Wie gesagt
Manchmal lachen die leute
So ums eck, wo man sie nur halb sieht
Du kennst das sicher
Du wohnst doch auch in der stadt
Oder?
Und man selbst ist grad ganz woanders
Wie man so sagt, in gedanken,
Der streit, den man nun ausficht
Der gedanke, den man notieren muss
Und der mittig schon ganz milchig wird
Der irritierende blick von vorhin
Die wünsche, die sehnsüchte, die ängste
Was auch immer
Und gerade, wenn da zweie lachen
Es miteinander tun, nicht nur alleine
Nicht nur für sich
Weißt Du
Und dann noch ums eck
Dann klingt es manchmal wie weinen
Wie schluchzen, fast wie schreien
Und man fährt auf und will
Naja, fliehen und helfen zugleich
Will man
Und nichts stimmt mehr für den moment
Man erschrickt, auch vor sich selbst
Was nun?
Und man kommt zu hastig zurück
Von dort, wo man grad war
Aus den gedanken, wenn Du so willst
Und begreift dann, dass da zweie lachen
Bloß lachen, alles gut also
(obwohl, bloß?)
Ganz hemmungslos lachen
Jedenfalls
Froh sind miteinander
Sich gehen lassen
Und man schämt sich
Also ich hab dann jedenfalls was
Das ich als scham beschreiben würde
Seltsam, oder?
Ein lachen, das eine einsamkeit ist
Eine verzweiflung
Ein ganz tiefer schmerz
Also mich
Das muss ich Dir schon sagen
Mich macht das jedesmal ganz verrückt.
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Als ob
Zankend betraten die beiden den wagen
Ich saß, wie immer, in der ecke
Und versuchte, mich fernzuhalten
Im nahverkehr der großstadt
Drinnen dämpfte das paar mit wut seine vielstimmen
Und kam sich näher, um von uns allen verstanden zu werden
Nicht, um zu verstehen und
Dann schwiegen sie und mühten sich
Einander nicht anzusehen
Sie ließen den blick schweifen
Ich ließ den blick schweifen
Als ob unsre augen lose zöpfe wären
Die fliegen des zwists zu verscheuchen
Die sich an den unzähligen leichen labten
Wir sahen aneinander vorbei
Über dreck, ruinen, mein schweigen, ihr schweigen
großzügig hinweg
Und an der übernächsten station,
Grad als ich ausstieg
Zupfte er ihr einen granatsplitter von der schulter
Oder so
Sie sah ihn an
Und er vielleicht sie, ich konnte es nicht mehr erkennen
Ich musste rasch wegsehen, ich konnte auch nicht mehr
Unbeteiligt, wie ich war
Ich musste auch eilen, die nächste bahn, Ihr wisst?
Konnte die letzte sein
Immer
Aber wahrscheinlich, so denke ich und
Frage Euch, die Ihr da wart, haben sie sich unterhalten
Dann
Als ich weg ging
Über mich, der ich zeuge war, so unabsichtlich und ich konnte mich
Nicht einmal verteidigen
Obwohl ich die sätze parat hatte, tödlich zu treffen die beiden
Wie sie da saßen
Und sich fuseln von den schultern zupften
als ob das alles wäre, worum es jetzt geht.
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verabredung
wir werden uns viel
zu erzählen haben
so lange wie wir uns
nicht gesehen haben
wird aus vorfreude
die furcht vor stille.
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textnachricht
e. meldet
in die stadt:
heute ist
viel los. erst
in der nacht
igel in
der scheune
jetzt toter
vogel im
hof.
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herbstkatze
von den sieben leben
sind drei vorbei
im waschhaus
auf den gesprungenen fliesen
neben der kochmaschine
steht die untertasse
voll grauer milch
an den letzten frühling
kann sie sich
nicht mehr erinnern
an die sie einmal war
die drei geliebte
mag sie nicht rühren
sie fürchtet die zärtlichkeit
ihrer menschen
und auch
jene vier zeitalter
die noch kommen
die sonne scheint wieder
ich höre die vögel
sehe die blumen
rieche das grün
und
tränke das tier
im teller mit milch.
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Loblied vom Grauen
Man hat jetzt wieder Gut und Böse
Und dazwischen
Da steht das Schälchen
Das Leben verschüttet
Da finden wir uns
Heimlich
Und reden nicht drüber
Nicht über das Schale
Nicht über das Leben
Wie einstmals
Kommt es über uns
Als Grimm
Auch als Furcht
Gewandet in Schmutz
Und in Schürzen
Nachts
Im Stillen
Und während wir picken
Vom Schwarzen
Vom Weißen
Die hohle Nuss
Anderswo beginnt der Ball.
