Tumgik
#die folge hat mir so viele neue ideen gegeben!!!<3
lyxchen · 3 months
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Also ich finde als Adam Leos Gesicht so in den Händen gehalten hat, hätte da so ein kleines Küsschen auf die Stirn schon nicht geschadet <3
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melbynews-blog · 6 years
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Heute habe ich nachträglich den „René-Schneider-Ehrenpreis für deutsche Kunst und Kultur 2017“ an Herrn Michael Winkler für sein Lebenswerk verliehen
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Heute habe ich nachträglich den „René-Schneider-Ehrenpreis für deutsche Kunst und Kultur 2017“ an Herrn Michael Winkler für sein Lebenswerk verliehen
von René-Schneider
Herr Winkler hat vom 9. Februar 2005 bis zum 30. April 2018 seine Tageskommentare, wöchentliche Großkommentare („Pranger“) sowie Sachbücher und Belletristik veröffentlicht. Er hat damit länger als die Soldaten beider Weltkriege zusammen an der vordersten Front zur Verteidigung der freiheitlichen und demokratischen Grundordnung gekämpft, den Feinden des Rechtstaates tiefe Wunden geschlagen und eigene Verwundungen billigend in Kauf genommen. Herr Winkler hat jedes Recht, sich heute stolz und unbesiegt vom Schlachtfeld zurückzuziehen; der 30. April wird damit zum nationalen Trauertag des deutschen Volkes.
Geschehen zu Münster in Westfalen, am 30.4.2018
URL: http://www.Schneider-Institute.de/Michael-Winkler-Ehrenblatt.pdf
*
Michael Winkler, URL: http://michaelwinkler.de/Kommentar.html Der letzte Pranger: Der Verlust des Wunderbaren
Es hat einmal eine Zeit gegeben, da war die Welt neu und voller Wunder. Da hat es eine Botschaft gegeben, die durch mich in die Welt treten wollte. Ich habe 14 Jahre gedient, länger gekämpft als die Soldaten beider Weltkriege zusammen. Die Zeit des Kämpfens ist für mich jedoch vorbei. Dies ist der letzte Pranger.
Miachael Winkler, URL: http://www.michaelwinkler.de/Pranger/Pranger.html Der Verlust des Wunderbaren (21.4.2018)
[…] Das Leben ist eine Anhäufung der ersten und auch der letzten Male. Doch schon die zweite Packung Kartoffelchips ist kein Erlebnis mehr, im Sinne des wunderbar Neuem, sondern eine Wiederholung dessen, was wir schon kennen. Das erste Mal chinesisch essen ist großartig, doch danach kommen nur noch Varianten, keine wirklichen Neuheiten. Die Entdeckungen im Leben werden immer weniger, je mehr man bereits entdeckt hat. Und ja, der wunderbare Mensch, den man kennenlernt, hat ebenfalls Fehler, die man später bemerkt. Das erste eigene Auto, die billige, gebrauchte Schrottkarre, hat die Welt schrumpfen lassen. Die späteren, nagelneuen Autos, voller Raffinessen, haben den Zugewinn bestenfalls ein wenig ausgebaut, das Wunder weder wiederholt noch erneuert.
Die Welt war einmal belebt, Gott hat zugehört, alles, alles war auf rätselhafte Weise lebendig. Der Vogel, der gezwitschert hat, hat gehört, was ich denke, die Tiere konnten alle sprechen, wie in Rudyard Kiplings Dschungelbuch, nur wir Menschen konnten das nicht hören. Gott war der Vertragspartner, mit dem man Dinge ausgehandelt hat. Das Schicksal reagierte auf alles, wer gut gewesen ist, dem ist Gutes widerfahren. Die Welt war magisch. Es hat ein kosmisches Gewebe gegeben, das alles mit allem verbunden hat.
Und dann wurde die Welt entzaubert, mehr und mehr. Ursache und Wirkung, statt des lieben Gottes handelten die Menschen. Nur wenige vernünftig, praktisch alle egoistisch, und viele davon bösartig. Die Welt reagierte auf beste Absichten mit Ablehnung. Der Stau auf der Autobahn war nicht die Strafe dafür, daß ich gestern meine Mutter geärgert habe, sondern die Folge einiger Vollidioten, die unbedingt den Unfall in der Gegenrichtung begaffen mußten. Die drei Transistoren aus dem Elektronik-Baukasten haben einen Rundfunkempfänger ergeben, nicht einen Turing-Sprung, den Kontakt zu einer unbekannten Intelligenz. […]
Ich denke, Sie ahnen schon, daß dies der letzte Pranger sein wird. Ich kämpfe ideenlos um jeden Absatz, mache immer wieder Pausen. Das ist kein Schreiben mehr, das ist ein Dahinstammeln. Das Wunderbare ist aus der Welt entschwunden, so wie im Film von Mister Magorium’s Wunderladen. Dort ist der Laden verfallen, Mister Magorium tatsächlich gestorben, es gab jedoch ein glückliches Ende, mit einer neuen Betreiberin. Für meine Seite wird es keinen neuen Betreiber geben. Ich werde die Seite noch bestehen lassen, das Archiv bleibt erhalten. Und ja, ich werde auch weiterhin Zugang ermöglichen, zu den bisherigen Bedingungen. Wer den Status ewig besitzt, für den wird sich nichts ändern. Wer den Status bis 31.12.2018 hat, der wird mit Ablauf dieses Jahres abgeschaltet. Die Tageskommentare werde ich noch bis Ende des Monats fortführen, dann werden auch sie eingestellt.
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Ohne das Wunderbare erschöpft sich die Kraft. Ich werde das Banner einrollen und das Schlachtfeld verlassen, erschöpft, doch aufrecht, ungeschlagen. Ich habe länger gekämpft, als die Soldaten in beiden Weltkriegen zusammen. Dieser Kampf hat ein Ende gefunden, da er sinnlos geworden ist. Warum weitere Wunden schlagen oder erleiden, wenn letztlich die Zeit dieses Werk übernimmt? Ich muß nicht mehr an der Front stehen, es reicht, nach einem ostasiatischen Sprichwort, am Fluß zu sitzen, bis die Leichen meiner Feinde vorbeitreiben. Wachstum erfordert Ruhe, in der Phase zwischen Aussaat und Ernte, ebenso wie in der Zeit zwischen Ernte und erneuter Aussaat.
Werde ich noch einmal das Banner des Kampfes aufnehmen? Ich glaube nicht. Das Banner habe ich weitergegeben, meine Energie in die geistige Vorbereitung der AfD gesteckt. Dort wird dieser Kampf weitergeführt. Meine Ideen habe ich gegeben, nun ist die Zeit loszulassen. Ich will nicht deren Zukunft bestimmen, das ist die Aufgabe jüngerer Leute mit neuen Ideen. Ich sehe so oft, wie sich Leute an Posten und Macht klammern, aus Furcht, das Ansehen zu verlieren, in die Vergessenheit zu versinken. Es sind gerade diese Leute, die mit diesem Verhalten das zerstören, was sie ursprünglich der Nachwelt hinterlassen wollten. Ich schließe den Weg ab, solange ich noch auf dem Gipfel stehe.
Ich werde meine Bücher weiterhin anbieten, auch wenn ich nicht versprechen kann, sie schnell auszuliefern. Ich ziehe mich zurück, um neue Ideen zu sammeln, um meinen künftigen Weg zu finden. Wenn ich bereit bin, werde ich mich erneut hingeben, um das Neue in die Welt zu bringen, was durch mich in die Welt treten möchte. Noch weiß ich nicht, was das sein wird. Ich habe den Kanal zu Höherem blockiert, indem ich dem Drang zu irdischem Kampf nachgegeben habe. Um Raum für Neues zu schaffen, muß das bestehende Gefäß erst einmal geleert werden.
Ich möchte den Lesern für die Treue danken, die sie mir in all diesen Jahren gehalten haben. Ich möchte für die Unterstützung danken, die ich in vielfältiger Form erhalten habe. Ich danke meiner Hofastrologin, und ganz besonders meinen Anwälten, die das Leben dieser Seite um mindestens sechs Jahre verlängert haben.
Ich wünsche Ihnen allen Glück, Gesundheit und ein langes Leben. Mögen Ihnen, mögen unserem Land und unserem Volk bald bessere Zeiten beschieden sein!
© Michael Winkler
Mit freundlichen Grüßen! René Schneider Seminare Breul 16 48143 Münster Telefon (02 51) 3 99 71 61 Telefax (02 51) 3 99 71 62 URL: http://www.muenster-seminare.de/ E-Mail: [email protected] USt-IdNr.: DE198574773
Heute habe ich nachträglich den „René-Schneider-Ehrenpreis für deutsche Kunst und Kultur 2017“ an Herrn Michael Winkler für sein Lebenswerk verliehen
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Krisenfrei dieter Quelle
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diplodocus1337 · 6 years
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Update zu der Geschichte mit Nate und co.
Hi! Ich hab in den letzten Monaten hin und wieder am Konzept von dem ganzen Ding gesessen und so einiges umgeschrieben/dazugepackt, und mittlerweile ist das Projekt total anders als am Anfang gedacht - das heißt auch, die zwei Posts hier sind nicht mehr die aktuellsten... Erstens werd’ ich das ganze nach Phrenia benennen, also der Stadt, die im Mittelpunkt der Geschichte steht.
Zweitens kommt eine neue Perspektive hinzu, und alles wird quasi von zwei Seiten erzählt: Nate und seine Armee auf einer Seite, und auf der anderen Seite... nun, seht selbst. Beide spielen eine große Rolle, und deshalb wollte ich nicht einfach den Fokus auf Nate lassen, wäre zu egoistisch. Außerdem fängt das Ganze nicht mehr mit Nate an, sondern eben auf der anderen Seite.
Außerdem hab ich die ersten zwei Kapitel hier und da umgeschrieben, damit alles irgendwie passt und Sinn macht, mittlerweile sieht der Anfang so aus:
1. Zuflucht 2. Flucht 3. Gefallene (Nate 1) 4. Kontrolle (Nate 2)
Ab 5 ist noch nichts angefangen außer lauter Ideen und Ansätze, aus denen mit der Zeit etwas wachsen wird :)
Unten folgt, was bisher fertig ist, und sobald ich neben Uni Zeit finde, weiter zu schreiben, bearbeite ich den Post hier um Kapitel 2 ganz zu haben! (Edit: Ist passiert.)
Viel Spaß!
1. Zuflucht
Manchmal schenkt dir das Leben ein wenig Zuflucht, und wenn es das tut, dann fragst du einfach nicht weiter nach. Das wäre unhöflich.
So kam es, dass ich heute morgen aufgewacht bin im ersten Stock eines riesigen, verlassenen Hauses, das aus meiner Heimatstadt ragt wie ein Monolith am Rande der Zivilisation. Ich weiß nur noch, wie ich gestern nachts wie schon so oft durch Phrenias endlose Gassen, Zentralen und Verzweigungen gestolpert bin, und letztendlich hier eingeschlafen bin: Meine Beine haben meinem Hirn die weiße Flagge erhoben, mein Bewusstsein ist entschwunden, und sobald ich es wieder greifen konnte, fand ich mich in einem altertümlichen Schlafzimmer wieder. Eine Matratze, ein klobiger Holztisch, ein Fenster… und jede Ecke hier strahlt eine bestimmte Wärme aus. Eine Seltenheit. Während ich versuche mir zusammenzureimen, wo ich gelandet bin, vibriert der Boden neben mir. Mein Smartphone leuchtet auf. Eine neue Nachricht von Emily. Oh Gott, alles nur das nicht. Ich hebe das Ding auf, stecke es weg, und scheitere dabei, die Signale meines Gehirns abzuwürgen, die mich an das katastrophale Ende meiner letzten Beziehung zu erinnern, und- Halt. Einmal tief durchatmen.
Erst einmal will ich wissen, wo ich gelandet bin – es ist nicht das erste mal, dass ich einfach einen Bewusstseinsschnitt habe und in einem Teil der Stadt aufwache, den ich bisher noch nie gesehen habe, was vielleicht auch so bleiben sollte.
Manche Leute brauchen dafür Alkohol. Ich brauche dafür lediglich meinen Orientierungssinn.
Auf dem seltsam neu aussehenden Holztisch vor mir liegt ein etwas abgewetzter Stift und ein Stapel Blätter. Wenn ich wollte, könnte ich einfach ein paar Stunden lang hier sitzen und vor mich hin kritzeln, während vor dem Fenster Phrenia aufwacht. Ich muss nur sicher sein, dass mich niemand hier raus wirft. Dann wird das Kratzen meines Stifts und die Lebenssignale aus der Stadt zu meiner einzigen Geräuschkulisse, und die Zeit schmilzt weg. So und nicht anders hat mich das Schreiben vor der Grenze des Wahnsinns gehalten. Wenn das Leben dir mal wieder den Mittelfinger zeigt, einfach alles in Worte fassen, nenn es Kunst, und raus damit! Hat ja sonst immer funktioniert. Nur habe ich das Gefühl, nicht alleine zu sein. Ich öffne die Tür, und zu allen Seiten erstrecken sich Flure und Treppen. So viel Raum für Menschen, und den Lärm den Menschen normalerweise mit sich bringen – doch es ist vollkommen leise. Kein inkonsequenter Smalltalk, keine nervigen Kinder oder ihre nervigen Eltern. Keine Pärchen, die sich gegenseitig liebevoll anschreien. Nichts. Absolut nichts. Endlos lange Reihen von Türen schweigen mich an.
Doch natürlich bin ich hier nicht ganz alleine – am Ende von einem der Flure nähert sich irgendeine dunkle Gestalt. Der schwarze Stoffumhang schmiegt sich an die dunkle Haut, und je näher der Umriss kommt, desto sicherer bin ich mir, dass die Situation hier schmerzhaft enden könnte. Ich weiß bloß noch nicht, warum.
"Na, junger Mann, was bringt dich in diese verlassenen Hallen?“, sagt der Mann, und grinst schief, aber trotzdem irgendwie wohlwollend. Seine Stimme hat etwas warmes, einhüllendes, aber auch dunkles und tiefes. Ich muss mit allem rechnen.
„Da habe ich wohl geglaubt, ich werde hier nie Besuch bekommen“, fährt er fort. Der Mann bleibt vor mir stehen, und ich fische nach Worten, aber keins findet den Weg durch meinen Hals.
