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dani-dani-daaani · 4 years
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Gestrandet(?)
Servus!
"In bewegten Zeiten wie diesen..." oder so ähnlich wollte ich beginnen, aber bei genauerer Überlegung sind die Zeiten für die meisten zu Hause mit Netflix vor dem Fernseher oder vertieft in Animal Crossing (動物の森) vielleicht eher weniger in Bewegung.
Nichtsdestotrotz hoffe ich, dass es Euch allen gut geht und Euch zu Hause nicht allzu langweilig wird.
Da ich erst am Montag wieder ins Land gekommen bin, bin ich erst bei (pi mal Daumen) Tag drei der Isolation und bin weder des Fernsehens noch des Schlafens bislang überdrüssig geworden.
Zugegeben, ich habe auch einige aufregende Tage hinter mir, aber lasst mich am Anfang beginnen.
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Als ich am 11. März nach Tokyo geflogen bin, hieß es noch, dass es in Japan wegen Corona noch gefährlicher wäre und ob ich wirklich dennoch fliegen wolle. Da ich diese Reise halb wegen eines Projektes, an dem ich teilnehme, und halb für mich selbst geplant hatte, trat ich den Flug trotz der von meinem Umfeld geäußerten Bedenken an.
Am ersten Wochenende bin ich mit meinem Freund in die Kansai-Region gefahren. Ursprünglich hatten wir nur Osaka für unseren Trip geplant, aber da damals schon wegen Corona viele Geschäfte und Sehenswürdigkeiten geschlossen waren, beschlossen wir, ein wenig früher aus dem Zug zu steigen und uns Kyoto anzusehen.
Es regnete zwar an dem Wochenende, aber wir machten uns trotzdem auf zum Fushimi-Inari Schrein und stiegen die endlos scheinenden Treppen des mit etlichen roten Toren bestückten Schreins (Foto oben).
Am Abend fuhren wir nach Osaka, wo wir übernachteten. Am Sonntag besichtigten wir das Schloss Osaka, welches leider ebenfalls wegen des Virus' nicht zu betreten war, aber die Aussicht von außen hat sich durchaus gelohnt. Außerdem hatten wir noch die Chance, die Stadt von oben zu sehen.
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Am Sonntagabend fuhren wir zurück nach Tokyo. Unter der Woche traf ich mich jeden Tag mit Freunden und am nächsten Wochenende war ein Feiertag am Freitag, weshalb wir drei Tage Zeit für Unternehmungen hatten.
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Erst in der nächsten Woche sollten die Probleme beginnen. Nachdem ich jeden Morgen die Nachrichten über die rasanten und besorgniserregenden Entwicklung der Pandemie in Europa verfolgt hatte, begann ich, mir Sorgen um meinen Rückflug zu machen. Ich hatte zwar weder eine E-Mail noch eine andere Benachrichtigung von der Lufthansa bekommen, dass mein Flieger nicht abheben würde, aber als ich meine Buchung online checkte, musste ich feststellen, dass mein Flug annulliert worden war.
Ich hatte ursprünglich am 01.04. von Tokyo Haneda nach München fliegen sollen. Da dieser Flug annulliert worden war, hatte die Lufthansa mich auf einen anderen Flug von Tokyo Narita über Zürich nach München umgebucht. Wenig später war jedoch auch dieser Flug gecancelt worden.
Nach einigem mehr oder weniger erfolgreichen Herumsuchen im Internet wurde klar, dass Umbuchen von meiner Seite aus nötig war. Da bei der Lufthansa erstmal kein Druchkommen durch die belegten Leitungen möglich war, suchte ich vorsichtshalber online nach anderen Flügen...
Bevor ich davon erzähle, sollte ich vielleicht versuchen, meine Gefühle in der Situation zu beschreiben. Hmm🤔 Ich machte mir Sorgen um meine Leute in Deutschland. Zu dem Zeitpunkt bekam ich von verschiedener Seite - von Bekannten via Chat, aus dem ständig seine Meinung ändernden Internet und vom Auswärtigen Amt - widersprüchliche und auch sehr verwirrende Informationen zur aktuellen Lage, den geplanten Flügen und den weiteren Entwicklungen.
Die Hektik der Situation machte Planen schwierig und ich stand schnell unter Stress. Auch wurde mir bald klar, dass ich so schnell wie möglich zurück nach Deutschland fliegen musste, da ich sonst womöglich tatsächlich Gefahr laufen würde, in Japan zu stranden.