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Keine Entscheidungen mehr
Dein Leben ist ein Opfer der Umstände
Wenn doch alles anders wäre
Du bereitest Dich vor
Schlechte Erfahrung um schlechte Erfahrung
Für ein zweites Leben
In dem es dann läuft
In dem Du nicht mehr müde bist
Nicht mehr erschöpft
So erschöpft
Du wirst Dein Herz wieder schlagen hören
Vor Glück
Vor Aufregung
Vor Furcht
Ja
Auch vor Furcht
In diesem zweiten Leben
Wird es wieder laut schlagen
Hörbar
Dein Herz, das erdbebenverschüttete
Die Trommel Deiner Lebendigkeit
Du wirst noch einmal geboren
Als erwachsenes Kind
Mit all dem Wissen
All den Gefühlen
Vollständig
Und Du wirst Du selbst sein
Was auch immer das eigentlich bedeutet
Was Du jetzt nicht weißt
Dann wirst Du es wissen
Alles
Und nicht nichts
Wie jetzt
Du könntest schon mal Musik hören
Dich auf den Fußboden legen
Schon mal sterben
Aber da ist noch die Wäsche
Und dieser Anruf
Und Schüsse
Und dieser Brief
Und das steigende Wasser
Und der Abwasch
Und all die Konferenzen
Und die Nachricht
Noch ist es also nicht vorbei
Sprich
Auch wenn es keine Antwort gibt
Sprich einfach
Jetzt
Du hast noch etwas zu sagen
Und dann leg Dich hin.
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wortnieten
immer der versuch
über das schweigen zu sprechen
worte
für die wortlose zu finden
eine lotterie aufzumachen
die nicht nur aus nieten besteht
und sie dann trotzdem
eine nach der anderen
zu ziehen
die nieten
die keine sätze halten.
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strand gut
es ist still hier
die brandung schweigt
niemand spricht mir
das wasser steigt.
kann nicht schwimmen
luft holen schon
meine stimmen
Dein unterton.
ich werd nurmehr
ein atem sein
es bleibt notwehr
wer ist allein?
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friedwald
dort wo Du lagst vor jahren
die farne wachsen lang
die sterne blitzen bang
und ameisen in scharen.
ich kann Dich da noch sehen
gelegt in staub und schmutz
Du warst mir niemals schutz
wir ließen uns geschehen.
wir lagen hier zusammen
und liegen nun allein
und brennen nur zum schein
die körper kalt in flammen.
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glaskugel
weil ich den weg nicht, auch sonst wenig wusste
und einsilbig schlicht zu der stadtbahn musste,
sprachst Du ungefähr und auch bisschen wegwisch,
spaziern mit mir wär wie gehn mit nem goldfisch.
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Berliner Rendezvous
Und wenn wir sitzen im Café
und ich Dir in die Augen seh
und wir dann sprechen dreist,
was Du wohl weißt?
Zuerst gehts um die andre Frau,
Dein Auge leuchtet eher blau.
Was wir uns sagen so?
Feines en gros.
Ich trinke aus, wir warten zu
die Sätze tragen längst Dessous.
Wir sprechen dies und das.
Doch ist da was?
Ich denke nach, ich träume blass,
auf mein Verlangen ist Verlass:
Doch halt ich es bei mir?
Du wärmst, ich frier.
Am Ende hat die Furcht gesiegt
ich hab mich wieder eingekriegt
und ward der traute Mann.
Von Anfang an?
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Soffne Recht Fertigung
Ha Ick Doch!
Ha Ick Doch Jemacht.
Ha Ick.
Hick
Kieck Doch!
Da.
Ick.
Hick.
…s.
Habs Jemacht.
Wat?
Wat Denn?
Wat Fragsde Denn?
Wennde Doch?
Ha?
Hicks.
Ick Wussdes.
Du Auch.
Ick hab. Ha.
Und Du.
Auch.
Ha Ick.
Siehsde.
Wat Fragsde Denn?
Dann?
Ha Ick.
Ha Ick Doch.
Ha Ick Doch Jemacht.
Mann!
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Liebesgedicht
Hieltest Du mir eine Rede
dermaleinst an meinem Grab?
Da ich nach des Lebens Fehde
mich dem Tod zuletzt ergab?
Sprächest Du in guten Worten
und verschwiegst das Falsch an mir?
Während ich an künftgen Orten
höchstens leb auf dem Papier.
Sagtest Du mir Deine Liebe,
die Du einstmals für mich spürst,
einmal noch, da ich da liege,
dass am Todherz Du uns rührst.
Redest Du auch von den kargen
Glücksmomenten in der Zeit,
da wir uns so kurz nur bargen
vor der langen Ewigkeit?
