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julialichtnecker · 2 years
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Teneriffa, November 2021.
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julialichtnecker · 2 years
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Trotzdem ist er immer da
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Oktober 2021. Reportage.
Seit zehn Jahren bewirtet Niko die kleine Imbissbude am Baldeneysee in Essen. Trotz wenig Zeit für Familie und einem Stresslevel, das ihm Magengeschwüre bereitet – er will nicht weg.
„Ich bin inzwischen Kult.“ Er lehnt sich selbstbewusst zurück, schelmisch blinzeln die dunklen Augen auf. Haare und Bart sind grau meliert, das Gesicht wirkt im Vergleich dazu jung. Der Mann sitzt an einem kleinen Fenster, ein mal ein Meter lang, darüber ein Schild mit roten Lettern: Selbstbedienung. Hin und wieder geht er nach hinten, den schmalen Gang entlang, in die kleine Küche. Wenn er zurückkommt, haut er auf die Klingel. „Zweimal Pommes für den jungen Herren!“ Ein junger Mann, vielleicht Anfang 20 und mit langen Locken, kommt aus dem Zelt und zückt sein Portemonnaie. „Nee, ne, kannst erstmal in Ruhe essen, zahlen kannste später.“
Seit zehn Jahren betreibt Nikolaos Kyriazopoulos die Imbissbude am Ostufer des Baldeneysees. Seine Gäste nennen ihn nur Niko. „Niko’s Biergarten am See”. Von morgens bis in den späten Abend ist er in der Hütte und bewirtet seine Gäste. Kein leichtes Geschäft. Bevor er aufschließt, kauft er für den Tag ein. Mehr als sechs Stunden Schlaf: „Selten.“ Pro Jahr nimmt er sich fünf Wochen Auszeit. Mit seiner Frau und den zwei Kindern fliegt er dann nach Griechenland. Auch, um seine Eltern zu besuchen, die seit zwei Jahren wieder dort wohnen. Sie waren es, die die Imbissbude 1994 eröffneten.
Bis in den Ortskern Kupferdreh, dem südöstlichsten aller Essener Stadtteile, sind es nur ein paar hundert Meter. Von Großstadt ist hier allerdings nicht mehr viel zu spüren. Vor allem nicht in Nikos Biergarten. Sieben Gäste sitzen in dem Zelt, das er auf seiner Terrasse aufgestellt hat. Für den Winter. Zwei Grüppchen unterhalten sich, der Rest ist alleine gekommen. Die Wellen, die am Ufer brechen, sind fast lauter als die Gespräche.
Der Himmel ist verhangen, der Wind pfeift in den Biergarten. Ein grauer Herbsttag, die dunkle Jahreszeit kündigt sich langsam an. „Hier am See ist die schlimmste Zeit der Winter“, sagt Niko. „Und Regen.“ Auf den Wetterbericht schaut er jedoch nicht mehr. Er rege sich nur unnötig auf, sagt er. „Ich bereite mich jeden Abend auf den nächsten Tag vor. Und klar, manchmal sitz’ ich hier für noppes.“
Beim Geld ist Niko pragmatisch. Den Urlaub gibt es nur, wenn genug Geld in der Kasse ist. Dafür muss er das ganze Jahr durcharbeiten – auch im Winter. „Auch wenn ich an schlechten Tagen nur dreißig Euro Umsatz mache, ist das besser als null.“ Diese Haltung hat ihn durch die Corona-Zeit getragen. 2020 sei ein gutes Jahr für ihn gewesen. „Andere haben mit den Hilfszahlungen Urlaub gemacht, ich habe alles zum Mitnehmen angeboten und durchgearbeitet“, sagt Niko. Gäste haben zeitweise 40 Minuten in der Warteschlange angestanden. Auch, weil es sonst am Baldeneysee kaum offene Gastronomie gab. „Das war mein Glück.“
Nur letzte Woche saß Niko nicht an seinem kleinen Fenster. Acht Tage lang lag der 45-Jährige im Krankenhaus. Der Magen macht nicht mehr mit. „Vorher habe ich bestimmt zehn, zwanzig Kaffee am Tag getrunken. Jetzt bin ich auf null“, sagt Niko. Er trinke seit dieser Woche ausschließlich Tee. Der wenige Schlaf, der Kaffee, Medikamente - all das hätte zu Magengeschwüren geführt. Ein älterer Herr betritt die Terrasse. „Und, wieder fit?“, ruft er Niko entgegen. „Geht schon.“ – „Sach ma, haste abgenommen?“ – „Hinterm Ohrläppchen vielleicht.“
Zumachen ist für den Gastronomen jedoch keine Option. Wenn er selbst nicht in der Bude sein kann, helfen seine Geschwister aus. Seine Frau Ariadni sowieso. Täglich unterstützt sie ihren Mann, bis sie die Kinder ins Bett bringen muss. Meist ist das um 21 Uhr. Wenn Niko allerdings ausfällt, so wie letzte Woche, wird’s anstrengend. „Ich wünsche mir schon einen entspannteren Job“, sagt Ariadni.
