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soundsoundso · 9 years
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Lebensabschnitt Stillgestanden V – Kasernenleben
„Kompanie SSSTIIILLLgestanden … Im Namen der Bundesrepublik Deutschland ernenne ich mit Wirkung vom ersten Dezember Zweitausendundzehn den Obergefreiten Soundso zum Hauptgefreiten. Für den Bundesminister der Verteidigung, der Kommandeur des Transportbataillons 165.“ Am Abend gab es dann Bier für die Kameraden. Mein Aufgabenfeld hat das nicht erweitert. Ein weiterer Strich auf meiner Dienstgradklappe und etwa hundert Euro mehr habe ich nun monatlich in der Tasche. Die stehen nun in Form von mit Gerstensaft gefüllten Glasflaschen auf den Tischen im Mannschaftsraum. Etwa zwanzig Kameraden sitzen zusammen und quatschen über den Alltag in der Kaserne. Dreizehn Monate lebe ich jetzt schon hier. Ich kenne jede Ecke in und unmittelbar vor der Kaserne. Wir ticken alle gleich. Junge Männer mit viel Geld. Die Welt liegt uns zu Füßen.
Im Laufe des Abends wird das Bier mit Hochprozentigem getauscht. Es wird lauter, wilder. Die Ideen werden abstruser und wir gewillter, ein bisschen Abwechslung in das Kasernenalltagsleben zu rufen. Also umziehen, quer durch die Kaserne stampfen. Am Wachhäuschen abmelden und ins Taxi steigen. Dreißig Kilometer Autobahn. Für den Taxometer interessiert sich niemand. Aussteigen, um die Häuser ziehen, Nachschub organisieren und schnell in den nächsten Club. Geld auf den Tisch und loslegen. Was kostet die Welt. Im Laufe der Nacht wird die Gruppe, die anfangs loszog immer kleiner. Um vier Uhr ist dann Schluss. Zurück mit dem Taxi in die Kaserne. Völlig unzurechnungsfähig ins Bett. Aufstehen um sechs. Antreten um sieben.
Morgens im Waschraum nicht so viele Kameraden angetroffen. Da zählt jede Minute im Bett, wenn der Kopf dröhnt. Zum Antreten haben es dann aber doch meistens alle geschafft. Skeptische Blicke vom Zugführer, einen dummen Spruch. Das war‘s. Alltagsdienst steht an. Kaffee kochen, Zeitung lesen. Vereinzelnd an militärischen Gerätschaften basteln, Ausrüstung warten und hier und da das Inventar auf Vollzähligkeit prüfen. Zwischendurch Nato-Pause. Eine inoffizielle Pause von dreißig Minuten so gegen neun Uhr morgens. Frühstücken im Mannschaftsheim. Den Tag so vor sich hin vegetieren. Wenn laut Dienstplan nichts ansteht, dann steht auch wirklich nichts an. Wenn der Kompaniechef vorbeischaut, beschäftigt aussehen. Ich habe mir dann meistens eine Dienstvorschrift gekrallt und darin rumgeblättert um meinem Chef dann fragen dazu zu stellen, damit es so scheint, als würde mich das wirklich in diesem Moment beschäftigen. Das hat fast immer geklappt. Sich einen Besen zu schnappen und durch den Flur zu stampfen, klappte auch manchmal. Aber nicht wenn man es mit diesem Alibi nach zwei Stunden wieder versucht. Da würde ich auch skeptisch werden. Also Sport für alle. Im Kraftraum abhängen. Manche machen ernsthaft Sport. Andere setzen sich auf die Hantelbank, hören Musik und schauen auf die Uhr.
Dann: Sechzehn Uhr. Dienstschluss. Ab auf Stube. Fernsehen, ins Bett legen, aus dem stubeneigenen Kühlschrank naschen. Ja, wenn man da nicht einen Rhythmus reinkriegt, dann geht das ganz schön auf die Figur. Das Kantinenessen ist dafür ausgelegt, dass man täglich etwa zweitausend Kalorien verbrennt. Im Alltagsdienst, zehn Monate nach der Grundausbildung, bei der du sicherlich an die zweitausend Kalorien verbraten hast, musst du jetzt dagegen ankämpfen. Gegen diesen Trott aus Nichtstun und vor-der-Arbeit-drücken. Altgedienten Innendienstsoldaten, also solchen, die Ihren Dienst am Schreibtisch verrichten, sieht man das schon manchmal an.
Dank der strikten Hierarchie in der Bundeswehr habe ich jetzt als Hauptgefreiter sogar was zu melden. Jetzt kann ich die Jüngeren durch die Kaserne jagen! Ich werde von anderen, höheren Dienstgraden schon etwas mehr akzeptiert und muss nichtmehr fürchten, von frischen Höherrangigen sinnlos durch die Gegend gejagt zu werden. Ich habe jetzt eine „Pommes“ mehr auf meinen Schulterklappen. Macht mich das also zu einem anderen Menschen? Nein. Aber zu einem anderen Soldaten. Von neuen Kameraden, die gerade aus ihrer Grundausbildung kommen, wirst du jetzt mit „Herr Hauptgefreiter“ angesprochen. Was du sagst, ist richtig, nicht anzuzweifeln und sofort umzusetzen.
