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#Jan Bölsche
techniktagebuch · 19 years
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31. Juli 2005
Nächtliches Remote-Debugging am Telefon
Das Riesenmaschine-Blog ist wenige Wochen alt. (Zum Aufschreibezeitpunkt dieses Beitrags, 2022, heißt es schon lange “der Blog”, aber in der hier nachträglich dokumentierten Vergangenheit war das noch nicht so.) Ich habe die Blogsoftware selbst geschrieben, weil wir zu mehreren daran arbeiten wollen und es entweder keine fertige Software für gemeinsames Bloggen gibt oder ich sie nicht finde. Zu diesem Zweck habe ich meinen schon vorhandenen Code für eine News-Seite der “Zentralen Intelligenz Agentur” umgebaut.
Während ich mit meinen Eltern unterwegs zu einer sehr alten und sehr entfernten Verwandten in der Slowakei bin, geht die Riesenmaschine kaputt. Auf welchem Weg ich davon erfahre, ist nicht mehr zu rekonstrieren, vermutlich per SMS. Die anderen Beteiligten können keine neuen Beiträge mehr schreiben. Das ist blöd, weil ich noch mehrere Tage unterwegs sein werde, keinen Laptop dabei habe, und selbst wenn ich einen hätte, gäbe es in der Pension in Niederösterreich, in der ich gerade in einem Zimmer mit Schnitzkruzifix-Deko im Bett liege, kein Internet.
Ich rufe Jan Bölsche an und gebe ihm meine FTP-Zugangsdaten zum Server (die ich auswendig weiß, weil mein Passwort eher nicht so gut ist). Ich beschreibe ihm, welche Dateien ungefähr wo liegen und in welchen davon der Fehler möglicherweise stecken könnte. Wie lange wir telefonieren und wie schwer es ist, den Fehler zu finden und zu beheben, weiß ich 2022 nicht mehr. (Ich besitze noch alle Telefonrechnungen seit immer und werde die Gesprächsdauer eines Tages nachreichen.) Jan sagt am Ende des Telefonats großzügig, der Code sei gar nicht SO schlecht gewesen und zumindest einigermaßen übersichtlich. 
Er war aber schon ziemlich schlecht, denn die Riesenmaschine ist nur kaputtgegangen, weil nicht mehr Juli ist. Die Blogbeiträge stecken nicht wie anderswo üblich in einer Datenbank, sondern in Textdateien. Und mein Blog-Code erwartet in einem neuen Monat, dass es zu diesem Monat ein neues Verzeichnis für diese Dateien gibt, das in diesem Fall “08” heißen müsste. Das Verzeichnis wird aber nicht automatisch angelegt. In den ersten beiden Monaten der Blog-Existenz war das egal, weil ich der Maschine bei der Arbeit zugesehen und alle Probleme gleich am laufenden System behoben habe.
Jan brauchte also nur eine Datei namens “08” am richtigen Ort anzulegen, damit alles wieder funktionierte. Irgendwann später habe ich dieses Problem sogar grundsätzlich behoben, aber nur für die Monate. Das Verzeichnis für ein neues Jahr musste ich in der Riesenmaschine viele Jahre lang von Hand anlegen. Vielleicht ist es sogar heute immer noch so.
(Kathrin Passig)
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Sonntagnachmittag Computer, Bücher, Bären ♡ Die heutigen Bücher: Jan Svankmajer: Transmutation of the Senses Dr. Kurt Floericke: Wundertiere des Meeres Dr. G. Stehli: Pflanzen auf Insektenfang Wilhelm Bölsche: Drachen Dr. Heinrich Frieling: Edle Steine Die Bären: Erik van Sterik und sein Bruder Der Kleine Erik
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techniktagebuch · 1 year
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November 2022
Wo Apfel war, soll Zahnrad werden
Im September ist mein Macbook kaputtgegangen und ich habe zur Überbrückung der Zeit bis zu Reparatur oder Neukauf zuerst das alte Chromebook von Aleks verwendet und mir dann schnell ein eigenes für 150 Pfund gekauft. Seitdem habe ich darüber nachgedacht, wie es weitergehen soll.
