Cayman liest - Judith Schalansky - Verzeichnis einiger Verluste - Sachbuch/Kurzgeschichtensammlung
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Erster eines Tages verschwundener Akt
Bedächtig steigen sie den engen, dunklen Treppengang hinab...
Der Kameramann hält die Petroleumlampe, die bei jedem Schritt wackelt und so die Schatten unserer beiden Helden an den Wänden wild tanzen lässt...
Cayman folgt seinem Kollegen mit bedächtigen, vorsichtigen Schritten, immer weiter herunter, in ein Reich, welches für jedem Ding, jedem Lebewesen, einfach allem was existiert und jemals existiert haben wird, eines nahen oder fernen Tages zur letzten, finalen, endgültigen Heimat werden wird...
DEM VERZEICHNIS EINIGER VERLUSTE
Die kleinen, steilen Treppenstufen, sie sind staubig, das kann man bei jedem, vorsichtigen Schritt den man tut, hören, weil es dezent unter den Sohlen knirscht. Blickt man nach oben, so kann man die staubumdeckten Spinnenweben sehen, wie sie sich in zarten Waberbewegungen hin- und -herbewegen, als seien sie Fadenalgen unter Wasser...
Die Luft, sie riecht nach altem Gestein, nach sehr altem Gestein und nach Staub und altem Papier, sie ist weder trocken, noch feucht, noch wirklich warm, noch wirklich als „kühl“ zu bezeichnen und jedes Geräusch wird sofort von den dicken Steinwänden bei lebendigem Leibe aufgefressen...
Cayman fragt, leicht gebückt laufend:
„Müssen wir noch tiefer runter? Sind wir bald da?“
Der Kameramann nickt und sagt andachtsvoll:
„Neinein mein Freund... Wir sind gleich da! Wir sind gleich da!“
Kurz bleibt der Kameramann stehen, dreht seinen Kopf zu Cayman und fragt:
„Wieso? Haste auf einmal Platzangst?“
Cayman sagt:
„Nö, das nicht... Aber ich bin beeindruckt, wie tief es hier herunter geht!“
Der Kameramann meint:
„Tja, die tiefste Stelle im Ozean oder der Dunkelheit des größten, schwarzen Loches im Universum sind nichts im Vergleich zu den schier unendlichen Weiten des Vergessens und des Verschwindens! Was erst einmal verschwunden und vergessen und im Dunklen versunken ist, das kommt so schnell nicht mehr wieder ans Tageslicht!“
Sie laufen weiter den schmalen Gang, mit seinen eng aneinandergesetzten Treppenstüfchen herunter...
Cayman meint:
„Nach dem, was alleine in den letzten hundert Jahren so alles verschwunden ist und vergessen wurde, muss dieser Ort ja wirklich unglaublich gigantische Ausmaße haben, nicht wahr?“
Der Kameramann antwortet:
„Alleine für das, was in den letzten paar Tagen oder Wochen vergessen wurde und verschwunden iss... Bräuchte man ein gutes Tausend Lagerhallen in Fußballstadiengröße!“
Dann endlich erreichen sie die Tür!
Außen dran steht auf einer großen, mattsilbernen Tafel, in dicken Lettern geschrieben:
„DAS VERZEICHNIS EINIGER VERLUSTE“
Der Kameramann gibt Cayman die Lampe und holt den großen, alten Schlüssel aus seiner Jackentasche heraus:
„So! Da wären wir also! Jetzt sind wir dort, wo wir und alles andere auch eines Tages landen werden! Auf immer und Ewig!“
Dann schiebt er den Schlüssel in das Türschloss...
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Cayman liest
Dieses Mal:
Judith Schalansky
VERZEICHNIS EINIGER VERLUSTE
„Was weg ist, ist weg“
Man glaubt für gewöhnlich, es gebe keine Steigerungsform von „tot“.
Diese gibt`s aber doch:
„AUSGESTORBEN“
Martin Kessel (1901-1990)
Deutscher Schriftsteller
Was existiert, trägt den Kern seiner Zerstörung bereits in sich...
Zwar an sich noch existent, aber nicht mal mehr ansatzweise so, wie einst: DER HAFEN VON GREIFSWALD
„Nothing lasts forever“- Das einzige, was wirklich auf ewig wärt, das ist die Veränderung selber.
Alles andere auf der Welt und im Universum wird eines Tages verschwunden sein oder sich zumindest massivst verändert haben und nicht mehr, nie mehr so sein, wie es einst gewesen war. Da ist es fast schon zu tiefst ironisch, dass ausgerechnet der Mensch, mit seiner Wegwerfkultur, der moderne, kapitalismuszerfressene Homo-Tubrosapiens in seiner, selbstgeschaffenen Wegwerfwelt, am liebsten hätte, dass alles dann doch immer so bleibt, wie es jetzt gerade ist.
Der Deutsche an sich hätte insbesondere gerne, dass am besten alles immer ganz genau so bleibt, wie es gerade ist, weil Veränderung immer auch etwas mit sich bringt, was der Deutsche fürchtet, wie der katholische Pfarrer den Kinderschutzbund: Nämlich UNSICHERHEIT.
Veränderung bedeutet Unsicherheit und das mögen die Deutschen beispielsweise ganz und gar nicht.
Aber mit dem inneren Drang, das was ist zu erhalten, möglichst für immer, nicht nur weil man es so kennt und mag, sondern auch, um der eigenen Vergänglichkeit irgendwie entgegenzuwirken, die Vergangenheit zu sichern, das „Jetzt“ zu konservieren und so die Hoffnung abzusichern, dass am Ende dann doch etwas bleibt, etwas übrig-bleibt... Damit ist es so eine Sache.
