Tumgik
uebersongs-blog · 8 years
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Tom Petty And The Heartbreakers - Into The Great Wide Open
Dieser Song hat mir während meines Zivildienstes an so manchen quälend langen Nachmittagen, die ich an Betten von Menschen, die am Ende ihres Lebens angekommen waren, verbrachte, Hoffnung gegeben. Into The Great Wide Open klang, roch und schmeckte nach dem Kalifornien meiner Träume, nach dem Ort, wohin ich auswandern wollte. Nur noch ein paar Monate durchhalten, dachte ich, dann werde ich frei sein, dann beginnt das große Abenteuer. Ich wollte nichts mehr als Rockmusiker in LA sein, Eddie sein, ein "rebel without a clue".
Mit etwas Abstand betrachtet, finde ich den Song immer noch bemerkenswert. Tom Petty war immer sehr gut darin, in extrem einfachen Worten in drei Minuten eine packende Geschichte zu erzählen, und Into The Great Wide Open ist ein Musterbeispiel dafür. Das offizielle Video dazu habe ich erst viele Jahre später gesehen. Es war dem Film, der jedes Mal, wenn ich den Song hörte, in meinem Kopf ablief, sehr ähnlich. Außer dass Eddie in meinem Film symphatischer rüberkam. Kein Wunder, schließlich spielte ich ja die Hauptrolle.
Kalifornien habe ich wenig später tatsächlich kennen gelernt, doch geblieben bin ich nicht. Und ein rebel without a clue war ich sowieso nie. Zu viel 'clue', zu wenig 'rebel', würde ich sagen.
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uebersongs-blog · 8 years
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Soundgarden - Badmotorfinger
1991 war nicht nur das Jahr, in dem Metallica ihr bis dato lahmstes Album veröffentlichten und damit das Ende der Hochphase des Metal einleiteten. In diesem Jahr erschienen auch eine ganze Reihe von härteren Rockalben, die nicht Metal, aber dennoch grandios waren. Eines davon war Soundgardens Badmotorfinger. Ich erinnere mich, wie ich gegen Ende dieses Jahres im Rahmen meines Zivildienstes einen Nachmittag lang einen beidseitig beinamputierten, stummen und sehr ungeduldigen Patienten zu betreuen hatte. Ich war noch ziemlich grün hinter den Ohren und völlig überfordert. Während eines kurzen ruhigen Moments stieß ich beim Zappen auf MTV, wo das Video zu Jesus Christ Pose lief. Ich weiß noch, wie beeindruckt ich von Chris Cornells Singorgan auf Anhieb war. Die Musik war so hart wie Metal, und doch irgendwie anders. Sie groovte anders, und sie hatte etwas psychedelisches (nicht, dass ich damals gewusst hätte, was psychedelisch bedeutet. Ich bin mir noch nicht einmal sicher, ob ich es heute wirklich weiß.)
Das Album habe ich dann über die nächsten 10 - 15 Jahre sehr sehr oft gehört, und es gehört für mich immer noch zu den besten Rockalben der 90er. Ich vermute, Cornell hat sich darauf tatsächlich die Seele aus dem Leib geschrien, denn an die Leistung auf Badmotorfinger hat er meiner Meinung nach nie mehr anknüpfen können. Matt Camerons Schlagzeug gab der Band einen gigantischen Drive, selbst auf extrem langsamen Stücken wie Slaves and Bulldozers. Apropos, die Anordnung der ersten drei Stücke und die damit verbundene Tempoverlangsamung von schnell (Rusty Cage) zu langsamer (immer noch Rusty Cage) zu noch langsamer (Outshined) zu noch vieeeeeel laaangsamer (Slaves and Bulldozers) ist verfickt brilliant.
Wahrscheinlich benutze ich das Verb 'rocken' zu häufig, aber wenn es auf eine Platte mehr zutrifft als auf die meisten anderen, dann ist das diese Platte. Badmotorfinger Rockt, verdammt nochmal!!!
Nebenbei ebneten Soundgarden für mich auch den musikalischen Weg in die 70er Jahre. Nachdem nämlich alle Welt Chris Cornell mit Robert Plant verglichen hatte, nahm ich mir irgendwann vor, herauszufinden ob es damit etwas auf sich hatte. So lernte ich Led Zeppelin kennen und war wieder ein Stück reicher.
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uebersongs-blog · 8 years
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Entombed - Living Dead
"I live while you decay"
Um zu wissen, wie das 91er Entombed Album Clandestine klingt, benötigt man nur etwa eine Sekunde. Dann weiß man Bescheid. Living Dead, der grandiose Opener, war für mich der Endpunkt einer Entwicklung, die vermutlich Slayer 1983 begonnen hatten. Ziel war es, das härteste und böseste Album aller Zeiten zu produzieren. Slayers Reign In Blood hatte diesen Platz für mich bis zu dem Zeitpunkt inne, als Clandestine erschien. Ich kannte Death, Possessed, Obituary und vermutlich die meisten anderen relevanten Death Metal Bands, aber richtig beeindrucken konnte mich keine von ihnen. Zu verwaschen waren die Sounds, zu guttural klangen die Stimmen.
Doch etwa 20 Sekunden, nachdem ich Clandestine aufgelegt hatte, wusste ich: hier hatte jemand vielleicht doch noch eine Schippe draufgelegt. Aber dieses Album markiert auch den Zeitpunkt, an dem ich aufhörte, mich als Metalfan zu definieren.
