss lud sie mich noch ein, nachmittags mit ihr und ihren Freundinnen was trinken zu gehen und erzählte mir von ihrem Plan, am Abend mit einer größeren Gruppe Sprachschüler zusammen zu Abend zu essen.
Man könnte sagen, ich war baff. Womit hatte ich so einen Engel auf Erden verdient, der mich passiv in die richtige Richtung drängte ?
Natürlich sagte ich zu und lernte nachmittags ihre zwei Freundinnen kennen, mit denen wir eine Runde durch den Ort gingen und uns dann auf eine Terrasse setzten, um einen Cocktail zu trinken. Wir redeten wirklich alles und abgesehen von meiner, auf einmal auftauenden Redegewandtheit, passierte noch ein weiteres Wunder:
Es regnete.
Es regnete wie aus Kübeln.
Ganz plötzlich, wie ein Monsun fing es an und wir konnten uns und unsere Getränke noch so gerade in Sicherheit bringen.
Die Schweizerin, seit vier Monaten auf der Insel, hatte es noch nie auf Malta regnen sehen. Im Stillen schickte ich ein Stoßgebet in Richtung meines französischen Zimmernachbarn, der heute extra zum Schwimmen zu einer Bucht gefahren war.
Als der Regen langsam nachließ, machten wir uns alle auf nach Hause und um sechs ging ich wieder Richtung Sprachschule.
„Verdammt, das ist dein letzter Abend, was soll das werden?“ zischte meine Schlange genervt, als ich meine Tasche packte und los lief.
„Genau.“ sagte ich. „Das ist verdammt noch mal mein letzter Abend.“
Und sie blieb still und kommentierte selbst die unglaublich leckeren Tortellini nicht, die ich später beim Italiener zwischen 20 anderen Sprachschülern genüsslich verputzte.
-Lessons learned in Malta-
Ich kann auch mal Fremde kennen lernen und nicht enttäuscht werden
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refindyourlife-blog · 6 years
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Malta und das Zähmen des Elefanten
Während der Elefant ausgehungert und müde in einer Ecke meines Gehirns lag, hatte die Schlange recht viel zu meckern.
Mal war ihr das Essen nicht recht, mal war es die Sonne, die fremden Menschen oder das Alleinsein.
Meine Klassenkameraden waren alle sehr nett, doch bis auf die Schweizerin, die sich an Tag 2-4 nicht blicken ließ, war keiner in meinem Alter. Dementsprechend verbrachte ich meine Nachmittage allein, entweder in meinem Zimmer oder draußen im Ort.
Freitag machte ich früher Schluss und fuhr, wieder angeleitet von meiner Mama, in die nächstgrößere Stadt, Sliema.
Es war schön dort, sehr schön und ein ganz leises Stimmchen, irgendwo in meinem Brustkorb flüsterte: „Bleib noch hier. Es ist so toll. Komm wieder zurück.“
Aber durch die lauten und überfüllten Hauptstraßen und die vielen Menschen, hörte ich sie nur sehr, sehr schlecht.
So gönnte ich mir einen entspannten Bummeltrip durch die Stadt und hatte tatsächlich das Gefühl, irgendwie froh zu sein. Ich hatte alle Zeit der Welt, es war zwar laut, voll und warm aber davon musste ich mich ja nicht stressen lassen.
Das war zumindest das, was ich dachte. Noch bevor ich zu Hause ankam, erwachte mein Elefant.
Ich saß erschöpft und verschwitzt im Bus auf den Heimweg. Ich war bereits gut zwanzig Minuten unterwegs und klammerte mich an die Visualisierung eines Hörbuches in meinem Kopf um bloß abgelenkt zu sein, als der Elefant sich bewegte, streckte und meinen Magen unangenehm ausdehnte.
Er wollte nicht mehr in dieser Situation sein, irgendetwas störte ihn daran.
Mein qualifizierter Ansprechpartner, oder „Psycho“, wie ich ihn gerne nenne, hat mir immer gesagt, dass ich mich mit Situationen, vor denen ich Angst habe, konfrontieren und sie aushalten muss.
In manchen Notsituationen ging das nicht ohne Hilfe, vor allem damals noch nicht. Ich saß in diesem Bus voller Menschen, in einer fremden Stadt, in einem fremden Umfeld und begann langsam Panik zu bekommen.
Klar, dass das eine meiner Horrorvorstellungen war und ich mit allen Mitteln versuchte, mich ruhig zu halten.
