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#Ausg'steckt is'
schottisreisetagebuch · 7 months
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Von Kellern und Gassen
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Von Kellern und Gassen
Im Labyrinth, Hauptstraße 49, 2171 Herrnbaumgarten
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Fliegen ohne Flügel - Über die Langsamkeit der Natur
Allein die Vorstellung, mich durch ein subkutanes Geflecht von Erdadern und Kellergängen zu zwängen, versetzte mich noch vor nicht allzu langer Zeit in Panik. Das ging so weit, dass ich schon beim bloßen Gedanken daran eine unterirdische Welt zu betreten, Erwartungsängste produzierte. Herzrasen, Schweißausbruch und die Vorstellung eingesperrt zu sein verursachte Beklemmung. Was tun? Die Hörner beim Stier packen, rein ins Ungewisse und raus aus der Phobie. Angst ist ein unkontrollierbarer, wiederkehrender Faktor. Fliegen, Höhlen, Menschenmassen und die Angst vor kleinen Räumen. Immer wieder stieß ich an Grenzen. Überforderung. Überwindung. Weshalb setze ich mich dem aus? Wem, bitte, muss ich was beweisen? Da sage ich doch lieber: “Kein Problem, bin schon erwachsen“ und stürze mich ins Abenteuer. Ich schaffe das schon. Aber ein mulmiges Gefühl bleibt: Die Angst vor der Angst.  
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Die Kellergasse
Diesmal erkunde ich ein Land, in dem ich mich sicher fühle und das Kapitel, das es zu bearbeiten gilt, beunruhigt mich nicht weiter: Die Kellergasse. Gemütlicher geht’s nicht. Elfhundert Stück davon gibt es allein im hundertjährigen Land. Im Weinviertel werde ich mehr als fündig. „In jedem zweiten Dorf an Hund“, sagte mir ein Mann, der‘s wissen muss, „… man muss nur die Gass’n vor lauter Buschen sehen.“ Gemeint ist der Föhrenbusch, der über jeder zweiten unversperrten Türe hängt, die den Pilger eintreten lässt, um ihn zu laben. 
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Ewigkeitsgasse
Was soll‘s, denke ich, schnüre den Ranzen, studiere Fahrtrouten und Öffnungszeiten, blättere mich durch Hochglanzprospekte und fahre los. Doch wohin? Die gebenedeiten Orte bieten, jeder für sich, Erlebenswertes: Sei es der Galgenberg in Wildendürnbach, der Zipf in Mailberg, die Oagossn in Falkenstein oder die Königliche Kellergasse in Dürnleis. Sie alle sind es wert besucht zu werden, alle sind bis unters Kellerdach gefüllt mit Bouteillen und überbieten einander an hausgemachter Eloquenz und Gemütlichkeit. Wohin also? In solchen Situationen reagiert der Reisende instinktiv. „Fliegen ohne Flügel“ (Tiziano Terzani) ist ein wunderbares Buch über die Langsamkeit des Reisens. Die Botschaft lautet: Lass dich treiben. Erkenne den Augenblick. Zu erobern gilt nicht Quantität, vielmehr Qualität. Ich folge meiner roten Gefährtin. Ich will dort einkehren, wo ich in Ruhe ein Glas Wein genießen kann, jenseits von Promi und Prunk, Winzerkönigin und deren Prinzgemahl. Wo das ist? Beim nächstbesten Buschen.
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Das Labyrinth des Friedl Umschald
Was haben „Odlatzbia oröwen“ oder die „Pecherei“ mit den Kellergassen des Weinviertels zu tun? Noch nichts. Es könnte sich aber bald ändern. Sowohl das „Abrebeln der Elsbeere“, als auch das beinahe ausgestorbene Gewerbe der Pech-Gewinnung gehören zum Weltkulturerbe, die Buschenschankgassen noch nicht. Ein Verein wurde gegründet, zum Zweck, die Republik zu stubsen, sich bis zum Jahre 2024 darum zu kümmern. Bei positivem Bescheid würde das Gassen-Tschechern endgültig dem immateriellen Kulturerbe angehören und das nationale Bewußtsein bereichern. Die Notwendigkeit des „Achterls in Ehren“ wäre amtlich, es zu leeren, Staatsbürgerpflicht.
