Das Meer und ich - Beitrag zur Blogparade "Europa und das Meer"
Das Deutsche Historische Museum hatte unter dem Hashtag #DHMMeer eingeladen, seine eigene, ganz persönliche Beziehung zum Meer zu verraten. Darum ist mein Beitrag Das Meer und ich entstanden. Auch wenn ich eher ein Typ der Berge bin, habe ich doch einige Beziehungen zum Meer.
Das Meer und ich - was ich mit dem Meer zu tun habe
Das Meer und ich - das war bereits zu meiner Kindheit schon eine Beziehung. Mein Vater fuhr für die Deutsche Seereederei DSR als technischer Offizier zur See. Bis zu meinem fünften Lebensjahr sah ich meinen Vater nur wenige Wochen im Jahr. Dann hatte er zwischen zwei Seereisen etwas Landgang oder er verlebte seinen Urlaub bei uns. Oft fuhren meine Mutter und ich auch zu ihm in den Hafen von Rostock.
Die Besuche waren natürlich immer etwas besonderes. Das lag nicht nur daran, dass mein Vater mir Süssigkeiten und Matchbox aus dem Westen mitbrachte. Von jeder Reise brachte mein Vater immer neue Geschichten und Erinnerungen mit. Gefühlte zehntausende Dias und Fotos seiner Reisen lagern noch heute in den Schränken meines Vaters.
Bis zur Geburt meiner Geschwister fuhr mein Vater zur See. Dann fügte er sich dem Familienleben und nahm eine Stelle im VEB Traktorenwerk Schönebeck an. Fortan waren wir wirklich Landratten. Die einzigen Beziehungen zum Meer waren die Flüsse, an denen wir wohnten und die jährlichen Urlaubsreisen.
Es war immer wieder ein Erlebnis, wenn wir zu fünft im vollgepackten Trabbi an die Ostsee oder wenigstens in die damaligen Bezirke Rostock oder Schwerin fuhren. Wenigstens einen Abstecher zur Ostsee mussten wir machen. Auch durch Museen wie dem Meeresaquarium bin ich dem Meer und der Welt nah - auch heute immer noch. Hinzu kamen für mich noch die jährlichen Fahrten in das Ferienlager des Betriebes meines Vaters.
Das Meer und ich - eher Zufluchts- als Aufbruchsort
Auch als Jugendlicher fuhr ich mit meinen Freunden an die Ostsee, meistens auf den Darss nach Prerow zum Zelten. Träumte ich dort am Strand von der Weite der Welt? Für den normalen DDR-Bürger schien die Welt schon vor der Grenze zu enden. Trotzdem verspürte ich keine wirkliches Fernweh. Vielmehr waren es die Gedanken an fremde Länder, die mich beschäftigten. Das Meer und ich hatten in diesen Augenblicken eine besondere Beziehung. Meinen Reisedrang lebte ich in der DDR und den befreundeten Ländern aus. Bis dann die Mauer im Jahr 1989 fiel.
1989 selbst geschah in Sachen Reisen noch nicht viel. Viel mehr war man mit den aktuellen Zeitgeschehen beschäftigt. So führte mich meine erste Auslandsreise auch erst im Sommer 1990 nach Italien - in die Toskana und an das Mittelmeer. Viele weitere Aufenthalte an der Nordsee, am Mittelmeer oder am Atlantischen Ozean folgten. Auch meine Reisen zum Eurovision Song Contest führten immer wieder in Städte, die am Meer liegen. Zuletzt nach Lissabon. So wurde das Meer für mich immer wieder zu einem Punkt, an dem sich meine Heimatliebe mit meinem Entdeckerdrang überschneidet. Immer mehr lernte ich von meinem alten Vertrauten kennen. Auch heute noch.
Viele schöne und intensive Begegnungen habe ich am Meer erlebt. Kitschige Sonnenuntergänge, klare Sternennächte oder wilde Bekanntschaften. Wie die mit den Kegelrobben auf Helgoland beispielsweise.
Das Meer ist ein alter Freund für mich geworden
Stundenlang könnte ich am Ufer sitzen, der Brandung und dem Wind zuhören und dem Wellenspiel zuschauen. Ich schaue den Schiffen hinterher, die von irgendwo herkommen und irgendwo hinfahren. Ich verspüre keine Sehnsucht nach Ferne und geniesse nur den Moment. Das Meer ist für mich Kommen und Gehen gleichzeitig. Hier kann ich die Seele baumeln lassen. Die Wellen bringen neue Gedanken und nehmen alte Sorgen einfach mit. Es tut einfach gut am Meer zu sein.
