Psyche
Ich wirke oft unheimlich zickig, wenn man mit mir schreibt. Man muss nur ein falsches Wort schreiben und schon will ich mich nicht mehr Treffen oder behaupte, ich sei nicht die richtige Person für Einen. Was du möchtest, dass ich einen schwarzen String trage? - Ja, kann ich mir überlegen, aber wenn du darauf behaarst, dann bleib Zuhause. Wenn die Regeln dir nicht gefallen, dann bleib Zuhause. Wenn du Sonderwünsche hast, bleib Zuhause. Bei zu viel hin und her Geschreibe, bleib Zuhause. Wenn der Preis nicht stimmt, Zuhause bleiben! ...
Ich war heute Abend in meiner Wohnung, als ein bekannter Name auf meinem Display erschien. In mir zog sich alles zusammen. Der Name erscheint häufiger auf meinem Display und bleibt meist unbeantwortet. Irgendwie verbinde ich mit diesem Namen ein negatives Gefühl (irrt sich auch leicht mal) aber ich weiß nicht mehr wieso.. Unser letztes Treffen ist über ein Jahr her, aber er schreib mir häufig. Wenn was schlimmes vorgefallen wäre, dann würde er auf meiner BlackList stehen. Tut er aber nicht. "Bitte sag mir, dass du heute Abend Zeit hast." Ich seufze. Zeit habe ich, Lust auch, aber irgendwie... mein Bauchgefühl.. "Also Zeit hätte ich." Ich zögerte vor dem Abschicken, aber tat es dann doch. Ich sagte ihm eine Uhrzeit und wollte ihn gerade in meinen Kalender einspeichern, als die Nachricht kam "Cool, dann wie beim letzten mal, mit BlowJob." Woh wooh, stop mal. "Ich biete keine BlowJobs, sorry." "Doch, die letzten 3x." Ganz sicher nicht! "Sicher, dass du mich nicht verwechselst? Ich mache extrem seltenst Ausnahmen.." Seit ich in dieser Wohnung bin, könnte ich mich jetzt an 3x erinnern. Kann sein, der er einer von diesen 3 war, aber definitiv nicht mehrfach.. Männer verstehen nicht, was Ausnahmen sind, das lerne ich immer wieder aufs Neue..
Mir war schon jetzt klar, dass ich keine Lust mehr auf das Treffen hatte, egal wie die Kommunikation verläuft, es würde kompliziert werden und "kompliziert" turnt mich ab!
"Ganz sicher, dass du das warst. Was machen wir jetzt?" "Eine Andere wird sicher Zeit haben. Ich bin nicht die Richtige für dich heute Abend." "Ich will zu keiner Anderen." Ich hatte keine Lust mehr auf die Situation und blieb deshalb von dort an stumm. Er schrieb noch ein paar Mal.
Eine halbe Stunde später klingelt es an der Tür und auf meinem Handy erschien wieder sein Name "Lässt du mich rein?" Alter! Ist der jetzt einfach vorbeigekommen? Meine Empörung stieg ins unermessliche... (Besonders in Erinnerung an einen meiner letzten Texte.) Ich machte nicht auf. Einige Minuten später fiel mir erst auf, dass er nicht "einfach so" vorbeigekommen war, sondern zu der Uhrzeit, die ich ihm am Anfang genannt hatte. Zwar war aus dem Chat klar heraus zu lesen, dass ich kein Treffen mehr wünsche, aber "einfach vorbeigekommen" war er nicht... streng betrachtet.. Bei mir meldete sich das schlechte Gewissen, als er enttäuschte Nachrichten schickte. "Kannst du mir nicht einfach aufmachen?" Schrieb er eine weitere viertel Stunde später. Er wolle gar keinen BJ mehr, bloß das was ich anbiete...
Der Junge war extra hergekommen, ich habe ihn vor der Tür stehen lassen, ich wollte dass sich die Situation entkrampft.. "Okay."
Der schwang sich die Treppe hoch.
"Tut mir leid, für das hin und her."
"Und ich bekomme nun wirklich keinen BJ?"
"Nein, tut mir leid."
"Kannst du nicht noch einmal eine Ausnahme machen?"
"Nein." Sagte ich lächelnd.
"Ach bitte!"
"Sonst musst du gehen..."
"Okay.."
Ich umfasste seine Hüfte und öffnete seinen Gürtel.
"Auch nicht wenn ich mehr zahle?"
"Nein." Ich hasse dieses MonaLisa lächseln auf meinen Lippen, wenn ich krampfhaft versuche die Stimmung zu halten.
"Du bläst einfach so verdammt gut!"
"Ich weiß. Aber vllt ist das ja auch meine Masche, erst bekommen die Männer einen BJ und wenn sie süchtig sind, dann lasse ich sie fallen." Witzelte ich und umfasste sein Glied.
"Was muss ich machen?"
"Es ist einfach nicht möglich, tut mir leid."
"Sag mir einen Grund."
"Es gibt viele."
"Sag mir einen."
Ich schwieg.
...
