Tumgik
#visualität
fabiansteinhauer · 2 years
Text
Tumblr media
Püsenz in Padua
1.
Die bundesunmittelbare Stiftung Forum Recht vertritt die These, dass das Recht nicht sichtbar sei. Also baut sie was, besser gesagt: sich ein Haus. In einer Zeit, in der Forensic Architecture nach Staatsversagen in den Kunstvereinen Gegenforen mobil macht und international betreibt, verdoppelt auch der Staat noch einmal seine Foren. Ich kann mir vorstellen, dass die Politik dadurch überzeugt wurde, Geld zu geben, dass man sagte, man müsse Populisten und Putins etwas entgegenstellen. Vielleicht wollte man auch Forensic Architecture und deren zu Recht sehr erfolgreichen Forenverdoppelung etwas entgegenstellen. Die sollen nämlich angeblich zerstören, was angeblich nicht zerstört werden soll: Der gute Glauben an und das Vertrauen in den Rechtsstaat. Wenn es keine Propaganda ist, ist es entweder gegen Propaganda oder Gegenpropaganda. Pokern die ihre Budgets hoch?
Meine These wäre eine andere. Das Recht ist sichtbar. Und nicht nur das. Es ist auch unsichtbar. Es ist sogar darin involviert, Sichtbarkeiten und Unsichtbarkeiten einzurichten, auszurichten, zu stabilisieren oder zu ändern. Es macht das eine sichtbar, das andere unsichtbar
2.
Kein Recht ohne Püsenz. Was war denn nochmal Püsenz? War das nicht das Nachbardorf von Alsenz, jenem Dorf, an dem zumindest historisch alles Sinn macht und wo darum heute völlig zu recht ein Steinhauer-Museum steht?
Nö. Püsenz ist ein deutsches Wörtchen für puissance, kommt im Schriftdeutsch kaum vor, nicht hoch genug. Püsenz bezeichnet vis plus Sinne und Apparat. Vis hängt so an Visualität und an Visionen. Das soll mit dem Auge und der Einbildungskraft zu tun haben. Die Einbildungskraft ist eventuell eine Resonanz. Eventuell ist das Auge nicht erst literarisch eine Metapher, sondern schon evolutionär und biologisch eine Metapher. Es überträgt was, ist aber auch selbst schon etwas Übertragenes.
Eventuell sind die Sinne nicht ausdifferenziert, so dass man, wenn man etwas sieht, auch Sinne durch Sinne ersetzt, übersetzt oder überträgt. Das Sehen könnte ein übersetztes Hören oder Tasten sein, es gibt ja auch sprechende Bilder und sichtbare Worte. Den Zusammenhang von vis, Visualität und Visionen zu betonen, das soll darum nicht das Auge und die Optik zum höchsten Organ machen und nicht die alten Spielchen des Paragone oder einer Theorie von Leitmedien weiterführen. Es soll nicht eidos, eidolon, iDea, iDeal und iDee an höchsten Stellen verorten. Mit Daniel Damler gesprochen: es soll unter anderem daran erinnern, dass Normativität entweder synästhetisch operiert oder in einer Überlagerung und Übersetzung von Sinnen operiert. Es soll auch daran erinnern, dass das Recht und juridische Techniken in die Aufteilung der Sinne (Rançiere) involviert ist.
Kein Recht, das nicht wahrnehmbar und in dem Sinne nicht ausübbar ist. Kein Recht, dessen Routinen nicht auch durch jene Sinne gehen, die manche die niederen Sinne nennen. Kein Recht, das nicht durch Körper und über Oberflächen, das nicht durch mediale Apparate, wie zum Beispiel optische Apparate läuft. Kein cartesianisches Subjekt ohne Zentralperspektive, das ist einer dieser optischen Apparate, Panofsky nennt sie eine symbolische Form.
3.
Ach noch das Foto. Ja das ist Püsenz in Padua, denn in den italienischen Städten tummelten sich die juridischen Berater, Leute wie Leon Battista Alberti, um an Püsenz zu bauen. Man müsse etwas vor das Recht stellen, damit es eindringlich wird: das ist den römischen Städtchen Theorie und Praxis, später ist es dann "Theorie und Paris" (Stefan Wissel), aber auch 'Theorie und London' und 'Theorie und Moskau': in allen Fällen ein Denken und Wissen vom Recht, das durch die Stadt ging. Es ging über die Foren, durch die Messehallen, etwa die Basilika von Otranto. Es ging über die Prospekte, zum Beispiel den Prospekt Stachek. Es ging in die Salons und Cafés, es ging in "Kneipe, Kirche, Kino", wie Trotzki sagt. Kurz: es ging durch alle Äußerlichkeiten und alle Äußerungen. Man muss etwas vor das Recht stellen, damit das Recht vorstellbar wird. Fassaden zum Beispiel helfen, Lieder oder Präambeln, Roben und Perücken, Masken und pelzige Türhüter, Schandmale und gemarterte Leider aber auch. Die Hunde haben Püsenz nie vergessen, nie verleugnet.
3 notes · View notes
leinwandfrei · 6 months
Text
Eine lohnende späte Rückkehr in die Tintenwelt - Die Farbe der Rache von Cornelia Funke
Warnung: Der Text enthält Informationen über den Ausgang des Romans und unterliegt den subjektiven Urteilsgrenzen einer seit der Kindheit durch die Bücher von Cornelia Funke geprägten Leserin!
„Schwarz war die Welt. Es war Nacht in Ombra. Nur die Mauern der Burg färbten sich rot, als hätte die untergehende Sonne sich zwischen ihnen versteckt. (…) Es herrschte Frieden in Ombra, seit mehr als fünf Jahren. Doch in dieser kühlen Septembernacht gedachte die Stadt all derer, die für diesen Frieden gestorben waren, und wie jedes Jahr gab ihnen ein Mann durch die Flammen eine Gestalt. Feuertänzer.“ (S. 7)
Mit diesen Worten kehren wir unvermittelt in die Tintenwelt zurück. In deren Hauptstadt Ombra sind nur fünf Jahre seit den Geschehnissen von Tintentod vergangen, in unserer Welt allerdings sind es bereits 16 Jahre seit dem Erscheinen des dritten Bandes der fantastischen Jugendbuchreihe. 2003 hat sich Cornelia Funke mit Tintenherz schlagartig von der erfolgreichen Jugend- und Kinderbuchautorin zur internationalen Bestsellerautorin entwickelt. In den Jahren 2005 und 2007 folgen mit Tintenblut und Tintentod die Fortsetzungen der Geschichte um den Buchbinder Mortimer und seine Tochter Meggie, zwei Zauberzungen, die Personen, Tiere und Gegenstände aus Büchern heraus wie hinein lesen können. Mittels dieser Gabe und auf einigen Umwegen gelangte ihre Familie selbst in die Tintenwelt und entschied sich dafür, diese Welt zu ihrer Heimat zu machen. Der Traum eines jeden Lesers, das vollständige Eintauchen in die erzählte Welt wird ihnen damit erfüllt. Die Einbände dieser klassisch illustrierten Romane dürften für viele LeserInnen prägend gewesen sein oder zumindest Erinnerungen wach rufen. Funke gehört zu einem ganzen Reigen an Kinderbuchautoren die zugleich Erzähler als auch Illustratoren ihrer Geschichten sind, darunter so bekannte Namen wie Otfried Preußler, Paul Maar, Michael Ende und natürlich Janosch. In ihrer Kompaktheit schien diese Reihe vollendet, doch fast 20 Jahre später hat Cornelia Funke den vierten Band der Reihe veröffentlicht. Die ersten Kapitel von Die Farbe der Rache hat sie bereits während der Coronapandemie kostenlos als Hörbuch zugänglich gemacht, um sich und ihren Fans den Lockdown ein wenig zu verschönern. Seit der Veröffentlichung steht der Roman auf den Bestsellerlisten ganz oben und Denis Scheck würdigte es sowohl in seinem Kommentar zur Bestsellerliste als auch in seiner Sendung, wo er die Autorin im Interview empfing.