Meinen Gedanken Luft machen ist eine meiner liebsten Möglichkeiten runter zu kommen. Ich muss schon die sichtbaren Panik Symptome klein halten, zumindest wenn ich unter Menschen bin, die Gedanken müssen aber raus.
Ich rief meine Mama an und musste mich erst sammeln, bevor ich überhaupt etwas sagen konnte.
Wirklich erklären, was los war, konnte ich auch nicht. Ein Ziehen im Bauch, Schmerzen in der Brust oder ein kalter Zug? Was hatte den Elefant geweckt? Warum hat er die letzten zwanzig Minuten geschlafen? Und wie sollte ich die nächste halbe Stunde überleben?
Ich wusste, ich musste in der Situation bleiben, Aussteigen war für mich keine Option.
Meine Mama hörte zu. Sie hörte sich meine Ängste an. Vor dem Krank werden, vor einem Sonnenstich, vor den Fremden, vor dem Verkehr, vor dem Alleinsein.
Vor der Busfahrt, vor der Länge der Busfahrt, vor dem Ankommen. Damals fühlte ich mich, als könnte ich mich nie wieder von den Angstsituationen erholen.
Ich überlebte die Busfahrt, kam sicher zu Hause an und bewegte mich nicht mehr aus meinem Bett heraus. Es war sehr anstrengend gewesen aber ich hatte es überlebt.
Ich hatte gut eine Viertelstunde mit meiner Mutter telefoniert und den Rest des Weges alleine bestritten.
Was hätte schon großartig in diesem Bus passieren können? Genau diese Frage stellte ich meinem Elefanten.
Er quatschte mir immer wieder dazwischen und schüttelte trotzig den Kopf, wie ein kleines Kind, das nicht zuhören will.
Ich ließ nicht locker und er druckste ein Weilchen herum. „Man hätte sich ja blamieren können. Man hätte eine Panikattacke haben können. Oder einen Heul-Krampf“.
„Und, was wäre dann gewesen?“ fragte ich. „Dann hätte ich halt Panik bekommen, und was dann?“
Das konnte mein ratloser Elefant mir nicht beantworten und ließ sich bereitwillig für diesen Tag Ketten anlegen.
-Lessons learned in Malta-
Male dir deine Horrorvorstellung aus und denke sie zu Ende. Ist sie immer noch so schlimm?
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refindyourlife-blog · 6 years
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Malta Tag 2-4
Ich bin ein Weichei und das meine ich wirklich ernst. Würde die Welt untergehen, wäre ich einer der Ersten, die den Kopf in den Sand stecken und darauf warten, dass es vorbei ist.
Ich bin Montag Morgen zu meiner Sprachschule gelaufen, was ich schon als einen Riesen-Erfolg ansehe.
Der zwanzig minütige Weg führte mich die meiste Zeit an der Küste entlang, einige wenige Touristen waren bereits auf den Beinen und die meisten Supermärkte waren schon auf, ansonsten schlief der Ort noch.
Morgens war es bereits angenehm warm und die Sonne schien. Ich kam an einem kleinen Innenhafen vorbei und schaute mir die winzigen, dümpelnden Boote an.
Wenn ich mir jetzt die ganzen Fotos anschaue, die ich damals gemacht habe, werde ich wirklich wehmütig. Es war so traumhaft.
Um zu meiner Sprachschule zu gelangen, musste man vom Hafen aus einfach nur eine Treppe hinauf in die Stadt gehen und war da. Die Klassenzimmer waren klein und unglaublich kalt (natürlich habe ich mich erkältet).
Meine Klasse bestand aus zwei Russinnen, einer Schweizerin, zwei Deutschen, einem Ukrainer und der maltesischen Klassenlehrerin, was eine gute Diskussionsbasis bot, die wir in den fünf Tagen auch gerne nutzten.
Nach dem Unterricht machte ich mich auf dem Heimweg und suchte mir etwas zu essen. Meine Gastfamilie war für mein Frühstück und Abendessen zuständig, das Mittagessen nahm ich dann entweder in vertrauenswürdig aussehenden Restaurants oder Imbissbuden ein oder besorgte mir ein Fertiggericht im Supermarkt.
Meine Schlange hatte zu den Restaurants auch immer ihren Teil beizutragen und sorgte sich immens um meine Körpermitte und dementsprechend ihre Gesundheit.
Ein, zwei Mal fiel es mir dadurch wirklich schwer, das Essen zu genießen aber ich kam soweit gut klar.
Die Nachmittagsgestaltung stellte sich als etwas schwieriger heraus, um wieder am Weichei-Punkt anzuknüpfen.