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Der Eingang zur Unterwelt
„Dörfer ohne Rauchfang“, nannte man seit alters her die Ansammlung an Objekten, deren erklärtes Ziel es war und ist, sich hinter Kellermauern dem Genuss des jungen Weines hinzugeben, und während das letzte Bodensatzerl das Glas verlässt, steht das allerletzte Fluchtachterl bereits am Tisch. Das Weinverkosten nimmt bekanntlich so lange kein Ende, bis der Vorrat erschöpft ist. Dass dem nie so sein wird, dafür sorgen die Wirte mit bacchantischer Geduld. Nirgends sonst lässt sich trefflicher bürsteln, als am Tatort. Und wenn dann auch noch fachkundige Winzer über Säuregrad, Zuckergehalt, Keltern und Gären dozieren, nimmt der Wissensdurst der Gäste kein Ende. Wer will nicht zu den Eingeweihten zählen, die das Hauerhandwerk von der Pike auf kennen, besonders wenn’s ans Dippeln geht. An der Quelle dem ersten Tröpferl seine Reverenz zu erweisen, steigert den Genuss der Völkerverständigung und das Fachsimpeln und Feiern war seit jeher dort angesagt, wo der Charme so mancher Kellergasse das Seinige dazu beiträgt.
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Der Altarraum
Schon seit dem 17. Jahrhundert weiß man um die kühlen Höhlen am Rande der Weingärten. Vom Lagern bis zum Saufen, der Weg war nie sonderlich weit. Wurde früher „toute en famille“ weingebissen, verdichtete sich die Passion der Verkoster bald zum Nationalsport. 
„Lange Nächte“, „Gassen-Führungen“, Erlebnistrinken“ und „Weinfeste“ sind an der Tages- und Nachtordnung und die Zuag’rasten lassen sich nichts lieber als verführen. So auch ich. In Herrenbaumgarten, im nordöstlichen Weinviertel war’s, da gab ein Wort das andere und ich landete flugs unter der Erde, im Souterrain des Trankelns und Wankelns. „Labyrinth-Keller“ stand über dem Eingang und der Hausherr Friedl Umschaid persönlich lud mich ein, so manchen Geheimtipp, vom fruchtig-frischen „Jungen“, bis zum Klassikaner zu verkosten. Wer der Versuchung widersteht, der zeige auf! So schnell aber konnte ich die Pforte des Paradieses hinter mir nicht schließen, dass ich nicht auf schnellstem Wege und kopfüber im Erdkern landete.
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Im Labyrinthkeller
Ich betrat den Tempel der Unterwelt. Feuerrotes Licht. Hier kocht der Teufel seine Großmutter. Über die roh geziegelten Wände schlich die Kellerkatze. Abgestandener Rauch umhüllte mich, die Luft war zum Schneiden. War da keuchendes Atmen zu hören? Düstere Schemen ließen den Ort noch unheimlicher erscheinen, als er so schon war. Ich tappte durch langgestreckte Räume und drang vor ins Reich der Düsternis. Überall kauerten menschliche Gestalten. Dantes Inferno mochte so und nicht anders aussehen. Die Unterwelt glich einem Labyrinth, dessen konzentrische Kreise geradewegs zum Purgatorio wiesen. Je mehr sich die Pfade spalteten, umso verrufener erschien der finstere Ort, über dessen Wänden Schattenlinien mäanderten, die vom Lichtschein einer Öllampe herrührten. Kühl war es an diesem verwunschenen Ort. Je weiter ich vordrang, desto verlorener fühlte ich mich. Überlebenstraining pur. Ich war schon viel zu weit vorgedrungen, als dass rasche Flucht möglich gewesen wäre. Kalter Schweiß. Ich tastete mich durch gewundene Gänge vorwärts und schoss ein paar Fotos. Der Handyblitz zerriss das Versteck der Erdbestien. 