Auch die massivsten Versuche, altes zu bewahren, die Vergangenheit für kommende Generationen zu bewahren, erhalten, konservieren, können durch Nichtigkeiten oder große Katastrophen, Unglücke oder Kriege scheitern, das Wüten des sogenannten „Islamischen Staates“, der Einsturz des Kölner Stadtarchives oder das Feuer im Notre Dame sind mit die jüngeren Beispiele. Auf ewig können wir das was ist und war nicht erhalten, auch wenn sogar Frau Schalansky uns Menschen einen massiven Erhaltungsfimmel bestätigt.
mixer - Der von 2016 James Boehm und Matthew Salsamendi und Microsoft ins Leben gerufene Streamingdienst konnte zwar mit einigen technischen Gimmicks und einer zufriedenen Community, sowie Ninja und Shroud als promintente Werbefiguren punkten, doch im Sommer 2020 verlor mixer den Kampf auf dem Streamingmarkt, der Dienst wurde eingestellt. Manch Streamer verlor neben seinen Followern auch gleich noch seine Einkommensquelle, weil ihm oder ihr der Umzug auf Twitch nicht gelang oder die Betroffenen einfach resigniert aufgaben.
Da bauen wir Museen, da bieten wir Unmengen von Geld, Zeit, Energie, Motivation und Ressourcen auf, um Dinge, Daten, Überreste, Fakten, Wissen, Namen und vieles mehr zu erhalten, zu konservieren und zu kategorisieren. Auch wenn jeder Kurator, Wissenschaftler oder Archäologe so seine ganz eigene Grundphilosophie vorträgt, warum er das alles macht, der eigentliche Grund, der liegt immer an der selben Stelle und wird sich auch nie ändern, solange es intelligente Lebewesen auf diesem Planeten gibt, die in der Lage sind, sich ihrer eigenen Endbarkeit gewiss zu sein.
DEM VERGEHEN UND VERGESSEN etwas entgegen zu setzen – Oder es doch zumindest irgendwie zu versuchen.
Da ist der menschliche, gerne photoshopgenerierte Jugendwahn, das krampfhafte Abhalten, Aufhalten und Hinauszögern des eigenen, biologischen „Fortschreitens“ um jeden noch so hohen Preis noch nicht einmal mit inbegriffen.
Vor allem in der westlichen Kultur hat man etwas gegen das Verschwinden, Vergehen und Vergessen, dem Nagen des Zeitzahnes, auch wenn im krassen Gegenzug immer mehr und immer Neues produziert und konsumiert wird, werden soll, werden muss... Neues gerne und bitte aber das Alte muss und soll aber auch bleiben.
Die klassische Glühbirne
Und der Tod, das eigene, körperliche Enden und Verschwinden?
Darüber möchte man möglichst nicht denken, nicht sprechen und wenn es dann passiert, dann ist es schlimm genug. Trauerfeier, Deckel drauf, ab unter die Erde oder in den Ofen, zuschütten, verbrennen und zur ewigen Ruhe betten.
In anderen Kulturen ist es mit der Vergänglichkeit, mit dem Tod insbesondere oftmals vollkommen anders. In Mexiko, da feiert man einmal im Jahr die Toten, den Tod, farbenfroh, verrückt, laut, ausgelassen, wild, wie von allen guten Geistern verlassen in den Augen anderer Kulturen, wie der unserer. Mit knallbunten Kostümen, Totenkopfmasken, totenkopfgeschminkten Gesichtern, Feuerwerk, lauter, wilder Musik, ein einziger, lebensfroher Exzess.
Wo anders, da setzt man seine Toten aufrecht, im Schneidersitz, edel gekleidet in extra für sie geschlagene, kleine Höhlen in Felswänden, frei für jeden einsehbar. Und die Familienmitglieder des nun auf ewig Sitzenden, die kommen immer mal wieder vorbei, legen kleine Beigaben ab, sprechen mit dem Toten, beten für oder mit ihm und gehen dann wieder ihrer Wege.
Letzten Endes ist es aber auch vollkommen egal, wie man in welchem Kulturkreis sich auf das ewige Verschwunden-Sein vorbereitet oder es sogar mehr oder weniger zu ignorieren versucht, bis es nicht mehr geht.
ALLES WIRD EINES TAGES FORT SEIN – VERGESSEN SEIN – NICHT MEHR DA SEIN – FÜR IMMER – UND EWIG
Irrational Games - Die Bioshock-Macher und Kultstudio - Nach viel zu langer Entwicklungszeit ihrer Spiele und einem großen, finanziellen Flop 2013 geschlossen
Menschen, wie Tiere und ihre verschiedenen Arten, Bauwerke, seien sie auch noch so monumental, Religionen und Wissensschätze, Namen und Titel, Landschaften und Orte, der sogenannte Zahn der Zeit, er nagt langsam aber beständig an allem, bis es eines Tages nicht einmal mehr zu einem Teelöffelchen voll Staub reicht, bis nicht einmal mehr der blasse Hauch einer fernen Erinnerung übrig ist.
Ein besonders schräges aber auch interessantes Kapitel, in Sachen „Umgang mit dem Vergehen und dem Tod“, lieferten aber Adolf Hitler und sein Architekt Albert Speer:
Als Hitler und Albert Speer „GERMANIA“ mit dessen Monumental-Monsterbauten planten und zeichneten, da wusste selbst der größenwahnsinnige Hitler, dass sein „Reich“ eines Tages, wie alle anderen Reiche auch, verschwunden sein und wahrscheinlich nur die Ruinen der Gebäude übrig bleiben würden.
Also fertigte Albert Speer nicht nur Entwürfe an, wie die Bauten von „GERMANIA“ in voller Pracht, sondern auch als Ruinen aussehen würden. Man entwickelte die einzelnen Gebäude gezielt danach, dass sie auch eines Tages noch als Ruinen schön anzusehen sein würden. Als großes Vorbild, nahm man sich die Bauten des alten Roms, dessen Reste bis heute große Faszination auslösen. Genau so wollte man, sollte auch das eines Tages verfallene „GERMANIA“ dann aussehen.
Teilweise soll Speer sogar versucht haben, das Wachstumsverhalten bestimmter, gängiger Pflanzen wie Moos oder Efeu, Gras und Unkraut auf den Gebäuden und ihrer Baumaterialien einzuschätzen und durch bestimmte, bauliche Tricks diesen Bewuchs in bestimmte Richtungen und Intensitäten zu lenken.
Nebenher wollten Hitler, wie auch Speer, dass nachfolgende Generationen, in welcher Hoffnung auch immer, einen möglichst einfachen Zugang zu den Resten des „TAUSENDJÄHRIGEN REICHES“ haben würden.