Wenn ich nach der Sprachschule nach Hause bin, trieb mich eigentlich nur der Hunger wieder nach draußen. Die komplette Situation, das neue Umfeld und die fremden Leute, all das forderte mir so viel Energie ab, dass ich mich mittags meist komplett erschöpft aufs Bett fallen ließ und am liebsten nicht mehr aufgestanden wäre.
Ich scheute mich, raus zu gehen. Ich scheute mich, mit Menschen zu reden, mich umzusehen, mit den Bussen zu fahren, ich scheute die Sonne, die Wärme, das Meer, alles.
Neben mir war noch ein älterer Herr aus Frankreich zu Gast bei der Familie. Er war bereits einige Wochen da, hatte sich gut eingelebt und bot mir mehrmals an, mir einen Strand zu zeigen oder eine Stadt zu erkunden.
Ich hasste mich selbst dafür aber ich war einfach noch nicht fähig. Dieser Strudel aus Angst und Selbstmitleid zog mich so tief nach unten, dass ich mir nicht vorstellen konnte, in diesem Leben noch einmal Malta erkunden zu können.
Früher hatte ich oft das Gefühl, alleine auf dieser Erde zu sein. Heute vertrete ich diese Meinung auch zum Teil, ich denke, dass man sich am Ende immer noch selbst der Nächste ist.  Jedoch bietet einem das Universum nicht selten einige kleine Helfer, damit man überhaupt erst „sein Nächster“ werden kann.
Meine Mama war immer schon mein größter Helfer. Sie verstand es, genau den richtigen Mittelweg zwischen tröstendem Zuhörer und in den Arsch tretenden Coach zu finden, auch wenn ich es oft nicht hören wollte.
Ich telefonierte auf Malta jeden Tag mindestens zwei Mal mit ihr. Am vierten Tag schaffte sie es, mich dazu zu überreden, in die Hauptstadt zu fahren und mich umzusehen.
Eigentlich war ich nicht allein dort. Meine Mama suchte mir die nötigen Busverbindungen und Stadtkarten heraus und als ich mich auf dem Weg verlief, lotste sie mich per Telefon auf die richtige Straße.
Klar, ich hätte es wahrscheinlich auch ohne sie geschafft und hätte mich vielleicht sogar durch gefragt, aber dennoch war es ein Segen, sie immer bei mir gehabt zu haben, auch wenn es nur per Telefon war.
-Lessons learned in Malta-
Ich kann vor allem Angst haben, wenn es sein muss. Außer davor, alleine zu sein.
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refindyourlife-blog · 6 years
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Malta, Tag 1
Das war es also. Das Ende meiner Therapie. Knapp zwei Jahre habe ich drei bis vier Mal im Monat Tee trinkend mit einer qualifizierten Person gequatscht, nur um mich zu einer kompletten Scheiß Idee überreden zu lassen. Ich weiß auch gar nicht, warum mein dicker Elefant bei den Worten: „Hey, wie wäre es, wenn du alleine eine Reise unternimmst, und das am besten mit dem Flugzeug?“ nicht Alarm geschlagen hat.
Klar, er war schon wesentlicher abgemagerter als vor zwei Jahren und ich total im Angst-Überwindungs-Flow, dennoch hätte ich mehr von ihm erwartet gehabt. So kam es, dass ich tatsächlich zustimmte.
Zu dem Zeitpunkt war ich siebzehn.
Ich sollte nun also irgendwo hinfliegen, wo, warum und wie lange war mir überlassen. Ohne im Nachhinein wirklich zu wissen wieso, fand ich mich in einem Austauschprogramm wieder, welches mir eine Gastfamilie auf Malta organisierte, wo ich für eine Woche bleiben und am Vormittag einen Sprachkurs besuchen sollte.
Soweit kein schlechter Plan, auch wenn ich bisher noch nie von Malta gehört hatte. Dies wollte ich dann noch nachholen aber im Endeffekt wusste ich kurz vor dem Abflug nur, dass es eine Insel war und die Hauptstadt Valetta hieß.
Durch die Vorbereitungen, meinen nebenbei bestrittenen Abiklausuren und weiteren Urlauben blieb mir gar nicht mehr viel Zeit, Angst zu haben, worüber sich mein Elefant aber nur leise und geschwächt empören konnte.
Ich hatte schon einiges von meiner Angstliste abgearbeitet und die Reise stellte den Höhepunkt da. Nun muss man aber, für alle diejenigen, die keine Angststörung haben, vielleicht noch einmal ein paar Sätze dazu sagen.