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Weinselige Unterwelt
So und nicht anders fühlt sich der Platzangstgepeinigte, während der rührige Gastgeber Umschaid davon erzählt, wie er sich von einem Keller zum nächsten gebuddelt hat. „Mittlerweile werden es dreißig Jahre her sein, dass ich zu Grundeln begann. Anfangs als Aufbewahrungsort meiner Weine konzipiert, wurde mir das Graben zur Leidenschaft.“ Wir halten in einem langgestreckten Raum, tief unter der   Weinviertler Erde und ich zweifle, dass ich des Tageslichtes je wieder ansichtig werde. „Je länger ich schaufelte, umso mehr Hohlräume entdeckte ich. Mittlerweile ist der Keller zu einem Labyrinth einander ergänzender, sich kreuzender, parallel laufender Gänge und Stollen geworden, insgesamt über sechshundert Meter lang. Man stelle sich vor: Ein Mensch maulwurft sich allen Ernstes kreuz und quer durch den Unterbau seiner Existenz, baut im Stockwerk darüber an der frischen Luft an,  liest, keltert, füllt ab und bunkert seine Schätze tief drinnen im Vorort der Hölle, in mittlerweile zehn miteinander verbundenen Erdkellern. Seit 2001 macht der besessene Friedl sein Reich öffentlich. Unter dem schönen Namen „Erdball“ organisiert er Veranstaltungen. Muse und Trank, Musik und Tanz, so will es Herr Bacchus und so will es auch sein direkter Nachfahre. Und die Genusssüchtigen kommen und gehen und feiern und überlassen sich dem Höhlenrausch.
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Die Theatralik des Weins
Nur ich, der Tiefengeplagte, flieht der Umklammerung enger Gänge und Wände, nicht ohne manch gottgewolltes Achterl zwecks Linderung des Bauchgefühls zu verkosten. Friedl Umschaid hat sich hier einen schwer zu beschreibenden Lebenstraum erfüllt. Während oben, zu ebener Erd‘, die Gassen mannigfaltigste Einkehrmöglichkeiten verheißen, unterhöhlt das unterirdische Adernsystem eines Ausserirdischen das Land.  
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Trinken ist nicht gleich Trinken
Keller und Gassen gehören zum Weinviertel wie Druiden zum Waldviertel,  dreihundert verschiedene Mostbirnsorten zum Mostviertel, und die sagenhaften Bauruinen, samt deren Entstehungsgeschichten zum Industrieviertel. Niederösterreich ist so vielfältig wie verwirrend, so bunt wie schillernd, so angsteinflößend wie beruhigend. Man muss sich ihm hingeben, und man wird einen Tropfen vom Paradies kosten. Dessen bin ich, nach enden wollender Entdeckungsfahrt durch das hundertjährige Land, überzeugt. Aber so was von! 
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vladlenanikiforova · 6 years
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Тёплые вечера с бокалом вкуснейшего вина в приятной атмосфере... ⠀ Это все можно найти в любом хойригере Вены! Не знаете, что такое хойригер? ⠀ Тогда читайте внимательно, ведь сейчас я вам расскажу о самом душевном месте в Вене! 😌 Ему посвящены песни. Оно служило декорацией для многих фильмов. Это место наполнено самыми душевными разговорами и самой уютной атмосферой. 😊 ⠀ Венский хойригер - это отличное вино с самым вкусным и изысканным кулинарным сопровождением. Его можно узнать по охапкам сосновых веток и вывеске со словом "Ausg'steckt". ⠀ В нем вы всегда будете желанным гостем и сможете попробовать неначто не похожий вкус самого настоящего венского вина! 🍷 Если ещё не были тогда обязательно запланируйте посетить венский хойригер! Ловите адреса а мне в благодарность жду ❤️. ⠀ ✅Zum Martin Sepp Cobenzlgasse 34 | Grinzing, Вена 1190 ⠀ ✅Heuriger Wolff Rathstraße 46, 1190 Wien ⠀ ✅Heuriger Restaurant Muth Probusgasse 10, 1190 Wien ⠀ Хотите узнать как отдыхают в других странах? ⤵️ #как_отдыхают_местные 🇺🇸США @sweet_magic_fairy 🇫🇷 Франция @natalia_hille 🇦🇪 ОАЭ @nadiyaonoda 🇮🇹 Италия @tati_mika 🇮🇳 Индия, Гоа @goa4you (at Vienna, Austria)
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kissmefriend-blog · 7 years
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[오스트리아 맛집] 그린찡 마을에 위치한 AUSG'STECKT 바흐헹글 호이리게 Bach hengl
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[오스트리아 맛집] 그린찡 마을에 위치한 AUSG'STECKT 바흐헹글 호이리게 Bach hengl
  안녕하세요 다도무에요
동유럽여행 2일째 포스팅중인데요!!!!