Im selben Jahr erschien Metallicas "schwarzes Album", das mich schon während des ersten Hörens langweilte. Ich war zutiefst enttäuscht von meiner ehemaligen Lieblingsband, und meine Stimmung verbesserte sich durch die Tatsache, dass plötzlich alle Welt die Band cool fand, nicht. Auch sonst hörte ich im Metalbereich nichts wirklich Aufregendes mehr. Einzig das allgemeine Ausmaß an Virtuosität nahm dank eines gigantischen Pools an halbwüchsigen Jungs, die nichts mehr wollten als Dave Lombardo oder Yngwie Malmsteen an Geschwindigkeit zu übertreffen, stetig zu. Nun, sie sollten es schaffen. Und so wurde das Metronom zur wichtigsten Inspirationsquelle einer Generation von Metalmusikern. Für mich war Metal auf dem absteigenden Ast.
Und er ist es immer noch. 25 Jahre später. Mann, muss das ein hoher Baum sein! Ehrlich gesagt, bin ich mir oft nicht so ganz sicher, ob der Metal überhaupt noch lebt, oder ob er schon lange an seinem Konservatismus erstickt ist und seitdem als Untoter durch die musikalische Welt geistert. :-)
Der Text von Living Dead enthält eine Art satanistisches Glaubensbekenntnis. Nicke Andersson verlacht hier den spießigen Christen, der sich vor einer jenseitigen Hölle fürchtet und dabei schon lange in seiner eigenen selbstgemachten Hölle lebt, der einen fremden Gott anbetet und vor Angst nicht erkennen kann, dass er selber der einzige Gott in seinem Leben ist.
Das ist alles schön und gut, aber als Idee auch nicht mehr so ganz taufrisch. Abgesehen davon: transportiert der Kapitalismus nicht sehr ähnliche Ideen? Und schafft die Bürde, sein eigener Gott in einem Wettbewerb der Götter zu sein, nicht mindestens ebenso großen psychischen Stress wie die Angst vor einer Hölle nach dem Tod?
Und habe ich jetzt sowohl Metaller als auch Christen und Wirtschaftsliberale beleidigt?
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uebersongs-blog · 8 years
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Kate Bush - The Dreaming
The Dreaming erschien 1982 und war das erste Album, das Kate Bush, damals 24 Jahre alt, selbst produzierte. Es war kommerziell weniger erfolgreich als seine Vorgänger, und auch die meisten Kritiker befremdete es eher.
Nun, manche Kunst ist ihrer Zeit voraus, und The Dreaming gehört zu dieser Sorte Kunst. Ich vermute, dass ein großer Teil des Publikums sich damals mehr Songs wie Wutherung Heights und Babooshka gewünscht hätte. Mehr von dieser glockenklaren Stimme, mehr verträumte Romantik, mehr Erotik, mehr Kongruenz mit dem Bild, das Mann gemeinhin von einer jungen hübschen Sängerin hat. Doch diese Sängerin kümmerte sich nicht um die Grenzen der Vorstellungskraft ihres Publikums. Sie forderte es auf, diese Grenzen zu erweitern.
Auf The Dreaming experimentiert Kate mit neuen Ausdrucksmöglichkeiten, sowohl studiotechnischen als auch stimmlichen. Sie singt, flüstert, seufzt, schreit, grunzt, und am Ende verwandelt sie sich sogar in einen Esel ("iiiii-aaaahhhh")! Wir hören Männerchöre, Frauenchöre, vorwärts wie rückwärts gespielte Kate-Chöre, gesampelte Tauben und Schafe, Didgeridoos, uilleann pipes und aggressiv laute Percussion. "This album is meant to be played loud," steht auf der Rückseite des Plattencovers. Ja, diese Platte rockt auch.
Die Stücke auf The Dreaming sind auf 4-5 Minuten verdichtete, dramatische Filme mit voll entwickelten Charakteren und atemberaubenden Plots. Die Texte sind vielschichtig und tief, humorvoll, poetisch, bewegend und teilweise sehr düster. Sie zeugen von einer, wenn man ihr damaliges Alter bedenkt, schon fast unfassbaren künstlerischen Reife. Kate singt über die Suche nach Wissen (Sat in your lap) und Transzendenz (Suspended in Gaffa), über das Töten (Pull out the Pin), über einen Bankraub (There Goes a Tenner), über Abschied (Night of the Swallow, Houdini) und über die Schwierigkeit, sich anderen Menschen zu offenbaren (Leave it Open, Get out of my House, All the Love). Aber die Worte bilden nur eine Bedeutungsebene, und durch das Zusammenspiel mit der Musik entstehen viele weitere.
Wenn Du Dich darauf einlässt, kann Dich dieses Album an Orte führen, die Dir sonst verborgen geblieben wären. Nicht alle diese Orte sind schön. Manche sind sehr seltsam und unheimlich, aber die Reise verändert und bereichert Dich. Das kann nur große Kunst.
"We let the weirdness in."
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uebersongs-blog · 8 years
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Kate Bush - Hounds Of Love (Album)
"It's in the trees! It's coming"
Immer wenn ich Hounds Of Love höre, denke ich: dies ist das größte Popalbum aller Zeiten. Dieser Gedanke hält für gewöhnlich genau bis zu dem Moment, in dem ich ich Kate Bushs vorher entstandenes Album The Dreaming auflege und meine Meinung wieder ändere. Doch dazu später mehr.