Vor allem, dass die dann in dieser kommenden Zukunft existierenden Wissenschaftler möglichst gefahrenfrei und ungehindert bestimmte Gänge, Räume und Orte nach ihrer Freilegung erreichen und die Reste des einstigen „HERRENRASSENREICHES“ möglichst schnell, einfach aber eindrucksvoll inszeniert auffinden und bestaunen könnten.
Im Grunde genommen kann man sagen, dass immer dann, wenn Hitler in seinen Reden vom „TAUSENDJÄHRIGEN REICH“ sprach, dies selber in keinster Weise glaubte. Das Ende, das Verschwinden, der Tod, der Verfall, das Ende des eigenen „Reiches“, all das war selbst in der Chefetage der Nazis bereits fest ein- und durchgeplant.
Und woanders, ja da reicht ein einziger, unachtsamer Bauarbeiter, ein Kurzschluss, ein Funken, wie im Notre Dame, damit alles was einst war, einfach innerhalb weniger Stunden für immer zerstört ist. In Syrien wiederum, da zerstörten die Daesh vom IS eine alte Ruine, weil ihnen diese zu „sündig“ war. Sie sprengten das Bauwerk und legten ohne es zu wissen einen jahrhundertealten Gang unter dem Gebäude frei. Forscher entdeckten in diesen Gängen alte Zeichnungen, ein Grab und Aufzeichnungen, welche ausgerechnet einige Thesen in der Bibel als wahr belegen, womit sich der IS also ins eigene Fleisch geschnitten hatte.
Letzten Endes, da geben sich das Vergehen und das Kommen gegenseitig die Klinke in die Hand.
Dinge, die mal da waren und jetzt nicht mehr... Die Magie leerer Stellen
Der Palast der Republik - Einst der Stolz der DDR - Auch bekannt als “Erich’s Lampenladen”
Dinge verschwinden, Menschen verschwinden, alles verschwindet eines Tages und um jene Leerestellen, welche sie dann hinterlassen, um die Faszination des Vergangenen, dem süchtig machenden Zauber des Ungenauen, des Fragmentartigen, des Quasi-Körper und Konturlosen, davon handelt dieses Buch.
Etwas ist verschwunden, erst kürzlich oder schon lange, am besten schon lange, denn je mehr Zeit vergeht, desto mehr Freiraum, Platz bietet sich für Spekulationen, Vermutungen, Fantasien darüber, wie das Vergangene, Verschwundene wohl einst war oder auch nicht.
„...das Auge sieht, das Hirn ergänzt – Bruchstücke werden zu Bauwerken, die Taten der Toten lebendig, herrlicher und vollkommener, als sie es jemals waren“.
Heißt es auf der Rückseite dieses Buches, das fast wie eine Gruft, ein in Stein gemeißelter Sarkopharg der verlorenen und vergessenen Menschen und ihrer einstigen Werke und verbliebenen Hinterlassenschaften daherkommt.
Judith Schalansky ist eine sehr kluge Frau, belesen, wissbegierig, genau, pedantisch muss man fast sagen.
Schon im Vorwort walzt sie den Leser regelrecht um, mit ihrem millimeterexakten Wissen, Namen, Personen, Religionen, Bauwerken, Persönlichkeiten und und und einfach platt.
Sie zählt beispielsweise auf einer Seite Dinge auf, die verschwunden sind – Auf der nächsten Seite zählt sie Dinge auf, die neu dazugekommen oder wiederentdeckt worden sind. Es heißt ja so schön: „Für jeden der geht, kommt jemand Neues!“.
Andererseits heißt es auch: „Alles was entsteht, es trägt den Kern seiner Zerstörung bereits in sich“
Gebäude verfallen, werden zerstört, brennen nieder, müssen abgerissen werden, waren sie zum Zeitpunkt ihrer Existenz auch noch noch hässlich, protzig, nutzlos, schön, herrlich, erwähnenswert oder einfach nur „schon immer da“... Kaum sind sie fort, kaum vergeht die Zeit und man wird ihrem Fehlen gewiss, so werden sie nicht selten immer schöner, toller, wertvoller, besser, hätte man doch damals, wäre man doch damals nur schlauer oder schneller gewesen, dann...
„Das menschliche Gehirn ist beileibe kein Videorekorder, das über die Augen und Ohren als Kamera und Mikrophone aufnimmt und auf dem Gehirn wie auf einer Festplatte verlustfrei abspeichert! So funktioniert unsere Wahrnehmung und auch unser Erinnern nicht!“.
Sagt der Historiker Prof. Sönke Neitzel in einer ZDF-Reportage über Hitlers „verschwundenen“ „PANZERZUG“.
Ein alter Mann, welcher in dieser Sendung zu Wort kommt, ist davon überzeugt, damals als kleiner Junge, an einem Winterabend gesehen zu haben, wie eine Truppe Nazis geheimnisvolle Kisten von oder zu einem Zug trugen. Dieser Zug war, davon ist der alte Mann vollstens überzeugt: HITLERS PANZERZUG! DER PANZERZUG!
Prof. Sönke Neitzel aber weiß, mit Unterlagen von damals unterlegt, die dies beweisen, dass DIESER PANZERZUG zu jenem Zeitpunkt aber gar nicht da gewesen sein konnte, weil er ganz wo anders war. Dass da ein Zug war, das bezweifelt Prof. Neitzel nicht, aber wohl, dass es HITLERS PANZERZUG gewesen ist. Dass da ein Zug war, das stehe außer Frage sagt er in der Reportage, aber eben nur ein Zug... Der „PANZER-“ kam dann wohl aus irgendwelchen Gründen dazu. Menschliche Phantasie halt, die Jahrzehnte der sich langsam verändernden Erinnerung, denn das Gehirn als Organ, es verändert sich, seine abgespeicherten Inhalte gleich mit, den Rest, den macht die menschliche Phantasie.
Eines Tages kam dann, zum PANZERZUG selber noch dessen Ladung dazu, auf einmal war HILTERS PANZERZUG auch noch VOLLER GOLDBARREN! Jaja! Der alte Mann ist sich heute sicher! Die Nazis, welche da um den Zug herumliefen, die trugen Kisten mit GOLD herum, in die Wagons! Er ist sich heute ganz sicher dass es so war!