Hast du einen schlechten Tag oder bist verkatert, dann lass es die Neuen spüren. „Respekt musst du dir erarbeiten.“ Will ich das? Muss ich jetzt ein Arschloch zu neuen Kameraden sein, damit man mich fürchtet und nach meiner Nase tanzt? Jain. Lässt du die Leine zu locker, wirst du nicht ernst genommen. Wirst du erstmal nichtmehr ernst genommen, kannst du nichts mehr unternehmen, das jemals wieder gerade zu biegen. Du bist von nun an der Pflichtbeförderte. Bist du im Dienst ein Arschloch und baust kein Vertrauen auf, bist du ein Sozialversager und außerhalb der Dienstzeiten auf dich alleine gestellt. Keiner will was mit dir tun haben, wenn du gefürchtet wirst.
Ich war ein guter Hauptgefreiter. Ich war gerne Hauptgefreiter.  Bei mir hat man was gelernt und man konnte mit mir lachen. Wenn ich mal lauter war, dann zurecht und im Nachhinein hat sich bei mir niemand beschwert. Ich habe in meinen Kameraden immer mehr als nur den Status auf Ihren Schulterklappen gesehen.
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soundsoundso · 9 years
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Lebensabschnitt Stillgestanden IV – Vom Wald und Wald entfernen
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Es ist tatsächlich vollbracht. Wir alle haben überlebt. Den Rückmarsch in die Kaserne unter Schmerzen teilweise im Laufschritt gemeistert. Unendliche Erleichterung bei mir und meinen Kameraden. Selten haben wir uns so gefreut, vor unserer Baracke zu stehen. Sicherlich eine sehr interessante Duftkulisse die sich in unmittelbarer Nähe verbreitet. Der Kompaniechef tritt vor. Still stehen, leere Blicke, nicht bewegen, nicht auffallen. Jetzt bitte nicht verkacken. Im Kopf schon unter der Dusche stehen. Der Kompaniechef teilt uns mit, wie stolz wir sein können. Dass wir viel über uns gelernt haben und dass wir schon morgen wieder in den Wald gehen werden. Entsetzen und Fassungslosigkeit sieht man in den völlig verdreckten Gesichtern mir und meiner Kameraden.
„Kleiner Scherz.“ ..keiner lacht.
Der Kompaniechef tritt ab. Unsere Zugführer schicken uns auf die Stuben um das Gepäck schonmal aus dem Weg zu schaffen. Denn so richtig fertig sind wir ja noch nicht. Schließlich geben wir keine dreckige Ausrüstung an die Waffenkammer. Das schlimmste, das allerschlimmste überhaupt und sowieso, ist nach solch einem Kraftakt, eine Übung die dir körperlich und mental wirklich alles abverlangt hat, das Reinigen deiner Ausrüstung. Denn beim Reinigen gilt die folgende Regel: Erst die Waffe, dann die Ausrüstung und dann (erst) der Soldat.
  Die Füße brennen, der Rücken ist krumm. Auf unserem Flur herrscht Stille, keiner spricht. Jeder sitzt auf einem Stuhl, ein kleines Waffenreinigungsset vor sich liegend, und putzt was das Zeug hält. Ist man der Meinung, seine Waffe sei sauber, tritt man vor und lässt sie von einem Ausbilder kontrollieren. Denn nur der Ausbilder entscheidet, wann eine Waffe sauber ist. Wer also schon nach einer Stunde intensiver Reinigung meinte fertig zu sein, der wurde schnell eines Besseren belehrt. Zwei bis drei Stunden dauert solch ein Akt, unterbrochen von willkürlichen Bestrafungen. Irgendwann ist dann auch das letzte Gewehr fertig. Die Ausrüstung reinigen wir in Eigenregie auf unseren Stuben. Das ist um Längen angenehmer, als auf den Fluren unter den Augen eines Ausbilders. Teilweise findet sich in unseren Taschen der halbe Wald. Äste, Blätter, Steine, Sand. Verteilt in den kleinsten Taschen. Ist dann endlich alles wieder sandfrei, sauber und poliert, wird alles wie bereits gelernt verstaut. Es folgt die lang ersehnte, heiße Dusche und das abschließende Reinigen der eigenen Stube. Als es dann Zeit fürs überfällige Bett war, dauerte es wahrscheinlich nur ein paar Sekunden, bis der gesamte Zug schlief.
  Am darauffolgenden Tag, einem Freitag, haben wir schon um zwölf Uhr Dienstschluss. Dann fahren wir nach Hause für zwei Tage.
Für alle: Erholung. 
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soundsoundso · 9 years
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Aller Anfang..
So viele Ideen zu neuen Artikeln
Ich habe eine Liste erstellt. Auf dieser Liste habe ich Stichwortartig Begriffe gesammelt, die momentan in meinem Kopf umherschwirren. So habe ich eine grobe Vorstellung, welchen Themen ich mich in Zukunft beim Schreiben für meinen Blog mal zuwenden kann. Ich würde gerne meine bisher einzige Rubrik „Lebensabschnitt […] X“ weiterführen. Mir schweben da neben der Zeit bei der Bundeswehr auch anderen Subkategorien vor. Gerne würde ich mehr über mein Studium schreiben, oder über die vielen Jobs, die ich bis heute so gemacht habe. Aber auch über Alltägliches. Über den Einfluss von Smartphones auf unser soziales Umfeld. Dass Menschen „ohne Internet nicht leben“ könnten, oder warum das Boulevardklatschblatt mit den vielen Bildern so viele Menschen erreicht. Oder warum Menschen in den Circus gehen, warum wir an Unfallstellen nicht weggucken können und warum man sich im Bus nichtmehr so gerne neben eine fremde Person setzt.
