Tumgik
coronatagebuch · 1 year
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pinkie pie commits a bit of a social faux pas
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coronatagebuch · 4 years
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03.05.2020
16.
Mittwoch fing ich an, mit System für die Uni zu lernen. Da ich allerdings eineinhalb Wochen nachzuholen hatte und ich feststellen musste, dass ich mich fast nur nachts konzentrieren konnte, kam ich nicht annähernd so schnell voran, wie ich das gerne gehabt hätte.
Für Donnerstag hatte ich mich den aktuellen Regulierungen zum Trotz mit einem alten Kumpel und seiner Freundin verabredet. Wir hatten uns in einem Seminar kennen gelernt, dann gleichzeitig, aber unabhängig voneinander, zwei Tutorenjobs angenommen, bei denen wir zusammenarbeiten konnten, und anschließend, nachdem wir das ganze Semester miteinander verbracht hatten, war er zur Bundeswehr gegangen und ich hatte das Studienfach gewechselt, doch wir trafen uns noch manchmal, um uns auszutauschen.
Es war der 30. April, einer meiner Lieblingsfeiertage: Walpurgisnacht. Aus diesem Grund hatte ich mich nach dem Treffen mit meinem Kumpelmit meinem Freund (der wegen eines Onlinemeetings meinen Kumpel nicht kennen lernen konnte) zum Feiern verabredet, wir wollten rausgehen, Cider trinken, Karten legen und die Wärme genießen, die Sommernächte aktuell hatten. 
Leider machte mir das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Am Donnerstagmorgen zog es zu, es begann zu regnen, und als ich endlich bei meinem Kumpel ankam, war es außerdem noch ziemlich kalt geworden. Wir liefen ein Stück weit, holten Kaffee aus der Bäckerei, in der wir uns schon Anfang des Jahres einmal getroffen und ausgetauscht hatten, und liefen dann weiter, da es immer noch verboten war, sich irgendwo aufzuhalten. Ich hielt auch immer brav Abstand von meinem Kumpel und seiner Freundin, und wir gingen schließlich in einen kleinen Park in der Nähe der Bäckerei und setzten uns auf die Statue einer Schlange, wo wir in Ruhe reden konnten, jedenfalls, bis es irgendwann wieder zu regnen anfing und die beiden mich zu einer Bushaltestelle brachten, von der aus ich zu meinem Freund fahren konnte. Insgesamt stand ich, bis ich dort ankam, fast eine halbe Stunde im Regen und in der Kälte, und mir war eiskalt. Auch mein Freund war unglücklich über das Wetter, und wir versuchten, das Beste daraus zu machen, indem wir einkaufen gingen und danach Essen bestellten und die Karten in seiner Wohnung legten, doch letztendlich war es nicht das gleiche, und auch am nächsten Tag besserte sich das Wetter nicht.
Ich fuhr heim, um die Katzen zu füttern, machte mich am Tag darauf wieder auf den Weg zu ihm, doch nicht nur kam ich erneut in den Regen, ich erwischte eine Straßenbahn, die geradezu überfüllt war. Die Maskenpflicht hatte die Menschen leichtsinnig gemacht, musste ich erkennen, obwohl einige die Maske nicht einmal trugen, sondern sie nur in der Hand oder um den Hals hatten. Viel zu viele Menschen waren in dieser einen Bahn, ohne die Masken hätte man davon ausgehen können, an einem ganz normalen Samstag in die Stadt zu fahren. 
Die S-Bahn war leerer, doch als ich bei meinem Freund ankam, war ich psychisch bereits am Ende. Wir schleppten uns trotzdem in den Supermarkt, der das gleiche, traurige Bild bot: Viel zu viele Menschen, viel zu wenig Abstand, nicht alle mit Masken, nicht alle Nasen bedeckt, ich versuchte, die Situation, in der ich mich befand, vollkommen zu verdrängen, und wir liefen im Regen, der plötzlich wieder angefangen hatte, heim.
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coronatagebuch · 4 years
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03.05.2020
15.
Ich brauchte den ganzen Dienstag, um mich in das Onlineportal der Uni einzuarbeiten. Ich machte zwischendrin eine Pause, um zur Post am Bahnhof zu fahren (hatte aus meinem Fehler, die Post in meiner Nachbarschaft zu besuchen, anscheinend doch gelernt), und holte bei der Gelegenheit Bubble Tea aus dem Laden, der dort seit kurzem wieder Kunden bedienen durfte. 
Ich dachte viel nach, an diesem Tag, über Einsamkeit. 
Ich wollte immer alleine leben. Für meinen ersten Job war ich in eine WG gezogen, und es war nett gewesen, doch ich hatte mich dort nicht ausleben können, und es war zwar gesellig, aber trotzdem einsam, und ich hatte nicht so viel gebacken und gekocht, wie ich das gerne gehabt hatte, aus Angst, in der Küche ein Gespräch führen zu müssen, während ich gerade nicht reden wollte. Die zwei Monate, die ich im letzten Sommer bei meinem Exfreund verbracht hatte, hatten mir auch wieder gezeigt: Ich brauchte das Alleinsein, ich wurde nicht ungemütlich oder reizbar, wenn es mir fehlte, aber ich wurde traurig, ich fühlte mich unwohl. 