In meinem Fall waren ein Großteil, nein, wahrscheinlich alle Ängste irrational. Ich wusste ja, dass meine Ängste nicht real werden konnten, sie waren unwahrscheinlich bis unmöglich. Aber meine Schlange sagte mir, dass ganz eventuell, theoretisch doch etwas passieren könnte.
Dazu kam noch meine Angst vor der Schlange selbst. Angst ist unangenehm, Panik ist unangenehm, die Angst vor der Angst ist noch mal eine andere Liga.
Dies mag für Außenstehende schwierig zu verstehen sein, für mich war es das anfangs auch.
Da waren nun die Ängste, in Form einer Schlange, eines Elefanten oder auch als dunkler, kalter Nebel getarnt.
Sie brachten mir Panik und Irrationalität.
Dementsprechend war meine Angst vor diesen dreien genauso groß, wie meine Angst in ungewollten Situationen.
Die Schwierigkeit bestand also darin, entweder keine Angst zuzulassen oder sich mit ihr abzufinden. Aber wer möchte schon solche Parasiten im Körper haben?
Ich sorgte dafür, dass mich niemand aus meiner Familie zum Flughafen brachte. Möglicherweise wäre ich eingeknickt. Ich wusste, ich konnte das ganze Vorhaben wenn nötig abbrechen. Aber genau dadurch, dass ich diese Wahl hatte, wurde ich in meiner Entscheidung nur gestärkt.
Ich wollte es durchziehen. Wieso auch nicht? Was hinderte mich daran? Nichts, außer meinem Parasit, der es natürlich emsig weiter versuchte.
Am Flughafen war ich sehr aufgeregt. Ich war glücklich und nervös und ängstlich und konnte nicht glauben, was ich da tat.
Meine Begleitung war ein Segen, die mich bis zum Start des Flugzeugs mental am Boden hielt. Als ich los flog, war ich so überfüllt mit allen möglichen Emotionen, dass ich meine Tränen kaum zurück halten konnte.
Ich hatte es geschafft. Naja, zumindest saß ich im Flugzeug und das war ein guter Anfang. Der Flug verlief soweit auch ohne größere Zwischenfälle, ich hatte mich auf meinem Platz zusammengekauert und hörte emsig Hörbücher, damit ich bloß nicht darüber nachdachte, in was für einer Höhe ich mich mit einem Haufen Unbekannter gerade befand.
Die Unbekannten waren ein großes Problem. Menschen sind unberechenbar, sensationsgeil, hilflos, eigensinnig, kurzum schwierig zu durchschauen. Das hat mich immer schon fasziniert und gleichermaßen genervt.
Was also wäre gewesen, wenn ich im Flugzeug in Ohnmacht gefallen wäre? Oder mir wäre schlecht geworden? Oder jemand hätte meine Heulerei mitbekommen? Diese Gedanken spukten unentwegt in meinem Kopf herum.
Im Nachhinein weiß ich, dass es scheißegal gewesen wäre. Irgendwer hätte sich schon um mich gekümmert. Und alle anderen hätten mich vielleicht für bescheuert gehalten aber das wäre ja eigentlich das kleinste Problem gewesen.
Dennoch war es mir immer schon unangenehm gewesene, in Gegenwart von Menschen Panik zu bekommen, abgesehen von meiner Mama.
Malta war eine der ersten Erfahrungen, in denen ich mit dem Begriff „Kulturschock“ bekannt gemacht wurde. Malta ist ein Inselstaat im Süden Europas und wirklich jedem für einen Urlaubstrip zu empfehlen. Neben wunderschönen Altstädten und historischen Bauwerken, gibt es zahlreiche, kleine Küstenorte und zwei Nachbarinseln, die es sich zu besichtigen lohnt.
Als wohl behütetes, aus dem Westen Deutschland kommendes Kleinstadtküken, verunsicherte mich als erstes die Offenheit meines Taxifahrers. Zu dem Zeitpunkt war ich noch um Längen schüchterner als jetzt, dazu kam, dass ich alleine in einer fremden Stadt auf einer fremden Insel mitten im Ozean gelandet war (was übrigens noch öfter der Grund für Unsicherheiten sein wird) und von einer zur anderen Sekunde musste ich auf eine andere Sprache umstellen.
Klar, Englisch habe ich zu dem Zeitpunkt praktisch wie meine Muttersprache beherrscht, dennoch war es eine Überwindung und es stellte sich schnell heraus, das ich mich bevorzugt nicht überwand und lieber still blieb.
