März 18, 2021: Safari njema (gute Reise)
Nach der Aufregung wegen der Quarantäne für Menschen, die aus der Schweiz einreisen, war es eine Erleichterung, als diese absurde Regelung nach 2 Tagen wieder aufgehoben wurde. In der Zwischenzeit hat aber auch der Minister of Health einen hervorragenden Brief an die Immigration geschrieben, der es vielleicht sowieso möglich gemacht hätte, dass die Schweizerin aus dem Team kein Problem für die Einreise gehabt hätte. Insofern kann ich alle beruhigen: meine Freundin Françoise, die mir den ursprünglichen Bericht geschickt hat und sich darüber genervt hat und alle, die mit gefiebert haben, wie es wohl rauskommen wird, können sich wieder entspannen. Aber ich war schon froh, dass Sabine Zingg mir dann auch die Entwarnungsnachricht von Travelnews geschickt hat. Anscheinend haben sich die Tourismusfirmen in Kenia vehement gegen diese absurde Bestimmung gewehrt. Vor allem auch, weil die Schweizer ja noch ein paar von den wenigen Touristen sind, die überhaupt kommen und genügend Geld im Land hinterlassen…
Mein Mann meinte ja von Anfang an pole pole (langsam langsam) jetzt reg dich doch nicht auf, das kommt schon gut. Aber ich wollte natürlich nicht, dass das Medical Camp, das auf den November geplant ist ins Wasser fällt und ehrlich gesagt: noch weniger wollte ich, dass meine Safari mit Astrid ins Wasser fällt!!! Und ihr kennt mich: da ist ein Problem – ich suche dafür eine Lösung. So war ich schon immer und das ist gewissermassen in meiner DNA. Einfach zu warten und zu denken: ja das kommt dann schon gut, das ist einfach nicht meine Art auch wenn es manchmal auch so funktionieren könnte. Ich wollte auch nicht, dass sie von dieser Quarantäne von jemand anderem erfährt als mir. Ja und das hat wieder mit meinem ausgeprägten Verantwortungsgefühl zu tun: ich arbeite dran… Die Vorbereitungen für die Einreise waren aber schon recht kompliziert: so viele Formulare auszufüllen, so viele Dinge zu beachten: PCR Test, QR Code von Kenia, Einreiseformular für Österreich (Flug via Wien aber nur im Transit), Corona-Impfung (Astrid arbeitet im Gesundheitsbereich) etc. etc.
Dafür konnten wir es am Flughafen Mombasa dann einfach machen für die beiden Frauen: durch Peter’s connections konnten wir sie direkt am Flugfeld abholen. Vor lauter Winken und Begrüssen mussten sie sich zuerst hinten anstellen und das hätte wohl eine Wartezeit von mindestens einer Stunde bedeutet aber sie wurden ganz nach vorne geholt und mit dem Koffer entgegennehmen waren wir in einer Viertelstunde durch! Ich habe schon angemeldet, dass ich mir das für zukünftige Ankünfte von mir selber auch wünsche. Es hat dann doch noch Ksh 2000 (fast CHF 20) gekostet aber nach einem so langen Flug ist man einfach froh, wenn es schnell geht.
Die Fahrt ins Hotel ist kurzweilig, wir machen updates und Pläne für die bevorstehende Safari und die Meetings mit dem Spital in Kilifi. Beim ersten Drink an der Bar wird dann auch klar: die Ärztin aus Österreich ist vom vielen Arbeiten so erschöpft, dass sie auf die Safari verzichtet aber ich glaube, sie hat echt etwas Grandioses verpasst. Aber egal: wir sind alle alt genug um zu entscheiden, was für uns passt.
Ich erhalte noch ein Briefing vom Safari Unternehmen, das einem guten Freund von uns gehört. Da Astrid ein Bewegungsmensch ist will sie unbedingt an einen Ort, an dem man sich auch zu Fuss bewegen kann und wir haben aus dem Erholungsgrund auch 2 Nächte am selben Ort gewählt.
Die Fahrt zur Voyager Ziwani Lodge am Rande des Tsavo West Nationalparks ist unspektakulär und viel länger als angekündigt, aber mit einem Halt in einem richtig schönen Souvenirladen (indem sich Astrid ausgetobt hat – und auch ich merkte, dass ich ein bisschen unter Shopping-Entzug leide) kommen wir dem Ziel bald näher.