Hounds Of Love enthält so viele Ideen, so viele fremde und bezaubernde Klänge, so viele Melodien, so viele Bilder, so viele Anspielungen, so viel Innovation. Es kann auch out-of-body Erfahrungen bewirken. Seit Ende der 80er Jahre habe ich es unzählige Male gehört und noch immer habe ich nicht all seine Geheimnisse gelüftet, all seine Fragen beantwortet, seine Tiefe ganz ergründet.
Seite Zwei des Albums, The Ninth Wave betitelt, sollte man unbedingt am Stück hören. Am besten viele Dutzend Male und über einen Zeitraum von etwa einem Jahr. Die Texte sollte man sich nicht einfach durchlesen, sondern sie während des mehrmaligen konzentrierten Hörens langsam einsickern lassen. Selbstverständlich sollte man beim Hören nicht auf seinem Handy rumtippen oder andere profane Tätigkeiten ausüben. Wenn dann sowohl die einzelnen Stücke als auch der Zyklus als Ganzes beginnen, ihre volle Wirkung zu entfalten, wird man es irgendwann nicht mehr aushalten und im Internet nach Antworten auf die aufgekommenen Fragen nach den tieferen Bedeutungsebenen suchen. Man wird dann schnell auf Kate Bushs offizielle Erklärungen stoßen, und sie werden eine gewisse Neueinordnung der eigenen Ideen bewirken, aber sie werden auch Stoff für mehr Spekulation bieten. Nach einer gewissen Zeit wird man sich wieder anderer Musik zuwenden, neue Künstler und Genres entdecken, Lieblingssongs und Lieblingsalben haben, die ganze Bandbreite hoffentlich nicht nur der populären Musik genießen. Und dann nach Jahren wird man The Ninth Wave wieder hören, und man wird endlich die ganze musikalische Dichte, den ganzen emotionalen Reichtum, den Humanismus, die Spiritualität und die Mystik der Musik richtig einordnen können.
Aber wer hat heute schon so viel Zeit?
"Tiefer! Tiefer! Irgendwo in der Tiefe gibt es ein Licht."
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uebersongs-blog · 8 years
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Kate Bush - Running Up That Hill
"If I only could I'd make a deal with God And I'd get him to swap our places"
Running Up That Hill hörte ich als 13-jähriger zum ersten Mal im Radio. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich von dem einen verhallten Synthieton, der sich durch das gesamte Lied zieht, nachts träumte. Dieser Sound ließ mir die Nackenhaare zu Berge stehen, er war eine so intensive körperliche Erfahrung, wie sie Musik nach meiner Teenagerzeit nie wieder in mir ausgelöst hat.
Kurz danach interessierte ich mich eine zeitlang fast ausschließlich für Metal, aber den Namen Kate Bush vergaß ich nicht. Irgendwann gegen Ende der 80er war es dann soweit. Ich kaufte mir Kate Bushs Hounds Of Love Album und tauchte darin ein. Wirklich aufgetaucht bin ich bis heute nicht.
Running Up That Hill ist neben Wuthering Heights der einzige Song, den viele von K.B. kennen. Das finde ich sehr schade, denn für mich ist sie einer der bedeutendsten Musiker der letzten 40 Jahre. Und so denke ich, macht es mehr Sinn, über anderes aus ihrem bahnbrechenden Gesamtwerk zu schreiben. Aber dieser Sound war das erste, was ich von ihr hörte, und darum ist der Song wichtig. Außerdem besitzt er auch noch andere interessante Aspekte wie das unglaublich expressive Gesangarrangement. Am Ende singt im Hintergrund ein ganzer Chor von Kate Bushs, und es klingt wie ein Gesang zu einem okkulten Ritual. Und die Art, wie Bush im Refrain "places" singt, als ob es sich um ein französisches Wort handelte, das ein 'r' enthält, fasziniert mich jedes Mal aufs neue.
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uebersongs-blog · 8 years
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Voivod - Tornado
Am 17 November 1987 fand im Eltzer Hof in Mainz ein Konzert mit den Bands Tankard, Kreator und Voivod statt. Für mich und meine Metalfreunde war das natürlich Pflichtprogramm. Kreator befanden sich damals ziemlich weit oben auf der Liste meiner Lieblingsbands, und auch Tankard versprachen eine Menge spaßiges Geknüppel. Etwas skeptisch war ich dem Headliner Voivod aus Kanada gegenüber eingestellt. Ich hatte Ihr Album Rrroooaaarrr gehört und empfand es als zu schräg. Der für meine damaligen Ohren fürchterlich schlechte Sound half dem Album auch nicht dabei, bei mir Symphatiepunkte einzuheimsen.
Das Konzert war ein Riesenspaß. Schon die Frankfurter Tankard brachten den Saal zum beben. Mit ihrem daran anschließenden Auftritt meldeten Kreator Ansprüche darauf an, die eigentlichen Headliner des Abends zu sein. Am Ende ihres Sets war ich ausgepowert und erwartete keine weitere Steigerung mehr. Ich sollte mich getäuscht haben, denn Voivod erwiesen sich als die eindeutig beste Band des Abends. Ich glaube, dass ein Großteil des Publikums ähnlich überrascht war wie ich. Voivod waren nicht Thrash. Sie waren auch nicht Punk. Sie spielten noch nicht einmal dieselben Akkorde wie andere Rockbands. Sie waren psychedelisch, chaotisch aber tight, irgendwie Cyber(?), und sie schafften es, bei all dem härter als Kreator zu klingen. Obwohl ich mich später nur an einen einzigen Song konkret erinnern konnte, war das gesamte Konzert eine Offenbarung und katapultierte Voivod in die vorderen Reihen meiner Heavy Metal Bundesliga (Champions League gab es damals noch nicht).