Das in meiner Wohnung meine Regeln herrschen, sollte das ausschlaggebende Argument sein. Allerdings war das Argument, welches mir durch den Kopf zog ein anderes. Meine letzte "Ausnahme" hatte ein Typ bekommen, welcher mir viel Geld für einen BJ geboten hat. Wir hatten ein normales Treffen ausgemacht, aber als er da war überredete er mich mit einer hohen Summe zu einem BJ. Ich wollte damals schon einen Text schreiben, aber es hat mich beim schreiben so emotional mitgenommen, dass ich es nicht konnte. Um es zusammenzufassen, glich der BJ eher einer Vergewaltigung. Während der ganzen Farce versuche ich unentwegt, in Bewegung zu bleiben, damit ihm nicht auffiel, dass ich am ganzen Körper zitterte. Als ich mich in einem Moment vor ihn Knien wollte, rutschten mir zitternd die Beine weg, aber ihm schien das nicht aufzufallen. Ich will nicht sagen, dass BJs allgemein schlimm sind, überhaupt nicht! Aber dieser war es. Er vergewaltige meinen Kopf und ich konnte ihn nicht einfach rauswerfen, weil ich versäumt habe das Geld im Vorfeld zu verlangen und ich konnte den Typen einschätzen, er würde nicht einfach zahlen, wenn ich ihn unverrichteter Dinge zum gehen aufforderte. Und das könnte ich psychisch kaum verkraften, wenn ich halb vergewaltigt werden würde und der Typ dann noch sagen würde. "Geld? Nö." Deshalb versuchte ich es zu einem guten Ende zu bringen, aber es war und war nicht möglich. 3x setzte ich an, dass wir nun zum Ende kommen müssten. Aber er unterbrach mich immer im Satz, indem er mir mit seinem Penis ins Gesicht schlug oder mir die Finger in den Mund steckte... Er wusste was ich sagen wollte.. Ich bin kein devoter Mensch und deshalb hoffe ich, dass diese Demütigung, auch Demütigung, dass ich es hier nun schreibe und vor der "Welt" zugebe, die ich an diesem Abend einstecken musste, mich bis an den Rest meines Lebens belehrt und ein weiteres Mal abhärtet! Nie wieder begebe ich mich in eine solch schwache Position! Aber nach der doppelten Zeit stand ich ruckartig auf. "Du musst jetzt gehen!" "Aber ich bin gleich fertig." "Du hättest schon längst gleich fertig sein sollen. Du musst jetzt gehen." Ich stand gerade vor ihm und ihm konnte nicht entgehen, dass ich wie Espenlaub zitterte.. "Das kann ich nicht, ich habe dir vorhin gesagt, dass BJ nichts für mich sind, nichts für mich und nichts für meine Psyche, siehst du nicht wie ich zittere?!" "Nimm ihn noch mal, ich bin gleich fertig, ehrlich." "Tut mir leid, aber du musst jetzt gehen!" Behaarte ich, der Wunsch zu weinen meldete sich in meiner Kehle. Während er sich anzog entschuldigte ich mich aufgebracht in einer Tour, ich war völlig verstört. Mein harsches Verhalten tat mir so leid, aber ich konnte nicht mehr! BJ allgemein strengen meine Psyche an, aber diese halbe Vergewaltigung setzte mich in einen emotionalen Ausnahmezustand. An der Tür kramte er in seinem Geldbeutel. "Ich habe nicht genug Geld dabei." Mir fiel das Gesicht runter... "Das ist nicht dein Ernst?!" Mein Blick muss Bände gesprochen haben, er wirkte fast eingeschüchtert. "Das ist ja echt die Höhe, das ist einfach ein richtiges Arschloch verhalten!" Der Zorn über sein charakterloses Verhalten vertrieb meine Angst der letzten Stunde. "Ja? Wenn es ums Geld geht, dann wirst du kleinlich, gä?" Erwiderte er. Bodenlos! "Ist das jetzt dein fucking Ernst?! Du hast über das doppelte der vereinbarten Zeit beansprucht, hast mich erst zum BJ überreden müssen, obwohl ich dir deutlich sagte, dass ich da keine Lust darauf habe, hast mich widerlich behandelt und sagst jetzt, dass ich kleinlich bin?! Verpiss dich!" Er machte eine abfällige Geste und drückte mir dann die vereinbarte Summer in die Hand.. Und wisst ihr was? Er hat noch mal geklingelt, er fände seine Schlüssel nicht, ob er bei mir nachsehen dürfte. Und als ich die Tür öffnete, da stand er mit heraushängendem Penis vor mir. "Bitte wixx ihn mir noch schnell ab. Bitte." Ich schlug die Tür zu und rief weinend meinen besten Freund an.
...
"Dir fällt kein Grund ein."
"Doch schon, ich möchte bloß nicht die Stimmung zerstören."
"Bitte, einfach nur kurz in den Mund nehmen."
"Nein."
"Einmal Küssen?"
"Nein." Es fiel mir immer schwerer die Stimmung zu halten.
"Das ist wirklich schade." Er packte mich an den Haaren und zog sehr kräftig. Kein Problem, wenn man an meinen Haaren zieht, aber so fest, hat noch niemand gezogen. "Hey!" Es kam nicht bösartig, aber deutlich, scharf und warnend. Er ließ sofort los.
Ich wixxte ihn ab. Und während er sich anzog lag ein peinlich berührter SmalTalk zwischen uns.
Das Treffen war schlecht. Das ist mir natürlich klar, aber was soll ich machen? Soll ich ihm das Geld erlassen? Er kam obwohl die Regeln klar waren. Ich hatte ihn ausgeladen gehabt, er ist dennoch gekommen. Für mich ist ein schlechtes Treffen UN-AUS-HALT-BAR!! Wenn ich die Tür schließe und weiß, dass der Andere nicht himmelhoch begeistert ist, dann erdrückt mich das Gefühl des Versagens den restlichen Tag, manche schlechte Treffen auch länger..
Deshalb muss ich im Vorfeld wirklich aussortieren. Deshalb muss ich zickig auftreten, muss klar sagen - So passt es mir nicht! Du kannst leider nicht kommen. Die Basis von einem guten Treffen ist immer, dass ich mich wohl fühle!
Das Treffen ist über zwei Stunden her und mir pocht das Herz.. Und das er mich nun blockiert hat, schmälert mein Schuldgefühl in keinster Weise. In meinem Kopf weiß ich, dass es unberechtigt ist, aber es war meine Aufgabe aus zu sortieren.. Es tut mir leid, dass das Treffen schlecht war :-(
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Huiiii, hier ist ja eine ganze Weile nichts passiert.