Bereits unterwegs fahren wir dem Nationalpark entlang und sehen schon einige wilde Tiere. Ich bin so froh, dass Astrid auch nicht auf die Jagd der „Big Five“ aus ist und so geniessen wir entspannt auch die Sichtung jedes noch so (für Safari-Jäger) unbedeutenden und kleinen Tieres. Die Italiener sind dafür bekannt, dass nur Löwen und Leoparden für sie zählen – ansonsten war es keine gute Safari für sie… Wir lassen uns einfach treiben und freuen uns auf alles, was da kreucht und fleucht…
Die Fahrt geht auch vorbei an der Salt Lick Lodge, an die ich noch die besten Erinnerungen habe an die Safari mit Eva, wo wir so viel gelacht haben, dass wir fast Bauchschmerzen gekriegt haben.
Im Sanctuary von der Ziwani Lodge gibt es noch eine gewisse Verwirrung, weil die Wegweiser falsch platziert sind und ich sehe zum ersten Mal ein Zebra, das einen „Fehler“ in der Zeichnung hat und mir daher besonders gut gefällt… später sehen wir auch noch eins, das nur auf der Hälfte des Fells gestreift ist – es gibt auch hier immer wieder schöne Besonderheiten der Natur.
Die Ankunft beginnt mit einem reichhaltigen und extrem feinen Mittagessen: vier Gänge mit Auswahl stehen zur Verfügung und das Whitecap Bier hätte ich besser nicht getrunken, denn danach ist mir eher nach Schlafen als nach Game Drive. Aber was gebucht ist muss sein: und die Müdigkeit verfliegt spätestens beim Ansehen von 5 männlichen Elefantenbullen, die wir eine ganze Zeit verfolgen können. Eine ganz kurze Zeit weicht auch die Wolke, die über dem Kilimanjaro schwebt und mir kommt immer das kitschige Lied vom Kilimanjaro in den Sinn…
Les neiges du Kilimanjaro:
https://www.youtube.com/watch?v=Mf1vBzl6ei4
Wow – Elefanten so nahe zu sehen ist ein Herzklopferlebnis der besonderen Art. Wenn du ihnen in die Augen schaust, entsteht eine besondere Verbindung. Aber es ist auch immer eine gewisse Angst, dass sie auf dich zu rennen könnten und dich als Feind anschauen. Aber Alibaba hat schon tausende Safaris gemacht und so erzählt er auch ein bisschen Safari-Latein und auch interessante Facts über die Zeit, als er für den African Safari Club gearbeitet hat (die mit den Zebra Flugzeugen) und auch den Besitzer, den Herrn Rüdin herumchauffiert hat. Schade, dass diese ganze Dynastie ein unschönes Ende fand. Wer sich dafür interessiert: ich habe diesen persönlichen Beitrag gefunden:
Was ist aus den ASC Hotels geworden?
https://www.meehr-erleben.de/lander/kenia-a-walk-down-memory-lane-so-sehen-die-asc-hotels-heute-aus/
Dort lese ich auch, was ich gar nicht mehr auf dem Radar hatte, nämlich die Grösse dieses Unternehmens: 14 Hotels und Lodges, 180 Fahrzeuge, 2 DC8, 1 DC10, 6 Safariflugzeuge, ein Kreuzfahrtschiff, Yachten und und und
In den Spitzenjahren der 90-er brachte das Unternehmen 60‘000 Passagiere im Jahr nach Kenia und deponierte nach den politischen Unruhen 2008 die Bilanz. Klar, dass es auch viele Gerüchte gibt aber ganz sauber waren die Geschäfte damals wohl nicht. Unser Driver meinte, dass die 2. Frau von Rüdin ihm zum Verhängnis wurde, sie habe ihn betrogen und in den Ruin getrieben. Fakt ist wohl eher, dass es mit dem gesamten Tourismus in Kenia seit der Wahl in 2007 und den folgenden Problemen abwärts ging und auch die Serviceleistung und die Infrastruktur nicht den Vorstellungen von eurpäischen Touristen entsprachen… Aber auch das gehört zum Safari-Latein, wie auch seine Angst vor den kleinen Staub-Tornados, da ihm mal jemand gesagt hat, dass da der Teufel drin sei. Astrid beruhigt ihn und sagt, dass sie auch ein Teufel sei und die Macht über diese Windhosen habe. Ich glaube, er nimmt ihr das sogar ab, denn von jetzt an behandelt er sie mit noch mehr Respekt.
