Tumgik
riasensei · 3 years
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Regen.
ich finde mich immer in dieser situation wo mein bett unbequem wird; alles außer müdigkeit setzt sich durch als körperliches empfinden. ich stehe dann also auf, mein bett knarzt unfassbar, und selbst bei minusgraden öffne ich mein fenster und sehe hinaus. meistens nehme ich mir meine schwere decke und lege sie um mich, damit ich die kälte trotzdem überstehe. auf diese zuggleisen sehe ich, so, als wäre da ein horizont, wo jemand auf mich wartet. immer wenn mir jemand fehlt seh ich in ein und dieselbe richtung hinaus. manchmal mach ich auch meine augen zu und erinnere mich daran wie ich unter tränen durch das dorf lief im sommer. ich habe nicht aus trauer geweint, ich hatte geweint, weil ich ein kleines licht geschenkt bekam damals. etwas, was mir den ausblick etwas schöner machte, sobald ich wieder die schule anfangen würde. das meer ist so oder so ein monopol meiner seele. ein kleiner ort, der mich selbst als einfacher gedanke schon beruhigt und meinen verstand umarmt. die zuggleise waren wie ein weiteres monopol. sie stehen dafür, dass die tollsten menschen entfernt sind. _eine zugfahrt, sogar eine s-bahnfahrt und schon hat man die person vor augen_. ich fahre desöfteren mit dem zug um bestimmte menschen zu sehen. ich habe mir schon oft vorgestellt einfach nachts loszufahren, keine ahnung wohin. manchmal wollte ich einfach nur raus, raus auf die straße, einfach vom straßenlicht angestrahlt werden, den leichten, kühlen windzug spüren, der mich trotz seiner kälte in seine arme nimmt. einmal, in einer nacht, ging ich raus. ich öffnete ganz sachte und langsam jede tür. es regnete, aber es war mir egal. ich trug socken, die innerhalb von sekunden durchnässt waren. ich lief den abhang hinunter, lief so schnell ich kann, ich hörte musik, trug nur ein shirt und meine jogginghose. lief, lief, lief. mir strömten tränen an den wangen herunter. keine gleise, kein meer in der nähe. ich war bei meiner mutter, an keinem ort der für mich ruhe signalisiert. mein gedankenkonstrukt geht weiter. sie gehören nicht mir, meine gedanken gehören nicht mir. ich war außer atem. es regnete immer noch auf mich herunter. ich stand einige minuten so da, meine haare wurden ganz nass. die grünen haare wurden grau-grün. meine haare troptfen sodass der regen meinen rücken hinunter lief. hier stehe ich. die augen offen, die seele lauschend, die regentropfen fühlen sich an wie blut, dass mir den rücken runterläuft.
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