Tumgik
#Geldanlageinformationen
anlage-top · 6 months
Text
Geldanlagen im 3. Quartal 2023 - Die globale Konjunkturdynamik befindet sich in einer unausgeprägten Phase
Eine heterogene Konjunkturdynamik war im dritten Quartal 2023 die hauptsächliche Prägung. So lieferte der Internationalen Währungsfonds (IWF) Anfang des Quartals im Juli 2023 eine Aktualisierung der Wachstumsprognosen. Dabei wurde das  globale Wirtschaftswachstum per 2023 von zuvor 2,8 Prozent auf 3,0 Prozent hoch gesetzt. Der Wachstumsclip der Industrienationen wurde von 1,3 Prozent auf 1,5 Prozent revidiert. Japan setzte mit seinen Wirtschaftsdaten überwiegend positive Akzente. Japan reüssiert derzeit in der G-7 Runde mit den stärksten Einkaufsmanagerindizes vor den USA, aber auch dem höchsten BIP-Wachstumsclip im 2. Quartal 2023 (1,2 Prozent im Quartalsvergleich).
Die Wachstumsprognose der aufstrebenden Länder wurde von 3,9 Prozent auf 4,0 Prozent seitens des IWF angepasst. Die aufstrebenden Länder bleiben damit die globalen Wachstumstreiber, allen voran die Länder aus der Region Asien mit einem Wachstumsclip per 2023 von 4,5 Prozent unverändert zur Aprilprognose des IWF.
Geopolitischen Lage weiter für aktuelle Marktsituation verantwortlich
Maßgebliche Hintergründe des unausgeprägten Konjunkturszenarios waren weiterhin Auswirkungen der geopolitischen Lage und deutlich anziehende Ölpreise dank verstärkter Kooperation Russlands und Saudi-Arabiens als so genannte „Swing Producer“. Auch die in westlichen Ländern fortgesetzte Zinserhöhungspolitik mit ihren zeitversetzten Wirkungen hatte einen moderierenden Einfluss. China, das Land mit dem größten BIP auf Basis der Kaufkraftparität, verlor zunächst an Wirtschaftsdynamik (Juli-Daten), um dann jedoch wieder unerwartet an Boden zu gewinnen (August-Daten).
Die Vereinigten Staaten lieferten ein durchwachsenes Datenbild, das Ausdruck unterproportionalen Wachstums ist. Der private Konsum und der industrielle Sektor generierten moderate Wachstumsimpulse. Sowohl die durch Zinserhöhungen belasteten Immobilienmärkte als auch der Bausektor belasteten das Wachstum. Der Arbeitsmarkt zeigte sich fortgesetzt in positiver Verfassung.
In der westlichen Hemisphäre fiel Europa bezüglich der Wirtschaftslage weiter zurück, das gilt sowohl für die EU als auch für Großbritannien. So wurde auch das BIP der Eurozone per 2. Quartal 2023 von 0,3 Prozent im Quartalsvergleich auf 0,1 Prozent revidiert. Rückläufige Tendenzen bei den Frühindikatoren weisen in Richtung Rezessionsrisiken. Positiv stach „noch“ die Anomalie starker oder zumindest widerstandsfähiger Arbeitsmärkte (nachlaufende Wirtschaftsindikatoren) ins Auge.
Innerhalb der Eurozone verlor Deutschland fortgesetzt an Boden
Die im 3. Quartal veröffentlichten Daten des Bruttoinlandsprodukts lieferten mit einer Veränderung um 0,0 Prozent zum Vorquartal die schwächsten Werte der G-7 Länder. Die Wachstumsprognose des IWF wurde im Juli für das Gesamtjahr 2023 von -0,1 Prozent auf -0,3 Prozent revidiert. Prekär fielen die Frühindikatoren (Einkaufsmanagerindizes, Konsumklima) im Vergleich zu den großen Wirtschaftsnationen aus. Die Bundesbank erwartet für das dritte Quartal laut aktuellem Monatsbericht eine leichte Kontraktion der Wirtschaftsleistung. Die verfügbaren Daten des Konsums, der Industrie, der Baubranche und des Immobilienmarktes weisen rezessive Werte aus.
Investitionen lassen sich nur durch massive Subventionen (Halbleitersektor, Batterien) realisieren, da die Konkurrenzfähigkeit des Standorts schwach ist. Das Risiko der mittel- und langfristigen Energieversorgungssicherheit und das akute Thema der nicht vorhandenen Konkurrenzfähigkeit bei Energiepreisen als energieintensivster Industriestandort des Westens wirkten belastend. Im 3. Quartal 2023 wurde dieses Manko sowohl von dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag als auch dem Bundesverband der deutschen Industrie fortgesetzt thematisiert. Das von der Regierung initiierte Wachstumschancengesetz adressiert viele kritische Baustellen, unter anderem die Belastung durch überbordende Bürokratie, es forciert auch Steuervereinfachungen und Anreize.
Das akute Primärrisiko für den Standort, das Energieproblem, wurde in dem Gesetz nicht berücksichtigt. Die Entspannung des Inflationsdrucks im ersten Halbjahr setzte sich in der westlichen Welt im dritten Quartal 2023 nicht erwartungsgemäß fort. Dafür waren unter anderem Energiepreise verantwortlich. So legte der Preis der Ölsorte Brent seit dem 30. Juni 2023 von 74,81 USD auf 93,27 USD pro Fass um circa 25 Prozent zu. Im Jahresvergleich kam es im Vergleich zum Ultimo September 2022 zu einem Anstieg um gut 5 Prozent. Die Erdgaspreise nahmen im 3. Quartal im Quartalsvergleich in Europa um 15,5 Prozent zu.
Dagegen kam es in den USA bei Erdgaspreisen zu einem Rückgang im 3. Quartal 2023 um 5,4 Prozent. An den Metallmärkten ergaben sich tendenziell eher entlastende Entwicklungen. So sank der Nickelpreis seit Ende des 2. Quartals 2023 um 5,7 Prozent, der Kupferpreis fiel um 1,4 Prozent. Der Aluminiumpreis stieg dagegen um 5,8 Prozent (energieintensive Produktion, Korrelation zu Energiepreisen). Bei den Lebensmitteln war das Bild im 3. Quartal durchwachsen. Während die Preise gegenüber dem Ultimo des 2. Quartals bei Weizen (-4,3 Prozent) und bei Schweinefleisch (-13,9 Prozent) sanken, kam es bei Mastrind (+10,7 Prozent), bei Zucker (+13,1 Prozent) und bei Orangensaft (+32,1 Prozent) beispielsweise zu Preiserhöhungen.
Globale Inflation hat eine heterogene Entwicklung
Die Inflationsentwicklungen auf globaler Ebene bezüglich der letzten drei Monate liefern ein heterogenes Bild.
Tumblr media
Die Zinspolitik der Zentralbanken wurde im dritten Quartal heterogener. Japan hielt unverändert an der Negativzinspolitik fest (Leitzins -0,10 Prozent). Die EZB hat im dritten Quartal auf den beiden Sitzungen den Leitzins jeweils um 0,25 Prozent auf jetzt 4,50 Prozent erhöht. Die Federal Reserve (5,375 Prozent) als auch die Bank of England (5,25 Prozent) und die Schweizer Nationalbank (1,75 Prozent) verzichteten im September auf Zinserhöhungen, auch hinsichtlich des Verweises darauf, dass Zinsmaßnahmen erst mit mehr als 12 Monaten ihre volle Wirkung entfalten.
Anders als in der westlichen Hemisphäre setzte China mit einer Zinssenkung im August um weitere 0,10 Prozent einen Kontrapunkt. Anders als im Westen steht China vor Deflationsrisiken mit Verbraucherpreisen bei 0,1 Prozent und Erzeugerpreisen bei -3,0 Prozent. In der Folge konnte die Weltwirtschaft im dritten Quartal 2023 keine nennenswerte Dynamik entwickeln. Die Homogenität im Konjunkturverlauf der Weltwirtschaft nimmt zunehmend ab.
Die Perspektive für die weitere globale Entwicklung
Eine kurzfristige Trendwende zu erhöhter globaler Wirtschaftsdynamik ist am Ende des dritten Quartals 2023 in Richtung des vierten Quartals und darüber hinaus nicht erkennbar. Sowohl die unausgeprägte Konjunkturdynamik in den Industrieländern bedingt durch Geopolitik und deren ökonomischen Folgen als auch die einsetzenden Wirkungen des aggressivsten Zinserhöhungszyklus in der westlichen Welt ex Japan zeitigt einen bremsenden Konjunktureinfluss durch Nachfrageausfälle für die Schwellenländer, ohne deren positive Grundtendenz zu gefährden.
In den letzten zehn Jahren wuchsen die Binnenverkehre des „Globalen Südens“ überproportional und forcierten damit eine zunehmende Abkoppelung von dem westlichen Konjunkturzyklus. Diese wirtschaftliche Abkoppelung erfuhr eine politische Formierung. Im dritten Quartal ergab sich bezüglich der Geopolitik eine wesentliche Veränderung. Die Ländergruppe BRICS (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika) erweitert sich per Anfang 2024 um sechs weitere Mitglieder. Hinzukommen werden Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Iran, Ägypten, Argentinien und Äthiopien.
Damit vereinigt BRICS+ ab Anfang 2024 circa 37 Prozent der Weltwirtschaftsleistung (Basis Kaufkraftparität) auf sich. BRICS+ vertritt dann 46 Prozent der Weltbevölkerung und kontrolliert 80 Prozent der weltweiten Ölproduktion.
Weitere 20 Länder des Globalen Südens wollen dem BRICS-Verbund beitreten. Der bisher lose Bund der BRICS-Länder intensiviert zudem den Aufbau eines eigenen Organigramms (Institutionalisierung), um eigenen Interessen mehr politisches Gewicht und wirtschaftliche Potenz zu verleihen. Als Fazit bietet sich an, dass diese neue Struktur das Potenzialwachstum dieser Gruppe positiv beeinflussen wird. Es werden sich auch positive Wechselwirkungen mit den Industrienationen ergeben, die der Weltwirtschaft perspektivisch mehr Widerstandskraft und Wachstumspotenzial verleihen werden.
Die in die Zukunft gerichteten Wirtschaftsdaten deuten in Richtung unausgeprägter Konjunkturdynamik in einer globalen Betrachtung. Der von JP Morgan ermittelte Einkaufsmanagerindex für die Gesamtwirtschaft (Global Composite PMI) sank von Mai bis August von gut 54 auf 50,6 Punkte (50 Punkte markiert die Grenze zwischen Wachstum und Kontraktion).
Rückläufige Einkaufsmanagerindizes signalisieren keine Kehrtwende
Die Einkaufsmanagerindizes signalisierten insbesondere in dem Sektor des Verarbeitenden Gewerbes fortgesetzte Kontraktion und Dynamikverluste. So liegen die Einkaufsmanagerindizes des Westens für diesen Sektor per September 2023 allesamt unter 50 Punkten, der Marke, die zwischen Wachstum und Kontraktion unterscheidet (Indien 58,6, China 51,0, USA 48,9, Japan 48,6, UK 44,2, Eurozone 43,4 und Deutschland 39,8). Anzumerken ist, dass der Sektor des Verarbeitenden Gewerbes bezüglich des Themas Energiepreise sensibel ist. Europa ist und bleibt durch die eigene Politik im Vergleich zu den USA und Japan in einer kritischen Situation.
Der Dienstleistungssektor verlor im dritten Quartal laut Einkaufsmanagerindizes global an Wachstumsdynamik. Die Heterogenität zwischen den Ländern, die sich im dritten Quartal ergeben hat, unterstreicht die Tendenz zu Lasten der Länder mit Problemen in der Energiepolitik (Indien 60,1, Japan 53,3, China 51,0, USA 50,2, Deutschland 49,8, Eurozone 48,4, UK 47,2).
Innerhalb der Weltwirtschaft ergeben sich erkennbar uneinheitliche Dynamiken, die sowohl mit den Themen der Energieversorgungssicherheit als auch der Energiepreise (Konkurrenzfähigkeit) korreliert sind. Je länger ein global unausgewogenes Szenario diesbezüglich dominiert, desto größer wird die Divergenz der strukturellen und konjunkturellen Entwicklungen gegenüber den diesbezüglich benachteiligten Regionen werden, allen voran gegenüber Westeuropa und maßgeblich gegenüber Deutschland.
Hinsichtlich möglicher weiterer Zinserhöhungen in westlichen Ländern und den damit verbundenen Unsicherheiten bleibt der Druck auf die Immobilienmärkte und die Baubranche ausgeprägt. Für den „Globalen Süden“ sind die Aussichten mangels hoher Inflation und Zinserhöhungen überwiegend besser.
Auch bei den Rohstoffpreisen ist kein Trendwechsel in Sicht
Im Rohstoffsektor ist der Ausblick kritischer sowohl für die weitere Entwicklung der Ökonomie als auch des Preisgefüges. Das aktive Preismanagement Russlands und Saudi-Arabiens durch fortgesetzte Produktionskürzungen, das als Resultat einen Anstieg der Ölpreise um 25 Prozent (Brent) trotz unausgeprägter Konjunkturlage zur Folge hatte, ist bedeutend, denn höhere Energiepreise wirken sich auf alle anderen Rohstoffpreise erhöhend aus (Beispiel Lebensmittelpreise wegen Korrelation Dünger/Energie, energieintensive Förderung von Erzen). Das Risiko, dass Rohstoffpreise einen stärkeren bremsenden Konjunktureinfluss ausüben werden, ist gegenüber dem Vorquartal erhöht.
Die Perspektiven für den Technologiesektor oder zumindest für Teile dieses Sektors heben sich positiv ab. Die Disruption durch Künstliche Intelligenz greift unter Schwankungen Raum. Diese Entwicklung wird sich grundsätzlich fortsetzen. Perspektivisch wirkt Künstliche Intelligenz durch massive Erhöhung der Effizienz reduzierend auf Inflation.
Die verfügbaren Fakten liefern keine Grundlagen für einen Trendwechsel in Richtung einer belebteren Gangart der Weltkonjunktur in zeitlicher Nähe. Die Spreizung bezüglich der Konjunkturentwicklungen zwischen den Industrienationen wird sich zu Gunsten der Schwellenländer tendenziell ausweiten. Die Spreizung der Konjunkturentwicklungen innerhalb der Eurozone zu Lasten Deutschlands wird ohne Umsteuerung in Berlin und Brüssel nicht abnehmen.
Der Finanzmarkt und die Wirtschaft im Rückblick und Vorausschau Q3-2023
An den Finanzmärkten ergab sich im Sommerquartal ein Gesamtbild, das von Konsolidierung respektive leichter Korrektur der in Teilen bemerkenswerten positiven und widerstandsfähigen Lage (Aktienmärkte) im ersten Halbjahr 2023 geprägt war.
Die Divergenz zwischen der Konjunkturentwicklung in den Industrienationen im Vergleich zu den Schwellenländern wird an diversen Märkten kaum oder weiter nicht diskontiert. Ebenso wird den Themen der unterschiedlichen Qualität (Realzins, siehe Tabelle 2) an den Rentenmärkten wenig Aufmerksamkeit geschenkt.
Aktienmärkte: Ein Blick auf den Quartalsverlauf Q3-2023
Es kam nach dem zumeist freundlichen Verlauf der Aktienmärkte im ersten Halbjahr 2023 im dritten Quartal 2023 im Zeitverlauf weit überwiegend zu Korrekturen, die in das historische saisonale Muster passen.
Tumblr media
Innerhalb dieses Korrekturmodus liefen US-Märkte besser als die europäischen Märkte. Die Vorteile des US-Wirtschaftsraums gegenüber Europa bezüglich der Themen Innovationspolitik, Regulatorik, Energiepolitik, Steuerpolitik und Subventionspolitik wirkten und wirken zu Lasten der Finanzmärkte Europas und zu Gunsten des  Marktes USA.
Die Schwäche an Chinas Aktienmärkten war im Quartalsvergleich im internationalen Vergleich uneinheitlich. Sie bewegte sich leicht unterhalb des Niveaus des MSCI World Index. Weiter verfingen Themen wie Chinas Wachstumsvorteile, Zinssenkungspotentiale, Realzins oder konservative Bewertungskriterien nicht. Erkennbar spielten und spielen geopolitische Erwägungen in der Kapitalallokation westlicher Teilnehmer außerhalb der westlichen Einflusssphäre eine belastende Rolle für Chinas Märkte.
Indien, das eine politische Ambivalenz zwischen dem Westen und Osten lebt, setzte an den Aktienmärkten mit einem Anstieg des Sensex Index um 2 Prozent die positivsten Akzente an den größeren internationalen Aktienmärkten im dritten Quartal 2023.
Japan konnte die fulminante positive Outperformance des 1. Halbjahres 2023 im Sommerquartal nicht fortsetzen. Die anhaltende Niedrigzinspolitik und überwiegend positive Konjunkturdaten (relativer Vergleich) wurden am Aktienmarkt nicht weiter mit Aufwärtsmomentum diskontiert.
Fazit für die Aktienmärkte im dritten Quartal 2023
Die Grundtendenz an den Aktienmärkten entsprach mit Ausnahme Indiens dem saisonalen Muster.  Die Divergenz bei den Korrekturen und Konsolidierungen reflektierten die zunehmend heterogeneren Standortbedingungen auf dieser Welt. Sie waren und sind Folge der geopolitischen Auseinandersetzungen, die die Kapitalallokation durch die dominanten westlichen Kapitalsammelstellen nachweislich fortgesetzt beeinflusst.