Es blieb meinem Elefanten wenig Zeit, sich bemerkbar zu machen, so viel, wie ich bereits auf der Fahrt vom Flughafen zu meiner Gastfamilie sah und er meldete sich auch nicht, als ich mit einem Glas frischem Mangosaft neben meinem neuen Gastvater in dem, durch Ventilatoren gekühltem Wohnzimmer saß und er mir vom philippinischen Präsidenten erzählte.
Um die Spannung herauszunehmen, mein Elefant machte sich überhaupt nicht bemerkbar. Es war die Schlange, die sich in dem Moment um mich wandte, als meine Gastmutter mir, während sie kochte und wir am Esstisch saßen ein kurzes, gut gemeintes „You okay?“ zuraunte.
Nein, ich war definitiv nicht okay.
Nichts war okay, die ganze Situation war so un-okay, und ich konnte mir nur schwer vorstellen, da mehr oder weniger freiwillig hineingeraten zu sein.
„Tja, jetzt bist du hier, v��llig allein gelassen und auf dich gestellt. Was willst du jetzt dagegen tun? Die Situation ist aussichtslos.“ flüsterte mir meine Schlange ins Ohr.
Samstag und Sonntag, die ersten beide Tage meiner Reise, traute ich mich kaum aus meinem Zimmer heraus. Ich weinte viel, lenkte mich mit Serien ab und fühlte mich elendig.
„Wenn du einfach hier drin bleibst, kann nichts passieren. Und so acht Tage gehen schnell vorbei.“ versuchte mich meine Schlange zu trösten.
In dieser Zeit fiel mir auf, dass meine Schlange selbst einfach nur Angst hatte. Was, wenn ich rausging und mir etwas passierte? Dann könnte sie möglicherweise ihren Wirt verlieren und das wäre fatal für die kleine Schlange.
Dementsprechend machte ich mich Sonntag Abend auf, um die Gegend zu erkunden.
-Lessons learned in Malta-
Meine Angst hat genau so viel Angst vor mir, wie ich vor ihr. Wir sind ebenbürtig.
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refindyourlife-blog · 6 years
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Von einer, die loszog, das Fürchten zu vergessen
Die Angst kam, als ich sechzehn war. Wahrscheinlich war sie schon viel früher da, doch mit sechzehn wurde ich mir dessen das erste Mal wirklich bewusst.
Meine Angst hat damals oft ihre Form gewechselt, mal rankte sie sich um mich wie eine Schlange und schnürte mir die Luft ab. Mal trampelte sie mir, wie ein dicker Elefant auf dem Magen herum. Am schlimmsten war es, wenn sie keine Gestalt annahm und mich wie kalter, dunkler Nebel umhüllte und mir die Sicht und Wärme nahm.
Meine Angst war ein Fremdkörper, wie ein ungewolltes Baby, ich wollte sie unbedingt loswerden aber auf eine ganz perverse Weise, war es angenehm sie zu haben. Sie wurde zu einem alten Bekannten, der einem eigentlich nicht mehr gut tut, den man aber schon zu lange kennt, als dass man jetzt noch irgendetwas gegen die gezwungene Freundschaft hätte tun können.
Ich hatte sie unbewusst angenommen, ihr einen Platz in mir freigemacht, in dem sie sich einnistete, wie ein Parasit.
Die Angst allein war nicht schön aber sicherlich ertragbar. Klar, ich war in meiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt, ging wenig unter Leute, vermied öffentliche Verkehrsmittel und probierte nichts neues aus. Unangenehm aber aushaltbar.
Schlimmer war das Gefühl, mich nicht mehr selbst zu kennen. Das Gefühl, meinen Körper nicht kontrollieren zu können, unangekündigt herauf grollende Panikattacken, Ohnmachtsanfälle, Erstickungsgefühle.
Und das Gefühl, meinen Verstand nicht zu kennen, destruktive Gedanken, Zweifel, ein Gegeneinanderarbeiten, obwohl ich doch eigentlich ein und dieselbe Person war.
Was macht man dann, wenn so ein Fremdkörper in einem steckt, sich von dir ernährt?
Man kann versuchen, ihn raus zuschneiden, ist in dem Fall des bildlichen Fremdkörpers jedoch nicht so einfach.
Oder man lässt ihn hungern, bis er ganz schwach und ungefährlich ist und vergisst ihn schließlich.
Genau das habe ich getan. Ich bin los und habe meine Angst vergessen.
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