Voivod waren immer eine Band für Kenner. So, wie für den kulinarischen Connaisseur gewisse bittere oder leicht faulige Geschmäcker die größten Genüsse bieten können, wissen wir Voivod Genießer um die Schönheit der vielen unterschiedlichen Abstufungen von Dissonanz im Sound der Band.
Ich finde es schade, dass, obwohl Voivod immer wieder von bekannten Rockmusikern als Vorbilder und Einflüsse genannt werden, ihnen nie ein größerer kommerzieller Erfolg zuteil wurde. Ende der 90er Jahre besuchte ich ein Konzert der Band in Frankfurt. Die Batschkapp war mit nur etwa 30 Leuten gefüllt. Wieder ein paar Jahre später hatte ich sogar die Gelegenheit, mit der Band Backstage abzuhängen. Wie erwartet erwiesen sich die Musiker als sehr freundliche, intelligente und bescheidene Menschen.
So richtig habe ich ihre spätere Karriere nicht mehr verfolgt, ihre Alben Killing Technology, Dimension Hatröss, Nothingface und Angel Rat sind jedoch Meilensteine meiner Rockmusikwelt.
Tornado war der Song, der mir von Voivods Konzert im Eltzer Hof am längsten im Kopf rumspukte. Eben habe ich ihn nach 25 Jahren mal wieder gehört. Fazit: immer noch geil!
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uebersongs-blog · 8 years
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Rush - Distant Early Warning
Ich lernte Rush während ihrer Synthesizer Phase Mitte der 80er kennen. Es kann sehr gut sein, dass Distant Early Warning, der erste Song auf dem Album Grace Under Pressure (1984), der allererste Song war, den ich von ihnen hörte. Es war Liebe von den ersten Tönen an.
Als Kind erlebt man die Welt anders. Für Erwachsene sind Dinge wie vorbeifahrende Feuerwehrautos oder Pfützen im besten Fall altbekannte Trivialitäten, zumeist nerven sie uns einfach. Kinder dabei zu beobachten, wie sie diese Dinge hochkonzentriert und mit größtem Erstaunen studieren, kann einem eine Ahnung davon geben, wie es auch für einen selbst einmal gewesen sein muss.
Die meiste Musik, von der ich hier schreibe, habe ich damals mit einer solchen gebannten Faszination in mich aufgenommen. Heute fällt es mir sehr schwer, ja vielleicht ist es mir sogar unmöglich geworden, Töne, die ich zum ersten Mal höre, nicht zumindest teilweise auf eine analytische Weise zu hören. Damals blieb mir gar nichts anderes übrig, als die Musik als Ganzes auf mich wirken zu lassen.
Rush hatten eine große Wirkung. Die Songs auf Grace Under Pressure und kurz darauf auf Power Windows, Hold Your Fire, Signals, Moving Pictures etc. klangen anders als alles, was ich vorher gehört hatte, und sie versetzten mich in tiefes Staunen. Sie waren wie eine herrlich warme Decke, wie ein aufregender Film mit sympathischen, erwachsenen Helden, wie ein Flug in einem Raumschiff.
Natürlich könnte ich, wie es so viele vor mir schon getan haben, von Geddys unbeschreiblich kraftvollem Bass, von Neils Virtuosität und von Alex' eigenständigen und phantasievollen Gitarrenspiel schwärmen. Diese Art der Beschreibung kommt jedoch vermutlich meinem damaligen Erleben nicht sehr nah. Ich war einfach begeistert won den Sounds, von den wunderschönen Melodien und von den vielen Feinheiten in der Musik, von denen man mit jedem Hören neue entdecken konnte.
Etwas, das ich damals noch nicht bewerten konnte, möchte ich hier jedoch noch kurz erwähnen. Ich habe Neil Pearts Texte im Laufe der Jahre immer mehr zu schätzen gelernt. Früher waren sie mir oft ein wenig zu konkret, zu realistisch. Erst viel später habe ich verstanden, wieviel Poesie, Gedankenschärfe und Weisheit sie enthalten.
"The world weighs on my shoulders But what am I to do? You sometimes drive me crazy But I worry about you
I know it makes no difference To what you're going through But I see the tip of the iceberg And I worry about you"
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uebersongs-blog · 8 years
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Rush - Subdivisions
"Subdivisions In the high school halls In the shopping malls Conform or be cast out Subdivisions In the basement bars In the backs of cars Be cool or be cast out"
Eine lange bekannte Tatsache ist, dass viele Staus dadurch entstehen, dass bei Unfällen die nicht beteiligten Verkehrsteilnehmer besonders langsam  fahren, um einen möglichst langen Blick auf das Drama werfen zu können. Ich muss zugeben, dass es mir mit dem YouTube Kommentarbereich so ähnlich geht.
Unter beinahe jedem Musikvideo, das ich mir anschaue, beleidigen sich einander völlig fremde Menschen auf übelste Weise gegenseitig. Der Grund dafür: jemand hat einen anderen Musikgschmack als jemand anderes.