Sorgen mache ich mir um unseren Umgang mit dem Meer. Nicht nur mit dem Meer, sondern mit der Natur generell. Wir Menschen meinen, wir sind die Krone der Schöpfung. Deshalb können wir mit dem Meer, unseren Wäldern, Bergen und unserer Natur so umgehen wie wie es für richtig halten. Vermüllung, Lebensraumverlust und Artensterben sind das Ergebnis. Es stimmt mich traurig, wenn ich sehe wie arm an Leben unsere Natur wird.
Meere, Flüsse, Wälder, Tiere und Pflanzen und auch wir selbst - alles hängt zusammen. Wir leben auf den schönsten Planeten, den ich kenne. Das wird mir bewusst, wenn ich am Meer sitze. Oder im Wald oder auf einem Berg.
Den Link zur abgelaufenen Blogparade "Europa und das Meer" findet ihr übrigens hier.
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Über den Autor und seine Bibliografie
Detlef Schmidt, (* 26. März 1945 in Wismar) ist ein Wismarer Heimatforscher und Autor regionalgeschichtlicher Beiträge.
Detlef Schmidt wurde als Sohn eines Malermeisters geboren. Nach dem Schulbesuch in Wismar absolvierte er eine Lehre als Elektriker. Nach Qualifizierungen arbeitete er in leitenden Tätigkeiten in verschiedenen Unternehmen. Er schloss ein Fernstudium im Bereich Verwaltungs- und Staatsrecht als Diplom-Verwaltungswirt (FH) ab.
Von 1982 bis 1990 war er, zu dieser Zeit Mitglied der LDPD Kreisgeschäftsstellenleiter der IHK Rostock für die Kreise Bad Doberan, Wismar und Grevesmühlen. Ab dem 1. Januar 1990 war er erster Pressereferent Wismars, anschließend bis 1991 Verwaltungsangestellter. Seit dem 1. September 1991 arbeitete er freiberuflich im Bereich Medien- und Marketingberatung. Von 1994 bis 1995 war er Direktor des Hotels Stadt Hamburg in Wismar, 1995 bis 1996 Anzeigenleiter bei den Mecklenburger Nachrichten und 1999 bis 2003 Geschäftsführer des DRK Wismar.
Er ist eines der Gründungsmitglieder der Wismarer Wirtschaftsgemeinschaft und war von 1991 bis 1997 ihr erster ehrenamtlicher Geschäftsführer, anschließend Regionalleiter des Unternehmerverbandes Mecklenburg-Schwerin und von 1999 bis 2003 Präsidiumsmitglied des Verbandes für Mecklenburg. Seit 1975 arbeitete er mit Fachleuten und Laien in einer Gruppierung „Denkmalpflege“ zusammen, die sich für die Erhaltung der vom Verfall bedrohten Gebäude einsetzte. Auf eine Bitte der Kreisorganisation des Wismarer Kulturbundes richtete er 1983 als ehrenamtlicher Bauleiter mit fünf Fachleuten das mittelalterliche Wassertor am Hafen her.
Am 1. Januar 2003 ging er krankheitsbedingt in den Ruhestand und widmete sich verstärkt der Regionalgeschichte. Regelmäßige historische Beiträge in den regionalen Medien und Publikationen in Zusammenarbeit mit der Buchhandlung Hugendubel in Wismar sind das Ergebnis. Er ist Gründungsmitglied und Kuratoriumsvorsitzender der ersten Bürgerstiftung der Hansestadt Wismar und Ehrenmitglied im Verein der Freunde der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern, dem er jahrelang als Vorstandsmitglied angehörte. Er fühlt sich der Freimaurerei, und deren ethische, humanistische und tolerante Weltanschauung, sehr verbunden. Er gehörte zahlreichen Vereinen und Verbänden der Hansestadt Wismar an und brachte sich hier engagiert ein. Seit dem 1. Mai 2015 hat er an den Sana Kliniken im Hanse-Klinikum in Wismar die ehrenamtliche Aufgabe eines Patientenfürsprechers übernommen.