Mit dem Chromebook war ich erstaunlich zufrieden, aber es gibt ein paar Dinge, die damit wahrscheinlich nicht funktionieren, vor allem die Herstellung der über zehntausend Seiten langen Techniktagebuch-Buchversion im Februar. Dafür brauche ich eine vollständige TeX-Installation. Alles, was man im Browser machen kann, funktioniert sehr gut, vor allem, wenn dieser Browser Chrome ist. Alles andere ist umständlich, vielleicht auch unmöglich, wobei ich das nicht sehr gründlich erforscht habe. Für ein paar Dinge habe ich Workarounds gefunden, zum Beispiel bietet mein Webhoster die Möglichkeit, den Code, den ich dort laufen habe, über das Web-Interface im Browser zu editieren. Aber hey, 150 Pfund, außerdem hatte es ein angenehmes Format, und dass ich nachts mal draufgetreten bin, hat mir das Chromebook auch nicht übelgenommen.
Ich war sehr oft auf der Apple-Store-Seite und habe mir angeschaut, was es dort in neu und in refurbished zu kaufen gibt. Ich war sogar im Apple Store, um mir die aktuellen Macbooks persönlich anzusehen. Es war nicht schön dort, und die Vorstellung gefällt mir nicht, um die 1500 Euro für ein Macbook auszugeben, dessen RAM und SSD nicht größer sind als beim zehn Jahre alten Vorgänger und dessen Konfiguration sich nie mehr ändern lassen wird. Ich weiß schon, dass man für das Geld einen ganz anderen und viel besseren Chip bekommt als früher, aber mich stört das Prinzip. Man muss sich sofort beim Kauf für die Ausrüstung entscheiden, die man bis zum Lebensende dieses Macbooks haben wird. “Aber 500 GB SSD und 16 GB RAM sind doch vollkommen ausreichend?”, sagt Jan Bölsche, bei dem ich mich darüber beschwere. “Ja, jetzt ist das ausreichend! Aber in zehn Jahren!” paraphrasiere ich das Motto des Techniktagebuchs.
Seit Ende Oktober war ich öfter als vorher bei der Twitteralternative Mastodon, worüber hier noch gesondert zu berichten sein wird. Bei Mastodon bekomme ich zum ersten Mal mehr davon mit, was Cory Doctorow so macht, denn der ist dort sehr präsent. Bisher ist er in meiner Welt vor allem als Buchautor aufgetaucht, aber er bloggt mit einer unfassbaren Produktivität alles voll, unter anderem über seinen kaputten Laptop: “The Framework is the most exciting laptop I've ever broken”. Was er in diesem Blogbeitrag über die schnelle und einfache Reparatur schreibt, finde ich sehr attraktiv. Vom Framework-Laptop habe ich vorher noch nie gehört. Sein einziger Nachteil scheint zu sein, dass darauf nur entweder Windows oder Linux läuft. Zu Windows zurück will ich auf keinen Fall, schon aus ästhetischen Gründen. Ich habe gerade erst einer Freundin bei Windowsdingen geholfen und es sah immer noch alles so hässlich und blöd aus wie früher. Den Umstieg auf Linux habe ich schon zweimal versucht, Ende 1998 und im Frühjahr 2002. Erfolgreich war keiner dieser Versuche, aber es ist zwanzig Jahre her und vielleicht hat sich ja was zum Besseren verändert.
Ich bewege die Frage in meinem Herzen. Neben den Verlockungen der Upgradebarkeit und der Reparierbarkeit machen mich mehrere Dinge geneigt, die Sache mal auszuprobieren:
Erstens habe ich in der Zeit mit dem Chromebook gemerkt, dass ich auch mit Hardware ganz gut klarkomme, die nicht wie die von Apple bei jeder Berührung “ich bin teuer und durchdesignt und wunderschön” sagt, sondern stattdessen vielleicht “hehe, ich bin die billigste Tastatur der Welt”. Ich werde also voraussichtlich nicht besonders leiden, wenn sich irgendein Element des neuen Laptops als nicht ganz so massivgolden wie bei Apple erweist.
Zweitens war ich in den letzten Wochen angenehm überrascht davon, wie schön und bequem es inzwischen bei Mastodon ist. Der Umstieg von Twitter war überhaupt kein Problem. Früher war es so, dass man entweder FOSS haben konnte oder Usability. Aber diese Zeiten scheinen vorbei zu sein.