지금 포스팅으로 여행중인 우리는? 오스트리아 빈에 있지요>_<
    2일째 저녁에 먹은 음식들이 맛있��어서, 이번엔 해외맛집 포스팅을 하려해요!ㅋㅋㅋ
원래 이 폴더에는 여행기만 담으려고 했는데.. 먹는것도 한번 올려보겠습니다.~.~
저는 동유럽을 패키지로 다녀온터라 .흑흑…선택권이 많지 않았는데ㅠㅠㅠㅠ 우선 올려볼게요~!
    궁금하시져? 궁금하면 500원!~~
500원이 아깝다그여? 그럼 클릭좀 부탁해여…ㅎ_ㅎ
    저희가 간 식당은 ‘호이리게 식당’입니다.
호이리게는 햇 포도주(그 해 생산된 포도로 만든 포도주), 갓 담근 술을 의미하는 말이라고 해요
그래서 호이리게는 이런 포도주를 파는 식당을 통칭한다고 합니다~
  오스트리아 현지식 호이리게를 맛보려면 그린찡마을로 가야해요!
시내에서 20~30분가량 달려서 도착한 곳!!
        이렇게 샐러드가 먼저 나왔구요!!
                빵도 이렇게 나왔답니다.
유럽에 가면 빵은 정말 아낌없이 주는 것 같아요~
빵이 주식이라 그런지..
        그리고 저 컵에 있는 물 같은 것의 정체는!!
바로 백포도주!!!!
  호이리게식당에서는 백포도와인이 유명하다고 합니다.
그래서 냉큼 시켰죠*.*
맛있던데요?????????
또 먹고 싶네용…그립당 올 여름이 그립다!!!!
      이렇게 다양한 소세지 종류가 나온답니다.
그리고 잊지않고 나오는건 감.자…
감자와 빵은 set인가…..어디든 나오는 것 같네요….
ㅠㅠㅠㅠㅠㅠㅠㅠㅠㅠㅠㅎ_ㅎ
    먹고싶으신부-운~
손가락 클릭해주세요~!
    저는  또 토마토를 좋아해요!!!!!!!!!!
토마토짱짱짱~~~맛있움…
샐러드 좋음좋음조~음~!
          이렇게 연주도 해주신답니다.
테이블별로 팁을 드렸어요!ㅎ_ㅎ
        1층에는 이렇게 음식이 진열되어 있었어요.
종류도 많고, 신기한 모습이었죠
        다 먹고 나오는데!!
          이렇게 포도덩굴 사이에
Auf Wiedersehen 이라고 적혀있었어요..
그래요 안녕히 갈게요. 잘 갈게요~.~
  ㅎㅎㅎㅎ아는 독일어 하나 나왔다고 좋아서 찍음ㅎ_ㅎ…..하하
          외관도 참 이쁘죠?ㅎㅎ
바흐&헹겔 이에요!!
1137년에 개업한 전통있는 식당이랍니다.
    같이 패키지 여행에서 만났던 어떤 분께서
사진찍어주시겠다고 해서 찍어주신 사진이에요!!!!
어색한 표정이 탄생한 이유는..자꾸 웃으라고….권유하셔서 미소를 지었는데..ㅎ_ㅎ…..
    아 정말 이날 넘 좋았어요! 백포도주 호이리게 잊지 못할 것 같음..
그냥 음식이 맛있다기보단, 술먹어서 좋았나…………ㅎ_ㅎ
        아~~ 여행!!!! 또 가고싶어 죽겠네요!ㅠ_ㅠ
오스트리아여행가실 일 있으시다면 들려보세요! 분위기도 좋고 백포도주도 맛있어요bb
      해외여행등록제 ‘동행’을 이용해보시는건 어떠신가요?
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