Warum schreibe ich das hier? Weil sich selbst unter dem Video einer Liveaufnahme von Subdivisions Kommentare nach dem Motto "Whoever disliked this is a &$§"&% !*&$x&% and should be &§$%*!%" befinden. Hmm, hat hier vielleicht jemdand den Text nicht verstanden?
Tja, das ist das menschliche Drama im kleinen: Wir alle wollen uns zu etwas zugehörig fühlen, und wenn wir nicht wissen, wer wir überhaupt sind, funktioniert das am einfachsten über die kollektive Ausgrenzung all dessen, was wir glauben nicht zu sein.
Ach ja, Rush!! Erwachsene, Intellektuelle, Menschen von geistiger Reife, die trotzdem rocken wie wenige andere. Vorbilder! Und deshalb verdienen sie auch noch mindestens einen weiteren Artikel in dieser Reihe.
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uebersongs-blog · 8 years
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David Lee Roth  - Ladies Nite In Buffalo
Auf David Lee Roths erstem Soloalbum befindet sich eines der schönsten Gitarrensoli der 80er Jahre. DLR war jedoch in den Kreisen, in denen ich mich als 15-16jähriger bewegte, als "Poser" verpönt. Und so war der Genuss seiner ersten beiden Soloalben mein einsames Privatvergnügen. Höchstens mein Bruder könnte auch noch ein Ohr dafür gehabt haben.
Im vorteilhaften Licht der Erinnerung erscheint es mir so, als ob mir der Eifer, mit dem viele Menschen ihren Geschmack Neuem gegenüber abgrenzen, zumindest was Musik betraf, schon damals abging. Auch wenn ich als Teenager einige Jahre lang eindeutig Metalfan war und das damit verbundene Zusammengehörigkeitsgefühl sehr genoss, wäre es mir doch schon damals im Traum nicht eingefallen, aus dieser Zugehörigkeit eine Voreingenommenheit gegenüber anderer Musik abzuleiten... oder? Die zwanghafte Neigung zur Einordnung und Abgrenzung sowie der allgemeine Konservatismus innerhalb der Metalszene haben es mir mit den Jahren immer unmöglicher gemacht, mich ihr zugehörig zu fühlen.
Natürlich war DLR ein Poser, aber er war eben auch ein grandioser Entertainer und Performer. Seine Musik enthielt kein schweres Pathos, sondern erzeugte vor allem gute Laune. Und die Band, die er kurz nach seiner Trennung von Van Halen um sich herum versammelt hatte, bestand aus exzellenten Musikern, denen er eine Menge künstlerischen Freiraum ließ. Natürlich lag mein Fokus auf Steve Vais Gitarrenarbeit, die verspielt und für diese Art der Rockmusik teilweise geradezu avantgardistisch war.
In den USA konnte DLR zumindest mit der ersten Platte einen gewisses Maß an Erfolg erzielen. In Deutschland, wo die Wenigsten überhaupt wussten, dass Van Halen außer Jump auch noch andere Songs hatten, interessierte sich, von ein paar Gitarrenfreaks einmal abgesehen, niemand dafür. Das zweite Album Skyscraper floppte dann ziemlich hart, was für die Band in dieser Zusammensetzung das Ende bedeutete.
Eben habe ich mir Ladies Nite und einige andere Tracks von Eat 'Em And Smile und Skyscraper noch einmal angehört. Die Platten klingen immer noch aufregend, und die Band groovt immer noch höllisch gut. Und dieses Solo!!!
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uebersongs-blog · 8 years
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Yngwie Malmsteen - Trilogy Suite Op. 5
Meine erste E-Gitarre, eine No Name Fender Kopie, bekam ich, wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht, zusammen mit einem kleinen Fender Amp und einem furchtbaren Verzerrer zu meinem 15. Geburtstag von meinen Eltern geschenkt. Ich hatte zu dem Zeitpunkt schon ein paar Jahre lang klassische Gitarre gespielt, aber bevor ich auf diesem neuen Instrument irgendetwas Brauchbares zustande brachte, verging einige Zeit.
Meinen ersten großen Erfolg hatte ich, als ich nach ungezählten Versuchen endlich die ersten Akkorde von Metallicas For Whom The Bell Tolls spielen konnte. Ein unbeschreibliches Gefühl!
Danach muss alles sehr schnell gegangen sein, denn schon wenige Monate später kaufte ich während eines über meine Schule organisierten Japanaufenthalts ein Buch mit einer Transkription von Yngwie Malmsteens Trilogy Album. Ich muss Meister Malmsteen also schon ziemlich früh kennen gelernt haben. Alles, was ich heute noch weiß, ist, dass der freakige Schwedenpagannini für eine gewisse Zeit alles repräsentierte, was ich in meinem Leben erreichen wollte. Ich wollte genauso schnell spielen wie er, und ich übte und übte... und übte und übte während der folgenden Jahre immer weiter, ohne letztlich jemals dahinter zu kommen, wie man die Bewegungen der rechten Hand auf eine Weise koordiniert, die diese Art des Spielens (in der entsprechenden Subkultur "Shredden" genannt) möglich macht. Vermutlich trage ich die Folgen dieses psychischen Knackses immer noch auf die eine oder andere Weise in mir. ;-)
Bald war Malmsteen nicht mehr der einzige Stern an meinem E-Gitarrenhimmel, Ich lernte Paul Gilbert und später Steve Vai kennen, und was speziell letzterer aus seiner Ibanez rausholte, war von einem ganz anderen Kaliber und erweiterte meine musikalische Welt weit über die Grenzen des Hard Rock bis hinaus in das Freakuniversum Frank Zappas. Wo sich Yngwie vor allem hatte inspirieren lassen, fand ich auch erst relativ spät heraus, als ich mit 17 oder 18 zum ersten Mal Deep Purple mit Richie Blackmore an der Gitarre hörte. Mitte der 80er erschienen so viele aufregende Alben, dass ich mich erst Jahre später für das vorher Gewesene zu interessieren begann.