Um ehrlich zu sein, weiß ich gar nicht ob ich hierfür eigentlich Zeit habe und während ich diese Zeilen tippe, weiß ich schon sehr genau: Ich habe tatsächlich eigentlich gar keine Zeit dafür.
Denn es ist passiert. Ich. Bin. Mama. Geworden.
10 Lange Monate in denen ich zum Schluss wirklich alles und jeden verteufelt habe, sind vorbei und vor mir liegt dieser keine perfekte Junge der mit Abstand das Beste ist was ich in meinem Leben je fabriziert habe.
Gerade in meiner Schwangerschaft, in der ich zu einem dicken, vollkommen bewegungsunfähigem Walross mutiert bin, dass nicht mehr allein vom Sofa hoch kam, habe ich sehr sehr sehr viele Blogs von Mamas gelesen. Die meisten von ihnen waren perfekt. ZU perfekt. Diese Zeilen, die ich tagtäglich las, beschrieben das Leben mit Baby, dass scheinbar nur mit Sonne und schönen Zeiten gefüllt war. Niemand hat dort einen kleinen Nervenzusammenbruch bekommen und kein Baby hat jemals die Bude so zusammen geschrien, dass beim Nachbarn die Wände gewackelt haben. Man sah Fotos von friedlich schlafenden Babys und Mamas die im Handumdrehen alles mit einer federleichten Handbewegung geschafft haben.
Sie waren nach der Geburt, mit dem Baby im Arm, noch im Kreißsaal, perfekt frisiert, das Make up war on Point und sie strahlten für ein gestelltes Foto auf dem sogar das Baby rosig, schmunzelnd und vollkommen zufrieden in ihrem Armen lag.
Das aller größte Problem an dem ganzen (und das ist offensichtlich besonders gefährlich für die unter uns, die dass erste Mal Eltern werden) ist, dass man diesen vollkommen bescheuerten Quatsch irgendwann glaubt.
Man verinnerlicht die falsche Botschaft, dass nach einer Geburt, wenn das Wunder des Lebens einmal in deinem Arm liegt, alles Tippi Toppi ist. Das sich alles sofort fügt und man quasi zu einer alles mit einer Hand könnenden Super Mutti mutiert die natürlich, wie sollte es anders sein, jeden kleinen Handgriff aus dem FF weiß und diesen auch total fehlerfrei umsetzt.
Und jetzt kommts... das aller unglaublichste ever!
Surprise! (hier bitte Konfetti und bunte Luftballons vorstellen)
Es ist nicht so. Nicht mal im Ansatz! Eigentlich ist es sogar so anders, dass man sich darüber zerschießen könnte. Jedenfalls spätestens dann wenn man diese Blogs der scheinbar perfekten Baby Welt jetzt betrachtet.
Und nun kommen wir zum eindeutig neuem Thema diesen doch so sinnlosem Geschreibes.... Das Leben mit Baby.
Ich glaube in erster Linie schreibe ich das hier, um einfach einmal alles raus zu lassen und anderen, die noch davor stehen dieses Wunder des Lebens (mit einem wahnsinns Kopfumfang für die Öffnung wo’s dann raus muss) zu erfahren,die Wahrheit darüber zu erzählen, wie’s wirklich läuft oder eben realistisch laufen kann.
Wer also diese Mama Blogs kennt, in denen alles super ist und gern in dieser Lila Wolke weiter leben möchte, sollte spätestens hier weg klicken.. Denn hier gibt’s die ungeschönte Wahrheit vom Leben mit Baby... und die ungeschönte Wahrheit über die Gedanken die man ab und an als Mama hat.
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Ihr seid noch da? Wundervoll. Dann geht’s los! :-)
Ich spule an dieser Stelle einfach mal die Schwangerschaft weg. Die war zwar auch hier nicht so der Knaller, aber die variiert ohnehin von Frau zu Frau ganz gravierend. Hier war es eine Mischung aus ‘’Psycho’’ und ‘’Moby Dick’’. So viel schon mal zu dem Strahlen einer Schwangeren. Ich hatte eher die Ausstrahlung eines fetten Pottwals, der sich zum Ende hin mit Wassereinlagerungen des Todes, von vegetarischem Sushi ernährt hat.
Die Geburt meines Sohnes, habe ich nach anstrengenden und sehr nervenzermürbenden 6 Wochen noch relativ gut in Erinnerung. Sicher sind mir einige Dinge schon entfallen, aber solange mein an sich sehr dementes Hirn kleine Teile davon aufbewahrt hat, sollte ich sie aufschreiben.
Ich weiß noch, dass ich am 11. August 2019 gegen 22 Uhr Abends Fotos meines dicken Bauches gemacht habe und mich langsam aber sicher gefragt habe, ob man eventuell Platzen kann wie ein dicker Luftballon. Ich wollte nicht mehr...Ich hatte Wassereinlagerungen in Händen und Füßen, mir taten sämtliche Gelenke weh und ich hatte ständig dieses dämliche Ziehen überall.
An diesem Abend hatte ich bereits das Gefühl als ob ich meine Periode bekomme. Schon Tage zuvor verabschiedete sich mein Schleimpfropf in Stückchen (hier der also bereits der Erste Eckelfact).
Die Nacht zum 12. August 2019 war unruhig. Ich wurde ständig wach und hatte immer so ein furchtbar nasses Gefühl (tut mir leid aber anders lässt sich das nicht beschreiben...) Morgens gegen 09:15 Uhr stand ich auf. Und plötzlich war da dieses wirklich wirklich nasse Gefühl dass nicht mehr länger nur ein Gefühl war... Es war wirklich nass. Slipeinlage sei Dank ging nichts daneben dass ich am Ende hätte noch wegwischen müssen. Wäre ich nämlich einmal auf’m Boden gewesen, hätte aufgrund meiner vollkommenen Unbeweglichkeit das Baby auf dem Boden meines Schlafzimmers zur Welt bringen müssen.
