gerade jetzt – auf dem land (II)
wo nicht einmal der frost dich besucht,
träumst du vom winter. erleuchtete fenster.
du fühlst nicht wärme, nicht kälte. kein ton
dringt durch die watte, die tür
hinter der stirn.
wo nicht einmal die amsel singt,
träumst du. der bach hinter dem haus
fließt nicht mehr. das wasser
steht still wie die wolken, mond und sonne
teilen einen verstaubten himmel.
seit tagen, möchtest du sagen,
doch seit wie bald sind verloren.
verloren dein grund,
dauernd der boden.
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gerade jetzt
schlägt eine bombe ein
in deinen bauch
das wüste land
bricht auf. dort wird
einst narbe sein,
wo eben noch
ein herz schlug.
von allen tagen
musste es dieser sein.
von allen orten
ausgerechnet jener.
hingestreckt, lang
entlang der saatrinnen
tränt dein auge.
mit den fingern
pflügst du den grund.
auf dieser trockenen erde,
in diesem wüsten land stirbt
das korn vorm ersten licht.
offenen auges verlierst du
das land
in sicht.
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der juli wintert so stark in dir,
dass du dich mit mehl bestäubst.
du bist: schneemann,
rühr-mich-nicht-an,
schläfst dann
klein gemacht
im tiefkühlfach.
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Eine Zeit ist reif. Bis zur Gänze
gefüllt steht sie im Saft,
wir trinken den Sommer
aus ihren Kelchen.
Beißen wir in die Frucht,
ist sie sauer. Doch im Traum
greife ich schon
nach dem Mohn,
breche die Pflanze, genese
im Land Vergangenheit,
küsse Gegenwart, Zukunft,
küss’ mich, Trost.
Meine Liebe färbt deine Lippen
brombeer. Komm her,
ich entferne die Spur
meiner Laster.
Wir treiben auf dem See,
wir säumen die Wege.
Du krönst mich
mit einem Fingerhut.
Meine Mauser markiert
die Sommerstille.
Ziehen wir uns zurück,
sind wir reif für die Zeit.
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blue giants
I
vor evas haus: eine kirsche. sarah aufgeregt
hochaufragend wächst unter den leberblümchen
haucht einen kuss zum klee pflückt glück sieht
die sternhyazinthe nickt dem blaustern zu:
vergissmeinnicht ist doch alles hexenwerk &
ohnehin schon zu spät blaues köpfchen liebe meise
kehlt rot von dort wo sie adam auf den leim ging
so ein zarter fußabdruck nein wie nennt sich das
so eine filigrane spur im schnee (blauer glanz, stolz).
II
ein landaufenthalt ohne boden rücken an rücken
deckungslos statt gleich.
warum wiegt ein katzenleben mehr als ich
wer versagt mir eine zweite haut wovon geben
wenn einer kein einziges wort mehr vernimmt?
III
bis auf die magnolienbäume,
treu wartend am straßenrand,
haben alle hoffnungen ihre farbe verloren.
du siehst: ein rotes blatt. eine rose
ergrünt und über dir – weiße himmel.
am abend kehrt der bote zurück:
schweigt.
tränt aus einem auge.
trunken von allem,
das er nicht kennt.
ein loch im bauch,
das er erst hunger,
dann heimat nennt.
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readymade
kannst mich auf der straße finden, elsa.
mich aufheben und mitnehmen und
ausstaffieren, ausstellen, mich lehren
zärtliche furie zu sein. baroness!
höher greifen!
hhhhhphssssssss –
luft im bauchballon. platzt wut,
platzt wunde auf, lieg ich wieder
auf der straße.
bin in serie vorhanden, elsa, anti-ästhese,
du musst mich (aus-)wählen. oh!
immer nur im blick existieren!
in-no-va-tiv. fffrrrrreeeeiiiiiiiii!
schon
wieder
vorbei.
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Durch dein Fenster steige ich ein
In das Leben, verlass’ den Weg.
Es trägt mich der Fluss weit
Vor der Zeit übers Ufer.
Dunklere Tage. Meine Hand
Schürft sich rau am Sand, sie erblaut
Den Wellen gleich. Der Strom
Trägt schon mein Phantomgesicht.
Eine Welt nach der anderen
Geht mir unter. Ich bitte dich,
Zerträum’ mich nicht. Entfernt
Seh’ ich gern deinen Schatten.
