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#warburgs staatstafeln
fabiansteinhauer · 2 months
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Pole, der Kardinal und das Scharnier, oder: zwei Letter auf den Staatstafeln von Aby Warburg
1929 legt Aby Warburg mit zwei Tafeln des Mnemosyneatlasses (78,79) nach 33 Jahren Studium die Summe einer Bild- und Rechtswissenschaft vor, die Bild und Recht in ihren unbeständigen (d.h. systematisch unruhigen und unstillbaren), meteorologischen und polaren Anlagen begreift. Warburg entwirft gleichzeitig eine Wissenschaft normativer, kooperativer und rekursiver Praxis um den Begriff des 'Distanzschaffens' herum. Er ist damit einer der Vorgänger jener normativen Wissenschaften, die Normativität nicht unbedingt deontologisch oder wertvoll oder als Verbindlichkeit begreifen, unbedingt aber über Manöver oder Regungen/ Bewegungen, die trennen und assoziieren. Kurz gesagt: wir machen uns Warburg zum Vorbild der Forschungen zu juristischen und juridischen Kulturtechniken.
Auf den beiden Tafeln spielen minore Objekte eine Rolle, die etwas lassen, in dem sie gelassen sind. Mein Vortrag gilt dabei zwei stäblichen Objekten, nämlich einem Kardinal (einem Scharnier-Subjekt) (Tafel 78) und einem Pol (einer Kolumne aus ingesamt 7 Täfelchen/ Fotos von schwingenden und pendelnden Zügen, die man in der Mitte von Tafel 79 als Scharnier der Verkehrbarkeit von Pathosformeln findet).
Beide stäblichen Objekte polarisieren, indem sie polarisiert sind. Polarisierung versteht Warburg nicht als Spaltung eines vormaligen Zusammenhangs, sondern als Operationalisierung von Polarität, dabei als Distanzschaffen, das verkehrt – und insofern diplomatisch oder kreditierend (schätzend und ansehend) sein kann. Der Beitrag zielt darauf, Polarität/ Polarisierung nicht als das zu Vermeidende, Inkommensurable und Ausgelagerte des Rechts zu begreifen, sondern als systematisch unruhige und unstillbare Regung dessen, was auch dann Recht sein soll, wenn es nicht nur Recht ist. Polarisierung ist insofern für Warburg nicht unbedingt eine Kardinaltugend oder Todsünde, aber unbedingt eine Kardinaltechnik oder Scharnierkunst.
Abstract für meinen Vortrag auf der Tagung Letters, oder: Objekte, die lassen (6.Mai bis 8. Mai 2024, MPI Frankfurt am Main)
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fabiansteinhauer · 7 months
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16.Oktober
Auf Tafel 79, die Warburg nach seiner Rückkehr aus Rom in Hamburg erstellt, taucht auch derjenige auf, der am 16.Oktober 1943 Papst sein wird. Das ist der Tag, an dem die noch in Rom lebenden Juden zusammengetrieben und deportiert werden. Es werden davon 16 jüdische Römer überleben, die anderen werden alle vernichtet. Jeder Lebende zählt, die Vernichteten sind in jeder Zahl und in allen Zahlen vernichtet. Warburg organisiert seinen Pessimismus genau, treffsicher, mit den magischen-mantischen Praktiken, mit seiner Prognose der Kreditwürdigkeit holt er 1929 eine 'zukünftige Figur' an die Tafel. Den Bruder von Eugenio Pacelli, Franceso Pacelli, sieht man auch Tafel 78. Warburg will Eugenio Pacelli aus Anlaß dessen Hamburgbesuches im Sommer 1929 in die KBW einladen. Er will ihm seinen Apparat zeigen, seine Deutungsmaschinerie. Aus der Einladung wird nichts. Um welchen Vertragstypen es sich bei den Lateranverträgen handelt, ob sie überhaupt zustande gekommen sind und welche Rechtsfolgen haben, das hätte Aby Warburg dem Pacelli nicht erklärt. Aber er hätte ihm doch erklären können, was es heißen kann, zu diesem Zeitpunkt, also jetzt mit Mussolini und nicht später mit anderen, die römische Frage angeblich 'gelöst' zu haben. Er hätte erklären können, was sich damit wenden kann, also zum Beispiel, wie sich das Opfer wieder wendet: wie aus einem symbolischen Opfer ein reales Opfer werden kann.
Das Verhältnis zwischen dem Symbolischen und dem Realen erscheint bei Warburg als ein bewegtes, polares Verhältnis: Das Symbol kann auch ins Reale kippen. Warburg macht keine Schuldzuschreibung, er personifiziert das Böse nicht, schon weil es ihm um eine Polarität geht, die zwar (über) Unterscheidungen pendeln lässt, aber nicht jenseits von Gut und Böse liegt (Warburg will auch keinen Übermenschen hervorbringen: keine Größe, keine Vergrößerung). Diese Polarität lässt durch die Positionen des Guten und Bösen Bewegung gehen. Warburg löst die Ambiguität nicht auf. Warburg zeichnet aber gleichzeitig eindeutig einen Weg der Katastrophe vor, über Eugenio Pacelli und den 16.10, 1943 noch hinaus zu jenem letzten Täfelchen, mit dem Zug zur Geschichte und Geschichte zum Zug wird - im Bild einer Zugkatastrophe und den wie gestammelten Worten ab nach Lakehurst (wo später der Zepplin, das große Polobjekt von Tafel C vernichtet wird), Rassenkämpfe in Palästina (wo auf allen Seiten vernichtet wird), Konferenz gescheitert, Insassen des Soltauer Unglücksautos (die kleinen Leute trifft es auch) tot. Warburg zieht zukünftige Katastrophen auf die Tafel. Gleichzeitigkeit ist ein Gerücht, also immerhin normatives Material.
Tafel 79 ist eine kreditberatende Tafel, das ist eine prognostische Tafel, auf ihr findet man magische-mantische Praktiken, die Walter Benjamin in Entwürfen zu seinen Geschichtsphilosophischen Thesen erwähnt. Warburg operiert dort außerhalb der Wahrheitsformen, die Foucault im Blick hatte, aber auch außerhalb der Wahrheittsformen, die zum Beispiel Marie-Theres Fögen in ihrer Geschichte der Enteignung der Wahrsager im Blick hatte. Warburg operiert hier nämlich durchaus als Wahrsager und mit Mitteln, die er selbst (etwa auf Tafel 1) anhand Techniken der Haruspices rekonstruierte. Zu jeder Zeit steht die Zeit nicht fest - und Warburg hat talentierten Sinn, mit der Annahme umzugehen, dass zu jeden Zeitpunkt alles stattfindet, aber nicht überall, manchmal im Rücken. Daraus entfaltet er seine Kontraktionen und Distraktionen - und entwirft eine Tafel, die später Zeiten an diese Zeiten anschließen, nach ihren und nach Warburgs Zeiten unterscheiden und dann sich über so manches schon und noch wundern kann. Der Umstand, dass zu allen Zeiten alles stattfindet, nur nicht überall, weil die Welt auch im Rücken ist, ist keine nüchterne Erklärung Warburgs Talente sein. Man soll seinen Pessimismus organisieren. Und in Anbetracht der Katastrophe ist es nicht immer sinnvoll, als erstes zu erklären, dass man auf guten und richtige Seite stünde und nicht auf der bösen Seite. Manchmal ist es sinnvoll, in Anbetracht der Katastrophe als erstes seine durchgehende und rastlose Ratlosigkeit zu erklären. Schon die Hilfsbereitschaft zu erklären wäre etwas zweites. Sie muss gegenüber allen erklärt werden, im Moment des Krieges höhlt sich die Erklärung der Hilfsbereitschaft damit auch aus.