Der Toiletengang zeigte: Blut. und Schleim. Aber vor allem Blut.
AHA!
Es ging also los. Anders als viele Monate zuvor gedacht, war ich die Ruhe selbst. Man selbst denkt als Schwangere ja überwiegend an die bevorstehende Geburt, je weiter die Schwangerschaft fortschreitet. Und, Holy Shit, ich hatte eine scheiß Angst davor! Aber in diesem Moment war alles anders als erwartet.
Ich duschte in Ruhe, schminkte mich und band mir einen für meine Verhältnisse sehr ordentlichen Dutt, bevor wir meine Tasche und uns selbst ins Auto manövrierten und zur Uniklinik fuhren.
Da die Fahrt bis dahin nur 10 Minuten dauerte, war nicht wirklich die Zeit um darüber nachzudenken, welchen Horrortag ich wohl vor mir hatte.
Im Nachhinein: Besser so! Hätte ich das vorher gewusst, wäre ich niemals dort hin gefahren und hätte das Baby lieber im Wald, in einem Bachlauf, unter Wölfen bekommen.
Wir kamen an. Ich weiß noch, dass wir uns über die Notaufnahme anmelden mussten und DAS dauerte eine halbe Ewigkeit. Wie machen das Frauen die bereits heftige Wehen haben? Bekommen die einfach ein Kind in einem dunklen Krankenhaus Gang? Neben alten Menschen die in abgesonderten Betten auf ein MRT warten? Und wenn ja, klatschen die dann zum Schluss wenn man’s geschafft hat?
Ich für meinen Teil, habe es geschafft mit meiner kleinen Anmeldemappe, die mir eine sehr unmotivierte Mitarbeiterin der NFA in die Hand drückte, in den ersten Stock zu watscheln (JA! ich watschelte wirklich!)
Dort angekommen, musste ich mich trotz Anmeldung, nochmal Anmelden. Obwohl ich inzwischen wirklich Wehen hatte, sahen das die Schwestern auf dieser Station noch total gechillt. Da sich scheinbar niemand dafür verantwortlich fühlte, sich einer fast gebärenden anzunehmen, schob man mich in den öffentlichen Wartebereich ab. Ich sollte ‘’ein paar Minuten’’ dort warten. Es würde gleich jemand kommen. Wisst ihr, die Zeitangaben in so einer Klinik sind unwahrscheinlich interessant, denn während ‘’ein paar Minuten’’ in der Außenwelt wirklich eine Zeitangabe von 5 bis 10 Minuten ist, bedeutet ‘’ein paar Minuten’’ in dieser Klinik 1 1/2 Stunden. Wieder was dazu gelernt. Every Day is a School Day!
Während ich also da saß und wartete, machte ich das erste Mal die Bekanntschaft mit Wehen die in verschiedenen aber wohl noch immer vertretbaren Abständen kamen. Manche waren auszuhalten, andere hätten mir sehr sicher den Boden unter den Füßen weg gezogen, hätte ich gestanden.
ENDLICH kam da jemand und rief meinen Namen. Ich, die seit gefühlten 100000 Jahren dort saß und wartete, humpelte wie eine alte, zerbrechliche Frau hinter der, mit Schwung und Laune laufenden Hebamme her.
In ein CTG Zimmer.
Aha!
Das kannte ich. Eine Liege mit dem absolut unbequemsten Stillkissen ever. Daneben ein Gerät mit 2 Saugnäpfen. Das CTG Gerät. Ich fühlte mich ein wenig sicherer denn in einer Situation, in der ich mich vollkommen ausgeliefert gefühlt habe, kannte ich endlich etwas!
Nach 2 Stunden, die ich an diesem ziemlich lautem Teil hing, weil mein Sohn sich offensichtlich zum Karate Kid entwickelte, befreite mich diese motivierte Frau wieder und bat mich eine Pipi Probe abzugeben.
HA!
Nichts leichter als das denn dieser Schwellkopf lag bereits seit mehreren Stunden auf meiner Blase. Hätte man es verlangt, hätte ich weitaus mehr als ein ‘’bisschen’ Pipi abgeben können. Nachdem dass passierte, schleifte sie mich über den Flur in ein Untersuchungszimmer. Dort stand dieser widerliche und von mir schon immer gehasste Gynäkologische Stuhl. Das Teil sollte verboten werden. Jetzt mal ehrlich, kann man sich irgendwo noch ausgelieferter und unwohler fühlen als auf nem Stuhl in dem man halbliegend die Beine so weit auseinander gespreizt bekommt, dass einem regelrecht das Becken weh tut? Wohl kaum. Jedenfalls wurde nun eine Art Abstrich genommen. Eine Probe von dem flüssigen Zeug was da permanent aus mir raus lief. Man sagte mir, dass man mit einem Test, der genauso aussah wie ein amerikanischer Schwangerschaftstest, nachweisen könne, wenn dieses Gelumpe tatsächlich Fruchtwasser war. Offensichtlich war man sich hier nämlich nicht sicher. Bevor diese Tante jedoch das wirklich lange und schmerzhafte Stäbchen aus meiner Gebärmutter heraus zog, verfärbte sich dieser Test bereits lila.
Hier stand also fest: Jup. Es ist Fruchtwasser. Klopsi hat die Fruchtblase angekratzt.
Mit der Gewissheit dass ich nun niemals noch einmal Nachhause gelassen werde, weil die Infektionsgefahr für das ungeborene Baby nun zu hoch war, wurde ich gebeten ca. 1 1/2 Stunden spazieren zu gehen. Um 13 Uhr sollte ich mich dann eine Etage höher im Kreißsaal melden.