Am 27. August 2014 erhielt er den Kulturpreis des Landkreises Nordwestmecklenburg. Der Ehrenring der Hansestadt Wismar wurde ihm am 17. März 2015 feierlich übergeben. Es ist die zweithöchste Ehrung der Hansestadt Wismar.
Detlef Schmidt ist seit 1966 mit Rose-Marie Schmidt verheiratet. Das Paar hat zwei Töchter.
Seit Mitte der 1970er Jahre veröffentlichte Schmidt zunächst erste Artikel im Bereich Regionalgeschichte, die im Bezirk Rostock gedruckt wurden. Seine regionalgeschichtlichen Beiträge erscheinen seit dieser Zeit regelmäßig in regionalen Zeitungen. Seit 2002 werden von ihm unter dem Pseudonym „Hinnerk“ regelmäßig plattdeutsche Kolumnen in der Ostsee-Zeitung Wismar veröffentlicht. Er war Mitautor des 1988 erschienenen Jahrbuch der Schifffahrt über die maritime Vergangenheit der Stadt Wismar, der Zeitschrift „Architektur der DDR“ (1984) über die Wiedereinrichtung des Wassertores und der Archivreihe „Wismarer Beitrage“ über Wismars Straßennamen (1983). Weiterhin wirkte er an der Festschrift zur 775-Jahr-Feier Wismars 2004 mit einem eigenen Beitrag. Hinzu kommen Erzählungen in den Büchern „Wismarer Kriminalbuch“ und „Wismarer Stadtgespräche“. In der seit 2009 herausgegebenen Wismar-Zeitung erscheint als Periodika zweiwöchentlich ein historischer Beitrag zur Geschichte der Hansestadt Wismar. Mitautor im bundesweit erscheinenden Jahrbuch 2011 "Neue Stadtbaukultur" bei Stadtbild Deutschland e. V.
[mit Wilhelm Orth:] Wismarer Demokraten. Hrsg.: Kreisvorstand der LDPD Wismar, Wismar 1985.
Schmidt´s Wismarsche Zettelkiste. Hrsg.: Volker Stein. Mit Illustrationen von Rolf Möller. BS-Verlag, Rostock 2003. ISBN 3-89954-050-6.
Wismersche Vertellers. Mit Biller vun Rolf Möller. Weiland, Wismar 2004.
Schmidt´s Wismarer Schatzkästlein. Mit seltenen Wismarer Begebenheiten. Weiland, Wismar 2005
Das Kleine Wismarsche Weihnachts- und Silvesterbüchlein. Mit Illustrationen von Rolf Möller. Weiland, Wismar 2006. ISBN 3-87890-109-7.
Wismars verschollener Schatz. Ein Krimi-Reiseführer durch das alte Wismar. Weiland, Wismar 2007. ISBN 3-87890-118-6.
Wismarer Rathausgeschichten. In alten Ratsprotokollen gestöbert. Weiland, Wismar 2008. ISBN 978-3-87890-134-1.
Wie die Dänen nach Wismar kamen…. Eine historische Erzählung. Weiland, Wismar 2009. ISBN 978-3-87890-145-7.
(Hrsg.): Kleiner Bilderbogen aus Wismars DDR-Zeit. Sonderausgabe anlässlich der OZ-Dokumentation „Wismar – eine Stadt im Wandel“, 20 Jahre Mauerfall 1989–2009. Weiland, Wismar 2009. ISBN 978-3-87890-148-8.
Schmidts neue Wismarer Zettelkiste. Weiland, Wismar 2009. ISBN 978-3-87890-150-1.
Wismars Alte Schule. Kleinod im Gotischen Viertel. Weiland, Wismar 2010. ISBN 978-3-87890-153-2.
(Hrsg.): Neuer Bilderbogen aus Wismars DDR-Zeit – von der 750-Jahr-Feier 1979 bis zur Wende 1989. Weiland, Wismar 2010. ISBN 978-3-87890-158-7.
Wismarer Biergeschichte(n). Verlag Koch&Raum OHG, Wismar 2010. ISBN 978-3-87890-160-0.
Kleines Wismarer Wörterbuch. Weiland, Wismar 2011. ISBN 978-3-87890-170-9.
Illustriertes Altstadtlexikon Hansestadt Wismar. Fotos von Hanjo Volster, Weiland, Wismar 2012. ISBN 978-3-87890-166-2.