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fabiansteinhauer · 7 months
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8. Salon
Klein und kurz: Die Ausstellung, die Roberto Ohrt, Axel Heil, Kurt Schmid, Conrad Hübbe und ich im achten Salon aufgebaut haben. Das war auch Anlass, meine Forschungsergebnisse zu WarburgscStaatstafeln das erste mal öffentlich in Hamburg vorzustellen. Ich durfte 3 Stunden reden, vielen waren nicht da, aber die da waren, die waren sehr großügig und hilfreich. Wenn ich mich nicht irre, haben sie große Augen und weite Ohren gemacht.
Warburgs Rechtswissenschaft beginnt 1896 mit Gesprächen, die er aufgrund einer anthropologischen Lehre bei den Hopi, mit einem nicht großen, aber kleinen Anderen, nämlich mit dem Juristen Sally George Melchior über Symbole geführt hat. Die anthropologische Lehre sagt ihm nicht, dass woanders alles anders ist.Sie lässt die Fremde kaum entdecken. Sie sagt, dass alles das was hier vorkommt auch da vorkommt, nur in anderer Reihenfolge, anders geschichtet und anders assoziiert, anders verkettet zum Beispiel. Sein Interesse an dem, was wir Bild nennen, passt insofern nur teilweise in die Einrichtungen der Kunstgeschichte und gar nicht in einer Geschichte der Ausdifferenzierung oder großen Trennung. Warburg fragt darum einen Juristen, welche Bildgeschichte das römische Recht hat. Beide unterhalten sich auf einem Schiff über die mancipatio, das ist ein Akt, eine Formel, ein Protokoll, eine symbolische Rechtshandlung - Gaius nennt sie einen bildlichen Verkauf, oder, wenn man das Wort venditio in der Übersetzung voll ausschöpft, ein bildliches Getöse oder Bildgebläse, ein 'eroberndes' oder zumindest aus und zur Oberfläche kommendes Wirbeln. Ein Verkauf im modernen Sinne ist die mancipatio nicht, sie ist zum Beispiel kein Vertrag, kein synallagma (und bleibt insoweit eher eine einseitige Handlung und Erklärung). Die mancipatio ist eine 'Pathosformel' unter den Institutionen des römischen Rechts. Nicht immer dann, wenn sich etwas in oder an der römischen Gesellschaft bewegt kommt sie zum Einsatz. Nur wenn wichtige, ernsthafte, oberste, quiritische, quasi pathetische Dinge bewegt werden, wenn sie ihre Position wechseln, weil ihre Zugehörigkeit oder aber das Eigentum an ihnen gewechselt wird, kommt sie zum Einsatz. Einen Sack Bohnen kann man ohne mancipatio erwerben, Stroh, Wasser, Dinge das täglichen Verbrauchs kann man ohne mancipatio erwerben. Dinge, die die römische Ordnung reproduzieren und die darum grundsätzlichen ihren Platz oder ihre Stelle halten sollen, die kann man nur mit Hilfe der mancipatio erwerben. Sie zähmt, züchtet, sanktioniert und kanalisiert eine Bewegung, wenn man so will: sie reguliert sie, wenn auch so, wie die Hopi reign the rain and let the reign rain. Alles was darin regiert, regt (sich) auch.
Aus der Beschäftigung mit der mancipatio wird bei Warburg von 1896 bis 1929 in mehreren Stationen eine Rechtswissenschaft, die gleichzeitig als Polarforschung betrieben wird. Aus dem Wechselgeschäft kommend sieht Warburg nämlich auf ein Recht, an dem alles wechselbar ist, an dem und in dem und durch das sich was regt. Das Recht mag eine Scheidekunst sein (Ihering), bei Warburg läuft die Kulturtechnik des Distanzschaffens selbstverständlich auch im Recht und durch das Recht mit. Das Recht legt darin zwar auch etwas fest, aber Warburg interessiert sich für das, was es bewegt, wie es auf Bewegung reagiert und wie es bewegt ist - und dass es unbeständig bleibt. Er entwickelt die Rechtswissenschaft nicht am Gesetz und nicht an Sätzen, nicht an Werten oder Entscheidungen, sondern an dem Akt und den Akten, an den Formeln, Protokollen, Listen und Tabellen: an allem dem, was am Recht eingesetzt wird, um Bewegungen zu operationalisieren, die schwer berechenbar sind und ungesichert bleiben, die also meteorologisch sind. Das ist Rechtswissenschaft aus dem Geist des Kalenders, einer Zeitmessung und Raumplanung, deren Sicherung immer ungestillt und unerfüllt bleibt. Der Mensch tracht und Gott lacht.
Die Staatstafeln bilden die Summe dieser Rechtswissenschaft. Die kleinste Einheit (anders gesagt: das Ding oder Objekt) dieser Wissenschaft ist zwar auch eine Norm oder normativ (denn sie ist Effekt einer anderen Scheidekunst: des Distanzschaffens). Bei Warburg ist so eine Einheit aber eine Norm, die zugleich ein (choreo-)graphischer Akt ist, choreographisch deswegen, weil der Körper immer schon mimetisch agiert und reagiert, also aus den Körpern schöpft.
Beide Staatstafeln in der Größe, wie sie aus und für Warburgs (Choreo-)Graphien entstanden, also ,Originalgröße'. Warburg ist 1,63 m groß, also so groß wie ich. Die Tafeln sind Warburgs Gegenüber: jede ist ein Objekt, das gehändelt werden soll und an dem neben dem Sehen und Zeigen auch das Hantieren zum Protokoll der Nutzung gehört. Die Tafel haben einen Bezug zu Warburgs Körpergröße und sogar zur Größe seiner Hände, die Körpergröße der abgebildeten Figuren entspricht maximal der aufgespannten Hand von Warburg. Das Bild, das Mussolini beim Handschlag vor dem Lateranpalast zeigt, macht das deutlich.
Dazu hatte ich Bildmaterial zur römischen Kanzleikultur, zur niederen Bildgeschichte des römischen Rechts und zu Warburgs Arbeitsmaterialen aus dem Februar 1929 mitgebracht: Pancirolis Ausgabe der notitia dignitatum mit ihren Protokollen, Tabellen, Tafeln und Listen, Bilder des Münchner Codex der notitia dignitatum, Bilder von Fotos, die Warburg in Rom sammelte oder dorthin mitbrachte (das Bild vom Umriss des neues Staates und dasjenige von Carl Melchior sowie die Protokollskizze vom 10.2. 29). Dazu haben wir Tafel C, die mit den Polobjekten, Tafel 77, 6 und 41 (zur Fortuna) gezeigt. Kurt Schmid hat Material aus Kreuzlingen und zum Schlangenritual mitgebracht. Ohrt hat gefunkt und gefunkelt, der achte Salon ist eine Institution, weil Ohrt eine Institution ist. Im Zentrum der Ausstellung: ein Modell des Moskauer Funkturms. Was will man mehr? Wunderbarer Einstieg in die Herbstsaison und das Wintersemester.
Allmählich ballt sich eine Expertise zur Ausstellung juridischer Objekte.
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fabiansteinhauer · 7 months
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Züge
Die vier diplomatischen Schreiben auf Tafel 78 übernimmt Warburg aus einer italienischen Illustrierten, die am 16. Juni erschien. An dem Tag steigt er in den Zug, verlässt Italien und "kommt nimmermehr" (Horvath).