Ich hatte mich zwar schon bei ELEFAND eingetragen (der Liste des Auswärtigen Amts für Deutsche im Ausland), aber es war keine Rückholaktion für Japan geplant, solange es noch kommerzielle Möglichkeiten zur Rückreise gab. Ich habe diese "kommerziellen Möglichkeiten" mal recherchiert und das kann sich kein normaler Mensch leisten. Hier einmal, damit Ihr eine Vorstellung der günstigeren Preise bekommt...
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Flüge mit Zwischenstopps waren zwar etwas günstiger, aber die Gefahr, in einem Land irgendwo dazwischen stecken zu bleiben, war zu dem Zeitpunkt schon ängstigend.
Die beste Option also? Die Lufthansa anrufen.
Da bei der Lufthansa Deutschland nur schwer Durchkommen war, versuchte ich es bei der Lufthansa Japan, wo man mir half, auf einen Flug am 30.03. um 14.15 Uhr japanischer Zeit umzubuchen. Weil München zu dem Zeitpunkt bereits nicht mehr angeflogen wurde, würde dieser Flug nach Frankfurt gehen, so erklärte man mir, aber ehrlich? Solange es Deutschland war, war mir der Zielflughafen an dem Punkt egal.
Erleichtert, einen Rückflug bekommen zu haben, verbrachte ich einige letzte Tage in Japan. Nachdem die Olympischen Spiele auf nächstes Jahr verlegt wurden, verschob sich der Fokus der Nachrichten bezüglich Corona vom Aus- auf das Inland und am Wochenende wurden wir aufgefordert, zu Hause zu bleiben. Auch das Theaterstück 「冬の時代」 am Samstag, für das wir Karten hatten und auf das ich mich sehr gefreut hatte, wurde abgesagt. 泣
Als wir am Sonntagabend beim Abendessen saßen, etwa so gegen 18.00, bekam ich unerwartet eine weitere Mail von der Lufthansa, deren Inhalt kurz und knapp lautete: Ihr Flug morgen wurde annulliert. Wir suchen derzeit nach einer Lösung.
Ich hätte schwören können, dass mein Herz einen Schlag aussetzte. Um die Uhrzeit war es bereits zu spät, jemanden bei der Lufthansa Japan zu erreichen und mir blieb nichts anderes, als ein weiteres Bier zu öffnen und auf besagte Lösung zu warten.
Selbige folgte etwa eine halbe Stunde später per Mail. Ich wurde umgebucht auf einen Flug mit ANA um... 00.10 Uhr.
Wir sprangen also sofort vom Esstisch auf, ich warf all meine Sachen in meinen Koffer und machte mich auf den Weg zum Flughafen. Erst als ich eingecheckt hatte ~ nein, eher erst, als ich durch die Sicherheitskontrolle durch war, oder vielleicht auch erst, als der Flieger in der Luft war, atmete ich auf und erlaubte mir zu glauben, dass ich wirklich heim kommen würde.
Ich hatte Glück und wurde kurz vor dem Bording in die Premium Economy Class geupgradet. Auch saß neben mir niemand, sodass ich zwei Plätze für mich hatte und ein paar Stunden schlafen konnte. (Normalerweise kann ich absolut nicht schlafen, wenn ich von fremden Leuten umgeben bin.)
Ich kam am Montag um 05.20 Uhr deutscher Zeit rum in Frankfurt an. Wir mussten in Gruppen von 40 Leuten mit je zwei Metern Abstand voneinander das Flugzeug verlassen, aber das war auch die einzige Maßnahme. Kein Fiebermessen, kein "Reisen Sie weiter und wenn Ja, wohin?", keine Aufforderung, zwei Wochen zu Hause zu bleiben. 🤔
Ich machte mich schnell auf den Weg zum Hauptbahnhof, nahm den nächsten ICE nach München und war so froh, drei Stunden später endlich anzukommen.
Jetzt bin ich seit ein paar Tagen in Isolation wie der Rest von Deutschland und genieße gerade noch meinen Jetlag. Ich vermisse bereits vieles in Japan. Meinen Freund, meine Freunde, das Essen (oh, das Essen). Aber nach all der Ungewissheit und dem Stress mit dem Rückflug bin ich happy, es geschafft zu haben.
Zumal die Lufthansa meinte, dass man unbedingt diese Woche zurück solle, da bis September erstmal keine Flüge geplant seien...
Ich habe mich inzwischen brav bei ELEFAND ausgetragen.
Ich hoffe, Ihr hattet eine einfachere Rückreise, falls Ihr Euch wie ich im Ausland aufgehalten hattet.
Lasst uns jetzt zu Hause bleiben und hoffen, dass sich die Lage bald bessert, damit niemand mehr Angst haben muss. Damit die Kranken bald wieder gesund werden. Damit wir alle bald wieder in unseren Alltag zurückkehren dürfen.
またねー!♡
Dani~
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