Wie wir alle vermutlich aus eigener Erfahrung wissen, altern Lieblingslieder aus unserer Jugend unterschiedlich gut. Gerade habe ich Trilogy Suite Op. 5 nach ca. 25 Jahren zum ersten Mal wieder gehört, und auch, wenn mein früheres Selbst darüber vermutlich zutiefst empört wäre, muss ich doch sagen: das Gefuddel nervt!
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uebersongs-blog · 8 years
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Fates Warning - The Sorceress
Während vielen anderen zum Thema Falsettgesang in der Rockmusik höchstens ein müdes Witzchen über gequetschte Eier einfällt, hat mich die schiere Andersartigkeit dieses Gesangs und die damit verbundene Erweiterung des Ausdrucksspektrums der männlichen Stimme immer fasziniert. Meine musikalische Entwicklungsgeschichte in Bezug auf hohe Männerstimmen verlief von Iron Maiden über Helloween zu Queensryche und viel später über Soundgarden zu Led Zeppelin, Judas Priest und Deep Purple.
Doch in diesem Artikel möchte ich einen Sänger feiern, der nie einen auch nur annähernd so großen Bakanntheitsgrad wie die Sänger der oben aufgezählten Bands erreichte. Der Mann heißt John Arch, und er sang auf den ersten drei Alben einer Band namens Fates Warning. Und was Arch speziell auf den Alben The Spectre Within und Awaken The Guardian abliefert, sind die komplexesten, anspruchsvollsten und schönsten Gesangslinien, die ich im Metalbereich jemals gehört habe. Selbst heute, mit einem viel größeren Überblick über die Popmusikgeschichte als ich ihn 1987 hatte, beeindruckt und bewegt mich die barocke Verspieltheit, die Mystik, die Dramatik, die Emotionalität, die engelsgleiche Schönheit dieser Melodien.
Unterstützt wurde Arch von einer Band, die zwar nicht das Produktionsbudget von Iron Maiden oder Metallica besaß, die aber deren technischen und musikalischen Standard locker erreichte und teilweise übertraf. Als ich 1989 das erste Dream Theater Album hörte, war mein gelangweilter Eindruck, dass es sich dabei um den Versuch handelte, Fates Warning Stücke mit Yngwie Malmsteen Soli zu mischen, ohne dass das Ergebnis auch nur annähernd die Qualität der Vorbilder erreichte. Seitdem habe ich fassungslos den ungebremsten weltweiten Erfolg Dream Theaters und die Nichtzurkenntnisnahme ihrer viel musikalischeren Vorbilder beobachtet.
Doch auch Fates Warning selbst haben nach meiner Einschätzung nach dem Weggang von John Arch nie wieder die Qualität erreicht, die sie mit ihm besaßen.
Nach 30 Jahren ist vor allem Awaken The Guardian immer noch ein Geheimtipp, und ich habe eine leise Ahnung, dass sich das auch nicht mehr ändern wird. Dabei handelt es sich bei dieser Platte um ein Meisterwerk und eines der besten Metalalben, die je veröffentlicht wurden. The Sorceress ist mein Lieblingssong darauf.
"In a wink of an eye, she descended from the sky To the cauldron of the damned Her burning lips urned the infamous kiss She took me by the hand In a wink of an eye she ascended to the sky She unveiled my talisman I'm the witch finder general!"
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uebersongs-blog · 8 years
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Iron Maiden - Aces High
Iron Maiden lernte ich ungefähr zur gleichen Zeit wie Metallica kennen. Ihre Musik berauschte mich nicht ganz so sehr wie die Stücke auf Ride The Lightning und Master Of Puppets, doch besaß sie einige Qualitäten, die ich bei Metallica und den anderen extremeren Bands nicht fand. In erster Linie begeisterten mich die ausladenden, sich abwechselnden und dann wieder für zweistimmige Harmonien zusammenkommenden Gitarrensoli von Dave Murray and Adrian Smith. Kirk Hammets Soli waren zwar ebenso virtuos und enthielten ebenfalls melodische Elemente. Bei Iron Maiden jedoch hatten die Gitarrenmelodien einen zentraleren Platz inne. Sie waren länger, ausgefeilter und schöner.
Dann war da Steve Harris' unerbittlich gallopierender Bass, der auf Iron Maidens Platten viel weiter im vorne im Mix zu finden war und den Gesamtsound organischer machte.
Und schließlich hatte Bruce Dickenson eine um Größenordnungen vielseitigere Stimme, mit der er die Songs auf eine Weise beeinflussen konnte, wie es Hetfield und den anderen Thrashsängern nicht möglich war. Bei Iron Maiden hörte ich auch zum ersten Mal den für viele Metalstile so prägenden Falsettgesang, der die Fans in zwei Gruppen spaltete. Viele konnten damit überhaupt nichts anfangen, während andere von der seltsamen Energie in den von extrem männlich daher kommenden Männern ausgestoßenen, extrem unmännlich hohen Tönen fasziniert und begeistert waren. Ich gehörte zur letzteren Gruppe.