Rentenmärkte: Ein Blick auf den Quartalsverlauf Q3-2023
Die westlichen Zentralbanken laufen in ihrer Zinspolitik zum Ende des dritten Quartals nicht mehr im Gleichschritt. Von der US-Notenbank wurde richtigerweise eine Zinspause erwartet, weil längst sowohl am Geld- als auch am Kapitalmarkt positive reale Zinsen etabliert wurden, anders als in der restlichen westlichen Welt. Die EZB lieferte eine weitere Zinserhöhung wider Erwarten der Märkte. Dagegen verweigerten sich unerwarteterweise sowohl die Bank of England als auch die Schweizer Nationalbank einer Leitzinserhöhung per September. Die heterogeneren Handlungsweisen der Notenbanken hatten keinen nennenswerten Einfluss auf die Rentenmärkte.
Tumblr media
Die Handlungsweisen der Notenbanken lassen aber in der Gesamtheit erkennen, dass der größte Teil der Leitzinsanpassungen hinter uns liegt. Die Erwartung rückläufigen Inflationsdrucks hat sich im dritten Quartal 2023 moderiert. Auch wegen der höheren Ölpreise zeigt sich das Inflationsbild derzeit hartnäckiger. Noch implizieren die Vorlaufindikatoren (Erzeuger- und Importpreise) perspektivisch rückläufige Verbraucherpreisdaten. Die Implikation ist hinsichtlich aktueller Energiepreisentwicklungen moderater als im Vorquartal.
Fazit für die Rentenmärkte im dritten Quartal 2023
Für die Rentenmärkte in Europa bieten sich im Zuge der voraussichtlichen Zinserhöhungen (aktuell maximal 2 Erhöhungen à 0,25 Prozent) moderat höhere Renditen. Die prozentuale Traktion der Rentenmärkte bezüglich der Leitzinserhöhungen sollte in der Eurozone weiter bei circa 50 Prozent - 60 Prozent liegen. Das entspräche den Erfahrungswerten aus den bisher vorgenommenen Zinserhöhungen des aktuellen Zyklus. In den USA hängt die kurzfristige Entwicklung von dem aktuellen US-Haushaltsstreit ab. Mittel- und langfristig betrachtet stehen die USA am Ende des Leitzinserhöhungszyklus. Ergo sollte sich für die US-Rentenmärkte im Bereich 4,50 Prozent - 4,70 Prozent ein Renditetop ausbilden (10-jährige US-Staatsanleihen).
Devisenmärkte: Ein Blick auf den Quartalsverlauf Q3-2023
An den Devisenmärkten bestimmten bis Ende des zweiten Quartals 2023 Erwartungen über die weitere Zinspolitik der Notenbanken zu großen Teilen das Geschehen. Das hat sich im dritten Quartal trotz unerwarteter Wendungen der Zentralbankpolitiken verändert. Die Volatilität nahm zwischen den westlichen Hauptwährungen deutlich ab.
Im dritten Quartal 2023 konnte der Euro seine vorherige Stärke gegenüber dem US-Dollar nicht halten und hat sukzessive Boden verloren. Im Hinblick auf die Zinsdifferenz, die konjunkturelle Differenz als auch die des Aspektes der Standortqualität und der realen Kapitalströme (Investition in den USA durch Europa auch durch IRA-Programm) ist die Widerstandskraft des Euros bemerkenswert.
Gegenüber dem japanischen Yen gab es für den Euro nur geringfügigen Bodengewinn. Der Euro markiert derzeit die höchsten Bewertungen seit circa 15 Jahren. Gegenüber dem britischen Pfund und dem Schweizer Franken ergaben sich keine signifikanten Veränderungen.
Tumblr media
Fazit für die Devisenmärkte im dritten Quartal 2023
Der Mangel an Volatilität wirft Fragen auf, da sich strukturelle Veränderungen zu Lasten der Eurozone ergeben, die derzeit nicht diskontiert werden. Ebenso ist die Zinssensibilität unausgeprägter als noch im zweiten Quartal 2023. Der aktuelle Status relativer Stabilität unter den westlichen Hauptwährungen erscheint in einem historischen Kontext Qualitäten einer Anomalie aufzuweisen.
Tumblr media
Geldanlagen im dritten Quartal 2023 als ePaper lesen
Leseempfehlungen
Lesen Sie doch auch diese Artikel rund um das Thema Finanzen, wofür sich auch andere Leser interessierten:
KfW – Erhöhung der Einkommensgrenze im Programm Wohneigentum für Familien 300 Diese Versicherungen sollten bei einer Immobilienfinanzierung nicht fehlen Beitragsbemessungsgrenze (BBG) und Jahresarbeitsentgeltgrenze (JAEG) – Was ist der Unterschied und warum entstehen für Besserverdiener bei Anhebungen Mehrausgaben
Bildnachweis
0 notes
anlage-top · 8 months
Text
Zinswende - Welche Anlageklassen sind die Gewinner des rapiden Zinsanstiegs
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat erst im Juli 2023 die Leitzinsen auf 4,25 Prozent erhöht. Dies ist der höchste Stand seit Beginn der Finanzkrise im Jahr 2008. Der rapide Anstieg der Zinsen über die letzten 18 Monate in Europa und auch in den USA hat die Finanzmärkte zwischenzeitlich durcheinandergewirbelt. Grund genug, im Folgenden auf diese Entwicklungen zurückzublicken und Schlüsse für die Zukunft zu ziehen. Denn eines ist sicher: Die Zeit wieder sinkender Zinsen kommt bestimmt!
Die Leitzinsen sind ein zentrales Instrument der Geldpolitik
Deshalb werden die Leitzinsen in jeder Volkswirtschaft im Kampf gegen Inflation (Zinserhöhungen) oder zur Stützung der Konjunktur (-senkungen) als Steuerungsinstrument herangezogen. Bei Zinserhöhungen steigt der Kostenaufwand für Geschäftsbanken, wenn sie sich bei ihrer Zentralbank Geld leihen. Diese zusätzlichen Kosten werden in der Regel von den Geschäftsbanken auf ihre Kunden (Privatleute und Unternehmen) übertragen. Verändert eine Zentralbank ihre Leitzinsen, hat das aber nicht nur direkte Effekte auf den Finanzsektor, sondern zieht auch weitreichende Konsequenzen für alle Anlageklassen wie Aktien, Anleihen, Rohstoffe und Edelmetalle nach sich.
Nach mehreren Zinserhöhungen im Verlauf dieses Jahres zeichnet sich laut Marktexperten langsam das Ende des Zinserhöhungszyklus ab. Angesichts der zurückgehenden Kerninflation in den USA wird es immer unwahrscheinlicher, dass die Federal Reserve System (Fed) weitere Zinserhöhungen durchführt. Im Gegensatz dazu wird in Europa mindestens ein weiterer Zinsschritt im laufenden Jahr erwartet. Einige Wirtschaftswissenschaftler haben jedoch jüngst für die Idee einer Zinspause im September plädiert. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank, sowie Friedrich Heinemann, Ökonom am Mannheimer Wirtschaftsforschungsinstitut ZEW, sprachen sich dafür aus, die Wirkung der jüngsten Zinserhöhungen abzuwarten und ihre Auswirkungen auf die Inflationsentwicklung zu beobachten. Im Oktober könnte die Europäische Zentralbank (EZB) dann immer noch mit einem Zinsschritt reagieren.
Für eine Trendumkehr frühzeitig die Anlagestrategie anpassen
Anleger, die von einer möglichen Trendumkehr bei den Zinsen profitieren möchten, sollten frühzeitig ihre Anlagestrategie anpassen, um auf potenziell fallende Zinsen vorbereitet zu sein. Hierbei ist es entscheidend, die Reaktion verschiedener Anlageklassen auf Zinsänderungen genau zu analysieren. Und selbst innerhalb der einzelnen Kategorien kann es deutliche Unterschiede in der Stärke der Reaktion geben.
1. Anlageklasse Anleihen:
Anleihen sind festverzinsliche Wertpapiere, und ihre Rendite steht in direktem Zusammenhang mit den aktuellen Zinssätzen. Steigende Leitzinsen führen dazu, dass neu emittierte Anleihen höhere Zinsen bieten müssen, um Anleger anzulocken. Bestehende Anleihen mit niedrigeren Zinssätzen verlieren daher an Attraktivität und könnten an Wert verlieren, wenn Anleger auf dem Sekundärmarkt höhere Renditen verlangen. So geschehen im Jahr 2022, als steigende Zinsen zu massiven Verlusten bei langlaufenden Anleihen führten. Anleihen mit kürzeren Laufzeiten wurden hingegen deutlich weniger von Zinsschwankungen beeinflusst – egal ob nach oben oder nach unten.
Umgekehrt könnten sinkende Leitzinsen die Nachfrage nach bestehenden Anleihen erhöhen, da sie im Vergleich zu neuen Anleihen mit niedrigeren Zinssätzen attraktiver werden. Dies kann zu steigenden Anleihepreisen führen, was zu Kapitalgewinnen für Anleiheinvestoren führt. Allerdings könnten stark sinkende Zinsen auch zu einem Punkt kommen, an dem die Renditen auf Anleihen so niedrig sind, dass Investoren nach alternativen Anlageklassen suchen.
Aktuell bewegen sich Anleihe (noch) in einem besonderen Umfeld: Die Zinsstruktur ist invers! Das bedeutet, dass die Renditen für kurzlaufende Anleihen höher sind als die Renditen für langlaufende Anleihen. Es sollte also noch eine Weile vorteilhaft sein, sogenannte „Kurzläufer“ zu bevorzugen. Erst wenn die Zinsen wieder fallen oder sich die Konjunktur deutlich aufhellt, könnte die Situation wieder zu Gunsten der „Langläufer“ kippen.
2. Anlageklasse Aktien:
Steigende Leitzinsen belasten in der Regel den Aktienmarkt. Investoren könnten ihre Kapitalallokation überdenken und vermehrt in festverzinsliche Anlagen umschichten, die nun attraktivere Renditen bieten. Die höheren Opportunitätskosten für den Besitz von Aktien können zu einem Rückgang der Nachfrage führen, was wiederum die Aktienkurse unter Druck setzt. Unternehmen könnten auch mit steigenden Zinskosten für Schulden konfrontiert werden, was ihre Gewinnmargen reduzieren könnte. Niedrige Leitzinsen haben tendenziell positive Effekte auf den Aktienmarkt. Sie verringern die Attraktivität von Anleihen und anderen festverzinslichen Anlagen, da diese im Vergleich zu Aktien niedrigere Renditen bieten.
Investoren könnten daher vermehrt in Aktien investieren, um höhere Erträge zu erzielen. Dies kann zu einer erhöhten Nachfrage nach Aktien führen, was wiederum die Kurse steigen lässt. Darüber hinaus können niedrige Zinsen die Kosten für Unternehmenskredite reduzieren. Unternehmen können günstiger Kapital aufnehmen, um Investitionen zu tätigen und zu wachsen. Dies kann sich positiv auf die Gewinne und somit auf die Aktienkurse auswirken. Gemeinhin zählen in Zeiten niedriger Zinsen insbesondere Wachstums-Aktien zu den Gewinnern. Diese profitieren oft stärker als Value-Aktien von den niedrigen Finanzierungskosten.
Darüber hinaus steigen die Bewertungen der Wachstumsunternehmen stärker, da die zukünftig erwarteten Erträge weniger stark abdiskontiert werden. Gerade Nebenwerte und Technologieaktien werden in Zeiten fallender Zinsen damit wieder besonders attraktiv. Die Entscheidung zwischen Value- und Growth-Aktien hängt aber letzten Endes von den individuellen Anlagezielen und der Risikobereitschaft ab. Während Value-Aktien in einem unsicheren Marktumfeld Stabilität bieten könnten, könnten Growth-Aktien mit ihrem Potenzial für zukünftiges Wachstum locken.
3. Anlageklasse Rohstoffe und Edelmetalle:
Leitzinsänderungen haben auch Einfluss auf Rohstoffmärkte, insbesondere auf Rohstoffe, die in US-Dollar gehandelt werden. Sinken die Leitzinsen in den USA schneller und stärker als in anderen Währungsregionen, schwächt dies den US-Dollar und kann den Preis von Rohstoffen steigen lassen. Da Rohstoffe auf den internationalen Märkten in Dollar notieren, können sie für Inhaber anderer Währungen günstiger werden, was die Nachfrage befeuert. Stärker als von der Zins- oder Währungsentwicklung sind Rohstoffe aber von der Konjunktur abhängig. Kommt die Wirtschaft – dank fallender Zinsen – besser in Schwung und die Auftragslage der Unternehmen verbessert sich, so steigt auch die Rohstoffpreise.
Im Segment der Rohstoffe nehmen Edelmetalle eine Sonderrolle ein. Gold wird oft als "sicherer Hafen" betrachtet, der in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit und hoher Inflation Schutz bieten kann. Bleiben die Notenbanken im Kampf gegen die Inflation erfolgreich, könnte dies Gold also weniger attraktiv machen. Auf der anderen Seite reduzieren fallende Zinsen auch die Opportunitätskosten für den Besitz von Gold, da es im Gegensatz zu Aktien und Anleihen keine laufenden Erträge wie Zinsen oder Dividenden generiert.
Tumblr media
Fazit
Die Auswirkungen von Zinsänderungen sind nicht immer vorhersehbar und werden von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst, einschließlich wirtschaftlicher Bedingungen und globaler Ereignisse. Eine kontinuierliche Überwachung der Marktentwicklungen und eine Anpassung der Anlagestrategie sind daher von großer Bedeutung. Mit einem Mix aus Aktien und Anleihen sollten Anleger aber gut auf die Zinswende vorbereitet sein. Bei größerer Risikoneigung kann der Anteil von Aktien und insbesondere Wachstumswerten in den Portfolios erhöht werden. Im Anleihesegment ist bei der Auswahl auf die Laufzeit (Duration) der Wertpapiere zu achten. Kippt die Zinskurve, können langlaufende Anleihen wieder stärker gewichtet werden.
Beim Blick auf die möglichen Gewinner der Zinswende sollte aber auch eine breite Streuung der Anlagen nicht vernachlässigt werden. Diese bleibt auch in Zeiten sinkender Zinsen der beste Schutz vor bösen Überraschungen.
Leseempfehlungen
Lesen Sie doch auch diese Artikel rund um das Thema Finanzen, wofür sich auch andere Leser interessierten:
Stromanbieter beim Umzug ummelden und mitnehmen oder besser wechseln? Als Geldanleger Renditen durch Unternehmensübernahmen erzielen Der Durchschnittskosteneffekt
Bildnachweis
0 notes
anlage-top · 1 year
Text
Die Erholung Chinas nach dem Ende der Lockdown-Politik beflügelt Aktienmärkte in Asien
Für die Schwellenländeraktien und insbesondere Asien war 2022 erneut ein schwieriges Börsenjahr. Gegenwind gab es für die Region aus zahlreichen Richtungen: Eine sich stark verlangsamende Weltwirtschaft, politische Risiken und Chinas Null-COVID-Politik. Das Ende der Lockdown-Politik im Dezember und ungestörte Lieferketten sollten Treibstoff für eine Erholung der chinesischen Nachfrage liefern, sobald die Infektionswelle überwunden ist. Das wäre nicht nur für China, sondern auch für alle wichtigen Handelspartner in der Region von Vorteil. Im folgenden Beitrag soll dieses Thema näher erläutert werden.
Asiatische Kapitalmärkte leiden unter der chinesischen Lockdown-Politik
Hohe Kapitalabflüsse in sichere Häfen haben die Bewertungen etwa in Südkorea, Taiwan und China 2022 deutlich fallen lassen, am koreanischen Aktienmarkt um bis zu 30 Prozent. Ein Trend, der sich zum Teil bereits wieder umgekehrt hat. Insbesondere diese gebeutelten Märkte hoffen bei einer Verbesserung des makroökonomischen Umfelds und der Anlegerstimmung auf ein Comeback.
Wichtigster Treiber für den neuen Asien-Optimismus war sicherlich die Beendigung der Zero-Covid-Strategie in China. Die plötzliche Quarantäne ganzer Millionenmetropolen und die immer wiederkehrende Schließung von Produktionsstätten gehören seit Dezember der Vergangenheit an – mit entsprechend positiven Auswirkungen auf die globalen Lieferketten. Dabei sollten aber nicht die negativen Folgen ausgeblendet werden: So gingen zum Jahresanfang die Infektionszahlen im „Reich der Mitte“ schlagartig nach oben. In einzelnen Provinzen lag die Covid-Infektionsrate bei fast 90 Prozent und es kamen in kürzester Zeit zehntausende Menschen ums Leben.
Das chinesische Neujahrsfest am 10. Februar, der wichtigste traditionelle Feiertag des Landes, wurde zuletzt wieder zu einem Superspreader-Event. Statt mehreren kleinen Wellen trifft China also gerade eine einzige große Welle, die allerdings auch schneller wieder überstanden sein wird. Laut chinesischem Horoskop ist 2023 ein „Jahr des Hasen“. Diese Jahre werden traditionell mit Glück, Frieden und Erfolg verbunden. Die Aktienmärkte scheinen dies auch bereits widerzuspiegeln. Seit Jahresanfang legten chinesische Indizes zwischenzeitlich um mehr als zehn Prozent zu. Hier spielt aber nicht nur die Erholung von Corona, sondern auch längerfristige Trends eine wichtige Rolle.