Und trotzdem fühlte ich mich manchmal einsam. Ich wollte manchmal einfach aufstehen, in das Zimmer nebenan gehen, und nach einer Person schauen, etwas erzählen, mich austauschen. Zusammen, und doch selbstständig sein, aber aufeinander achten, sich lieben und unterstützen, auch wenn man eigene Wege ging. Meine Kater reden nicht mit mir, ich habe Schwierigkeiten, fremden Menschen zu vertrauen, aber in genau diesem einen Fall bin ich, im Kontrast zu meiner vollkommenen Unsicherheit in jedem anderen Aspekt meines Lebens, absolut sicher, dass es möglich sein muss, dass ich irgendwann aufstehen kann, ins Zimmer nebenan gehen kann, und dort wird eine Person auf mich warten, die mich liebt.
Es ist arrogant, dies von einer anderen Person zu erwarten, das weiß ich spätestens, seit ich fast fünf Jahre lang eine Beziehung mit einer Person geführt habe, die partout nicht mit mir zusammenziehen wollte. Doch dies ist einer meiner realistischeren Träume, und er soll mir erhalten bleiben. 
Doch die aktuellen Umstände sind fragwürdig und deswegen ist dies ein Traum, der erst zu einem späteren Zeitpunkt Realität werden sollte. 
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coronatagebuch · 4 years
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03.05.2020
14.
Ich wusste auch am Montag, dass ich den Brief nicht kriegen würde. Nachdem ich mehrfach hinunter zum Briefkasten gegangen war, saß ich depressiv in meiner Wohnung herum, als meine Mutter anrief. Das tat sie seit Beginn der Epidemie öfter, vermutlich machte sie sich Sorgen um mich. Wir sprachen ein wenig, unter anderem darüber, dass es jetzt eine Maskenpflicht gab, die in Läden und öffentlichen Verkehrsmitteln galt. Wer mit der Bahn oder dem Bus fahren wollte, wer zur Post oder in den Supermarkt ging, musste Nase und Mund mit einer Maske oder einem Tuch bedecken. Meine Tante hatte viele Masken genäht und mir eine mit Katzenmuster und rosa Bändern geschickt und mein Freund hatte Bandanas bestellt und mir eins abgegeben, ich war also in der Hinsicht versorgt und bedeckte mein Gesicht sogar schon seit einiger Zeit, um wenigstens für mich selbst eine Illusion von Sicherheit zu erschaffen.
Meine Mutter erzählte ein wenig aus der Uni und fragte mich plötzlich in einem Nebensatz, ob ich eine Webcam besaß. Sie erklärte, dass sie gerne Lehrvideos aufnehmen wolle, dies jedoch am Computer ihres Büros unmöglich sei, und wegen des Virus seien Kameras auch nicht mehr lieferbar. Sie redete und redete, und mir wurde bewusst, dass ich tatsächlich eine Webcam besaß - ein Überbleibsel aus meiner letzten Beziehung. 
Ich hatte mich Anfang des Jahres von meinem Exfreund getrennt und ursprünglich war es “freundschaftlich” gewesen, bis ich realisiert hatte, dass ich nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte - dies hatte viele verschiedene Gründe, dass ich ziemlich bald nach der Trennung meinen neuen Freund kennen gelernt hatte war definitiv einer, dass sich mein Ex, wenn man seine Dummheit nicht mehr mit liebevollem Blick sah, als ziemliches Arschloch entpuppte, definitiv ein weiterer. Da es, nach einer Anfangsphase, in der wir zunächst in der gleichen Stadt, dann nur eine halbe Stunde Zugfahrt entfernt gelebt hatten, eine Fernbeziehung gewesen war, hatte mich mein Freund irgendwann dazu ermutigt, eine Webcam zu kaufen, die er allerdings nur zu einem Zweck nutzen wollte: Er wollte, dass ich mich für ihn auszog und mich selbst befriedigte.
In schlimmen Phasen hasse ich meinen Körper, mein Gesicht, mein Gewicht und meine Sexualität. Für die Liebe konnte ich mich ausziehen und mich begutachten lassen, doch psychisch, zu welchem Preis? In der Retrospektive übertreibe ich sicher, doch meinen Exfreund in den meisten Fällen nicht einmal sehen zu können, während ich dünn, rasiert und erregt aufzutreten hatte, mit Kamera und Mikro an genau den richtigen Stellen - dafür hätte ich zu gerne Schmerzensgeld. 
Als meine Mutter mich also nach der Webcam fragte, kamen all diese Schmerzen wieder hoch, und es fühlte sich an, als wäre ich um ein Jahr und einen Monat zurückversetzt worden, in den März 2019, einen einsamen, schmerzhaften Monat, regnerisch, kalt, traurig. 
Am Dienstag erhielt ich endlich meine Zugangsdaten, doch auch das heiterte mich nicht mehr auf - ich lebte wieder in einer Welt, in der alle weit weit weg waren, in der ich allein war und andere darum anbetteln musste, mir Liebe zu schenken, in der ich weise, manipulativ und aufopfernd sein musste.
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coronatagebuch · 4 years
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03.05.2020
13.