OK! Nun also das obligatorische Spazieren gehen... Wir schlürften also rund um das Krankenhaus und entdeckten eine wirklich schön gestaltete Gartenanlage. Dort musste ich mich tatsächlich erstmal eine kleine Weile setzen. Die Wehen wurden stärker und ich dafür immer schlapper. Das war das erste Mal das mir in den Sinn kam, dass ein Baby bekommen wohl keine so super Idee war. :-D
Weil ich und mein schwabbeliger, dicker, von Wasser aufgeblähter Körper nun wirklich nicht mehr konnten, liefen wir langsam zurück. Da war allerdings immer noch ne halbe Stunde auf der Uhr die wir rum bekommen mussten.
Also tranken wir den wahrscheinlich schlechtesten Kaffee der Welt in der offensichtlich miesesten Cafeteria der Welt. 10 Minuten vor Ablaufen der halben Stunde, hielt ich’s jedoch nicht mehr aus. Wir schlürften also zum Fahrstuhl und meldeten uns im Kreißsaal.
Dort wurde nicht wirklich gewartet. Mein Muttermund wurde untersucht. Dieser war bereits 2 cm geöffnet. Dies sahen die Hebammen, von denen leider nicht alle nett waren, als Anstoß mir ein furchtbar hässliches Hemdchen zu geben, dass vorn zugeknöpft wurde. Die Knopfleiste vorn an so einem Hemdchen zum Gebären nennt sich Landebahn (dankt mir und Hebammen Schülerin Lara bitte später. ;-) ).
Ich wurde also frisch eingekleidet in dieses wirklich schicke Hemdchen vom Designer ‘’furchtbar hässlich und dazu unbequem aber egal weil Walrosse eh keiner anschaut’’ in ein ‘’Wehenvorzimmer’’ verfrachtet.
Dieses Zimmer ist vergleichbar mit dem Betäubungsraum eines Schlachthauses. Man weiß was jeden Moment passiert wenn man den Raum wechseln muss. In diesem Zimmer war bereits seit 3 Tagen ein Paar untergebracht, dessen Geburt eingeleitet werden sollte. Trotz 3 Tagen Wehentropf, Tabletten und anderen Versuchen dieses Baby zum heraus kommen zu überreden, ist allerdings nichts passiert und als wir wieder auf den Gang geschickt wurden um noch ne Runde zu Laufen, wurden die beiden aus dem Zimmer, mit samt ihren Sachen sehr wahrscheinlich in den OP gebracht. Das wurde dann wohl ein Kaiserschnitt. Irgendwie war ich froh dass wir das Zimmer nun erst einmal allein hatten, denn mir wäre es bekloppterweise sehr unangenehm gewesen wenn ich vor mir unbekannten Menschen vor lauter Wehenschmerz rumgestöhnt hätte wie eine Kuh die kurz davor ist abzukalben.
Eingekleidet in mein Top Modernes Kleidchen und einem zusätzlich sehr stylischem aber ultra bequemen Netzschlüpper, der inklusiv einer überdimensionalen Binde kam, lag ich also erneut in diesem Bett. Unter meinem Hintern eine Einlage. Falls was daneben geht... Immer mal wieder wurde erneut ein CTG angeschlossen um zu überwachen ob es dem Baby unter den Wehen auch gut geht.
Die Uhr zeigte nun 18 Uhr an und ich lag weinend und zitternd in diesem Bett. Meine Wehen waren nun so schlimm und so intensiv, dass ich Angst vor jeder Weiteren hatte. Als ich es gegen 18:30 Uhr nicht mehr aushielt, rief ich eine Hebamme und fragte nett und zurückhaltend nach etwas was diese unsagbaren Schmerzen aus der Hölle etwas mindert. Ich bekam: eine Buscopan.
Das war das erste Mal dass ich mich fragte ob man mich hier eigentlich verarschen will!? Ich bekomme ein fucking Baby und leider nicht unter Magenschmerzen und Durchfall! Laut Angabe der Hebamme sollte diese Wundertablette, die hier in Form einer Spritze verabreicht wurde, in ca. 15 Minuten anschlagen.
Überraschung! Nichts halt. Nicht mal nen Mini bisschen Linderung verschaffte mir dieses freiverkäufliche, pflanzliche Zeug. Ich klingelte also wieder und verlangte nun eine verdammte PDA!
Nachdem mein Muttermund erneut untersucht wurden war (mittlerweile waren wir bei 7 cm) hakte mich Hebammenschülerin Caroline ein und schlich mit mir in den Kreißsaal 4. Und mit Schleichen, meine ich wirklich Schleichen. Zwischendrin mussten wir immer mal stehen bleiben weil diese Wehen mich sonst wohl mit sich zurück in die Hölle gezogen hätten.
15 Minuten später waren wir in Kreißsaal 4 angekommen. Der Weg dorthin betrug ca. 20 Meter... und wir brauchten dafür 15 Minuten. Lief bei mir. NICHT.
Ich sollte mich nun, Beine baumelnd, auf die, in der Höhe verstellbare Liege setzen und mich entspannen.
Caroline legte mir ein CTG an dass während der gesamten Geburtsgeschichte nun da dran bleiben sollte. Leider bewegte sich mein Kind unaufhörlich, so dass man nicht sicher seine Herztöne aufzeichnen konnte. Also setzte sich die Hebammen Schülerin vor mich und hielt mit der linken Hand den Saugnapf des CTG Gerätes an meinen Bauch. So dass es so fest dagegen drücken konnte, das wir die Herztöne sicher hören konnten. Mit der anderen Hand, streichelte und Tätschelte sie meine, als sie mitbekam dass ich mittlerweile ein Häufchen Elend war, dass zusammen gekauert und von Schmerzen zerfressen auf dieser Liege saß, die mit einem roten Frottee Spannbettlaken bezogen war.
In den Wehenpausen, die nun immer kürzer waren, unterhielten wir uns über Silvia Wollny. Die Tatsache dass diese Frau das 11 Mal (oder sogar noch mehr?!) hinter sich brachte, wollte mir in diesem Moment nicht in den Kopf. Auch Caroline konnte das nicht so recht verstehen.