Bei vielen Technologien, die im Mittelpunkt des Übergangs zu einer nachhaltigen Energiegewinnung und Mobilität stehen, sind chinesische Unternehmen führend. Dazu gehören beispielsweise E-Autos, Batterien und Solarzellen. Diese Unternehmen sowie Zulieferer und Rohstoff-Förderer stehen bei Investoren entsprechend hoch im Kurs und könnten auch in der Zukunft ihre Vorreiterrolle verteidigen. Gerade hier wird auch das Handeln der Regierung in Peking entscheidend sein. Während in den letzten Jahren ein sehr strenger Regulierungs-Kurs gegen Technologieunternehmen geführt wurde, hat Staatspräsident Xi Jinping die Zügel zuletzt wieder etwas gelockert – zur Freude der Aktionäre.
Die Zukunft Chinas kann nie ohne eine Betrachtung der Politik erfolgen
Auch die größten Unsicherheiten für Anleger erwachsen nicht aus volkswirtschaftlichen, sondern aus geopolitischen Überlegungen. China möchte sich im Ukraine-Krieg zwar gerne als Friedensstifter darstellen, gibt gleichzeitig aber dem Kreml immer wieder Rückendeckung. Auch der Konflikt um Taiwan ist noch lange nicht beigelegt und flammt in regelmäßigen Abständen wieder auf. Ausgang weiterhin ungewiss. Diese Konflikte lasten auch auf dem Verhältnis zu den wichtigen Handelspartnern Europa und USA. Eine Rückkehr zu umfangreichen Sanktionen, wie während der Präsidentschaft Donald Trumps, würden hier die gerade erst gelösten Knoten in den Lieferketten wieder fest schnüren.
Wer diese Risiken scheut, muss aber nicht zwangsläufig der Anlage-Region den Rücken kehren. Auch abseits Chinas gibt es in Asien interessante Kandidaten mit höheren Wachstumsraten und besserem Ausblick, was die Demografie der Bevölkerung angeht. Hier wäre etwa Indien zu nennen, das im Krisenjahr 2022 zu den stabilsten Aktienmärkten der Welt gehörte. Bereits im letzten Jahr ist das Land zur fünftgrößten Volkswirtschaft aufgestiegen. Die aktuellen Gewinnerwartungen für die Unternehmen liegen für das Jahr 2023 bei rund 17 Prozent. Dabei profitiert Indien auch von den Problemen Chinas. Im Streit zwischen Ost und West präsentiert sich Premier Narandra Modi gleichzeitig als Brückenbauer und als Vertreter der „neutralen“ Nationen. In diesem Jahr könnte auch endlich das lange geplante Freihandelsabkommen mit Europa unterschrieben und entscheidende Handelsbarrieren abgebaut werden. Ein positiver Impuls für alle beteiligten Volkswirtschaften.
Im Inland setzt die Regierung auf die Schaffung eines riesigen Binnenmarktes und investiert Milliarden in Erneuerbare Energieversorgung. Indien ist bereits führend bei der Nutzung von Wasserstoff und macht große Schritte beim Ausbau der Solarkraft. Bei der Infrastruktur erhält Indien auch Unterstützung aus Deutschland. Gerade erst hat die Bahnsparte von Siemens ihren bisher größten Lokomotivvertrag mit Indien geschlossen. Insgesamt sollen 1.200 Elektroloks geliefert werden und ein Teil der Fertigung auch gleich in Indien erfolgen.
ASEAN-Staaten schmieden neue Allianzen und verstärken die Zusammenarbeit
In der chinesischen Peripherie gibt es aber auch weitere Volkswirtschaften, die zukünftig eine größere Rolle spielen werden und sich immer stärker vernetzen: Die Mitglieder des Verbands Südostasiatischer Nationen (ASEAN) haben sich dem Trend der „Deglobalisierung“ widersetzt. Anstelle einer wirtschaftlichen Isolation haben Indonesien, Malaysia, Philippinen, Singapur, Thailand, Vietnam und weitere Mitgliedsstaaten eine Allianz geschmiedet. Die zusammengenommen fünftgrößte Volkswirtschaft der Welt hat mit dem Freihandelsabkommen RCEP wichtige Handelsvereinbarungen getroffen und für alle Beteiligten ein einheitliches Regelwerk geschaffen. Dies soll den Handel mit den großen Nachbarn erleichtern und langfristig Investitionen in die Länder holen. Die Region könnte damit einer der größten Profiteure einer Schwäche Chinas sein.
Bestes Beispiel hierfür ist Vietnam, das im abgelaufenen Jahr mit acht Prozent zu den Wachstumssiegern in Asien gehörte. Trotz aller Schwierigkeiten in 2022 war dies sogar die höchste Wachstumsrate des Landes seit 1996. Die Exportnation verfügt selbst über einen relativ großen Binnenmarkt sowie über rund 100 Millionen junge und ehrgeizige Menschen. Schon während der Corona-Krise profitierte Vietnam stark von ausländischen Investitionen und der Abwanderung von Unternehmen aus China. Die chinesischen Lockdowns sorgten beispielsweise dafür, dass internationale Konzerne wie Apple einen Teil ihrer Produktion nach Vietnam verlagerten. Die „Apple Watch“ und „MacBook“-Laptops sollen zukünftig in vietnamesischen Werken gebaut werden. Der US-Hersteller kann dabei von bereits gut ausgebildeten Arbeitern und einer vorhandenen Infrastruktur profitieren, die nicht zuletzt vom Konkurrenten Samsung in Vietnam aufgebaut wurde.
Fazit
Während kurzfristige Faktoren die Attraktivität von Asien für viele Anleger gemindert haben, spricht der längerfristige strukturelle Wandel dafür, dass sie mit Blick auf die Diversifizierung und künftige Widerstandsfähigkeit von Portfolios weiterhin Beachtung finden sollten. Dabei sollte der traditionelle Fokus auf China nicht zu weit getrieben werden. Längst gibt es in Asien weitere Volkswirtschaften, die sich durch hohes Wachstum, vorteilhafte Demografie und Infrastruktur auszeichnen. Genau wie globale Unternehmen sollten sich auch Anleger in Asien nicht nur auf die Wirtschaftskraft Chinas verlassen.
Leseempfehlungen
Lesen Sie doch auch diese Artikel rund um das Thema Finanzen, wofür sich auch andere Leser interessierten:
Geldanlagen im Jahr 2023 – Gibt es schon Licht am Horizont? Vorfahrtsregelung auf Parkplätzen - BGH-Urteil entscheidet "rechts vor links" gilt in aller Regel nicht Möglichkeiten von Haftungsbeschränkungen für den Geschäftsführer
Bildnachweis
0 notes
anlage-top · 1 year
Text
Geldanlagen im Jahr 2023 - Gibt es schon Licht am Horizont?
Die Anleger hatten es im vergangenen Jahr 2022 nicht leicht: Krieg, Leitzinssprünge, Energieknappheit und Chinas No-Covid-Lockdowns sorgten für Schwankungen bei fast allen Anlageklassen. Im neuen Jahr 2023 sind  zwar nicht alle der genannten Probleme gelöst, trotzdem wagen viele Experten bereits einen optimistischen Ausblick. Nachfolgend sollen in diesem Beitrag die vielfältigen Prognosen von Forschungsinstituten, Banken, Volkswirten und Fondsmanagern betrachtet werden.
Prognosen 2023: Licht am Horizont?
Auch wenn die Vorhersagen der verschiedenen Experten durchaus stark voneinander abweichen können, lässt sich doch eine Konsensmeinung herauslesen. Und diese sollte Anlegern Mut machen. „Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen“, soll schon Mark Twain gespottet haben. Diesen Spott mussten auch viele Volkswirte, Marktexperten und (selbsternannte) Börsengurus ertragen, die zu Beginn des letzten Jahres zu ihren Jahresprognosen befragt wurden. Selten waren die Halbwertszeiten von Börsenvorhersagen und Wirtschaftsausblicken so kurz wie im Krisenjahr 2022. Viele Experten hatten zwar bereits zum Jahresanfang steigende Inflation und höhere Zinsen auf dem Zettel, der Ukraine-Krieg änderte dann aber die wirtschaftlichen Vorzeichen gewaltig. Wenig überraschend lagen die 12-Monats-Vorhersagen ganz überwiegend daneben und waren Anlegern keine wirkliche Hilfe.
Doch was bedeutet das für 2023?
Zunächst einmal muss festgestellt werden, dass geopolitische Geschehnisse natürlich auch im aktuellen Jahr einen Einfluss auf die Wirtschaft und Börsen haben könnten. Man denke nur an eine Ausweitung des Ukraine-Kriegs auf weitere Gebiete und Kriegsteilnehmer oder eine Verschärfung des Taiwan-Konflikts. Auf diese Risiken weisen übrigens auch alle Experten ganz offen hin. Entsprechend sollte der Fokus beim Lesen der Marktausblicke auch nicht auf den Jahresendschätzungen für Indizes liegen. Ob der DAX Index zum Jahresende nun bei 15.500 oder 16.000 liegt, fällt in den Bereich der Spekulation. Auch Fachleute haben keine Glaskugel und so bleibt der Erkenntnisgewinn solcher Aussagen begrenzt. Entscheidender für Anleger ist es, sich ein Bild der allgemeinen Stimmung zu machen und vielleicht auch längerfristige Trends aus den Aussagen herauszulesen. Dabei helfen einige Fragen.
Was macht die Inflation?
Die zuletzt gefallenen Energiepreise haben am Jahresanfang nicht nur für Euphorie an den Aktienmärkten gesorgt, sondern auch die Inflationsrate zurückkommen lassen. Sollte sich dieser Trend weiter fortsetzen, könnte die Gesamtinflation in den USA und Europa stärker zurückgehen als noch vor wenigen Monaten erwartet. Wichtiger für die globalen Notenbanken bleibt aber die Entwicklung der Kerninflation. Bei dieser werden Preise für Energie und Lebensmittel aus dem betrachteten Warenkorb herausgerechnet. Sollte diese Zahl auf hohem Niveau verharren, könnte dies an sogenannten „Zweitrundeneffekten“ liegen. Dazu zählen höhere Lohnforderungen der Arbeitnehmer oder steigende Mieten, welche sich verstärkend auf die Preise auswirken. Insgesamt sehen die Fachleute den Höhepunkt der Inflation in den USA und Europa bereits überschritten und sie sollte im Laufe des Jahres weiter sinken. Dass sich die Teuerungsrate in 2023 aber schon in den „gewünschten“ Bereich der Notenbanken bewegt – etwa die ca. 2 Prozent der EZB – halten viele Marktbeobachter für zu optimistisch.
Wohin gehen die Zinsen?
Bei den Leitzinsen ergibt sich global ein sehr differenziertes Bild. Während die Fed und die EZB erst in 2022 begannen, stärker an der Zinsschraube zu drehen, sind viele Schwellenländer bereits mehrere Schritte weiter oder starteten gleich von einem höheren Niveau. In Brasilien liegt der Leitzins beispielsweise bei 13,75 Prozent. Zum Vergleich sehen die 4,5 Prozent in den USA oder 2,5 Prozent im Euroraum geradezu mickrig aus. Bemerkenswert ist in Brasilien auch die vergleichsweise geringe Inflation von zuletzt 5,8 Prozent. Das Land könnte damit eines der Ersten in diesem Jahr sein, welches die Zinsen wieder absenkt. Andere Kandidaten sind Mexiko, Chile, Südafrika und auch unser Nachbar Tschechien.
An den Märkten ist eine erste Zinssenkung in den USA für dieses Jahr ebenfalls schon eingepreist. Dies widerspricht aber (noch) den Aussagen von Vertretern der Fed, die aktuell erst Anfang 2024 von einer Senkung ausgehen. Wer am Ende Recht behält, wird stark von den Konjunkturdaten und der Inflation abhängen. Immerhin hatte Fed-Chef Jerome Powell angekündigt, die Zinserhöhungen erst zu stoppen, wenn die Inflation unter das Leitzinsniveau gefallen ist. Prognosen gehen daher derzeit noch von einem Anstieg auf 5 bis 5,5 Prozent aus.
Auch die EZB wird nicht so schnell von weiteren Zinserhöhungen abrücken. So äußerte sich zumindest Christine Lagarde in ihrer Rede auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos. Zunächst müsse die Inflation deutlicher zurückgehen. Dies lässt wenig Spielraum für schnelle Zinssenkungen zu und deutet laut Beobachtern auf insgesamt zwei Erhöhungen im Februar und März hin.
Wie ist die Stimmung bei den Unternehmen?
Das bekannte Stimmungsbarometer für Unternehmen in Deutschland, der ifo-Geschäftsklimaindex, ist Ende Januar zum vierten Mal in Folge gestiegen. Positiv überraschte dabei insbesondere die Bewertung der Geschäftserwartungen. Die Unternehmer schauen also durchaus etwas optimistischer in die Zukunft. Der positive Stimmungsumschwung ist damit zwar durchaus nachhaltig, kommt aber auch von einem sehr niedrigen Niveau. Gerade die gesunkenen Energiekosten sorgen für eine spürbare Entlastung der Firmen. Mit einer spürbaren Verbesserung der Situation rechnen die Unternehmer aber wohl erst in den Sommermonaten. Gut, dass die Börsen der Realwirtschaft häufig schon ein paar Monate voraus sind…
Was passiert in China?
China hat sich von der bisherigen Zero-Covid-Politik verabschiedet. Regelmäßige Lockdowns mit Millionen Betroffenen sollten damit erstmal der Vergangenheit angehören. Mit dieser Entscheidung hat sich auch der Ausblick von Marktbeobachtern für das Land deutlich aufgehellt. Auch wenn aktuell noch eine gewaltige Infektionswelle durch China rollt, sieht man an den Börsen bereits die positiven Auswirkungen der Öffnung. In Verbindung mit den günstigen Energiekosten scheint China damit gut für eine rasche Erholung aufgestellt. Die Regierung wird weiter versuchen das Wirtschaftswachstum stark anzukurbeln und insbesondere den wichtigen Immobiliensektor weiter stützen. Eine anziehende Wirtschaft in China würde zudem die Versorgung mit Waren weltweit erhöhen und damit auch bremsend auf die Inflationsraten wirken.
Fazit Die Prognosen der Marktexperten gehen in diesem Jahr von einer Erholung in den meisten Volkswirtschaften aus. Immer im Verhältnis zu dem desaströsen Jahr 2022! Auch wenn sich viele Marktbeobachter nicht einig sind, wann und wie stark diese Erholung eintreten wird, könnte sich eine Rückkehr an die Aktien- und Anleihemärkte für Anleger in 2023 lohnen. Es bleibt dabei immer zu beachten, dass die Börsen eine Markterholung in der Regel schon vorwegnehmen. Aktien steigen also bereits, bevor die Wirtschaftsentwicklung ihren Tiefpunkt erreicht hat. Dabei sollten sie sich aber nicht von kurzfristigen Rücksetzern in Panik versetzen lassen. Die Weltwirtschaft befindet sich in einem Heilungsprozess, der nicht immer gleichmäßig verläuft.
Leseempfehlungen
Lesen Sie doch auch diese Artikel rund um das Thema Finanzen, wofür sich auch andere Leser interessierten:
Stehen festverzinsliche Wertpapiere vor einem Comeback? Photovoltaikanlagen - Für kleinere Anlagen wird der Betrieb jetzt einfacher und günstiger Sparer-Pauschbetrag – Erhöhung vom Freistellungsauftrag für Kapitaleinkünfte ab 2023
Bildnachweis
0 notes
anlage-top · 1 year
Text
Stehen festverzinsliche Wertpapiere vor einem Comeback?
In vergangenen Jahr 2022 hatten es festverzinsliche Wertpapiere (Anleihen) schwer. So drückten die hohe Inflation und die steigenden Leitzinsen immer wieder auf die Anleihenkurse. Derzeit scheint aber mittlerweile ein Ende bei den Zinsschritten absehbar zu sein. Dies macht Anleihen auch für Anleger wieder interessanter, da bereits ein Großteil der zukünftigen Leitzins-Erhöhungen eingepreist zu sein scheint. Bei der Auswahl der richtigen Anlagefonds gilt es im sehr breiten und vielfältigen Anleihemarkt aber genau hinzuschauen.
Übergang von "Tina" zu "Tara" - Chancen für ein Anleihen-Comeback
Auf die Frage nach attraktiven Anlageklassen antworteten Experten in den letzten zwei Jahren immer wieder mit: „Tina“. Das Akronym steht für „There is no alternative“. Gemeint war damit, dass in einem Marktumfeld mit Null- oder sogar Negativzinsen, Aktieninvestments der Investition in Anleihen eindeutig überlegen sind. Aktien wurden als alternativlos erklärt. Seit wenigen Monaten klingt das aber schon ganz anders und in vielen Ausblicken auf das Jahr 2023 wurde „Tina“ bereits von „Tara“ abgelöst: „There are reasonable alternatives“.
Es gibt also wieder vernünftige Alternativen an den Wertpapiermärkten und damit sind in der Regel Anleihen gemeint. Die Bewertungen bei Anleihen sind im abgelaufenen Jahr stark unter Druck geraten. Das unsichere Umfeld hat seit Anfang 2022 bei nahezu allen Anlageklassen für Schwankungen und Kursverlusten geführt. Obwohl Anleihen gemeinhin als eher defensives Investment gelten, bewegten sie sich in den ersten drei Quartalen 2022 fast im Einklang mit den Aktienmärkten. Auslöser waren die überraschend großen Zinsschritte, hohe Inflation sowie die Einstellung der Anleihekaufprogramme der Europäischen Zentralbank (EZB).