Jetzt fällt mir so unendlich viel ein, worüber ich mich auslassen könnte, dass ich gar nicht weiß, womit ich zuerst anfangen soll. Am liebsten würde ich mich jetzt einschließen und diese Liste von oben bis unten konsequent abarbeiten. Aber vielleicht verfolge ich dieses Mal lieber ein anderes System beim Schreiben meiner Texte. Auf jeden Fall habe ich es mir mittlerweile schon angewöhnt, immer etwas zum notieren bei mir zu haben. Das ist ein Anfang.
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soundsoundso · 9 years
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Die Langeweile vor sich selber
Man flüchtet vor dem Alltagstrott, vor diesen immer wiederkehrenden Abläufen. Das brauche ich. Ich kenne so einige, die sich früh für einen geradlinigeren Weg entschieden haben. Eine eigene kleine Wohnung, ein neues Auto, einen Ratenplan. Alles verpackt in einer Konstante. Dasselbe Einkommen, der gleiche Einkauf jede Woche. Jeden Monat dieselben Ausgaben. Und diese Leute sind mit sich zufrieden und von ihren Plänen absolut überzeugt. Sie könnten dieses Leben, wie es jetzt läuft noch ewig weiterführen. Und viele werden das auch sicher tun. Ich bin da einfach anders gestrickt. Turbulenzen sind meine Konstante.
Ich arbeitete mal in einer Fabrik, in der teure Autos am Fließband gebaut werden. Du gehst zur Arbeit, stellst dich an deine Position und verrichtest deine Arbeit. Zwei, Drei Handgriffe, ein paar Schrauben ansetzen, Autoteile an eine vorgesehene Stelle legen und nach dreißig Sekunden hast du deine Arbeitsleistung erbracht. Fertig. In der Zwischenzeit fährt die nächste Karosse vor. Schrauben ansetzen, Autoteile an die richtige Stelle legen. Fertig. Acht Stunden. Fünf Tage. Manchmal Sechs. Einheitsbrei. Gut entlohnt. Schrecklich. Ich habe acht Wochen durchgehalten. Dann überkommt mich wieder dieses Gefühl. Diese Angst, hier alt zu werden. Also einen neuen Job suchen. Nach einiger Zeit wiederholt sich dieses Prozedere. Es gibt keinen Zeitrahmen. Irgendwann kommt der Tag. Manchmal dauert das ein halbes Jahr, im nächsten Job schmeiße ich nach vier Wochen hin. Das geht jetzt schon fast zwei Jahre so. Ist „sich an etwas schnell Satt zu sehen“ dann eine Schwäche? Es wird nicht langweilig. Und wenn doch, dann orientierst du dich einfach neu. Schaust, was sich interessant anhört und versuchst es dort. Eine Dauerlösung? Nein, sicher nicht.
Der konservativere Teil meines Freundeskreis sagt dazu immer dasselbe: „So kannst du keine Familie ernähren. So kannst du später nicht in einem eigenen Haus wohnen. So kannst du nicht…“ Ich habe mich eben nicht festgelegt. Und will das auch erstmal nicht tun. „Du wirst bald dreißig. Du musst dich mal um eine Ausbildung kümmern.“ Ist das so? Muss ich dann den Rest meines Lebens mit diesem Job verbringen, der mir die ersten fünf Jahre Abwechslung bietet und dann doch nur noch dieser Alltagsbrei ist, der sich die restlichen dreißig bis vierzig Jahre durch mein Leben zieht? Ganz sicher nicht! Mir schwebt dann immer das Szenario im Kopf vor, in dem der Büroheini an seinem Schreibtisch sitzt, aus dem Fenster schaut und sich fragt, ob es das jetzt war. Ob da noch was kommt, oder ob die nächsten zwanzig, dreißig oder vierzig Jahre ähnlich wie die letzten drei Tage ablaufen.
In Beziehungen zum anderen Geschlecht verhält es sich nicht anders. Ist etwas nichtmehr aufregend und neu für mich, ist es nicht mehr interessant. Dann muss ich meinen obligatorischen Kurswechsel durchziehen. Weil das eigentlich nie gut ankommt und immer im Streit endete, hab ich es damit einfach sein lassen. Das ist wohl eine vernünftige Entscheidung. Alles ist irgendwie flexibel gestaltet. Für mich ganz klar eine ruhende Baustelle, der ich mich widmen kann.
Vor fünf Jahren habe ich die Schule abgeschlossen. In der Zeit bei der Bundeswehr wurde mir der Kopf gewaschen, sage ich heute. Diese Erfahrung und die vielen darauf Folgenden haben mich zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin.