Wismar - Großes historisches Lesebuch. Mit historischen Fotos aus Sammlung D. Schmidt. Buchhandlung Hugendubel, Wismar 2012, ISBN 978-3-944211-02-2.
Bomben auf Wismar. Mit historischen Fotos aus Sammlung D. Schmidt u. H. Volster, Buchhandlung Hugendubel, Wismar 2013. ISBN 978-3-944211-04-6.
Kleines Kompendium Wismarer Straßennamen. Mit Luftbildaufnahmen von Uli Jahr. Buchhandlung Hugendubel, Wismar 2013. ISBN 978-3-944211-05-3.
Luftbildatlas Wismar. Luftbildaufnahmen von Hanjo Volster, Texte: Detlef Schmidt. Buchhandlung Hugendubel, Wismar 2013. ISBN 978-3-944211-06-0.
Die Schmuggler vom Walfisch. Eine Wismarer Abenteurerzählung für Alt und Jung. Buchhandlung Hugendubel, Wismar 2013. ISBN 978-3-944211-09-1.
Backstein & Spickaal - Wismarer Straßennamen erzählen. Mit Fotos von Hanjo Volster. Buchhandlung Hugendubel, Wismar 2013. ISBN 978-3-944211-13-8.
Backstein-Panorama Wismar. Text: Detlef Schmidt, Fotos von Hanjo Volster. Buchhandlung Hugendubel, Wismar 2014. ISBN 978-3-944211-20-6.
Wismarer Kalenderbuch. Eine Chronik Wismars. Text: Detlef Schmidt, Fotos: Sammlung Schmidt und Hanjo Volster. Buchhandlung Hugendubel, Wismar 2015. ISBN 978-3-944211-25-1.
200 Jahre Lindengarten. Zum 200-jährigen Jubiläum des Lindengarten in Wismar i. A. des Altstadtvereines, Wismar 2015, Text: Detlef Schmidt, Fotos: Sammlung Schmidt und Stadtarchiv Wismar. Wismar 2015.
Wismar - Historischer Almanach. Text: Detlef Schmidt, Fotos: Sammlung D. Schmidt, Repros: Karsten Witting und Hanjo Volster. Buchhandlung Hugendubel, Wismar 2016. ISBN 978-3-944211-37-4.
Wismar für die Hosentasche. Text: Detlef Schmidt, Fotos: Hanjo Volster. Buchhandlung Hugendubel, Wismar 2016. ISBN 978-3-944211-42-8.
Wismar aus der Luft. Fotos: Ulrich Jahr, Text: Detlef Schmidt, Buchhandlung Hugendubel, Wismar 2016. ISBN 978-3-944211-43-5.
Wismar - Wussten Sie, das? Text: Detlef Schmidt, Fotos: Sammlung D. Schmidt, Repros: Karsten Witting und Hanjo Volster, Buchhandlung Hugendubel, Wismar 2016, ISBN 978-3-944211-47-3.
Dat Wismersch Geschichtsbauk - Wismarer Geschichte in Niederdeutsch, Text: Detlef Schmidt, Illustration: Detlef Kristeleit, Fotos: Hanjo Volster, Buchhandlung Hugendubel, Wismar 2017. ISBN 978-3-944211-48-0.
Wismar - Historische Streifzüge Text: Detlef Schmidt, Fotos + Repros: Hanjo Volster, Karsten Witting, Buchhandlung Hugendubel, Wismar 2017. ISBN 978-3-944211-51-0.
Wismar - Historische Spaziergänge Text: Detlef Schmidt, Illustration: Dr. Karl Fröck †, Buchhandlung Hugendubel, Wismar 2017. ISBN 978-3-944211-51-0.
Wismar - Die Straßen im alten Wismar Text: Detlef Schmidt, Foto: Volster, Witting, Schmidt, Buchhandlung Hugendubel, Wismar 2017. ISBN 978-3-944211-57-2.
Wismar - Neue historische Streifzüge Text: Detlef Schmidt, Foto: Volster, Witting, Schmidt, Buchhandlung Hugendubel, Wismar 2018. ISBN 978-3-944211-59-6.
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Tagesdosis 24.5.2018 - Deutschland schafft sich seine Ghettos
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Tagesdosis 24.5.2018 - Deutschland schafft sich seine Ghettos
Ein Kommentar von Bernhard Loyen.