ENDLICH um 21:30 Uhr kamen 2 Anästhesisten.
2.... warum 2? Die Frage stellte ich mir in diesem Moment tatsächlich nicht. Heute weiß ich’s genau! Einer davon hat den Job Dir tierisch auf die Eier zu gehen um Dich abzulenken.
Der Oberreisser war jedoch, dass man noch 3 Formulare ausfüllen musste, bevor diese Lebensrettende PDA endlich gelegt werden konnte. FORMULARE??? AUSFÜLLEN?? Ich war froh dass ich wusste wie ich heiße und das ich sagen konnte wo ich bin. Wie zum Fick sollte ich dass denn noch machen?! Gott sei Dank sah das Caroline auch so und füllte den Mist zusammen mit mir aus. Das ging relativ zügig und endlich werkelte man an meinem Rücken umher. Um ehrlich zu sein, weiß ich davon nicht mehr viel. Nur dass ich absolut keine Schmerzen dabei hatte. Ich habe weder die 4 Betäubungsspritzen, noch die eigentliche PDA an sich nicht gemerkt. Und ich weiß noch dass dieser männliche Arzt mir mit seinem Gequatsche über seinen Hund, der seiner Aussage nach sehr frech ist, tierisch auf den Sack ging. Weil man aber auch nen netter Mensch ist, versucht man ihn, in den nun kaum noch vorhandenen Wehenpausen nicht zu töten. Der Mann hatte einen Hund. Also sicher auch ne Familie. Und auch wenn er mir den letzten Nerv raubte, entschied ich mich Heute keinen Familienvater, Hundebesitzer und liebenden Ehemann zu verspeisen damit dieser endlich seine Klappe hielt.
Plötzlich hatte ich ein warmes, kribbeliges Gefühl in den Beinen. Fuck! Ich hatte absolut keine Schmerzen mehr.
Mir ging’s super. Also... wirklich super. Ich hätte Nachhause gehen können.
Nun wurde ich aufgefordert mich hinzulegen... Leichter gesagt als getan mit einem Unterkörper der ab deinem Bauchnabel vollkommen betäubt ist.
Meine Beine fühlten sich an als wären sie eingeschlafen wenn ich sie bewegte. Zu meinem großen Bedauern hatte meine geliebte Hebammen Schülerin Caroline nun Feierabend. Sie verabschiedete sich wehmütig und ich wünschte ihr einen schönen Feierabend. Das meinte ich natürlich nicht ernst, denn wie konnte diese Frau mich so hier liegen lassen? Untenrum nackig, mit einem fast vollständig aufgeknöpftem Designer Krankenhaus Kleidchen? Ich war sauer.
Abgelöst wurde sie durch Hebamme Almut. Ich weiß dass wir uns Heute noch über den Namen Almut zerschießen. ABER Almut war Klasse. Sie unterhielt mich und lenkte mich auch ein wenig ab. Die Frau im Kreißsaal neben mir lag ganz offensichtlich in den Presswehen und schrie sich die Lunge aus dem Hals. Das war beunruhigend. Ich hoffe diese Frau entscheidet sich das nächste Mal für eine PDA, denn Freunde, dieses Zeug war göttlich in diesem Moment. Mir vollkommen unbegreiflich wie man den Wehenschmerz aushalten UND durch machen kann und danach nicht vollkommen Querschnitsgelähmt durchs Leben steuert.
Jedenfalls war alles wieder Schick und Hebamme Almut entschied sich nun, freundlicherweise, einmal nach der offensichtlich sterbenden Frau in Kreißsaal 3 zu sehen. Wir lagen also erstmal Allein rum. Eine ganze Weile sogar. Mir ging es so gut, dass ich mich sogar unterhalten und witzeln konnte. PLÖTZLICH: DRUCK! So ein riesen Druck, als müsste man super dringend ein super riesen großes Häufchen machen. Nur dass ich mir hier sicher war, dass es sich nicht um ein Häufchen handeln würde...
Ich klingelte also Almut ausm Bett und verkündete: ICH MUSS MAL!
Die lachte aber nur und untersuchte meinen Muttermund. Der hatte sich offensichtlich verabschiedet. Er war offen. Ganz offen. 10 cm offen.
Dies verkündete sie mir während sie diese wasserdichte Unterlage ruckartig und schnell unter meinem noch immer tauben Hintern hervor zog und schnell eine neue, saubere drunter schob. Nickend und nichtssagend schauend nahm ich das hin. Als sie gerade 2 Meter von mir weg, auf dem Weg zum Mülleimer war, riss ich plötzlich die Augen auf. Nach einem enormen, fast nicht aushaltbarem Druck, folgte ein platzendes nasses Gefühl. Nicht schmerzhaft. Fast so als würde jemand einen Luftballon mit einer Nadel zum Platzen bringen.
Trotz der PDA spürte ich ein furchtbar nasses Gefühl. Die Niagara Fälle wurden also entfesselt und von Sekunde zu Sekunde fühlte sich das so an, als würde unter meinem Hintern ein ganzes Meer entstehen. Ich wartete in diesem Moment auf jemanden der ‘’befreit den Kraken’’ rief. Dies blieb jedoch (leider) aus.
Nur eins war anders. Mit diesem platzenden Gefühl entwich jeglicher Druck. Einfach so. Alles weg.
Ich verkündete also laut und immer noch ziemlich schockiert, dass meine Fruchtblase nun wohl geplatzt sei. Hebamme Almut lachte, nickte und schob erneut eine saubere und frische Unterlage unter meinen Popo.
In der Zwischenzeit hatte sich eine andere Person zu uns gesellt. Ich weiß nicht mehr wie sie hieß und ich weiß auch nicht mehr ob sie sich mir überhaupt vorgestellt hatte. In diesem Moment wusste ich nicht mal worin genau ihre Aufgabe bestand.