Für das Jahr 2023 sind sich Anlageexperten und Portfoliomanager aber einig wie selten: Sie gehen inzwischen davon aus, dass schon ein leichter Rückgang der Inflation und Stillstand der Zinsen zu einer Trendumkehr auf dem Anleihemarkt führen könnte. Viele sehen den Höhepunkt der Inflation bereits überschritten und den Großteil der Risiken schon in den Bewertungen eingepreist. Die „Alternativlosigkeit“ der Aktie ist damit fürs Erste vorbei und die Chancen für ein Comeback der Anleihe stehen gut. Das sehen nicht nur Rentenfondsmanager so, sondern auch viele Fondsmanager von Multi-Asset-Fonds und Mischfonds, die ihre Gewichtung in Zinspapieren über die letzten Wochen bereits angehoben haben. Kurzfristig wird das Chance-Risiko-Profil von Anleihen den Aktienwerten vorgezogen.
Die Renditen für Anleihen sind in den USA derzeit höher als in Euroland
Aktuell werfen Zinspapiere in den USA noch deutlich mehr Rendite ab als hierzulande: Jenseits des Atlantiks gibt es rund vier Prozent für zehn- und fast 4,5 Prozent für zweijährige Staatsanleihen. So viel ließ sich mit zehnjährigen US-Bonds seit elf Jahren und mit zweijährigen seit Beginn der Finanzkrise 2007 nicht mehr holen. Allerdings müssen Anleger in Deutschland dabei aber auch immer das Währungsrisiko berücksichtigen. Mit dem Dollar auf weiterhin hohem Niveau im Vergleich zum Euro, sollte dieses nicht unterschätzt werden. Werden die Währungsschwankungen in einem Fonds aber abgesichert (englisch: „gehedgt“) ist dies aktuell relativ teuer. Der Renditevorteil im Vergleich zu europäischen Anleihen wird damit in der Regel gleich wieder abgegeben. Europäische Fondsmanager gehen daher auch verstärkt in Europa auf „Zinsjagd“.
Bei der Auswahl der passenden Wertpapiere ist auf viele Einzelheiten zu achten
Staats- oder Unternehmensanleihe? Investment-Grade-Rating oder High-Yield? Kurze oder lange Laufzeiten? Industrienationen oder Schwellenländer? Auch wenn hier die Ansichten naturgemäß auseinandergehen und gerade die Risikofreudigkeit ein wichtiger Faktor bei der Wahl bleibt, haben sich zuletzt einige Vorlieben der Fondsmanager herauskristallisiert. Gerade bei der Laufzeit, häufig auch als Duration bezeichnet, ergibt sich aufgrund der aktuellen Zinskurve ein einheitliches Bild. So setzen viele Rentenexperten auf kürzere Laufzeiten und haben ihre Portfolios entsprechend umgebaut. Die Renditen solcher Anleihen sind nach wie vor attraktiv und einem geringeren Zinsänderungsrisiko ausgesetzt. Erst im Verlauf des Jahres 2023 sollten wieder verstärkt Bonds mit längerer Duration in den Vordergrund rücken.
Wesentlich uneindeutiger ist die Sache bei Staats- und Unternehmensanleihen. In beiden Marktsegmenten finden sich noch Papiere mit attraktiven Bewertungen. Üblicherweise greifen defensive Anleger eher auf die etwas risikoärmeren Staatsanleihen zurück. Befürworter von Unternehmensanleihen („Corporate Bonds“) verweisen hingegen auf eine Schwäche dieser Zinspapiere: Die in der Vergangenheit negative Korrelation von Staatsanleihen zu Aktien hat sich ins Positive gedreht. Das heißt, dass Anleihen und Aktien in einem negativen Umfeld beide gleichermaßen Fallen werden und Verluste der einen, nicht von Gewinnen auf der anderen Seite ausgeglichen werden können. Der Diversifikationseffekt, der über viele Jahre so gut funktionierte, ist aktuell also verschwunden.
Diversifikation ist hier auch das richtige Stichwort zur Strategie der Portfoliomanager: Eine gesunde Mischung von Unternehmens- UND Staatsanleihen ist derzeit die Regel. Die genaue Gewichtung ist dabei abhängig vom Risikoprofil. Ähnlich ergibt sich die Situation beim Blick auf die bevorzugten Ratings. Hier liegt der Fokus aktuell noch auf Bonds mit gutem bis sehr gutem Rating und geringer Ausfallwahrscheinlichkeit. Diese Ratingkategorie wird in der Fachwelt als „Investment-Grade“ bezeichnet. Die etwas riskanteren Papiere mit niedrigeren Ratings werden hingegen unter dem Begriff „High-Yield“ zusammengefasst. Auch dieses Segment wird derzeit immer stärker von Fondsmanagern ins Visier genommen. Sie verweisen auf die attraktiven Preise, die in diesem Jahr besonders stark gefallen sind. Die Bewertungsverluste werden von einige Experten als übertrieben angesehen, implizieren sie doch eine Ausfallwahrscheinlichkeit, welche zuletzt während der Finanzkrise erreicht wurde.
Selbst bei einer leichten Rezession könnten hier hohe Erträge schlummern
Wer bereit ist, ein etwas höheres Risiko einzugehen, sollte auch einen Blick auf Schwellenländeranleihen wagen. Diese können eine ideale Möglichkeit sein, um das Dollarrisiko im Depot zu verringern: Während Euro-Anleihen unabhängig von einer Schwäche beim Dollar sind, können Schwellenländeranleihen sogar von dieser profitieren. Bei Staatsanleihen liegt der Risikoaufschlag zu US-Anleihen aktuell bei einem Niveau von etwa 4,5 Prozent. Größer war dieser in den letzten 20 Jahren nur zum Höhepunkt des Corona-Crashs und in der Finanzkrise. Ein durchaus beachtlicher Risikopuffer. Darüber hinaus sollten viele Schwellenländer die Zinsen schon schneller wieder senken können als die meisten Industrienationen. Die Erholung könnte damit in den sogenannten „Emerging Markets“ schon früher einsetzen als in den USA und Europa.
Fazit Schaut man auf die langfristige Entwicklung, bewegen sich Anleihen auf einem historisch niedrigen Niveau – auch im Vergleich zu Aktien. Die Erholung der Kurse könnte bei Anleihen aber sogar deutlich früher einsetzen. Neben der Streuung auf verschiedene Regionen und Währungen, ist vor allen Dingen die Laufzeit der Anleihen (Duration) entscheidend. Solange weitere Zinserhöhungen im Raum stehen, sollte der Fokus dabei vor allem auf sogenannten Kurzläufern liegen. Defensive Anleger werden vor allen Dingen im Investment-Grade-Bereich fündig. Echte „Zinsjäger“ sollten aber auch High-Yield- und Schwellenländer-Anleihen nicht außen vorlassen.
Leseempfehlungen
Lesen Sie doch auch diese Artikel rund um das Thema Finanzen, wofür sich auch andere Leser interessierten:
Steigerung der Beitragsbemessungsgrenze 2023 für die Sozialversicherung Den Zinseszins nutzen und die Zeit für sich arbeiten lassen Versicherungen kündigen – Tipps zu Fristen, Formulierungen und auf was man sonst noch achten sollte
Bildnachweis
0 notes
anlage-top · 1 year
Text
Geldanlagen im 4. Quartal 2022 - Aufhellung am Horizont, aber noch nicht über dem Berg
Im vierten Quartal 2022 gab es eine Vielzahl von relevanten Entwicklungen für die Real- und Finanzwirtschaft. Dabei überwogen tendenziell die positiven Entwicklungen in einem nach wie vor stark von Risiken geprägten Umfeld, was unter anderem in der Erholung der Aktienmärkte ablesbar war. Politisch setzte sich im Verlauf die zunehmende Teilung der Welt fort. Westlich orientierte Länder verstärkten das Sanktionsregime gegenüber Russland. In der EU wurde im Dezember das neunte Sanktionspaket gegen Russland verabschiedet. Die restliche Welt (circa 65 Prozent der Weltwirtschaft, Basis Kaufkraftparität), die bisher nicht an Sanktionen teilnimmt, erfreut sich vergleichsweise überwiegend attraktiver Wirtschafts- und Investitionsbedingungen.
Die Weltwirtschaft war im 4. Quartal 2022 von weiteren Dynamikverlusten geprägt
Das globale Organigramm ändert sich zudem als Konsequenz der westlichen Politik und ihres unilateralen Führungsanspruchs dynamisch. Politische Strukturen außerhalb der westlichen politischen Hemisphäre wuchsen und gedeihen weiter. So haben 12 zum Teil bedeutende Länder (u.a. Saudi-Arabien und Türkei) Anträge gestellt, Mitglieder der BRICS-Formation zu werden. So senkte der Internationale Währungsfonds im Oktober im World Economic Outlook die BIP-Prognose für die Weltwirtschaft per 2022 von zuvor 3,6 Prozent (April 2022) auf 3,2 Prozent und per 2023 von zuvor 3,6 Prozent auf 2,7 Prozent. Ein entscheidender Hintergrund für die negative Anpassung war der erhöhte Preisdruck, der durch das westliche Sanktionsregime forciert wurde, der Kosten in der Weltwirtschaft erhöhte und der Investitionsunsicherheit begründete.
Das Thema Versorgungssicherheit mit Energie und Rohstoffen belastete tendenziell weniger. Rohstoffpreise entspannten sich. So sank der CRB-Rohstoffindex seit Juni 2022 von 361 auf zuletzt 298 Punkte. Die Öffnung Chinas mit dem partiellen Ausstieg aus der rigiden Corona-Politik im Dezember lieferte einen Lichtblick für die Wirtschaftsaussichten Chinas und der Weltwirtschaft auch im Hinblick auf potentiell verringerte Lieferkettenprobleme. Die Finanzmärkte reagierten im 4. Quartal 2022 in einer grundsätzlichen Betrachtung mit geringerer Risikowahrnehmung auf die Dynamikverluste der Weltwirtschaft. In der Folge legte der deutsche Aktienindex DAX von 12.093 Punkten am 30. September 2022 in der Spitze mehr als 14.600 Punkte (13. Dezember) zu (Stand 16.12.2022).
Zinserhöhungen setzten sich im 4. Quartal 2022 fort. Sowohl die US-Notenbank Federal Reserve System (Fed) als auch die Europäische Zentralbank (EZB) verringerten im Dezember die Höhe der Zinsanpassungen von 0,75 Prozent auf 0,50 Prozent. Der Leitzins der Federal Reserve liegt aktuell in der Bandbreite bei 4,25 Prozent - 4,50 Prozent, der Leitzins der EZB bei 2,50 Prozent. Beide Zentralbanken signalisierten eine Fortsetzung der Zinserhöhungspolitik. Am Kapitalmarkt bewegten sich die Renditen im Berichtszeitraum in bekannten Fahrwassern. 10-jährige Bundesanleihen wiesen eine Bandbreite zwischen 1,75 Prozent - 2,50 Prozent, 10-jährige US-Staatsanleihen zwischen 2,45 Prozent - 3,40 Prozent aus.
Westeuropa stabilisiert sich, ist aber nicht über dem Berg
Mangels autarker Rohstoffversorgung war und ist Europa von der Krise am stärksten betroffen. Das Thema Versorgungssicherheit konnte für den Winter 2022/2023 erfolgreich, wenn auch teuer beordnet werden. Zusätzlich entspannte das 200 Mrd. EUR-Programm der Bundesregierung, das bis Mitte 2024 eine Abschirmung der privaten Haushalte und der Unternehmen von überbordenden Energiepreisen vorsieht. Die Stimmungslage hellte sich in Deutschland und in Europa in der Folge leicht auf. So stiegen sowohl der IFO-Index, der ZEW-Index in Deutschland als auch der Economic Sentiment Index der Eurozone leicht an. Sie bewegen sich aber weiter auf historisch betrachtet niedrigen Niveaus.
Die Verbraucherpreisinflation der Eurozone erklomm in der Eurozone mit 10,6 Prozent per Oktober 2022 das höchste Niveau in der Historie. Im Berichtsmonat November kam es zu einem Rückgang auf 10,1 Prozent. Die Erzeugerpreise definierten per August 2022 mit 43,3 Prozent einen Rekordwert. Seitdem entspannte sich das Niveau auf 30,8 Prozent per Berichtsmonat Oktober. Außerhalb der Eurozone bleibt die Ukraine der größte Verlierer innerhalb Europas mit einem Einbruch der Wirtschaftsleistung laut IWF per 2022 von circa 30 Prozent. Russlands Datensätze und BIP-Prognosen unterlagen weiter positiven Anpassungen. So wurde die BIP-Prognose des IWF im Oktober von -6,0 Prozent (Juli-Prognose) auf -3,4 Prozent angepasst.
US-Konjunktur läuft zwar, aber nicht rund
Anders als in Europa stand und steht die US-Versorgungssicherheit nicht infrage, ebenso ist insbesondere Energie deutlich günstiger als in Europa. Diese beiden Attribute wirken sich für die US-Wirtschaft stabilisierend und in der Standortdebatte positiv aus. Mit massiven Wirtschaftspaketen sind die USA bemüht, einerseits die Klimawende voranzutreiben und andererseits auch mit den Mitteln unzulässiger Subventionen sich zu Lasten Europas und Taiwans zu reindustrialisieren.
Nachdem es in den ersten beiden Quartalen 2022 in Folge zu Rückgängen der Wirtschaftsleistung kam, lieferte das 3. Quartal 2022 eine Wende mit einem auf das Jahr hochgerechneten Wachstum in Höhe von 2,9 Prozent. Die Phalanx der Daten offerierte im vierten Quartal unterschiedliche Signale. Die Einkaufsmanagerindices von S&P implizierten Schwäche (Composite Index 46,4). Im letzten Berichtsmonat ergaben sich negative Signale im Einzelhandel, in der Industrieproduktion und am Immobilienmarkt.
An der Preisfront setzte im vierten Quartal bei Verbraucherpreisen (7,1 Prozent), bei Importpreisen (2,7 Prozent) und bei Erzeugerpreisen (7,4 Prozent) Entspannung ein. Die US-Notenbank blieb ihrem Stabilitätskurs treu. Nach vier Zinserhöhungen um 0,75 Prozent folgte im Dezember ein Zinsschritt um 0,50 Prozent auf eine Bandbreite der Federal Funds Rate zwischen 4,25 Prozent - 4,50 Prozent. Im Offenmarktausschuss der Federal Reserve hat das Thema Preisstabilität weiter Vorrang vor dem Aspekt der Konjunkturstabilität.
In den Schwellenländermärkten setzt China Akzente
Die Dynamikverluste der Weltwirtschaft wirkten und wirken sich in den Schwellenländern belastend aus. Die Schwellenländer nehmen überwiegend nicht am westlichen Sanktionsregime teil und schaffen damit ohne eigene Aktivität im relativen Vergleich zu westlichen Ländern verbesserte wirtschaftliche Rahmenbedingungen. Gleichzeitig ist im Jahresverlauf eine Initiative erkennbar, sich stärker von westlichen politischen Einflüssen zu befreien. Asien zeigt sich insbesondere widerstandsfähig und profitiert aus der geopolitischen und geowirtschaftlichen Konstellation. Die Divergenz zu Europa lässt sich an den Preisentwicklungen und damit verbunden den sich nicht in der Form materialisierenden Wohlstandsverlusten belegen.
In China nahmen die Verbraucherpreise im Jahresvergleich zuletzt um 1,6 Prozent zu, Erzeugerpreise sanken um 1,3 Prozent. Die Öffnung Chinas im Rahmen der Neuausrichtung der Corona-Politik per Dezember 2022 offeriert China und der asiatischen Region, aber auch der Weltwirtschaft frische Impulse. Grundsätzlich zeigte und zeigt der Sektor der aufstrebenden Länder und der Schwellenländern auch im vierten Quartal 2022 anders als in früheren Krisen eine sehr hohe Widerstandskraft und Stabilität.
Versorgungslage, Inflation, Zinspolitik und Geopolitik bleiben an den Finanzmärkten bestimmend
Im 4. Quartal 2022 dominierte moderate Risikobereitschaft vor dem Hintergrund einer global stabilisierten Versorgungslage, der Rückgänge des Inflationsanstiegs, einer weniger aggressiven Zinspolitik seitens der Zentralbanken (Höhe der Zinsschritte) bei weiterer Fokussierung auf Preisstabilität die Finanzmärkte. Geopolitik blieb und bleibt ein ernst zu nehmendes Thema. Festzustellen war und ist ein Gewöhnungsmodus bezüglich des Ukraine-Konflikts. Aktienmärkte legten unter Schwankungen zu. An den Rentenmärkten ergaben sich Bewegungen in bekannten Bandbreiten. Der USD verlor nach der vorangegangenen markanten Stärke gegenüber dem Euro an Boden. Edelmetalle konnten im Verlauf des Quartals an Boden gewinnen. Energiepreise bewegten sich auf moderaten Niveaus.
Internationale Strukturveränderungen durch die geopolitische Situation
Die internationale gesetzesbasierte Ordnung hat auch im vierten Quartal weiter Schaden genommen. Beispielhaft darf der Inflation Reduction Act der USA angeführt werden, dessen Inhalte zu großen Teilen WTO-widrig sind. Die gesetzesbasierte Ordnung ist Grundlage des globalen Wirtschaftsverkehrs als auch der internationalen Politik. Das durch den Westen und seine unilateralen Maßnahmen erodierte Vertrauen in das seit 1944 (Bretton Woods) westlich dominierte System führt zu neuen nicht westlich dominierten Strukturen (u.a. BRICS-Staaten Erweiterung). Die daraus mittel- und langfristigen Folgen werden nicht nur konjunkturell markant sein. Neue Strukturen werden sich sowohl in der Politik, der Finanz- als auch in der Realwirtschaft aus dieser Situation heraus etablieren. Diese Veränderungen werden die Charakteristika einer multilateralen Ordnung sein, die zu Lasten der jetzt dominanten Ordnung gehen.