Aces High ist wahrscheinlich nicht der beste Iron Maiden Song, doch war er, soweit ich mich erinnern kann, der erste, den ich zu hören bekam, und er besitzt alle soeben beschriebenen Qualitäten.
Iron Maiden war die erste Band, von der ich ein Konzert besuchte. Nur einen Monat nach dem aufgrund des Todes von Cliff Burton abgesagten Metallica Konzert ergab sich die Möglichkeit, und ich ließ mich zusammen mit ein paar Freunden vermutlich von irgendeinem Elternteil nach Ludwigshafen fahren, wo ich zum ersten Mal die Erfahrung dieses unbeschreiblichen Gruppenerlebnisses machen durfte, das ein Metalkonzert im Deutschland der mittleren 80er Jahre war. Statt der fünf Leute an unserer Schule, mit denen ich die Liebe zum Metal teilte, waren hier Tausende, die die gleiche Musik in ihren Herzen trugen wie ich. Und natürlich rockten Iron Maiden die Eberthalle und meine Welt.
Seit ich vor Jahren erfuhr, dass Bruce Dickinson einige Zeit auch als Pilot bei einer kommerziellen Airline arbeitete, habe ich mir öfter vorgestellt, eines Tages in ein Flugzeug zu steigen und aus den Bordlautsprechern zu hören: "Welcome on board, ladies and gentlemen. My name is Bruce Dickinson and I'll be your captain on our flight 666 to a strange land. It’s 2 minutes to midnight. Now let's get airborne before it's too late", während im Hintergrund das Intro zu Aces High läuft.
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uebersongs-blog · 8 years
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Slayer - Angel Of Death
Musik kann von mir aus gerne eindimensional sein, wenn sie diese eine Dimension so gründlich kartografiert wie es Slayer auf Reign In Blood taten. Metallicas Master Of Puppets war ein nach allen Seiten hin ausgewogenes Meisterwerk. Slayers drittes Album hingegen war wie ein Hochgeschwindigkeitszug auf einer ungebremsten Fahrt in die Hölle. Als filmische Analogie zu diesem musikalischen Exzess fällt mir die Szene aus Peter Jacksons Braindead ein, wo der Protagonist mit einem Rasenmäher bewaffnet durch eine Horde Zombies pflügt.
Tom Arayas scheinbar unmenschlicher Schrei zu Beginn des ersten Songs Angel Of Death stellte schon nach etwa 15 Sekunden klar, dass auf diesem Album keine feingeistigen Klangwolken zu erwarten sein würden, sondern ein furchtbares Gewitter. Naja, eigentlich stellte das schon das Cover klar.
Ich liebte Reign In Blood und sah die Band auf der darauf folgenden Tour als 15-Jähriger live in Mannheim. Die Vorband bestand aus ein paar Slayer Roadies, die als Ersatz für Destruction, die aus irgendeinem Grund das Konzert abgesagt hatten, eingesprungen waren. Die Roadies spielten einige Coversongs, und so hörte ich an diesem Abend zum ersten Mal die Judas Priest Hymne Breaking The Law, die vom gesamten Publikum mitgesungen wurde. Als dann schließlich Slayer auf die Bühne kamen, schaffte ich es, während der ersten zwei Minuten in der ersten Reihe auszuharren, bevor ich von hinten so hart gegen die Absperrung gedrückt wurde, dass meine Hüftknochen begannen sich anzufühlen, als würden sie jeden Moment brechen wie Strohhalme.
Als Souvenirs blieben mir von diesem Abend ein großer blauer Fleck an der Hüfte, ein Pfeifen im Ohr, das sich zum Glück während der nächsten zwei Tage wieder verzog, sowie ein geschmackvoller roter Schal mit dem Aufdruck "Reign in Pain - Do You Wanna Die!?" Aber ein toller Abend war's!
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uebersongs-blog · 8 years
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Metallica - Master Of Puppets (Album)
Auf Master Of Puppets trieben Metallica die Entwicklung, die sie auf Ride The Lightning begonnen hatten, zur Vollendung. Diese Platte enthielt noch halsbrecherischere, noch abgehacktere, noch schwerere, noch chromatischere und noch düsterere Riffs. Der Sound war härter und voller, die Texte erwachsener, die Arrangements ausladender, die Stimmungen vielfältiger, und die Melodien epischer.
MOP markiert den Höhepunkt der Entstehungsphase einer neuen Art von Rockmusik aus den Fundamenten, die zu gleichen Teilen von Black Sabbath, vom Punk sowie von Ennio Morricone gelegt worden waren. Es enthält die gesamte tonale, rhythmische und emotionale Grammatik des Heavy Metal.
Doch was das Album zu einem Meilenstein meiner persönlichen Geschichte macht, ist, dass es zu einem wichtigen Zeitpunkt meinem musikalischem Erleben neue emotionale Facetten hinzufügte. Sicher - auch auf MOP konnte man in beinahe jedem Stück die durch viel Übung in präzise Handbewegungen verwandelte adoleszente Wut spüren, die Metallica ihren Ruf als Miterfinder des Thrash Metal eingebracht hatte. In dieser Hinsicht war Damage Inc. ein Mission Statement. Doch es war keine blinde Wut, die da auf den Zuhörer einprasselte. Die vielen Tempowechsel, die durchdachten und phantasievollen Arrangements, die kunstvolle Gesamtstruktur des Albums, zeugten auch von einem hohen Maß an musikalischer Intelligenz. Auch einige der Texte hatten poetische Qualitäten. Und an bestimmten Stellen konnte man unter der ganzen Härte auch ziemlich deutlich einen Schmerz heraushören, der mir bekannt vorkam. Ja, selbst diese glorreichen, hart trinkenden, großkalibrige Gitarren schwingenden Helden hatten sensible und nachdenkliche Seiten.