Ich glaube, dass er die Illustrierte am Bahnhofskiosk kaufte, das war quasi sein letztes Sammelobjekt von der Italienreise. Vielleicht ist ja auch das letzte Bild von Tafel 79, das den Atlas mit einer Tafel zu einem Zugunglück abschließt, noch dem Umstand assoziiert, dass Warburg Italien per Zug verließ. Didi-Huberman, dessen großartige Lektüren eine immer immer weiter pulsierende Wirkungen haben, hat Warburgs Tafel auf Walter Benjamins Idee eines organisierten Pessimismus bezogen. Warburg organisiert dazu Routinen, er zieht Routen, deren Bewegung Polarität mitmacht und deren Bewegung sowohl als polar als auch als vague verstanden werden kann. Polarität meint bei Warburg mehr und etwas anderes als Zweideutigkeit, Ambiguität, Gespaltenheit oder Dualismus. Er versteht darunter Bewegung, die aus dem Kosmos schöpft und in der Kehren, Kippen, Wendungen und Drehungen vorkommen, deren Präzision nicht geleugnet werden kann, die aber auch ungenügsam bleibt, das ist eine unruhige Präzision. Das Vague ist nicht das Leere oder Unbestimmte, es ist ein (unvollständiges) Synonym des Polaren, für das sich Warburg vor allem über Techniken der Verkörperung, der (Ein-)Verleihung, des Verzehrens, Verkehrens, Begehrens und Bekehrens interessiert, also zum Beispiel über die Theo- und Anthropofagie römischer Protokolle.
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fabiansteinhauer · 3 months
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Wer kreischt, gründet Rom
Wer schreie, habe Unrecht, heißt es jüngst in der Qualitätszusammenpresse, in der FAZ. Hat wohl Kaube geschrieben, den Rest des Artikels Alexandra von Kemmerer, die würde so etwas wohl nicht schreiben. Aber stimmt es, dass diejenigen, die Schreien Unrecht haben? Und haben das Unrecht im Schrei, so wie andere Rechte in der Hand haben? Kann stimmen, kann aber auch nicht stimmen. Das Stimmen kann schon mit dem Stimmlosen, dem Krach zusammenhängen, die Stimmlosen und Krachenden könnten auch Recht haben. Um Fragen der Grenze der Sprache, des Bildes, des Rechts und einen Staates drehen sich Warburgs Staatstafeln auch, die den Anfang Roms als ein elliptisches Kreisen, also durchgängiges und durchbrochenes Tragen und Trachten, als Züge mit Schub und Halt entfalten. Ob derjenige, der schreit, Unrecht hat, das ist strittig, weil der Schrei ein Unrecht wahrnehmbar machen kann, auch weil er die Wahrnehmung cancelled, canceliert. Eventuell spricht er auch eine fremde Sprache. Am Anfang war nicht unbedingt schon das Wort und selbst das war nicht unbedingt bei Gott. Am Anfang war auch das Bla, so heißt es bei Friedrich Kittler. Warburgs Staatstafeln lassen schon eine Idee aufgreifen, die später auch Lacan in seinem Vortrag in Rom aufgreift, nämlich dass der Vatikan, seinen Namen als ein kreisender Berg bekommen habe - vom Geschrei derer, die Verzehren wollen, von den Säuglingen, die vague schreien, um zu verzehren. Am Anfang der vaguen Assoziation, die man Rom nennt, war das ua, UA, UA der Säuglinge, ua UA Vatikan. Warburg zitiert zwar nicht diese berühmte Passage aus den attischen Nächten, er zeigt aber eine Gründung mit tragenden und trachtenden Zügen, die noch vor dem Bild und noch vor der Sprache, vor dem Gesetz und vor dem Vertrag gezogen werden. Dass es sprachlich schwierig ist, Tafel 78 und 79 als Gründungserzählung nachzuerzählen liegt auch daran, dass Warburg unterhalb der Schwelle des Wortes und unterhalb der Schwelle des Bildes anfängt, er fängt mit minoren, diplomatischen Polobjekten an, mit Lettern, die in dem Fall Linien, Züge oder Trakte sind.
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fabiansteinhauer · 1 month
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Trayne
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fabiansteinhauer · 2 months
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Draught/ Draft/ Draw
Diagramme sind durch und durch Zeichen, sogar durchgehende, durchziehende, diagraphische Zeichen, Züge, Träger, Trakte und Trachten.
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fabiansteinhauer · 2 months
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Curb Your Enthusiasm: Larry Taps a Stranger
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Muscellini, Mousse au Lini
Das Verzehren der Geschichte: so könnte man Tafel 79 auch bezeichnen, wenn man diese Passage mit ihren Ausführungen zu Mussolini und melancholischer Gabe nachtragen würde, nachträglich also an diese Tafel pinnen würde. Die Letter können Fleisch sein.
Larry taps a stranger, wenn dieser fantastische Titel einer Passage zur sagenhaften, plauderhaften und stimmstörenden Technik der Verfremdung nicht mal stimmt. Der tapst nicht nur, der nimmt auch auf und fesselt. He taps and tapes. Der russische Formalismus lebt in L.A. nach, in gewisser Hinsicht nach dem Gesetz, wie Shklovskij und Kuleshov schon einmal in einem Western, diesmal einem letzten Revolutionsfilm des Westerns 1926 gesagt haben.
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fabiansteinhauer · 2 months
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Der Memory-Styx-Atlas
1.
Der Mnemosyne-Atlas ist der Memory-Styx-Atlas, wenn er so gewendet wird, dass ein stolzes Gedächtnis auch kurz sein kann. Der Atlas von Warburg kommt mit Löchern daher. Wie man Kaffee "mit ohne Sahne" bestellen kann, kommt er auch mit ohne Bildern daher, er ist auch bildfrei
Der Mnemosyne-Atlas kommt cum-ex daher. Warum sollte man sich auch dem Gewaltmonopol eines Staates und dem Monopol der Sätze unterwerfen, wenn es doch diesseits und jenseits der Staatsgrenzne Schlupflöcger gibt, man selbst davon ausgeht, dass der Staat und das Recht aus einem Loch geschlüpft seien, weil es vor dem Staat keinen Staat und vor dem Recht kein Recht gegeben hätte und weil Staaten begrenzt sind, schon damit man aus Staaten flüchten kann, zum Beispiel in angebliche Steuer- oder Asyloasen oder, wie Aby Warburg, sogar ins totale Asyl, eine geschlossene Anstalt, falls die Staaten und Rechte insgesamt im Krieg ist und überall in der Welt zuviel Welt und Recht und Staat und Gesellschaft und Familie und noch und noch soviel zuviel und zuviel ist. Der Staat ist begrenzt, damit man über seine Grenzen hinweg in eine dunkle Opiumhöhle schlüpfen kann oder in Kreuzlingen etwas feiner auf einem Privatgrundstück eine Opiumkur machen kann, wie das Aby Warburg gemacht hat. Man spricht von einem Recht auf Nichtrecht. Die Rede von einem Recht auf Nichtrecht sitzt auf, ihre Genaologie und Archäologie endet nicht bei Cicero, der die Formel summum ius summa iniuriae schon als alten Spruch beschreibt. Die Antijuridismus und der Juridismus sind den Zügen nach, jenen graphischen und choreographischen Akten nach, die Form und Formlosigkeit durchziehen, identisch.
2.
Der Atlas von Aby Warburg bietet eine private Praxis öffentlicher Dinge an, keine Unterwerfung, keine Subjektivierung, keine Objektivierung, kein souveränes Prinzip. Der Atlas ist nicht nur schön, nicht nur häßlich, nicht nur gut, nicht nur böse, nicht nur rein, nicht nur unrein, nicht nur dieseits und nicht nur jenseits. Am ehesten ist er noch prds, also Paradies und Paradas.
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fabiansteinhauer · 2 months
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Jewgenija Berkowitsch
1.
Die Macht des Anfangs, so heißt ein Text von Cornelia Vismann über das Instituieren (etwas, was man mitmacht und als Technik von der Institution oder der institutionellen Macht unterscheidet). Unterhalte ich mich mit Leuten aus Russland und kommt heraus, dass wir unterschiedliche Ansichten über eine Situation haben, heißt es ab und zu, ich sei aus dem Westen und kenne die ganze Geschichte nicht, sei nicht von Anfang an dabei gewesen und würde mich überhaupt erst dafür interessieren, seit dem sich etwas in unglücklichem oder blödem Licht zeige. Man müsse aber den Anfang kennen, um zu verstehen, dass das alles so in Ordnung sei oder wenigstens verständlich würde. Wußte bisher gar nicht, dass ich etwas nicht verstehe oder dass ich nicht über Ordnungen spreche, aber gut, man sagt, ich sehe das Ganze nicht und zeige kein Verständnis. Jüngst wieder.