Von jetzt an erleben wir drei absolut fantastische Tage. Die Voyager Ziwani Lodge kann ich vorbehaltlos empfehlen und wir waren so happy, dass wir 2 Nächte gebucht hatten. (einzig mit Kleinkindern ist es für mich ein „no go“, denn es kann jederzeit ein Krokodil rumliegen oder das Kind kann ins Wasser fallen, was dann wirklich tödlich enden könnte) So kannten wir den Staff mit der Zeit, wir hatten genügend Musse auch einfach mal da zu sitzen und die Hippos und Crocs im Wasser zu beobachten und einfach einmalige Fotos zu schiessen. Ich hatte ja letzten Sommer einen Online Fotokurs bei meinem Freund Stefan Rötheli belegt. Er selber ist total enthusiastisch und hat auch die Geduld vollkommenen Anfängerinnen wir mir die Spiegelreflex-Kamera zu erklären aber ich merkte: das ist einfach nichts für mich. Zuviel studieren, zu viel rechnen, zu viel überlegen. Zudem ist die Kamera meines iPhone 11 einfach auch sensationell… so habe ich Peter meine Canon D-600 mitgegeben, da er jemanden kannte, der sie sich für Hochzeiten und andere Festivitäten ausleihen wollte in Kenia. Wenigstens kommt sich so noch zu einem Einsatz und gekauft hatte ich sie damals auch im Hinblick auf Safaris in Kenia, denn der Zoom eines Handys ist einfach nicht gut genug und ich hatte es auf der letzten Safari extrem bereut, keine bessere Kamera dabei zu haben.
Da wir nur zu zweit im grossen Safari-Van sind habe ich sie in letzter Minute mit dem Teleobjektiv zusammen eingepackt. Astrid hatte ihre Kamera auf dem letzten Tauchgang „versenkt“ bzw. es kam Wasser rein und somit hat die Kamera das Zeitliche gesegnet. Jetzt haben wir den perfekten Kompromiss: ich liefere die Kamera und Astrid fotografiert. Und es hat sich so etwas von gelohnt wir meinten schon: so jetzt müssen wir nie mehr arbeiten, denn wir verkaufen die Bilder jetzt teuer und setzen uns zur Ruhe. Von meinen vielen Fotografen-Freunden weiss ich leider auch, dass das nicht der Realität entspricht, denn auch das Fotografieren ist ein Business, das nicht mehr viel Geld einbringt. Aber wir haben jetzt Erinnerungen, die einmalig sind. Weil sich Astrid so sehr die Sichtung eines Chamäleons gewünscht hat geht auch dieser Wunsch beim Nacht-Game-Drive in Erfüllung.
Was für Augen und einen zusätzlichen Sinn muss man haben um so etwas zu sichten. Aber der Safari Guide sah das Tier sofort am Ast hängen. Dann könne wir auch in paar ganz witzige Sachen beobachten, wie die Vögel, die dem Büffel und der Giraffe die Viecher aus der Nase picken oder die Giraffe, die echt einen Vogel hat.
Aber auch über die Hippos, die Dig Digs, die Mombasa-Express Warzenschweine und so viele andere Tiere erfreuen wir uns. Eine Safari ist unbeschreiblich schön: du lebst im Moment, du denkst an nichts anderes, du gibst dich einfach der Natur hin. Und im Ziwani isst du zwischendurch hervorragend (alles serviert, kein Buffet) und schläfst nachts wunderbar zu den Geräuschen der Natur. Nur aus dem Zimmer, das mehr eine Art Luxuszelt ist, darfst du nicht raus, denn nachts kommen die Hippos und Krokodile ans Land und fressen das Gras ab. Aber auf diese Idee sind wir nicht gekommen, denn wir sind abends richtig schön müde – für mich fühlt es sich ähnlich an, wie nach dem Skifahren (natürich ausser der Temperatur, die mich schwitzen lässt)…
Was besonders toll ist, das sind die Walking Safaris – wir sehen nicht unbedingt viele Tiere, aber diese dann aus nächster Nähe. Und die Gespräche mit dem Guide (mit Speer) und dem Aufseher (mit Gewehr) sind spannend wie immer. Sie sind sehr an der deutschen Sprache interessiert und kennen fast alle Tierarten auch auf Deutsch – ich revanchiere mich dafür mit den Swahili Namen, die ich ebenfalls bei vielen Tieren kenne. Es fühlt sich nach 2 Tagen wirklich nach Abschied an und die guten Erinnerungen werden bleiben. Wir machen noch einen Schlenker über den Tsavo West Nationalpark und sichten unzählige Giraffen und den Kilimanjaro sogar ganz ohne Wolken. Auf der Rückfahrt klappen wir die Stühle runter, dösen vor uns hin und warten bis wir zu hause sind.
Ich kann es nicht oft genug sagen: eine Safari gehört zu Kenia und die momentane Situation ist zwar schrecklich für den Tourismus aber herrlich für die Touristen, die es wagen, denn man trifft fast leere Hotels und ganz viele Tiere an – kein Vergleich zu den Horden and Safariwagen, die ich auch schon erlebt habe, die jedem Löwen nachfahren, der gesichtet wird um dann auch noch DIE Foto schiessen zu können.
Gönnt es euch – es ist eine Erfahrung, die bleiben wird! Safari njema!
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