Es ist in diesem, wie in den allermeisten anderen Fällen, bei den allermeisten anderen verschwundenen Dingen, Menschen und Orten so, dass das Gehirn eben das Fehlende ergänzt, ausschmückt, ausbaut, umbaut, abändert. Die „Betroffenen“ machen dies dann nicht aus Absicht, es passiert einfach. So ist unser Geist, unser Gehirn, unser Verstand eben aufgebaut.
Derweil geht die Reportage über den PANZERZUG weiter, zwei Hobbyarchäologen sind von der Überzeugung besessen, dass sich DIESER PANZERZUG unter einem Erdhügel mitten im Zentrum einer größeren Stadt in Polen befindet und sie haben es sich zur Lebensaufgabe gemacht, DIESEN PANZERZUG zu bergen.
Und das, obwohl es Fotos gibt, die eindeutig beweisen, dass HITLERS PANZERZUG, also DER PANZERZUG von den Alliierten beschlagnahmt, in die Schweiz gefahren und dort im Beisein der Presse Stück für Stück verschrottet wurde. Der Zug ist weg, kaputt, nicht mehr da, in seine Bestandteile zersetzt.
Doch das kümmert die beiden Männer nicht, auch nicht, als ein Wissenschaftler mit erschöpfender, wissenschaftlicher Genauigkeit allen Anwesenden aufzeigen kann, dass unter dem Erdhügel auf keinen Fall ein so großer Zug und schon gar nicht mit Goldbarren beladen sein kann.
Am Ende, da zersetzt sich der ganze Rummel um den PANZERZUG im Wohlgefallen. Was bleibt, das sind zwei enttäuschte Geschäftsmänner, die den Verlust ihres Lebens gemacht haben, eine entnervte polnische Stadtbevölkerung, die froh ist wieder Ruhe zu haben, ein alter Mann, der fortan seinen Erinnerungen nicht mehr ganz trauen kann und ein paar Fotos, auf denen eine Horde Stahlarbeiter den PANZERZUG von Hitler Stück für Stück für Stück zerlegt.
So, wie in diesem Beispiel mit dem PANZERZUG, ist es auch mit jenen Dingen, Gebäuden, Personen und Orten, welche Judith Schalansky in ihrem Buch, ihrem Verzeichnis aus dem dichten, dunklen Nebel des Vergessens heraus geholt hat.
Und dem Leser nun in ihrer vollen Pracht wieder ans Licht der Erkenntnis holt...
Oder zumindest das wieder ans Licht holt, was davon noch übrig ist.
Die Leben und Schicksale hinter den verschwundenen Dingen
Der Knabe in Blau - The Emerald of Death - Der einstige Hauptdarsteller ERNST HOFFMANN verlegte sich später auf das Schreiben von Romanen - Er fiel im zweiten Weltkrieg in Berlin.
„DER KNABE IN BLAU / THE EMERALD OF DEATH“
Ein Stummfilm von 1919 – Nicht einmal ob es zur Uraufführung kam, ist heute sicher. Da der Film von keiner Kritik jemals erwähnt wurde, vermutet man, dass es eben nie dazu kam, dass dieser Film überhaupt jemals öffentlich vorgeführt wurde. Selbst der Regisseur Friedrich Wilhelm Murnau konnte nie die Frage beantworten, ob und was mit seinem Erstlingswerk geschehen ist. Einige „Fragmente“ des Films, sowie die damals gedruckten Werbeplakate und ein paar Fotos von den Dreharbeiten sind heute noch erhalten.
Seit über 100 Jahren gilt der Film als verschollen.
„DIE ENZYKLOÄDIE IM WALDE“
Der einstige Geschäftsmann Armand Schulthess kaufte sich ein großes Anwesen mit einem, einer Parkanlage ähnelnden Garten, in dessen Mitte ein großer Kastanienbaum stand. Diesen behängte und beschmückte er mit Tafeln, immer mehr Tafeln. Auf diesen Tafeln, da hatte er per Hand, nach Themengebieten sortiert, das Wissen der Menschheit geschrieben. Schulthess sammelte ohnehin viel, sehr sehr viel. So wurden die Kastanie, der Garten und auch das Haus immer mehr und mehr zu einer gigantischen, chaotischen Bibliothek.
Diese Sammelorgie endete, als Schulthess 1972 starb.
Die überforderte Familie ließ in einer Hau-Ruck-Aktion alles angesammelte und hergestellte innerhalb von zwei Tagen entsorgen und vernichten.
Gerademal eine Hand voller Wissenstafeln von der Kastanie und ein paar Bücher, welche Schulthess selber gemacht hatte, haben bis heute überlebt – Mehr ist nicht geblieben.
„DIE INSEL TUANAKI“
Vermutlich einst ein Atoll, eine Insel oder sogar eine kleine Inselgruppe – etwa zweihundert Seemeilen südlich der Insel Rarotonga und circa einhundert Seemeilen südwestlich der Insel Mangaia.
Irgendwann zwischen den Jahren 1842/1843 muss Tuanaki durch ein Seebeben oder eine andere Katastophe vollkommen ausgelöscht, wegradiert worden sein. Ab dem Juni 1843 ließ sich die Insel nicht mehr, obwohl sie auf allen Karten exakt lokalisiert war, nicht mehr finden.
Was viele Seemannsgarnspinnende Seemänner aber nicht davon abhielt, Tuanaki oder gar unentdecktes Neuland zu sehen und zu finden. Oder zumindest WOLLTEN die Seemänner dies... Es war einfach zu verlockend!
Erst 34 Jahre später, im Juni 1875 verschwand Tuanaki schließlich von allen Karten, zumindest von den ab da neu hergestellten.
Dies sind drei Beispiele, drei Dinge/Orte, welche von der Zeit einfach weggerissen, entwurzelt, zerfasert und dann fortgetrieben worden sind. Mal durch Naturgewalten, mal durch Menschenhand und mal einfach, weil es halt aus vielen diversen Gründen irgendwie dumm gelaufen ist.