Ich habe schon lange keinen Post mehr verfasst. Das liegt zum einen daran, dass ich eine Zeit lang besser mit der Situation klarkam, zum anderen gab es eine interessante Entwicklung in meinem Privatleben: Am 8. April erhielt ich eine Email mit der Benachrichtigung, mein Bewerbungsstatus habe sich geändert. 
Ich hatte mich ursprünglich nach Rücksprache mit dem Arbeitsamt auf Studienplätze für Psychologie in Städten in meinem Umfeld beworben, aber mich dann nach einem Blick auf die aktualisierte Warteliste letztendlich für ein Germanistikstudium in meinem Heimatstadt eingeschrieben. Ich hatte mich auf das Studium gefreut, hatte einen Stundenplan erstellt, und dann, als diese Email kam, checkte ich das Portal einer anderen Uni und erhielt aus dem Nichts und nur zwei Wochen vor Unibeginn eine Zusage für einen Studienplatz in Psychologie.
Ich war vollkommen überwältigt. Ich hatte nicht mehr damit gerechnet, vor allem nicht so kurz vor dem Beginn des Semesters, aber anscheinend hatten sich viele, die eine Zusage erhalten hatten, doch gegen ein Studium in eben dieser Stadt (oder gegen einen Studienbeginn unter diesen Bedingungen im Allgemeinen - wer konnte es ihnen verübeln?) entschieden, und das war mein Glück gewesen, denn innerhalb der nächsten 24 Stunden entschied ich mich dafür, mich in meiner Heimatstadt zu exmatrikulieren und den Studienplatz dankend anzunehmen. Dies hatte einige Gründe, nicht zuletzt die Möglichkeiten, die ein abgeschlossenes Psychologiestudium bietet, aber es tat mir trotzdem im Herzen weh, meine Heimatuni zu verlassen, an der ich effektiv jetzt bereits drei Jahre studierte. 
Es war wegen des Virus nicht ganz einfach, alle Dokumente, die die Universität für die Immatrikulation von mir verlangte, zu erhalten und einzusenden, doch viele Telefonate, viele Emails und ein schrecklicher, schrecklicher Besuch in der Postfiliale später war es endlich soweit, und ich musste nur noch auf meine Zugangsdaten für die verschiedenen Onlineportale warten. 
Leider lief das ganze nicht so zügig ab, wie ich es mir gewünscht hatte, und ich konnte mich erst am Dienstag der zweiten Semesterwoche in das Portal für Onlinelehre einloggen. Das war am 26.04..
Gleichzeitig fing für mich eine Horrorwoche an. Das passiert manchmal, sage ich zu mir selbst, und ich kämpfe schon seit langer, langer, langer Zeit mit Depressionen, und Schübe passieren halt.
Am Freitag, 22.04., hatte ich den Brief bekommen, in dem mein Nutzername für das Onlineportal stand. Guter Dinge und in der Hoffnung, am Samstag das Passwort zu erhalten und entsprechend am Montag direkt an einer Sitzung teilnehmen zu können, über die ich via Email informiert worden war, hatte ich also meiner Therapeutin geschrieben und versucht, meinen Termin, der gleichzeitig stattfinden sollte, zu verschieben - Bildung geht erst einmal vor, hatte ich mir gedacht. Als ich am Samstagabend von einem Besuch bei meinem Freund zurückkehrte und den Briefkasten leer vorfand, war es wie ein Schlag ins Gesicht. Wie gelähmt saß ich den ganzen Sonntag zuhause, der depressive Schub hatte bereits begonnen.
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coronatagebuch · 4 years
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01.04.20
12.
Am Sonntag machte ich mich wieder auf dem Weg zu meinem Freund, der gerade dabei war Pulled Pork in seinem Slowcooker zuzubereiten. Um uns die Zeit bis dahin zu versüßen, bereitete er erst einmal riesige Pancakes zu, und trotz des kalten, grauen Wetters gingen einige Zeit lang auf den leeren Supermarktparkplatz, damit ich üben konnte, mich auf dem Skateboard fortzubewegen. Mein Freund folgte mir unauffällig auf seinem Fahrrad und rief mir Ratschläge hinterher, ein Vater und sein kleines Kind fuhren auch auf den Parkplatz, um Inlineskaten zu üben, doch wir hielten uns fern und kehrten nach einer Stunde wieder nach Hause zurück, weil es einfach zu kalt wurde. Das warme Wetter der letzten paar Tage war anscheinend endgültig vorbei. 
Wir verbrachten den Rest des Nachmittags damit zu zocken, Serien zu schauen, Pulled Pork zu essen und herumzualbern, bis ich irgendwann zu müde wurde und wir schlafen gingen. 
Am nächsten Morgen klingelte der Wecker früh: Ich musste den Zug um 9.30 Uhr nehmen, um pünktlich zur Therapie wieder in Frankfurt zu sein. Mein Freund frühstückt nur, wenn wir viel Zeit dafür haben und spät aufstehen und trinkt auch keinen Kaffee, aber er macht mir Frühstück, schaltet Frühstücksfernsehen ein und sitzt im Halbschlaf neben mir auf dem Sofa und sieht mich an, während ich esse und meinen Kaffee trinke. Wenn ich ihn ansehe, vergesse ich oft, dass ich in einer Welt lebe, die von Krieg, Waldbränden und Viren bedroht ist, und wenn ich spüre, wie er mich genau so, morgens auf dem Sofa, im Halbschlaf, ansieht, hoffe ich, dass es ihm manchmal genauso geht.