"Mein Name ist Joseph", sagt er nach einer unbequemen Pause und streckt die rechte Hand zu mir aus. Ein wenig widerwillig erwidere ich den Händedruck. "Clarence."
Joseph macht einen entschiedenen Schritt in einen der Flure, und deutet an, ich soll folgen. Ich habe keine Wahl, also gehe ich neben ihm entlang.
"Also, junger Mann, ich habe nicht allzu viele Worte von dir erwartet, aber ich fürchte, du musst da was erklären. Du bist einfach gestern nachts durch den Eingang gestolpert, bist nach einer Weile in der Lobby umgefallen und eingeschlafen, und ich habe dir ein Bett improvisiert.“
Ich muss schlucken. Eine Lobby? Wo zur Hölle bin ich?
Joseph bleibt stehen, dreht sich zu mir um, und schaut besorgt drein. „Du sahst aus, als könntest du Hilfe gebrauchen. Ist alles in Ordnung?"
„Ähm, alles in Ordnung. Ich habe ehrlich gesagt keine viel bessere Erklärung. Ich habe einfach einen Platz zum Schlafen gebraucht und ähm… danke. Ich hoffe ich störe sie nicht, bei – was auch immer.“
Joseph lächelt, und sein Gesicht schlägt Falten.
"Im Gegenteil, junger Mann. Also, bist du obdachlos? Es gibt in letzter Zeit mehr und mehr junge Leute in der Gegend, die kein zuhause haben, weißt du, ich habe viele Generationen hier miterleben können und…"
Der alte scheint gerade in eine Geschichte ausbrechen zu wollen, aber ich muss ihn unterbrechen: "Eher so etwas wie ein Nomade. Es ist etwas kompliziert“, bringe ich hervor. Das scheint Joseph all den Schwung genommen zu haben.
„Aber man lernt interessante Menschen kennen...“, füge ich schnell hinzu, und stocke kurz, um bloß nichts falsches zu sagen. „Und vielleicht finde ich ja irgendwann einen Ort, an dem ich bleiben will.“
"Aha! Na dann, willkommen in meinem Hotel. Seit Jahren steht das ganze Ding hier leer, und außer mir hat jede Menschenseele dieses Hotel verlassen. Lange Geschichte. Na, komm doch mal mit. Lass mich dir mal was erzählen…"
Ein Hotel?! Diese armseligen, einsamen Räume hier sollen ein Hotel darstellen? Was auch immer. Einfach folgen. Joseph erhebt die rechte Hand theatralisch gen Gang. Während ich ihm unentschlossen folge, kündigt er an: „Was du hier siehst, war einmal vor langer Zeit geplant als ein riesiges, luxuriöses Gebäude, das Reisenden aus aller Welt eine Zuflucht bieten sollte. Es sollte ein Symbol sein für das Aufblühen eines neuen Planeten in Aquil's Reich. Es sollte unter meiner Führung Besucher aus dem gesamten Rest des Universums willkommen heißen. Und vor allem würde ich mit dem wichtigsten Menschen in Phrenia Hand in Hand arbeiten – dem Oberkontrollrat!“
Ein wenig Stolz schleicht sich in Josephs Gesicht, und er holt tief Luft.
"Doch wie du siehst, lief nichts wie geplant...“
Der alte Mann schenkt mir einen vielsagenden Blick, der mir wohl klarmachen soll, ich kann mich mal auf etwas gefasst machen. Wenn ich eine Sache weiß über alte Menschen, dann ist es ihr nicht enden wollender Redebedarf. Joseph räuspert sich, und begibt sich irgendeine weitere drehende Treppe in die Dunkelheit hinunter.
„Nun, das Projekt Phrenia war fast vollbracht, und wir wollten die Tore öffnen für den Rest der Welt, doch kurz bevor das offizielle Signal gegeben wurde, gerieten so einige Zahnräder ins Stocken. Ich erinnere mich noch daran, wie die Durchsage durch die Stadt hallte und jeden von uns Phreniern erstarren ließ. So standen wir da, und folgende Neuigkeit erreichte uns: Weit außerhalb der Stadt, in den noch unerkundeten roten Wüsten, fanden wir mit einem mal… Dinge. Lauter wilde, unberechenbare Dinge, die plötzlich aus dem Kern von Terax gekrochen sind, und jedes von ihnen hat es auf Phrenia abgesehen.“
Joseph dreht sich wieder zu mir. Ihm ist anzusehen, dass er wohl lange darauf gewartet haben muss, dass irgendwer irgendwann einmal seinen neu erkorenen Unterschlupf besucht, und er seine Lebensgeschichte erzählen kann. Er legt eine dramatische kleine Geste hin, und fährt fort.
„Und nicht nur eine, gleich fünf Lebensformen sind quasi aus der Hölle zu uns heraufgeklettert, hörst du! Niemand hatte das kommen sehen, noch nicht einmal unser Aquil. Darauf befahl der damalige Oberkontrollrat den hellsten Köpfen in Phrenia, so schnell wie möglich ein Militär zusammenzukratzen, und lauter junge Menschen sind aus der Stadt an die Front gestürmt. Ich war damals in meinen Vierzigern, konnte also nur hier sitzen und zusehen, während da vor unserer Tür das Inferno tobt.
In nur einer Woche wurde das gigantische militärische Hauptquartier aus dem Boden gestampft, und die gesamte Stadt wurde überzogen mit einem Kraftfeld, um die verbleibenden Einwohner abzugrenzen. Das Kontrollzentrum ist seitdem leer, und der ehemalige Oberkontrollrat ist seitdem verstorben. Niemand war bereit, Clarence. Niemand. Und trotzdem haben wir gekämpft. Und seitdem, nun... seitdem haben wir 25 Jahre hinter uns. Und das schlimmste kam erst zuletzt. Vor fünf Jahren wurde eine letzte, noch widerspenstigere Lebensform gefunden. Und der Kampf ging weiter...“
Joseph seufzt und sackt ein wenig zusammen, als würde man die Luft aus einem alten Ballon lassen, der sofort von Furchen durchzogen wird. Er klingt mit einem mal nicht mehr so theatralisch, und fährt leise und gebrochen fort:
„Kannst dir ja denken, was aus meinem Hotel geworden ist.“
Joseph kriecht weiter weiß Gott wohin die Treppe herunter, und ich fühle mich so, als wäre ich am Ende eines Vortrages angekommen, dem eine Fragerunde folgt. Ich räuspere mich.
„Und, äh… und was machst du so den ganzen Tag? Läufst du einfach durch die Flure und wartest darauf, dass Menschen hier rein stolpern? So… so wie ich?“, bringe ich nach einer Weile hervor.
„So ungefähr. Mein Sohn Ken ist mittlerweile im Krieg, und ich glaube, das wird er auch bleiben. Für lange Zeit hab auch ich das Hotel verlassen und es einfach dem Schicksal überlassen, bin mit Freunden durch die Stadt gezogen. Jetzt ist es bloß noch ein gottverlassener, symmetrischer Haufen aus Beton und Metall, von dem jeder Mensch nach einer Weile wegrennen würde, weil die Leere zu erdrückend ist. Naja, außer mir. Ich versuche seit einer Weile, den Fluren hier neues Leben einzuhauchen. Du willst gar nicht wissen, wie alles hier vor ein paar Tagen aussah. Aber alleine schaffe ich das natürlich nicht.“
„Und was, wenn Nate doch gewinnt? Was, wenn die roten Wüsten geräumt sind und das Projekt weitergeht? Dann wird dein Hotel doch noch eröffnet!“ So etwas wie ein faltiges Lachen ertönt – bis jetzt wusste ich noch nicht einmal, dass ein Geräusch Falten haben kann – und Joseph antwortet bloß: „Ach, wenn das alles vorüber ist, bin ich doch längst nicht mehr hier. Die letzte Stunde meines Lebens hat geschlagen. Ich habe die Geburt dieser Stadt gesehen, und ihr Ende wirst wohl du miterleben – es dauert nicht mehr lange, bis alles vorbei ist. Das beste was ich noch tun kann, ist verlorenen jungen Leuten wie dir ein zuhause zu bieten. Und überhaupt – oh, scheint so als wären wir angekommen.“
„Wie, angekommen? Hier ist es genauso verlassen wie oben.“
Joseph antwortet nicht, sondern tastet bloß an der Wand neben ihm herum. „Die Lagerhalle, mein Junge. Eigentlich wollte das Hotel hier Reserven für die Stadt aufbewahren, doch jetzt liegt alles einfach in diesen endlosen Regalen herum, ohne irgendwen, der es gebrauchen kann. Eigentlich sind die Teile Nahrungsersatz für die Armee – mein Sohn hat mir das berichtet. Aber im Moment dürfen wir nicht besonders wählerisch sein.“ Joseph greift nach etwas und reicht mir irgendein Päckchen aus Plastik mit einem undefinierbaren grauen Inhalt.
„Hier, Junge. Mach auf. Du hast doch bestimmt Hunger, jetzt wo du ‚Nomade‘ bist?“ Ich drehe das Päckchen etwas unsicher in meiner Hand, und öffne das Plastik.“Oh, danke. Es ist zwar nicht besonders Appetit erweckend, aber ich glaube, ich habe vier Tage lang nichts gegessen.“ Joseph lacht kurz auf, stockt jedoch, und starrt mich besorgt an.
„Du… glaubst? Was ist los mit dir? Und erklär mir doch mal, warum du dich Nomade nennst? Bist du von deinen Eltern weggelaufen? Ha! Als ich in deinem Alter war, habe ich das auch mal getan – nur war da kein einsamer alter Mann, der mich in sein Hotel aufgenommen hat.“ Ich beiße ab. Das Teil schmeckt genau so, wie es aussieht – grau und eckig. Aber es tut gut, nach einer Weile wieder Nahrung zu spüren.
„Naja, ganz so war das nicht. Kurz gesagt… mit der Schule lief es nicht so wirklich. Ich kam mit keinem der Lehrer klar, hatte immer meine Nase in Angelegenheiten, wo sie nichts zu suchen hatte. Das einzige, was ich konnte, war Schreiben. Hin und wieder habe ich sogar etwas veröffentlicht. Irgendwann konnten meine Eltern dann nicht länger durchhalten und sagten mir, entweder ich raffe mich zusammen oder ich ziehe aus – also habe ich die Schule aufgegeben, und bin zu einem Fan gezogen. Sie hieß Emily. Auch sie hat es nach einer Weile nicht mehr ausgehalten. Ich will nicht weiter darauf eingehen. Naja, und jetzt bin ich hier.“
Joseph nickt so, als hätte er diese Geschichte schon hunderte Male gehört. „Aha. Nun, Clarence, lass den Kopf nicht hängen. Du bist ein attraktiver junger Mann, und es gibt unendlich Chancen in dieser Stadt. Vielleicht wirst du ja Autor! Davon haben wir zu wenig“, fordert er mich auf.
„Ach, das dachte ich mir auch. Fans habe ich ja bereits... Emily war eine von ihnen. Weiß nicht, was ich mir dabei gedacht habe. Aber ich glaube, so einfach ist das nicht. Man muss beim Schreiben aufpassen, nicht zu vergessen, wer man wirklich ist.“
Joseph lässt ein weiteres faltiges Lachen hören, und stößt aus Versehen eines der grauen Päckchen auf den Boden.
„Also, wenn alle Obdachlosen in Phrenia solche Geschichten haben wie du, Clarence, dann wird das hier ein bunter Haufen.“ Joseph bückt sich, um das Päckchen aufzuheben, und sieht aus, als würde er dabei fast in der Hälfte zerbrechen. Ich will helfen, aber er ist bereits wieder aufrecht.
„Es ist sehr gutmütig, einfach Menschen bei dir aufzunehmen. So etwas bin ich von Phrenia gar nicht gewohnt. Schaffst du es überhaupt, das alles hier wieder zum Laufen zu bringen?“
Joseph hält sich kurz den Rücken und geht wieder zurück zur Treppe nach oben.
„Mir bleibt nichts anderes übrig. Und außerdem ist die Stadt nur so faul und chaotisch geworden, nachdem der Oberkontrollrat sich dem Krieg zuwenden musste – damals war die Gemeinschaft noch an erster Stelle, hörst du! Seit die Hölle jedoch ausgebrochen ist, macht jeder, was er will – es fing damit an, als diese Terrorgruppe einen der Priester beschlagnahmt hat – das war einer meiner besten Freunde! Weiß Gott, wo er jetzt ist. Seitdem hat ihn niemand mehr gesehen. Du kannst das ändern, weißt du. Ich bin bereits zu alt dafür.“
Eine Weile lang gehen wir beide still die Treppe zurück, und erreichen die Lobby, in der ich anscheinend mein Bewusstsein verloren habe.
„Also, falls du bleiben willst, Clarence, dann bleib. Ich würde mich auf deine Gesellschaft freuen. Falls du weiter Nomade sein willst, bitte. Sei dir nur bewusst, das die Türen meines Hotels wieder geöffnet haben.“
Mit den Worten verschwindet der Alte wieder hinter einem der Flure, genauso plötzlich, wie er aufgetaucht ist.
Und mit ihm verschwindet jegliche Wärme, die ich in den letzten paar Minuten gespürt habe. Es war doch irgendetwas beruhigendes daran, einfach neben ihm her zu gehen und seiner Geschichte zuzuhören. Wer weiß, vielleicht sollte ich wirklich hier bleiben. Irgendeinem alten Mann dabei helfen, ein Zuhause zu bauen. Einfach so. Warum auch nicht, was habe ich noch zu verlieren? Mein eigenes Zuhause habe ich ja sowieso nicht mehr.
Früher oder später stolpern hier bestimmt weitere verworrene Typen wie ich herein, und Josephs letzte Tage seines Lebens machen wieder Sinn... Ich könnte hier jeden Abend sitzen und schreiben, und alles andere wird nicht mehr wichtig.
Oder ich könnte auch einfach weiter – wer weiß, es gibt in der Stadt unendlich Möglichkeiten. Irgendwo finde ich bestimmt andere verlorene Leute.
Oder ich könnte…
Halt. Ich weiß genau, wie ich solche Entscheidungen treffe – ich rappele mich auf und gehe dem Ausgang entgegen. Es gibt nur noch eines, das mich aus diesem Chaos herausholen kann. Ich mache einen Schritt nach draußen, hole tief Luft, und laufe einfach los. Wohin? Das finde ich noch heraus. Hauptsache so weit wie möglich weg von hier.