Anders als im Falle der ebenfalls mit weiter Distanz verfassten Drachenreiter-Fortführungen ist ihr diesmal ein würdiger Nachfolger gelungen. Der direkte Anschluss beginnt mit den typischen Illustrationen des Umschlags und der Indizes jedes Kapitels, eine Erinnerung an lange vergangene bibliophile Praktiken und versetzt den Leser mit den ersten Sätzen ansatzlos zurück in die Welt von Tintenherz.  Ein Nachfolger, der sich anfühlt wie ein nahtloser Anschluss und eine direkte Rückkehr in eine einmalige Traumwelt. Er profitiert davon, dass das Figurenkarussell etwas gedreht worden ist und Staubfinger, der schwarze Prinz, Staubfingers Stiefsohn Jehan und einige geheimnisvolle Waldfrauen zu den Protagonisten des neuen Romans geworden sind. Ein neues Element sind die Aspekte Bilder und Musik, die erstmals über szenische Erwähnungen hinausreichend Bedeutung für die Handlung haben. Bis dato stand für Funke immer die Welt der Bücher, die Macht der Sprache und die Vielfalt der fantastischen Welten - gebunden zwischen Buchdeckeln - im Mittelpunkt. Aber die Entwicklung unserer Welt hat sie zu Gedanken über Visualität angeregt und die Motto-gebenden Zitate der Kapitel widmen sich dieser Kraft und den Gefahren der Täuschung. Sie zitiert sich hier auch selbst und verstärkt damit die Einbindung in die von ihr geschaffene Märchenwelt, deren analoge Qualität gerade im Kontrast zur Alltagsgegenwart fesselnd ist. Wer nicht mehr so ganz vor Augen hat, was in den Büchern passiert ist und wo wir die Familie Folchart zurückgelassen haben, darf sich die Zusammenfassung aus Orpheus Feder zu Gemüte führen. Aber eigentlich kehrt man ganz intuitiv zurück, wie in ein vor kurzem erst verlassenes gemütliches Wohnzimmer – voller Bücher, versteht sich.
Inhaltlich wird die Rache des Erzählers Orpheus geschildert. Orpheus möchte sich für die Ablehnung der Freundschaft durch sein Idol Staubfinger rächen und nimmt ihm seine engsten Freunde und Verbündete mithilfe von schwarzer Magie. Dafür ist er sogar bereit das Leben junger Frauen zu opfern. Meggie, Mo, Resa, Dario, Elinor, Farid, Roxanne und Brianna werden in ein Buch hineingemalt und aus der Tintenwelt entfernt. Ungewollt werden auch Dante (Meggies kleiner Bruder) und Doria (Meggies Geliebter) mit in die grauen Bilder gezogen, da sie ihre Liebsten nicht loslassen wollten. Orpheus lässt seine Feinde mit einem magischen Pulver in Bilder verbannen, einzig Staubfinger vermag dieser Behandlung irgendwie zu überleben, da sein bester Freund nicht wie geplant verschwindet und das Feuer ihm zu Hilfe eilt. Die Farbe der Rache ist grau, gewissermaßen also das Fehlen von Farbe und Wärme. Gemeinsam besiegen die Zurückgelassenen die schwarze Fee, brechen Orpheus Bann und befreien alle aus dem grauen Bildergefängnis – mit Gesang. Cornelia Funke stellt hier Bilder, Musik und die Geschichte als gleichwertige Komponenten nebeneinander und beschreibt wie gewohnt in malender Sprache den Zauber einer durch die Worte von gedruckten Buchstaben auf Seiten gebannten Geschichte, umschlossen von gar nicht beengenden, sondern nur zusammenhaltenden Buchdeckeln.
„Da waren sie alle, nicht länger nur Bilder in einem Buch, sondern aus Fleisch und Blut, mit warmen Gliedern, Stille und Frieden auf den Gesichtern und so ruhig atmend, wie nur der Schlaf es schenkte. Baptista lag neben Mortimer, Resa und Dante. Jehan zwischen Elinor, Fenoglio und Darius. Hyvin neben Meggie und Doria, als wäre dies nicht die erste Nacht, die sie gemeinsam in dem Haus verbrachten, das ein Wiedehopf, eine Eidechse und eine Maus bewachten. Und da schliefen dicht beisammen, Roxanne und Brianna mit Farid zu ihrer Linken. Er hatte sich wie immer im Schlaf zusammengerollt wie eine junge Katze, (…).“ (S. 316f)      
Viel zu schnell sind die 350 Seiten verflogen, aber der Vorteil eines Buches ist ja, dass man sofort wieder von vorne beginnen kann. Wer die Corona-Zeit nicht zum wieder-lesen der Tintenweltromane genutzt hat, hat nun einen guten Anstoß dafür. Funkes Reihe hat die Qualitäten eines Klassikers und bietet mit jedem Lesen neue Details. Die Farbe der Rache ist ein würdiger Nachtrag und verschließt ihr natürlich nicht die erneute Rückkehr nach Ombra. Bisher haben sie und ihr Verlag sich dem qualitätsfreien, unangenehm geschäftsmäßigen Ausschlachten ihrer Erfolgsreihe nach der Verfilmung von 2008 entziehen können und die Qualität dieses Nachtrags zeigt, dass sie tatsächlich Neues zu erzählen hat und nicht Altes wieder verwertet. Vielleicht begleitet sie ja Meggie und Doria bei ihrer geplanten Reise durch die Weiten der Tintenwelt? Oder erzählt die Geschichten von Fenoglio, welche er für die Kinder von Ombra in Märchen gießt? Oder Staubfinger kann sich doch nicht mehr länger an den Hof von Roxanne binden und folgt seinem Reisetrieb, um seine Feuerkunst weiter zu verbreiten?
Die Tintenwelt bietet noch so viele Möglichkeiten und Leerstellen, die auszufüllen wären. Natürlich ist es ein Jugendbuch, welches sicher an die Limitierungen dieses Genres gebunden ist. Aber der Eindruck eines Funke-Romans mit einem offenen Publikum von Kindern bis hin zu Kind-Gebliebenen übersteigt diese Einschränkungen ganz klar. Mit der Tintenwelt hat sie ihre stärkste Welt geschaffen und an sie reicht auch der märchenhaft anachronistische Weltentwurf der Grimmbrüder in ihrer Reckless-Reihe nicht heran, trotz ihres stetigen Arbeitens an dieser ebenso detailliert ausgefeilten Welt. Cornelia Funke bereichert die Kinder- und Jugendbuchliteratur nun seit fast 40 Jahren und wird dabei nicht müde, für die Bedeutung des Lesens, von Büchern, vom Erzählen und der Sprache wie der Illustrationen zu kämpfen. Sie wird irgendwann eine große Lücke hinterlassen und die Frage, wie lange sich ihre herrlich analogen Geschichten gegen die Modernität erwehren können, wird erst in der Zukunft beantwortet werden müssen.  
PS: Gerade die der Reckless-Reihe zugeordnete Sammlung von eigenständigen Erzählungen, Palast aus Glas, eignet sich in der Weihnachtszeit ganz besonders zum Schmökern. Daneben sind auch die frühen Werke Hinter verzauberten Fenstern. Eine geheimnisvolle Adventsgeschichte (1989) und Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel (1994)als Weihnachtslektüre zu empfehlen. Letzteres Werk lohnt sich auch in der filmischen Adaption durch Oliver Dieckmann und der Interpretation durch die Augsburger Puppenkiste.         
3 notes · View notes
thehealingdance · 1 year
Link
Beautiful, deeply relaxing music.
Listen and feel your entirey body unwind ... the mind settle and calm ... and your consciousness expanding ...
1 note · View note
Photo
Tumblr media
Platform Glitch Aesthetics
Glitch Phenomena 3.0
Eine Kooperation von GFZK e.V. und Digitalvilla am Hedy-Lamarr-Platz in Neubabelsberg
Die „Platform Glitch Aesthetics“ ist ein Forum für alle, die mehr über die faszinierenden Phänomene der Glitch Art erfahren möchten. „Glitch“ in der Umgangssprache beschreibt das unerwartete Ereignis/oder Ergebnis, die Fehlfunktion digitaler oder analoger Artefakte. Die Etymologie des Wortes wurzelt im jiddischen Ausdruck „gletshn“.
Mehr Informationen zum Konzept & Programm:
PLATFORM GLITCH AESTHETICS
GLITCH PHENOMENA 3.0 Ein neues Veranstaltungsformat in der Digitalvilla (Potsdam-Neubabelsberg) verspricht faszinierende Einblicke in die Alchemie der Glitch Art. Vom 22. März bis 30. Juni öffnet sich die historische Villa am Hedy-Lamarr-Platz dieser in Deutschland wenig bekannten „Kunstbewegung“. Das Institut für Wirtschaftsinformatik der Universität Potsdam (Nähe Campus Griebnitzsee) lädt zu öffentlichen Vorträgen, Performances, Workshops und Präsentationen ein. Initiatorin ist die Potsdamer Kuratorin und Kunsthistorikerin Verena Voigt M.A. (GFZK e.V.) in Zusammenarbeit mit Prof. Dr.-Ing. Norbert Gronau, Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik, Prozesse und Systeme, als Experte auf dem Gebiet der Digitalisierung.