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coronatagebuch · 4 years
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30.03.20
11.
Wir ließen den Freitag langsam angehen. Wir frühstückten, duschten zusammen, saßen noch ein wenig auf dem Sofa, schauten Serien und zockten. Ein friedliches Leben. Nur meine Katzen zogen mich zurück in meine eigene Wohnung, doch davor machten wir einen kurzen Abstecher in den Baumarkt, um Anzuchterde für die Jalapenos meines Freundes zu kaufen. 
Eigentlich war auch für diesen Abend eine Runde Dungeons and Dragons online geplant, diese musste jedoch ausfallen, aus Gründen, die ich nicht verstand. Als alternativer Termin war Samstag angedacht gewesen, jedoch fiel die Sitzung erneut aus, und wieder ohne ersichtlichen Grund.
Für Samstag hatte ich mir fest vorgenommen, einkaufen zu gehen. Ich hatte auch keine andere Wahl, da ich zwar Katzenfutter im Internet bestellt hatte, dieses jedoch erst in der kommenden Woche zugestellt werden würde.
Ich ließ den Morgen wieder langsam angehen, verbrachte einige Zeit im Videochat mit meiner besten Freundin, und verließ irgendwann nachmittags das Haus, mit dem Ziel, auch noch einige Lebensmittel oder zumindest Milch einzukaufen. Das Wetter war wunderschön, perfekt für die Jahreszeit: Blauer Himmel, mindestens 15 Grad, ein sanfter Wind. Alles war grün und blühte, ich trug keine Winterjacke mehr, doch meine von meiner Umgebung hervorgerufene Entspannung wurde sofort wieder unterbrochen, als ich den Supermarkt erreichte.
Zum ersten Mal seit Beginn der... Situation... war der Supermarkt zum Teil gesperrt. Kunden wurden ohne einen Einkaufswagen nicht in den Laden gelassen. Ich musste wirklich einkaufen, also nahm ich mir einen Wagen, konnte es mir jedoch nicht verkneifen, die Dame am Eingang zu fragen, ob die Wagen regelmäßig desinfiziert wurden. Sie konnte meine Frage nicht beantworten.
Die folgende war eine meiner schlimmsten Einkaufserfahrungen. Ich fühlte mich unhygienisch. Ich wusste nicht, wie sauber der Wagen war. Ich wusste nicht, wer in diesen Laden was genau hineintragen würde. Ich verstand nicht, wieso so viele Leute im Laden waren, wieso sie nicht Abstand halten konnten, ich verstand nicht, wieso Familien hierher kommen mussten, anscheinend. Meine Therapeutin sagt, es ist ein Schema, ein grundsätzliches Misstrauen der Welt gegenüber, das Misstrauen einer Person, die keine Sicherheit erlebt hat, keine Sicherheit kennt, aber meine Freunde sagen, dass Menschen einfach dumm sind. Ich weiß nicht, wer recht hat, doch ich weiß, dass ich nach dem Einkauf den Supermarkt verlassen habe und noch einmal von der Dame am Eingang angesprochen wurde, die sich erkundigt und herausgefunden hatte, dass die Einkaufswagen dreimal pro Tag desinfiziert wurden, dafür, das öfter zu tun, hätten sie einfach nicht die Kapazität. Ich bedankte mich, doch es dauerte sehr lange, bis ich die Übelkeit, die mich in dem Moment überkam, wieder loswurde.
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coronatagebuch · 4 years
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30.03.20
10.
Mittwochmorgen wurde ich vom Amazonboten geweckt. Noch vollkommen verschlafen nahm ich das Paket entgegen, in dem sich die teuren Bluetooth-Kopfhörer befanden, die meine Mutter mir geschickt hatte. 
Da ich dann allerdings sowieso schon wach war, “traf” ich mich wieder mit Freundinnen zum Sport und kochte danach Mittagessen. Allerdings wurde ich schon kurz danach von Bauchschmerzen heimgesucht und verbrachte einen Teil meines Abends im Bett. Ich schaffte es jedoch noch, Brot für meinen Freund zu backen. Backen war eine komplizierte Angelegenheit, das heißt, nicht der Prozess an sich war schwierig, sondern die Tatsache, dass Mehl und Hefe seit Wochen im Supermarkt ausverkauft waren, erschuf Sorgen, die sogar normales Brotbacken in eine angespannte Situation verwandelten.