Schalansky aber interessiert sich nicht nur für die verschwundenen Dinge und Orte an sich, auch nicht ausschließlich für jene „Leerstellen“, welche diese hinterlassen haben, vor allem kümmert sie sich um die Menschen, welche mit diesen Orten und Dingen zu tun hatten. Jene Menschen, die währenddessen, danach oder davor mit jenen Bauwerken, Filmen, Inseln, Schriftstücken, Kunstwerken und derweiteren zu tun hatten.
Schalansky hat sich intensivst mit jedem einzelnen, der in ihrem Buch aufgezeichneten Verluste beschäftigt, vor allem aber eben auch mit dem Menschen. Wer war dieser Mann, welcher einst die „ENZYKLOPÄDIE IM WALDE“
erschuf? Wie hat es in ihm ausgesehen? Schalansky gibt so gut es eben geht, bei einem lange Verstorbenen, Einblick in die Gedanken- und Seelenwelt eines solchen Menschen.
Auf der einen Seite, da ist man fasziniert, dann aber auch entsetzt, was aus einem Menschen werden kann, man versteht, fühlt mit, schüttelt den Kopf, ist vielleicht sogar angewidert, erkennt sich ein bisschen selber wieder oder bekommt das Bedürfnis, dieser Person einmal selber begegnen zu wollen.
Schalansky schafft es, die Verstorbenen, die Verschwundenen, welche einst mit diesen Orten und Dingen verbunden waren, zum Leben zu erwecken. Sprachlich, menschlich, atmosphärisch, es ist fast so, als wären es gar keine schon lange Verstorbenen, die da über all das sprechen, als wären es Menschen, die dies selber, erst vor ein paar Momenten in dieses Buch niedergeschrieben haben... Menschen, die gerade irgendwo leben und ihrem Alltag nachgehen, scheißegal, dass manche davon in Wahrheit schon über hundert Jahre und länger tot sind.
Besonders eindrucksvoll, ja regelrecht ergreifend gelingt es Judith Schalansky beim „KNABEN IN BLAU“, der „ENZYKLOPÄDIE IM WALDE“ oder auch im Kapitel zum „PALAST DER REPUBLIK“.
Dabei erforscht und beobachtet, analysiert und wertet Schalansky auch immer wieder SICH SELBER aus. Denn auch sie, ihre Vergangenheit, das Hier und Jetzt, irgendwie besteht eine Verbindung. Nicht mit allem aber mit ein paar der im Buch befindlichen verschwundenen und vergessenen Orten/Dingen.
So fragt sich Schalansky beispielsweise im Kapitel zum „SCHLOSS DER VON BEHR“...
Was war oder ist meine erste, richtige Kindheitserinnerung?
Ist es, als sie als kleines Kind einen Hocker oder Stuhl vor das Fensterbrett eines Fensters in ihrem damaligen Heim schiebt, hochklettert und aus dem Fenster stürzt?
Oder ist es der kleine Igel, dem ihre Mutter eine kleine Schüssel Milch vor die Schnauze stellt und dieser dann laut schmatzend und schlabbernd trinkt?
Was ist meine allererste Kindheitserinnerung?
In vielen Fällen, in vielen Köpfen bestimmt auch eines dieser „Verlorenen Dinge“, welche es zu erforschen gilt.
Etwas, das man tun sollte.
Denn Erinnerungen, Wissen und das eigene Selbst, alles ist vergänglich, verändert sich oder verschwindet ganz.
Vielleicht sollte man dann doch zumindest die Bibliothek im eigenen Kopf so gut pflegen wie es geht.
FAZIT
Persönlicher Verlust - Mein 1994er BMW 316i - Fast sechs Jahre lang treuer Begleiter, dann vom Rost unaufhaltsam zerfressen - Für 400 Euro an einen Bastler weiterverkauft - Von diesem dann schließlich entnervt verschrottet
Ein sehr kluges Buch, ein sehr anspruchsvolles Buch, ein durchaus forderndes aber eben auch extrem faszinierendes Buch ist es geworden, was Judith Schalansky da geschrieben hat.
Seine Hülle, sie ist aus dicker, stabiler Pappe, fast wie ein kleiner Panzer.
Von außen da wirkt es schon jetzt, als habe es die letzten zwanzig, dreißig Jahre in einer alten, scheintoten Dorfbibliothek am gottverlassenen Ende der Welt herumgestanden und ist nur durch Zufall in die eigenen Hände geraten.
Pixeliger, hellbescher Staub weht über den Einband, sonst ist da nichts, nur Dunkelheit.
In silberner Farbe der Name der Autorin, der Buchtitel und der Verlag, sonst nur Staub und Dunkelheit.
Der Staub des Vergehens und das Dunkel des Vergessens
Dieses Buch, von seiner Autorin selber gestaltet, ihnen wie außen, ist an sich schon ein zeitloses Kunstwerk.
Zu jedem Kapitel, zu jedem Verschwundenen, gibt es ein Bild.
Doch viel ist nicht mehr zu erkennen, das jeweilige Motiv ist nur noch schemenhaft wahrzunehmen.
Der Hafen von Greifswald, Der Palast der Republik, Das Schloss von der Behr, die Villa Saccetti, der Knabe in Blau, sie und alle anderen sind als geisterhafte Abbildungen in tiefem Schwarz in diesem Buch verewigt.
Besonders beeindruckend aber auch irgendwie beängstigend ist dies im Falle des Knaben in Blau, denn dort blickt einen der einstige Hauptdarsteller, in einer Mischung aus Verwunderung, Erstaunen und halb im Wahnsinn mit weit aufgerissenen Augen und wirren Haaren entgegen...
Von der Geschichtsstunde, über Seelenportraits, über Selbstanalysen bis hin zu einem nicht enden wollenden, stinklangweiligen Spaziergang, an einem stinkalngweiligen Tag, durch eine stinklangweilige Gegend, auf der Suche nach dem, was noch vom einstigen HAFEN VON GREIFSWALD übrig ist.
In diesem Buch bekommt jeder Erwähnte, jedes Ding, jeder Mensch, welche mit dem in diesem Buch erwähnten zu tun hatte, einen Auftritt, wenn auch nur kurz. Aber immer liebevoll und ebenso beeindruckend kleinlichst recherchiert und nachgeforscht.