Während ich anfange, Geschwindigkeit aufzunehmen, grabe ich mich durch meine endlose Sammlung von Musik, bis ich auf Gold treffe – nein, zu langsam, weiter, auch das nicht, zu fröhlich – perfekt!
Ich laufe weiter, und jedes mal, wenn mein Fuß gegen den Asphalt trifft, verschmelze ich etwas mehr mit dem Rhythmus, den die Musik vorgibt – mit jedem Schritt wird die gesamte Welt etwas leichter, und schneller, und noch schneller, bis es irgendwann nichts mehr gibt – nur noch mich, die Musik, und der Weg, der vor mir liegt. Nur, wenn so aller unnötige Ballast aus dem Weg ist, kann ich richtig leben. Und nur nachdem ich anfange richtig zu leben, kann ich mir Gedanken machen über alte Männer und verlassene Gebäude, und deren Zukunft. Und nur, wenn ich meinen linken Fuß nicht mehr vor meinen rechten bekomme, muss ich anhalten
2. Flucht
Alles, was heute morgen passiert ist, löst sich von mir wie eine Schicht Rost. Stattdessen umhüllt mich wieder all das, was ich von Phrenia sonst gewohnt bin:
Die überwältigende Ansammlung von Gerüchen, die es schafft, gleichzeitig salzig, süß, bitter, und alles dazwischen zu sein. Der Asphalt, der scheint, vor Leben zu vibrieren. Die dunklen und scharfen Farben der Gebäude, zerschnitten von grellem Neon.
Und dazwischen Gestalten, die sich durch die Masse stehlen: Blumig gekleidete Gruppen von Jugendlichen, die leichtsinnig durch die Menge tanzen. Einzelne wichtig tuende Typen in schwarzen Anzügen. Hinterhältige, schleichende Schatten, deren Silhouetten den Hintergrund zeichnen.
Alles brodelt vor sich hin, und alles ist genauso liebevoll schief und kaputt, wie ich es von Geburt an kenne. Ich bin endlich wieder daheim.
Von jeder Seite empfängt mich die Stadt wie einen alten Freund – ich war zwar nur einen Monat weg, aber es kommt mir vor wie ewig.
Von dem Lauf aus dem Hotel bis hier brummt mein ganzer Körper vor Müdigkeit, mein Gesicht schwimmt im Schweiß, und jede Bewegung meiner Beine zieht ein wenig, aber mein Hunger treibt mich im Moment noch voran. Ich habe keine Ahnung, wie bescheuert ich wohl aussehe, aber in diesem Teil der Stadt fällt das sowieso keinem auf. Hier, nicht weit vom Kraftfeld, sammelt sich die Sorte von Mensch, die sonst nirgends einen Platz gefunden hat. Denn außerhalb von regulierten Orten gibt es kaum Gesetze, was ein Magnet ist für genau die Typen, die aus der Sicht des Oberkontrollrats Abfall sind. Also eigentlich ein wenig so wie ich.
Ein etwas kleinwüchsiger Mann mit einer viel zu großen Jacke stupst mich an und reißt mich aus meinen Gedanken.
„Sorry. Wollte dich nicht unterbrechen, aber du könntest eine kleine Erfrischung gebrauchen, glaub ich. So, wie du guckst.“ Seine brüchige, etwas zu hohe Stimme passt überhaupt nicht zu seinem zwerghaften Körperbau, aber er hat wohl recht – ich sehe wahrscheinlich aus wie ein Obdachloser. Er gräbt einen Moment in seiner Jacke, holt eine fingerbreite Kapsel hervor, und lächelt mich erwartungsvoll an. „Probier, mein Freund. Ist kostenlos.“
Ohne einen weiteren Gedanken darauf zu verschwenden, was diese Kapsel darstellen soll, gebe ich mir einen Ruck und mache mich davon. „Nein. Nein, danke.“
Der Mann nickt bloß etwas enttäuscht, dreht die Kapsel ein wenig zwischen seinen Fingern und starrt sie an, als würde sie ihm verraten, was er falsch gemacht hat. Daraufhin steckt er sie wieder zurück und macht sich auf die weitere Suche.
Ich bin langsam gewohnt, hier keine Ruhe zu bekommen, aber nach der letzten Woche tut es auch einfach gut, mal wieder Stimmen zu hören außer meiner eigenen.
Nachdem ich so eine Weile lang einfach durch die Menge laufe und die Menschen beobachte, lockt mich der unverwechselbare Geruch des Marktplatzes an. Eine Nase voll von dieser eigenartigen Aura kann eigentlich bereits als Frühstück durchgehen. Aber mein Magen ruft gerade nach mehr – ich taste meine Taschen ab nach den letzten Sparresten, die ich bereits Wochen lang mit mir herumtrage. Ein wenig müssen die wohl noch her halten, und danach… nun... ach, warum mache ich mir Gedanken? Das ist erst später.
Ich finde so meinen Weg durch das Labyrinth aus improvisierten Küchen und Ständen. Überall hantieren gewiefte Verkäufer mit exotischen Gerichten – noch fremder und auffälliger als je zuvor. Ich richte meinen Blick nach oben, wie um mich zu vergewissern, dass Phrenia immer noch Phrenia und der Himmel immer noch blau ist. Und so sieht es aus – weit über all dem Tumult und den Menschen erhebt sich unsere Kuppel, die ich gewohnt bin, seit ich als kleines Kind in die Welt geworfen wurde.
Ich kann mich noch ungefähr an eine Zeit erinnern, als da draußen noch die roten Wüsten waren, und nach oben war alles tief und schwarz, mit kleinen funkelnden Lichtern.
Doch bald zerflossen die kleinen Lichter zu einem deckend monotonem, warmen, elektrischen Blau, dass seit ich richtig denken kann, über uns zuckt um uns zu erinnern, wo unser zuhause aufhört und die wilde Unbekanntheit anfängt.
Je mehr Tage hier durch die Gegend ziehen, desto klarer wird mir, dass wir einfach nur in einer riesigen, stadtförmigen Blase leben, in der die Zeit angehalten hat und Sinn und Zweck sich zusammen mal eine Pause gönnen.
Und trotzdem tummeln sich in dem mittlerweile gigantischen Marktplatz heute unbeschreibliche Dinge, die sogar ich noch nie gesehen habe. Eine verrückt aussehende Kreation nach der nächsten bombardiert meine Sinne – woher kommt all das Zeug? Doch deren plötzliche Herkunft ist nicht mein Problem - jetzt muss ich bloß etwas finden, das einerseits schmeckt und andererseits so aussieht, als würde es nicht mehr leben.
Ich entscheide mich zufällig für eine Richtung und erreiche einen Stand, auf dessen linker Seite sich turmartige, dunkelrote Gebilde aus Fleisch reihen. Kleine Perlen aus matten Grün schmücken die Fleischgebilde, die kaum merkbar vor sich hin pulsieren. Rechts davon, hinter dem Stand, ist eine recht jung aussehende Frau mit Mundbedeckung, in deren rechter Hand sich eine Art Miniaturflammenwerfer befindet. Sie fuchtelt ein wenig damit herum und nickt mir freundlich zu. Es riecht ein wenig nach verbranntem Reifen. Nun ja… nicht ganz so mein Ding.
Ein paar Stände weiter steht ein älterer Mann mit einer Pfeife an einem riesigen, goldbraunen Kessel, den eine hellblaue, schimmernde Flüssigkeit füllt. Bei näherer Betrachtung lassen sich fast durchsichtige farbige Murmeln erkennen, die wie im Tanz dort schweben. Ein wenig wie Quallen schwirren sie umher. Ein Kind steht amüsiert am Rand des Kessels und sieht den Murmeln beim Tanz zu. Gleich daneben ist ein spiralförmiges Gericht aufgewickelt, das einerseits nach Nudeln aussieht, aber gleichzeitig auch – verdammt, was war das? Irgendetwas sticht in die Seite meines Bauchs. Ich schließe instinktiv meine Augen.
Ein herzhaftes Lachen donnert auf einmal, das die gesamte Geräuschkulisse durchschneidet… ein tiefes und polterndes Lachen, das quasi direkt aus dem Magen kommt.
„Endlich habe ich dich... Ewig kannst du ja auch nicht weglaufen, mein Lieber.“
All die Gerüche und Anblicke werden auf einmal zu nichts, und eine altbekannte, widerliche Visage taucht auf, die alles um sich ausblendet. Die Glatze, die Hakennase, und der abgetragene dreckig graue Mantel, den er seit Jahren scheinbar nie gewechselt hat. Mein Geschichtslehrer. Der am meisten verhasste Mensch meines ganzen Lebens.
Ich kann nichts sagen. Ich will nichts sagen. Ich schüttele einfach ungläubig meinen Kopf, und versuche, aus diesem unfairen Fiebertraum aufzuwachen. Ich suche panisch meine Umgebung nach Auswegen ab wie ein Tier in der Flucht.
„Erst bist du derjenige, der das große Theater anfängt, und gleich danach – kein Zeichen, kein Wort, nichts. Du bist einfach nicht mehr aufgetaucht. Dachtest du, du könntest einfach verschwinden, Clarence? Gerne, wenn du das möchtest, kann ich dich einfach verschwinden lassen. Kein Problem. Dich und den Rest deiner elenden Truppe.“
Als ich gerade einen geeigneten Gang in der Menschenmenge finde und mich losreiße, spüre ich einen festen Griff an meinem Nacken.
Die Worte meines Lehrers sind jetzt ganz nah, und seine bebrillte Fratze ist direkt vor mir. „Vor kurzem noch hast du lose geplappert wie sonst etwas, aber anscheinend ist auch dir nicht entgangen, dass du genug gesagt hast. Aber gut. Rede, oder rede nicht. Lauf weg, wenn du willst. Lauf zu deinen verdammten Freunden und komm nie wieder zurück. Wir werden dich nicht vermissen. Aber dir ist klar, was das bedeutet. Ich habe dich und deine Bande lange genug aushalten müssen. Weiß Gott, was du im Sinn hast, oder wo du dich herumgetrieben hast... Aber bei einem kannst du dir sicher sein. Morgen sorge ich dafür, dass du und jeder, den du mitgezogen hast, von der Liste kommt. Für immer.“ Alles dreht sich. Der Griff an meinem Nacken wird fester und fester und mir wird schlecht. Er schenkt mir einen letzten giftigen, stechenden Blick, und jedes seiner Worte drückt mich ein wenig weiter zu Boden.
„Und übrigens – es ist zu spät. Ich habe bereits alle anderen gefunden. Bald schon werdet ihr alle für immer vergessen sein.“
Mit dieser letzten Drohung lässt er mich einfach los und verschwindet zurück in die Menge, genauso plötzlich, wie er aufgetaucht ist.
Mir ist heiß und kalt, und meinen gesamten Körper überkommt das Gefühl, einen Marathon überstanden zu haben. Verdammt. Ich bin hier hin gekommen, um mir keine Gedanken mehr zu machen über alte Männer und ihre Zukunft, doch jetzt…
Eine Weile lang stecke ich einfach nur in der Menge wie verwurzelt, und versuche, nicht umzufallen. Einatmen, ausatmen… doch es dauert nicht lange, bis mich wieder jemand herauszerrt.
„Da! Da ist er!“, hebt sich eine Stimme aus der Menge hervor. Gleich darauf tummeln sich ein paar weitere bekannte Stimmen daneben.
Ich bin immer noch etwas starr von gerade eben, aber mein Herzschlag beruhigt sich langsam, und meine Sicht ist etwas klarer.
„Ah, dich hat er also auch aufgesucht. Was zur Hölle. Echt nicht zu fassen, dieser Typ.“
Ich bin umkreist von ein paar weiteren Leuten, doch der Albtraum ist vorbei. „Oh… du… du bist es, David.“, bringe ich stotternd hervor, etwas erleichtert. „Hi, David.“
Meine Sicht wird etwas klarer.
„Oh, und Hi, Felix. Und ...Klara? Du bist hier? Ich dachte, ich würde euch alle nie wieder sehen...“
Während ich noch meine Begegnung von vorhin verarbeite, kommt mir die Welt mit einem mal viel leichter vor, und ich breite meine Arme aus.
„Es… es tut mir leid. Ich hätte nie weglaufen sollen. Es tut mir alles so furchtbar leid.“
David entgegnet in seiner üblich trockenen Art: „Ist gut. Clarence, wir müssen reden.“
Klara schenkt mir einen halb empörten, halb müden Blick, und bevor ich einen weiteren klaren Gedanken fassen kann, stecke ich in einer Umarmung. Mich umhüllt eine Wärme, die ich schon eine Ewigkeit nicht mehr gespürt habe.
„Was fällt dir ein, hm? Wir haben dich gesucht. Gestern. Vorgestern. Den ganzen letzten Monat halt. Hast du mal wieder vergessen, dass du Freunde hast? Einfach typisch, du Idiot...“ Bevor ich mir eine Antwort ausdenken kann, lässt sie bereits wieder los und sieht beleidigt ein Stück Luft neben mir an.
David erhebt seinen Befehlston. „Hey, Leute, wir -“
Felix redet sofort dazwischen: „Und da haben wir es! War ja klar, dass du irgendwann wieder auftauchst, aber doch nicht hier, und vor allem nicht so… sag mal, was hast du eigentlich erwartet? Übrigens, falls du es vergessen hast – wegen DIR stecken wir in diesem Mist.“
Während ich noch nach Worten suche, zeigt David irgendwo durch die Menschenmenge und kommandiert:
„So, Leute. Ich wiederhole mich: Wir müssen reden. Am besten da, wo weniger Menschen mitlauschen. Ich kenne da so einen Ort. Folgt mir.“
David fängt an, eiligen Schrittes durch die enge Menschenmenge zu laufen wie durch Wasser, und Felix folgt dicht hinterher. Klara schenkt mir noch einen letzten Blick, dessen Gift-Gehalt locker mithalten würde mit einer der genmodifizierten Schlangen aus Phrenias Arena. Mit ihren grün gefärbten Haaren und ihrer immer schlanker werdenden Figur erinnert sie tatsächlich ein wenig an eine Schlange – in Momenten wie diesen kann Klara mir ein wenig Angst machen. Auch sie wendet sich ab und folgt David aus dem Marktplatz – wohin hat es den wieder verschlagen?