Und ich langweile mich nicht vor mir selber. Manchmal überrasche mich selber noch, wenn ich mit dem Kopf durch die Wand laufe und mich dann im absoluten Neuland orientieren muss. Dann mache ich diesen Schnitt. Dann betrete ich eine neue Welt, weil mir die Farben der Alten zu blass geworden sind. Das hat bisher immer geklappt. Eine Stärke würde ich sagen. Eine Dauerlösung? Sicher nicht.
Vielleicht kommt dieser Zeitpunkt von alleine. Vielleicht macht es irgendwann klick, probiere es mit einem geradlinigeren Weg und beuge mich dem Druck der Konservativen. Dann sitze ich auf einer Veranda, schlürfe meinen Kräutertee und meckere über die heutige Jugend. Glaube der Scripted-Reality im Fernsehen und interessiere mich für das Liebesleben vermeintlich berühmter Personen.
Aber bis dahin möchte ich machen, wonach mir ist.
Sofort und uneingeschränkt. 
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soundsoundso · 9 years
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Das Ding mit der Schreibblockade
Ich habe keine Ahnung wie ich sie überwinden soll. In der Hoffnung, dass ich am Ende dieses Blogeintrages wenigstens ein paar nicht inhaltslose Zeilen veröffentliche, fange ich nun mit einem solchen Einleiter an. Das ist ein Anfang. Weil mir das Schreiben ja eigentlich total Spaß macht und ich dieses Medium dem Klatsch und Tratsch unter Freunden und Bekannten einfach vorziehe.
Wäre ich nur nicht so ein fauler Hund! Ich setze ich mich dann auch immer total unter Druck. „Jetzt haust du sie alle vom Schreibtischstuhl mit deinen Worten! Verändere die Welt!“ Jaja.. und dann schiebe ich ein paar Worte auf die weiße Fläche vor meinen Augen, bearbeite noch einmal Wort für Wort um es nach dem X-ten Mal Lesen dann doch zu verwerfen. Weil ich es dann doch nicht für „wertig“ genug halte, um einen Platz in meinem „Schreibtischstuhl-Umhauer“-Blog zu bekommen. Und dann legt man den Blog wieder auf Eis und hält sich für einen schlechten, untalentierten, nichtsnützigen Menschen. Dabei kann es mir ja doch egal sein, was ich Schreibe. Quasi „Vom Gehirn in die Finger“.
Genau dafür sollte man doch so einen Blog nutzen, oder etwa nicht? Ein Alltagsventil, eine Posaune, ein „ich schreibe was ich denke“-Gefühl. Dann gibt es auch keine Schreibblockade mehr. Dann gibt es nur noch „Denkblockaden“. Und Gedanken kann man nicht abstellen. Und schon ist die Schreibblockade weg. Vielleicht.
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soundsoundso · 11 years
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Lebensabschnitt Stillgestanden III - Waidmanns Heil!
"Biwak (frz. bivouac ‚Feldlager‘, ‚Nachtlager‘) bezeichnet ein Lager im Freien, aber auch in Zelten oder Hütten vor allem durch Soldaten oder Bergsteiger." 
http://de.wikipedia.org/wiki/Biwak
Grüne Grundierung, schwarze diagonale Streifen. Darauf achten, dass auch Augen und Ohren genug Farbe bekommen und dafür sorgen, dass sämtliche Konturen an Nase, Mund und Co. verwischen. Wie das geht, haben wir in den letzten Tagen bei diversen Ausbildungen im Freien gezeigt bekommen. Im ersten von insgesamt zwei Biwaks geht es jetzt das erste mal darum, das gelernte anzuwenden und noch ein bisschen mehr über seine körperlichen und psychischen Grenzen zu erfahren. :-)
Nach dem Waffenempfang ging es nun für uns in kleinen Gruppe zu etwa acht Mann  aus der Kaserne in den Wald. Natürlich nicht locker flockig gemütlich mit netten Gesprächen und guter Stimmung. Zu unserer Uniform gesellte sich ein ungemütliches Tragegestell, an dem viele gefüllte Taschen hingen, ein so vollgepackter Rucksack, dass man sich nicht vorstellen konnte, Diesen je wieder ungefährdet öffnen zu können, ein Gewehr, was einem vor der Brust hing UND einem Schlafsack, der AUF dem Rucksack zu befestigen war, sodass man nicht nach oben gucken konnte, weil man ja auch noch einen Helm auf dem Kopf hatte, der das zu verhindern wusste.
Also haben sich die Gespräche auf leises in sich hinein fluchen und mit der Ausrüstung schimpfen beschränkt, während man in gleichen Abständen zu etwa acht Metern durch den Standortübungsplatz marschierte. Erschwerend dazu kam die noch herrschende Dunkelheit, die Feuchtigkeit durch den Morgentau und die damit verbundene Kälte, einen Ausbilder, der uns begleitete und fehlendem Frühstück. Es ging uns also besser wie nie an diesem Morgen.
Irgendwann nach ein paar Stunden machten wir dann Halt, legten (warfen) endlich unsere Rücksäcke ab und richteten uns ein Lager ein. Der plötzliche Gewichtsverlust am Rücken lies uns alle ersteinmal erleichtert durchatmen, auch wenn der Rücken beim Strecken noch viel mehr schmerzte. So richtig gerade stehen konnte man dann erstmal nicht. Doch viel Zeit zum 'chillen' war ja eh nicht. Holz hacken, Löcher buddeln, Zelte bauen, Feuerstelle einrichten und so weiter war jetzt erstmal angesagt.