Am Donnerstagmorgen, während mein Freund seine Klausur schrieb und ich mich darauf vorbereitete, pünktlich zum Ende der Klausur bei ihm vor Ort zu sein, erhielt ich einen Anruf, mit dem ich so gar nicht gerechnet hatte: Es war mein Vater.  Wenn man den Erziehungsstil meiner Eltern beschreiben müsste, könnte man über meine Mutter zum Beispiel sagen, dass sie immer ihr Bestes gegeben hat, aber dass sie einfach zum Teil unempathisch war und sich zu sehr von ihren eigenen Erfahrungen und Bedürfnissen leiten ließ. Und man könnte über meinen Vater sagen, dass er lieber überhaupt keine Kinder gehabt hätte und sich in den allermeisten Fällen entsprechend verhielt. In den bald vier Jahren, seit ich von zuhause ausgezogen bin, habe ich vielleicht drei-vier Mal mit meinem Vater telefoniert, wenn man die vier-fünf Male nicht mitzählt, in denen meinen Mutter ihn nach ihrem Gespräch mit mir ans Telefon geholt hat. Entsprechend überrascht war ich, mit meinem Vater zu reden. Es war nur ein wenig Smalltalk, er bot mir an, dass er und meine Mutter mich besuchen kommen könnten, und erinnerte mich daran, mich bei meiner Großmutter zu melden. 
Als ich bei meinem Freund ankam, holte er mich vom Bahnhof ab und wir gingen zum Supermarkt. Leider standen sowohl vor dem Aldi als auch vor dem Kaufland lange Schlangen, da nur eine begrenzte Anzahl an Menschen auf einmal in den Laden durfte, also kehrten wir um und kauften Pizza bei einem Lieferservice. Für einige Stunden hatte ich das Gefühl, dass mein Leben wieder normal und harmonisch verlaufen würde. Mein Freund möchte mich beschützen, doch gleichzeitig hat er die Ruhe weg, wenn er mich ansieht, lebe ich für kurze Zeit in einer Welt ohne Corona.
Später am Nachmittag war unser Einkauf tatsächlich erfolgreich, wir mussten zwar einen Korb mit in den Supermarkt nehmen, um sicherzustellen, dass sich nicht zu viele Kunden im Laden aufhielten, doch die Körbe wurden nach jedem Einkauf desinfiziert.
Nachdem wir unsere Lebensmittel verstaut hatten, drehten wir noch eine kleine Runde in der Nachbarschaft. Es war, wie schon seit Wochen, wenig los, und viele der Läden waren geschlossen, doch wir sahen eine Katze, einen Rest vom Sonnenuntergang, viele Fachwerkhäuser, und wenn ich in die Gärten und Wohnungen hineinsah, wo Licht und Wärme waren, überkam mich fast eine Art Nostalgie für ein Leben, das ich nie hatten und auch nie haben würde.
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coronatagebuch · 4 years
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28.03.20
9. 
Wenn ich jetzt versuche, mich an Dienstag und Mittwoch zu erinnern, sind diese Tage schon wieder fast verschwunden. Es ist leichter, eine Woche anhand der Dinge zu beschreiben, die passiert sind, als zu versuchen, einzelnen Tage auseinanderzuhalten, die sich zu sehr ähneln.
Dienstag verbrachte ich einige Zeit im Videochat mit meiner besten Freundin. Sie erzählte mir von ihrem Nachhilfejob, der inzwischen auch über Videochat ablief, und zeigte mir ihr Bullet Journal zum Thema Animal Crossing. Wir arbeiteten dann irgendwann beide an unseren eigenen Dingen, sie an ihrem Bullet Journal, ich an einer Zeichnung aus meiner Lieblingsserie, aber wir waren in Gesellschaft, sozusagen, und das machte es besser.
Ich schaffte es, allerdings nur mit großer Überwindung, einen Onlineeinkauf erfolgreich abzuschließen: Fast 50 Euro für Materialen zum Anstreichen und 30 Euro für Katzenfutter, Katzenstreu und eine Kratzpappe. Es fällt mir schwer, Entscheidungen zu treffen, wenn ich Dinge nicht sehen oder anfassen kann, und bevor diese Situation losging hatte ich nicht damit gerechnet, dass sich Onlineshopping in meinem Haushalt durchsetzen würde - um die Wahrheit zu sagen, es hat sich immer noch nicht ganz durchgesetzt.
Ich reparierte und säuberte außerdem einen Schrank in meinem Flur und entsorgte Dinge, die sich darin angesammelt hatten, die ich aber nicht mehr brauchte. 
Zusammen mit meinem Freund fing ich an, eine neue Serie zu schauen, und es war okay. Es war okay. 
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coronatagebuch · 4 years
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25.03.20
8.
Da ich das Haus sowieso schon verlassen hatte, nutzte ich die Chance, um ein wenig einkaufen zu gehen. Der Supermarkt am Bahnhof war allerdings für Corona-Verhältnisse wirklich überfüllt. Ich versuchte, mich wirklich von anderen Menschen fernzuhalten, allerdings standen sie zum Teil allein in Gängen, die dann einfach versperrt waren, weil man den Sicherheitsabstand beim Vorbeilaufen nicht mehr einhalten konnte. Während ich darauf wartete, dass das Käseregal aufgefüllt wurde, schrieb ich Nachrichten an meinen Freund und meine beste Freundin, um zu ermitteln, wie gestresst sie von der Isolation wirklich waren. Nicht so sehr, stellte sich heraus. Sie hatten Dinge zu tun oder eine Routine, die sich sowieso weitestgehend zuhause abspielte. Ich war die einzige von ihnen, die es vermisste, in der Öffentlichkeit zu sein. Manchmal vermisste ich Seminare an der Uni so sehr, dass es fast weh tat.