Hoffentlich wird das alles heute etwas klarer… mein Kopf schwirrt, und nichts macht wirklich Sinn. Mir ist, als wurde ich in eine Geschichte geworfen, die erst ab der Hälfte anfängt.
Während ich durch die Menge folge, versuche ich mir zusammenzureimen, was sich getan hat – ich bin nur einen Monat aus der Stadt gewesen... kann sich in der Zeit wirklich so viel getan haben? Wie kommt all dieses merkwürdige Zeug in den Marktplatz? Und was ist in unseren alten Lehrer gefahren?
Nach kurzer Zeit hält David unvermittelt an, und dreht sich um, um ein paar Worte zu tauschen mit einer Verkäuferin. Die Menge ist aber zu laut, um etwas zu herauszuhören, und das einzige, was ich an ihr erkennen kann, sind ein teilweise zahnloses Grinsen und ein schiefer, gelber Hut. Ein Händeschütteln später wendet sie sich wieder ab, und David folgt bereits einem weiteren Verkäufer - einem etwas älteren Typ, der den Eindruck eines gutmütigen, aber müden Bernhardiners macht. Die beiden begeben sich hinter die Küche des Standes, und der Verkäufer winkt uns zu. Der heutige Tag war bereits merkwürdig genug, also winke ich zurück und folge ihm hinter die Küche. Der gesamte Stand knarzt, sobald ich ihn betrete, und sogar Klaras sanfte Schritte haben einen knarrenden Klang. Auf dem Weg durch den Verkaufsstand, der mit jedem Schritt ächzend warnt, schenkt uns die Verkäuferin mit dem gelben Hut ein weiteres zahnloses Grinsen. Wir scheinen hier irgendwie willkommen zu sein. Ein paar Schritte weiter beredet David weiterhin etwas mit dem Verkäufer, der nur noch zur Antwort nickt und sich sein Kinn kratzt.
Felix tritt etwas nach vorne, direkt zwischen das Gespräch der beiden:
„Hallo? Magst du uns vielleicht sagen, wer diese Menschen sind?“
David antwortet nur mit einem etwas selbstgefälligem Lächeln und einem Handzeichen. „Folgt mir einfach, Erklärungen gibt es später.“
Mit diesen Worten bückt sich David dem Holzboden entgegen, tastet ein wenig hin und her – und hebt ein Stück Boden in die Luft. Ohne weitere Worte legt er das Stück Holz in eine Ecke und beginnt, sich ein brüchige Leiter herunter zu begeben, die an den kalten Boden unter dem Marktplatz lehnt.
Ich reibe mir kurz die Augen, sehe zwei mal hin und – ja, da ist immer noch ein Loch im Boden. Und Felix und der Verkäufer sind bereits auf der anderen Seite.
David ist nicht mehr zu sehen, und Klara macht sich mit einem Ärmelzupfen bemerkbar. Ich vermeide Augenkontakt und setze einen Fuß auf die Leiter, hoffe, dass sie durchhält – ich lebe noch. So, jetzt noch ein Fuß. Durchatmen.
Unten lässt sich ein schwach beleuchteter Tunnel erkennen, der so scheint, als wäre er halb fertig gebaut, und das Licht der Flammen reicht gerade, um ein paar Meter weit zu sehen.
Eine paar unsichere Schritte weiter ins Halbdunkel, bei denen sich Klara immer noch an meinen Ärmel heftet (wohl um mich mitzureißen, falls sie stolpert), lassen sich wieder David, der Verkäufer, und Felix erkennen.
Felix steht mit verschränkten Armen und herausforderndem Blick den zwei entgegen. Sie scheinen in einer Diskussion zu sein. Die müde, verrauchte Stimme des Verkäufers erreicht uns.
„...gut, na gut, wenn es überhaupt einen gibt, den ich hier durch lassen würde, dann wärst du es. Das weißt du genau. Aber du weißt genauso gut, was passiert, wenn du ein einziges mal unüberlegt deinen Mund aufmachst.“
Der Verkäufer liefert ein übertrieben grimmigen Blick, lässt aber offensichtlich, dass er es nicht ganz böse meint.
David nickt bloß und verdreht ein wenig die Augen. „Ja, doch.“
Es ist eine recht skurrile Szene: Sowohl David als auch der Verkäufer müssen sich ein wenig bücken um nicht an die Decke des Tunnels zu kommen, und beide liefern sich mit ihrer Körpersprache einen kleinen Wettkampf, wie um herauszufinden, wer grimmiger und einschüchternder wirken kann.
Der Verkäufer legt einen drauf: „Nur weil ich dir vertraue, heißt das nicht, dass ich dir jemals verzeihen werde, falls das hier auffliegt“.
Darauf zerschmilzt der grimmige Ausdruck jedoch augenblicklich und macht Platz für ein breites, bärtiges Grinsen. Er klopft mit seiner viel zu breiten Hand David zum Abschied auf die Seite, wie man es bei einem Pferd macht. Jeder andere würde dabei umfallen, doch David bewegt sich keinen Millimeter, sieht aber etwas entwaffnet aus.
Der Verkäufer dreht sein Grinsen zu mir und Klara, und seine kratzige Stimme erklingt ein weiteres Mal.
„Machts gut, passt auf euch auf.“
Innerhalb von Sekunden verschwindet der Verkäufer wieder zurück ins Halbdunkel, wohl auf dem Weg zurück. Mittlerweile sieht es jedoch in beide Richtungen gleich aus... wo das ganze wohl hinführt?
Während seine erdigen Schritte von uns stapfen, überkommt Felix‘ Gesicht erst Verwunderung, dann Zorn und schließlich Ekel. Ein paar Sekunden lang bewegt sich sein Mund geräuschlos. Darauf: „Wer. Zur. Hölle. War das. Wo sind wir. David, rede! Rede verdammt noch mal.“
David hat immer noch das selbstgefällige Grinsen auf, mit dem er vorhin noch draußen auf dem Marktplatz stand. „Oh, das ist nur mein ehemaliger Chef. Ich hab in den Ferien mal Arbeit auf dem Marktplatz gesucht, und der Typ sah eben… interessant aus. Nun, während ich mit ihm und seiner Frau dort gearbeitet hab, haben wir uns wohl ein wenig kennen gelernt... und ich durfte etwas erfahren. Von ihrem Projekt.“ Davids Selbstgefälligkeit schraubt sich immer weiter in die Höhe. Er zwinkert, was Felix nur noch wütender macht.
„.Über solche Dinge redet man, weißt du. Aber ich bin ja nichts anderes von dir gewohnt.“ Klara neben mir schnaubt, ein wenig wie ein Kessel, der kurz vorm überkochen ist.
„Sag mal, kannst du aufhören, uns immer alles zu verschweigen? Wie lang weißt du schon hierüber? Was ist das alles hier überhaupt? Was hast du diesem seltsamen Mann versprochen? Du wirst langsam noch schlimmer als Clarence.“ Klara dreht ihren tödlichen Blick zu mir, und ich starre instinktiv die Tunnelwand an, um auszuweichen. „Du hast uns nämlich auch so einiges zu erklären.“ Klara holt aus für eine verbale Folter, David reagiert jedoch kühl: „Ganz ruhig, eins nach dem anderen. Du wirst schon ganz rot. Ich will euch erst einmal zeigen, wo ich euch hier hin geführt habe.“
David dreht sich um und spaziert gemächlich weiter, als gäbe es kein Problem in der Welt. Klara kocht weiter vor sich hin, jedoch folgen wir alle, wenn auch widerwillig.
Eine Weile lang hören wir nichts als unsere leicht matschigen Schritte und ein weit entferntes Rascheln, dessen Ursprung ich nicht näher wissen will. Ich weiß nicht, was mich gerade mehr nervt – dieser Tunnel, der anscheinend dafür gebaut ist, Klaustrophobie auszulösen, sogar wenn man sie nicht hat, das Licht, durch das wir nicht weiter als zwei Meter sehen können, oder vielleicht die Tatsache, dass ich immer noch nicht weiß, wo wir überhaupt sind oder wo es hingeht.
Felix grummelt ein wenig und fügt hinzu: „Und überhaupt, ich finde, dass – AH!“
Daraufhin bleibt er plötzlich stehen, sodass ich fast in ihn hinein laufe, und fasst sich an den Kopf. Felix dreht sich um und versucht, besorgt auszusehen. „Alles in Ordnung?“ „Mhm...“, kommt von Felix zurück. „War nur ein kleiner Stein. Sag mal… bist du dir sicher, dass hier nichts einstürzt? Hier sind eigentlich nur ein paar Holzbalken hier und da.“
David scheint einen Moment zu überlegen, und versichert: „Klar. Wie dem auch sei, wir sind gleich da.“ Daraufhin trotten wir ein wenig weiter, und tatsächlich, da vorne wird es heller. Eine weitere Leiter kommt in Sicht, und es scheint eine Öffnung zu geben.
„So, Leute“, meldet sich David. „Und jetzt seht mal nach oben.“ Eine kurze Weile lang starrt David gespannt uns drei entgegen, während wir stirnrunzelnd zum Himmel sehen. Tatsächlich – irgendetwas ist seltsam. Der Himmel sieht nicht ganz so aus wie immer…
„W… warte mal“, stammelt Felix. „Die Kuppel. Wo ist die Kuppel hin?“ Seine Augen weiten sich ein wenig.
„Stimmt. Und was ist… David, wo hast du uns hingeführt?!“
Klara kommt plötzlich aus ihrer Starre heraus und klettert die Leiter aus der Öffnung hoch, schnell und kontrolliert wie sonst nie. Ich folge, und vor uns breitet sich klar und deutlich eine Landschaft aus, die ich fast schon für ein Märchen gehalten habe. Ich zweifele langsam an meinem Verstand, und drehe mich wieder zum Tunnel.
„Wir… ähm... wir sind doch nicht etwa...“, stammele ich los, doch bevor mir ein weiteres Wort über die Zunge kommt, packt Klara David fest an den Schultern, schüttelt ihn ein wenig, und ruft: „DAVID! Wir sind in den roten Wüsten! Hast du sie noch alle? Hast du dein Gehirn auf dem Marktplatz gelassen? Was ist heute mit dir?“
David bleibt komplett ruhig und gelassen, wenn auch ein wenig genervt, und setzt zu einer Erklärung an. Plötzlich höre ich von unten: „Oh… oh nein. Nicht mir mir. Nope. Niemals“. Felix ist gerade am Ende der Leiter angekommen, und steigt bereits wieder zurück. „Viel Spaß euch da oben! Ich werde heute nicht von wilden Viechern verspeist.“
3. Gefallene
Der Wind flüstert mir Flüche zu. Die Luft beginnt, mich langsam zu erwürgen, und der Himmel starrt mich vorwurfsvoll an.
Und in der Mitte von all dem: Kämpfer an meiner Seite, deren Leben schon seit langem nicht mehr ihnen selbst gehört, sondern ihren Kameraden, ihrem Anführer, und nun schließlich der feuchten, kalten Erde. All das, was ich im Krieg ignoriert, verstaut und verdrückt habe, fängt an, kleine Risse in den Staudamm zu schlagen. Der Regen trommelt den Rhythmus zum Trauermarsch, und meine Gedanken singen den Refrain. Wieder, und wieder, und wieder:
Es schien mir, als hätten wir irgendwann den Vernichtungskrieg erschaffen und entschieden, es war keine gute Idee. Und doch sitze ich hier, Jahrzehnte später. Und vor mir liegen die Zeichen, dass wir uns zwar hübsch kleiden, aber im Grunde immer noch Affen sind. Affen mit Smartphones. Eine Ansammlung von Primaten mit Anzügen, Medaillen und hoch technischen Methoden, Steine zu werfen. Affen, die sich einreden, wenn man sich lange genug auf die Brust klopft, wird man respektiert. Doch im Krieg gibt es keine Gewinner. Höchstens jemanden, der dir auf die Schulter klopft und sagt, gut gemacht. Auch wenn es nur dein eigenes Ego ist.
Ich weiß noch genau, wie ich vor 30 Jahren zu der Armee getreten bin, als Jugendlicher gefesselt von der Idee, für etwas zu Kämpfen - ein Volk, ein Anführer, ein Ziel. Den Blick nach vorne, dem Gegner entgegen, mit festem Boden unter den Füßen und einer Waffe in der Hand. Dort wurde mir vorgeschrieben, Gefühle sind nicht männlich - und jetzt sitze ich hier, angesehener Kommandant mit eigener Division, und heule wie ein kleines Kind, das die Welt nicht mehr versteht und wütend die kleinen Fäustchen ballt. Denn es gibt Dinge, vor denen du nicht weglaufen kannst.
Trauer wird langsam niedergewalzt von kochender Wut. Recht unbeholfen reiße ich mir den Helm vom Kopf und werfe ihn in den aufgeweichten Boden, um nach Luft zu schnappen. Riecht nach Verderben. Ich richte mich mühsam auf, mein Gewicht gegen die Rüstung stemmend, die ich noch immer anhabe nach dem heutigen Sieg. Ich kann kaum aufrecht stehen, die Welt wackelt und verliert das Gleichgewicht.
Langsam wird alles um mich dunkel, verschwimmt, entfliegt. Meine Knie werden schwach und meine Rüstung zieht mich zu Boden. Meine Gedanken verlieren den Fokus und zerfließen, bis es um meinen Körper weich wird und alles nur noch schwarz ist...
"KOMMANDANT DECKER! Wachen sie auf!" ertönt plötzlich eine vertraute Stimme.
Alles ist grell und hämmert auf meine Nerven, und irgendetwas ruckelt an meiner Schulter.
"Was... wer... wo bin ich?"
Eine andere Stimme: "Nate, wir haben dich gestern auf dem Friedhof gefunden, mitten im Schlamm. Du lagst einfach da, also haben wir dich zum Hauptgebäude getragen. Was ist los?"
Das Licht schmerzt. Alles ist viel zu laut und viel zu unklar. Unter mir ist es weich.
"Wir haben gewonnen, Nate. Wir sind Helden, aber vor allem bist du das. Jetzt dreh dich doch endlich um."
Eine Hand fasst meine Schulter und zerrt sie zur Seite.
Meine Sinne werden überschwemmt.