Gesellschaftliche Ab-, bzw. Ausgrenzungen sind kein neuzeitliches Phänomen. Es gab sie schon immer, die sog. Problembezirke, Arbeiterbezirke und die Bezirke der sog. Besserverdiener. Trotzdem waren die meisten Bezirke so strukturiert, dass sich im Nachbarschafts- und Straßenbild Menschen jeglicher sozialer Mischung zeigten. Jung und Alt. Arm und Reich, bzw. höher begütert. Einheimische und Migranten.
Nun zeigt eine aktuelle Studie des Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung aufschlussreiche Ergebnisse(1). Eine bis dato nicht vergleichbare Langzeitstudie. Das klassische Stadtbild hat sich radikal verändert. Sozialforscher untersuchten 74 deutsche Städte im Zeitraum von 2005 bis 2014.
Der in der Studie angewendete Segregationsindex, beinhaltet die Betrachtung nach dem Sozialstatus, dem Familienstatus und der ethnischen Zugehörigkeit. Die Haupterkenntnis kann bei dieser über 200seitigen Studie kurz, wie folgt benannt werden: Deutschlands Stadtbevölkerung ist immer weniger sozial durchmischt.
So zeigen die Zahlen: arme Menschen wohnen zunehmend konzentriert in Ballungsräumen, die klassische Mischung von Jung und Alt gehört der Vergangenheit an. 70% aller Deutschen leben in Städten, die weniger als 100.000 Einwohner haben(2). Hier zeigen sich die elementaren Erkenntnisse dieser Studie: In gut 80 Prozent der untersuchten Städte hat seit 2005 die räumliche Ballung von Menschen, die Grundsicherung nach SGB II (= Hartz-4) beziehen, zugenommen. Am stärksten dort, wo viele Familien mit kleinen Kindern (unter 6 Jahren) und viele arme Menschen leben. Den höchsten Anstieg verzeichnen ostdeutsche Städte wie Rostock, Schwerin, Potsdam, Erfurt, Halle und Weimar. Zudem schreitet die sozialräumliche Spaltung in Städten schneller voran, wo eine bestimmte Schwelle der Armutssegregation bereits überschritten ist(1).
So seien arme Familien mit Kindern besonders betroffen. In 36 Städten gibt es inzwischen Quartiere, in denen mehr als die Hälfte aller Kinder von Leistungen nach SGB II leben. „Diese Entwicklung kann sich negativ auf die Lebenschancen armer Kinder auswirken. Aus der Forschung wissen wir, dass die Nachbarschaft auch den Bildungserfolg beeinflusst“, so Stefanie Jähnen, eine der beiden Sozialforscherinnen.
Die Studie zeigt aber auch, dass bestimmte Altersgruppen immer seltener Tür an Tür wohnen. So konzentrieren sich junge Menschen zwischen 15 und 29 Jahren zunehmend in bestimmten Wohnvierteln, in anderen wiederum alte Menschen ab 65 Jahren.
Die benannte Hartz-4 Problematik ist mit 23% in Ostdeutschland, gegenüber 8% in den alten Bundesländern signifikant angestiegen. Die Ballung solcher Bevölkerungsgruppen trägt hauptsächlich seine Wurzeln im politischen Versagen der letzten Jahrzehnte der Bevölkerung bezahlbaren Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Forcierte Verdrängung durch staatlich gestützte Gentrifizierung zerstört gewachsene Gesellschaftsstrukturen. Staatliche Regulierung von dringend benötigtem sozialem Wohnungsbau wird durch entfremdete Politik verhindert.
Diese dringend benötigten Neubauten gehören jedoch in die Mitte der Stadt, der Gesellschaft, um alte soziale Mischungen wieder zu beleben. Nicht, wie mehrheitlich praktiziert, an die Stadtränder. Die baulichen Sünden der 70er und 80er, sog. Trabantenstädte zu errichten rächt sich nun, da die Politik die innerstädtischen Filetstücke lieber an internationale Investoren verhökert, die jedoch keinerlei Interesse am Normalbürger haben. Rentner, sozial Schwache und Abgehängte, Familien mit Kindern aus dem Niedriglohnsektor, Studenten gehören nicht in ihre solvente güldene Parallelwelt…weiterlesen hier: https://kenfm.de/tagesdosis/
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