Drittens habe ich keine anderen Geräte, die mich an die Apple-Welt binden. Mein Handy ist aus historischen Gründen ein Androidhandy, eine Smartwatch oder sonst irgendwas mit Apple zu Synchronisierendes besitze ich nicht.
Viertens läuft fast alle Software, die ich verwende, sowieso entweder im Browser oder ist Open Source. Einzige Ausnahme ist, so weit ich das zu diesem Zeitpunkt überblicke, die kostenpflichtige Diascanner-Software, aber die scheint es auch für Linux zu geben.
Fünftens mache ich gelegentlich Dinge auf der unixbetriebenen Kommandozeilenebene des Macbooks. Nicht viel, aber es schreckt mich nicht ab und ich erwarte keine unüberwindlichen Schwierigkeiten.
Etwa zwei Wochen, nachdem ich von der Existenz des Framework-Laptops erfahren habe, liege ich nachts wach und denke: Ich kann das. Ich probiere das jetzt aus. Am nächsten Tag bestelle ich den neuen Laptop in der DIY-Version zum Selbstzusammenbauen und ohne Betriebssystem.
Ich nehme schon mal vorweg, dass dieser Beitrag auf dem neuen Gerät geschrieben wurde. Was dafür passieren musste, folgt in Teil 2: “Mein Steamcracker ist eine Lego-Duplo-Kugelbahn“.
(Kathrin Passig)
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techniktagebuch · 3 years
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Dezember 2020
Sie haben ziemlich viele Münzen!
Jan Bölsche wird demnächst umziehen und klagt im Chat: “Meine 80 kg ‘Münzsammlung’ will man den Umzugsleuten ja nicht zumuten. Bei der Bundesbank gibt es erst wieder Termine im Frühjahr, weshalb ich in den vergangenen Wochen Säcke mit Geld zwischen Schlafsäcken unter Brücken versteckt habe.”
“80 Kilo, wirklich?”, frage ich zurück. “Irgendwo in Deutschland hab ich 2019 mal einen Münzeinwurfautomaten gesehen (in Schottland gibts die überall).”
Im Techniktagebuch haben verschiedene Menschen schon sehr unterschiedliche Möglichkeiten beschrieben, mit dem Münzgeld umzugehen, darunter Münzloswerdereisen nach Irland oder in die Niederlande, das Geld zur Bank tragen, die es einschickt, das Geld in Rollen wickeln und zur Post tragen oder das Geld von Einbrechern stehlen lassen.
Nein, sagt Jan, es sind nicht wirklich 80 Kilo.
Ich erkläre weiter, was ich meine: “Also in Supermärkten. Man schüttet alles rein und bekommt einen Zettel für die Kasse, wie bei Flaschenpfand, abzüglich 10 Prozent oder so.” Auch das steht nämlich bereits im Techniktagebuch. Ich weiß nur nicht mehr, wo in Deutschland ich so einen Automaten selbst gesehen habe.
Jan: Mit Trichter? Sonst ist man einen Arbeitstag lang beschäftigt.
Kathrin: glaub schon
Jan: praktisch
Kathrin: da! www.coinstar.de/kiosksuche  Genau, bei dem 24-Stunden-Rewe an der Warschauer Str. hab ich es wohl gesehen. Aber unter den Brücken war es sicher auch gut angelegt.
Jan: Ich denke eigentlich auch. Aber es ist noch was übrig.
Jan: Gerade gewogen: es sind noch 25 kg. Julia macht sich gleich mit einem Kinderwagen voller Geld zum Rewe auf. Danke für den Tipp!
Jan: /me hat Rückenschmerzen vom Geldschaufeln
Kathrin: ah, praktisch, wenn man einen Kinderwagen hat! bin gespannt, was 25 kg Münzen in Geld sind sag mir bitte das Ergebnis
Jan: war zu schwer zum 5-Stockwerke-runtertragen, daher in drei Einzellieferungen. dauert also ein paar Tage.
Kathrin: sind das eigentlich historische Überreste aus der Zeit der Barzahlung? oder häufst du immer noch neues an?