Schweige bitte von dem Schweigen,
das so oft statt Reden war.
Lass ein letztes Mal uns neigen
vor der Stille sonderbar.
Wer nur wird für Dich dann reden,
wenn zuletzt Dein Leben end?
Da Du stehst am Garten Eden,
wo Dich keiner mehr erkennt?
Wo Du nicht mehr nach dem Bilde,
das wir füreinander sahn,
sondern frei und voller Milde
mir verzeihst, was ich vertan.
Sollt ich besser länger leben,
alles für das letzte Wort?
Sollt statt Deiner Dir so geben
Letztgeleit von unserm Ort?
Wie auch immer ich es wende,
eines gibt und eines nimmt,
selbst zum allerletzten Ende
ist uns gar nichts vorbestimmt.
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Meine Klasse
Ich trink‘ nicht mehr und tränk‘ ich doch,
so nähm‘ ich Pils und keinen Wein.
Ich kröch’ zurück in jenes Loch,
aus dem sie stammt, die Abstamms-Pein.
Da, wo ich herkomm‘, trank man Bier,
man stillte so den schnellen Durst.
Das war das Herkunftselixier,
noch vor der schweinsgeschlachtet’ Wurst.
Man trank statt Reben „Gerstensaft“
und wollt‘ wer saufen: nur mit Schnaps,
den wir ohn’ Bartflaum schon beschafft.
Ich weiß noch all die Auf und Abs.
Ich weiß noch mehr der Abs denn Aufs,
da ich vom Grau ins Bunte soff‘.
Am Ende jedes Trinkverlaufs
erbrachen wir den bill‘gen Stoff.
Doch als ich endlich Volljahr zählt‘,
nahm stolz ich nichts, bloß Bücher mit:
Ich hatt‘ die Metropol’ gewählt
als Lebensab- und auch Aufschnitt.
Hier wollt‘ ich Akademiker
und nicht mehr Proletarier sein.
Wir tranken Wein, das war schickér
Ich hat jetzt auch die Kleidung fein.
Wir tranken roten, welchen sonst
und sprachen universitätsch
wir war‘n einander klug Gesponst.
Ich sprach der Dorfwelt lautes Bätsch!
Jahrzehnte später hatte ich,
wenn ich nur sah die Rot-Bouteille,
im Denkerhirn ganz fürchterlich
ein vorgestelltes Katerweh.
So kamen Denken und auch Wein
an traute Limitationen
und ich zurück ins alte Sein,
gewärtig der Reaktionen,
die allenthalben ich besorg‘,
ich grobes Arbeiterkindlein,
das Bürgerliche ich nur borg‘
ich fall manchmal auf mich selbst rein.
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normzorn
da uninformierte uniformierte
sich formieren, um andre ununiformierte
zu desinformieren, indem sie gleichsam
deren geist chloroformieren und
deren nonkonformität reformieren
formiere ich mich zu formidablen
formvariablen.
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Damit nichts passiert
Damit nichts passiert, stellt’ ich mir vor,
Was alles passieren kann.
Was ich an Katastrophen beschwor,
An Not und Pech dann und wann!
Auf keine Kuhhaut die Phantasien
Hätten gepasst wie erdacht.
Genug wär’s für zwei Biografien,
Worauf ich alles gab acht.
Da war Verrat, auch Krebs war dabei,
Verlust von jeglicher Ehr.
Verlust des Geldes aus Narretei
Und Feinde wie Sand am Meer.
Man hatte enttarnt, dass ich nur trog
In Wirklichkeit konnt’ ich nichts.
Von hohen Rössern ich runterflog
Im Scheine des hellsten Lichts.
Ich war nichts wert, das stellte sich raus.
Nur ich wusste das vorher.
Und stets, da hieß es: Aus ist die Maus!
Ich setzte mich nie zur Wehr.
Ich schlief nicht mehr gern, träumte kaum wach,
Dafür erdacht' ich zu viel.
Lebte die Tage mit Ach und Krach
Nur meine Furcht blieb stabil.
Bisher, klopf auf Holz, ist nichts passiert,
Von dem, was ich so ersann.
Ich bleibe darum mystisch fixiert,
Beleg’ das Unglück mit Bann.
Nur jenes, was ich nicht spekuliert,
Das kann bestimmt noch passier’n.
Mein Fatum ist schon vorprogrammiert
Ich kann kein’ Lapsus riskier’n.
Ich bleib verschont, von dem, was erzählt,
Das Unbekannte nur droht.
Ich bin in Hirngespinsten gestählt:
Ich zähm’ durch Sorge die Not.
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