Ich trug meinen Einkauf nach Hause und verspürte dort eine plötzliche Inspiration, endlich meine Wand rosa anzustreichen. Unter anderen Umständen wäre ich sofort in den Baumarkt um die Ecke gelaufen, um dort Farbe und Streichmaterial zu kaufen, aber da ich meinen Immunsystem für den Tag schon genug abverlangt hatte, entschied ich mich dazu, stattdessen den Onlineshop des Baumarkts zu testen. Es war schwierig für mich, eine Entscheidung zu treffen, also verbrachte ich den Rest des Abends damit, mich mit einem Videospielboss herumzuschlagen und meinem Freund und seinen Kumpels in einem Sprachchat zuzuhören. 
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coronatagebuch · 4 years
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25.03.20
7.
Montag war der erste Tag seit Beginn der freiwilligen Isolation, an dem ich wieder einen Termin hatte, und zwar eine Treffen mit meiner Therapeutin. Schon Tage zuvor hatte mich eine Email erreicht, die auf neue Hygienevorschriften in der Praxis hingewiesen und eine Möglichkeit zur Behandlung via Videochat aufgezeigt hatte, doch aus dem Haus zu gehen, zur Praxis zu fahren und tatsächlich eine Person zu sehen und mit ihr zu sprechen, gab mir ein Gefühl von Normalität. Die Straßen waren immer noch ziemlich leer (für Frankfurt), die öffentlichen Verkehrsmittel nicht ganz so leer, wie ich es mir gewünscht hätte, ich gab mein Bestes, mich von anderen Menschen fernzuhalten und nach Möglichkeit nichts anzufassen.  Meine Therapeutin war nicht überrascht, mich zu sehen, sie teilte mir allerdings mit, dass ich die erste sei, die selbst in die Praxis gekommen sei. Alle anderen Patienten seien auf Videochat ausgewichen. Sie schlug mir vor, die Therapiesitzung im Freien abzuhalten und dabei gleichzeitig einen Sicherheitsabstand zwischen uns einzuhalten. Es war ein schöner, sonniger Tag und ich stimmte zu. Wir liefen also durch das Bankenviertel und ich hörte ein wenig zu, wie meine Therapeutin von Freunden berichtete, die am Virus erkrankt waren und die unter Fieber, Husten und Atemnot litten. Junge, sportliche Freunde, erzählte sie, womit sie nicht gerechnet hatte, da meistens von alten, kranken Menschen erzählt wurde, die an einem schweren Krankheitsverlauf litten oder ihm erlagen.
Ich erzählte ihr von meiner größten Sorge bezüglich der sozialen Isolation, nämlich dass ich, gelangweilt, einsam und zeitlich vorerst unbegrenzt abgeschnitten von anderen Menschen, wieder suizidgefährdet werden würde. Wir besprachen, was ich in diesem Fall tun würde - sie kontaktieren, eine Psychiatrie kontaktieren, eine Notfallnummer anrufen. Doch Prävention zu besprechen war ein schwierigerer Punkt, wir kamen nicht wirklich auf einen grünen Zweig. Wir konnten die Situation nicht einschätzen, wir wussten nicht, wie lange sie noch andauern würde, wir wusste nicht, ob sie sich verändern würde. 
Ich sprach eine weitere Sorge an, nämlich, dass ich in diesen Zeiten anfing, alte Ängste wieder neu zu entwickeln, wie dass ich zu gestört, zu kaputt, zu zerbrochen war, um wirklich geliebt zu werden. “Es ist verständlich, geliebt werden zu wollen, aber nur durch wahre Liebe zu sich selbst und dem inneren Kind kann man diese Angst, verlassen zu werden, wirklich überwinden. Versuchen Sie, sich vorzustellen, dass Sie geliebt und gehalten werden, egal was passiert. Wie fühlt sich das an?”
Dieses Gespräch hatten wir schon oft gehabt, und wie immer kamen mir die Tränen. Ich konnte es mir nicht vorstellen und es fühlte sich schrecklich an.
Wir waren schon fast wieder an der Praxis und sprachen noch ein wenig darüber, wie ich mit der Situation klarkommen würde. Meine Therapeutin wies mich erneut darauf hin, wie wichtig es sei, den Erwachsenenmodus zu aktivieren, also einen kühlen Kopf zu behalten, aber gleichzeitig liebevoll zu sich selbst zu sein.
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coronatagebuch · 4 years
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25.03.20
6.
Den Sonntag ging erst einmal langsam für mich los, bis meine beste Freundin mich kontaktierte und mich dazu aufforderte, mit ihr und weiteren Freundinnen über Discord Sport zu machen. Ihr Fitnessstudio bietet aktuell Workoutvideos an, die sie per Bildschirmübertragung mit uns teilen konnte. 
Der Rest des Tages ging überraschend schnell vorbei. Ich telefonierte noch ein wenig, mit meinem Bruder, meiner Mutter, meinem Freund. Ich spielte ein Videospiel ein Stück weiter, ich las ein wenig, ich kümmerte mich um den Haushalt. 