Die Welt bringt sich langsam in Fokus und hält mir drei erwartungsvolle, fröhliche Gesichter entgegen. Vor mir sind drei der Soldaten, die ich vor kurzem noch durch die Hölle gezerrt habe. Sie haben überlebt. Und nun stehen sie vor mir, jeder mit einem blöden Grinsen. Ken, Adam und Steve.
Adam ergreift wie immer als erster das Wort: "Also, na geht doch. Du hast keine Ahnung, was dir heute bevorsteht. Wir warten auf dich."
Es war ungewöhnlich, sie alle ohne Helm zu sehen - ohne tödliche Waffen. Ohne dem Zwang, sie einen weiteren Tag im Kampf zu begleiten. Einfach nur drei Menschen, die mich durch den Abgrund begleitet haben und froh sind, dass alles vorbei ist.
Langsam findet sich meine Stimme wieder. Sie ist etwas heiser, aber funktioniert noch.
"Ich weiß auch nicht ganz, was gestern mit mir passiert ist. Es war einfach alles zu viel - der Sieg, all die von uns, die es nicht geschafft haben... und ich hatte auch noch irgendeinen Albtraum, glaube ich. Aber es ist ja alles vorbei - Heißt das, es fangen Zeiten des Friedens an?"
Die drei schenken sich ein paar unbeholfene Blicke. Adam setzt zu einer Antwort an.
"Gute Frage, Nate. Wir werden wohl abwarten müssen. Du weißt doch, mit wem du es zu tun hast. Aber im Moment haben wir gewonnen, und du kannst dich ausruhen. Naja, nachdem hier alles aufgeräumt ist, natürlich, du weißt was ich meine." Ken mischt sich ein:
"Nun, mach dir einfach mal keine Gedanken. Die Arbeit, die du für Aquil und uns geleistet hast, war fantastisch. Keiner hat geglaubt, dass wir es schaffen würden, es war quasi eine Kamikaze-mission. Willst du nicht wenigstens Aquil's Reaktion sehen? Deinen Aufstieg erleben?"
Ich will fast schon etwas erwidern, aber der Optimismus in Kens Stimme ist einfach zu viel. Wie ein Clown, der auf einer Beerdigung antanzt. Mir entfährt ein kurzes Lachen.
"Ihr habt euch in den fünf Jahren echt kein Stückchen geändert."
Ich richte mich auf und beobachte die drei etwas näher. Erinnerungen von gestern kommen auf.
"Ihr habt mich also auf dem Friedhof gesehen und einfach hier hin geschleppt?"
Die drei nicken stumm.
"Na gut, Jungs. Dann auf mit euch, steht nicht so dumm rum, los! Ich bin ja nicht mehr euer Kommandant, und ihr seid nicht mehr im Dienst! Ich nehme an, ihr dürft zurück?"
Keine Antwort kommt, und eine unbehagliche Atmosphäre kriecht durch den Raum.
"Nun, das wäre schön, aber Aquil hat noch nichts gesagt.", erwidert Adam. "Sie steigen doch jetzt auf, oder? Nun, Aquil hat etwas für uns alle geplant. Er wartet auf sie. Vielleicht werden wir hier noch ein Weilchen verbringen müssen..."
"Das Gefühl, dass das alles hier nie wirklich vorbei sein wird, hatte ich ja gestern schon..."
"Keine Sorge Nate, es sind bestimmt gute Neuigkeiten. Glaube ich, äh, wir. Komm einfach nach draußen, sobald du bereit bist. Wir sind dann erst mal weg."
Emsige Schritte entfernen sich, und meine Umgebung fängt an, wieder Sinn zu machen. Während ich versuche, meine Gedanken zusammenzutreiben wie eine Herde Schafe mit Epilepsie, kommt so langsam eine Erkenntnis an: Heute werde ich endlich Level 3 erleben. Einen Schritt weiter auf der Leiter zu Aquil.
Ich werde endlich einen Einblick darin bekommen, was den meisten von uns das ganze Leben lang verborgen bleibt - und vor allem werde ich endlich Kontrolle haben. Ja! Der erste verdammte Moment, in dem ich nicht mehr ein gut geöltes Zahnrad in der Maschine meines eigenen Lebens sein muss... die Kontrolle über die Zukunft meiner eigenen kleinen Welt... das Lenkrad dreht sich, und ich bin am Steuer!
Mit einem gewaltigen Stoß ist all meine Müdigkeit weg und macht Platz für die Art von Energie, die ich das letzte Mal nur gespürt habe, als ich zum Kommandant aufstieg und mit Aquil sprach... einer der seltenen Momente in meinem Leben, in denen ich ihn direkt erleben konnte.
Wie würde es wohl aussehen? Mein eigenes Kontrollzentrum...
Im nächsten Moment bin ich bereits auf dem Weg durch die blanken, weißen Korridore. Überall Soldaten, die vor einem Tag noch mit mir in das Herz des Gegners vorgestoßen sind, und entgegen aller Erwartung auch noch überlebt haben. Viele von ihnen in angeregter Unterhaltung, andere, die bei meinem Anblick nur noch respektvoll nicken.
Mich durchquert das unfreiwillige Gefühl, durch ihre Augen in meine eigene Vergangenheit zu blicken, als ich noch selbst einer von ihnen war: Einfach nur froh, einem gemeinsamen Ziel zu folgen. Alles hat noch mehr Sinn gemacht damals, bevor ich selbst derjenige mit der Befehlsgewalt wurde. Bevor ich herausgefunden habe, dass Kommandanten und Lehrer auch nur Menschen sind. Dass man verkünden muss, man hat gewonnen, ohne jemals wirklich sicher zu sein. Dass man sich nie wirklich fühlt wie die Helden, zu denen man aufsieht. Dass man sich selbst im Krieg verbirgt und eine Maske aufsetzt, nur um allen um sich Hoffnung zu geben - selbst jetzt noch.
Während ich so das altbekannte Gebäude durchlaufe, wird mir klar, wie unbekannt mir mittlerweile mein altes Leben ist - ich war hier selber noch vor 10 Jahren, mit der Hoffnung, irgendwann aufzubrechen und endlich für etwas kämpfen zu können. Wie ich jeden Tag aufs neue träumte, selber derjenige zu sein, der Sinn schafft und wilde Planeten bändigt. Doch jetzt, wo ich durch den Vorhang getreten bin, ist alle Magie verloren.
Mittlerweile bin ich im Forum, umgeben von lauter erwartungsvollen Augen - alle von ihnen haben gestern beobachtet, wie unter meiner Hand Terax endlich gebändigt wurde, und eines ist klar - sie wollen mehr. Jetzt ist der Punkt angekommen, an der der Held der neuen Generation eine Rede liefert, und mit ihr: Hoffnung auf bessere Zeiten. Doch nicht jeder Held weiß immer, wo es hingeht.
So stehle ich mich durch die Menge, den kleinen Gang im Auge, der mich zu meiner Zukunft führen soll.
Die Feier kann warten - erst steige ich auf in Aquils Reich. Das habe ich mir verdient...
Doch plötzlich hebt sich jemand aus dem Soldatenmeer hervor.
"Nate!", erklingt es. Nicht viele meiner Soldaten dürfen mich mit meinem Vornamen ansprechen, von daher erkenne ich die wenigen, die dies tun, direkt an ihrer Stimme. Dies war Vincent - während der letzten Jahre war er einer der einzigen, die die Lebensform auf Terax erkannt und verstanden haben. Seit Jahren sind etliche Zivilisationsversuche hier gescheitert - nur Vincent und einige andere, unter meinem Kommando, haben endlich den Durchbruch geschafft. Seine unendliche Wissbegierde ist so scharf, dass ihr nichts standhalten konnte - noch nicht einmal unbekannte, tödliche Lebensformen, die unter einem mysteriösen Kommando ganze Armeen verschlucken konnten. Wenn die Zeit kommt, meinen Nachfolger zu wählen, wird er es sein.
"Ich habe gehört, du steigst heute auf?", spricht er mich zögernd an. In seinen Augen war keine Spur Neid zu erkennen, bloß Vertrauen - das gleiche Gefühl, was uns über die letzten paar Jahre zusammengeschweißt und vorwärts getrieben hat.
"So hat Aquil es versprochen. Und nicht nur ich. Du weißt ja, ich werde einen Nachfolger brauchen..."
Ich versuche, vielsagend und väterlich zu Zwinkern, lege aber eine Fehllandung hin.
"O... Oh....", stottert Vincent, halb ungläubig, halb irritiert, wie er so von unten zu mir heraufsieht. Mit einem Wink signalisiere ich Vincent, mitzukommen. Unsicher folgt er mir.
"Gut, wo wir schon davon reden, wie war es eigentlich, als du ihn das letzte Mal erfahren hast? Jeder, der von Aquil redet, scheint ihn ganz anders zu sehen."
"Ach, das letzte Mal, da war ich noch in deinem Alter. Ich kann eigentlich nur sagen, dass er klarer ist als alles andere, das ich je erfahren habe. Es ist fast so, als wäre er die ganze Zeit bereits in dir gewesen, jedoch tritt er nur selten heraus. Ich glaube, er ist in uns allen. Schade eigentlich, dass so viele von uns ihn nie zu sehen bekommen..."
"Naja, vielleicht werde ich ja bald sehen, was alle meinen", spricht er, halb zu sich selbst. "Ich kann mir halt kaum vorstellen, dass Aquil wirklich all das ist, was die Legenden umschreiben, weißt du? Manche halten ihn für einen Gott... eine... eine Art ewig ruhende Kraft, die aus antiken Tempeln gestiegen ist, um sich daran zu setzen, das Universum richtig zu rücken und ewige Ordnung zu bringen. Oft genug habe ich vor unseren Missionen in der Innenstadt Menschen dabei beobachtet, ihn anzubeten, sodass wir es schaffen, Terax zu bändigen. Aber was für ein Gott würde seine eigenen Ideale erzwingen, in dem er ganze Rassen auslöscht? Du hast doch gesehen, was auf Terax gelebt hat, Nate. Na gut, eins ist sicher, Aquil ist kein Mensch. Ein Mensch wäre längst gestorben.
Überleg doch mal, wie alt er wohl jetzt ist. Wie viele Jahrhunderte versickerten während seinem Regime? Wie lange hatte er Leute wie uns in seiner Faust? Wie viele Wellen von Menschen bevölkerten bereits sein Reich, während er dort oben seinem Werk nachgeht? Versteckt. Allmächtig. Unantastbar für Soldaten wie uns. Naja, vielleicht ein wenig antastbar für dich."
Vincent und ich schieben uns weiterhin durch die Menge, und seine zaghafte Stimme erklingt wieder.
"Nate, du sagst nichts."
Ich muss unwillkürlich seufzen. "Ich halte es für sinnlos, festzumachen, wer oder was Aquil genau ist und was er mit uns vorhat. Er ist da, um uns Halt zu geben, einen Antrieb. Jeder, der zu viel nachbohrt, verliert sich irgendwann erfolglos und rutscht ab.
Als ich noch meine jungen Jahre hier in Phrenia verbracht hab, als alles noch neu war und jeder zweite die Regeln brechen wollte, gab es so eine Gruppe. Eine alte Freundin von mir war auch dort, ich habe sie jedoch nur von der Seite betrachtet. Angefeuert von jugendlich rebellischem Geist entschied sie und der Rest ihrer Truppe, folgendes zu verbreiten: Aquil ist irgendwann einfach nur einer von uns gewesen, ein normaler Mensch gewesen, der der Technik befahl, sich um ihn zu winden, und ihm ein neues Leben zu schaffen. Modifiziert und ergänzt soll er nun auf seinem kalten Thron sitzen, den Rest der Menschheit unter sich versammelt als Mittel zum Zweck. Somit sind die Aufstiege nur da, um Leute in die Armee zu bekommen.
Sie nannten sich "The Beast", infizierten die Displays in Phrenia's Einkaufszentren und sabotierten die jährlichen Feste, um ihr Wort zu verbreiten. Damals fand ich noch, meine Freundin und ihre Mitstreiter waren die coolsten Menschen, die ich kenne. Aber mal ernsthaft, Vincent. Was für einen Sinn macht es, all die festen Werte zu zerstören? Letztendlich siehst du es doch: Aquil hat uns das Universum gegeben, und wir ihm dafür Vertrauen - und so und nicht anders haben wir zusammen Terax unter Kontrolle."
Vincent versucht sichtlich, mehr Sinn aus der Situation zu schlagen als möglich, und fragt:
"Naja, sagen wir mal, du hast Recht. Aquil will nur das beste für uns, und es ist sinnlos zu versuchen, ihn genau zu definieren. Was ist er dann? Kein Mensch, kein Gott, sondern eine Idee? Ein Konzept? Offenbart er sich nur denen, die mit einem Aufstieg belohnt werden? Warum nicht den anderen? Und warum hat er nicht einfach selbst das Leben auf Terax besiegt? Und übrigens, "The Beast" gibt es immer noch. Keiner war im Kontrollzentrum, um etwas zu tun."
Mittlerweile mischt sich verzweifelte Wut in Vincents Stimme. Die gleiche Art von Wut, die ich gestern auf dem Friedhof spürte. Die Wut darauf, dass dir der Boden unter den Füßen weggezogen wird, und deine Welt sich ungreifbar ändert.
"Vince, ich hatte die gleichen Sorgen wie du, kurz bevor ich zum Kommandant aufstieg. Die Sorge, dass der Grund, wegen dem du dein Leben lang gekämpft hast, sich vielleicht nicht mehr lohnen wird. Aber glaub mir: Du wirst ihn an eigener Haut erleben, und all deine Zweifel werden verfliegen." Die Worte in meinem Mund nehmen eine eigene Logik und Form an, und Vincents verwirrtes Gesicht wendet sich wieder mir zu. Ich klopfe ihm zum Abschied auf die Schulter. "Du wirst dir selbst fremd vorkommen, weil er dich erst komplett macht. Der Aufstieg zu Aquil ist wie eine Neugeburt, nur ohne zu sterben. Glaub mir. Wir sehen uns wieder, und bis dahin bist du ein anderer Mensch. Ein Mensch mit Grund zum Kämpfen. Doch erst muss ich ab zum Kontrollzentrum."
Die jungen Stimmen um mich hallen langsam weg, und statt ihnen liegt vor mir nun der Teil des Gebäudes, der allein für die bestimmt ist, die sich Aquil nähern wollen. Nach einem scheußlichen Marathon für Körper und Seele bin ich also endlich angekommen. Einmal tief durchatmen.