Die Frau in einem grünen OP Hemdchen, was hier die Farbe der Saison zu sein schien, entpuppte sich später als Assistenzärztin die Hebamme Almut nun bei der ‘’Austreibungsphase’’ meiner Geburt unterstütze.
Frau Doktor mindgrün war jedoch gar nicht so freundlich. Als nämlich dieser enorme Druck wieder kam, war mir selbst schon bewusst dass das jetzt auf keinen Fall ne Fruchtblase sein kann. Das war nen Kopf! Das war ein kleiner menschlicher Kopf der sich drückender weise seinen Weg nach draußen bohren wollte. Und ich befürchtete schon, dass ihn nichts aufhalten würde.
Der Oberhammer war jedoch, dass man mich dann wirklich nochmal auf die Toilette setzte! Ich sollte Pullern, andernfalls hörte ich irgendwas von nem Katheter... Nenenene, dann geh ich lieber halbgelähmt und mit nem Schwellkopf in meinem Becken kurz pinkeln!
Das funktionierte nur bedingt und leider hörten die Presswehen auch aufm Klo nicht auf. Was für ne Überraschung. Weiterhin gar nicht so überraschend war es als man mir sagte, ich dürfe nicht mitpressen. Keine Ahnung wie die sich das alle vorgestellt haben aber das war schlicht nicht möglich. Ich versuchte mich trotz allem zusammen zu reißen und ‘’veratmete’’ diesen Druck. Hier eine kleine Vorwarnung an alle die da noch durch müssen: Ihr werdet dieses Wort ‘’veratmen’’ hassen!
Wieder zurück auf meiner Liege mit dem roten Spannbettlaken verkündete ich nach der letzten Wehe, dass ich jetzt mit drücken MUSS! ich konnte schlichtweg nicht mehr.
Sehr widerwillig sagte mir die Hebamme und die Ärztin dass ich nun mitdrücken soll... wenn’s denn gar nicht anders geht. Nein verdammte Kacke, es ging nicht anders. Und Leute, dieses Gefühl, dass man nun endlich mitpressen durfte war eine Wohltat. Nur das mich hier keiner falsch versteht denn der Druck und mittlerweile auch der Schmerz der sich durch die nachlassende Wirkung meiner heiß geliebten PDA kämpfte waren noch immer die Hölle aber nun endlich auch etwas produktives für diese Geburt tun zu dürfen war ich Träumchen.
Mir war vor der Entbindung meines Sohnes nicht bewusst wie vollkommen egal einem die Anwesenheit von Menschen in so einer Situation ist. Ich weiß, einige schwören dass sie keinen Mucks machen werden und sich benehmen weil ja fremde Leute an einer sehr empfindlichen Stelle des eigenen Körpers stehen und quasi direkt in dich hinein sehen können.
Auch ich war so eine. Ich habe mir Gedanken darüber gemacht, mich bloß darauf zu konzentrieren niemanden auf den Tisch zu kacken. Vor der Geburt war das eine meiner größten Sorgen.
Hier die absolute Wahrheit: Das ist dir tatsächlich scheiß egal wenn’s soweit ist.
Ich bin mir sehr sicher, dass ich sehr wohl was auf’m Tisch gelassen habe und ich weiß genau dass ich den Kreißsaal zusammen gebrüllt habe. Gepaart mit den Sätzen:
‘’Ich kann nicht mehr.’’
‘‘ Ich will nicht mehr.’‘ Und
‘‘Ich gehe wieder Nachhause und wir machen das hier ein ander mal weiter.’‘
(Bei diesem Satz war mir vollkommen bewusst, dass die mich hier nie wieder sehen würden, wär das mit dem ‘‘wir machen das ein ander mal weiter’‘ wirklich möglich.)
Almut nahm das alles mit Humor. Ärztin mindgrün jedoch brüllte zurück dass ich weniger schreien und mehr pressen soll. Diese Frau sagte diesen Satz nur weil sie genau wusste, dass ich sie in diesem Moment nicht töten könnte!
Ähm, Entschuldigung: ich drücke hier nen Kind aus meiner verdammten Vagina!
Ich hörte nur immer den Satz: ‘’Über den Punkt an dem es am aller meisten weh tut, müssen wir hinaus.’’ Bis Heute weiß ich nicht was die damit meinten denn sein wir mal ehrlich, ALLES tat saumäßig weh. Wo da der Punkt gewesen sein soll über den wir hinaus mussten... Keine Ahnung.
Plötzlich wurden beide Frauen, sitzend auf meiner Liege, mit meinen Beinen auf jeweils einer Schulter von ihnen, ein wenig hektisch. Almut sagte jedoch noch relativ ruhig aber bestimmend dass ich nun pressen MUSS. Ich hingegen antwortete heulend mit meinem nun gar nicht mehr so hübschem Dutt auf dem Kopf, dass ich nicht kann denn ich hatte gerade einfach keine Wehe.
Das wurde jedoch ignoriert und plötzlich merkte ich wie jemand zog. An dem Kopf meines Kindes den mir zuvor Almut zeigte, indem sie meine Hand heran zog und zwischen meine Beine legte.
In diesem Moment kam wieder eine Wehe. Die letzte. Ein Gefühl der Erleichterung durchzog mich als ich merkte wie etwas aus mir raus schoss. Und ja! Genauso fühlte sich das an. Wie ein überdimensionaler Torpedo...
Ich heulte denn mir war bewusst das ich 10 Monate Schwangerschaft, Wassereinlagerungen, Übelkeit, Fressattacken und zum Schluss diese Höllengeburt überlebt hatte. Ich war fertig. Ich hatte es geschafft. Und auch wenn ich in meinem Leben nichts vergleichbares erreicht hatte, war ich so unendlich stolz auf mich. Das erste mal in meinem Leben war ich stolz auf mich.