Geldanlagen im vierten Quartal 2022 als ePaper lesen
Leseempfehlungen
Lesen Sie doch auch diese Artikel rund um das Thema Finanzen, wofür sich auch andere Leser interessierten:
Steigende Energiepreise: Verbraucher sollten ihre Strom- und Gaszähler am 31.12. ablesen Das Eigenkapital für das Wohneigentum mit Fonds ansparen Energiekosten sparen – So klappt ein Anbieterwechsel
Bildnachweis
0 notes
anlage-top · 1 year
Text
Sparer-Pauschbetrag - Erhöhung vom Freistellungsauftrag für Kapitaleinkünfte ab 2023
Der Sparer-Pauschbetrag wird zum 1. Januar 2023 von bisher 801 Euro auf 1.000 Euro für Alleinstehende und von bisher 1.602 Euro auf 2.000 Euro für Ehegatten/Lebenspartner um knapp 25 Prozent erhöht. Mit dem Sparer-Pauschbetrag werden Kapitaleinkünfte wie Zinsen und Dividenden bis zu einer bestimmten Höhe pro Jahr steuerfrei gestellt. Bisher erteilte Freistellungsaufträge werden automatisch prozentual angepasst.
Steuerfreibetrag für Anleger steigt um fast 25 Prozent
Ab dem 1. Januar 2023 profitieren Kapitalanleger von einer Erhöhung des bisherigen Freibetrags um um 24,844 Prozent von bis dahin 801 Euro für einzelveranlagte Steuerzahler auf 1.000 Euro und für zusammen veranlagte Ehegatten von 1.602 Euro auf 2.000 Euro. Die Freistellungsaufträge, mit denen die Steuerpflichtigen ihre Geldanlageinstitute anweisen können, den Kapitalertragssteuerabzug bis zum Sparer-Pauschbetrages nicht vorzunehmen, werden automatisch um die prozentuale Erhöhung angepasst. Anleger können den höheren Sparer-Pauschbetrag aber auch über die Freistellungsaufträge neu aufteilen. Dies kann für Anleger mit verschiedenen Geldanlageverbindungen sinnvoll sein, wenn beispielsweise die Zinserträge bei einem Geldanlageinstitut den bisherigen Freistellungsbetrag übersteigen.
Die Anpassung des Freistellungsauftrages kann dann die Zinserträge teilweise oder komplett von der Besteuerung befreien. Der Sparer-Pauschbetrag wurde 2009 mit der Abgeltungssteuer (25 Prozent plus Solidaritätszuschlag und Kirchensteuer) eingeführt und löste die zuvor mögliche Deklaration individueller Werbungskosten (zum Beispiel Depotkosten) für Anlagen ab (siehe Grafik Sparer-Pauschbetrag).
Was ist der Sparer-Pauschbetrag?
Der Sparer-Pauschbetrag ist ein jährlicher Freibetrag zur Freistellung von Kapitaleinkünften für Kapitalanleger in Deutschland.
Was ist ein Freistellungsauftrag?
Der Freistellungsauftrag ist ein Auftrag an ein Geldanlageinstitut, um anfallende Kapitaleinkünfte vom automatischen Abzug der Kapitalertragsteuer zu befreien. Zur Freistellung von der Kapitalertragsteuer steht der Sparer-Pauschbetrag zur Verfügung. Dieser Sparer-Pauschbetrag kann durch entsprechende Freistellungsaufträge auf verschiedene Geldanlageinstitute aufgeteilt werden.
Leseempfehlungen
Lesen Sie doch auch diese Artikel rund um das Thema Finanzen, wofür sich auch andere Leser interessierten:
Steigende Energiepreise: Verbraucher sollten ihre Strom- und Gaszähler am 31.12. ablesen Das Eigenkapital für das Wohneigentum mit Fonds ansparen Energiekosten sparen – So klappt ein Anbieterwechsel
Bildnachweis
0 notes
anlage-top · 1 year
Text
Weltspartag - Ist so was von out oder doch noch mega in?
Dieses Jahr am 28. Oktober 2022 ist wieder Weltspartag. Allerdings hat die 98 Jahre alte Idee mittlerweile vollends ihren Reiz verloren - zumindest für Sparer. Für jemand der dagegen einen Kredit aufnehmen will, der kann sich über die Minizinsen freuen. Denn die niedrigen Zinsen reduzieren die Darlehensrate. Doch auch bei laufenden Darlehen kann man sparen - was aber die wenigsten tun. Sparen - das Wort hatte früher einen fast magischen Klang. Ist das ist heute anders?
Erinnern Sie sich noch an den Weltspartag in der Kindheit?
Mit Münzen und manchmal auch „kleinen“ Scheinen, die man von Oma und Opa oder zu verschiedenen Anlässen erhalten hat, wurde unser Sparschwein voller Stolz das ganze Jahr über „gefüttert“. Am Weltspartag gingen wir dann mit unseren Eltern zur örtlichen Bank, haben das Sparschwein am Schalter abgegeben und mit großen Augen mitverfolgt, wie der Bankmitarbeiter das darin enthaltene Geld gezählt hat.
Dieser Betrag wurde dann ins Sparbuch eingetragen und wir waren stolz darauf, dass im Büchlein wieder ein paar Mark mehr verzeichnet waren. Und unser Sparfleiß wurde zusätzlich durch ein oder mehrere Geschenke von der örtlichen Bank belohnt. Die Verzinsung - damals deutlich höher als heute - wurde vielleicht nicht allumfassend verstanden, doch haben wir dadurch gelernt, dass sich Sparen lohnt. Auch den Zinseszins-Effekt konnten wir gut verfolgen, spätestens dann, wenn im Folgejahr die Zinsen nachgetragen wurden.
Die attraktiven Zinsen auf dem Sparbuch sind längst passé, der aktuelle Satz liegt bei 0,1 Prozent
Einer Statista Research Erhebung vom 20.09.2022 zufolge haben 37,5 Mio. Bundesbürger ein Sparbuch. 12 Mio. nutzen lt. Statista (Januar 2022) Aktien oder Aktienfonds. Somit ist das Sparbuch immer noch sehr weit verbreitet und es gibt folglich noch viel Aufklärungspotenzial. Erfreulich: Mehr als jeder zweite Bundesbürger spart regelmäßig und könnte mehr aus seinem Geld machen. Die aktuelle Sparquote liegt lt. Statista Research bei 9,7 Prozent (veröffentlicht am 20.09.2022). Die Inflationsrate, die im September mit 10,0 Prozent (vorläufig) veröffentlicht wurde, wirkt auf das Ersparte wie die Hochsommersonne auf ein Speiseeis in der Hand: Es schmilzt!
Eine kühle Rechnung bei heißen Sommertemperaturen geht wie folgt: Zitroneneis kostete vor rund zehn Jahren 1,20 Euro pro Kugel. Im Jahr 2022 kratzt der Preis schon an der 2-Euro-Marke. Eis hat sich also mit einer Inflationsrate von 67 Prozent in nur einem Jahrzehnt verteuert.
Der Inflationsrechner zeigt deutlich und unerbittlich, welche Auswirkungen die Inflation auf die Kaufkraft des Geldes hat
Bei 10.000 EUR und 0 Prozent Verzinsung bedeutet dies, dass bei einer Inflationsrate von 8 Prozent (zum Vergleich in Klammern die Ergebnisse bei 4 Prozent Inflation):
nach 1 Jahr nur noch 9.259  (bei 4 Prozent: 9.615 EUR) Kaufkraft übrig bleibt
nach 5 Jahren nur noch 6.805 EUR (8.219 EUR)
nach 10 Jahren nur noch 4.632 EUR (6.756 EUR)
nach 25 Jahren nur noch eine Kaufkraft von 1.460 EUR (3.751 EUR) von der ehemaligen Kaufkraft in Höhe von 10.000 EUR übrig bleibt
Inflationsrechner – Berechnen Sie, wie viel Ihr Geld morgen noch wert ist!
Welche Lösungsmöglichkeiten gibt es?
Der Inflation mit Fondssparen „die eiskalte Schulter“ zeigen, sonst „macht Ihr Geld die Flatter“.  Was also tun, damit das Angesparte fit und kaufkräftig bleibt? Langfristiges Fondssparen, also immer wieder kleine oder größere Beträge in einen Aktienfonds einzuzahlen, ist eine Möglichkeit. Ihr Vermögen unterliegt dabei Schwankungen. Nach oben und unten. Auf lange Sicht betrachtet, können die Risiken überschaubar bleiben. Denn schaut man in die Vergangenheit, dann hat der deutsche Aktienindex DAX  noch jede Inflation in Deutschland geschlagen. Anleger konnten damit beispielsweise bei einem Investitionszeitraum von 20 Jahren im jährlichen Durchschnitt 8,9 Prozent Rendite erzielen. Langfristig kann das die Chance auf einen Spielraum gegen Jahre wie 2022 bieten, in dem uns die Kaufkraft rasant von der Waffel rinnt wie Zitroneneis, wenn wir nichts dagegen tun.
Sehen Sie in der nachfolgenden Grafik, wie sich verschiedene Fonds mit einem monatlichen Sparplan entwickeln können:
Fazit
Der Weltspartag bleibt mega in – nur die Sparform muss sich ändern.
Leseempfehlungen
Lesen Sie doch auch diese Artikel rund um das Thema Finanzen, wofür sich auch andere Leser interessierten:
Offene Immobilienfonds – gesetzliche Haltefristen und Rückgaberegeln Autoversicherung - Mit welchen Stellschrauben sich viel Geld sparen lässt Welche Unterlagen können wirklich weg und was sollte länger aufbewahrt werden
Bildnachweis
0 notes
anlage-top · 2 years
Text
Immobilien befinden sich derzeit in einem schwierigen Umfeld - Worauf muss man achten?
Die Anlageklasse der offenen Immobilienfonds gehörte in den letzten Jahren zu den schwankungsärmsten Anlageformen am Anlagemarkt. Auch während der Coronakrise konnten sie ihre Robustheit unter Beweis stellen. Derzeit stehen die defensiven Portfoliobausteine aber gleich vor mehreren Herausforderungen: Stark ansteigende Zinsen, hohe Inflation und eine Eintrübung der Wirtschaft. In diesem Beitrag soll der Zustand des Immobilienmarktes näher betrachtet und herausgestellt werden, worauf man bei der Auswahl von Immobilienfonds achten sollte.
Steigende Baukosten und Zinsen lassen den Traum vom Eigenheim für viele Mittelstandsfamilien platzen
Laut einer Meinungsumfrage des Immobilienfinanzierungsvermittlers „Engels & Völkers Finance“ geben zwei Drittel der Deutschen an, dass sie sich ohne eine Schenkung oder Erbschaft nicht in der Lage sehen, eine Immobilie zu finanzieren. Vielen fehlt das notwendige Eigenkapital und für Vollfinanzierungen sind die Hürden deutlich höher geworden. „Die Banken sind bei der Vergabe von Krediten zunehmend restriktiver, sodass Finanzierungen ohne Eigenkapital nur dann bewilligt werden, wenn andere Faktoren die Kreditwürdigkeit positiv beeinflussen“, berichtet Rebecca Scheidler, Geschäftsführerin von Engel & Völkers Finance Germany. Viele Kaufinteressenten strömen daher wieder auf den Mietermarkt. So registrierte das Immobilienportal „Immowelt“ innerhalb eines Jahres eine Abnahme der Kaufanfragen um 17 Prozent. Parallel dazu stieg die Anzahl der Anfragen für Mietimmobilien um 34 Prozent.
Trotz zögerlicher Nachfrage hat sich der Immobilienmarkt aber relativ robust gezeigt. Preiseinbrüche sind ausgeblieben und Experten konnten in der aktuellen Herbstbefragung 2022 sogar eine Aufhellung der zuletzt angespannten Stimmung bei den Immobilienfirmen feststellen. Die Immobilienpreise scheinen zu einem neuen Gleichgewicht zu finden. Die eher zögerliche Nachfrage trifft zunehmend auf ein niedrigeres Angebot. Denn hohe Kosten für Rohstoffe und Finanzierungen treffen aktuell nicht nur Verbraucher, sondern auch Bauunternehmen und Projektentwickler.
Auch am Markt für Büroimmobilien sehen große Anbieter wieder einen gestiegenen Bedarf
Im ersten Halbjahr nahm der Flächenumsatz in den sieben größten deutschen Büromärkten sogar um 45 Prozent zu. Nachdem in der Coronakrise das „Zeitalter des Home-Office“ ausgerufen wurde, zeigt sich nun, dass dies nicht zwangsläufig zu verwaisten Büros und der Rückgabe von Flächen führen muss. Auch wenn viele Unternehmen seit Beginn der Pandemie flexiblere Arbeitszeiten und die Option des Arbeitens von zu Hause bieten, führt dies eher zu größeren Büroflächen. So entstehen etwa zusätzliche Gemeinschaftsbereiche oder Gruppen- und Meetingräume. Im Ausland scheint der Trend ebenfalls wieder in Richtung Rückkehr zum festen Arbeitsplatz zu gehen. Gerade in den USA und China beordern immer mehr Unternehmen ihre Angestellten in die Büros zurück.
Die Manager von Immobilienfonds gehen vor diesem Hintergrund mit Optimismus in das zweite Halbjahr. Einige Gesellschaften korrigierten sogar ihre Renditeaussichten leicht nach oben. Immerhin fällt mit den steigenden Leitzinsen auch das leidige Thema Strafzins für die Fonds weg. Immobilienfonds halten nämlich üblicherweise eine höhere Cashquote als andere Fonds, da Mittelzuflüsse nicht unmittelbar in neue Immobilienzukäufe umgesetzt werden können und für Abflüsse immer ein ausreichender Liquiditätspuffer bereitgestellt werden muss. Werden auf diesen Betrag nicht nur keine Zinsen gezahlt, sondern auch noch Gebühren fällig, drückt das selbstverständlich die Rendite. Dies ist Dank gestiegenem Zinsniveau nun nicht mehr der Fall.
Trotzdem sollten Anleger die Herausforderungen für den Immobilienmarkt nicht ignorieren. Dieser ist träge und eine Abkühlung des wirtschaftlichen Umfelds kann sich auch erst mit Verzögerung auf Bewertungen auswirken. Bei der Auswahl des passenden Fonds sollte daher genau hingeschaut und einige wichtige Kriterien berücksichtigt werden.
Beginnen wir mit der schon angesprochenen Liquiditätsquote
Ist diese zu hoch, kann dies das Ergebnis des Fonds verwässern oder dazu führen, dass das Management überhastet in unrentable Immobilien investiert. Ist die Liquiditätsquote aber zu niedrig, müssen Käufe womöglich über (teure) Kredite finanziert werden. Außerdem besteht das Risiko, dass ein Fonds schließen muss, wenn er Mittelabflüsse nicht mehr bedienen kann. Diese Gefahr ist seit einer Gesetzesänderung aus dem Jahr 2018 aber relativ gering. Um Anleger zu schützen, wurden vom Gesetzgeber Haltefristen von zwei und eine Rückgabefrist von einem Jahr eingeführt. Ein kurzfristig eintretender Liquiditätsengpass bei Immobilienfonds ist daher unwahrscheinlich geworden.
Die Beurteilung der Qualität des Immobilienportfolios der Fonds ist für Außenstehende in der Regel schwierig. Einige Rahmenbedingungen können aber gute Anhaltspunkte für Stabilität und Erfolg der Anlage geben. Da wäre zum einen die Größe, also das Fondsvolumen und die Anzahl der Immobilien. Befinden sich nur wenige Immobilien im Portfolio oder haben einzelne Immobilien eine sehr hohe Gewichtung, kann das Gesamtergebnis von nur einer einzigen Fehlinvestition massiv beeinflusst werden. Größere Immobilienfonds können in der Regel eine breite Streuung auf verschiedene Immobilien erreichen und so das Risiko des Portfolios verringern.
Apropos Streuung: Diese sollte nicht einfach nur naiv auf möglichst viele Einzelimmobilien verteilt sein
Wichtig für die Stabilität des Fonds ist auch, dass die Immobilien über verschiedene Regionen verteilt sind. Die geographische Diversifikation verhindert, dass lokale Preisschwankungen sich zu stark auf das Fondsergebnis auswirken. Bei Investitionen im Euro-Ausland sollte aber immer berücksichtigt werden, dass hier Währungsrisiken entstehen können. Diese führen unter Umständen zu Kursschwankungen oder erhöhen die Kosten des Fonds durch teure Währungsabsicherungen. Generell gelten selbstverständlich ähnliche Regeln wie bei Aktien- oder Anleihemärkten. Investitionen in Schwellenländer sind meist mit höheren Risiken verbunden als in den großen Industrienationen.
Mindestens genauso wichtig wie die Streuung über Regionen ist die Streuung über Gebäudetypen und Nutzungsarten. Wie bereits beschrieben, können sich verschiedene Immobiliensektoren sehr unterschiedlich oder sogar gegenläufig zueinander entwickeln. Grob kann der Immobilienmarkt in Wohn- und Gewerbeimmobilien aufgeteilt werden. Während der Markt für Wohnimmobilien vergleichsweise homogen ist, gibt es im Bereich der Gewerbeimmobilien große Unterschiede bei den Nutzungsarten. Die wichtigste Gruppe sind hierbei die klassischen Büroimmobilien, welche die meisten Portfolios der Immobilienfonds dominieren.