Mein Blick schweift langsam über die gewaltige Tür, hinter der der Raum liegt, in dem ich die Zukunft in den Griff nehmen will. Ein fast unbemerkbarer Sensor tastet mich in einem Sekundenbruchteil ab und öffnet die eiserne Tür, geräuschlos wie ein Gletscher.
4. Kontrolle
"Ah, Nathaniel Decker. Willkommen."
Ich werfe einen letzten Blick zurück, doch die gewaltige Tür ist bereits geräuschlos zusammengefahren. Ich räuspere mich. Eine kalte Stimme erklingt von oben.
"Glückwunsch zu ihrem Aufstieg, Nate Decker. Genießen sie das neue Level ihrer Existenz."
Ich sehe nach oben, doch dort befindet sich bloß eine stählerne Masse.
"Äh... hallo? Wer redet da?", frage ich in den Raum hinein, und komme mir dumm vor.
Die kalte Stimme antwortet, doch diesmal scheint sie nicht mehr von oben zu kommen, sondern von überall gleichzeitig...
"Ich bin ihre Assistentin für die kommenden Jahre, die sie hier in ihrem neuen Level verbringen werden. Dazu zählen natürlich neue Kreationen unseres Großen Architekten, gepriesen sei er. Ich wurde von ihm auf Befehl von Aquil erschaffen, damit all die neuen Kommandanten jemanden hier haben. Ich wurde auf ihr Level gesendet, um all ihre Fragen zu beantworten. Ihr möchtet doch nicht alleine die neue Welt kontrollieren, oder, Nate?"
...Künstliche Stimmen? Dieses Level fängt bereits jetzt an, interessant zu werden. Womit denkt dieses Ding? Und vor allem, wie viel wurde uns auf Level 2 noch alles verborgen? Doch bevor ich eine von all den Fragen loswerden kann, erklingt das Ding wieder:
"Nate, ist es okay, wenn wir uns duzen?"
"Ähm... okay. Hat dir der Große Architekt einen Namen gegeben?"
"Hmmm... nein, eigentlich nicht. Ist das denn wichtig?", tönt es.
Nach einer kurzen, aber unendlich unbequemen Pause, in der wir beide nichts besseres beizutragen haben, ertönt es wieder.
"Ich habe eine Modellnummer. IVA-L3-62842. Zählt das?"
"Ich.. Ich nenne dich dann soweit einfach Iva, okay?"
"Natürlich, Nate. Um zum Punkt zu kommen - Dir steht nun ein weiteres Treffen mit unserem Aquil zur Verfügung, deswegen bist du hier. Aber er ist natürlich schrecklich beschäftigt, das verstehst du doch bestimmt. Und natürlich steht dir deine große Rede bevor - du bist jetzt immerhin einer der Kontrolleure der neuen Welt. Und vor allem hast du Terax gebändigt - etwas, das niemand vor dir auch bloß versucht hat. Jahrhunderte lang war Terax der wilde, gottlose Fleck in unserem Reich, ein Stück Dreck auf dem Weg zur Erleuchtung; Du bist ein Held. Du bist -"
"Ist gut, Iva." An diesen seltsamen Namen werde ich mich wohl gewöhnen müssen.
Ein metallisches, hässliches Seufzen erklang. Emotionaler Ausdruck ist wohl noch nicht perfekt eingebaut worden.
"Du kannst nicht alles haben. Der Fortschritt braucht Opfer, und die Bändigung von Terax wird in die Geschichte eingehen."
Bevor mich wieder dunkle Erinnerungen überfluten, gebe ich mir ein letzten Ruck. All das ist jetzt Geschichte - Blick nach vorne.
"Wie gesagt, Nate, dir steht heute ein Treffen mit Aquil bevor. Nicht vielen Menschen ist so oft das Glück gegeben - die meisten streben bloß danach. Aber bis dahin hast du Zeit - ah, ich sehe schon. Aquil wird dich in einer halben Stunde sehen. Sieh dich bis dahin um, lerne mit deiner Zukunft umzugehen. Ach was - die Zukunft von Terax. Die Zukunft von uns allen. Und falls du Fragen hast: Ich bin immer hier."
Ein Terminal erhebt sich mit einem kalten, eleganten Leuchten langsam vor mir, majestätischer als ich es mir jemals vorstellen konnte.
Im Kontrast zu den matten, schmucklosen und abgenutzten Fluren im Rest des Hauptauartiers scheint das Kontrollzentrum in einer anderen Welt zu liegen - eine Welt, die förmlich bereits in der Zukunft ist. Über einem metallisch glänzenden Boden erheben sich in einem Halbkreis dutzende Displays, jedes ein Fenster zu Terax. Von hier aus werde ich also den ungezähmten Rest endlich in den Griff bekommen.
Ein gesamter Planet liegt mir zu Füßen. Mich trifft die Erkenntnis, dass in diesem Raum Leben und Tod von jedem Phrenier seit Anbeginn dokumentiert ist - durch all die Bildschirme spielt sich vor mir das Leben von Millionen ahnungsloser Gestalten ab; Ohne überhaupt die leiseste Ahnung zu haben, war hier schon seit Anfang des Projekts Phrenia all das Wirken und Schaffen des gesamten Reiches zusammengefasst in Zahlen, Statistiken und Graphen.
Mir läuft es kalt über den Rücken. Ich habe mir bereits vorgestellt, dass die gesamte Kontrolle über Terax recht umfassend sein wird - aber das war, kurz gesagt, heftig. Und vor allem, was soll ich mit all dieser Kontrolle überhaupt anfangen? Der einzige Grund, weshalb ich in die Armee eingetreten bin war, meine Heimatstadt zu verteidigen, in der all die Menschen sind, die mir etwas bedeuten, und um ein Ziel zu finden. So bin ich dem Ziel hinterhergejagt, von Verteidigung bis Eroberung - und jetzt?
"Hey, Iva. Wer war hier vorher drin?"
"Niemand, Nate. Während du und deine Leute Terax in den Griff gekriegt haben und Phrenia erhalten haben, habe ich hier bloß Daten gesammelt und archiviert. Das kann ich gut. All die Entscheidungen, was damit nun passiert, liegen bei dir - ich werde lediglich analysieren und Vorschläge bieten. Der Große Architekt, gepriesen sei er, hat mich zwar mit großem Vertrauen geschaffen, aber niemals würde er die Zukunft über Aquils Reich an mich geben. Dafür bist du da, und diejenigen die du einweihst."
Das war nicht gerade wenig Druck. Während ich mich umsehe, verwandeln sich laufend Menschenleben in Einsen und Nullen.
"Heißt das, durch einen einzelnen Befehl von mir kann ich einfach jeden Bewohner von Phrenia, den ich will, komplett kontrollieren? Gefängnis, Verbannung, das ganze Programm?"
"Stimmt genau. Ich habe hier alles, was die Phrenier jemals auswirkten oder auswirken könnten, in kompakten Daten. Lass mich mal sehen..."
Eine Sekunde lang scheint Iva zu stöbern, ein paar Displays aktualisieren sich.
"Besitz, Arbeit, Kaufverhalten, soziale Aktivität, Gedanken, Beiträge für das höhere Ziel. Das ist natürlich recht viel, aber ich kann auch filtern, wenn du willst."
Kein Wunder, dass manche der Soldaten, mit denen ich zu tun hatte, Aquil für einen Gott hielten.
"Vielleicht ist er das auch", meldet Iva mit kühler Stimme.
Verdammt, hat dieses Ding gerade meine Gedanken gelesen? Schnell überkommt mich die Erkenntnis, dass ich wohl nur einen winzigen Anteil von dem mitbekommen habe, was wirklich oben vor sich ging.
Nie dachte ich darüber nach, wie die Entwicklung in den oberen Etagen aussah... Die Legenden von Aquil und seinem Großen Architekten besagen, dass so einige ihrer Erfindungen unsere Realität auf Level 0 sprengen, doch diese KI hier war wohl nur der Anfang seiner Entwicklungen, die Spitze des Eisbergs. Was dort oben in Level 4 wohl lauert?
"Mach dir keine Sorgen, Nate. Die Werkzeuge hier deinen nur dazu, deine Arbeit leichter zu machen und Aquil anzunähern. Und überhaupt, die Bändigung von Terax hat dich doch bestimmt müde gemacht. Dir steht als Oberkontrollrat ein neues Quartier zu - du kannst dich dort entspannen, bis Aquil Zeit hat für den Aufstieg."
Es ist also wahr. Die linke Wand des Kontrollraums fährt hoch, und eine idyllische Einrichtung baut sich vor meinen Augen auf. Alles perfekt geordnet, ein Leben in Komfort und ohne Sorgen. Im Kontrast zu dem blank glänzenden metallischen Rest des Kontrollraums ist mein neues Hauptquartier eine Quelle von Wärme: Ein bisschen wie mein altes, hölzernes Kinderzimmer lädt es ein, einfach für ein paar Stunden in dem geräumigen Bett zu liegen und die Gegenwart zu vergessen... aber das kann warten.
"Okay, Iva, das ist nett, aber... ich will erstmal sehen, womit ich es hier überhaupt zu tun habe. Weißt du, was? Zeig mir mal mein Profil."
Wieder eine Sekunde Stöbern. Kurz darauf erscheint auf dem Terminal eine Überschrift: "NATHANIEL DECKER (43 JAHRE)", neben einem Bild von mir vor dem Krieg, als ich noch im Hauptquartier ausgebildet wurde. Stimmt, seitdem habe ich mich nicht wirklich der Öffentlichkeit gezeigt. Die letzten fünf Jahre befand ich mich nur noch entweder verschanzt im Hauptquartier, oder übersah das Geschehen an der Front. Mit der Zeit kann ich mich kaum noch wiedererkennen; Die junge, stramme Figur auf dem Bild ist mittlerweile überzogen von einem Bart und mehreren Narben, mit denen unsere Technologie bis jetzt noch nicht zurecht gekommen ist. Es kann eigentlich nur noch bergauf gehen. Und unter dem Bild ist mein bisheriges Leben, akkurat aufgeteilt in verschiedene Bereiche:
LEVEL 0 [BÜRGER]
LEVEL 1 [SOLDAT]
LEVEL 2 [KOMMANDANT]
LEVEL 3 [OBERKONTROLLRAT]
"Aha. Und wie kontrolliere ich dieses Ding?"
"Das ist komplett dir überlassen. Alles, was du siehst, kann ich deinen Wünschen anpassen. Sag einfach Bescheid."
"Na dann, öffne Level 3, bitte."
Das Terminal erfüllt bloß eine Zeile Schrift:
"> 02.07.2518 - Nate Decker betritt Kontrollzentrum, Aufstieg geplant für 13:50."
"Okay, das hier wird also mein zukünftiges Leben sein... dann rück mal Level 2 raus. Das sollte interessanter sein."
Das Terminal erfüllt sich in Sekundenbruchteilen mit jedem einzelnen Bisschen Fortschritt seit meinem ersten Tag als Kommandant, angefangen mit folgender Zeile:
"> 04.05.2513, 00:00 - Aufstieg von Nate Decker zu Level 2. Einsatz in Bändigung als oberster Kommandant."
Warme Erinnerungen an diesen Tag schleichen sich an - ich fühlte mich damals quasi wie ein neuer Mensch. Mittlerweile jedoch könnte ich mir nicht älter vorkommen. Vielleicht wird sich das mit dem nächsten Aufstieg ändern.
"> 06.05.2513, 14:00 - Zivilisationsprozess von Terax beginnt."
Interessant, was Iva als Zivilisationsprozess ansieht. Unter meinem Befehl standen Hunderte von Soldaten, alle blind dem Ziel zugeschrieben, die letzten Lebensformen auf Terax auszulöschen, die sich nicht mehr unterworfen haben. Ihre strammen, energievollen Gesichter sind immer noch eingebrannt in mein Gedächtnis. Immer bereit, vorwärts zu schreiten, und sich die nächste noch kämpfende Rasse vorzuknöpfen. Aus irgendeinem Grund war Terax über dunkle Jahrunderte hinweg ein Ort gewesen, auf dem das Leben wild experimentieren konnte, um zahlreiche eigenartige Lebensformen hervorzubringen. Aus den Adern des Planeten stiegen unbeschreiblich widerwärtige drahtige Insekten von der Größe unserer Häuser. Die Lüfte wurden zerteilt von Schwärmen undefinierbarer dunkler Egel-artiger Wesen. Wesen, die eigentlich nicht existieren sollten. Doch neben diesen primalen Formen gebar Terax auch Dinge mit einem Ansatz von Intelligenz. Verhandelnde, kommunizierende Kreaturen, wenn auch nicht auf dem Niveau eines Menschen. Einige von ihnen hielten nur wenige Monate stand und besaßen genug Voraussicht, um sich zu ergeben - die meisten von ihnen sind jetzt in Aquil's Reich im Umlauf als Sklaven, einige von ihnen wurden zum Kampf in Phrenia's Arena gesendet, zur Unterhaltung der Bürger und Soldaten. Der Rest wurde im Laufe der nächsten vier Jahre ausgelöscht, bis etwas neues aus dem Kern stieg - das größte Mysterium.
"> 21.10.2514, 13:43 - Nate Decker und einige Soldaten melden eine neue Lebensform nach Phrenia."
Die Wissenschaftler in Phrenia nannten sie Gemma, unter uns jedoch hat Vincent sie "Gleiter" getauft - schlangenähnliche, grüne, jedoch feste Kreaturen, deren Fortbewegung irgendwo zwischen den Wurzeln einer Pflanze und einem Gletscher liegt. Mal einzeln, mal zusammengeschlossen zu einem einzigen Organismus gleiten und wachsen diese "Gemmas" seit Jahrhunderten durch Terax, und schienen mit dem gottlosen Planeten zusammengewachsen zu sein: Oft genug fanden sich einzelne von ihnen in anderen Bewohnern, gesteuert von einem übergeordneten Gehirn tief im Kern von Terax.
Selten fanden Gemmas sogar den Weg in einen von meinen Jungs, meistens Nachts - ganze Divisionen mussten somit vernichtet werden. Wenn dich ein Gemma übernimmt, gibt es kein Zurück mehr.