Mein Freund wusste allerdings einige interessante Dinge zu berichten. Die Klausurenwochen standen bevor, und obwohl wir alle damit gerechnet hatten, dass die Prüfungen noch abgesagt werden würden, erzählte er mir am Sonntagabend, dass seine Kommilitonen und er am nächsten Morgen zu Klausur an der Uni erwartet wurden. Das Gebäude sei zwar gereinigt worden und die Universität würde einen Abstand von mindestens 1.5 Metern zwischen den Studierenden garantieren, jedoch machte mein Freund sich Sorgen um seine Freunde, die mit den öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen mussten. 
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coronatagebuch · 4 years
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24.03.20
5.
Wir leben in einer Woche voll sonniger Tage und wir dürfen nicht aus dem Haus gehen. Samstag wagte ich es allerdings tatsächlich. Ich war so unruhig geworden und hatte Angst und war hoffnungslos, dass ich mich in die überraschende Kälte wagte und einen neuen Weg einschlug, in Richtung Wald. Ich lief schnell und hopste durch die Straßen und über die Waldwege, tanzte, ermutigt und beflügelt durch die Tatsache, dass sowieso kaum jemand unterwegs war, der mich sehen konnte. 
Ich irrte durch einen unbekannten Stadtteil, hörte Musik und dachte nach. Meine Mutter hatte sich am Morgen bei mir gemeldet und mich gefragt, ob sie mir ein Zeitschriftenabonnement schenken dürfte, um mir Lesematerial zu verschaffen - allerdings erschienen alle Zeitschriften, die sie mir vorgeschlagen hatte, nur alle zwei Monate. Ich hatte eigentlich die Hoffnung gehabt, mich in zwei Monaten wieder frei bewegen zu dürfen. Ich schrieb ihr eine Nachricht, ich fragte, ob sie also davon ausgehen würde, dass diese Situation noch monatelang andauern würde, woraufhin sie mich anrief, um mir zu bestätigen, dass ihr Arbeitsplatz (Universität F.) sich darauf vorbereitete, alle Aktivitäten der nächsten paar Monate online durchzuführen. Seminare, Vorlesungen, Sprechstunden, eine große Bewegung in Richtung e-learning lief dort ab, weil eben keiner wirklich sagen konnte, wie lange diese ganze Sache noch gehen würde.
Das verunsicherte mich noch mehr. Ich hatte mich bewusst immer dagegen entschieden, mich zu sehr auf e-learning zu verlassen, und liebte meine Präsenzveranstaltungen. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. 
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coronatagebuch · 4 years
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22.03.20
4.
Am Donnerstagmorgen fuhr ich meinen Freund in einer kleinen Stadt in der Nähe von Frankfurt besuchen. Es war ein angenehm sonniger Tag, und es waren nur wenige Menschen unterwegs. Auch im Supermarkt war es nicht so voll wie sonst, und schließlich gingen wir auf die fast leeren Straßen und ich lernte Skateboard fahren. Natürlich ist es eine Frage der Übung und ich muss noch viel, viel üben, aber meine ersten, zögerlichen Versuche liegen jetzt hinter mir. 
Wir haben zusammen gekocht und ferngesehen, und es wirkte fast normal. Meine Mutter rief mich an, um zu fragen, wie es bei mir läuft, doch ich konnte ihr keine konkrete Antwort geben. 
Freitag ging mit einem entspannten Frühstück los. Doch schon kurz nach dem Frühstück wurde ich unruhig. Das ist normal, das passiert unter den besten Umständen, doch in vielen Fällen gehe ich dann spazieren, und diese Möglichkeit ist aktuell eingeschränkt. 
Freitag erschien außerdem das neue “Animal Crossing”-Spiel, welches auch pünktlich an meinen Freund zugestellt wurde. Ich konnte mich eine Weile darauf konzentrieren, ihm beim spielen zuzusehen, doch dann fielen mir die Augen fast wieder zu. Zu viel Schlaf ist ein großes Problem bei Depressionen, weswegen ich versuche, nicht mehr als zehn Stunden pro Tag zu schlafen - das klingt wie ein Luxusproblem, allerdings kann ich nach 12 Stunden Schlaf kaum noch wach werden und habe meistens auch noch mit Kopfschmerzen zu kämpfen. 
Am späten Nachmittag machte ich mich auf den Rückweg zu meinen Katzen, um abends Dungeons and Dragons online zu spielen, das Spiel wurde allerdings abgesagt. Ich saß also in meiner Wohnung und wartete nur darauf, endlich schlafen gehen zu dürfen.
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coronatagebuch · 4 years
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22.03.20
3.
Schon an Mittwoch habe ich jetzt fast keinerlei Erinnerung mehr. Ich vermute, dass ich irgendwann aufgewacht bin, Frühstück gemacht habe und darüber nachgedacht habe, was ich an diesem Tag tun würde, und ich habe mich letztendlich dazu entschieden, endlich ein Paket von der Post zu holen und zu Fuß dorthin zu laufen, anstatt mit dem Bus zu fahren.
Es war ein merkwürdig schwüler Tag, und ich musste schon bald meine Jacke in meinen Rucksack packen, weil ich anfing zu schwitzen. Es waren wieder nur wenige Menschen unterwegs, und diese ließen sich in drei Kategorien einteilen: Menschen mit Hunden (aus offensichtlichen Gründen), Menschen mit kleinen Kindern (auch hier, verständlich) und alte Menschen - letztere Kategorie verwundert mich immer noch, da alte Menschen zur Risikogruppe gehören und somit wirklich zuhause bleiben sollten.