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sahara
mit dieser narbe unter dem herzen
erinnert deine haut an einen ort im süden. wüst
ist die stelle, die vom krebs(geschwür), das nur
ein mal war, mahnend blieb.
wüst auch mein gesicht am abend,
vom nachmittag gefällt, der die stunden bricht,
sie teilt gleich deiner haut in welt und wahn. so
stand ich einmal, nun liege ich
fern von wüstensalzwassersand:
verstreiche balsam gegen gestern und morgen,
bis jede narbe nur geträumt, jeder wunsch
bereits erfüllung ist.
sonst hat, der in der narbe saß,
uns wenig hinterlassen:
ein geräusch (treibsand),
eine abneigung (schalentiere).
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komm, sag ich,
ich nehme dich
unter den fittich:
mantel,
decke,
haut wie von gänsen.
federkleid!
so weiß bereit’
ich unsere zeit:
den tag,
die nacht,
das kommende jahr.
mein argwohn
ruht sich davon
viel zu lang schon aus.
komm, geh
mit mir,
wie weit ich auch lauf’.
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Legst den Schalter um
und dich zu mir,
doch anstelle der
Supernova
bete ich nur zu
den Glühwürmchen.
Der Himmel weint
den goldnen Regen.
Ich öffne die Hand
für das Feuer,
für deine Träne,
Laurentius.
Es werde Licht,
sprichst du, hältst mir
dabei die Augen
zu.
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Mit geschlossenen Augen
Nimmst du das dir Widerfahrene
Als das für dich Vorgesehene an.
Noch am Morgen liegt
ein Schleier auf deinem Blick.
Du beheimatest einen Geist
Unter der Brust. Wer gibt dir
Das Recht dazu?
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Ça va
Im Burgund folgt ihr den alten Kanälen, während aus dem Autoradio laut Bachs Kommt, ihr Töchter, helft mir klagen! schallt. Du denkst, du klagst vielleicht ein bisschen schief (jaulst wie eine Katze, hast wenig Sympathie für das Tier übrig, weniger noch für dich). Manchmal taucht ein Schloss zwischen den hohen Bäumen auf. Du hältst jedes Mal den Atem an, wenn ihr daran vorbei rast. Erinnerst dich an eine Zugfahrt nach Italien, jede Burg ein Schlag – ein Kniff – in oder auf den Oberarm. Albern warst du und fast noch ein Kind. Wie stand es damals mit der Traurigkeit? Nächte vor einem steinernen Kreuz, den Kopf an eine Schulter gelehnt. Schweiß, der dir im Nacken trocknete. Tagsüber Eiskugeln groß wie eine Faust, Baci di Giulietta & Romeo. Zart wie Zucker vergingen die Tage, so eine Sehnsucht war damals in dir, so eine große Hoffnung und doch diese Sicherheit, dass dein Wunsch unerfüllbar bleibt.
Ihr überquert jetzt Flüsse, deren Namen du kennst. Du schmeckst das Wasser im Mund. Es kommt alles wieder und es füllt dich, bis du es hinter der Stirn fühlst. In dir eine Jahrhundertflut, hundert Jahre Flut in dir. Wenn einer wollte, könnte er dort Toter Mann spielen, so hoch ist dein Salzgehalt. Durch das Rauschen vernimmst du, wie ein anderer dich Tochter nennt. Du hörst es wie zum ersten Mal. Woher diese Sicherheit nehmen? Du senkst den Kopf, weil du nicht weißt, wie das geht, zu jemandem zu gehören, ohne dich in Besitz zu geben. Einige Male teilst du aus: Vorwurf, Zorn und Resignationen. Der dein Vater ist, begrüßt dich mit offenen Armen. Im Auto liegen seine Hände auf dem Lenkrad, als wären sie dort angewachsen, du siehst ihnen ihr Alter an. Von der Rückbank aus hast du nichts im Blick, doch erkennst du trotzdem alles (wieder). Zwei Mal wünschst du dir, ihr könntet eine andere Ausfahrt nehmen und du müsstest nicht mehr zurückkehren. Du fühlst dich noch immer so heimatlos, weißt gar nicht, was das heißen soll, Heimkehr. Wo du mal zu Hause warst, ist Brachland – die Quellen, die Flüsse, das Leben ist in dir geblieben, nur weißt du nicht, wohin damit.