Zu Essen gab es übrigens EPA. Das ist ein Einmannpaket. In dem befindet sich Essen für einen Tag... sagt man. Fertigfutter, dass Ewigkeiten Haltbar ist. Mein EPA war von 1996, also... alt! Hat aber noch geschmeckt. Im EPA befinden sich allerlei Leckereien, wie zum Beispiel einer Tafel Schokolade, sogenannter Panzerkekse (wie Butterkekse in Hart), zwei warmer Mahlzeiten, Dosenbrot, Kaugummis, Kaffee- und Teepulver und noch ein wenig Kleinkram. 
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So sieht ein ausgepacktes EPA aus, das alles steckt in einem kleinen Karton.
Den Vormittag über verbrachten wir also mit der Einrichtung unseres Lagers, bauten unsere Stellungen, in denen wir das Vorfeld beobachten konnten und gegebenenfalls entsprechend entgegenwirken konnten. Wir gruben sogar ein Klo aus, errichteten Waffenständer, lagerten unser Material vernünftig und tarnten das Lager ringsum ab, sodass man uns nicht so schnell finden konnte.
Dabei ließ man uns überraschender Weise ein paar Stunden Zeit und Ruhe. Unser Gruppenführer und Hilfsausbilder, der uns über die drei Tage im Wald begleitete, hielt mit dem Rest der Kompanie Funkkontakt und unterrichtete uns im "Leben im Felde", wie es so schön heißt. Wir lernten den Übungsplatz mit all seinen Tücken kennen und wuselten uns in Dreck wenn es befohlen wurde. Während wir uns so leise wie es ging durch das Gebüsch bewegten, trafen wir unterwegs auf andere Gruppen, bei denen entweder noch gebaut, gegessen oder am Feuer ausgebildet wurde. 
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Das sind wir auf Patrouille durch den wunderschönen Standortübungsplatz "Große Höhe" in Delmenhorst.
Allein die Sonne, und die damit verbundene Juli-Hitze machten uns zu schaffen. Das Geschleppe und die langen Fußmärsche waren allein dadurch schon kein großes Problem mehr, da man nie auf sich allein gestellt war. Die Gruppe funktionierte und das ist dann schon die halbe Miete, wenn man solche Tage im Biwak 'überleben' will.
Wenn man mich fragt, was im Biwak am meisten gefordert hat, dann müsste ich nicht lange überlegen:
Die Nächte.
Während einem tagsüber der Schweiß die Gesichtstarnung weggespült und in den Augen gebrannt hat, hat man nachts so dicht am Feuer gesessen, dass einem die Schuhsohle geschmolzen ist. Nächte im Wald sind kalt, feucht und total ungemütlich. Zumal an Schlaf nicht zu denken war. Während einer alleine am Feuer saß, gegen die Müdigkeit kämpfte und dafür sorgte, dass es nicht ausgeht und wir uns am nächsten Morgen über kaltes Waschwasser freuen durften, lagen Zwei etwa hundert Meter entfernt in ihrer Stellung am Waldrand und schauten ins Nichts, weil es eben dunkel war. Die restlichen fünf hatten Zeit zum Ruhen. Nach zwei Stunden wird gewechselt. Wer also Glück hatte, konnte mal vier Stunden ruhen. Soweit ist das aber nie gekommen, schließlich waren wir nicht im Urlaub, sondern in einer Grundausbildung bei der Bundeswehr. Immer wieder wurden wir von unserem Alarmposten alarmiert, dass etwas im Vorfeld passiert.
Dann müssen alle aus ihren Zelten, total übermüdet und schockgefrostet ihre Ausrüstung anlegen und am besten schon auf dem Weg zu seiner am Tag ausgebauten Stellung sein. Im dunklen Wald, mit offenen Stiefeln, Helm auf Halb Acht und Gewehr unterm Arm, etwa hundert Meter im Laufschritt. 
Adrenalingetränkt springen wir in unsere Stellungen und während der Eine seine Ausrüstung richtig anlegt, liegt der eine mit der Waffe im Anschlag in der Erde und konzentriert sich auf das Vorfeld in dem man nichts sieht, weil es ja dunkel wie im Bärenarsch ist. Frustrierend?
Frustrierend ist es dann erst richtig, wenn garnichts passiert und man 10-15 Minuten in Stellung liegt und denkt, dass es jeden Moment losgeht, aber nichts passiert. Falscher Alarm. Der Alarmposten hat fantasiert.
Also schnell wieder zurück in die Zelte, alles ausziehen und vernünftig ablegen und bitte schnell einschlafen... ALARM! *DING DING DING*
... wieder hoch, wieder Hektik, wieder alles anlegen und wieder Laufen. Bitte diesmal nicht wieder ein falscher Alarm. Diesmal war es keiner. Aber wenn es dann knallt, dann liegt man auch gerne mal ne volle Stunde dahinten in seiner Stellung und friert sich einen Ast ab. Wenn man dann endlich wieder nach Hinten gerufen wird und sich wieder Schlafen legen will, ist Schichtwechsel und wenn man Pech hatte, dann musste man wieder nach Vorne, den Alarmposten ablösen. Für zwei Stunden.