Programmierte Störungen wirken wie zufällige Unfälle „In der Kunstgeschichte gehört die Dekonstruktion von Visualität zur kritischen künstlerischen Praxis. In der Glitch Art werden Bilddateien zerlegt, zerstört oder beschädigt. Die Methoden werden u.a. mit Databending, Datamoshing, Misalignment, Misregistration & Distortion beschrieben und verwenden Manipulationsprogramme wie Hex Fiend, Avidemux, Audacity, Wod Pad oder MONGLOT, ein Glitch-Art-Programm, das von Rosa Menkman (Amsterdam) und Johan Larsby entwickelt wurde. Das Ergebnis sind instabile Farblandschaften, Porträts und abstrakte Formationen, die durch programmierte Störungen entstehen und wie zufällige Unfälle aussehen. Manchmal vermitteln sie das Gefühl, als Metaphern des Umbruchs gelesen werden zu wollen. Denn Glitch Art ist etwas, das zwischen Politik, Protest, Dekonstruktion und Identität oszilliert. Insbesondere die internationalen politischen Umbrüche (2010/11) finden in diesen Dekonstruktionen eine neue Visualität. Das Forum Glitch Aesthetics geht u.a. der Frage nach, welches die Gründe für die vielfältigen Neuinterpretationen sind, die die Glitch Ästhetik derzeit erfährt“, erklärt die Initiatorin Verena Voigt.
How Not To Be Read „Jeder, der eine Forschungsreise in die Glitch-Art beginnt, ist mit der hohen Geschwindigkeit der Glitch-Community konfrontiert – einer unzusammen-hängenden, weit verstreuten, vielseitigen Menge dezentralisierter und unorganisierter Teilnehmer:innen. Einige tauschen ihr technisches Wissen aus, während andere ihre Arbeit im Internet und auf internationalen Festivalplattformen teilen. Viele ihrer Arbeiten handeln von der Faszination für unkontrollierbare Störungen: auf Seiten der Künstler:innen und des Publikums“, erklärt die Künstlerin Rosa Menkman (Amsterdam), die am 22. März in der Digitalvilla in Potsdam-Neubabelsberg einen Einblick in die Dimensionen von Glitch und Glitch Art gibt & zwei ihrer Arbeiten aus der Serie „How Not To Be Read“ zeigt.   „Lets write a hidden message in the dirty noise of a glitch!“, lautet der Titel des Künstlergesprächs & ersten Ausstellungsmoduls der „Platform Glitch Aesthetics“. Das Thema ist komplex & herausfordernd: Es geht um den digitalen Glitch als „diskreten Transformator“. Rosa Menkman (Amsterdam) erklärt das Prinzip des DCT, den sie erstellt hat, um geheime Botschaften im „noisy glitch“ des digitalen Artefakts zu verstecken: damit es nur von „Insidern“ entschlüsselt werden kann. Biographie Rosa Menkman ist eine niederländische, forschungsorientierte Künstlerin. In ihrer Arbeit konzentriert sie sich auf Rauschartefakte („noise artifacts“, die aus analogen und digitalen Medienunfällen resultieren. Diese Artefakte bieten wertvolle Einblicke in die obskure Alchemie der Standardisierung und Auflösungseinstellung, den „resolution settings“. 2010 veröffentlichte sie das Glitch Art Manifesto. Von 2010-2012 war Menkman Co-Moderator mehrerer GLI.TC/H-Festivals in Chicago und Amsterdam und kuratierte das Incompatible Aesthetics-Symposium der Transmediale (2012). Menkman war auch Teil des Kuratorenteams von Sonic Acts (2016-2017).
Politics of Resolution Settings Zwischen 2012 und 2014 kuratierte Menkman Ausstellungen, die die verschiedenen Ökologien von Glitch (Art) beleuchteten. 2015 initiierte sie die Institutions for Resolution Disputes [i.R.D.], eine Einzelausstellung in der Transfer Gallery New York. Das i.R.D. sind Institutionen, die sich der Erforschung der Interessen von antiutopischen, verlorenen und ungesehenen digitalen Auflösungsformaten widmen – sowie solchen, die einfach „zu gut sind, um umgesetzt zu werden“ (Zitat, Rosa Menkman). In dieser Ausstellung wurden insbesondere Präsentationen verschiedener Komplexitäten der Komprimierung (Punkte, Linien, Wavelets, Blöcke und Vektoren) untersucht. In den Folgeausstellungen Behind White Shadows (2017) und Shadow Knowledge (2020) sowie Im/Possible Images (2021) entwickelte Rosa Menkman die Erforschung der „politics of resolution settings“ (die Determinismen digitaler Auflösungskonventionen) weiter. 2019 gewann Rosa Menkman den Collide, Arts at CERN Barcelona Award, der ihre Forschung zu Im/possible Images inspirierte, die darauf abzielen, neue Wege zu finden, um durch und mit „unseren“ Technologien neue Verständnishorizonte, Nutzungen und Wahrnehmungen in den Blick zu nehmen.  Von 2018 - 2020 war Menkman Vertretungsprofessorin Neue Medien & Visuelle Kommunikation an der Kunsthochschule Kassel. Seit 2015 beschäftigt sich Rosa Menkman mit den „politics of resolution“: Die „Politik der Auflösungsdeterminationen“ entwickelt und erklärt sie in ihrem Buch Beyond Resolution (2020). In dieser Publikation beschreibt Menkman, dass die Standardisierung von Auflösungen ein Prozess ist, der die Effizienz, Ordnung und Funktionalität unserer Technologien im Allgemeinen bestimmt. Als Nebeneffekt werden durch diese Festlegungen auch alternative Möglichkeiten kompromittiert und verschleiert. Weitere Veranstaltungen der Platform Glitch Aesthetics: Im Mittelpunkt der zweiten Veranstaltungsblock der Platform Glitch Aesthetics, der am 24. April beginnt, steht das künstlerische Schaffen der in Berlin und New York lebenden Künstlerin Nadja Verena Marcin. Sie trainiert einen feministischen Audio-Chatbot namens #SOPHYGRAY, der über eine APP kommuniziert. Im dem Q & A gibt sie Einblicke in das Trainingsprogramm des Audio-Bots, der nach der südafrikanischen Künstlerin und Architektin Sophy Gray (1814-71) benannt ist. Hierzu findet am 17. Mai ein Trainingsworkshop statt. Ziel ist es, Legacy Russells Manifest „Glitch Feminism“ in das Sprachtrainingsprogramm einzulesen. Am 3. Mai ist Katrin Leitner-Peter aus Kassel zu Gast in Potsdam. Sie wird über  Algorithmen-Sucht und die kulturelle Perspektive von Fehlerzuschreibungen sprechen. Einblicke in das Trainingsprogramm des in Dubai ausgebildeten Chatbots „Chyron“ gibt es im Juni in einem Workshop mit Isaac Sullivan. Weitere Panels sind geplant, die sich mit Themen wie „You Look Like a Thing & I Love You“, „What is a Glitch (value)?“ und der „Causa Blake Lemoine“ befassen. Eine Anmeldung zu den Veranstaltungen ist erforderlich: [email protected]. Projektträger sind der GFZK e.V. in Kooperation mit der Digitalvilla, Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik - Prozesse und Systeme/ Universität Potsdam & dem Weizenbaum Institut (Potsdam/Berlin). Die Plattform wird unterstützt von der Stiftung Kunstfonds NEUSTARTplus Plattformen der Bildenden Kunst.
Kontakt:
Verena Voigt M.A. Gesellschaft für zeitgenössische Konzepte e.V. Behlertstr. 27 14669 Potsdam M 0163 191 1669 [email protected]
Creditline: Katrin Leitner, NEO GEO – cognitive drifts (as far as anyone could recall), Rauminstallation, Fridericianum Kassel, 2016
0 notes
seakclauswinkler · 2 years
Photo
Tumblr media
Ich arbeite gerade hier dran. Details. Wenn Millimeter Pinsel auf der Pinselspitze ein viel kleineren Pinsel sitzten haben welcher einen ganz kleinen Pinsel hat, und malt. Mein Anspruch ist es auch von ganz nah mein Verlangen nach männlich schön gemalter technik, Form, und dreidimensionalität, realistischer Wirkung zu sehen. Ähnlich eines sehr anspruchsvollen Kindes welches im Spielzeug lieber die visuell anspruchsvolleren Detaillierten Modelle, Autos, Computer Spiele haben möchte. Male heute mit einer anderen Palette. Andere Gefühle, Gedanken, weil anderen Visualität beim Arbeitsprozess. So lange malen, es so gut malen, Ich würde es selbst haben wollen. Bzw Seine eigenen Konsum Bedürfnisse durch die Erschaffung der Dinge zu befriedigen. Auf der anderen Seite der Leinwand befindet sich inhaltlich konzeptionell ebenfalls ein Seak style nur in Groß,grob, mit Sprühe Dosen gemalt, von 1999. Ausgestellt in mehreren Ausstellungen. #SEAK #ClausWinkler #SEAKClausWinkler #paintings #art #kunst #carcollection #oldtimerlove #oldtimerliebe #oldtimercars #scifi #Beautifulmachines #beautifultech #beautifultech #beautifulmachine #scalemodel #miniaturepainting #miniaturefurniture #miniaturepainter #antiquefurniture #kochrezepte #nlppractitioner #familienbüro #wissmann #motorbikes #fastmotorbikes #racingbikes #weaponcollection #guncollection #mintcondition (hier: Mänlichen Berner Oberland, Schweiz) https://www.instagram.com/p/CjDXx5zo8WE/?igshid=NGJjMDIxMWI=
0 notes
hoviduwohij · 2 years
Text
Spielehandbuch 2014 dodge
  SPIELEHANDBUCH 2014 DODGE >> DOWNLOAD LINK vk.cc/c7jKeU
  SPIELEHANDBUCH 2014 DODGE >> READ ONLINE bit.do/fSmfG
        bedienungsanleitung dodge ram 2014 dodge challenger (2019 handbuch) bedienungsanleitung dodge ram 1500 deutsch 2017 kontrollleuchten dodge ram bedienungsanleitung dodge challenger deutschdodge ram bordcomputer reparaturanleitung dodge ram 1500 deutsch pdf dodge ram bedienungsanleitung deutsch pdf
  Wischerblätter für Top DODGE RAM Baujahr 2014 Automodelle · Scheibenwischerblätter für DODGE RAM Tutorial/Schritt für Schritt Anleitung zur Reparatur und Wechsel. Geomedien besitzen dabei aufgrund ihrer Visualität eine besondere Form von Autorität: Sie gelten als glaubwürdig (Dodge 2014). Anhand von Beispielen desSehen Sie sich hier kostenlos das Handbuch für Dodge RAM 1500 (2014) an. Dieses Handbuch fällt unter die Kategorie Autos und wurde von 6 Personen mit einem Stoßdämpfer DODGE AVENGER 2014 aus unserer Markenvielfalt auswählen und PDF Stoßdämpfer hinten und vorne DODGE CALIBER 2014 | PDF Handbuch zum Wechsel. Bedienungsanleitung. Sehen Sie sich hier kostenlos das Handbuch für Dodge Charger (2014) an. Dieses Handbuch fällt unter die Kategorie Autos und wurde von 1 Stoßdämpfer DODGE JOURNEY 2014 aus unserer Markenvielfalt auswählen und PDF Stoßdämpfer hinten und vorne DODGE CALIBER 2014 | PDF Handbuch zum Wechsel.