Ich ließ mir also mein Paket aushändigen und lief einen anderen Weg zurück, um noch im Laden für Tierbedarf vorbeizuschauen und ein wenig Katzenfutter zu kaufen. Der Laden war - bis auf so ziemlich jeden Mitarbeiter - fast leer. Wozu braucht der Tierbedarfladen so viele Mitarbeiter, wenn keine Kunden da sind? Das verstehe ich immer noch nicht.
Ich kündigte mich also für den kommenden Tag bei meinem Freund an.
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coronatagebuch · 4 years
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22.03.20
2. 
Ich war sehr erleichtert, endlich zuhause bei meinen Katzen zu sein. 
Ansonsten machte ich mich nicht viele Gedanken. Ich hatte einige Lebensmittel zuhause, und mein Freund, der über das Wochenende eine Nudelmaschine gekauft hatte, brachte sie mit zu mir und wir verbrachten den Abend mit Videospielen und selbstgemachten Tagliatelle. Wir gingen sogar spazieren, weil ich mir die Beine vertreten wollte, und begegneten fast niemandem, sahen aber einen sehr schönen Sonnenuntergang und die Hochhäuser der Stadt in der Ferne.
Am Dienstag kümmerte ich mich um einige organisatorische Dinge. Ich rief beim Friseur an, um meinen Termin abzusagen, da ich in diesen unsicheren Zeiten nicht nur aus Eitelkeit den Tod riskieren wollte - unter anderen Umständen hätte ich den Termin wahrgenommen und gleichzeitig meine beste Freundin besucht, jedoch lag sie noch mit Grippe im Bett. 
Um meine Fahrstunde machte ich mir weniger Sorgen, da mein Fahrlehrer mir schon per Whatsapp bestätigt hatte, dass sie stattfinden würde. Als ich allerdings abends doch noch einen Spaziergang zum nächsten Supermarkt unternahm, da ich Lust auf Eis (Pistazie-Vanille-Nougat von Aldi) bekommen hatte, und an der Fahrschule vorbeikam, sah ich dort einen Zettel aushängen, dass vorerst alle Aktivitäten abgesagt worden waren - also Theorieunterricht, aber auch die Fahrstunden. Ich wagte mich kurz in das Büro, wo mein Fahrlehrer mir die Botschaft noch einmal bestätigte. Er wirkte hochgradig verärgert und konnte mir nicht sagen, wann wieder Fahrstunden geplant werden würden.  
Ich holte mein Eis mit einem mulmigen Gefühl. Nicht nur spiegelte alles im Supermarkt die aktuelle Lage wieder, die wenigen Menschen, die leeren Nudelregale, die Markierungen auf dem Boden, die uns darauf hinweisen sollten, Abstand von unseren Mitmenschen zu halten, es lag außerdem eine Woche ohne Termine vor mir. Als Studentin in den Semesterferien hatte ich sowieso nicht wirklich eine Tagesstruktur, als Mensch mit Depressionen und einer Angststörung verließ ich mich jedoch auf meine Termine, um zumindest meiner Woche eine Struktur zu geben, und jetzt so vollkommen ohne dazustehen war nicht etwas, mit dem ich gerechnet hatte. Dies war der Punkt, an dem ich begann, mir ein wenig mehr Sorgen zu machen. 
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coronatagebuch · 4 years
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22.03.20
1.
Die erste Woche ist vorbei!
Es ist aktuell sowieso für alle unterschiedlich. Ich denke, manche Leute gehen schon seit Wochen nicht mehr aus dem Haus, während andere sich immer noch draußen rumtreiben.
Aber für mich ist jetzt die erste Woche vorbei, in der ich wirklich, ehrlich versucht habe, mich soweit es ging im Haus aufzuhalten.
Noch letztes Wochenende (13.-15. März) habe ich eine alte Freundin, S., in Hamburg besucht. Ein weiteres befreundetes Paar war auch dabei, N. und R., und die Stimmung war eigentlich gut, jedoch begann sie schon am ersten Abend zu kippen, als mein Freund mich anrief und mich bat, gut auf mich aufzupassen, da seine Uni gerade angekündigt hatte, dass sie vorerst geschlossen bleiben würde.
Über die nächsten Tage ergaben sich weitere Probleme: R. erhielt zunehmend beunruhigende Nachrichten von seinen Freunden, die zum Teil in Spanien festsaßen, zum Teil einfach um die aktuelle wirtschaftliche Situation besorgt waren, während S. eigene Existenzängste mit uns teilte, die vor allem darauf bezogen waren, dass das Hotel, in dem sie ihre Ausbildung machte, aufgrund des Virus kaum noch Gäste hatte. Sich sorgte sich zudem darum, wie die aktuelle Situation sich auf ihren für Anfang Mai geplanten Umzug auswirken würde. Ich war zu dem Zeitpunkt noch relativ optimistisch, machte mir jedoch Sorgen um die Versorgung meiner Katzen, weswegen ich die Rückreise einen Tag früher als geplant antrat. Dies erwies sich nicht wirklich als Problem, da alle Zugbindungen nur kurz vorher aufgehoben worden waren. 
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