Die Macht des Anfangs ist nicht nur in Russland Teil der normativen Kraft des Kontrafaktischen. Das ist auch außerhalb Russlands Teil der normativen Kraft des Kontrafakischen und kontrafaktisch stabilisierter Verhaltenswerwartungen, in denen manche das System und das Recht und die Gesellschaft erkennen wollen. Russland ist auch aus, ist auch ausdifferenziert, Luhmanns Systemtheorie ist nicht als Theorie von Deutschland gedacht, das soll eine Theorie auch für globale Verfassungen und globaler Fragmentierung sein, sagt man so. Falsch ist die Theorie nicht, sie macht Systeme für Systematiker wahrnehmbar und Umwelten für Umweltschützer, macht Selbstreferenzen für Leute mit Hang zu Selbstreferenzen wahrnehmbar. Und wollen sie doch einmal raus, gibt es im Baukasten der Theorie noch Gunther Teubners präzise und stets dreiteiligenZusammensetzungen, also Gerechtigkeit als Transzendenzformel (Niklas Luhmann als stabiler Bielefelder Bungalow plus Jacques Derrida als Klimanlage oder automatisch-surrealem Frischluftfenster plus Gunther Teuber als Relais): Derrida, Luhmann, Teubner. Theorien wie die Systentheorie sind nicht falsch, sie macht Ausgänge wahrnehmbar für die, die das System erst operativ schließen und dann für Informationen öffnen, die erst rein und dann raus wollen, das weiter noch eine ternäre Struktur einer Referenz, die etwas garantieren soll, die eine Abwesenheit überbrücken und einen Abgrund bewältigen soll. Das ist, woran man sich halten soll. Empfehlenswert ist es. Bedenkenswert ist es. Wem ist zu verübeln, dass er rational, stabil, normal, Teil einer schöpferischen Schöpfung sein und dabei am liebsten noch Recht haben will?
2.
Jüngst also: Leute, die mir sagen, ich würde Russland nicht so gut kennen und hätte die Geschichte nicht von Anfang an verfolgt. Zufälligerweise fällt mit Jewgenija Berkowitsch ein und nicht nur das. Der Name fällt mir aus dem Mund wie Krümel beim deutschen Hotelfrühstück mit Kaiserbrötchen und Wurst drauf. Wer das denn sei? Ob die in Frankfurt lebe? Kenne man nicht.
Leute, die von Anfang an dabei waren, so huscht es wie bei amazon durch meinen Kopf, waren auch hier dabei, inklusive Vorschläge für 278 Dinge, die man kaufen kann. Ich sage dann vorsichtig, sie sei eine Regisseurin und Autorin aus Russland, die Russland nicht verlassen habe, jetzt aber im Gericht säßem, Untersuchungshaft wegen extremen Theaterstückes. Später kommen Leute wieder, die haben dann recherchiert, kennen sie jetzt und die Rechtfertigung, warum Jewgenia Berkowitsch angeklagt werden muss und ins Gefängnis muss. Ich würde es nicht verstehen, weil ich nicht von Anfang an dabei gewesen sei und die Gefahren nicht richtig einschätzen könnte. Erwartbar kommt ab und an auch die Bemerkung, man solle selber denken und nicht alles glauben, was im Netz über Russland so stünde. Ja. Das Gedächtnis ist stolz oder kurz.
3.
Aby Warburg: Man sieht alles wieder, alles wird wiedergesehen, man sieht alles mindestens zweimal und wird von allem mindestens zweimal gesehen. Darum legt Aby Warburg auch auch zwei Staatstafeln an, nicht eine. Wozu hat der Mensch schließlich zwei Augen? Damit er zweimal sehen kann und sehen kann, dass er entzweit und doppelt sieht und dass der stereoskopische Blick, der den Raum plastisch macht, auch brechen kann. Dazu zwei Staatstafeln: weil es uneinige Probleme mit reflexivem Recht gibt. Doppelte Moral ist das mindeste, was man haben sollte, nicht um Moral zu haben (dafür reicht eine) sondern um durchschauen zu können, was Moral ist. Doppeltes Recht ist das mindeste, was man haben sollte, nicht um Recht zu haben oder rechtfertigen zu können, sondern um durchschauen zu können, was man hat, wenn man etwas hat und was man kann, wenn man etwas kann. The Double-State mag wie ein Anti-Christ dastehen, aber vielleicht nur den guten Christen. Warburgs Methode schirmt Abgründe nicht ab, meistert und bewältigt sie nicht, scheint sogar lässig damit umzugehen, wie mit dem Mord an Matteotti, weil der Mord an Matteotti auf Tafel 79 wie Auslassungspunkte oder wie der kleine Raum zwischen zwei Zeilen auftaucht. Matteotti ist auf Tafel 79 ein Letter und der Letter ist ausgelassen. Das blutige Corporale ist da, sogar mit dem Bild assoziiert, dass am Anfang der Verkörperung der Gemeinde ein blutiges Opfer steht, der Weg von Rom nach Orvieto steht vor den Augen. Für Warburgs Bild- und Rechtswissenschaft steht nicht das Versprechen oder die Garantie im Vordergrund, Rechte, Staaten oder Personen zu stabilisieren. Pathosformeln nicht keine Kontingenzformeln und keine Transzendenzformeln. Pathosformeln sind Pathosformeln, die mit Unbeständigkeit, Meteorologie und Polarität umgehen sollen - und die Rom als Reigen, Reich, Regen und Recht wahrnehmbar machen.
Einen doppelten Staat ist das mindeste, was man haben sollte - nicht um einen Staat zu erblicken und im Blick des Staates zu stehen, sondern um zu durchblicken, was ein Staat ist und um mit dem Auge zu machen, was Andrea Mantegna, Piero della Francesca oder Luis Bunuel mit dem Auge machten, als sie einen Riss durch das Auge gehen liessen. Du und ich, wir haben da was im Auge - das hat mal jemand im ersten Satz und am Anfang eines Textes in Der Staat über Stolleis' Auge des Gesetzes geschrieben, das sei ein Balken oder ein Dorn. Der Geschäftsführer der Zeitschrift hatte damals den Chef des Autors angerufen, die Redaktion hatte den Geschäftsführer überstimmt und er wollte, dass der Chef dem Autor trotzdem sagt, so werde man nicht glücklich und der Chef solle das bitte weitersagen, das sei nicht vertraulich, das sei seine Pflicht als Redakteur und Amtsinhaber, auf das Glück des Rechts und des Autors zu achten und die Pflicht des Chefs, auf seine Mitarbeiter aufzupassen. Vielleicht wolle der Autor ja doch lieber den Aufsatz zurückziehen? Freitag abend angerufen, Tagesschauzeit, quasi schon Derrick oder Der Alte oder ein andere Polizist, der für die reine Ordnung sorgt. In dem Augenblick ruft also der Geschäftsführer und dazu noch einer der Direktoren, die es außerhalb der Diktaturen aber innerhalb der Direktorien so gibt, an. Vielleicht war die Dringlichkeit auch der Grund dafür, dass der Geschäftsfüher den Chef des Autors und nicht den Autor anrief. Es war wohl sehr dringend, sonst hätte der Chef des Autors doch erstmal Tagesschau und Derrick oder Der Alte schauen können und man hätte bis Montag warten können. Der Geschäftsführer hätte dem Autor einen schriftlichen Brief schicken können, was den Vorteil gehabt hätte, dass man was für die Akten hat und es in der Welt ist, denn da soll ja es ja hin, in die Welt, bitte ausrichten! Aber das dauert! Der Geschäftsführer hätte den Autor anrufen können, aber dann hätte er auf der Internetseite schauen müssen, das dauert! Also dann doch lieber Chef, man kennt sich eh schon und muss sich nicht lange vorstellen, das würde auch das Gespräch mit dem Autor verzögern, dass man sich beide erstmal vorstellen müssen, vor allem was ein Direktor ist, denn der kommt ja als erstes und vor allem, das muss man sich erstmal vorstellen. War wie gesagt so dringend, darum Freitag abend, schnelle und stille Post, ein mündliches Geschick und Kippsal, denn in einer polaren Welt komm nichts so an, wie es abgeschickt wird, während der Sendung dreht sich schon was.