https://fulowefoxuv.tumblr.com/post/692625889544077312/bedienungsanleitung-lgb-24812-cole, https://fulowefoxuv.tumblr.com/post/692625956110778368/samsung-se-208db-bedienungsanleitung-deutsch, https://fuhikiceh.tumblr.com/post/692625882524811264/carrera-30355-bedienungsanleitung-galaxy, https://jenaxejapuk.tumblr.com/post/692625850091405312/medion-md-83388-bedienungsanleitung-samsung, https://jenaxejapuk.tumblr.com/post/692625850091405312/medion-md-83388-bedienungsanleitung-samsung.
0 notes
judoqowak · 2 years
Text
Spielehandbuch 2014 dodge
  SPIELEHANDBUCH 2014 DODGE >> DOWNLOAD LINK vk.cc/c7jKeU
  SPIELEHANDBUCH 2014 DODGE >> READ ONLINE bit.do/fSmfG
        bedienungsanleitung dodge ram 2014 dodge ram bedienungsanleitung deutsch pdf kontrollleuchten dodge ram reparaturanleitung dodge ram 1500 deutsch pdf dodge challenger (2019 handbuch) bedienungsanleitung dodge challenger deutschdodge ram bordcomputer bedienungsanleitung dodge ram 1500 deutsch 2017
  Bedienungsanleitung. Sehen Sie sich hier kostenlos das Handbuch für Dodge Charger (2014) an. Dieses Handbuch fällt unter die Kategorie Autos und wurde von 1 Stoßdämpfer DODGE AVENGER 2014 aus unserer Markenvielfalt auswählen und PDF Stoßdämpfer hinten und vorne DODGE CALIBER 2014 | PDF Handbuch zum Wechsel. Wischerblätter für Top DODGE RAM Baujahr 2014 Automodelle · Scheibenwischerblätter für DODGE RAM Tutorial/Schritt für Schritt Anleitung zur Reparatur und Wechsel. Geomedien besitzen dabei aufgrund ihrer Visualität eine besondere Form von Autorität: Sie gelten als glaubwürdig (Dodge 2014). Anhand von Beispielen desSehen Sie sich hier kostenlos das Handbuch für Dodge RAM 1500 (2014) an. Dieses Handbuch fällt unter die Kategorie Autos und wurde von 6 Personen mit einem Stoßdämpfer DODGE JOURNEY 2014 aus unserer Markenvielfalt auswählen und PDF Stoßdämpfer hinten und vorne DODGE CALIBER 2014 | PDF Handbuch zum Wechsel.
https://fipitigihaqo.tumblr.com/post/692621416754036736/gigaset-cx253-bedienungsanleitung-pdf-creator, https://coqulexam.tumblr.com/post/692621317804032000/danfoss-hc75-3-bedienungsanleitung-hd, https://guxonodar.tumblr.com/post/692621375663423488/kds-k-7xii-bedienungsanleitung-w724v, https://xuvedadawo.tumblr.com/post/692621336793776128/e-klase-w211-bedienungsanleitung-siemens, https://fipitigihaqo.tumblr.com/post/692621416754036736/gigaset-cx253-bedienungsanleitung-pdf-creator.
0 notes
Herzlichen Glückwunsch T-Systems MMS zum Gewinn der DACH Customer Experience Awards 2021 in der Kategorie "Kundenbetreuung online"!
Tumblr media
Die DACH Customer Experience Awards & DACH Customer Experience Summit 2021 gratulieren T-Systems MMS in Zusammenarbeit mit der Kassenärztlichen Zahnarzt Vereinigung Bayerns (KZVB) zum Gewinn der Kategorie „Kundenbetreuung online“.
Dieser Beitrag überzeugte unsere Juroren:
Im Rahmen einer Neukonzeption und vollständigen Neupositionierung der Marke KZVB, wurde neben dem Webportal, seinem Erscheinungsbild und seiner Gebrauchsfähigkeit im weiteren Verlauf auch das gesamte visuelle Erscheinungsbild inkl. des Logos und der Geschäftsausstattung modernisiert. Dazu wurden in einem iterativen Vorgehen gemeinsam mit T-Systems MMS das Markenversprechen, das Markennarrativ und die Visualität erneuert. T-Systems MMS begleitet die KZVB bei diesem Erneuerungs- und Digitalisierungsprozess, der die Institution und ihre Partner erfasst hat, in agilem und iterativem Vorgehen.
Herzlichen Glückwunsch, T-Systems MMS!
Claudia Beyer Thomas Richter Thomas Schmalenberger #cx #cxstrategy #cxtransformation #cxleaders #cxmanagement
0 notes
flimmerland · 3 years
Text
0 notes
fundgruber · 3 years
Quote
Bildkompetenz lässt sich keineswegs ausschließlich aus der traditionell überbewerteten Visualität des Menschen ableiten: Menschen reagieren auch deshalb auf Bilder, weil ihr unbewußtes neurologisches Körperschema der Bildschemata affiziert wird. Diese Bildschemata gehen nicht in Visualität auf, durch diese Schemata werden Differenzen operationalisiert, indem auch Sinne und Geschlechter geteilt werden.
https://fabiansteinhauer.tumblr.com/post/640626825014444032/verk%C3%B6rperung
0 notes
fabiansteinhauer · 4 months
Text
Tumblr media Tumblr media Tumblr media
Visualität
1.
Nicholas Mirzoeff ist einer der internationalen Schreiber (nicht unbedingt ein Autor), die Bilder so behandeln, dass ich sagen kann: sie behandelt sie als Grenzobjekte und normativ.
Wie man im deutschen Recht das Dogma findet, dass das moderne, bürgerliche Bildrecht mit dem Bismarckfall angefangen habe oder die These findet, dass erst mit jüngeren Bildern Juristen durch Bilder beunruhigt würden, anders gesagt: mit einer der vielen Thesen zum Anfang eines neuen Verhältnisses zwischen Bild und Recht hat auch Mirzoeff eine These zum einen Anfang, den er den Anfang der Visualität nennt oder: Visualities first domain. Das seien die Plantagen in den Sklavenwirtschaften gewesen: Der abwesende Souverän und Eigentumer habe so seine Herrschaft über die Sklaven ausgeübt. Mirzoeff assoziiert das Bild mit einem Effekt, den er dann weiter mit einem Begriff Autorität nennt. Visualität ist bei ihm eventuell eine autoritäre Fassung von Bild und Recht.