Ich wartete auf den ersten Schrei. Aber der blieb aus. Hinter mir trat ein großgewachsener Mann, ebenfalls in mindgrün, durch die Tür der mein Kind stillschweigend mitnahm. Almut sah meinen entsetzten Blick und erklärte mir gleich, dass es sich hierbei nur um einen Kinderarzt handelte, der meinen kleinen perfekten Prinzen untersuchen sollte. Die Nabelschnur lag 2 mal um seinen Hals und als er endlich diesen Weg aus mir heraus fand, war er blau. Schlumpfartig blau. Das haben die beiden Damen bereits gesehen als der Kopf draußen war und piepten für mich vollkommen unbemerkt den Kinderarzt an der scheinbar auch sofort zur Stelle war.
Ich habe im Kreißsaal jegliches Zeitgefühl verloren. Lediglich dass wir Dienstag hatten, dass wusste ich.
Ärztin mindgrün untersuchte unterdessen meine Vagina nach Verletzungen. Scheinbar war da was gerissen, was nicht gerissen sein sollte und so wurde diese kleine Verletzung mit 7 Stichen genäht, die ich an sich als wirklich nicht schlimm empfand. Kann auch daran liegen dass es zuerst mit Eisspray und dann mit ner Spritze betäubt wurde.
Ziemlich zeitgleich brachte man mir endlich mein Kind. Eingewickelt in ein gelbes Frottee Handtuch. Noch ganz nackig und ein wenig blutverschmiert.
Hebamme Almut zeigte ihn mir kurz und nahm ihn dann 2 Meter weit mit um ihn zu vermessen und ihn zu untersuchen. Dann legte sie mir das kleine Fleischbündel an die Brust, neben mich in meinen Arm. Ärztin mindrün war fertig und verschwand wortlos nachdem sie nochmal brennendes Flüssigpflaster auf die Wunde sprühte. *Danke dafür!*
Hebamme Almut half meinem Baby noch den Weg zu meiner Brustwarze zu finden und ließ mich und mein kleines Wunder dann allein im Kreißsaal. In ca. einer Stunde sollte ich dann auf die Wochenbettstation gebracht werden.
Ich war also nun allein. Ganz allein mit der Liebe meines Lebens in einem halbdunklem Raum der nur von einer kleinen Leuchte über dem Babyuntersuchungstisch beleuchtet wurde.
Da war er. Mein Baby. Mein Sohn. 50 cm, 3530g schweres, pures Glück und endlose Liebe!
Alles war so intim und so unreal. Plötzlich ist man Mama. Wie krass. ich bekomme immer noch Gänsehaut wenn ich an diesen Moment zurück denke. Alles war plötzlich egal. Die Zeit, der Tag, alle Probleme, jede offene Rechnung, all die Schwierigkeiten in der Schwangerschaft und jede einzelne Wehe. Nichts spielte in diesem Moment eine Rolle denn das aller größte Wunder auf der weiten Welt, lag neben mir. Verschrumpelt, nuckelnd an meiner Brust in einem gelben Handtuch.
Um 00:21 Uhr hat dieser besondere kleine Mann mich zur glücklichsten Mutter auf der Welt gemacht. An einem Dienstag im August hat sich meine Welt für immer geändert.
Ich sah ihn immer an und redete ganz leise mit ihm. Ich sagte ihm, dass ich schon so lange auf ihn gewartet habe und das ich ihn unendlich liebe. Der erste Kuss, dem man seinem eigenen Kind auf die Stirn drückt, wird man niemals vergessen.
Aus der besagten Stunde, die ich noch im Kreißsaal liegen sollte, wurden 4 Stunden. Gemeinsam mit meinem Sohn und einer ziemlich lästigen Mücke, wartete ich also.... auf was oder wen auch immer.
Im Nachhinein muss ich sagen, dass ich nie in meinem Leben eine privatere, schönere und intimere Situation erlebt habe, als diese 4 ersten Stunden allein im Kreißsaal. Mit meinem Baby.
Gegen halb 5 Morgens kam eine neue Hebammen Schülerin die auch nichts im Vergleich zu Caroline war. Sie half mir aufzustehen, schickte mich Pullern und erlaubte mir endlich, dass OP Hemd auszuziehen und ein langes Shirt von mir selbst zu tragen. ENDLICH.
In der Zwischenzeit zog sie mein Baby an, denn der war noch immer nackig.
Dann manövrierte sie mich und meinen kleinen Koffer in einen sehr bequemen Rollstuhl, drückte mir mein Baby auf den Arm und schob mich aus dem Kreißsaal. Auf dem Flur stand Almut, die mir nochmal alles Gute wünschte, mir (wie sicher allen anderen Müttern auch) sagte, dass ich das super gemacht hatte und drückte mir meine Unterlagen für die Station in die Hand. Hebammen Schülerin ‘unbekannt’ und ich fuhren eine Etage höher. Dort angekommen legte man mich direkt in ein Bett in Zimmer 10 und nahm mein Kind zum Zuckertest mit. Gegen 6 Uhr Morgens kam eine ältere Schwester zurück. Mein Baby in ein Glasartigen Wagen gelegt, zugedeckt mit einem zuckersüßem Kopfkissen. Er schlief so friedlich! Man stellte ihn neben mich, sagte dass ich Ihn ca. 3 Stunden schlafen lassen sollte um ihn dann zu Stillen. Man wollte dass auch ich noch eine Weile schlief... Das Licht ging zwar aus, aber die Sonne ging auf und erhellte das Zimmer gerade genug, dass ich Mein Kind sehen konnte.
An Schlaf war nicht zu denken denn alles was ich tat war dämlich Lächelnd da liegen. Ich sah meinem Wunder beim Schlafen zu und versuchte den pochenden Schmerz der Naht an meiner Vagina zu ignorieren.
Es war verrückt denn plötzlich kannte ich eine Liebe die mein Herz so sehr erfüllte, dass ich Heute noch schwören könnte, dass es platzt.
<3
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