Jan: Bericht vom ersten Drittel: Es war wohl recht unangenehm: dauert ewig, ist super laut, selbst der Automat sagt: “Sie haben ziemlich viele Münzen! Bitte warten” und dann ruckelt er sich innerlich ein bisschen zurecht. An der Kasse dann: “Oh, Mann! Die macht mir ja die Kasse leer!” In den diversen Kassen WAR NICHT GENUG GELD! Man musste jemandem beim Schichtwechsel abpassen, der das dann entnervt Julia in die Hand gezählt hat: Hier nochma. hundert, zweihundert, dreihunder …, zählnsenochmanach. Es waren über 500 Euro. 17 Jahre Wechselgeld, ja, häufe ich immer noch an. Aber hin und wieder zahle ich auch mal kontaktlos, wie ein Mensch!
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Kathrin: wow
jetzt stellt sich natürlich die neue Frage: was macht man mit dem Bargeld das es vermutlich für diesen Bon gegeben hat es können keine vollen 17 Jahre Wechselgeld sein, ich erinnere mich genau, dass ich mal bei dir war und Münzgeld als Wechselgeld für irgendeine Veranstaltung geholt habe
Etwas später:
Jan: as we speak wird die zweite Ladung abgearbeitet. Diesmal bei real. Da kann man an der Kasse auch auf sein DKB Konto einzahlen. Ob das wohl ohne Umweg über Bargeld geht?
Kathrin: Wie, man bekommt es erst bar ausgehändigt und kann es dann wieder einzahlen?
Jan: mal sehen!
Ich erfahre nicht, wie das real-Experiment ausgeht, sondern bekomme erst wieder ein Foto vom Versuch gezeigt, die vermutlich dritte Ladung loszuwerden:
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Kathrin: haha war das, nachdem ihr dort wart, oder vorher? währenddessen?
Jan: vorher schon. Julia ist dann zum nächsten gefahren
Jan verspricht, die gesamte Geschichte nach ihrem Abschluss im Techniktagebuch zu dokumentieren. Das passiert dann doch nicht, deshalb sind hier zumindest ihre Fragmente festgehalten.
(Kathrin Passig)
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techniktagebuch · 40 years
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Um 1983 (nacherzählt 2017)
Gut, dass diese Beitragsüberschrift nicht aus Letrasetbuchstaben ist
Jan Bölsche: Meine Eltern haben damals eine Zeitschrift, nämlich den “Buchholzer Regenbogen”, mit Letrasetüberschriften und einer Typenradschreibmaschine gemacht.
Kathrin Passig: Wann war das?
Jan: Anfang der 80er, glaube ich. Vorher hab ich die übrigens an meinem C64 mit meinem selbstgeschriebenen Blocksatzprogramm gemacht.
Kathrin: Wie, vorher?
Jan: Bevor die Typenradschreibmaschine angeschafft wurde.
Kathrin: Ihr seid vom C64 zurück auf die Typenradschreibmaschine gegangen?
Jan: Das war kein Rückschritt, das war ein großer Fortschritt. C64 bedeutete Matrixdrucker, 7-Nadel-Drucker, Seikosha SP-irgendwas. Und so ein Typenrad macht ein sehr schönes Schriftbild. Proportional! Proportionalschrift!
Kathrin: Aber das gab es doch vorher auch schon, das hätten sie doch dann gleich machen können. Oder war die Typenradschreibmaschine irgendwann neu?
Jan: Ja … ja … das Typenrad musste erfunden werden dafür.
Kathrin: Das Typenrad ist eine Erfindung der 80er? Also es gab tatsächlich den C64 vor der Typenradschreibmaschine?
Jan: Das weiß ich nicht. Aber das ist ja auch immer eine Frage der Erschwinglichkeit. Diese Typenradschreibmaschine hatte so eine Art Texteditor, mit dem man eine Zeile editieren konnte, mit so einem grünen Display. Wenn man Enter gedrückt hat, wurde die Zeile ausgedruckt. Vorher konnte man noch korrigieren. Hinterher konnte man auch korrigieren, aber dann halt mit so einem Korrekturband, ein weißes Farbband.
Kathrin: In welcher Auflage ist der Buchholzer Regenbogen so ungefähr erschienen?