Wenn man das Bild normativ und operativ definiert, kommt man Mirzoeffs Vorstellungen nahe, aber im Detail gibt es Unterschiede. Darum etwas vorab, bevor ich Mirzoeff weiter lese: Normen sind nicht verbindlich, durch sie kann man mit Limits der Bindung umgehen, also sowohl mit Verbindlichkeit als auch mit Unverbindlichkeit. Normen tragen Konflikte aus, so, wie man auch Zeitungen austrägt: An Normen und durch sie wird etwas unterschieden, das läuft rekursiv, das heißt: Die Kontur der Norm und damit die Norm selbst erscheint durch die Trennungen und die Assoziationen, die man dank der Norm und durch die Norm vollzieht. Man kann das tautologisch und widersprüchlich nennen: Etwas erscheint dank und durch seine Erscheinung. Manche nennen das selbstreferentiell, ich nicht, weil in dem Vorgang etwas kreuzt - also zum Beispiel Rauschen und Information, Sprache, Laut, Ton, Krach, Sehen und Blindheit etwas austauschen, was zwar vom Selben durchzogen sein kann, aber nicht durchzogen sein muss - es kann kann von Fremden, von Alterität durchzogen sein. Was daran an diesem Vorgang offen ist, was daran geschlossen ist, was daran beschreibbar ist und was daran nicht beschreibbar ist, was daran begreifbar ist und was daran unbegreifbar - diese elementare Frage verschiebe ich einfach mal und sage: Man kann die Grenzen eines Bildes wie die Grenzen einer Norm nicht leugnen, sie sind nicht selbtgenügsam. Sowohl die Norm als auch das Bild betrachte ich als unbeständig.
Durch ein Bild, das normativ und operativ definiert wird, kommt zwar Wahrnehmung vor, dadurch wird etwas, nicht nur, aber auch das Bild wahrnehmbar (auch so, wie man Recht wahrnimmt, also bestreitbar und in gewisser Hinsicht ausübbar). Das Bild teilt aber auch die Wahrnehmung, teilt auch die Effekte. Das Bild ist nicht unbedingt autoritär, die Autorität wäre ein Teil des Effektes, ein anderer wäre etwa die Potentialität. Wie man im römischen Recht ab einer bestimmten Zeit auctoritas und potestas unterschieden hat (das wird für Warburgs Staatstafeln wichtig, weil der Unterscheid zwischen auctoritas und potestas später von einzelnen Autoren auch als Unterschied zwischen weltlicher und geistiger Macht übersetzt wird), so müsste man hier die Effekte des Bildes weiter unterscheiden. Wenn es eine Bildmacht gibt, dann ist das ein Effekt, der ebenfalls über Trennungen und Assoziation operiert, in dem Macht also zu nicht eine Ressource wird, die man hat oder nicht hat. Sicherlich kann man Macht nach denen unterscheiden, die sie ausüben und denen, sie sie erleiden, nur ist das nicht der Grundlage der Macht, nicht ihre Substanz, nicht ihr Bestand. Macht trennt und assoziiert dann auch den, der Machthaber oder Machtloser sein soll, auch in dem Sinne, dass die Macht ihn dann spaltet oder zerteilt - und ihm die Existenz einer Assoziation gibt, die man treffenderweise für eine unbeständige Angelegenheit hält.
Das Bild lässt Sinne wahrnehmen, weil es Sinne teilt, formiert, weil es Macht teilt, wenn nicht in die Formen, die man auctoritas und potestas nennt zum Beispiel die Formen, die andere Autoren konstitutionelle oder institutionelle Macht nennen (den Unterschied findet man zum Beispiel bei Vincent Descombe).
2.
Zurück zu Mirzoeff: Mirzoeffs schreibt nicht nur eine Gegengeschichte (gegen die anderen Geschichten stehen), er liefert auch Gegenbilder, gegen die andere Bilder stehen. Mirzoeffs Theorie des Bildes ist ein Dogma (den Begriff verwende ich nicht pejorativ, sondern als Synonym für Norm, die mit Bild einhergeht).
Mirzoeff arbeitet dabei auch an dem Bild, das ich ein römische Bild nenne und auf die Gründungerzählung von Plinius beziehe, mit der das Bild die Aufgabe habe soll, eine Abwesenheit zu überbrücken und einen Abgrund zu meistern oder zu bewältigen. Von da aus fasst Mirzoeff das Dogma der Visualität anhand des abwesenden Souveräns und Eigentümers, der mit dem Bild die Sklaven beherrscht.
Das will ich nicht widerlegen, ich will widersprechen, sobald das Dogma sich aus Situation löst, für das es gefasst wird; also sobald es sich vom Gebiet dessen löst, was Mirzoeff so schön bildllich eine first domain, eine fürstliches Anwesen oder eine herrschaftliche Domäne nennt. Aby Warburg hat eine andere Vorstellung vom Bild, die nicht von den Plantagen und Landbesitzern in den Kolonien kommt, sondern aus dem Bankgeschäft einer Hafenstadt und einer Familie, die sich in der Tradition von wandernden Wechslern sieht. Hamburger, Florentiner, Jude: pendelnd beschreibt sich Aby Warburg. Auch wenn er teilweise mit den Kulturtechniken arbeitet, mit denen die Verwalter auf den Plantagen arbeiten und sich diese Technik in seiner Geschichte und Theorie das Bildes fortsetzt, nämlich mit Verwaltungstechniken, die wiederum mit Akten, Tabellen, Listen, Protokollen und Kalendern arbeiten, kommt er doch zu einer anderen Geschichte und einer anderen Theorie - und das zeigt sich prinzipiell, also gerade an dem, was man dann als Anfang ins Spiel bringt. Auch Warburg definiert das Bild normativ und operativ, aber weiter noch darüber, dass bestimmte Regungen [Bewegungen] operationalisiert werden. Warburg befasst sich gleich am Anfang seiner Bild- und Rechtswissenschaft 8also ab 1896) zwar mit der mancipatio, also einem Akt, mit dem man (auch) Sklaven erwerben kann. Aber die mancipatio kommt weiter zum Einsatz (str. inwieweit), Warburg sieht in der Beziehung zwischen Herren und Sklaven nicht unbedingt etwas Negatives, vor allem aber markiert die mancipatio für Warburg nicht den Anfang der geschichte des Bildes. Im Atlas, der ab 1924 in Hamburg langsam entsteht, macht Warburg klar, dass er als erste, anfängliche Bilder Sternenbilder ansieht. Die mancipatio interessiert ihn, so lautet meine These, weil sie als Bild schafft, was Sternenbilder schaffen. In der mancipatio, die schon Gaius als Bild, sogar als eine Art wirbelndes Bild versteht ( "Est autem mancipatio, ut supra quoque diximus, imaginaria quaedam venditio...") sieht, das spitze ich jetzt zu, ein Vorbild und das ist das Sternebild, das um den Menschen elliptisch kreist, in dem doppelten Sinne, in dem etwas um etwas kreisen kann, also es damit umfassen kann, aber auch seine Krise Form und Formlosigkeit geben kann, also den Menschen logisch (sprachlich) begreifen und (krachend) kreischen lassen kann.
Kurz und mit den Begriffen für Warburgs Bibliothek gesagt: Wie Sternenbilder lässt die mancipatio Wort geben und sich ein Bild machen, lässt orientieren und handeln, alles kommt bei Warburg aber in Situationen auf, die alles andere als beherrscht sind. Weil da kein Wort ist, muss man eines geben, weil man nichts sieht, muss man sich ein Bild machen, weil man keine Orienioterung hat, muss man sie finden, weil man ohnmächtig ist, muss man handeln. Mirzoeff assoziert das Bild mit Beherrschung, Warburg mit unbeherrschten Situationen, sogar unbeherrschbaren Situationen. Es ist wohl kein Zufall, dass der Anarchist Edgar Wind in der zweiten Hälfte der zwanziger Jahre intensiv an Warburg gerät, eine wichtige Rolle bei der Rettung der Bibliothek spielt und in den ersten Jahren in London si viel anstösst, bis er selbst wohl zum Anstoß und, wie manche behaupten, zur Paria des Insitutes wird.
Warburg und Wind sind zwei der wenigen Figuren, die das Bild nicht an Macht ketten, nicht mit Macht verschmelzen und nicht mit Macht verlöten oder verschweißen, sich nicht dann damit beschäftigen, wenn es sich um Leitbilder handeln soll - und die das Bild doch normativ und operativ definieren. Nur definieren sie es weiter über Regung, die anarchisch erscheint, weil sie unbeständig, meteorologisch und polar ist, sie kommt und geht, mit ihr kommt und geht was, das alles bleibt schwer berechnbar bis unkalkulierbar, aber gerade dafür sollen Bilder interssant sein: Bei aller Rigidität des Unverbindlichen mit der Rigidität des Unverbindlichen umgehen zu können. Bei aller Austauschbarkeit sollen man mit dem Austausch umgehen können, bei aller Auswechselbarkeit mit der Auswechslung, bei aller Windigkeit mit dem Wind, bei aller Wendigkeit mit den Wendungen, bei allem Kippen mit dem Kippen, bei allen Kehren mit den Kehren. Warburg zu sagen, er sei nicht machtsensibel, das wäre wohl ein Hohn. Warburg sammelt Nachrichten über Gewalt, immer, egal ob es sich um Polizei, Soldaten und Kriminelle handelt, jede Ausübung von Gewalt stösst ihn an, manche sogar um. Aber das Macht nur Macht sei und nur Macht Macht, das glaubt er nicht. Schon darum führt er auf Tafel 78 zwei unterschiedliche Mächte vor und eine Grenze, die damit mitten durch die Macht geht.