Klare Gewinner waren dabei in den letzten Jahren großflächige Bürogebäude in den struktur- und wirtschaftsstarken Metropolen. Denn wie bei allen Immobilien galt und gilt auch hier die Weisheit: Lage, Lage, Lage!
Neben den Büros können aber auch andere gewerbliche Immobilien eine entscheidende Rolle in den Portfolios spielen
Dazu gehören etwa Shopping-Center, Logistikgebäude oder auch Rechenzentren. Gerade im Handel sind in den letzten Jahren einige Trends zu beobachten. Durch die gestiegene Anzahl der Onlinebestellungen haben Einzelhändler – auch in Toplagen – immer stärker zu leiden. Häufigere Mieterwechsel und Leerstände machen das Segment daher immer unattraktiver für Investoren. Genau das Gegenteil gilt für Nahversorgungszentren mit Fokus auf Lebensmittel- und Drogeriemärkte. Gerade zum Höhepunkt der Coronapandemie wurden diese für essenziell erklärt und die Mieter daher kaum von Einschränkungen betroffen.
Solche krisenfesten Bausteine hat selbstverständlich jeder Manager gerne im eigenen Fonds. Eine andere Besonderheit bei Gewerbeimmobilien kann gerade in der aktuellen Marktphase wichtig werden. Zum einen sind die Mietverträge mit häufig über 10 Jahren sehr langfristig festgelegt und die Mieten sind in den allermeisten Fällen an die Inflation gebunden. Bei der aktuellen Preisentwicklung können Büroimmobilien daher einen Beitrag zum Schutz des Depots vor Inflation leisten.
Einige Daten zu Immobilienfonds sind für Anleger leider schwerer zugänglich, aber ebenfalls wichtig für die Beurteilung der Qualität eines Immobilienfonds. Dazu gehört etwa die Vermietungsquote der Immobilien in den Portfolios. Denn ohne Mieter auch keine Einnahmen und damit Ausschüttungen an die Anleger. Als geeignete Orientierung sollte hier eine Quote von 95 Prozent nicht deutlich oder längerfristig unterschritten werden. Kurzfristig, etwa aufgrund einer Vielzahl von Neubauten oder umfassenden Sanierungen, kann aber auch ein sehr guter Fonds diese Grenze unterschreiten.
Fazit
Die aktuelle Krise macht auch vor dem Immobilienmarkt nicht halt. Berücksichtigt man aber die genannten Kriterien, können Immobilienfonds ein Depot weiter diversifizieren und zur Stabilität des Portfolios beitragen. Bei der Auswahl des passenden Immobilienfonds sollte die Zusammensetzung des Portfolios und auch die Historie des Fonds umfassend betrachtet werden.
Leseempfehlungen
Lesen Sie doch auch diese Artikel rund um das Thema Finanzen, wofür sich auch andere Leser interessierten:
Offene Immobilienfonds – gesetzliche Haltefristen und Rückgaberegeln Autoversicherung - Mit welchen Stellschrauben sich viel Geld sparen lässt Welche Unterlagen können wirklich weg und was sollte länger aufbewahrt werden
Bildnachweis
0 notes
anlage-top · 2 years
Text
Technologieaktien - Steht ihnen ein neuer Höhenflug bevor?
Technologie-Aktien wurden im letzten Jahr wie viele andere US-Aktien als relativ teuer eingestuft. Das schnelle Wachstum und die hohe Gewinne ließen die US-Märkte auf immer neue Höchststände steigen. Wen die Bewertungen und das Dollarrisiko in 2021 von einem Kauf abhielt, konnte sich in diesem Jahr bestätigt fühlen. Im Folgenden soll dieses Thema näher erläutert werden.
Die steigenden Leitzinsen ließen vor allem Wachstumswerte in den USA stark fallen
Im aktuellen Marktumfeld sollten sich Anleger aber wieder etwas genauer mit Technologieaktien auseinandersetzen. Nach dem Platzen der Dotcom-Blase rund um die Jahrtausendwende brauchte der Technologiesektor beinahe zehn Jahre, um das Vertrauen von Anlegern zurückzugewinnen. Mit dem Siegeszug der Tech-Riesen Facebook, Apple, Amazon, Netflix und Google – häufig als sogenannte „FAANG“-Aktien zusammengefasst – änderte sich der Blick auf die Branche. Im Vergleich zum Jahr 2000 waren Technologiewerte nicht mehr nur aufgrund von starkem Wachstum und hohen Gewinnerwartungen interessant. Gerade die “FAANG”-Aktien erreichten schnell eine marktbeherrschende Stellung und überraschende Stabilität. Gleichzeitig war die Technologiebranche DER Innovationstreiber des letzten Jahrzehnts. Die Verbreitung des Internets und des Smartphones haben den Alltag der Menschen verändert. Nahezu jede Branche ist bereits vom technologischen Fortschritt betroffen oder wird es noch sein. Daten sind zu einem der wichtigsten Wirtschaftsgüter geworden und der Trend zu mehr Digitalisierung ist schon lange nicht mehr aufzuhalten.
Durch das Datensammeln werden Menschen untereinander, aber auch mit den Unternehmen und ihren Produkten noch stärker vernetzt. So können Produkte und Dienstleistungen immer effizienter hergestellt bzw. erbracht werden. Den Siegeszug der Technologiebranche konnten Investoren auch gut an den Aktienkursen ablesen. Der bekannte US-Technologieindex NASDAQ jagte bis Ende 2021 von einem Rekord zum Nächsten und ließ andere Branchenindizes weit hinter sich. Seit Jahresanfang drehte sich aber das Bild und selbst Schwergewichte wie Microsoft oder Apple gerieten zwischenzeitlich deutlich unter Druck. Amazon lag im Juni sogar fast 40 Prozent unter dem Allzeithoch von November 2021. Tatsächlich hat kaum ein anderer Sektor im ersten Halbjahr so viel verloren wie die lange Zeit heiß gelaufenen Technologie-Aktien.
Doch was löste den Ausverkauf bei US-Wachstumsaktien aus?
Während Ukraine-Krieg, Coronakrise und hohe Inflation beinahe alle Aktienmärkte negativ beeinflussten, wurden die sogenannten Wachstumswerte zusätzlich von der Notenbankpolitik in den USA getroffen. Mit Blick auf die stark anziehende Inflation reagierte die Federal Reserve deutlich rascher und stärker als die EZB. Von nahe 0 Prozent wurden die Leitzinsen allein in 2022 um 2,25 Prozent angehoben. Gerade die Bewertungen der schnellwachsenden Technologieunternehmen sind allerdings stark von den erwarteten Erträgen in der Zukunft abhängig. Steigen nun die Zinsen, fallen auch die Bewertungen der zukünftigen Gewinne und die betroffenen Aktien geraten in eine Abwertungsspirale. Abschreiben sollte man Technologieaktien aber auf keinen Fall – gerade im aktuellen Marktumfeld.
Bei den sehr hohen Inflationsraten von 8,5 Prozent in den USA und 8,9 Prozent in der Eurozone können viele Tech-Unternehmen ihre Vorteile ausspielen: Sie verfügen über eine starke Preissetzungsmacht und können steigende Kosten relativ einfach an ihre Kunden weitergeben. Die (beinahe) Monopolstellung einiger Unternehmen ist aber nicht der einzige Vorteil. Im Softwarebereich sind inzwischen viele Konditionen von vorneherein an die Inflation gebunden. Bei der Hardware profitieren Hersteller von der ungebremsten Nachfrage nach ihren Bauteilen. Passendes Beispiel sind Halbleiter, die Kernbestandteile moderner Technologie. Der Lieferengpass während der Coronakrise hat der Welt bereits vor Augen geführt, wie abhängig ganze Industrien von den kleinen Mikrochips sind. Halbleiterhersteller können auch in 2022 den Hunger der Welt nach ihren Produkten kaum stillen.
Daran haben auch der Ukraine-Krieg, steigende Leitzinsen oder Inflation nichts geändert
Apropos Lieferketten: Hier sind Technologietitel häufig weniger stark betroffen als klassische Industriewerte. Genauso wie von den hohen Rohstoffkosten. Für eine raschere Erholung der US-Technologieaktien im Vergleich zu Europa, könnte auch die höhere Flexibilität der Notenbank führen. Die Fed hat zwar zuletzt betont, dass die Inflationsbekämpfung im Vordergrund ihres Handelns stehen soll und dafür auch eine Eintrübung der Wirtschaft in Kauf genommen wird. Experten gehen aber trotzdem davon aus, dass die Fed eine möglichst sanfte Landung für die Konjunktur erreichen möchte. Die erwarteten und bereits eingepreisten Zinserwartungen könnten sich also womöglich als harmloser herausstellen als aktuell befürchtet.
Während die USA eine relativ starke Erhöhung der Zinsen verkraften kann, muss die EZB mit Rücksicht auf Länder wie Italien und Spanien Vorsicht walten lassen. Auch ein Absenken der Zinsen halten Experten für die USA schon im ersten Halbjahr 2023 für möglich, was die heimischen Aktienmärkte befeuern sollte. Bei der Auswahl der richtigen Aktien, Fonds oder ETFs empfehlen Experten aber genau hinzuschauen. Viele der genannten Vorteile treffen nur auf die „erste Reihe“ der Technologieaktien zu. Also etablierte Unternehmen mit marktbeherrschender Position, soliden Unternehmensfinanzen und möglichst hohen Cash-Beständen. Kleinere Wachstumswerte der zweiten und dritten Reihe könnten auch aufgrund von Problemen bei der Finanzierung noch länger volatil bleiben. Die US-Notenbank kündigte nämlich Anfang des Jahres nicht nur steigende Leitzinsen an, sondern auch den Stopp der Liquiditätsversorgung.
Es werden also keine Anleihen mehr am Markt aufgekauft und damit die Kreditkosten der Unternehmen verteuert. Die „Kleinen“ trifft dies in der Regel deutlich härter als die „Blue Chips“. Der Fokus von Anlegern sollte also derzeit auf Marktführern in langfristigen Wachstumsbranchen liegen. Dazu gehören die großen Plattformanbieter, aber auch Sektoren wie Big Data, Robotik, KI und Cloud-Computing. Wer bei der Anlage auf Fonds oder ETFs setzt, sollte dringend darauf achten, dass einzelne Werte in den Portfolios kein zu starkes Übergewicht haben. Statt der gewünschten Diversifikation handelt man sich sonst ein erhebliches Klumpenrisiko ein, das die Schwankungen im Depot unnötig erhöht.
Fazit In keiner anderen Branche sind in der Vergangenheit die Gewinne so stark gestiegen. Dass sich an diesem Trend etwas ändert, erscheint angesichts des starken Digitalisierungsdrangs in allen Branchen unwahrscheinlich. Technologieaktien sind aktuell gleich aus drei guten Gründen attraktiv: moderate Bewertungen, steigende Gewinne und gute Aussichten. Spielverderber könnte hier aber der Dollar sein. Dieser befindet sich im Vergleich zum Euro auf einem Jahreshoch und würde bei einer Abschwächung europäischen Anleger die Rendite verhageln. Bei der Gewichtung von US-Titeln sollten Anleger daher grundsätzlich vorsichtig vorgehen und dabei immer auch die Währungsrisiken des Gesamtportfolios im Auge behalten.
Leseempfehlungen
Lesen Sie doch auch diese Artikel rund um das Thema Finanzen, wofür sich auch andere Leser interessierten:
Spekulationsfrist bei Immobilienverkäufen – Wie kann diese vermieden werden? Private Kontoauszüge mindestens drei Jahre aufbewahren Aktienrückkäufe – nicht immer die beste Wahl für langfristige Investoren
Bildnachweis
0 notes
anlage-top · 2 years
Text
Die Inflation könnte uns noch eine Weile begleiten
Die Inflation frisst aktuell das Kapital von Arbeitnehmern und Sparern auf. Ein Ende ist aktuell nicht in Sicht. In Europa könnte es sein, dass die Inflation erst im kommenden Winter richtig zuschlägt. Die hohen Preise werden wohl bleiben und eine Preisspirale kann nicht ausgeschlossen werden. Wie kann dies verhindert werden?
Angebotsgetriebene Inflation
Das Problem des aktuellen Trends hat nicht erst mit dem Krieg in der Ukraine begonnen. Schon vorher kam es zu Unterbrechungen in den Lieferketten. Neben Rohstoffen sind fehlende Vorprodukte eines der Probleme, mit denen sich die Industrie herum schlägt. Die Gründe sind vielfältig. Sie reichen von der Blockierung des Suezkanals durch die Ever Given über blockierte Häfen in China bis zu den Sanktionen des Westens gegen Russland.
Die Nachfrage ist in dieser Zeit nicht gestiegen, es ist die Angebotsseite, die eingebrochen ist. Die macht die Bekämpfung der Teuerung für die Notenbanken nicht einfach. Zinserhöhungen können Linderung bringen, haben aber auf die Entwicklung auf dem Energiemarkt nur bedingt Einfluss. Ähnlich ist es bei der Entwicklung der Lebensmittelreise. Wenn die Ausfälle an Getreideexporten aus der Ukraine, aber auch aus Indien, nicht kompensiert werden können, werden Lebensmittel teuer bleiben. Der Mensch benötigt nun mal Essen und wird eher auf etwas anderes verzichten.
Eine Chance für Sparer
In den USA hat die Notenbank damit begonnen, die Zinsen kräftig anzuheben. Analysten vermuten nicht, dass sie stark genug steigen, um die Teuerung ausgleichen. Zu stark ist die Gefahr, die Konjunktur abzuwürgen und eine Rezession auszulösen. Diese Unsicherheit macht Aktienhändler nervös. Eine sichere Prognose für die Entwicklung der Wirtschaft im zweiten Halbjahr ist nicht einfach.
So zeigen sich die Märkte volatil, fast wie in einem Casino. Dort könnten die Gewinne aktuell mit ein wenig Glück deutlich höher ausfallen als am Markt, das Verlustrisiko jedoch ebenfalls höher. Deshalb ist es wichtig, das Spiel im Online-Casino als Unterhaltung zu sehen. Gewinnmaximierung gibt es nicht nur in der Wirtschaft. Ein Casino Bonus erhöht die Gewinnchancen, ohne das Spielbudget zu erhöhen. Es stehen einige attraktive Geschenke zur Verfügung. Am weitesten verbreitet sind.
Willkommensbonus
Einzahlungsbonus
Freispiele
Die Boni sorgen dafür, dass Spieler weniger Eigenkapital einsetzen müssen. Jedoch sind die Gewinne auf Boni häufig begrenzt. Dies gilt besonders, wenn es sich um Boni ohne Einzahlung handelt.
Sparkonto oder doch Aktien?
Die Rendite auf Sparkonten ist vom Leitzins der Notenbanken abhängig. Nimmt man die Zinsprognose der EZB zur Grundlage, wird der Leitzins in der Eurozone zum Jahresende kaum über einem Prozent liegen. Dabei fällt auf, dass die Kreditzinsen schneller steigen als die Sparzinsen. Eine Inflationsprognose ist ungefähr so schwierig, wie einen Casino-Gewinn vorherzusagen. Die Zentralbanken mussten sich in den letzten Monaten mehrfach revidieren.
Die größte Gefahr sind Zweitrundeneffekte. Ökonomen warnen vor allzu ambitionierten Lohnerhöhungen. Jedoch sind diese für den Verlust an Kaufkraft nötig, weshalb die Gewerkschaften einen entsprechenden Ausgleich fordern.. Die Gefahr, dass sich die Inflation verfestigt, ist nicht von der Hand zu weisen. Bisher haben sich die Tarifpartner jedoch auf modere Tarife geeinigt, sodass diese Sorge zunächst in den Hintergrund rückt.
Am Ende könnte es sein, dass die beste Rendite weiterhin mit Aktien erwirtschaftet werden kann. Die Unternehmensberichte zeigten bis auf wenige Ausnahmen, dass die Wirtschaft robuster ist, als es die Stimmung am Markt manchmal widerspiegelt.
Leseempfehlungen
Lesen Sie doch auch diese Artikel rund um das Thema Finanzen, wofür sich auch andere Leser interessierten:
Für das Anlagedepot können Dividenden als Stabilisator wirken Was ist wichtig beim Start ins Berufsleben Energiekosten sparen – So klappt ein Anbieterwechsel
Bildnachweis
0 notes
anlage-top · 2 years
Text
Für das Anlagedepot können Dividenden als Stabilisator wirken
An den Aktienmärkten suchen Anleger in Zeiten erhöhter Kursschwankungen die berühmten sicheren Häfen. Dabei bieten Dividendenaktien hier eine attraktive Option, denn sie haben durch die regelmäßigen Ausschüttungen einen eingebauten Risikopuffer und haben sich in der Vergangenheit als krisenfest gezeigt. Doch allein die Höhe der Dividende oder der Dividendenrendite sollten für einen langfristig denkenden Anleger aber nicht das einzige Auswahlkriterium sein. Dividenden sollten nachhaltig sein. In diesem Artikel soll betrachtet werden, worauf es bei der Auswahl des richtigen Dividendenfonds ankommt.
Es ist lange Zeit in der öffentlichen Wahrnehmung ruhig um Dividendentitel geblieben
Bis vor einem halben Jahr schien sich die Welt nur um die großen Wachstumstitel aus dem Technologiesektor zu drehen. Dann kam der Einmarsch der Russen in die Ukraine sowie steigende Leitzinsen. Dividendenfonds konnten in diesem Umfeld ihre Stärken ausspielen und sorgten für Stabilität in den Portfolios. Dividendenwerte gelten als sicherer Hafen für Anleger, weil sie sich in der Regel auch in volatilen Marktphasen auf Ausschüttungen verlassen können. In Korrekturphasen können Dividenden ein Puffer gegen Kursverluste sein.
