Tumgik
#10.5.2006
schwimmtagebuch · 10 months
Text
Warum schaffen wir es nicht, woanders hinzugehen, aber warum sollten wir, ist es nicht im Wasser am schönsten? Habe geträumt, dass wir zusammen in einer riesigen Wohnung leben, du bist nach Hause gekommen und hast mich umarmt, du warst ganz dünn und hast gesagt, Du musst dich einfach trauen. Hast du das in Bezug auf dich oder auf mich gesagt? Irgendwann wird es dir auf die Nerven gehen und ich werde dich verlieren, andererseits denke ich mir, wenn du willst, wirst du schon kommen. Warum sagst du immer, dass du nicht verstehst. Vielleicht hattest du keine Lust zu schwimmen, weil du nur mich sehen wolltest? Es waren fast keine Leute im Wasser, du bist nicht gekommen, ich habe es gewusst, aber doch gehofft. Bin drei Kilometer geschwommen und habe mich aufs Wasser gelegt, habe mich so wohl gefühlt. Dann bin ich über die Mariahilfer Straße spaziert und habe über uns nachgedacht, jetzt scheint endlich wieder die Sonne.
Habe die Frühlingssymphonie von Benjamin Britten gefunden, wo er die Sonne preist, wie ein Hamster schleppe ich alles in meine Höhle. Ich beginne zu zweifeln, ob er mich wirklich sehen möchte. Ist er nicht zur Mittagszeit gekommen, zu seiner Zeit? All diese Überlegungen wären überflüssig, wenn es funktionierte, ich werde das I GING befragen, das I GING sagt: Die Zeit der Hemmung ist vorüber. Die lange durch Hemmung angesammelte Kraft bricht sich Bahn und hat großen Erfolg.
Habe geträumt, dass leere Kleider auf dem Wasser schwimmen, auch ein Lahmer war im Wasser. Habe dich noch nie angezogen gesehen, ich werde dich fragen, ob wir uns nicht einmal in Kleidern treffen könnten. Bin ich gelähmt, dich zu umarmen oder lähme ich dich? Vielleicht gelingt es mir heute? Du warst wieder nicht da, ich bin schockiert, es waren auch so viele Leute dort, unerträglich, obwohl es manchmal Spaß macht, wenn alle los schwimmen. Ist das eine Absage? Einmal ist es mir so vorgekommen, als ob du mir etwas sagen wolltest, habe gedacht, dass du gleich erscheinen wirst, als ich nach Hause ging, war ich ganz traurig, weil ich dich nicht gesehen habe, aber dann ist mir eingefallen, dass es im Schönbrunnerbad auch immer so war. Es kann ja sein, dass er arbeiten muss, er kann Angst bekommen haben, ich glaube nicht, dass er perfid ist, er ist nicht MS, er könnte es ja auch gesagt haben, um mich zu beruhigen, es kann Zufall gewesen sein, er könnte krank geworden sein, immer, wenn ich mir ganz sicher bin, dass ich mich trauen werde, ist er verschwunden. Ich kann morgen immer noch hingehen, obwohl Samstag ist. Wenn er nicht da ist, bin ich ganz verloren. Vielleicht war mein erster Eindruck richtig, dass es ihm auf die Nerven geht, er hat kurz überlegt, als ich ihn gefragt habe, ob es ihn nicht störe und dann NEIN gesagt, so sanft wie immer. Hat er nachgedacht, ob er ja sagen soll? Ich drehe mich im Kreis, im Grund gibt es keine Fragen, wir haben uns ja wieder gefunden, das ist das Wichtigste, dieses Wunder. Er ist auch in Schönbrunn tagelang nicht aufgetaucht und dann war er PLÖTZLICH wieder da. Ich werde mich aufs Fensterbrett setzen und die Beauvoirbriefe fertig lesen, aber ich kann nicht weiter lesen, wenn sie mein Kleiner schreibt, weil ich dann jedes Mal anfange, an Adam zu denken, habe Sartres Briefe an sie angefangen, um dich mit den beiden zu beschäftigen, bräuchtest du ein ganzes Leben. Adam fragt mich nie etwas, er weiß nicht einmal, wie ich heiße, aber er hat zuerst WIR gesagt. Jetzt schaffe ich es schon vom Stand aus, aus dem Wasser zu springen, vor ein paar Tagen habe ich es probiert und es ging nicht, aber als ich Adam zugeschaut habe, habe ich gesehen, wie es geht. Gestern konnte ich es plötzlich auch.
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