Die Dinger besitzen nicht nur einen hypnotischen Einfluss, sondern auch eine tiefe Einsicht in alles, was auf Terax lebt: Je länger ein Gemma dich infiziert, desto mehr lernt es und desto mehr ahmt es nach. Über die Zeit verschwamm der Unterschied von Infizierten zu normalen Lebewesen immer mehr, sogar uns konnten die Dinger gegen Ende der fünf Jahre irgendwie verstehen. Und wenn dann einer von uns erwischt wurde, fingen oft einige an, sich seltsam zu benehmen oder die Sprache zu verknoten, und innerhalb der nächsten Tage ist auf einmal eine gesamte Truppe tot auf dem Boden im Lager verteilt.
Darauf folgen Nächte von hellwachem Paranoia; Du weißt nie, ob ein Gemma in deinem Lager ist, oder nicht. Vielleicht ist jemand infiziert, oder vielleicht verhält er sich bloß merkwürdig nach Tagen von Kampf.
Genauso wenig wussten wir, ob man überhaupt gegen einen gesamten Planeten siegen kann - letztendlich sind die Gemma irgendwann aus den Tiefen gekrochen, und jeder Stein auf Terax schien mit ihnen zu kooperieren. Doch kurz nachdem Infizierte nicht mehr von normalen Soldaten zu unterscheiden waren, passierte das unmögliche - die Gemma gaben mitten in unserem letzten Kampf einfach nach und erstarrten. Mit einem Zehntel unserer ursprünglichen Armee in hitzigen Vernichtungskampf verwickelt, begann ein Gemma nach dem anderen zu erliegen.
Diesen Moment zu beobachten, war magisch und extrem verstörend zugleich… ich glaube immer noch nicht das alles vorbei ist - aber genug Kriegserinnerungen. Ich habe genug Zeit damit verbracht, meine Psyche auseinanderzureißen.
"Also ich fand es höchst Interessant, mehr über die Bändigung zu erfahren, Nate", erklang es metallisch. Ich bin wohl so tief in meine verwundeten Erinnerungen gesunken, dass ich komplett vergessen hab, dass man hier wohl nie alleine ist. "Aus diesem Zeug werden Legenden gesponnen, das ist dir doch klar, oder? Das solltest du alles in deine Rede morgen packen."
"Verdammt noch mal, Iva. Hat dir der Große Architekt keine menschliche Empathie einprogrammiert? Du hast doch keine Ahnung davon was Krieg ist, das einzige, was ihr alle seht, sind bunte Bilder und große Reden." Eine Sekunde lang herrscht eisige Stille.
"Tut mir leid, Nate. All mein Wissen über die Menschheit sind Aufnahmen des täglichen Lebens auf Phrenia; Keiner von denen hat je echtes Trauma erlebt, außer deine Soldaten."
"Dann weißt du überhaupt nichts. Egal, gut jetzt, ich habe genug meiner Vergangenheit gesehen. Schließe Level 2, bitte.“
"Es ist deine Wahl, aber lass dein Ziel nicht aus den Augen. Vielleicht muss Phrenia nicht sehen, wie ihr Heimatplanet zivilisiert wurde. Warte ab, bis du dich mit Aquil getroffen hast."
"In Ordnung... dann zeig mir mal, womit ich mich an die Kontrolle machen soll."
Das Terminal wechselt zu einer Außenansicht des Planeten Terax, fährt ein wenig in den Boden, und befreit die Sicht auf die elliptische Wand aus Displays dahinter: Die meisten davon erfüllt von gewaltigen, leeren Landschaften. Nach der Räumung wird hier Platz sein für die Zukunft.
Und in der Mitte von all dem blassen, mittlerweile leblosen Geröll liegt das schlagende Herz unseres Projekts: die Stadt Phrenia. Mithilfe meiner Truppen isoliert von der feindlichen Außenwelt liegt dort der Schlüssel für den Fortschritt für uns und Aquil, und ich darf dirigieren. Unter meiner Aufsicht wird unser Signal in die dunkelsten Ecken kriechen, und somit wird auch dieses Loch in Aquils Reich geflickt. Ich werde den letzten Widerstand brechen dürfen.
"Na siehst du, Nate. Du weißt doch, wie man Reden schreibt!", ertönt Iva wieder aus dem Nichts. Ich seufze.
"Ich weiß doch noch nicht mal wirklich, für wen das ganze Spektakel ist. Ich war das letzte mal richtig in der Stadt, bevor ich meine Ausbildung zum Kommandant abgeschlossen habe. Seitdem war ich nur noch mit meiner Truppe unterwegs. Ich habe mich selbst dabei vergessen, und mittlerweile auch die Leute, für die wir gekämpft haben. Und überhaupt, warum soll ich hier alleine eingeschlossen Terax regieren?"
"Ganz langsam. Erst einmal hast du von hier aus einen besseren Blick auf Phrenia, als jeder Bewohner selbst es sich je erträumen könnte. Sieh!"
Daraufhin erfüllen die Bildschirme vor mir unzählige Livebilder von allen möglichen Ecken Phrenias. Es ist überwältigend.
Tausende von Menschenleben, alle in reger Bewegung, zusammengefasst in Bits und Bytes. Und niemand von ihnen weiß, dass ich hier stehe. Irgendwo über Phrenia bewegt sich gerade ein Schwarm von hundertäugigen Drohnen im Himmel, raffinierte Getriebe mit Spinnenaugen.
Auf dem Terminal erscheint ein Profil nach dem anderen, alle strukturiert nach Level.
Das Einkaufszentrum, die Arena, die Straßen... alles ein riesiges, lebendiges, sich konstant erneuerndes Netzwerk. Vor meinen Augen spinnt jeder Mensch seinen eigenen Faden, und die einzige Richtung ist vorwärts. Jeden Tag neue Verbindungen und Verwicklungen. Und Iva kennt jeden Knotenpunkt, jeden Pfad und jede Struktur.
"Ach, und wo ich schon dabei bin. In den Jahren des Kriegs hat sich recht viel Müll im Netzwerk verklebt. Unnötige Organisationen, die bloß das System verstopfen. Sieh dir das Ganze später mal an - ich habe alles markiert, was ich störend fand. Du weißt ja, ich darf nichts weiter entscheiden. Es sind bloß ein paar Offiziere für Notlagen unterwegs. Du weißt schon - Minimierung von Schaden."
Verdammt, 5 Jahre ohne Überwachung sind wohl genug gewesen für Phrenia, um komplett außer Kontrolle zu geraten. Was ist wohl mittlerweile aus meinen Kindheitsfreunden geworden?
"Ah, hier zum Beispiel. Eine Aufnahme von gestern", sagt Iva und holt ein Video auf den Bildschirm.
Die messerscharfe Überwachungsaufnahme zeigt eine verlorene Gasse irgendwo am Rand von Phrenia, größtenteils zugemüllt und dunkel, mit der Ausnahme von einer offenen Tür, aus der ein Zeichen von Leben zu kommen scheint. Blaues, flackerndes Licht wird unterbrochen von menschlichen Schatten, und von innen läutet ein undeutliches Wirrwarr von Stimmen. Bis in einem Moment eine von ihnen sich löst und nach draußen stürmt: Feuerrote, lange Haare über einer schwarzen Mönchrobe. Das Gesicht ist größtenteils verdeckt von den feurigen Strähnen in konstanter Bewegung, und undeutliche Wortfetzen dringen durch. So läuft diese unheimliche Figur barfuß aus irgendeinem halb verlassenen Gebäude, und während sie näher kommt, sind einzelne manische Ausrufe zu vernehmen.
"Ich habe ihn gesehen! Den Vogel mit den tausend Augen! Er wacht über uns!", ruft ihre Stimme ins nichts hinein, und hallt durch die vergessenen Gebäude.
"Das Licht lügt! Beugt euch nicht!"
Ich bin nah dran sie als wahnsinnig abzutun, aber irgendetwas stimmt nicht. Irgendetwas an ihr ist gar nicht so fremd, nur verzerrt. Wer läuft da? Und was kommt mir so bekannt vor?
Ihr rechter Arm wandert ins Innere der Robe und holt eine Waffe hervor - fast wie eins unserer alten Gewehre, aber offensichtlich kein Original - lose zusammengeschraubt und verkabelt ragt das Ding hässlich zur Seite, während sie halb stolpernd weiterrennt. Am anderen Ende der Gasse erscheinen zwei Personen in dunkelblauen Uniformen - das sind wohl die Offiziere, von denen Iva geredet hat.
Die zwei Offiziere nähern sich, und die Frau in der Robe gibt ein Handsignal. Augenblicke später erscheinen hinter ihr zwei weitere in Mönchrobe, beide ausgestattet mit dem gleichen nachgeahmten Gewehr. Augenblicke später leuchtet es in der Mitte der Gasse auf. Einer der zwei Offiziere ist verwundet und schwankt, während die Frau paralysiert zu Boden geht. Die zwei Nachfolger drehen wieder zum verlassenen Gebäude um, und der unverwundete Offizier hebt die paralysierte rothaarige an den Schultern hoch. Die Aufnahme bricht ab.
Warum zeigt Iva mir das alles?
"Zum Glück habe ich vorher Offiziere in die Nähe geholt. Ansonsten wären so einige Phrenier ums Leben gekommen", meldet sich Iva's eisige Stimme. "Ich vermute, dass sich in diesem verlassenen Gebäude eine Terrorgruppe namens "The Beast" aufhält. Sie haben es irgendwie geschafft, die inneren Überwachungssysteme auszuschalten, und halten sich in noch unbesiedelten Hochhäusern am Stadtrand auf. Ich würde vorschlagen, dass du bald etwas unternimmst. Das gestern war ein Fehlschlag, aber da ist noch viel mehr im Gange. Hier ist übrigens die Frau, die gestern festgenommen wurde."
Auf dem Terminal erscheint das Profil, und mit einem Schlag wird mir bewusst, warum mir vorhin so unwohl war. Ich will es zuerst nicht wahrhaben, aber das war nicht einfach irgendeine Wahnsinnige, sondern meine Kindheitsfreundin Lea. Dieselbe, die mich davon abhalten wollte, in die Armee einzutreten. Dieselbe, die schon früh in ihrem Leben vor aller Authorität geflohen ist, um sich gegen den Aufstieg zu stellen.
Was ist mit ihr passiert? Und vor allem, was ist mit "The Beast" los? Ich habe so wenig Ahnung von allem...
"So, Nate. Aquil ist mittlerweile bereit für dich", verkündet Iva. Die rechte Wand des Kontrollraums fährt hoch. Aber alles fühlt sich falsch an.
"Mach dir keine Sorgen wegen Lea. Sie ist vom Weg abgekommen, hat den Wahnsinn von "The Beast" abbekommen und ist letztlich ihrem Ende entgegen gestolpert. Du hast sie ja gehört. Sie ist verloren. Mein Vorschlag: Lass alles Geschichte sein. Deine Kriegserinnerungen. Deine alten Freunde, die sich im Leben verlaufen haben. Fokussiere dich stattdessen auf unsere helle Zukunft, die weitere Zivilisation von Terax, und deine Mitkämpfer hier im Hauptquartier. Aquil wird dich führen. Tritt ein."
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Geschichten aus dem Leben Kapitel Liebe No. 6 (Eine Elegie an das kleine runde Ding, die Pille)
Rückblickend relativiert sich immer alles, sagt man. Meist ist man im Nachhinein froh, wenn Dinge endeten, sagt man auch. Doch diesmal scheint dies nicht zu funktionieren. Ich hab ein Buch gelesen, welches mir riet, dich mal mit Abstand zu betrachten. Mir vorzustellen wie du alleine bist, wie du mit Freunden bist und wie du mit Kindern wärst. Erst dachte ich, dass mir das, das was ich über dich dachte, kaputt machen wird. Hat es nicht. Es hat das Bild, welches ich von dir hatte, fertig gezeichnet und verschönert. Ich musste auch Fragen über dich beantworten, wobei ich realisierte, dass wir nie über Träume geredet haben, ich hatte keine Ahnung, was du vom Leben noch so willst. Vielleicht war die Vorstellung von uns zwei zusammen für lange, nur in meiner Version möglich. Vielleicht hattest du andere Ideen was meine Zukunft anbelangt als ich selbst. Oder du hattest gar nicht so weit gedacht und einfach nichts gespürt. Aber mal von ganz vorne. Ich wollte nur mal ein Bisschen Männer treffen, ohne was von ihnen zu wollen und ohne ihnen was zu geben. Die letzten zwei kamen und gingen viel zu schnell, beide mit dem Selben Punkt: "Ich fühle nichts und ich glaub du magst mich ein Bisschen mehr..sorry." Das wollte ich nicht mehr hören. Allerdings hatte ich nicht verstanden warum es überhaupt dazu kam. Anstatt dem Grund auf den Zahn zu fühlen, entschied ich mich dazu einfach nichts mehr zu sagen. Nichts davon, was mich bewegt, nichts darüber, was sich in mir regt. Einfach nichts. Und so, in diesem Zustand, lernte ich dich kennen. Wir schrieben erst nur. Nur eine Nachricht pro Tag, dafür lang und gut. Es machte Spass mit dir zu schreiben. Du hattest tolle Ideen, wie ein Atelier in einer alten Backsteingarage. So was wünschte ich mir, aber ich habs dir nicht gesagt. Ich war dann noch auf nem Festival und wir machten aus, dass wir uns mal treffen, wenn ich zurück bin. Du wolltest was verrücktes mit mir unternehmen, sagtest du. Eine Wurst am Ast grillieren zum Beispiel. Spätestens ab diesem Zeitpunkt hattest du mich, aber ich habs dir nicht gesagt. Den Punkt hab ich mir noch nicht mal selber eingestanden. Ich wollte nicht. Dieses Mal wollte ich alles anders machen. Ich war kalt und abeklärt. Es lief eigentlich alles gut, eigentlich sehr gut. Aber ich hatte Angst, Angst zu glauben, dass es diesmal wahr ist. Ich hatte Angst mich zu öffnen und ich hatte Angst keine Lust auf dich zu haben. Keine Lust auf Sex mit dir. Aber ich hab dir nichts gesagt. Ich wollte nicht, dass du meine, mir selbst unerklärliche Panik spürst. Sie kam und sie ging. Manchmal blieb sie tagelang, manchmal nur einige Minuten. Ich trainierte mich selbst umzudenken, raus aus der Spirale, raus aus dem Sumpf. Ich hatte mich im Griff. Kalt und abgeklärt. Irgendwann hattest du plötzlich viel zu tun, und statt es mir zu sagen, liesst du mich ständig fragen ob wir uns sehen. Ich merkte, dass etwas gehen musste, ein Schritt vor oder einer zurück und ich wollte mit dir reden. Du auch mit mir. Es war aus. Da sass ich, wie versteinert und hörte den altbekannten Satz: "Ich merk, dass ich nichts für dich empfinde und ich hab das Gefühl du willst ein Bisschen mehr..." Ich war sprachlos. Zum 3. Mal in Folge. Bei den andern zwei war ich mitlerweile froh, aber nicht bei dir. Nicht du, dich darf ich nicht verspielen. Danach folgten lange Tage und Nächte. Keine Anschuldigungen an dich, du hast alles richtig gemacht. Keine Anschuldigungen an mich selbst, ich hab viel gegeben, war unternehmenslustig und kreativ was dies anbelangt. Ich war mich selbst bei dir. Nur nicht wenn ich mit mir selbst war. Erst Heute begreif ich warum. Erst Heute begreif ich auch meine Depression nach meinem Exfreund und die darauffolgende Flucht nach Wien. Erst Heute begreif ich, warum ich untenrum immer trockner wurde und immer weniger Lust hatte Sex zu haben. Es war mühsam und ich brach bei dir sogar mal ab, weil es einfach nicht ging. Angefangen hat das alles nach drei Monaten Beziehung mit meinem Ex. Und angefangen hat das alles eigentlich mit der Pille. Krass wie sich plötzlich alles erklärt. Es klingt wie eine doofe Ausrede aber sie bestätigt sich immer mehr. Ich war wohl oder übel dauerschwanger. Stimmungsschwankungen vom feinsten. Angstzustände die ich davor nie hatte. Ich erkannte mich manchmal selbst nicht mehr. Doch Heute, einige Monate nach dem Absetzen der Pille ist mir alles klar. Ich bin wie ausgewechselt, wieder mich, das fröhliche Mädchen mit einem leichten Hang zur Melancholie. Und das ist nichts schlechtes, wenn man träumerisch geniesst, dass Dinge enden um Platz für neues zu machen. Nur frag ich mich wirklich, wer noch besser passen will als du. Doch irgendwann, das weiss ich, werd ich es wissen oder dich wiedersehn und du wirst mir sagen, dass du jetzt was fühlst. Eines aber weiss ich, ich rate jeder Frau davon ab, täglich dieses kleine runde Ding zu schlucken. Denn ganz ehrlich glaub ich, ich wär anders gewesen mit und zu dir, hätte ich die nicht genommen. Man weiss es nie mit Sicherheit und doch glaube ich fest, dass man mich gar nicht hätte fühlen können.