Aber auch langfristig tragen Ausschüttungen einen entscheidenden Teil zur Aktien-Performance bei. Untersuchungen über längere Zeiträume zeigen, dass etwa ein Viertel bis ein Drittel des durchschnittlichen Aktienertrags aus Dividenden stammt. Bestes Beispiel ist hierfür der Deutsche Aktienindex: Der DAX wird in der Regel als sogenannter Performanceindex angegeben. In diesem werden neben den Kursbewegungen auch alle Ausschüttungen berücksichtigt. Vergleicht man den DAX mit seinem Kursindex (also ohne Dividenden) über die letzten zehn Jahre, hat der Performanceindex die doppelte Rendite erzielt. Dieser Renditevorteil beruht auf dem Zinseszinseffekt, der sich ergibt, wenn die jährlich erhaltenen Dividenden konsequent in Aktien reinvestiert werden.
Doch worauf ist bei der Titelauswahl zu achten?
Leider orientieren sich zu viele Anleger hier ausschließlich an der Dividendenrendite. Diese drückt zwar sehr klar das Verhältnis zwischen Aktienkurs und Ausschüttung aus, allerdings kann auch ein starker Kurseinbruch die Dividendenrendite interessant wirken lassen. Hohe Dividenden in der Vergangenheit sind auch nicht zwangsläufig ein Indikator für hohe Dividenden in der Zukunft. Warnende Beispiele für deutsche Anleger waren etwa die Energiekonzerne RWE und Eon sowie die Deutsche Bank. Alle der genannten Unternehmen wiesen in der Vergangenheit sehr attraktive Dividendenrenditen auf – bevor die Geschäfte schlechter liefen und zuerst die Kurse deutlich fielen. Mit den sinkenden Gewinnen fielen in der Folge auch die Ausschüttungen an Anleger, die damit gleich doppelt getroffen wurden. Anleger sollten daher nicht nur auf die vielbeachteten „Dividendenaristokraten“ setzen. Also Unternehmen, die eine möglichst lange Historie steigender Dividenden aufweisen. Entscheidender ist der Blick nach vorne und damit auf das erwartete Dividendenwachstum. Die höheren Ausschüttungen der Zukunft sind dabei eng mit dem Ertragswachstum der Firmen verknüpft. Denn nur steigende Gewinne ermöglichen auch wachsende Zahlungen an die Anleger.
Nicht nur Aktien aus USA und Europa, sondern immer asiatische Aktien im Fokus
Unter dieser Prämisse ist auch nicht verwunderlich, dass immer mehr asiatische Aktien in den Blick der Experten rücken. Die Region lag in der Vergangenheit zurecht kaum im Fadenkreuz von Dividendenjägern, da die Ausschüttungen nicht mit Unternehmen aus den USA und Europa mithalten konnten. Dies gilt heute nicht mehr: Inzwischen verläuft das Dividendenwachstum in Asien deutlich dynamischer als in den westlichen Industrienationen. Aktuell liegt es sogar deutlich über der Inflationsrate. Für Asien sprechen auch die vergleichsweise günstigen Bewertungen und die breite Diversifikation der Dividendentitel über verschiedene Sektoren. Nicht umsonst steigt die Gewichtung von asiatischen Aktien auch in vielen Dividendenfonds.
Wichtigster Aspekt bei der Auswahl der attraktivsten Dividendentitel ist aber die Nachhaltigkeit. Es geht in diesem Fall aber nicht speziell um ökologische oder soziale Aspekte. Vielmehr ist damit gemeint, dass Ausschüttungen weder Investitionen verhindern noch eiserne Reserven aufzehren sollen. Es ist also wichtiger, woher die Dividenden stammen, als ihre absolute Höhe. Die Zahlung sollte möglichst aus dem erzielten Überschuss erfolgen und auch in schwierigen Zeiten sollte nicht die Substanz des Unternehmens angegriffen werden. Versuchen Unternehmen über hohe Dividenden die Anleger bei Laune zu halten, kann das kurzfristig zwar positiv auf den Aktienkurs wirken. Auf lange Sicht leiden unter diesem Vorgehen aber zwangsläufig die Investitionen und damit die Grundlage für Gewinne in der Zukunft. Bei der Auswahl sind die jeweiligen Geschäftsmodelle, der Verschuldungsgrad, die Eigentümerstruktur, die Qualität des Managements, die Bilanz und die Wachstumsaussichten ganz entscheidend.
Wirklich gute Dividendenwerte sollten also immer das Potenzial für langfristig steigende Dividenden haben
In Anbetracht der aktuell sehr hohen Inflation haben hier alle Unternehmen einen Vorteil, die ihre steigenden Kosten an den Endverbraucher weitergeben und somit ihre Gewinne auf stabilem Niveau halten können. Dazu benötigen sie eine hohe Preismacht, über die häufig nur Monopolisten oder Unternehmen mit beherrschendem Marktanteil verfügen. Bestes Beispiel sind hierfür Versorgerunternehmen oder Firmen aus dem Gesundheitsbereich, auf die Verbraucher nicht ohne Weiteres verzichten können. Aber auch in anderen Sektoren finden sich Dividendenperlen, die auch in schwierigen Zeiten zu hohen Ausschüttungen in der Lage sind.
Fazit
Krisen bieten in der Regel gute Chancen für Dividendenfonds. Beispielsweise stiegen in den Jahren nach der Finanzkrise die Ausschüttungen pro Aktie jährlich um sieben Prozent. Dividenden sind aber kein Modetrend, der nur kurzfristig in bestimmten Marktphasen interessant ist, sondern sollte in der Vermögensallokation generell eine Rolle spielen. Auch wenn die Schere schon etwas zusammen gegangen ist, liegen die relativen Bewertungen von Dividendentiteln immer noch langfristig unter dem Niveau von Wachstumsaktien. Auch nach den vergleichsweise guten Ergebnissen der letzten Monate ist das Anlagesegment also noch nicht zu teuer geworden.
Gerade in Krisenzeiten ist es aber besonders wichtig darauf zu achten, dass die Ausschüttungen nicht aus der Substanz des Unternehmens gezahlt werden, sondern Gewinne auch für langfristig wichtige Investitionen verwendet werden. Hier müssen Fondsmanager genau hinschauen und sich nicht von hohen Dividendenrenditen blenden lassen.
Leseempfehlungen
Lesen Sie doch auch diese Artikel rund um das Thema Finanzen, wofür sich auch andere Leser interessierten:
Der Durchschnittskosteneffekt Muskelhypothek: Was ist bei der Eigenleistung zu beachten Verjährung des Schadensfreiheitsrabattes
Bildnachweis
0 notes
anlage-top · 2 years
Text
Gold - Schützt das Edelmetall vor steigender Inflation und geopolitischen Krisen?
Die aktuellen Börsenturbulenzen und die steigende Inflation lassen Kapitalanleger nach einem sicheren Hafen Ausschau halten. Als ein aussichtsreicher Kandidat für viele Investoren und Experten ist Gold. Der Wert des Edelmetalls ist immerhin über die Jahrhunderte sehr stabil geblieben und konnte gerade in Krisenzeiten immer wieder die Aktienmärkte schlagen. Ob sich Gold auch aktuell als Schutz vor Krisen und Inflation eignet und welche Anlagemöglichkeiten es gibt, soll in diesem Artikel näher beleuchtet werden.
Gold wird häufig als die härteste Währung der Welt bezeichnet
Schaut man sich die Entwicklung über vergangene Jahrhunderte oder gar Jahrtausende an, scheint da etwas dran zu sein. Egal ob im Jahr 2022, 1900 oder sogar zur Zeit von Christi: Für ein Gramm Gold kann oder konnte man sich etwa die gleiche Menge Brot kaufen. Schaut man hingegen auf Euro oder Dollar, verloren diese schon innerhalb weniger Jahrzehnte einen großen Teil ihrer Kaufkraft. Gleichzeitig sollte man aber nicht verschweigen, dass auch Gold über kürzere Zeiträume stark schwanken kann. Laut einer Studie des Ökonomen Campbell Harvey von der Duke University behält Gold nur über Zeiträume von mehr als 100 Jahren verlässlich seine Kaufkraft. Einen Anlagehorizont den wohl kaum ein Anleger anstrebt.
In Krisenzeiten an den Börsen konnten sich Edelmetalle aber immer wieder hervortun. Während die Aktienmärkte nach dem Zusammenbruch der Dotcom-Blase in 2000 oder in der Finanzkrise ab 2007 deutliche Verluste verzeichneten, konnten Gold und Silber sogar zulegen. Betrachtet man den Zeitraum seit der Jahrtausendwende, konnte Gold die Aktienmärkte insgesamt abhängen. Über die letzten knapp 22 Jahre stieg der Goldpreis jährlich um etwa 9 Prozent, der Aktienmarktindex „MSCI World“ aber nur um etwas mehr als 5 Prozent.
Ist Gold also das Mittel der Wahl, um im aktuellen Marktumfeld zu bestehen
Immerhin haben der Ukraine-Krieg und steigende Leitzinsen die Aktienkurse seit Jahresbeginn stark schwanken lassen. Die Inflation liegt in den USA inzwischen bei 8,6 Prozent und in der EU bei 8,1 Prozent. Schaut man nur auf das aktuelle Jahr, konnte Gold die Inflation jedenfalls nicht ausgleichen. Der Goldpreis liegt über die letzten 6 Monate zwar leicht im Plus und schlug damit die meisten Aktienmärkte, einen Inflationsausgleich konnte aber auch das Edelmetall nicht liefern. Diese Entwicklung passt zu langfristigen Studien zum Verhältnis von Gold und Inflationsraten. Betrachtet man hierzu die letzten 50 Jahre, zeigt sich, dass es nahezu keine Beziehung zwischen den beiden Werten gab. Steigt die Inflation, bedeutet dies also nicht notwendigerweise eine Überrendite von Edelmetallen. Als Einzelanlage für eine kurzfristige Absicherung gegen die Geldentwertung ist Gold damit zu unzuverlässig und volatil.
Trotzdem gibt es Argumente, warum Gold auch aktuell eine attraktive Beimischung für Anlegerportfolien sind
Hervorzuheben ist hierbei die erwartete Nachfragesteigerung aus Schwellen- und Entwicklungsländern. Diese haben im Vergleich zu den Industrienationen (gemessen am Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt) noch relativ geringe Goldbestände aufgebaut. Laut einer Umfrage des „World Gold Council“ aus London gehen Zentralbanken aus den Emerging Markets von einer Ausweitung der Reserven über die nächsten Jahre aus. Dies könnte den Goldpreis weiter beflügeln. Setzt man als Anleger auf diese Preissteigerungen oder zunehmende Turbulenzen an den Aktienmärkten, bleibt noch die Wahl des passenden Mittels. Eine Möglichkeit ist der Kauf von Goldbarren oder Goldmünzen über Banken und spezialisierte Edelmetallhändler. Der physische Kauf hat dabei den Vorteil, das Gold auch tatsächlich in den eigenen Händen zu halten. Allerdings obliegt dann auch die Aufbewahrung dem Anleger selbst. Ob zu Hause oder im kostenpflichtigen Bankschließfach.
Nachteil ist die schwierigere Handelbarkeit der Barren und Münzen
Einige Banken verkaufen zwar Gold an ihre Anleger, kaufen dieses aber nicht zurück – oder nur mit deutlichen Abschlägen. Da Goldhändler auch keine besondere Zulassung benötigen, ist die Wahl des richtigen Anbieters nicht einfach. Das Risiko an einen unseriösen Goldhändler zu geraten, ist nicht zu vernachlässigen. Die Unterstützung durch einen Berater kann hier im wahrsten Sinne des Wortes „Gold wert sein“. Unkomplizierter ist der Handel mit Goldfonds, Gold-ETCs oder Goldzertifikaten. Diese sollen den Goldpreis möglichst exakt nachbilden und können jederzeit über die Börse gehandelt werden. Die höhere Liquidität ist aber in der Regel auch mit Kosten verbunden. Je nach Produkt können Gebühren für das Fondsmanagement, die Börsen oder Transaktionen anfallen. Zudem besteht bei ETCs und Zertifikaten auch immer ein Emittentenrisiko. Sollte der Produktanbieter zahlungsunfähig werden, kann dies also einen Totalverlust für Anleger bedeuten.
Eine eher indirekte Möglichkeit von steigenden Goldpreisen zu profitieren, ist ein Investment in Goldminen-Aktienfonds. Man beteiligt sich dabei an Unternehmen, die Minen besitzen und selbst Gold schürfen. Dabei muss berücksichtigt werden, dass die Korrelation zwischen den Kursen von Goldaktien und dem Goldpreis zwar hoch, aber nicht perfekt ist. Gibt es Probleme in der Produktion oder arbeitet ein Goldförderer nicht profitabel, können entsprechende Aktien auch fallen, obwohl die Goldpreise im gleichen Zeitraum steigen. Findet gerade ein genereller Ausverkauf an den Aktienmärkten statt, kann dies ebenfalls Goldminen-Aktien in Mitleidenschaft ziehen. Dies gilt allerdings auch mit umgekehrten Vorzeichen. Die Kosten von Goldminen-Aktienfonds entsprechen den üblichen Gebühren. Die Anlageform bringt aber auch den Vorteil des Status als „Sondervermögen“ mit sich. Ein Emittentenrisiko wird damit ausgeschlossen.
Auch eine weitere Schwäche von direkten Gold-Investments hat diese Anlagemöglichkeit nicht: Gold an sich erwirtschaftet keine regelmäßigen Ausschüttungen. Minenunternehmen zahlen hingegen Dividenden, die an Investoren ausgeschüttet werden und einen Risikopuffer darstellen. Grundsätzlich ist es aber für Anleger schwierig einzuschätzen, ob Goldaktien im Vergleich zum Edelmetallpreis mittel bis langfristig günstig bewertet sind und damit einen Vorteil zu direkten Goldinvestments darstellen können. Die Entscheidung sollte daher ausführlich mit einem Berater besprochen werden.
Fazit Betrachtet man sehr lange Zeiträume von mehr als 100 Jahren, konnte Gold seinen Status als härteste Währung der Welt bestätigen. Über kürzere und für Anleger relevantere Zeithorizonte, kann der Preis allerdings auch stark schwanken und bietet nicht in jedem Umfeld einen verlässlichen Schutz vor Krisen oder Inflation. Trotz der aktuell historisch hohen Bewertung von jenseits der 1.800 US-Dollar pro Unze kann Gold aber ein wichtiger Bestandteil eines jeden Portfolios sein. Die Unabhängigkeit von den Aktienmärkten und der Status als „sicherer Hafen“ machen Gold zu einem wichtigen Instrument für eine breite Diversifikation im Portfolio. So bieten sie eine passende Ergänzung zu anderen Depotbestandteilen, die üblicherweise der Absicherung dienen, wie Anleihen, Liquidität oder Immobilienfonds.
Leseempfehlungen
Lesen Sie doch auch diese Artikel rund um das Thema Finanzen, wofür sich auch andere Leser interessierten:
Steigende Zinsen – Was bedeutet dies für die Aktienmärkte? Durch ein Volltilgerdarlehen eine Planungssicherheit erhalten und dazu noch Geld sparen Welche Unterlagen können wirklich weg und was sollte länger aufbewahrt werden
Bildnachweis
0 notes
anlage-top · 2 years
Text
Steigende Zinsen - Was bedeutet dies für die Aktienmärkte?
In vielen Regionen der Welt steigen derzeit die Inflationsraten. Daraus ergibt sich für Anleger:innen unter anderem die Frage, wie die unterschiedlichen Kapitalmärkte darauf reagieren werden und wie sie sich als Anleger:innen vor einem realen Kaufkraftverlust schützen können. Die zunächst gehegte Hoffnung, es könnte sich bei der steigenden Inflation um eine kurzfristige Folge steigender Rohstoffpreise handeln, weicht der Vermutung, dass uns eine erhöhte Inflationsrate auch mittel- und eventuell sogar langfristig beschäftigen wird. Im Folgenden werden die aktuellen Entwicklungen beleuchtet und der Frage nachgegangen, ob Aktien als Anlageklasse an Relevanz verlieren werden.
Federal Reserve System (Fed) und Europäische Zentralbank (EZB) planen weitere Leitzinsanpassungen noch in diesem Jahr
Die Federal Reserve System (Fed) hat es schon getan, die Europäische Zentralbank (EZB) wartet (noch) ab. Leitzinserhöhungen sind das Mittel der Wahl für die Notenbanken, um sich der stark gestiegenen Inflation entgegenzustemmen. Die Vorgehensweisen in den USA und in Europa weichen dabei aber stark voneinander ab. Woran das liegt und was die Zinsanpassungen für die Aktienmärkte bedeutet, wollen wir in diesem Newsletter näher beleuchten. Angesichts einer Inflation von immer noch 8,5 Prozent in den USA, sah sich die US-Zentralbank zum Handeln gezwungen. Am 4. Mai 2022 erhöhte die Federal Reserve den Leitzins um 0,5 Prozent. Die stärkste Anhebung seit 20 Jahren. Einen Schritt, den sich die US-Amerikaner wohl erlauben können. Trotz Corona und Ukraine-Krieg läuft die Wirtschaft gut, die Arbeitslosenzahlen sind relativ gering und die Löhne zogen zuletzt an.