Jan: Keine Ahnung. Ich war acht oder so. Ach ja, und Letraset ist natürlich teuer. Es gibt aber den kostenlosen Letrasetkatalog, und natürlich haben meine Eltern nicht wirklich das Letraset gekauft, sondern die Buchstaben aus dem Katalog ausgeschnitten und nebeneinandergeklebt.
Kathrin: Kopiert, denke ich, weil sonst kann man das ja nur einmal machen. Man muss doch vorher die Katalogseiten kopieren.
Jan: Man hätte das machen können, aber da der Katalog ja kostenlos war, war das auch egal. Also wir haben das direkt aus dem Katalog ausgeschnitten. Weil, Kopierer ist ja auch nicht so einfach …
Kathrin: Ach so, wahrscheinlich gab’s gar keinen Kopierer in Buchholz. Musste man nach Hamburg? Hat dein Vater das heimlich in der Spiegel-Redaktion kopiert?
Jan: Es gab einfach keine Copyshops in den Achtzigern. Also nicht in Buchholz jedenfalls. Man hat dann immer gekuckt, was auf der Rückseite ist. Und ob da vielleicht der bessere Font ist.
Kathrin: Aber das heißt doch, man kann nur Überschriften machen, in denen jeder Buchstabe nur einmal vorkommt.
Jan: Nein, das stimmt, glaube ich, nicht. Ich glaube, was in dem Katalog abgedruckt war, war die komplette Letrasetfolie …
Kathrin: Nein, ich hatte den Katalog. Da war einmal das komplette Alphabet und dann vielleicht noch so ein paar Testwörter, damit man sich einen Eindruck machen kann, wie das aussieht. Also wenn du Glück hattest, war ein Buchstabe mehrmals da, aber meistens nicht.
Kascha Beyer: Mein Vater hatte in den Achtzigern schon einen Kopierer im Büro, da haben wir immer Kinderzeitungen zusammengebastelt. Und er hatte eins der ersten Faxe und das Fax hat damals 20.000 Mark gekostet, das Faxgerät.
Jan: Alter!
(Jan Bölsche / Kascha Beyer, befragt von Kathrin Passig auf einer Ausstellung zum 45. und 40. Geburtstag der Berliner Stadtmagazine tip und Zitty)
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techniktagebuch · 3 years
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12. November 2021
Münzgeldapokalypse und 50-Cent-Stück-Verschickung mit der Post, aber nur beinahe
Esther Seyffarth: Stehen im Techniktagebuch irgendwelche Tipps, wie man an eine Menge Münzen kommen kann, wenn alle Banken sich weigern, einem welche zu verkaufen? Wir haben jetzt beim Bäcker und bei der Trinkhalle gebettelt, aber die hatten auch nicht viel Lust zu helfen und nicht genug Bargeld, um uns jeweils mehr als ein paar zu wechseln. An Bahnhofsklos stehen oft Wechselautomaten, aber die spucken dann vielleicht nur Eurostücke aus?
Virtualista: Was ist denn aus Hartgeld in Rollen geworden? Gibts das nur noch für Geschäftskund:innen?
Mia Culpa: Münzrollen bestellen geht nicht mehr?
Virtualista: Oder werden dafür mittlerweile noch unverschämtere Gebühren verlangt?
Mia: Bei Sparkassen gab/gibt es da meines Wissens die Möglichkeit, das online zu bestellen und dann in der Filiale abzuholen, aber ich weiß nicht, ob das nicht eine Bazillion ... was Virtualista sagt. Münzrollenautomaten gibts auch noch.
Kathrin Passig: Ich weiß es, man fragt Jan Bölsche. Der hat immer eimerweise Münzgeld.
Mia: Ich hab auch eine große Dose hier, ging aber davon aus, dass Esther gar nicht unbedingt vorbeikommen will.
Virtualista: Same.
Kathrin: Mit der Post verschicken, dann alles aufschreiben.
Mia: Ja aber ich möchte gar nicht unbedingt zur Post!
Virtualista: Für welche Sorte Akepalytze preppt ihr denn?
Esther: Unsere Waschmaschine ist seit zwei Wochen kaputt und wir haben ein sechs Wochen altes Baby, das ist unsere Münzgeldapokalypse. Die Maschine wird repariert und im Keller steht eine andere, die wir mit nutzen können, aber eben nur nach Einwurf einer vom Waschprogramm abhängigen Menge von 50-Cent-Stücken. Wir sind beide bei einer Direktbank (Comdirect), normalerweise dürfen wir Angebote der Commerzbank nutzen, aber am Schalter in der Filiale heute wurden wir ausgelacht und weggeschickt.