Ps: Es hat sich mittlerweile doch noch relativiert.
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mijoblo · 7 years
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Battambang bis Nha Trang
Als wir aus dem ruhigen Meditationscamp rausgekommen sind, waren wir beide super empfindlich. Unser erstes "Erlebnis" danach war die Rückfahrt zur AKD-Schule, wo noch immer unser Gepäck stand. Der Verkehrslärm, die schlechten Straßen, der Müll aber auch die Palmen und Reisfelder und das Wetter - alles hat man sehr eindringlich wahrgenommen. Das Bewusstsein fühlte sich wirklich erweitert. Leider hat sich die Ausgeglichenheit erstmal verabschiedet, bei so vielen Eindrücken, war man irgendwie überfordert. 🙈🙉🙊 Nicht 100 %tig genial geplant, hatten wir aber nur noch 5 Tage bis wir Kambodscha verlassen mussten und mussten davor noch in die Hauptstadt, um ein Visum für Vietnam zu beantragen. Pnom Penh in diesem Zustand fühlt sich ungefähr an, wie Rammstein zum Frühstück 🍳💀🔊 Überall Müll, Armut, Krach, Gestank und 'TukTuk" schreiende TukTukFahrer. Doch das wirklich unfassbare Unheil haben wir im S21-Gefängnis(Museum) der roten Khmer gesehen. Kleiner Exkurs: Die Roten Khmer sind die wohl grauenhafteste Form in die sich der Kommunismus bisher verwandelt hat. In der Folge der US-Imperialistischen Politik kamen sie 1975 (!) in Kambodscha an die Macht. Ziel war es den gesamten Staat gewaltsam in einen reinen Bauernstaat zu verwandeln, in der Hoffnung so die Klasseunterschiede zu zerstören. Fast die gesamte Stadtbevölkerung wurde aufs Land getrieben und zur Zwangsarbeit als Bauern gezwungen. Ihrer 3-Jährigen Herrschaft vielen ca. 2 Millionen Khmer zum Opfer. Jeder der sich nicht an die perversen Ideen der roten Khmer anpasste (oder anpassen konnte) wurde getötet oder kam zunächst in Gefängnisse wie das S21. Was wir nun im S21-GEFÄNGNIS (sadistischer Weise steht das S für Sicherheitszentrum) erfahren haben ist wirklich unbegreiflich. Die roten Khmer haben jeden auslöschen wollen, den sie für Gegner ihrer Revolution hielten: Doktoren, Lehrer, Wissenschaftler, Mönche, Ausländer, Leute die eine Fremdsprache beherrschten, Brillenträger, oftmals Leute die einfach nur des Lesens&Schreibens fähig waren, Leute die nicht den grauenhaften Regeln der Zwangsarbeit folgten galten als Feind. Betreffende wurden (samt Familie aus Angst vor zukünftigen Racheaktionen) ermordet, da sie der neu erschaffenen Ordnung schaden würden. Es ist genauso sinnlos, wie es klingt. Seltsamer Weise haben sie sich dennoch an genaue Abläufe gehalten. Beinahe alle Opfer wurden zunächst inhaftiert, meist ohne zu wissen wieso, eine Datei mit Foto wurde angelegt, mit festgelegten Methoden wurde gefoltert, bis sie das gestanden haben, was man ihnen vorgeworfen hat, um sie dann hinzurichten. Die roten Khmer haben ihre gesamte Organisation samt Führenden "Politikern" dabei geheim gehalten. Man muss sich das so vorstellen: Eines Tages wird man mit seiner Familie abgeholt, ins Gefängnis gebracht. Ein Wärter (selbst noch Teenager oder Kind 11-20 Jahre alt) spricht mit einem: "Die Organisation weiß, das du gegen sie arbeitest, ich werde dich solange foltern bis du es gestehst" Obwohl es natürlich völlig gerechtfertigt wäre gegen ein der Art grauenhaftes System zu rebellieren, hatten die allermeisten gar nicht die Möglichkeit dazu und waren deshalb (selbst nach den Maßstäben der roten Khmer) unschuldig. "Ich habe nichts getan" Wärter: "wie kannst du an der Organisation zweifeln, sie macht keine Fehler, sie würde keinen Unschuldigen verhaften" Nun wird man gefoltert bis man irgendetwas zu gibt, was der Wärter hören will. Etwa "ich gebe zu, ich habe Nahrungsmittel vom Feld gestohlen um der Organisation zu schaden" (die Leute sind reihenweise verhungert) oder auch "ich gebe zu, ich bin nach Kambodscha gekommen um die Organisation auszuspionieren, meine Verbindungsleute bei der CIA sind Collonel Sanders(Werbefigur von KFC), und Sergeant Pepper(The Beatles)" Letzteres "Geständnis" stammt von einem jungen neuseeländischen Urlauber, den die roten Khmer auf seinem Segelboot(mit zwei Freunden) festgenommen, ihn anschließend ins S21 gebracht, gefoltert und umgebracht haben. Das unbegreifliche ist, wie Zerstörerisch die roten Khmer waren. Es wirkt als sollte einfach alles vernichtet werden. Selbst die Mitglieder der Organisation (Wärter-wenn sie etwa nicht präzise und grausam genug gefoltert haben-, Kämpfer, Politiker) wurden häufig der Sabotage beschuldigt und ermordet. Wir wollen bei den Folterungen nicht ins Detail gehen, es sei nur soviel gesagt: diese waren so grausam, dass die Insassen den Freitod bevorzugten(dies wollten die Wärter allerdings verhindern). Damit ihr euch ansatzweise ein Bild machen könnt: die Insassen bevorzugten sich einen Stift während der Verhörung in den Nacken zu rammen bzw. sich mit brennendem Petroleum zu übergießen, anstatt weiterhin in S21 gefoltert zu werden. Ein Opfer fragte während einer Folterung "Wenn die Organisation alle tötet, wer bleibt dann noch übrig um Teil von ihr zu sein" - die Frage haben wir uns auch gestellt. Die Destruktivität hat sich gegen alles gerichtet und hatte kein klares Ziel. Das Alles ist einfach unbegreiflich aber es geht noch weiter: 1978 hat die Vietnamesische Armee die Regierung der roten Khmer gestürzt. Der Westen (USA, England, Deutschland, Frankreich etc.) hat bis 1991 (12 Jahre !!!) eine Exilregierung unterstützt in der auch Rote Khmer vertreten sind und ihre Guerilla-Truppen mit Waffen und militärischer Schulung gestärkt. Und das nur, um nicht die neue provietnamesische und damit kommunistische Regierung zu unterstützen. Es ist eine tragische Geschichte, erst Recht weil die Gräueltaten nur 40 Jahre zurück liegen aber machen wir uns nichts vor - die gleiche Scheiße gibt es immer noch auf der Welt: -In China werden der Zeit 1.000.000 friedliche Praktikanten einer Meditationstechnik in Gefängnisse gesteckt und früher oder später ermordet und ihrer Organe beraubt. -In den USA hat das Department for Homeland Security hat unter Obama (tatsächlich der coole Schwarze nicht der böse weiße Milliardär) 1,6 Milliarden (!) Hohlspitzen-Geschosse(=Munition die besonders viel zerfetzt beim Auftreffen) bestellt um in Zukunft für die innere Sicherheit zu sorgen. Von den unzähligen Kriegen und gewaltsamen Interventionen im Ausland ganz zu schweigen. -Und auch Deutschland macht sich schuldig als Bündnispartner der NATO, wie als Waffenexporteur trägt es Schuld an unzähligen Gewaltakten auf der ganzen Welt. Klingt nach schön viel Demokratie oder? Ich wünschte wirklich es wären Verschwörungstheorien, aber es sind leider nur wenige von vielen Beispielen für die Realität. Warum erzählt er mir das, was kann ich daran ändern fragt ihr euch? Ich bitte euch nur eins: Schaut nicht weg. Es geht nicht darum den ganzen Tag über die Kacksituation der Welt zu trauern aber redet mit Anderen darüber die es noch nicht wissen oder nicht glauben wollen. Böses geschieht nur dann, wenn zu viele wegschauen. Und wenn ihr mit Anderen sprecht, gucken immer weniger Leute weg. Nach soviel Schlechtem mussten wir ins Spa und so hat Pnom Penh doch noch eine schöne Erinnerungen abbekommen. 💆 Auch der nächste und letzte Stopp in diesem Land hatte beinahe Spa-Charakter: Obwohl die Stadt Kampot eine Durian (Stinkfrucht) als Wahrzeichen hat war es einer der wenigen sauberen, nicht stinkenden und ruhigen Orte in Kambodscha. Wir haben sogar (jetzt kommts!) Mülltonnen gesehen 😱. Ansonsten gabs auch noch Salzfelder und Pfefferfarmen zum angucken, und Wandern auf dem Berg bei Kep.🐛 Den ortsnahen "Secret Lake" haben wir glücklicherweise trotz Empfehlung eines Tourguides ausgelassen. Er hat nur von "Good swim, clear water" geredet, aber die Info ausgelassen, dass nicht die Lage des Sees "secret" ist sondern seine Geschichte: Zwangsarbeiter mussten ihn in der roten Khmer Zeit ausbuddeln und wurden anschließend darin ertränkt. Nach der Info wars dann genug mit Kambodscha, wir sind weiter nach Vietnam.(unser Visum war auch am Ende)🇰🇭->🇻🇳 Und kaum das wir die Grenze überquert haben wurde die Landschaft plötzlich grün, die vertrockneten Reisfelder von grünen Feldern und unberührter Natur abgelöst (in Vietnam habe man Geld für Dünger, wurde uns gesagt)🌿🏞 Außerdem tragen echt viele Leute hier diese Reispflücker-Hüte, weshalb wir uns unbedingt auch welche kaufen mussten, um nicht als Touristen aufzufallen.🌾👌 In der Grenzstadt Ha Tien mussten wir den Tag über auf die Weiterfahrt warten. Eigentlich ein langweiliger Tag in einer Vietnamesischen Stadt dachten wir. Doch dann sind wir an einem Tempel vorbeigekommen und einer der Einheimischen hat uns eine Führung gegeben und jedes Mal gewartet bis wir die verschiedenen Stellen angebetet haben. Platz 1 der seltsamsten Stellen zum Beten geht dabei an einen Buddha der von bunt blinkenden Hakenkreuzen umringt war! O.o Auch in Ho-Chi-Minh-Stadt wollten wir nicht so lang bleiben, die Atmosphäre mit Asia-Techno-Workouts morgens um 5:30 im Park und gebackenen ganzen Krokodilen war nicht so unser Ding. Dafür haben wir das Kind aus dem Disney-Film 'Oben' mit seinen Freunden getroffen.🐊🎈 Ort der Zuflucht war Mui Ne. Obwohl der Ort vollgestopft ist von russischen Touristen und auch hier die vietnamesische Hupregel gilt (fahre ich rechts, links, gerade aus, gebe gas, Bremse, oder so weiter wie bisher wird gehupt📢) konnten wir entspannt am Strand entspannen. Und wurden von unseren Gastgebern sogar auf vietnamesische Frühstück eingeladen. Die beiden waren mega stolz darauf uns zu zeigen, dass ihre Tochter mit einem Schweizer verheiratet ist. Es ist verdammt witzig wenn ein Vietnamese versucht den Namen 'Thierri Hausmann' auszusprechen.😍💑 Dann mussten wir Zwischenstopp in Russland machen (Nha Trang). Es gab wirklich so viele russische Touristen, dass die Vietnamesen russisch und kein englisch konnten. Was uns das Abwimmeln von Verkäufern aber sehr erleichtert hat 😅
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