Die Faszination des Verschwundenen, des Vergangenen und jener Leerstellen, die ES, SIE, DER oder DIE hinterlassen haben. In der Zeit, auf der Welt, in der Landschaft, der Geschichte, für immer von Letzterer verschlungen und ins Schattenreich des Vergessens heruntergewürgt und dort für immer und ewig verloren.
Ginge es danach, was schon so alles abhanden gekommen, zerstört, ausgetauscht oder einfach nur vergessen wurde... Judith Shalansky könnte eine ganze Enzyklopädie schreiben.
Welche dann früher oder später ebenfalls verloren ginge, vergessen werden würde und irgendwann, eines fernen Tages von irgendwem wiedergefunden und was davon noch zu retten ist, im Museum ausgestellt würde.
Ob Judith Schalansky das gefallen würde?
Sie selber plädiert dafür, dem Verschwinden, Vergessen, der Zerstörung und der Neuerung nicht als Bedrohung, sondern als etwas ganz Normales, etwas durchaus Positivem, eben den Chancen, die diese Vorgänge in sich tragen, entgegen zu treten.
Und das tut sie auf eine wundervolle und zutiefst faszinierende und mitfühlende Art und Weise.
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Passend dazu nun noch: Die Geschichte, wie Chris DeBurgh in einem Pappkarton drei ganze Alben mit Musikstücken wiederfindet, welche er vor knapp dreißig Jahren beiseite gestellt und dann vergessen hat:
Eines schönen Tages, da beschließt CHRIS DEBURGH, der große Liedermacher, mal in seinem Studio aufzuräumen, auszumisten, klar Schiff zu machen. Unter unter einem Schreibtisch, da stehen mehrere uralte Pappkartons herum, drei Stück, um genau zu sein.
Chris DeBurgh holt diese hervor, zwei sind leer, nur ein paar tote Insekten und Staub darin.
Der dritte Karton aber, der ist recht schwer, voll mit irgendwas , bis oben hin.
Als er diesen öffnet, kommen Tonträger zum Vorschein – Mit Songtiteln darauf, an die er sich beim besten Willen nicht erinnern kann. Er spielt diese geheimnisvollen Tonträger ab und auf jedem von ihnen, ist ein technisch fertiggestellter Song zu hören.
Verwundert untersuchen DeBurgh und seine Leute den Inhalt, den Daten nach, müssen diese Songs die letzten dreißig Jahre in diesem Karton unter dem Schreibtisch geschmort haben.
Weder DeBurgh noch seine Leute können sich das erklären.
Daraufhin ruft er beim entsprechenden Plattenlabel an, um den Grund dafür zu finden, WIE ein ganzer Karton voller fertiger Songs dreißig Jahre lang unentdeckt unter einem Schreibtisch verschwinden konnte.
Im Plattenlabel aber sind alle, die es vielleicht wissen könnten, entweder tot, in Rente, in Rente und dement im Pflegeheim, unbekannt verzogen oder alles nacheinander. Der Labelboss fragt schließlich seinen Vater, dieser glaubt sich dunkel daran erinnern zu können, dass „DAMALS WAS MIT DER FAMILIE ODER DER GESUNDHEIT WAR“, weshalb ein- oder gleich mehrere Albenprojekte auf Eis gelegt wurden.
Chris DeBurgh versucht sich daraufhin selber zu erinnern... Was Gesundheitliches? Was mit der Familie? War jemand Krank? Ein Unfall? Eine Geburt? War ICH länger krank?
Er findet keine passende Datei mehr in seinem Kopf, die dazu passen würde.
Geschweige wenn überhaupt eine Erinnerung daran, diese Songs jemals zuvor gehört oder geschrieben oder eingespielt zu haben. Aber der Mann, der da aus voller Kehle singt, auf diesen Aufzeichnungen das ist ganz eindeutig er selber.
Daraufhin beschließen DeBurgh und sein Team, die Songs zu veröffentlichen.
Dreißig Jahre alte, brandneue Songs – Ein Scheunenfund unter einem Schreibtisch.
Bei Falko und Michael Jackson soll es ganz ähnliche Pappkarton-Vorfälle gegeben haben.
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Insofern ist nicht immer gleich alles für immer verloren, es befindet sich nur an einem anderen Ort, auf den keiner Kommt, an den sich keiner erinnert.
Fall SIE also, liebe lesende Person in einem Pappkarton die verschwundene Filmrolle zum „KNABEN IN BLAU“, die fehlenden Seiten von „SAPPHOS LIEBESLIEDERN“ oder die restlichen, der einst „SIEBEN BÜCHER DES MANI“ finden sollten...
Zögern Sie nicht, sie an den entsprechenden Stellen abzugeben, die jeweils Verantwortlichen würden sich mit Sicherheit freuen.
Ich danke Ihnen!
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Judith Schalansky
VERZEICHNIS EINIGER VERLUSTE
Taschenbuch
Suhrkamp Verlag
Ersterscheinung 2019
Preis: 20,00€
PERSÖNLICHE NOTE: 1+++
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Letzter eines fernen Tages verschwundener Akt
Natürlich konnten sie nicht alles, all das, was dem Vergessen, dem Verschwinden, der Veränderung zum Opfer gefallen ist, unter die Lupe nehmen, dafür ist es viel zu viel...
Aber dennoch sind beide zufrieden mit dem was sie gesehen, gelesen, nachgeforscht und entdeckt haben...
Beide laufen den großen Hauptgang entlang, zurück zur Eingangstür, der Kameramann latscht mit den Händen in den Jackentaschen voran, Cayman bleibt immer wieder fasziniert vor diesem oder jenen stehen...
Dann ruft Cayman:
„Ach guck mal einer an! Da ist ja mein alter BMW! Noch im Verzeichnis „Vor einiger Zeit plötzlich und unerwartet“ Also vermissen tue ich ihn ja bis heute! Ein altes Auto ohne Klimaanlage ist zwar eine Katastrophe aber Spaß hat es dennoch immer gemacht, zu fahren!“
Cayman streicht mit den Fingern über den Eintrag und sagt:
„Na dann ruhe in Frieden, mein erstes Auto!“
Der Kameramann steht da und wartet, nicht mal im entferntesten Gedanken einen dummen Spruch wie sonst immer auf den Lippen, er hat selber genügend in den Einträgen gefunden, das ihn selber hat ganz melancholisch werden lassen...