3.
Es gibt einen Bedarf nach Theorieimport, Bedarf danach, auf Leute wie Mirzoeff zu verweisen. Es gibt Gründe dafür, warum solche Untersuchungen nicht an deutschen Fakultäten geschrieben werden, ich liefere sie aber nicht, gebe sie nicht, auch nicht weiter, weil ich diese Gründe für Quatsch und ärgerlich halte. Mirzoeffs Buch von 2011 erschließt einen Diskurs über Recht und Bild, versteht Rechtswissenschaft nicht als die Literatur, die Gerichtsentscheidungen und dazu noch die Literatur von staatlich anerkannten Rechtsautoritäten noch einmal zusammenfasst, kritisch kommentiert, systematisiert und dann vielleicht noch mit Zierleisten Philosophie versieht. Vor allem schreibt er ein Buch, weil andere es nicht tun, auch wenn er nicht behauptet, er sei der erste, der sich über das Thema Gedanken gemacht hätte. Ob und inwieweit Mirzoeff eine andere Vorstellung von dem Verhältnis zwischen Recht und Bild hat als ich oder als Aby Warburg, dazu habe ich bisher nur minimal etwas gesagt, nicht einmal den Fuß in die Tür gestellt, nur so ein bisschen angeklopft, ein paar kurez Passagen bei Mirzoeff und bei Warburg abgeklopft.
Eins kann ich eindeutig sagen, nämlich warum ich Mirzoeff hier vorstelle: Visualität ist bei ihm entweder das Sichtbare im Sinne von Cornelia Vismann, also eine Einrichtung oder Insitutierung von Sicht, die durch eine Sperre (englisch a bar), also eine Trennung und eine Assoziation (Vismann: "Cancellierung) erscheint. Das kann auch eine nackte Sichtbarkeit, nichts als Sichtbarkeit sein, aber die Nacktheit darin ist eben auch ein Akt, der wie ein Akte operiert, also auch über Sperren, Cancellierungen operiert (das beschreibt Vismann nicht im Aktenbuch, aber in ihrem Text "Vor ihren Richtern nackt"). In seiner Einleitung schreibt Mirzoeff "visuality is not the visible", ich würde das im Hinblick auf die Möglichkeiten der Übereinstimmung mit Vismann eventuell so übersetzen: Visualität ist zwar das Sichtbare, aber das Sichtbare ist eine gesperrtes, cancelliertes Sehen.
Entweder ist Visualität bei Mirzoeff also das Sichtbare im Sinne von Vismann, oder nicht, aber dann entwirft er immer noch eine Geschichte und Theorie der Visualität, in denen Sehen und die Sicht von Anfang an auch normativ und operativ verstanden werden, in dem Sinne: nicht so unschuldig wie Blümchen auf der Wiese, nicht als das, was noch frei und unbegrenzt wäre, bevor dann angeblich später erst das Recht käme. Mirzoeff füttert keine Phantasien über rechtsfreie Räume und unberührte, unlimitierte Sinne. Die Gründe, die mich Cornelia Vismann haben entdecken lassen, die sind insofern die gleichen Gründe, die mich Mirzoeff haben entdecken lassen. Heute bringe ich diese Gründe immer auf eine Formel: Immer dann, wenn etwas anfängt, dann fängt auch das Recht an, weil Anfangen eine juridische Kulturtechnik ist. Meine These lautet nicht, dass alles auf der Welt Recht ist, ich will aber an allem beobachten können, wie Juristen involviert sind - und entdecke bisher immer etwas.
4 notes · View notes
leinwandfrei · 3 years
Text
Blockbuster zwischen ästhetischem Anspruch und Publikumserwartung - Denis Villeneuve: Dune (2021)
Der Erretter des Science-Fiction Kinos des 21. Jahrhunderts ist wieder im Kino vertreten. Mit Dune hat Denis Villeneuve sich einen Klassiker der Genre-Literatur zu Eigen gemacht und - das gleich vorweg - einen cineastischen Höhepunkt im bisher etwas enttäuschenden Kinojahr gesetzt. Dunes Verfilmungsgeschichte ist eine Reihe von misslungenen und nicht umgesetzten Versuchen im Film- und Serienformat. Doch welchem anderen als dem Kanadier Villeneuve würde man es zutrauen diese unmöglich erscheinende Aufgabe zu bewältigen. Abgesehen von den zwei ausstehenden Marvel-Filmen und dem letzten James Bond mit Daniel Craig ist Dune die wohl relevanteste Blockbuster-Produktion des Jahres. Sie versprach schon im Vorfeld ein großes Kino-Abenteuer zu werden, da die bisherige Filmografie des Regisseurs (darunter Arrival und Blade Runner 2049) mit außerordentlicher visueller Qualität besticht. 2020 brachte Christopher Nolan mit Tenet ein vergleichbar hoch gehandeltes und visuell orientiertes Science Fiction-Werk in die Pandemie betroffenen Kinos. Nolan und Villeneuve gehören zu den (technisch) innovativsten Regisseuren ihrer Zeit – mit der Einschränkung: im Bereich von visuell bestimmten Großproduktionen. Die technischen Mitarbeiter (Kameraleute, Cutter, Produktionsdesigner, Ausstatter, visuelle Effekt-Gestalter) hinter der Kamera und den PC-Bildschirmen in der Postproduktion sind daher von ebensolcher (wenn nicht sogar größerer) Bedeutung wie die großen Drei - Regisseur, Drehbuchautor, Darsteller.
Dune – Der Wüstenplanet (1965) ist ein Klassiker der dystopischen Zukunfts-Literatur und ein Modell für den Serienautor, welcher immer weitere Fortsetzungen schreibt, um einen abnehmenden, aber stetigen Geldregen anzukurbeln. Die Lektüre des ersten Romans der sechsbändigen Reihe von Frank Herbert kann bis zum geplanten aber noch nicht bestätigten zweiten Teil des Films noch nachgeholt werden. Part One behandelt etwas mehr als die Hälfte der literarischen Vorlage (= knapp 413 der 647 Seiten der Heyne-Ausgabe von 1989). Villeneuve geht mit dem für ihn in der Jugend prägenden Roman sehr sorgsam um und bleibt nahe an der Vorlage und ihrem Tonfall. In Interviews betont er die Aktualität des Romans gerade in Bezug auf die Kritik am Kolonialismus und einer unbarmherzigen Ausbeutung der Natur eines Planeten. Nicht nur im Erzähltempo und der Visualität zeigt sich hier ein anderer Zeitgeist als noch bei der gefloppten Erstverfilmung durch David Lynch 1984 (mit Kyle MacLachlan). Die Computertechnik macht andere Bilder möglich, wobei in vielen Fällen zu fragen ist, ob mehr und objektiv realistischer in jedem Fall besser und echter zu bedeuten hat. Gerade scheinbare Realitäten in Videospielen stoßen an eine Grenze der Abbildbarkeit. Villeneuve und sein Team aber vermögen das Beste aus der aktuellen Technik zu machen, ohne sich einem Tempogebot der Blockbuster-Industrie unterzuordnen. Die aufwendig inszenierten Bild-Monumente dürfen ausgiebig betrachtet werden, sie müssen nicht mühevoll herausgefiltert werden.
Dune beginnt mit einem kurzen Rückblick auf die Vorgeschichte der Femen. Hier wird auch der eigentliche Protagonist des Films eingeführt – die Wüste von Arrakis und ihr kostbares Spice, eine Volks-Droge und zugleich ein notwendiger Treibstoff zur interstellaren Fortbewegung. Villeneuve verweist im Interview auf eine weiterreichende symbolische Bedeutung des Spice, welche über Parallelen zum Öl hinausgehe. Die Geschichte setzt mit der vom Imperator befohlenen Übernahme des Planeten durch das Haus der Atreides ein. Sie folgt auf eine Ära der gewaltvollen Ausbeutung der indigenen Femen und ihres Planeten durch die nun rachedürstenden Harkonnen (u.a. Dave Bautista). Das ehrenvolle Ziel des Herzogs mit den Femen zusammenzuarbeiten und sie in den Gewinn des Abbaus miteinzubeziehen ist eine noble Reaktion auf diese heikle Ausgangslage. Auf dem unwegsamen Planeten treffen die neuen Herrschaften auf kaputte Abbaugeräte, eine Geisterstadt immensen Ausmaßes und die Wüste mit ihren bis zu 400 Kilometer langen Sandwürmern. Eine vollkommen fremde Welt und Kultur tritt ihnen entgegen. Die Welt des Imperiums ist eine komplexe politische Realität, welche von der Gilde der Hellseher-Frauen der Bene Gesserit mitbestimmt wird. Herberts Roman beinhaltet Kritik an diversen Zeitphänomenen, der Kontext unserer Gegenwart rückt den Umgang mit Ressourcen, koloniale Unterdrückung indigener Völker und natürlich den Feminismus in den Vordergrund. Kennzeichnend dafür sind kleine Kommentare wie die leise Nachfrage des Herzogs (Oscar Isaac), wie viel Treibstoff der Imperator für die zeremonielle Bestätigung der Planetenübergabe verbrauche. Oder der Verweis einer Ökologin auf die mit der Entdeckung des Spice beendeten Versuche einer Nutzung des Planeten als Lebensraum. Dieser hätte doch ein Paradies sein können. Hier wird Herbert sehr realistisch-pessimistisch was das Verhalten von Menschen betrifft und daher gibt es hier auch keinen tadellosen Helden.