Nur selten ist Niko zu Hause. Und wenn, dann schlafen die Kinder meist schon. Umso häufiger kommen sie ihn und Ariadni in der Hütte besuchen. Als sein Sohn die Terrasse betritt, ruft Niko: „Hi Sonnenmann, alles gut bei dir?“ Er strahlt seinen Sohn an. Der Achtjährige läuft lächelnd zu ihm in die Bude hinter das kleine Fenster. Kurz darauf geht er ins Zelt, um dort zu spielen.
Trotz aller Abstriche, die er machen muss: Niko ist zufrieden. „Man muss dat schon gern machen, und ich mach dat gern.“ Vor wenigen Jahren habe er sich an einer „normalen Pommesbude” versucht. Die Idee stamme von Ariadni. Sie nickt. Die Arbeitszeiten weniger lang, vor allem in den Sommermonaten, wenn Niko bis nach Mitternacht in der Imbissbude ist. „Das hat mich einfach nicht glücklich gemacht, ich habe während der paar Monate 30 Kilo abgenommen.“ Der See mit den schönen Sonnenuntergängen am Ostufer, die Vielzahl an Stammgästen mit ihren Geschichten, mit ihnen „Späßchen machen“ – das ist, was Niko will. Und das macht ihn glücklich.
Der Mann mit den Locken bringt das Tablett zurück, eine Portion Pommes ist übriggeblieben. „Hat’s nicht geschmeckt?“, fragt Niko. Der Mann mit den Locken lacht. „Doch, doch. Die Dame hatte nur schon vorher Mittag gegessen.“ Den Rest lässt er sich einpacken. Er zahlt und verlässt die Terrasse, die inzwischen leer ist. Niko wartet also auf seine nächsten Gäste – und setzt sich einen Tee auf.
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julialichtnecker · 3 years
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Region Wilder Kaiser, Juni 2020.
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julialichtnecker · 3 years
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Ein letztes Mal im Knast. Wie Tobias den Drogen zu entkommen versucht
April 2019. Reportage.
Die Sonne scheint durch das Fenster, vor dem Tobias K.* sitzt. Er hat ein junges Gesicht, trägt eine schwarz-gerahmte Brille und seine braunen Haare kurz rasiert. Es ist kurz vor neun Uhr und schon fast 20 Grad warm. Dass er heute noch an die frische Luft kommt, ist unwahrscheinlich.
Tobias ist seit vier Stunden wach. Geweckt wurde er von einem der Wärter, kurz darauf gab es Frühstück. Seit mehr als sieben Monaten ist Tobias im Gefängnis, zuvor saß er vier Monate in U-Haft. Es ist bereits die vierte Haftstrafe für den gebürtigen Dortmunder. Seit seiner Jugend sitzt der 45-Jährige immer wieder für ähnliche Sachverhalte im geschlossenen Strafvollzug: Drogen- und Beschaffungskriminalität. „Als Drogenabhängiger geht man halt immer den einfachen Weg“, sagt er, seine Stirn in Falten gelegt.
Ab sieben Uhr kann Tobias zum Sport, er stemmt Gewichte. Die Sportzeit ist ein Angebot, das er fast jeden Tag nutzt, denn an vier von fünf Werktagen arbeitet er in der Spätschicht. Wenn er von seiner Tätigkeit dort erzählt, kommt der Ruhrpott-Dialekt durch: „Ich bin auffer Kammer am Arbeiten.“ Wäsche falten, abpacken, ausgeben. Für ihn ist es ein privilegierter Job: Gute Arbeitszeiten, sinnvolle Tätigkeit, ein paar Vorzüge. Im Knast ist das viel wert.