Kathrin: Wir könnten dir alle Carepakete schicken!
Mia: Wenn du Münzrollenautomat googelst, findest du die in deiner Stadt. Die gibts meines Wissens nach nicht bei jeder Bank, aber in jeder größeren Stadt sicher ein oder zwei oder fünf.
Virtualista: Das letzte Mal, als ich Rollen Münzgeld brauchte (Wechselgeld für eine Sportveranstaltung), gab es die bei der Volksbank am Hermannplatz gegen saftig Gebühr. Ist aber locker fünf Jahre her.
Esther: Ich erinnere mich, dass ich mal einen Münzrollenautomat bei einer Sparkasse in Bochum nicht nutzen durfte, weil meine Karte von einer anderen Bank war. Der einzige Automat hier in Düsseldorf steht ebenfalls in einer Sparkasse, also vielleicht gleiches Problem?
Virtualista: Sparkassen doch immer alle anders. Vielleicht einfach vorher dort anrufen (rasch wegduck)?
Mia: Anrufen, Elend schildern.
Kathrin: Ich hätte 28 Stück und wäre bereit, bei noch ein paar anderen Berliner:innen vorbeizufahren und 50-Cent-Stücke abzuholen / abzuliefern zwecks Verschickung.
Mia: Wenn Münzrolle usw. auch nicht klappt, sag Bescheid, dann geh ich halt doch zur Post. Bzw. schau mal, wie viel Pfund in meiner Kleingelddose sind, also Gewichtseinheitenpfund. Britische Pfund maximal 1 oder 2.
Esther: Ich rufe jetzt die Sparkasse an, mit dem nachgebuchten Minutenguthaben, das ich mir gestern gekauft habe, um mit der Personalabteilung zu sprechen, in der dann aber niemand zuhause war.
Esther: Die nette Hotlinedame wusste von nichts, denkt aber, dass der Automat nur für Sparkassen-Kunden nutzbar ist. Wir fragen jetzt den Hausmeister, ob er uns die ganzen Münzen aus dem Zähler holen und dafür einen oder zwei Scheine von uns zur Bank tragen kann, wenn er die Box das nächste Mal leert. Bitte noch kein Paket verschicken.
verenka: Sonst kenne ich Wechselautomaten nur aus so Lokalen, wo es so Automatenspiele gibt. Also Airhockey und Tischfußball und äh ... ich will Flipper sagen, aber ich wisst was ich meine? Vergnügungslokal für Kinder, Jugendliche und nerdige Erwachsene.
Esther: Casino hatte ich auch überlegt, aber da kriegt man bestimmt nur irgendwelche Chips. Googele “arcade Düsseldorf”. Also, wahrscheinlich werde ich einfach eine Woche alles in bar bezahlen und bei freundlich wirkenden Menschen Wünsche zum Rückgeld äußern. Irgendwie lustig, dass ich aus Hygienegründen (Waschmaschine) jetzt Bargeld nutzen muss.
(Esther Seyffarth / Mia Culpa / Virtualista / Kathrin Passig / verenka)
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techniktagebuch · 8 years
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7. Juli 2016
Das Fahrrad, die einfache Lösung für Big-Data-Transporte
Der Server, auf dem zufallsshirt.de läuft, gibt den Geist auf. Mein letztes lokales Backup ist, wie sich jetzt herausstellt, anderthalb Jahre alt. Zwar lasse ich jede Nacht alles Wichtige automatisch in eine ZIP-Datei sichern, aber diese Dateien liegen auf dem defekten Server.
Das ist nur etwa 80% so blöd, wie es zunächst klingt. Ich habe beim Anlegen dieser Sicherheitskopien vor allem an mich selbst als Fehlerquelle gedacht. Ich bearbeite alles immer direkt via FTP auf dem Server, im laufenden Betrieb, am Produktivsystem. Wenn ich dabei versehentlich etwas zerstöre, kann ich eine funktionierende Version aus dem ZIP-File von gestern nehmen. Der Plan war eigentlich, ab und zu eine dieser Backup-Dateien herunterzuladen, aber daran habe ich eben zuletzt im Januar 2015 gedacht.