Inwieweit das komplexe politische System im Blockbuster umzusetzen ist, bleibt fraglich. Aber Villeneuve gelingt es mühelos die Darstellungs-Hürde der Wüste und der Sandwürmer zu nehmen (dies ist auch den Drehs in der Wüste zu verdanken) und die Geschichte nicht auf ein Gut gegen Böse zu vereinfachen. Alle Adelshäuser sind letztlich Opfer eines anachronistischen imperialen Systems unter einem Herrscher. Visuell interessant ist auch der Kontrast zwischen der schlichten wie kargen Umgebung und der hochwertigen technischen Ausrüstung zur Fortbewegung auf dem Planeten. Mit der Vorhersehung des Einen wird eine religiös-mythische Ebene ergänzt. Der junge Paul Atreides (Timothée Chalamet), von der Mutter (Rebecca Ferguson) in den mentalen Künsten der Bene Gesserit unterwiesen, scheint der erhoffte Messias einer gezielt verbreiteten Religion zu sein. Visionen verfolgen den jungen Thronfolger (der sich zum „Freak“ gemacht fühlt), doch im Laufe der 155 Minuten wächst er übergangslos aus der Sohn-Position in die eines Machthabers hinein.
Neben den „jungen“ Talenten Chalamet und (noch in einer Nebenrolle) Zendaya treten mit Oscar Isaac, Josh Brolin, Charlotte Rampling, Stellan Skarsgard, Javier Bardem und Rebecca Ferguson bekannte Gesichter auf. Letztlich sind die schon angesprochenen Schattenmänner – namentlich Greig Fraser (Kamera) und Joe Walker (Schnitt) – bedeutender. Walkers Handschrift ließ sich schon in den vorherigen Villeneuve-Produktionen und besonders in Blade Runner 2049 erkennen. Die fast provokant langsamen Landschaftsaufnahmen und die Schnittpausen fallen auf, gerade weil es dem „üblichen“ Duktus einer Action-Großproduktion widerspricht. Altmeister Hans Zimmer liefert einen lieblosen, episch aufgeblasenen Soundtrack. Interessant ist der Wechsel von absoluter Stille (atmosphärisch passend zu den endlosen Wüstenlandschaften) und dröhnend, elektronisch flimmernden Musik. Punktuell ist das elektrische Dröhnen ähnlich funktional wirksam wie in Tenet und unterstützt den visuellen Eindruck großer bewegter Maschinen. Die obligatorische Kampfszene wird nicht am Ende angebracht und typische „Heldenfiguren“ wird der von Superheldenfilmen abgeschlaffte Zuschauer nicht antreffen, trotz einer gewissen Über-Präsenz von Paul.
Damit hat Villeneuve den besonderen Charakter des Buches visuell gut getroffen und sich in Handlung und Bild genügend Zeit gelassen. Dennoch werden die 155 Minuten auch um 20 Uhr am Montagabend nicht lang. Fraglich ist, ob der Erfolg der ersten Woche an den Kinokassen anhalten wird. Doch diesen Spagat kennt der Avantgarde-Filmer mit Riesenbudget schon. Für Cineasten und visuell orientiertes Publikum ist die Qualität der Bilder kaum zu übertreffen, die Handlung und der Charakter des Romans bleiben intakt und die Komplexität der politischen Hintergrundgeschichte wird in kleinem Maße verringert. Doch besonderen Nachhall haben die monumentalen Bauten in der Wüste, die langsame Schnittgeschwindigkeit und die tierähnlichen Fluggeräte - also die bewegten Bilder. Einige Kritiker sehen Anklänge an (oder zu lobende Widersprüche zu) Star Wars und Der Herr der Ringe, aber Villeneuves Blick ist nicht mit diesen Schablonen zu vergleichen. Der Regisseur will sich gerade von solchen Produktionen abgrenzen. (Wenn überhaupt hat sich George Lucas einst an Frank Herberts Ideen bedient. Und ein Bezug zu Herr der Ringe reicht nicht über grundsätzliche Äquivalente von Blockbuster-Epen hinaus. Diese Parallele vereint die Mehrzahl aller fantastischen Filmwerke zwischen Märchen, Fantasy, Science-Fiction und diversen Zwischenformen.)
Ähnlich wie bei wortgewaltigen Romanen gilt hier letztlich die Frage nach einer bevorzugten Ebene: Inhalt oder Form zu beantworten. Oder überblendet eines der Elemente Schwächen des anderen? Die Form ist hier sicher überwältigend (und äußerst kostenintensiv). Als Wanderer zwischen beiden Welten erlebt man den wohl einzigartigsten Blockbuster diesen Jahres. Im Heimkino finden solche raumnehmenden Bilder sicher keine angemessene Heimat.
Hinweis: Die angesprochenen Filmkritiken und Interviews sind in der Süddeutschen Zeitung vom 16.9.2021 und in der Zeit vom 16.9.2021 erschienen. Die Vergleiche zu Star Wars und Herr der Ringe sind in diversen Artikeln von Filmzeitschriften/Filmportalen online zu finden.
4 notes · View notes
intellectures · 4 years
Text
Blicke von vorn zurück
Tumblr media
Die Verführungskunst von Stålenhags großformatigen Alben liegt in ihrer Visualität. Hier illustrieren die Bilder nicht den Text, sondern die auf den Punkt geschriebenen und von Stefan Pluschkat übersetzten Texte ergänzen die Bilder. Das ist in der Sache Science Fiction, in der Form ist es Novel Fiction. Denn durch Instagram, TikTok und Co haben Bilder an vielen Stellen längst den Text abgelöst und das Erzählen übernommen. Dieser Trend wird noch zunehmen. Simon Stålenhag beweist in »Tales from the Loop«, dass das nicht weniger literarisch sein muss. Read the full article
0 notes
soundjunglefan · 4 years
Text
LEONIDEN veröffentlichen neue Single und Video "L.O.V.E."
Tumblr media
Die Single „L.O.V.E“ ist das erste Release der Leoniden nach ihrem zweiten Album „Again“, mit dem der Band vor zwei Jahren der Durchbruch gelang – und knüpft dort an, wo Hits wie „Kids“ und „People“ aufgehört haben. Sie versetzt den Hörer dorthin, wo alle gerade gerne wären: Leoniden sind ein Happening, sie gehören auf eine Festivalbühne. Schon jetzt ist klar, „L.O.V.E.“ wird ein weiteres euphorisches Highlight im Set der Band werden. Für die radikale Visualität von „L.O.V.E.“ ist das Design-Kollektiv No Talent verantwortlich. Das von Constantin Timm gefilmte Video macht das Single-Artwork zur Bühne: Im Keith-Harring-Style wird ein Raum Stück für Stück mit ineinandergreifenden Symbolen und Zeichen gefüllt, während die Band performt und der Zuschauer langsam die Orientierung im Fish-Eye-Bilder-Gewitter verliert – und erzählt in ausgelassenen Bildern von Freundschaft und Gang-Feeling. https://lnk.to/LOVE_ „L.O.V.E.“ ist die volle Wucht Leoniden-Sound: Soulige Frauenchöre, flimmernde Gitarren-Akkorde, treibende Bassläufe, aber auch geschickt arrangierte vielstimmige Streicher, ein verzerrtes Lo-Fi-Wurlitzer und hintergründig-tieftönige Bläsersätze prägen die Textur des Songs. Die Leoniden verbinden spielend Einflüsse aus mehreren Jahrzehnten Musikgeschichte, machen daraus ihren eigenen, komplett uniquen Sound. Eine Liebeserklärung gehört manchmal zu den schwersten Dingen, die man über die Lippen bringen kann. Read the full article
0 notes
goldenpixelcoop · 5 years
Photo
Tumblr media
THE SHAPE, THE SCENT, THE FEEL OF THINGS
Di, 16.04.19, 19:00 Uhr Medienwerkstatt Wien Neubaugasse 40A, A-1070 Wien
Mit Filmen von: Chinook Schneider, Judith Rau, Rosanna Graf, *durbahn, Nicolaas Schmidt. Konzipiert von Angela Anzi und Katja Lell (VETO Film Hamburg)
Q&A mit Angela Anzi und Katja Lell, moderiert von Katharina Swoboda zum Filmprogramm und zur Arbeit des Vereins VETO Film.