Nach Ende seiner Schicht holt er sich noch eine Scheibe Brot in der Küche ab, bevor er in seinen Haftraum geht. Bis auf ein paar Bücher, die er in der Anfangszeit gelesen habe, hat er dort keine persönlichen Gegenstände. Zum Abschalten macht Tobias dann den Fernseher an, manchmal hört er auch Musik über einen der verfügbaren Musik-Sender. Und an manchen Abenden schreibt er Briefe. An seine Frau, seine zwei Kinder und seinen Vater. „In letzter Zeit aber auch nicht mehr so häufig, ich will sie nicht noch mehr enttäuschen.“
An den Wochenenden trifft Tobias sich mit seinen Arbeitskollegen im „Umschluss“, um gemeinsam mit ihnen zu kochen oder Kicker zu spielen. Unter der Woche ist der Tagesablauf strukturiert, am Wochenende bleibt umso mehr Zeit über. „Mit so viel Zeit kann man gar nicht umgehen“, sagt Tobias und wirft einen Blick auf die Uhr. An diesem Vormittag ist er nicht beim Sport, er hat ausgeschlafen. Auch das mache er manchmal ganz gerne, sagt Tobias grinsend und zuckt mit den Schultern. Viel Ablenkung gebe es nicht, man habe viel Zeit zum Nachdenken. Das sei auch der Grund, warum es in Gefängnissen leichter sei an Drogen zu kommen als auf der Straße. Viele Gefangene konsumierten dort zum ersten Mal - zum Zeitvertreib.
Von Substanzen hält sich Tobias fern. Seit Beginn seiner Haftstrafe sei er clean, wöchentlich gehe er zur Drogenberatung. Trotzdem bringe ihn die Zeit im Gefängnis nicht weiter, er möchte eine stationäre Therapie machen. „Man lebt hier von Tag zu Tag, einige von Besuch zu Besuch“, sagt er. Während seiner Zeit in Haft hat ihn noch niemand besucht. Tobias möchte nicht zur Last fallen, insbesondere nicht seinem Vater. „Auch wenn ich es ganz schön verbockt habe, ist er noch für mich da.“ Kürzlich hat Tobias ihm Geld überwiesen. „Er soll meinen Kindern davon Geburtstagsgeschenke kaufen.“ Er schluckt.
Im Gefängnis hat er einen Alltag - wenige Wochen noch. Was danach kommt, ist ungewiss. Die Anträge für einen Therapieplatz sind verschickt. Wenn diese genehmigt werden, kann Tobias einen Antrag bei der Staatsanwaltschaft stellen. Möglicherweise kommt er so früher raus. Dann wird er sich von seiner Frau scheiden lassen. „Die ist ziemlich sauer auf mich. Das wird nichts mehr.“
Tobias möchte seinen Ängsten trotzen, der Drogensucht weiterhin den Kampf ansagen. Vor allem für seine zwei Kinder, die beide innerhalb der nächsten Woche Geburtstag haben. Er habe seine kriminelle Seite, aber seine Kinder habe er davor immer beschützt. Er möchte für sie da sein, ihnen „die richtigen Werte vermitteln“. Etwas Ordentliches lernen, ehrlich sein, sich nicht unterkriegen lassen.
Es soll ein Abschied aus dem Gefängnis sein, für immer. Dass das schwierig wird, ist ihm bewusst. Der strukturierte Alltag gibt Tobias Halt: „In solchen Einrichtungen funktioniere ich. Vom Leben draußen habe ich keine Ahnung.“ Seine größte Motivation, das Leben draußen zu meistern, sind seine Kinder.
Es sollen die letzten Geburtstage sein, an denen ihr Vater nicht da ist.
* Name geändert
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julialichtnecker · 3 years
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Warnemünde, September 2020.
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julialichtnecker · 4 years
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Istanbul, Februar 2019.
Als wir in Kadiköy ablegen, ist es noch hell. Die Sonne färbt die Häuser hinter uns in ein glühendes Rot, als ob aus den tausenden Fenstern Flammen schlagen würden.
Auf der europäischen Seite angekommen, ist die Sonne bereits untergegangen. Unser Weg führt über die Galatabrücke, wir bleiben stehen, so wie immer, so wie schon vor Jahren. Niemals werden wir diesen Anblick satt, nicht den Geruch nach Salz in der Luft und nach Alge, Fisch und Diesel. Alles Düfte, die den Geruch der vielen tausend Menschen zuverlässig überdecken.
Die Männer neben uns packen zusammen, vier Fische hat der Mann mit der Schiebermütze heute geangelt, genug für das Abendessen morgen. Mit seinem Kumpel raucht er eine letzte selbstgedrehte Zigarette, wirft sie schließlich ohne hinzuschauen auf den Boden, nimmt seinen Eimer mit den Fischen und bricht in Richtung Fatih auf.
Die Lebensrealität des Anglers hat mit unserer wenig gemein. Doch wer auf dieser Brücke steht und zusieht, wie die Lichter auf den Hügeln angehen, das warme Abendlicht in Sekundenschnelle weicht, der fühlt sich in jenem kurzen Moment genau richtig. Es kann gar nicht anders sein.
Als der Mann die Brücke verlassen hat, drehen wir uns in Richtung Galata und laufen los.
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