Dann steckt auch Cayman sich die Hände in die Jackentaschen und geht mit schnellem Schritt weiter:
„Dann lass uns jetzt mal gehen, sonst setzen wir genauso Staub an, wie die allerhintersten Einträge hier!“
Der Kameramann schließt sich an und meint:
„Mein Reden, mein Reden!“
An der Tür nach draußen, zum engen, schmalen Treppenhaus nach oben angekommen, holt der Kameramann den großen, alten Schlüssel für die Tür heraus...
Cayman dreht sich noch einmal um, blickt in das gedimmte Licht dieses gigantischen, immer weiter anwachsenden „Verzeichnis Einiger Verluste“ und wirkt für einen kurzen Moment so, als wäre er ganz wo anders...
Der Kameramann fragt:
„Iss noch was?“
Cayman meint:
„Nein, alles gut! Es ist nur... Eines Tages, da werden auch WIR BEIDE hier enden! Alles wird hier eines Tages Enden! Das muss man sich mal für nen Moment zumute führen!“
Der Kameramann schließt die Tür auf, diese öffnet sich mit knarzenden Scharnieren:
„Aber bis dahin isses noch hin! Solange man auf der anderen Seite ist, sollte man schauen dass man es für sich und andere schön hatte! Und das Verzeichnis mit möglichst vielem, das man nach dessen Verschwinden auch als Verlust ansehen kann zu füllen!“
Während der Kameramann Cayman nach draußen schiebt, meint Cayman:
„Ja, da hast du allerdings Recht!“
Dann zieht der Kameramann die Tür hinter sich zu und schließt die Tür wieder ab.
ENDE
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Dann gestaltet sich die Suche nach einem passenden Gegenstück oft wesentlich schwieriger. Gleichgesinnte sind in den allgemeinen Singlebörsen und großen Dating Portalen mit heterosexueller Ausrichtung stark unterrepräsentiert.
Der Wunsch nach dem Partnerglück wird zur Suche nach der berühmten Nadel im Heuhaufen. Und wer möchte denn gerne unzählige Stunden mit frustrierenden Erfahrungen, misslungenen Kennenlernversuchen und gescheiterten Dating-Anläufen vergeuden, wenn es nicht besser, schneller und unkomplizierter geht?
Einen virtuellen Hafen für eine junge, offene Generation jenseits eines monogamen Beziehungskonstrukts – das war die Mission der beiden Gründer Tobias Betschart und Tobias Knaus, als sie das erste Portal der freien Liebe am 3. Juni 2020 aus der Taufe hoben.
Die Welt wird immer bunter und offener für unterschiedlichste Lebens- und Liebeskonzepte. Hier leistet die Dating Plattform Poly-Amorie.de einen weiteren Beitrag.
Doch klären wir erst mal grundsätzliche Fragen…
Was ist Polyamorie ?
Menschen drücken Liebe auf unterschiedliche Weise aus und keine Beziehung ist wie die andere. Polyamorie und die Tatsache, eine Beziehung zu mehr als einer Person zu haben, ist in diesem Zusammenhang in den vergangenen Jahren immer häufiger zu einem kontroversen Diskussionsthema geworden.
Obwohl die meisten Menschen den Begriff Polyamorie gehört haben, ist nicht jedem klar, welche Bedeutung oder Dynamik diese nicht monogamen Beziehungen haben.
Die nüchterne Definition laut Wikipedia lautet:
„Polyamorie oder Polyamory bezeichnet eine Form des Liebeslebens, bei der eine Person mehrere Partner liebt und zu jedem einzelnen eine Liebesbeziehung pflegt, wobei diese Tatsache allen Beteiligten bekannt ist und einvernehmlich gelebt wird.“.
Eine polyamoröse Beziehung ist also eine Art nicht monogamer Beziehung, die sich von einer „normalen“ Beziehung dadurch unterscheidet, dass mehrere Personen involviert sind – nicht nur zwei. Polyamorie ist ein Kunstwort und soll deutlich machen, dass es nicht nur um Sex, sondern um Liebe geht.
Verwandt ist der Begriff zu Polygamie bzw. Vielehigkeit. Mit letzterem wird bei Menschen eine Form der Vielehe und der Führung von gleichzeitigen eheähnlichen Beziehungen bezeichnet. Der Polygamie liegt das Konzept der Polyamorie zugrunde.
Polyamorie wird oft fälschlicherweise als eine offene Beziehung angesehen – was nicht immer der Fall ist.
In Wirklichkeit sind polyamoröse Beziehungen einzigartig, da sie aus mehreren liebevollen Partnerschaften bestehen. Es geht also nicht nur um Sex.
Polyamorie – Die Welt der Beziehungsmodelle ist bunt
Foto von Sandy Millar @sandym10, Unsplash
Unterschiedliche Konzepte
Polyamoröse Beziehungen können sich von Paar zu Paar unterscheiden.
Für manche Menschen bedeutet eine polyamore Beziehung, in einer Beziehung mit mehreren Menschen zu sein, aber im Grunde einen Hauptpartner zu haben. Für andere ist Polyamorie die Möglichkeit, gleichzeitig in zwei völlig getrennten Beziehungen zu sein.
Die Grundphilosophie der Polyamorie ist, dass sexuelle Liebe nicht auf die strikten Grenzen der Monogamie beschränkt sein sollte, sondern frei und vollständig ausgedrückt werden sollte. Ein weiteres Merkmal von Polyamory ist, dass beide Personen die Liebhaber ihres Partners kennen.
Es findet eine offene Kommunikation zwischen den Partnern statt.
Wie kann Polyamorie funktionieren?
Da Beziehungen dieser Form nicht dem gängigen gesellschaftlichen Konstrukt einer Beziehung folgen, führt dieses Beziehungsmuster bei Außenstehenden häufig zu Verwirrung oder ruft Kopfschütteln hervor.
Damit eine solche Beziehung erfolgreich ist, müssen alle Beteiligten offen und ehrlich darüber kommunizieren, was sie von der Beziehung erwarten, wollen und brauchen.