Wie lange kann ich den Regentropfen zuhören, wie sie auf das Dach schlagen, bis meine Füße tatsächlich nass werden? Ist das Rascheln der Herbstblätter im Film nicht viel intensiver als in der Wirklichkeit? Was passiert mit meinem Körper im Kino, wenn ich dich unter der Dusche stöhnen höre? "Okay, okay, I'll try. But I really think you should follow me… next time!"
Im Fokus dieses Programms stehen künstlerische Filme, die eine haptische Visualität ausloten und sich dabei in Widersprüchlichkeiten zwischen Bild und Sprache verwickeln lassen. Das Filmprogramm eröffnet sinnliche Erfahrungsräume, in denen Materialitäten, Flüssigkeiten, Stimmen, Geräusche sich in Assemblagen vermischen.
PROGRAMM
Chinook Schneider Die Frösche springen auch unter das Tempeldach, nicht nur durch den Regen, 2016 HD, 16:9, Deutsch, engl. Untertitel, 27'40
Judith Rau How to Ecstasiate, 2014 HD, 4:3, English/Italienisch, 5'45
Rosanna Graf Cargo, 2013 16:9, Englisch, 7'00
*durbahn Messages from the Cave, 1990 Digital File, Original: U-Matic Lowband, 4:3, Englisch, 14'00
Nicolaas Schmidt Autumn, 2015 HD, 16:9, kein Dialog, engl. Untertitel, 10'00
Anschließend Q&A mit Angela Anzi und Katja Lell, moderiert von Katharina Swoboda zum Filmprogramm und zur Arbeit des Vereins VETO Film.
Angela Anzi und Katja Lell sind Mitbegründerinnen von VETO Film (seit 2013), einem Verein zur Förderung des künstlerischen Films in Hamburg. Im Rahmen von VETO Film kuratieren sie Filmprogramme (u.a. im Metropolis Kino Hamburg, B-movie Hamburg, IKFF Hamburg, Akku Kunstplattform Emmenbrücke, Kunstverein Heidelberg) und arbeiten an publizistischen und pädagogischen Formaten zur Vermittlung von künstlerischen Filmen. 2018 veröffentlichten sie den VETO Letter #01.
Angela Anzi (1981 Luzern, CH) absolvierte 2017 ihren MA of Fine Arts im Schwerpunkt Zeitbezogene Medien an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg. Sie beschäftigt sich mit dem Aufeinandertreffen von festen Formen und Flüchtigkeit. Hierbei führt sie ephemere Zustände, Technik und multisensorische Erfahrungen zusammen. In der Interaktion von Materialien, Sound und Körper sucht sie nach choreografischen Mustern bis Polyphonie entsteht. Zuletzt waren ihre Arbeiten im Aargauer Kunsthaus (CH), Moviemento Linz (AT), in der Produzentengalerie Alpineum Luzern (CH) sowie im Kunsthaus Hamburg zu sehen.
Katja Lell (1987, Kopejsk, RUS) studierte Kunst, Philosophie, Erziehungswissenschaften an der Uni Hamburg und der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg. Sie arbeitet am Institut für Kunst & Kunsttheorie, Universität zu Köln, wo sie im Rahmen einer Promotion an den Schnittstellen zwischen queerer Filmtheorie, Bildungstheorie in konkreten Vermittlungssituationen forscht. In ihrer künstlerischen Praxis arbeitet sie an Darstellungsweisen von Körpern im Film zwischen Frame und Space-off. In kollektiver Arbeit mit anderen Akteur_innen erschafft sie performative-filmische Situationen, in denen sich opake Blickverhältnisse, flüssige Zeitlichkeiten, schimmernde Lichter und wabernde Stimmen zu Geflechten verweben.
Abb.© Cargo, Rosanna Graf, Video Still, 2013.
0 notes
Text
Ioannis Moraitis über PropTechs und ihre Bedeutung auf dem Immobilienmarkt
Tumblr media
PropTech ist sicherlich ein junger, dynamischer Begriff in der Immobilienbranche. "Doch so neu ist das Konzept nicht", sagt Ioannis Moraitis. Er stellt PropTechs direkt mit der Digitalisierung des Immobilienmarktes auf eine Stufe. "Dabei geht es nicht vorrangig um einen coolen und jungen Auftritt, auch wenn Startups auf dem Markt durchaus eine Rolle spielen. Ioannis Moraitis, Geschäftsführer der hedera bauwert und Immobilienexperte seit 15 Jahren, hat sich näher mit dem Begriff und den dahinter stehenden Werten beschäftigt. Laut Ioannis Moraitis haben PropTechs einen Wandel in der Immobilienbranche bewirkt. Sie stellen allein durch ihre Vielfalt an Ausrichtungen eine Ergänzung dar. Ioannis Moraitis: Die Digitalisierung als Fundament der heutigen Immobilienwirtschaft Nicht nur Großinvestoren, sondern auch immer mehr Privatanleger interessieren sich für Immobilien. Sie möchten ein Bestandteil des Marktes werden. Hier sieht Ioannis Moraitis einen deutlichen Vorteil durch PropTechs. Diese sorgen mit neuen Konzepten für Innovationen und neue Möglichkeiten. In der Vergangenheit wurde ein Investment über vorhandenes Kapital und für die gesamte Immobilie vorgenommen. Heute gibt es zum Beispiel die Möglichkeit eines Crowd-Investments. Ebenfalls im Bereich PropTech anzuordnen sind Unternehmen, die innovative Software zur Erstellung virtueller Rundgänge durch Immobilien präsentieren. Sie geben einem Investor damit die Chance auf eine Besichtigung ohne Präsenz vor Ort. Auch die private Immobiliensuche wird von PropTechs verändert Selbst die private Immobiliensuche hat eine Veränderung durchlebt, sagt Ioannis Moraitis. Er bezieht sich bei diesen Worten in erster Linie auf die Verlagerung der Suche ins Internet. "Selbst bei der Beauftragung eines Immobilienmaklers spielen Präsenz-Makler keine übergeordnete Rolle mehr. Wer sein Objekt über einen Makler verkaufen oder ein Haus kaufen möchte, nutzt immer häufiger die Angebote von Immobilienmaklern und Agenturen im Internet." Ioannis Moraitis sieht PropTechs als wertvolle und von der Gesellschaft sehr gut angenommene Ergänzung der Immobilienbranche. Er ist ein Befürworter der Digitalisierung. "Ohne das Internet wären Investments und Immobilienkäufe bedeutend schwieriger und zeitintensiver", merkt Ioannis Moraitis an. Er kann sich nicht vorstellen, dass es sich bei PropTechs um einen vorübergehenden Trend handelt. Digitalisierung und Persönlichkeit in Kombination - Wie PropTech funktioniert "Ganz ohne persönlichen Kontakt werden dennoch die wenigsten Geschäfte auf dem Immobilienmarkt abgewickelt", weiß Ioannis Moraitis und betrachtet diesbezüglich die Geschäftsphilosophie der hedera bauwert. "Digitalisierung ist ein wichtiges Fundament, aber nicht der alleinige Weg für zufriedene Kunden und Investoren." PropTech erhöht die Reichweite und verbindet Märkte miteinander, die ohne die Funktion des Internets kaum kombinierbar wären. Würde es die Möglichkeit von Online Investments über ein PropTech Unternehmen nicht geben, würden sich Investoren größtenteils auf ihren Wohnort und das darum liegende Umfeld beschränken. Durch die Digitalisierung sind die Reichweiten höher, die Spielräume größer und die Chancen vielseitiger. Bessere Ergebnisse durch neue Optionen "In einer Verbindung aus Visualität, Virtualität und Persönlichkeit werden die besten Ergebnisse erzielt und neue Optionen geschaffen." Ioannis Moraitis sieht in PropTech nicht nur den Vorteil für Kunden. Durch Startups werden neue Arbeitsstellen und völlig neue Berufe geschaffen. In den Bereichen Immobilien und Finanzen ist PropTech eine wirkliche Neuerung. Damit die Immobilienbranche in der deutschen Wirtschaft weiter ein starker Motor bleibt, ist das digitale Segment mit seiner übergreifenden Verbindung von immenser Bedeutung. Ioannis Moraitis: Ein Blick in die Zukunft In der Gegenwart wichtig, in der Zukunft noch bedeutsamer. Ioannis Moraitis sieht den Vorteil von PropTech in der Gegenwart und weiß, wie wichtig Innovationen auf dem Immobilienmarkt auch in Zukunft sein werden. Durch die Verknüpfung und Vereinigung verschiedener Kompetenzen ergeben sich ganz neue Chancen und Möglichkeiten. PropTech ermöglicht den Zugriff auf verschiedene Erfahrungsschätze. Es räumt mit der Vergangenheit, wo ein einzelner Akteur von Bedeutung war, endgültig auf. Ioannis Moraitis wird diese Entwicklung weiter beobachten. Der Immobilienexperte ist selbst davon überzeugt, dass der Branche ohne PropTechs und neue Ideen die treibende Kraft für Wettbewerbsstärke und Wachstum fehlt. Die Zukunft des Immobilienmarktes ist digital-global. Read the full article
0 notes