Die Nächte im Wald waren nie wirklich schön, haben an allen gezerrt und jeden um seinen Verstand gebracht. Aber für uns Neulinge ist das ganz normal und vor allem so gewollt gewesen.
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Mitternachtssnack im Wald. Im Loch ist das Feuer.
Gegen Ende der Schicht im Alarmposten wurde es langsam wieder hell. Ein wirklich erleichterndes Gefühl. Noch zwei Nächte überleben und dann geht es (hoffentlich) schon wieder zurück in die Kaserne.
[Fortsetzung folgt...]
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soundsoundso · 11 years
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Lebensabschnitt Stillgestanden II - Marsch Marsch!
Der gestrige Tag steckt mir noch in den Knochen. Ich stütze mich mit einem Arm auf dem Waschbecken während ich mir hektisch mit kleinen verschlafenen Augen die Zähne putze. Ich weiß, dass ich noch neun bis zehn Minuten habe, bis wir auf dem Flur antreten müssen. Es ist kurz vor sechs Uhr morgens.
Denn uns musste noch gezeigt werden, wie ein vernünftig eingerichteter Spint auszusehen hat. Das erste Einräumen war die Hölle! Wir mussten einfach auf so unglaublich viele Dinge peinlichst genau achten. Kein Shirt durfte nur einen Centimeter breiter gefaltet sein, die Stiefel mussten exakt auf einer Linie stehen und so weiter. Während der ganzen Einräumprozedur, die wir alle als sinnlosen Zeitvertreib sahen, hörte man im Flur, dass sich in manchen Stuben Ausbilder die Spinte ansahen. Es polterte und krachte, man hörte wildes abartig böses Geschrei und nur wenige Momente danach liefen die fünf Kameraden aus der Stube nebenan über den Flur ins Treppenhaus. Wir alle kannten das schon, schon nach wenigen Tagen war das nichts neues mehr.
Für die Fünf von nebenan wird's auf jeden Fall jetzt sportlich. Neben unserem Kompaniegebäude war ein Sportplatz mit einer Laufbahn aus Kieselsteinen, Rasen und Sand. Bis zu diesem Sportplatz sind es etwa 150 Meter. Wer negativ auffällt, weil er etwas nicht weiß oder irgendwas falsch macht, muss eine Runde auf diesem Sportplatz laufen und sich dann wieder zurückmelden. Geht das zu langsam, dreht man noch eine Runde. Immer wieder liefen entweder einzelne Soldaten oder ganze Stuben den Flur runter und man bekam ein ungutes Gefühl, wenn man wusste, dass es nichtmehr lange dauern kann, bis einer der Ausbilder in unserer Tür stand.
Es hat vier Stunden gedauert, bis auch der letzte Mann seinen Spint vernünftig eingeräumt hatte.
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"Dritter Zug, fertig machen zum Antreten!"
Jetzt habe ich noch etwa fünf Minuten, bis wir auf dem Flur stehen müssen. Den Olivgrünen Kulturbeutel, den ich auch bei der Einkleidung bekommen habe, packe ich in das dafür vorgesehene Fach in meinem Spint und ziehe meine Feldbluse über. Jetzt noch die Stiefel zubinden und nocheinmal mit der Bürste überpolieren und dann mache ich mich auch auf den Weg zu den Anderen. Wir treten der Größe sortiert von links nach rechts an. Um Punkt Sechs Uhr steht der Zugdienst mit einem Klemmbrett und einer Liste mit unseren Namen vor uns. Nacheinander werden wir aufgerufen, so dass wir uns mit einem lauten "HIER, Herr Oberfeldwebel!!!" melden sollen. Nach der Anwesenheitskontrolle wurden unsere Uniformen auf Vollzähligkeit überprüft und wir machten ganz hervorragenden Frühsport auf dem Flur. Liegestütze, Sit-Ups und so weiter vor dem Frühstück jeden Tag. Wer mich kennt, weiß, dass ich ein absoluter Frühstücksmensch bin und ich ohne Frühstück einfach verloren in den Tag starte.
"Rotten einhalten!" "Schritt aufnehmen!" "DA IST RUHE DRINNE!" Nach ein paar Tagen hat man sich daran gewöhnt, sämtliche Strecken im Laufschritt zu absolvieren, während man angezählt und ggf. von der Seite angeschrien wird.  "MARSCH MARSCH DAS GEHT SCHNELLER!". Es ist kurz nach Sechs und wir laufen gerade zum Frühstück. Keuchend kommen wir an der Truppenküche an, die eigentlich nicht einmal 100 Meter von der Kompanie entfernt ist, aber es wäre zu einfach, dorthin direkt zu laufen. Wir haben einen großen Bogen um die Küche gemacht, bei der Hälfte einen Halt gemacht um einen Kreis zu bilden und Liegestütze zu machen und um dann noch eine Schleife durch die Kaserne bis zur Küche zu machen. Eine lange Reihe bildetete sich nur vor dem Kücheneingang. Unterwegs krallte man sich ein Tablett und Besteck,  bis man dann irgendwann bei der Ausgabe angekommen ist, wo man sich dann bedienen konnte. Nach etwa einer viertel Stunde wurde das Frühstück dann beendet und wir mussten uns wirklich beeilen, dass wir das Geschirr wegbringen, um dann vor dem Ausbilder angetreten vor der Küche zu stehen. Wir wurden zurück in unseren Block geführt und hatten von nun an Zeit, die Stuben und zugeteilten Reviere (Treppenhaus, Flur, Waschraum, usw) zu reinigen und die Ausrüstung für die anstehende Ausbildung vorzubereiten. Wir mussten unseren Sportanzug heute anziehen.