Dies ist der wesentliche Grundpfeiler für eine stabile Partnerschaft von mehr als zwei Partnern.
Obwohl Offenheit und Freiheit oberste Maximen dieses Modells sind, existieren immer noch Grenzen, deren Einhaltung wichtig für das Gelingen sind – sei es durch die konkrete Definition, wer eine Beziehung (und mit wem) eingehen kann, oder durch die Begrenzung, wie viel Zeit mit jedem Partner verbracht werden kann.
Die Aufrechterhaltung einer offenen Kommunikation ist ein wesentlicher Faktor, damit keine Probleme auftreten. Gelingt dies nicht, entstehen Geheimnisse und Eifersucht kann sich manifestieren und ausbreiten.
Ist Polyamorie natürlich?
Diese Form der Verbindung zwischen mehr als zwei Partnern gibt es nicht nur bei uns Menschen, sondern kann auch vielfach in der Tierwelt beobachtet werden.
Daher kann man durchaus postulieren, dass diese Form der offenen Beziehung natürlich ist und ihren festen Platz in unserer Welt hat.
Im Gegenzug könnte man sich auch die Frage stellen: „Ist Monogamie natürlich?“.
Poly-Amorie.de – Die neue Freiheit zu lieben
Zurück zur neu gegründeten Online Plattform für polyamoröse Menschen. Bei der Zielgruppe dieser Partnerbörse steht der Wunsch, monogame Denkweisen über Bord zu werfen, ganz oben.
Poly-Amorie.de – Online Dating Portal
Die eigene Sexualität steht – vor allem bei jungen Menschen – mehr denn je im Vordergrund und Neigungen abseits der Konventionen möchten nicht länger versteckt werden.
Es ist zu beobachten, dass die gesellschaftliche Akzeptanz für alternative Beziehungsmodelle und Partnerschaftskonstrukte steigt. Dies zeigt sich auch in den Medien, TV-Shows und bei Influencern und Werbefiguren. Dennoch ist der Weg noch lang, um das klassisch monogame Beziehungsbild in einer fast ausschließlich heterosexuell geprägten Gesellschaft vollkommen aufzubrechen.
Dank Poly-Amorie.de muss man sich aber nicht länger auf dubiosen und zwielichtigen Plattformen herumtreiben, um Bekanntschaften mit Gleichgesinnten zu machen. Hier gibt es keine Tabuisierung, Etikettierung oder soziale Ächtung nur aufgrund der alternativen Lebens- und Liebesweise abseits der üblichen Geschlechterrollen und Beziehungsmodelle.
Weitere Fragen zu dieser alternativen Beziehungsform werden in folgendem Artikel der Badischen Neuen Nachrichten beantwortet „Polyamorie: Warum soll ich nur einen einzigen Menschen lieben?“.
Darunter auch „Polyamorie und Kinder: Geht das?“, „Gibt es in polyamoren Beziehungen Eifersucht?“ und „Warum nicht einfach monogam?“.
Inspiriert von Bloggern und Influencern
Die etwa einjährige Entwicklungsphase der Plattform fand in allen Stufen in einer engen Abstimmung mit Bloggern und Influencern, wie z.B. Nadine Primo, statt, die sich intensiv mit dem Thema der offenen Sexualität auseinandersetzen.
Das Feedback, die Meinungen und Rückmeldungen zu Idee, Konzept und Umsetzung flossen direkt in die Entwicklung mit ein. So konnte man die echten Bedürfnisse, Wünsche und auch die Besonderheiten der Community in ihrem vollen Spektrum erfassen und von der ersten Stunde an berücksichtigen. Das war auch die Geburt der ersten Kooperationen, die bis heute die Weiterentwicklung der Kontaktbörse befruchten.
Was hat die Partnerbörse zu bieten?
Poly-Amorie.de ist ein Ort der freien Liebe. Hier sind alle Arten der Sexualität, Geschlechterrollen und Beziehungsformen willkommen.
Anmelden können sich neben Frauen, Männern und Paaren auch Divers oder Transgender, um auf Partnersuche zu gehen oder sich mit der Community auszutauschen. Die Registrierung ist kostenlos.
Ebenso das Anlegen des eigenen Profils samt Angaben zur sexuellen Orientierung und eines aussagekräftigen Steckbriefs zur eigenen Person.
Aufgehübscht wird das Profil dann mit Bildern, die in offenen oder privaten Alben eingestellt werden können.
Durch die offene Suchfunktion findet man schnell passende Kontakte in Deutschland, Österreich und der Schweiz und kann mit ihnen dann über den hauseigenen Chat in Kontakt treten.
Um Fakes, Spammer und Betrüger fern zu halten, werden neue Profile, Bilder und Freitexte manuell geprüft. Ein Echtheitscheck ist auf freiwilliger Basis möglich.
Noch eine ganze Menge in der Pipeline…
Für die Gründer der Plattform ist die Reise noch lange nicht zu Ende. Es liegen noch zahlreiche Pläne auf dem Tisch, die nur darauf warten, umgesetzt zu werden. Die Kontaktbörse soll schrittweise erweitert und zu einem kompletten Universum der freien Sexualität ausgebaut werden.
So wird bereits eifrig daran gearbeitet, den Mitgliedern die Möglichkeit zu geben, eigene Beiträge zu schreiben und zu veröffentlichen.
Ein absolutes Alleinstellungsmerkmal von Poly-Amorie.de ist, im Gegensatz zu allgemeinen Singlebörsen oder bekannten sozialen Netzwerken, dass explizit keine sexuelle Tabuisierung stattfindet.
Lobenswert ist auch die konsequente Einbeziehung von Feedback ihrer Mitglieder oder Menschen aus der Community bei der Weiterentwicklung der Plattform. Hier zeigt sich, dass die Bedürfnisse und Wünsche der Zielgruppe durchaus ernst genommen werden.
Diese dankt es den Betreibern mit positiven Rückmeldungen und aktivem Mitwirken. Das könnte das Rezept für eine echte Erfolgsgeschichte sein und wir wünschen Betreibern wie Mitgliedern eine wunderbare Reise in der Welt der freien Liebe.
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