Diese Faktoren haben in den Vereinigten Staaten allerdings eine Spirale in Gang gesetzt: Steigende Löhne sorgen für höhere Preise, die wiederum zu höheren Lohnforderungen führen. Die Federal Reserve versucht durch Ihre Zinspolitik nun genau diese „Lohn-Preis-Spirale“ zu stoppen. An den Terminmärkten wird zum Jahresende daher fest mit einem Zinsniveau von mindestens 2,75 Prozent gerechnet. Gleichzeitig soll die auf rund neun Billionen Dollar aufgeblähte Bilanz schrittweise abgebaut werden. Der Beginn dieser monumentalen Aufgabe ist bereits der Juni 2022. Anders als beispielsweise in Europa ist die Inflation in den Vereinigten Staaten nachweislich weniger durch die steigenden Energiepreise nach oben getrieben worden. Rechnet man die Preise für Energie und Nahrungsmittel aus der Betrachtung heraus, erhält man für die USA immer noch einen Wert von 6,5 Prozent. Diese „Kerninflation“ liegt in Europa bei 3,5 Prozent.
Wege zur Inflationsbekämpfung in den USA und Europa unterscheiden sich
Der im Vergleich zu den USA hohe Anteil von Energiekosten für Verbraucher in Europa, vergrößert aber auch das Dilemma für die EZB. Eine Erhöhung der Zinsen würde nämlich nicht nur hochverschuldete Staaten wie Italien oder Portugal in Bedrängnis bringen, sie hätte mittelfristig auch keinen entscheidenden Einfluss auf die hohen Energiekosten. Der „Zinseffekt“ auf die Inflation könnte also geringer ausfallen als gehofft. Nichtsdestotrotz hat die Chefin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, kürzlich klargestellt, dass die Zinsen erst dann steigen werden, wenn das Anleihekaufprogramm beendet ist.
Dies könnte womöglich schon im Juli der Fall sein, kündigte EZB-Direktorin Isabel Schnabel an. “Wir sehen eine Verbreiterung des Inflationsdrucks”, warnt Schnabel. Sie hält sogar die Entstehung einer Lohn-Preis-Spirale wie in den USA für möglich. „Es steht außer Zweifel, dass höhere Lohnforderungen kommen würden, wenn die Inflation längere Zeit hoch bleibt“, meint Schnabel. Deshalb “müssen wir verhindern, dass sich die hohe Inflation in den Erwartungen festsetzt.“ Es ist aber durchaus vorstellbar, dass sich Lagarde mit einem Zinsschritt bis zum Herbst Zeit lässt – vor allem, wenn der Ukraine-Krieg weiter eskaliert und die europäische Wirtschaft belastet. Ökonomen rechnen derzeit mit drei kleinen Zinserhöhungen in diesem Jahr. Den Prognosen zufolge könnten die Leitzinsen bis zum Jahresende bei 0,75 Prozent liegen. Wer etwas über die unmittelbaren Folgen steigender Zinsen auf einzelne Aktienmärkte erfahren möchte, braucht sich nur den US-Markt über die letzten Monate anzuschauen.
Technologie-Branche ist derzeit am meisten betroffen - "langweilige" Basiswerte bleiben stabiler
Zunächst fällt dabei auf, dass insbesondere Technologie-Werte, aber auch Kryptowährungen, negativ betroffen waren. Der techlastige Index „Nasdaq 500“ fiel allein seit Jahresanfang um beinahe 30 Prozent. Zum Vergleich: Der deutsche Aktienindex DAX ging im gleichen Zeitraum „nur“ um weniger als die Hälfte zurück! Hintergrund der starken Verluste ist die große Abhängigkeit der Bewertungen von den traditionell hohen Gewinnerwartungen der Technologie-Branche. In einem Umfeld steigender Zinsen fallen diese weniger stark ins Gewicht und die Bewertungen der schnell wachsenden Unternehmen fallen. Nach der gleichen Logik gehören insbesondere Value-Titel oft zu den Gewinnern eines Zinserhöhungszyklus. Im Gegensatz zu Wachstums-Aktien sind deren Bewertungen nicht so stark von Zinserhöhungen abhängig und werden daher auch weniger von Notenbankentscheidungen beeinflusst. Als besonders robust gegen steigende Zinsen haben sich auch Branchen wie Banken, Versicherungen, Energie, Infrastruktur, Reisen und Rohstoffe gezeigt. Einige davon wurden zuletzt zu den Pandemieverlierern gezählt und könnten nun einen doppelten Kursschub erhalten.
Betrachtet man die historische Entwicklung von Aktienkursen nach den  Zinserhöhungsschritten der letzten 30 Jahre, relativiert sich der Einfluss der Notenbank-Entscheidungen für Aktieninvestments grundsätzlich: Im Durchschnitt fiel der breit aufgestellte „MSCI World“ als Reaktion auf Fed-Leitzinserhöhungen für etwa 30 Tage. Bereits nach 50 Tagen waren diese Verluste aber schon wieder aufgeholt und die Märkte legten in der Folge deutlich zu. Zinserhöhungen bedeuten also nicht zwingend eine Zäsur für die Aktienmärkte, sondern lösten in der Vergangenheit nur kurzfristig Pessimismus bei Anlegern aus. Auch für dieses Jahr zeichnet sich ab, dass der weitere Verlauf des Krieges in der Ukraine der wichtigere Treiber für die Aktienkurse sein wird. Eine Entspannung des Konflikts und sinkende Rohstoffpreise würden sicherlich die Kurse beflügeln, aber auch Druck von der Europäischen Zentralbank nehmen und voraussichtlich zu einer langsameren Zinswende führen. Die Märkte bewegen sich in 2022 damit weiter in der Taktung der Geopolitik.
Fazit
Die Zinserhöhungen der Notenbanken sind überfällig und bei den aktuellen  Verbraucherpreisen auch nicht mehr vermeidbar. Für Anleger sollte dies allerdings kein Grund sein, um überstürzt Aktienquoten in den Portfolios zu verringern. Im Vergleich zu anderen Anlageklassen (Tages-, Festgeld, Kryptowährungen oder Anleihen) bleibt der Ausblick für Aktien weiter attraktiv. Bei der Auswahl von Regionen und Branchen sollte die Zinsentwicklung aber trotzdem eine Rolle spielen. Gerade die stärkere Gewichtung von Value-Titeln sowie eine breite Streuung auf verschiedene Regionen mit unterschiedlichem Zinsumfeld halten wir aktuell für eine vielversprechende Strategie.
Leseempfehlungen
Lesen Sie doch auch diese Artikel rund um das Thema Finanzen, wofür sich auch andere Leser interessierten:
Investmentfonds und Steuern – Ihre Gebrauchsanweisung für 2022 So kann das Haus gewittersicher gemacht werden Die vier Lebensabschnitte zum Vermögensaufbau für den Ruhestand
Bildnachweis
0 notes
anlage-top · 2 years
Text
Investmentfonds und Steuern - Ihre Gebrauchsanweisung für 2022
Es ist nicht entscheidend, wie hoch ihr angelegtes Vermögen ist und wie erfahren Sie im Umgang mit Fonds bereits sind: Die steuerliche Seite ihrer Geldanlage sollte man als Anleger kennen und verstehen. Durch die Investmentsteuerreform hat sich die Besteuerungssystematik bei Investmentfonds mit der Wirkung zum 1. Januar 2018 grundlegend geändert. Wesentlich ist hierbei die Abkehr vom bisher geltenden Transparenzprinzip mit dem Ziel, die Besteuerung für Fondsanleger einfacher und nachvollziehbarer zu gestalten. Dies soll durch ein sogenanntes pauschales Besteuerungssystem bei Investmentfonds erreicht werden. Deshalb sollte sich jeder Anleger auch mit der steuerlichen Seite seiner Geldanlage befassen.
Der Fondsanbieter Allianz Global Investors stellt ihnen eine aktualisierte, verständliche und anschauliche Broschüre zu dem Thema "Investmentfonds und Steuern 2022" für Privatanleger zur Verfügung. Eines der wichtigsten Anliegen war es, dem Verbraucher das zweifelsohne nicht immer ganz einfache Steuerrecht in einer verständlichen Form nahezubringen.
Dort finden Sie interessante Informationen zu:
Eine Art Gebrauchsanweisung für Investmentfonds
Investmentfonds und Steuern auf einen Blick
Abgeltungssteuer auf Fondserträge
Übergangsvorschriften 2017/2018
Befreiung von der Abgeltungssteuer
Fondserträge in der Einkommensteuererklärung 2021
So füllen Sie die Anlage KAP und KAP-INV für die Einkommensteuererklärung 2021 aus
Beantragen der Arbeitnehmer-Sparzulage
Beantragen der staatlichen „Riester-Förderung“
Potenzielle Meldepflichten aus der Fondsanlage
Häufig gestellte Fragen
Steuer-ABC
Das PDF-Dokument für Privatvermögen 2022 können Sie hier herunterladen.
Broschüre für Privatvermögen herunterladen
Ebenfalls erhältlich ist eine Broschüre für Investmentfonds im Betriebsvermögen. Diese möchte inländischen Firmenkunden die Prinzipien der Fondsbesteuerung und die damit verbundenen Bilanzierungsgrundsätze nach den Regeln des deutschen Handelsgesetzbuches (HGB) erläutern.
Das PDF-Dokument für Betriebsvermögen 2022 können Sie hier herunterladen.
Broschüre für Betriebsvermögen herunterladen
Die steuerliche Behandlung von Kapitalerträgen hängt von den persönlichen Verhältnissen des Anlegers ab und kann künftig Änderungen unterworfen sein. Für Einzelfragen, insbesondere unter Berücksichtigung seiner individuellen steuerlichen Situation, sollte man sich an seinen persönlichen Steuerberater wenden. Bei einer Anlageentscheidung ist auch die persönliche außersteuerliche Situation des Anlegers zu berücksichtigen.
Leseempfehlungen
Lesen Sie doch auch diese Artikel rund um das Thema Finanzen, wofür sich auch andere Leser interessierten:
Globale Wirtschaft – Achillesferse Lieferketten? Privathaftpflichtversicherung - Warum auch bei sportlichen Aktivitäten wichtig Inflationsgespenst ist wieder da – Wird der Aktienmarkt abgewürgt?
Bildnachweis
0 notes
anlage-top · 2 years
Text
Globale Wirtschaft – Achillesferse Lieferketten?
Die Corona-Krise und der Krieg in der Ukraine haben die Fragilität internationaler Lieferketten offengelegt. Lieferzeiten stiegen deutlich an und Kosten für viele Rohstoffe oder Vorprodukte befeuern die bereits hohe Inflation noch weiter. Unternehmen und ganze Wirtschaftszweige zwingt die aktuelle Situation auch langfristig zum Umdenken. Wie bei allen globalen Trends, wird es auch in diesem Fall klare Gewinner und Verlierer geben.
Für die globale Wirtschaft werden die Lieferketten zur Achillesferse
Mehr als zwei Jahre haben das Coronavirus und die Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung die Weltwirtschaft bestimmt. Gerade als eine langsame Abschwächung des Infektionsgeschehens erkennbar schien und sich Unternehmen immer besser auf die Schwierigkeiten in ihren Lieferketten einstellen konnten, schockierte der Ukraine-Krieg die Welt. Der Angriff russischer Truppen führte zu umfassenden Sanktionen und Boykotts, welche die Weltwirtschaft empfindlich trafen. Wachstumserwartungen wurden in der Folge nach unten korrigiert und die Inflation dafür in die Höhe getrieben. Schnell machten Unkenrufe über ein neues Zeitalter der „Deglobalisierung“ die Runde. Die Vernetzung der Weltwirtschaft durch Handel und globale Arbeitsteilung könnte demnach ins Stocken geraten oder sogar zurückgedreht werden.
Erstes Anzeichen für diese Entwicklung war bereits der Handelskrieg zwischen den USA und China im Jahr 2018. Bekanntermaßen war ein Ziel des US-Präsidenten Trump dabei auch wieder Jobs aus China zurück in die Vereinigten Staaten zu holen, um Arbeitslosigkeit zu bekämpfen und die heimische Industrie zu stärken. Während damals die konkreten Auswirkungen auf die Wirtschaft marginal ausfielen, waren sie in der Corona-Krise gravierend. Lockdowns und krankheitsbedingte Ausfälle in der Produktion eines Landes konnten schnell zu Produktionsstopps in einem anderen Land führen. Medizinische Schutzkleidung wurde in Deutschland knapp, da diese kaum noch im Inland produziert wurde. Besonders die in den letzten Jahrzehnten gewachsene Abhängigkeit von China wurde den westlichen Industrienationen deutlich vor Augen geführt.
Eine schnelle Rückholung der Produktion aus den Billiglohnländern ist nicht zu erwarten
Auch in diesen Tagen bekommen wir die Auswirkungen der Zero-Covid-Strategie Pekings zu spüren. Sei es durch längere Lieferzeiten diverser Produkte oder immer weiter steigende Preise. Die Bedeutung von Russland und der Ukraine sind für die Weltwirtschaft zwar ungleich kleiner als China, trotzdem ist gerade Europa auf russische Rohstoffe angewiesen. Es geht dabei nicht nur um Öl, Erdgas und Weizen, sondern auch um Metalle wie Palladium und Neon. Beide Rohstoffe werden insbesondere für die Halbleiterindustrie dringend benötigt. Also eine Industrie, die bereits vor Kriegsausbruch nicht die vorhandene Nachfrage bedienen konnte enorm. Eine Möglichkeit, sich von ausländischen Lieferketten unabhängiger zu machen, ist natürlich, die gesamte Produktion und damit verbundene Arbeitsplätze aus Billiglohnländern zurückzuholen. Dieser Prozess ist aber nicht auf die Schnelle durchzuführen und gleichzeitig mit gewaltigen Mehrkosten verbunden. Wenig überraschend stellte daher beispielsweise gerade erst die Handelskammer von Shanghai klar, dass aktuell keine US-Firmen ihre Produktion aus China in ihr Heimatland verlagern.
Stattdessen diversifizieren Unternehmen ihre Lieferketten lieber, indem sie Lieferanten-Netzwerke erweitern, um nicht mehr auf einzelne Unternehmen und Wirtschaftsregionen angewiesen zu sein. Kleinere, flexiblere und wachsende Unternehmen sind hier in der Regel im Vorteil, da sie diese Netzwerke erst aufbauen und nicht erst gewachsene Strukturen aufbrechen müssen. Unterstützung könnte das sogenannte Reshoring – also das zurückholen von Arbeitsplätzen aus dem Ausland – auch aus der Politik erhalten. Als Reaktion auf die aktuellen Krisen haben sich etwa viele europäische Staaten das Ziel gesetzt, die Versorgungssicherheit bei strategischen und lebensnotwendigen Gütern wie Medikamenten, Energieträgern und Technologie zu verbessern. Schlüsselprodukte und -technologien sollen zukünftig also möglichst „Made in EU“ sein. Beispiel hierfür ist der geplante Bau zweier Halbleiterfabriken in Magdeburg durch die Firma Intel. Damit sollen nicht nur 3.000 Arbeitsplätze geschaffen, sondern laut der Bundesregierung auch für „resiliente Lieferketten sowie wettbewerbsfähige und leistungsfähige Produktionsstrukturen in Deutschland und Europa“ gesorgt werden.
Die aktuellen Krisen sorgen für eine neue Sichtweise für eine europäische Industriepolitik
Die aktuellen Krisen scheinen auch der entscheidende Anlass zu sein, um die EU endlich zu einer gemeinsamen Industriepolitik zu zwingen, über die im letzten Jahrzehnt nur endlos debattiert wurde. Wenn zukünftig deutsche Unternehmen ihre Produktion doch wieder verstärkt im Inland oder europäischen Ausland ansiedeln möchten, wäre dies aus Kostengründen wohl nur bei einem hohen Grad an Automatisierung und dem Einsatz von Industrierobotern möglich. Dies bietet selbstverständlich Chancen für entsprechende Robotik- oder KI-Unternehmen, aber auch für Firmen, die bereits über stark automatisierte und digitalisierte Prozesse verfügen.
Fazit
Corona-Krise und Ukraine-Krieg sind zu einem Weckruf für die Industrie geworden. Zu lange wurden Abhängigkeiten von einzelnen Ländern oder Lieferanten einfach hingenommen und der Aufbau eines stabilen Netzwerks aus Lieferketten verschlafen. Ziehen europäische Unternehmen die richtigen Lehren aus der aktuellen Situation, kann sich das für Anleger gleich in mehrfacher Hinsicht auszahlen: Zukünftige Krisen mit Lieferengpässen oder Probleme bei Zulieferern sollten dann nicht mehr zu Produktionsausfällen oder stark steigenden Kosten führen. Dies sorgt für Stabilität in den Bilanzen und an den Börsen. Europäische Regierungen wollen zudem die Vorherrschaft der USA und Asien im Technologiesektor nicht mehr als Gott gegeben hinnehmen und kündigen entsprechende Förderprogramme an. Besonders im Fokus dabei das 5G-Netz, digitale Infrastruktur und Klimatechnologie. Gerade bei grünen Technologien gibt es in Europa einige Kandidaten, die auch auf dem globalen Markt eine führende Rolle einnehmen könnten.
Leseempfehlungen
Lesen Sie doch auch diese Artikel rund um das Thema Finanzen, wofür sich auch andere Leser interessierten:
Aktive und passive Anlagestrategien – Es kommt auf die richtige Mischung an Das Eigenkapital für das Wohneigentum mit Fonds ansparen Versicherungen kündigen – Tipps zu Fristen, Formulierungen und auf was man sonst noch achten sollte
Bildnachweis
0 notes