Jan Bölsche, mit dem ich mir den Server teile, bietet an, mir bei dieser Gelegenheit endlich mal den Umgang mit Github beizubringen. Ich glaube zwar nach wie vor, dass Github und ich nicht füreinander gemacht sind, bin aber gerade in keiner guten Verhandlungsposition.
Vor Ort in Jans Küche stellt sich heraus, dass der Server sich zwar weigert, Webseiten auszuliefern, aber in irgendeinem Notfallmodus noch ansprechbar ist. Jan rettet die ZIP-Datei von gestern. Ich bitte ihn, vorsichtshalber auch alle sonstigen Daten zu kopieren, denn das Backupskript ist schließlich auch von mir, also wer weiß.
Der Download von 8 GB Daten auf Jans Rechner dauert zwei Stunden. Das Kopieren auf meinen USB-Stick dauert drei Minuten. Der weitere Datentransport (mit dem Fahrrad an meinen Arbeitsplatz) dauert eine Viertelstunde, aber das zählt eigentlich schon nicht mehr. Sobald die Daten da sind, wo ich bin, sind sie angekommen. Der Titel dieses Beitrags ist damit durch und durch falsch, denn auch Big Data fängt erst bei 30 Terabyte an.
(Kathrin Passig)
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techniktagebuch · 4 years
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28. Februar 2020
Die Digitalisierung ist noch nicht in der Gegenwart angekommen
Ich bin in einem kleinen Filmstudio, wo Aufnahmen für die Serie “Berlin – Schicksalsjahre einer Stadt” gemacht werden. Dort habe ich Fragen zum Jahr 2007 beantwortet: Wie war das denn damals mit dieser “digitalen Bohème”? Und wie konnte es die überhaupt schon geben, wo es doch noch gar nichts gab, also zum Beispiel keine Smartphones?
Nach dem Ende der Aufnahmen gehen wir in einen Büroraum, wo ich Fotos aus dem Jahr 2007 von meiner Laptopfestplatte auf eine externe Festplatte des Redakteurs schiebe. (Die Fotos hat Jan Bölsche gemacht und damals bei Flickr veröffentlicht, wo sie zum Glück immer noch liegen. Am Vortag habe ich sie dort zusammengesucht und lokal gespeichert.)
In diesem Büro stehen mehrere Geräte, die für mich nach analoger Arbeit mit Videokassetten aussehen. Ich frage aber nicht nach, denn ich verstehe nichts von professioneller Fernsehtechnik. Vielleicht ist hier alles schon seit 30 Jahren ganz und gar digital, und dann würde ich mit meiner Frage als ahnungslose alte Person auffallen, die ein superteures digitales Magnetbandspezialverfahren nur wegen der äußerlichen Ähnlichkeit für billige Videotechnik hält.
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Aber dann sagt der Redakteur selbst zu seinem Mitarbeiter: “Ich frage mich, warum es diesmal so viele Bänder gibt. Das ist absurd, oder? Je weiter wir uns an die Gegenwart ranarbeiten, desto mehr Bänder liegen hier rum.”
“Das liegt daran”, sagt der Mitarbeiter, “dass die chronologisch vorgehen beim Digitalisieren. Und je mehr man in die Gegenwart kommt, desto mehr ist nicht digitalisiert, weil die da noch gar nicht sind.”
“Wo sind die jetzt beim Digitalisieren angekommen?”, frage ich, ohne zu wissen, wer die sind.
��Ich weiß nicht genau, wo die jetzt angekommen sind, das ist unterschiedlich. Es gibt auch Sachen aus dem Jahr 2009, die digital vorliegen.”
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“Wir haben hier die einzelnen Jahre. Und wie man sieht, 2002 ist offenbar nicht viel gemacht, das sind praktisch nur Bänder. Schlecht für denjenigen, der’s machen muss. Das ist unendlich kompliziert mit den Bändern. Das muss ja alles physisch abgerollt werden! Das ist so, als würde man mit einem C64 und so einem Kassettenlaufwerk arbeiten. Ich bin heilfroh, wenn wir in einem Zeitalter ankommen, in dem alles filebasiert ist.”
(Kathrin Passig)
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