Recht hat er, der Geschäftsführer und Direktor, das ist sein Amt, sein officium, sein munus, seine Gabe. Wurde alles pflichtgemäß weitergegeben und pflichtgemäß wurde der Autor von seinem Chef gewarnt vor dem Unglück, das drohen kann. Oh Fortuna! Das ist richtig so, so ist nämlich richtig sein. Der Autor hat trotz Warnung der Veröfffentlichung seines Textes zugestimmt und ist trotzdem glücklich geworden, und leben sie noch heute, so leben sie noch lange. Der Autor und der Geschäftsführer haben äußerst unterschiedliche Ansichten darüber, was Recht ist, dabei passiert keinem was, auch wenn einer mal weiter oben und der andere weiter unten zu stehen sich wähnt. Die haben unterschiedliches Glück. Der liebe Chef, so eine Art MittlerManagment und MittlerGentleman gibt alles weiter von oben nach unten und von unten nach oben und bleibt höflich dabei, der hat eine Engelsgeduld mit den Leuten und wundert sich, ab und zu, dass er am Ende wie alle die Schläge abbekommt. Die Details sind Wahnsinn, an ihnen lässt sich der Sinn für Wahn schärfen. Ob das der systematische Blick, der nicht abschweift und umherschweift, auch kann? Nein. Der systematische Blick lässt den Sinn für den Wahn stumpf werden. Details es sind es, die Sinne schärfen. Du und ich, wir haben da was im Auge.
4.
Pratyush Kumar, der gerade bei Gunther Teubner Gastaufenthalt hat und diesen Status in Deutschland behalten kann, solange er nicht von Dirk Banse entdeckt wird und dann eine Gesellschaft plötzlich die Meinung hat, dieser Gast teile unsere Werte nicht, der ist ein fantastischer Ratgeber und Gesprächspartner in Sachen Aby Warburg. Nicht weil er dazu geforscht hat, sondern weil er aus der Gegend kommt, die Warburg Osten nennt, der kommt aus Indien. Der springt auf Warburg an - und übersetzt die Idee, dass man alles, was man sehe, mindestens zweimal sehe, reproduziert sehe und jedes Sehen wieder-, um- und verkehre mit einem kurzen Wort: Karma. Dass Warburgs Tafeln Meditationen oder Übungen sind, dass Warburg ein Guru sei, das kommentiert er mit einem fröhlichen Was denn sonst? Mit Pratyush Kumar an einer Tafel zu sitzen, das Essen und die Getränke zu teilen, das ist Glück, schön limitiert und umso besser kanalisiert.
5.
In jeder Sekunde bleibt scharf zu sagen, was richtig und was falsch ist. In jedem Detail bleibt scharf, was richtig und was falsch sein soll. Scharf bleibt, was rein und was unrein sein soll. Die Grenzen verschwimmen nicht, werden nicht aufgehoben, sind keine Aufhebungen. Nirgends eine Entgrenzung. Die Dinge verschmelzen nicht, zerstäuben nicht im Kleinsten, wenn man sagt, dass kein System, kein Gott, kein Vaterland rettet und erlöst. Die Welt bricht nicht zusammen und nicht auseinander, wenn man an Details bleibt, die neben Details liegen und an Details sich stösst, die an Details stossen. Das Detail ist Referenz, die teilt, geteilt ist und teilen lässt, deren Grenzen mitten durch das Detail gehen, weil die die Grenzen dank und durch das Detail gehen, kommen und gehen, meteorologisch vorübergehen, wie in in Thomas Hobbes' Leviathan heißt.
Die Schlussszene von Marcel Ophüls Hotel Terminus, die Szene, an der nach langen Stunden Zynismus und Ironie, Show, Folter und Wahnsinn um das Hotel Terminus gezeigt wird, wie eine Nachbarin von einer spontanen Regung einer Nachbarin erzählt, die sich gegen eine große Welt gestellt hat und eine kleine Welt gerettet hat (die der Nachbarin), die in der und aus der Hoffnungslosigkeit nur einen winzigen Zug zur richtigen Zeit am richtigen Ort machte, gegen den Staat, gegen die Gesellschaft, sogar gegen die, die unbedingt Leben wollen, das vergesse ich hoffentlich nicht.
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fabiansteinhauer · 5 months
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Turntabel
1.
Aby Warburg verwendet die Tafeln konkret und präzise als Polobjekt, d.h. als ein Objekt, das gewendet und verkehrt werden kann. Tafel 79 richtet dazu unter anderem eine zentrale Achse ein, einen Stab oder einen Pol, der wiederum ausschließlich Motive zum Tragen/Trachten (wie in Vertrag oder Contract oder in der Betrachtung), in dem Fall in der Weise eines Zuges sammelt. Vom Zug des Samurai über die Choreographien der Diener und Sekretäre der Kurie (des römischen Sorgeapparates) und des Königreichs Italiene sammelt diese Achse die Technik des Zuges, die Warburg auch bei einem Vertrag oder einer Betrachtung am Werk sieht. Das Tragen und das Vertrages, das Trachten (im Sinne eines Plans oder eines Entwurfes, aber auch einer Betrachtung) ist nach Warburg einer der Akte, für deren Rechtsgeschichte er sich seit 1896 interessiert hat - zunächst mit einem duch die große Amerikareise angeregten Interesse für die mancipatio, die im 19. Jahrhundert spätestens durch die Arbeiten von Savigny als ein Urmodell des römisch-rechtlichen Aktes, einer kontrollierten Regung und damit eins juridischen Protokolls galt. Die Mancipatio kommt, so formuliert das Gaius, als bildlicher Verkauf oder als bildliche venditio (das kann auch eine Ventilation sein) dann zum Einsatz, wenn es 'ernst' wird und ein Übetragungsgeschäft Pathos verlangt, nämlich dann wen quiritische Dinge, allen voran Sklaven, ihren Eigentümer wechseln sollen und mit der Regung etwas leicht Unbeständiges durch das Gefüge römischer Eigentümlichkeiten zieht. Warburg macht diesen Akt zum Ausgangspunkt seiner Bild- und rechtswissenschaft - und 1929 bildet er mit den Staatstafeln die Summe seines Wissens dazu, eines Wissens um das Vague, Vogue und Polare juridischer und juristischer Regung.
2.
Auf Tafel 79 ordnet er den Pol als Achse an, um das die Tafel drehbar ist. Zwei Figuren, eine gestreckte weibliche Figur und eine knieende männliche Figur blden auf der Tafel Pathosformeln, die um diese Achse herum angeordnet sind und links/ rechts von der Tafel jeweils spiegelverkehrt auftauchen.
Die weibliche Figur taucht links zweimal auf, einmal als Querela in Raffaels Bild, darunter als Spes in Giottos Bild. Sie taucht spiegelverkehrt (und dann mit unklarem Geschlecht) in der kleinen antisemitischen Druckblatt rechts von der Achse auf. Alles, was links von der Achse auftaucht, sortiert Warburg zuerst als entfernte Zeit und entfernten Raum, das ist die antike römische Seite der Tafel. Rechts von der Achse sammelt er alles 'nahe', also alles aus Hamburger und der Gegenwart. Die Figuren der Querela und der Spes kippen durch den Verkehr ins Antisemitische. Anders herum kann die sntisemitische Figur in die Querela oder in Spes sich verkehren.