Ich erinnere mich, am Tag des Erscheinens des Albums mit zwei Freunden direkt nach der Schule mit dem Fahrrad in unseren Lieblingsplattenladen gefahren zu sein und dort das Album einmal komplett durchgehört zu haben, bevor jeder von uns seine Kopie mit nach Hause nahm und sie dort sofort wieder auflegte. Keine Ahnung, wie oft ich Master Of Puppets damals gehört habe, ich konnte einfach nicht genug davon kriegen.
Nur ein paar Monate später kaufte ich meine erste Konzertkarte. Im Oktober (November?) 1986 sollten Metallica in der Eberthalle in Ludwigshafen spielen. Meine Vorfreude kannte keine Grenzen. Umso mehr war ich am Boden zerstört, als ich Ende September aus dem Radio (wo nie ein Metallicasong gelaufen war) erfuhr, dass Cliff Burton bei einem Busunfall in Schweden zu Tode gekommen war.
Mein erstes Metalkonzert war geplatzt, meine Lieblingsband hatte ihren Bassisten verloren, und ich lag zu hause unter der Stereoanlage, hörte Orion, das von Burton geschriebene Instrumental auf Master Of Puppets, und weinte.
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uebersongs-blog · 8 years
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Metallica - Ride The Lightning (Album)
"Die by my Hand! I creep across the Land Killing first born men"
Als ich ca. 1986 zum ersten Mal in meinem Leben Metallica hörte, kannte ich nur wenige Hard Rock Alben, und die Gitarrenarbeit auf diesen Alben ließ sich als im Großen und Ganzen vom Blues beeinflusst und die Gesangsmelodie unterstützend und ergänzend beschreiben.
Im Gegensatz dazu spielten Metallica eine Musik, die das verzerrte Gitarrenriff nicht nur betonte, sondern kompromisslos feierte und zur Hauptsache, zum Dreh- und Angelpunkt der Songs machte. Die Songs bestanden nicht aus einem oder zwei, sondern zum Teil aus 4, 5 oder noch mehr unterschiedlichen Riffs. Und jedes dieser Riffs war um ein Vielfaches aufregender als alles, was ich vorher gehört hatte.
Ride The Lightning war wie ein lustvoller Schlag ins Gesicht. Es war purer Spaß an der Energie, die sich in dem simplen Gefühl Wut Bahn brechen kann. Perfekt ausgedrückt hat das Mr. Hetfield in einer Ansage für einen älteren Song auf einem Bootleg, den ich ungefähr ein halbes Jahr später zu hören bekam:
"This next song is about getting fucking restless and causing some senseless destruction. There's nothing like a little senseless destruction... [inaudible]. This song is called SEEEEEEK AAAAAND DESTROOOOOOOOYYYY!!!!"
So schön!
Viel später verstand ich, wie Metallicas Riffs den Tritonus, den die Erfinder des Metal, Black Sabbath, zuerst in den Mittelpunkt von Popsongs (der Begriff 'Pop' meint hier nicht ein Genre, sondern steht als Abkürzung für 'populär') gestellt hatten, mit viel Spaß an Chromatik und epischem Mollpathos verbanden. Dieses Pathos erinnert oft an Filmmusik. Darum passt Ennio Morricones 'The Glory of Gold' aus dem Film The Good, The Bad And The Ugly, auch so gut an den Anfang jedes Metallicakonzerts.
Spätestens nachdem ich Ride The Lightning zum ersten Mal gehört hatte, war ich dem Metal verfallen. Aber treu war ich ihm nie.
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uebersongs-blog · 8 years
Text
Chet Baker - I’m A Fool To Want You
Ich war ungefähr 15 und Metaller (oder besser: Mettler), als ich spät am Abend ins dritte Programm schaltete (es gab nur drei!) und mit einer Musik konfrontiert wurde, die bis zum Bersten gefüllt war mit Traurigkeit und Sehnsucht. Mit diesen Gefühlen war ich als einsamer Teenager natürlich bestens vertraut. Aber derart intensiv in Musik umgesetzt hatte ich sie bis dahin noch nicht erlebt gehabt.
Vorgetragen wurde diese trotz aller Traurigkeit seltsam lebendig pulsierende Musik von einem müden alten Mann mit einem außergewöhnlich zerfurchten Gesicht. Und die Stimme und die Trompete, die er über die mir unvertrauten und geheimnisvollen Klavierakkorde spielte, waren ebenso voller Furchen und ebenso wunderschön wie das Gesicht des Mannes.
Wie er seine eigene Zerbrechlichkeit so offen auf einer Bühne und im Fernsehen zeigte, war unerhört und eine völlig neue Erfahrung für mich. Ein alter Mann sang einem jungen Mann ein Lied vor und zeigte ihm, dass großer Schmerz in fast überirdische Schönheit verwandelt werden kann.
Danke, Chet. Dieser Auftritt hat mich zum Jazz geführt.
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