Als ihr die Grenze passiert, schließt du die Augen, rufst dir das Azur in Erinnerung. Das Vergessen überkommt dich so oft so schnell. Darin siehst du überhaupt den Grund für alles, dass du nicht weißt, warum du so fühlst und träumst und wünschst, wie du es tust. Es gibt keine Geschichte dahinter, es gibt nur dich. Nicht einmal ein offenes Buch bist du, du bist ein Plakat, brüllst dich in die Welt hinaus. Sehr still sitzt du hinten im Auto. Die nicht deine Mutter ist, wendet sich um zu dir, stellt sanfte, sorgende Fragen. Du vermisst etwas, das es nie gegeben hat und das du nicht haben wollen solltest und du schämst dich. Es steht dir wirklich alles offen, nur du selbst bist im Weg. Vor dem Fenster ziehen Hügel vorbei, die der Vater aus seiner Kindheit kennt. Es fällt dir schwer, ihm dorthin zu folgen. Ihr verfallt in Schweigen. Das blaue Land bleibt hinter euch zurück.
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Halte mich an Efeu, steige
die Mauer empor, greife
nach einer Spiegelung, heiße
dich willkommen, mein
Herz, mein Ich und Du.
Erobere nicht mehr, bleibe
in meinen Wänden, reibe
eine warme Hand, vertreibe
den müden Geist, mein
Mund spricht nur für sich.
Verlange nichts, berühr‘
dich nur still, verführ‘
dich zu nichts, nur hier,
sieh die offene Tür –
Herz, sing dich zu mir.
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in undertow
verlierst das vertrauen in den mond und die gezeiten
gehst zu zeitig unter hinunter ins tal lehnst dich dort
gegen lehm auf rutschst aus fällst um bleibst stumm
liegen blickst in die nacht bist drauf und dran dich
einzugraben
wachst
herzrasend auf dort schlägt die realität ein blitz du
donnerst wie geröll ins flussbett des brustkorbs so
ausgeweidet da wächst kein gras mehr nur kraut
artiges züchtest jetzt salbei brennst mit dem samt
den wald ab noch
immer
trägt dein körper seinen kopf zum gipfel du reh
geküsst vom frost verwehrst jede bergung fliegst
auf wie ein betrug so schal schmeckt dein trost
unter dem fell das geschwür straft den schwur
lüge bleibst du doch
moräne
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möchte dich umarmen, bis die berührung sich anfühlt,
als hätte man lang nicht schlafen können und fiele plötzlich
völlig übernächtigt in den schönsten traum, mitten hinein
in einen rosengarten oder zwischen klatschmohn, der leuchtet
so rot wie meine lippen, wenn ich weiß, du kommst vorbei und
ich schön sein möchte und zart für dich und ein bisschen hart
auch, genug, um als robuste person durchzugehen, als ein ort,
an dem die tür noch in der nacht offen steht für dich, falls du es dir
überlegst und heimkehrst zu mir. ich bereite ein bett für uns zwei,
liebkose die laken mit den fingerspitzen, hier warst du und auch dort,
lasse mich hineinfallen in decken aus daunen, schwebe dir entgegen
wie der samen einer pusteblume, habe lauter flausen im kopf, seit ich
dich kenne, ein wenig lächerlich ist es schon, so gänzlich pflanzlich
zu leben und sich täglich zur sonne zu recken, die am morgen durch
die blätter der kastanie bricht, die linien deines körpers erleuchtet.
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Die Rettung der Motte oder “Gleich geht’s ab!”
Einmal stand ich am Meer, da hab ich gedacht,
woher kommt dieses Gefühl, so als wären tausend
Schreie in der Brust gefangen, also wirklich sehr viele
Schreie, die kein einzelner Mensch überhaupt ausstoßen könnte,
schon gar nicht ich, die nie irgendwen stößt,
oder irgendwas und überhaupt
bin ich jetzt eine, die sogar Motten rettet.
Das meine ich ganz ohne Ironie, du glaubst mir das nie,
ich w e i ß, aber es ist auch ganz egal, ich hab mir genug
Gedanken gemacht zum Glauben und wie ich immer dachte,
dass ich nur wirklich wollen muss, dann wird das alles schon,
aber was nun? was tun nach einem Jahr voller Fragen nach dem
Was-werd-ich-schon-wollen-sollen? Umorientierung. Mal was ganz,
ganz neues und völlig verrücktes tun:
Ich hab also ein Glas und ein Schneidebrett genommen,
“Gleich geht’s ab!” stand da drauf und sag mal, schämt sich eigentlich jemand dafür,
diese Brettchen zu entwerfen? Das habe ich also unter meine Motte geschoben,
sie so in einer Glasglocke beheimatet, bis sie einen Platz
unter dem Fensterbrett gefunden hat, mitten in der Luft, da hat sie kurz
angehalten und verschnauft und sich nicht verabschieden wollen und
ich dachte daran, wie meine Mutter manchmal “meine Motte” zu mir sagt,
und wie auch ich immer ins Licht fliegen muss und dann denke ich an Ikarus
und ach – hätt ich die Motte doch einfach adoptiert.