Noch häufiger wiederholt Warburg diese Kehre mit den männlichen knienden Figuren, die ebenfallls streng spiegelverkehrt angeordnet sind: Bei Raffael tauchen sie zweimal auf, blicken nach links; einmal auf dem Bild des Sterbesakramentes des heiligen Hieronymus; auf der Achse und rechts von der Achse tauchen sie dreimal auf und blicken nach rechts: Zweimal Papst Pius XI und einmal der katholische Priester auf dem Bild des Zugünglückes von Düren.
Die hüpfende Frau und der kniende Mann: Warburg wiederholt auch eine Teilung der Geschlechter, die er öfters braucht, wenn er weibliche Figuren als Figuren starker Regung und männliche Figuren als Figuren schwacher Regung einsetzt, wen er etwas die Nymphe und den Flussgott als zwei Pole der ikonophobischen und melancholischen Betrachtung (der manisch pressierenden Hoch- und Tiefphasen) verwendet. Warburg legt die Züge konkret, historisch und geographisch präzise protokollierend an; seine Geschichte und Theorie des Rechts kennt die Abstraktion und das System, setzt aber, wenn man so will, kleiner an.
3.
Das Vague und Vogue bei Warburg ist nicht das Unbestimmte und nicht das Leere. Warburg assoziiert präzise Linien und Motive, assoziiert das Vague und Vogue sowohl mit dem Verzehren Gottes (also mit der Theo- und Anthropofagie sowie mit sarkophagen Objekten) als auch mit der Polarät, einer meteorologischen Regung.
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fabiansteinhauer · 5 months
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Sorge/ Gorge des images
1.
Das deutsche Wort Sorge wird als Übersetzung des lateinischen Wortes cura verstanden, es soll ein Druck oder Sog sein, manche nennen die Sorge oder cura einen inneren Druck oder einen inneren Sog. Seit dem 11. Jahrhundert, eine Zeit, die in der Rechtswissenschaft auch als Anfang einer papalen Revolution bezeichnet wird, nennt man den römischen Verwaltungapparat mit seiner Kanzleikultur die Kurie: Sorgeverwalter mit einem Sorgeapparat. Das ikonophobische Projekt Warburgs übersetzt etwas. Ikonophobie kann nicht nur als Bildklamm, als Bildfurcht oder Bildfurche übersetzt werden, sondern auch als Bildkur oder Bildsorge. Die Ikonophobie in Warburgs Atlas ist freilich die Ikonophobie, die nicht die Angst oder die Furcht, sondern deren leuchtendes und dämmerndes Treiben noch hin zur Wut, Raserei, zum Zorn, zur Ruhe oder zur Liebe hin und wieder zurück ist.
La gorge des images: Warburgs Atlas ist als Bildklamm/ Bildfurcht/ Bildfurche/ Bildsorge eine Memme, eine weibliche Brust, eine Rille oder Zurückhaltung, die gerüchteweise d.h. in der Weise eines Gerüchtes (nämlich durch normatives Material) den Leser und Betrachter bildet. Muss man sich um den Atlas und seine Leser Sorgen mache? Sie leben und tun euch nichts: man kann sich Sorgen machen, muss aber nicht.
2.
Exkurs: Giovannia Targia ist heute eine der Forscherinnen, die zu Warburgs Bildwissenschaft forscht und dabei wie selbstverständlich davonausgeht, das alles das, was am, im, mit oder durch Bilder(n) stattfindet, auch an, in, mit oder durch Worte stattfindet, schon weil es Bilder im Medium der Sprache oder der Schrift, Bilder in sogenannten nicht-sichtbaren oder nicht für das Auge bestimmten Medien gibt und weil es Sprache, Schrift und überhaupt alles mögliche, sogar Unsichtbares , Verhülltes, Blindes und Blendendes auch im Medium des Bildes gibt.
Giovanni Targia geht einerseits den Verbindungen nach, die Warburg explizit ausgelegt hat, wie etwa seine Referenz an die sogenannten Junggrammatiker (also vor allem an Hermann Osthoff) die man heute witzgigerweise als diejenigen Linguisten bezeichnet, die vor den Strukturalisten waren. Targia geht auch den Verbindungen zwischen der Pathosformel und der Rhetorik nach. Sie ist ein Beispiel für eine Forschung, die zwar Wort und Bild trennt, aber daraus kein Dogma der großen Trennung ableitet. Man kann Wort und Bild trennen und dann in präziser Unterscheidung, Abschichtung und Musterung Worten in Bildern und Bildern in Worten nachzugehen.
3.
Worten passiert, was Bildern passiert, schon weil sie so passieren, wie das Bilder tun. Sie sind Effekt eines Distanzschaffens, das die Distanz, die es schafft, nicht zurücklegt. Die Entfernung pendelt nur und wandert nur. Hier vorne geht sie unter und kehrt von hinten zurück, wie es bei Heine heißt. Die Distanz wird portraitiert, der Zug macht eine Retraite, aber alles Agieren und Reagieren bleibt Aktion und Reaktion, die ins Bild und ins Wort eingehen und sowohl das Bild als auch das Wort weiter regend, anregend und aufregend machen.
Bilder wandern und pendeln: sie kommen aus der Regung und bleiben in Regung. Ihre Formen wechseln sie, Schritt für Schritt. Und sie wechseln auch die Formen, die hinter ihrer Form liege sollen und aufgrund ihrer hinteren Stellung wie beschirmt und beschützt nicht mehr Form, auch nicht Hinterhalt, sondern plötzlich Inhalt genannt werden. Das Bild einer weiblichen Wesen pendelt, so wie das eines springenden Pferdes, wie das eines toten Kindes oder der Gerechtigkeit eines Fürsten. Warburgs Protokolle verzeichnen sorgsam und sorgfältig, wie Bilder auf sogenannten Wanderstraßen der Kultur gewandert sind und dabei das, was sie berührten transformierten und transfigurierten. Worte taten das auch.
4.
Der Atlas als Bildkur, als ein Sorgeapparat für dasjenige, was die Römer anima und wir Seele nennen: Eine Bewegungsverarbeitungsinstanz, die sogennante Seele oder anima, ist von allem dem betroffen, was bleibt, auch wenn man den Atlas anders nennt, wenn man ihn also nicht eine Bildkur, nicht eine Bildklamm, nicht eine Bildfurcht oder etwa eine Bildfurche, ein Bildpomerium oder etwa ein imaginäres Rom nennt. Heute will ich den Atlas Bildsorge oder Bildgorge, ein Bildkehle nennen, es ginge (denn ich kann das) und es wäre klar, was gemeint ist: der Atlas spricht uns an.
Gibt es eine Verwandschaft zwischen der deutschen Sorge und dem französische Wort gorge oder Gorge oder Gorges? Ja sicher gibt es die, und wie jede Verbindlichkeit und wie jede Verbindung auf der Welt besteht die Assoziation über und durch Trennung zwischen Sorge und Gorge.
Die Menschen sprechen, um etwas loszuwerden, sie wollen gleichzeitig ihr Sprechen oft nicht loslassen und bewachen oft ihr Sprechen, dass es ihnen nicht entwendet werde. Es gibt heute strenge Disziplinen eines künstlich oder kunstvoll verknappten Sprechens (just talk!). Die deutsche Rechtswissenschaft tut sich da international mit Spitzenstellung wie die AEG oder Mannesmann hervor. Heinz Dürr, Zugprofi und eine Art der Nachfolger von Emil und Walter Rathenau, unser Nachbar mit der Frau im schnellen Porsche und den drei kessen, wunderschönen Töchtern in Sils Maria, ist übrigens gerade gestorben, aber wir wollen das Thema nicht wechseln und tun es auch nicht.
Sorge habe mit Gorge nichts zu tun, das wäre ein wichtiger und besonders wertvoller Hinweis dieser wertvollen deutschen Wissenschaft: Der Atlas sei doch keine Schlucht, aus ihm sprudele keine Milch. Das kann man so sehen, wenn man will, wertvoll wäre es. Muss man aber nicht.