Es ging für uns in die Sporthalle zum "Eingangs-PFT". PFT steht für Physical-Fitness-Test und beinhaltet fünf Disziplinen, bei denen möglichst viele Punkte zu holen sind. Ein 4x9m Pendellauf, 40s Sit-Ups, Standweitsprung, 40s Liegestütze und ein Coopertest, bei dem man 12 Minuten auf der Laufbahn hat, um möglichst weit zu kommen. Um den Test zu bestehen, muss man mindestens 15 Punkte erreichen, darf jedoch in keiner Disziplin weniger als 2 Punkte haben. 
Nach dem ganzen Sport.. war Sport angesagt. Ich hatte Muskelkater an Stellen, wo ich nicht einmal erahnt hätte, dass ich dort Muskeln habe. Wir bewegten uns im Laufschritt zum Mittagessen, ja sogar zum Lauftraining bewegten wir uns nicht im Spaziergang. Das war für manche so viel, dass die ersten Zweifler schon nach wenigen Tagen mit dem Gedanken spielten, aufzuhören.
Nach nur einer Woche sind wir dann auch wirklich nichtmehr ganz 150 Männer. Manche haben schon das Handtuch geworfen und erfreuten sich wohl über ein kühles Bier, während bei uns für die Dauer der Grundausbildung ein striktes Alkoholverbot galt...
[Fortsetzung folgt]
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soundsoundso · 11 years
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Lebensabschnitt Stillgestanden I - Willkommen beim Bund
Da sitze ich nun auf dem Beifahrersitz im Auto meines Vaters auf der Autobahn, eine kleine Sporttasche mit Unterwäsche, Waschzeug und einem Sportanzug auf dem Schoß. Die Piercings an Augenbraue und Ohrknorpel sind schon Draussen, die Haare sind - meiner Ansicht nach - kurz. Es ist Sommer, ich habe gerade mein Abitur bestanden. Wo andere jetzt in den Urlaub fahren und sich in Massen an Baggerseen sammeln, fahre ich nicht in ans Wasser, geschweige denn in den Urlaub. Für mich geht es jetzt nach Delmenhorst.
Runter von der Autobahn, ja, jetzt bin ich wirklich aufgeregt. Unruhig schaue ich aus dem Fenster, den Blick der Straße entlang. "Wo ist denn nun die Kaserne?". 
Es gibt schönere Orte wie Delmenhorst, aber von der Stadt werde ich demnächst sowieso nichts mitbekommen. In meinem Einberufungsbescheid stand schon angekündigt, dass wir das erste Wochenende nicht nach Hause fahren dürfen. Neun Monate werde ich nun hier meinen Grundwehrdienst antreten. Nach gefühlten Ewigkeiten auf der Landstraße biegt Vaddi kurz vor einer Tankstelle mit vergilbter Reklame rechts ab. Am Ende der Straße kann ich das dunkelgrüne Gittertor sehen. Und auch die ersten Soldaten. Zum dritten Mal alles Gute gewünscht bekommen und mitsamt Sporttasche den Ersten Schritt auf militärischen Boden gemacht.
Nach der Einlasskontrolle mit Personalausweis und Schreiben gehe ich meine ersten Schritte in der Kaserne. Sofort werden wir abgefangen. "Sie sind jetzt Soldaten, stellen Sie sich in eine Reihe auf und wartet. Gleich kommt ein Wagen, der Sie dann in die 7. Kompanie fährt." Man ich kann euch sagen, da kommt man sich wirklich doof vor. Natürlich wussten wir nichts und schauten uns um, redeten miteinander und mussten immer wieder grinsen, wenn der nächste Spruch von dem Soldaten vor uns fiel.
Den rauen Ton ist man einfach nicht gewohnt nach 13 Jahren Schulbank drücken. Da ist man - seien wir mal ehrlich - den Lehrern irgendwann eh nurnoch auf der Nase rumgetanzt. Wir sollten bis 14:00 Uhr in der Kaserne sein. Ich war gegen 11 Uhr schon dort. Bloß keinen Stress dachte ich mir. Jaja... Als wir dann durch die Kaserne fuhren klebten wir vier Mann förmlich an der Scheibe: "Wo sind die Panzer? Die Waffen? Das sieht voll kacke aus hier! Wie im Knast." Ja gut. Aneinander gebaute Schullandheime, zwischendurch ein paar Grünflächen und um alles um zu, ein Maschendrahtzaun. Der erste Eindruck vermittelte auf jeden Fall das Aussehen eines riesigen Schullandheims, oder eben Knasts. 
"Gibt sich ja nichts!"