Mit der Umorientierung läuft es also so lala, und wenn
mich mal einer fragt: “Wie geht’s denn so?”, erzähl ich eigentlich
nie was von den Motten, obwohl es so viel Sinn ergeben würde, ich meine,
da kommt ja keiner drauf, aus sowas vielleicht ein Hobby zu machen, es sei denn,
man ist Naturforscherin oder Insektologin (ehrlich gesagt: ich hab keine Ahnung).
Als ich da am Meer stand, da hab ich gefühlt,
dass hier jetzt ein Wendepunkt kommt, dass da
was passieren muss und sonst gar nichts mehr stattfindet,
weil ich mich dann auch gleich unter Glas beheimaten kann,
weil es nämlich so schwer fällt, überhaupt ein Zuhause zu finden.
Da hab ich dann doch einmal gesagt: Haltlos bin ich.
Mit den Füßen an einer Gardine zu hängen, wie die Motte,
das ist hier einfach nicht drin. Das gibt’s nicht für mich, ich muss schon
solide Wände um mich haben (nicht um dagegen zu rennen, aber vielleicht
um mich mal anzulehnen, die Stirn an eine kühle Tapete pressen, hast du das
schon mal gemacht, das beruhigt so sehr, das ist fast wie eine kalte Dusche,
aber ohne den Schock, ohne die Angst, jetzt bleibt dir das Herz vielleicht stehen).
Ich hätte meiner Motte gern einen Namen gegeben,
hab sie schon gegrüßt in deiner Küche, wie eine alte Bekannte:
“Ach, du auch hier?”
Stattdessen hab ich sie aus- und mich einquartiert, mich
mit meiner Kaffeetasse und Gedichten und einer tropfenden Nase
an deinen Küchentisch gepflanzt und nun beißt das schlechte Gewissen:
Hab ich meine Motte gerettet, oder sie nicht doch einfach hinausgeworfen?
Umorientierung: Wenn der Eindringling plötzlich zum Gast wird,
du es aber erst bemerkst, als du ihm bereits die Tür gewiesen hast.
Ich möchte einen Raum mit soliden Wänden,
und einem großen Fenster und einer Tür,
durch die herein kommen kann, wer ein Herz
hat, das lebendig schlägt und so viel Blut
pumpt, dass es den Rhythmus meiner Tage
vorgibt, wie ein Flügelschlagen, wie das
Flattern einer Motte, so dass ich mich bei
jedem Sausen und Brausen zu Hause fühle.
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undine revisited
dann kommt da also einer und sagt: “der bin ich und
das mag ich sein / für dich”, und du drehst dich einmal
um dich selbst, hältst die luft an, schwindelst als dir
schwindlig wird und faselst, dass du dich zerfasert fühlst,
dabei fühlst du es eigentlich nur tief rufen in dir, und es
ruft: ein aus dem graus! dem graus den garaus machen.
es läuten glocken zu anfang und ende des lichten tages
(morgens, abends). die wochen plustern sich auf zu
erzählungen, die haucht man zart ins telefon, von denen
lässt sich nicht berichten, nur schwärmen möchte man,
ein schwarm sein auf gemeinsamer voyage (voyage)
bis in den l'espace inouï de l'amour, der ist traumblau.
als die füße sich nicht mehr voreinander setzen lassen,
nun da der boden flüssig ist und wir zu tauchen lernen
ineinander, im blau, das sich zögern und lähmung
entgegenstemmt, begreifen wir, dass ein satz uns auf
den grund gehen kann. es formt sich was zwischen den
nasenspitzen, das ist wie eine wolke, nur unterwasser.
sprich mir noch einmal davon, wie wir uns an algen halten
und von korallen nähren. wie das läuten der glocken
ein schiff ankündigt, unter dem es dunkelt wie nacht, nur
ohne den schrecken und den schweiß auf den laken.
sprich mir noch einmal von deinem traum und ich halte
die zeit an und dich und sage dir: vertrau auf das blau,
das ist mein wärmstes ich für dich.
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