5.
Wie Giovannia Targia, so interessiere ich mich auch für alles das, was am Atlas passiert und auch an der Sprache und der Schrift, an den Worten oder Gesten passiert. Die Kulturtechnikforschung, die Bild- und Rechtswissenschaft ist, unterscheidet zwar Medien, das auch möglichst präzise, unterstellt aber nicht, dass ein neues Medium den Fragen alter Medien entgehen kann und sich von alten Medien lösen, ablösen oder gar erlösen kann.
Dass es in der Mediengeschichte oder in der Geschichte der Medien des Rechts einen Distanzgewinn, eine größeren Abstand zu den Dingen oder seinem Gegenüber, einem anderen Menschen, oder eine größere Trennung von sich selbst gegeben hätte, das würde ich nicht widerlegen, ich kann das gar nicht widerlegen. Ich werde zwar manchmal vom Wuppertaler zum Neandertaler, aber von mir aus ist das meine private und damit auch privatrechtliche Angelegenheit. Ich würde die Thesen zur großen Trennung nicht widerlegen, aber bestreiten und damit das Maß, das Muster, die Skala der Größe ganz grundsätzlich in Frage stellen, auch mit dem Ziel, aus der größten Trennung einen kleinsten Witz zu machen. Im Hinblick auf Fortschritt oder Geschichtsphilosphie, auf revolutionäre oder gar evolutionäre Errungenschaften (Luhmann) bin ich nicht nur skeptisch, ich bin in der Beziehung fundamental und orthodox pessimistisch - aber fröhlich dabei, solche Figuren mache ich komödiantisch gerne mit. Wenn alle falsch liegen, dann funktioniert eins: Die Komödie und nur die Komödie, sonst nichts.
6.
Wie ist das G zum S geworden, wie das S zum G? Wie hat man die französische Sprache und die deutsche Sprache getrennt und dann über den Rhein hinweg solche Schmuggelein zugelassen? Die Frage lässt sich nur durch sorgfältige Protokolle entfalten und dadurch, dass man berücksichtigt, was Rudolf von Ihering für die Rechtswissenschaft empfohlen hat, nämlich sie als zersetzende, analytische Scheidekunst zu betreiben, die die kleinsten Objekte sucht, also zum Beispiel Buchstaben oder Letter, kleine minore Objekte, die etwas auslassen (zum Beispiel jeden Zusammenhang mit einem anderen Buchstaben) und die daher ausgelassen sind (weil sie zum Beispiel von der Wissenschaft übersehen werden).
Die Geschichte und Theorie Os ist in meinem Zettelkasten die Geschichte und Theorie eines minoren Objektes, das man unter anderem o oder aber O oder 0 schreibt oder aber mit einem geöffneten Mund auspricht oder aber mit zwei aufgerissen Augen anzeigt oder dadurch, dass man einen Stein ins Wasser schmeisst (um, wie es bei Hegel heißt) der Welt ihre spröde Fremdheit zu nehmen. Mimesis zieht durch, durch das Distanzschaffen in alle Richtungen, selbstverständlich in alle Richtungen, wohin denn sonst? Wäre Mimesis so schön kanalisiert wie ein Fluss in den frühen Siebziger Jahren, dann gäbe es sie nicht.
In der Geschichte und Theorie Os lassen sich Stellen markieren, an dem ein O zu einem S wurde und an dem es zu einem G wurde, weil irgendwer dasjenige, was er mit einem O loswerden, zum Beispiel sagen wollte, an dem Ort und zu dem Zeitpunkt nur mit einem S oder einem G loswerden konnte. Buchstaben auszutauschen ist keine Fehler, wenn man Zeichen austauscht, das ist zum Beispiel Sprechen, eine Übersetzungstätigkeit.
Wie kam nun die Sorge nach Sorges, einem kleinen Dorf im Perigord, über den Jakobsweg? Ging sie über den Fluss, die Sorgues? Kam sie durch eine Gorges? Bestimmt, auch wenn es anders auch gegangen wäre.
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fabiansteinhauer · 1 year
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Tafel 7
Tafel 7 im Atlas ist die erste Tafel in Warburgs Atlas, auf der es einen direkten bezug zu dem Material gibt, das in einem engeren Sinne zur Bildgeschichte des römischen Verwaltungsrechts gehört. Man findet dort einen Auszug aus dem Kalender des Filocalus.
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fabiansteinhauer · 4 months
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Das eigentliche Objekt
Was ist eigentlich das Objekt von Warburgs Wissenschaft?
Manche behaupten, das sei das Kunstwerk und seine Geschichte, andere, das sei die Kultur, ihre Theorie und ihre Geschichte, dritte behaupten, das sei das Bild, seine Theorie und seine Geschichte. Am 28. August, kurz nach der zwar weder großen noch berühmten, dafür aber kleinen und unberühmten Reise mit Sally George Melchior schreibt Aby Warburg in seinen Notizen etwas über das eigentliche Objekt der Kulturgeschichte. Ich gehe davon aus, dass er in dem Moment meint, er sei ein Schreiber solcher Geschichte und dass darum dieses eigentliche Objekt auch sein eigentliches Objekt sei. Dieses Objekt nennt er "den jeweiligen Stand der Besonnenheit".
Ich übersetzte das mit dem Begriff Polobjekt und definiere das Polobjekt u.a. als Objekt, das zwar stellenweise vorkommt und in dem Sinne immerhin "jeweiligen Stand" hat, gleichzeitig aber bewegt und bewegend ist, darum also nur "jeweiligen Stand" oder aber vorübergehend und vergehend weilenden Stand hat. In dem Sinne hat das Objekt zwar auch jeweils einen Bestand, ist aber unbeständig, weil der Bestand durchgehend wechselt - und damit der Stand durchgehend wechselt. Dieses unbeständige Objekt erscheint nach Warburg "besonnen" - und ich gehe davon aus, dass Warburg das sowohl wörtlich als auch bildlich meint. Das Objekt ist von Sonne beschienen und wie von Sonne beschienen. Die Sonne ist begrifflich und figürlich involviert, das Licht und die Energie sind involviert, so wie sie immer involviert sind: vague, zu- und abnehmend. Ohne Sonne, ohne Energie und ohne Licht, ohne dadurch vorkommenden Schein erscheint das Objekt nicht. In dem Sinne ist das ein Objekt, das aus einem kosmologischen Zusammenhang nicht ausgestossen ist, immer noch ist es sowohl im begriffichen als auch metaphorsischen Sinne scheinabhängig und kommt für das Subjekt besonnen vor.
Das Polobjekt ist bewegt und bewegt, es ist in dem Sinne geregt und regend, es ist Regung - und damit auch Recht. Das Recht, ein Recht: Das ist der Gegenstand von Warburgs Wissenschaft, soweit dieses Recht ein Polobjekt ist.
Ein Polobjekt ist ein Objekt, das bewegt und bewegt ist - und das als Objekt genutzt wird, um Bewegung operationalisieren zu können. Die Bewegung des Polobjektes nenne ich eine polare Bewegung. Sie ist vague/ vogue, zunehmend und abnehmend, das ist also eine Bewegung mit Phasen, phasenweise Bewegung. In ihr kommen damit auch Kehren, Kippen oder Wenden vor, zum Beispiel Scheitelpunkte oder Zeitenwenden, Wiederkehr oder Umkehr. Revolutionäre Bewegungen, seien sie astronomisch, politisch oder wissenschaftlich sind in dem Sinne polare Bewegungen.