Als wir dann vor die Kompanie fuhren und ausstiegen, sollten wir uns im ersten Stock "melden". Schon als wir das Gebäude betreten haben, sahen wir die Schlange im Treppenhaus. Stillschweigend stehe ich also hier zwischen knapp vierzig anderen jungen Männern in meinem Alter - es sollen am Ende des Tages etwa hundertfünfzig werden - und warte auf etwas, was ich total garnicht mag:
Papierkram.
Irgendwann bin ich dann auch soweit vorgerückt, dass ich an einem Schreibtisch stand, wo mir eine Soldatin einen Haufen Papierstapel gepaart mit einem Kugelschreiber in die Hand drückt, mir kurz und knapp erklärt, was wo eingetragen werden soll und mich dann an einen der vielen Tische hinter mir verwiesen hat. Fahrkostenrückerstattung, Informationen zu meiner Person, ob ich einen Führerschein habe und solche Fragen. IRGENDWANN war das erledigt und ich hatte da schon die böse Vorahnung, dass das für nicht der letzte Akt war. Auf jeden Fall sollten sich alle, die den Papierhaufen gemeistert haben, im Flur sammeln, natürlich in einer Reihe - die Fußspitzen auf einer Höhe. Als Orientierung diente uns eine Fuge in dem gefliesten langen Flur. Jetzt bloß nicht auffallen, einfach nur hier stehen und warten bis was passiert.
Im Hintergrund werden von einem Höherrangigen Soldaten Nachnamen gerufen. Wahrscheinlich unsere. Danach nur eine Zahl. Eins, Zwo, oder Dro.. ähh Drei. Als ich gerufen wurde wurde mir die Drei zugerufen. Was ich jetzt damit anfangen sollte, wussten auch die Kameraden neben mir nicht und um nicht unnötig ins Rampenlicht zu sausen, habe ich das erstmal so hingenommen und gewartet.
"Der Erste Zug bleibt stehen, der zwote und dritte Zug sammeln sich vor dem Kompaniegebäude." Ah ok, ich bin also im dritten Zug. Toll! Was auch immer. Also sind wir nach draussen, wurden in den Block gegenüber geführt und bekamen dort Bettwäsche und wurden auf die Stuben (Die man normalerweise Zimmer nennt, aber Zimmer "gibt es nur im Puff") verteilt. In meiner Stube standen 3 Hochbetten und 6 Schränke. Ich sollte mir ein Bett und einen Spint aussuchen und meine Tasche da schon mal reinstellen und abschließen (Ein Vorhängeschloss musste ich selber mitbringen, stand auch auf dem Brief).
Ich war der erste in der Stube und hatte so die freie Auswahl. Klug wie ich bin habe ich natürlich nicht das Bett genau an der Tür genommen sondern direkt am Fenster. Und natürlich habe ich mich für das untere Bett entschieden. Betten beziehen durften wir noch nicht, das sollte uns erst gezeigt werden. Während ich gespannt wartete, wer als nächstes die Stube betrat, las ich mich in die 'Stubenmappe' ein. Eine Mappe, in der erklärt steht, was Ordnung in der Stube bedeutet, wie der Spint eingeräumt werden muss, was wir alles nicht dürfen und was wir müssen. 
Im Laufe des ersten Tages bekam die Stube dann auch Zuwachs, sodass wir am Nachmittag zu fünft - und damit vollzählig waren. Es wurde viel geredet und man lernte sich langsam kennen. Die Grundausbildung, die zu der Zeit noch über drei Monate dauerte, werde ich also in einer 15m² Stube mit 5 Mann teilen.
Doch schon bald ging es dann mal richtig los. 
Begrüßung durch den Kompaniechef, der erste Formaldienst (also Stillstehen, in Formation laufen und so einen Kram) und Unterrichte, Unterrichte und Unterrichte. Wir lernten in den ersten Tagen praktisch alles theoretische der Bundeswehr. Dachte ich! Nein, das waren alles nur oberflächliche und Orientierungsunterrichte. So richtig in die Materie ging es erst später. Doch diese Unterrichte waren wirklich unangenehm. Tierisch heißes Wetter und den ganzen Tag mit 50 Soldaten in einem Unterrichtsraum, dazu das ständige rumschreien der Ausbilder und dieser riesige Zeitdruck. Teilweise hatten wir zwischen den Unterrichten 3-4 Minuten Zeit, den Raum zu wechseln. Und weil man unter Druck nicht meckert, ging alles nur unter der Begleitung eines Ausbilders, der mit Sprüchen um sich warf und jede Gelegenheit nutzte seine (Stahl-) Stimmbänder zu strapazieren. Bewegung, Bewegung, Bewegung.
Erschöpft und total überfordert von dem ganzen Stress und den vielen Formalitäten ging es für uns gegen 23:00 in die Kiste.
Wecken um 04:30. Einer, oder zwei, oder ZEHN! - so früh morgens spielt das keine Rolle - Ausbilder stehen auf dem Flur. Es ist scheisseruhig. Bis die alle mitmal anfangen wie wild rumzuschreien. Bevor man darauf erstmal klargekommen ist, ist das Licht schon und einer der Ausbilder steht in der Stube: "Soldaten! Sie liegen ja immernoch! Aufstehen, waschen, rasieren"
Antreten um 05:00...
[Fortsetzung folgt]
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