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fabiansteinhauer · 4 months
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Regend/ regnend/ reichend/ regierend/ richtend
Rechtmachend, rechtfertigend: Kulturtechniken, die das Recht fabrizieren, es tragen und wahrnehmbar (auch aussübbar) machen, die es trachten (ziehen oder planen) und betrachten lassen: Daran arbeitet nicht nur Aby Warburg. Das Reich und das Recht sind begrifflich etwas, das etwas regen und regeln soll. Teilweise sagt man, sie sollten anregen oder aufregen, sie sollten Anreize schaffen, das Rechtmäßige zu tun, das Maßlose und Rechtlose zu lassen und vorsichtshalber solche Regungen auch durchzusetzen. Das Angereicherte oder das Bereicherte, das Gerechte und Gerichtete: auch das alles ist, was geregt und geregelt sein sollte. Reich und Recht sind begrifflich Regen/ Regung/ Regierung/ Richtung/ Regulierung. Bei Thomas Vesting gehört sogar die Idee einer großen Anreicherung zum Reich oder Regime eines Rechts, das er westlich nennt
Dass Warburgs Rechtswissenschaft ihren Ausgangspunkt in der Regung oder dem Regen nimmt, einem mehr oder weniger kontrollierten und kontrollierbarem Recht, das muss man nicht als naheliegend verstehen, kann das aber tun. Bevor die Kybernetik mit den Macy-Conferencen eine moderne Leitfunktion übernehmen sollte, bildeten bei Warburg Astronomie, Astrologie, Meteorologie, Allchemie, sehr viele Wissenschaften Hilfe im Umgang mit Kontrolle und Kontrollverlust an.
Man kann die Bezeichnung der Rechtswissenschaft als Wissenschaft des Regens und damit als meteorologische Wissenschaft als unangemessen verstehen. Die Stratifikation, das decorum der Wissenschaften und letztlich die Grundrechte lassen das zu, auch dass man man meint, dass das Recht viel zu stabil sei oder doch seien sollte, um als Regen oder Meteor begriffen zu werden. Alle reden vom Wetter, wir auch. Und nicht nur das. Wir tun etwas dafür, Wissen auszuhebeln und es zu mobilisieren, freilich nur im Namen der richtigen Regens, der richtigen Regung regenden Richtung und keiner falschen Flut. Richtig regend scheint uns das, was einen Austritt und einen Eintritt, einen Rücktritt und Vortritt, was Kreisen, Kreuzen und Distanz ermöglicht.
Für Gesellschaften, die unbeständig, polar und meteorologisch sind, die vergehen und vorübergehen, ist es eventuell hilfreich, das Recht und das Gerechte nicht unbedingt als das zu verstehen, was unverwechselbar und austauschbar, was stabil und beständig ist oder stabilisiert werden müsste. Eventuell ist es hilfreich, daran zu erinnern, das man mit Recht auch eine Weise der Regung und des Regens bezeichnet hat, dabei sogar solche Bewegungen, die mit Austausch und Verwechslung einhergehen. Eventuell geht die Welt nicht unter, wenn man sich daran erinnert, dass alles in und auf und außerhalb der Welt verdreht und verdreht ist, alles wendig, gewendet und verwendet ist, alles verkehrt.
Man kann einwenden, dass man aber doch für alles, was der Regenfall sein soll, das Wort pluvia und nicht das Wort ius verwendet hat und dass darum das Recht in keinen Fall irgendwas anregen oder erregen würde, das würden nur die Fälle tun. Wir begr��ßen alles Festhalten am Wort, wie wir jeden Henkel an der Tasse, jeden Griff am Bierkrug und überhaupt alles Artifizielle, jede Technik begrüßen, sie sind so praktikabel und wunderbar theoretisch. Man sollte gleichwohl alles wörtlich und bildlich verstehen können, vorsichtshalber. Wenn man was kann, sinkt nämlich eventuell die Wahrscheinlichkeit, dass man es muss, vor allem im Bereich des Technischen und Artifiziellen gilt uns das.
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fabiansteinhauer · 7 months
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Pathosformeln und Mancipationen
hunc ego hominem ex iure quiritum meum esse aio isque mihi emptus esto hoc aere aeneaque libra.
Auf Tafel 7 des Atlasses, der Tafel, die Bing mit dem Siegerpathos assoziiert, findet sich eine Abbildung aus dem Chronographen von 354, dem sog. Kalender des Filocalus. Der Kalender des Filocalus ist stammt aus der römischen Verwaltung und, wie die notitia dignitatum, ist ein Teil 'römischen Verwaltungsrechtes'. Gleichzeitig handelt es sich bei beiden Quellen um ein niederes und schwaches Material, das unterhalb der Schicht derjenigen Codices kursiert, die später als Bücher des römischen Recht oder Gesezbücher verstanden werden. Das ist Aktenmaterial, das sind Mittel der Sekretariate, nicht der Gesetzgeber, Richter, Autoren und großen Redner. Im Kalender wird die Zeit gemessen und planbar, er besteht weitgehend aus Tabellen und Listen. Beide Quellen werden offensichtlich schnell oder bald hoch geschätzt, sie müssen schon früh auch prunkhaft kursiert sein - und ihre Attraktivität sichert ihnen ihre Kopie, allerdings führt das auch dazu, dass der Schlüsselkodex der notitia dignitatum im Übergang zum Buchdruck verschwindet - zuviele Begehrlichkeiten. Trotzdem handelt es sich um niederes und schwaches Material: Das Material hat und braucht keinen Autor, keine große Referenz, keine große Trennung. Das ist unbeständiges Material, laufend wechselt der Bestand - bis hin zu den Verwechslungen, mit denen noch bei Goodrich und Legendre die Vorstellung sich bildete, Alciatus sei ein Autor von Textpassagen der notitia dignitatum. Das ist also niederes Material, weil die große Referenz in ihm nicht vorkommt, und es ist schwaches Material, weil es leicht (ver-)wechselbar ist, schnell also auch sein kann, was es eben nicht war - plötzlich kein Recht mehr, sondern Religion oder Magie oder Dada. Dafür müssen beide Quellen nicht einmal etwas an ihren Formen austauschen.
Warburg wählt ein Bild aus dem Kalender, das den Bildern in der notitia dignitatum verwandt ist (dort etwa den Darstellungen der Comes oder aber der Darstellung der Roma). Das ist das Bild der Stadt Trier, der Kolonie Augusta Trevorum. Warburg wählt es u.a. wegen der Geste, dem Griff. Dieses Bild zeigt keine mancipatio, und doch ist es, was die mancipatio ist. Man kann beides so assoziieren, das etwas daran eins ist - und durch diese eine assozierte Stelle die Kontraktionen und Distraktionen der Deutung ziehen. Man könnte diese Beschreibung abmildern und sagen, der Einsatz der Hand in der mancipatio und der Einatz der Hand auf diesem Bild, die Bilder seien doch nur vergleichbar, nur ähnlich - und man dürfe keine Differenz dazwischen unterschlagen. Man kann aber keine Differenz unterschlagen, Differenz geht vor und wirkt weiter, dieses scheinbar sorgfältige Hinweischen darauf, dass man keine Differenz unterschlagen dürfe, stammt meist ja ohnehin aus eingerichteten Stübchen. Da sehe ich für Milde keinen Grund. Auch auf Tafel 7 ein römischer Akt, eine römische Formel, römisches Recht, eine Pathosformel und eine mancipatio, ein Bild, eine symbolische Handlung. Die Kontrationen und Distraktionen gehen durch, durchgehend: also rücken sie auch an eine Stelle, in der dann eins das andere ist.
Gaius schildert die Spruchformel, die ein Teil der ganzen Formel ist, man sagt, das sei ein Zitat (s.o.). Und weil Gaius dort nur einen Menschen erwähnt, nur von einem Menschen spricht, der erworben sei, sagen manche, er schreibe nur ein Beispiel dieses Satzes. Das konterkariert seltsam mit er Aussage, die mancipatio sei formal äußerst strikt gewesen. Und was muss ich sagen, wenn ich eine eein Grundstück am Tiber kaufe? Wieso liefert Gaius keine Liste der Formeln für alle Mancipiumsachen? Der liebe Gaius ist ein bisschen damit belastet, selbst zur großen Referenz geworden zu sein. Er ist darüber ein bisschen lückenhaft und ungenau geworden.
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