Rennen/Bleiben
Die Angst ist meine
Schlechteste Freundin
Sie lässt mich rennen
Wo ich bleiben sollte
Sie lässt mich bleiben
Wo ich rennen müsste
Sie dreht mir jedes Gefühl
Im Herzen um.
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Mindful
meine therapeutin sagt
es wäre nicht heilsam
so in der vergangenheit zu
leben
achtsamkeit
betet sie
immer schön
im moment
bleiben
statt
all dieser
sehnsucht
sehn-sucht
nach dir
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Elternhaus
Mein Elternhaus
ist eine
Elternplatte
Zwei Zimmer
Küche
Bad
Balkon
Im Hausflur dort
riecht es immer noch
nach Müllschlucker
Die alten
Nachbarn
fast alle tot
Auch für mich
wird es nichts
zum heimkommen geben
wenn die Eltern
einmal nicht mehr
sind
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Beim Roulette
Der Tag an dem ich
Mit Deinem Geburtstag
Fünfzig Euro verdiente
War ein Freitag
(Vor tausend Jahren)
Ich setzte
Aus purer Langeweile
Oder aus Liebe
Einen Chip
Auf die 4-5-6
Und als die 6 kam
Hörte ich Zeichen
Und als sie wieder kam
Sah ich ein Wunder
Und als sie nochmal kam
Wusste ich
Jetzt wird es geschehen
Doch
Glück im Spiel
Pech in der Liebe
Und fünfzig Euro
Machten noch keinen Sommer
Schon gar nicht mit Dir
Die gnädige Hand
Des Croupiers
Sie wirft die Kugel
Tack Tack Tack
Nichts geht mehr
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Im Schutz des Sagens
Im Schutz des Sagens
Suchen nach
Dem was ungesagt bleibt
Und dennoch
Wahr sein könnte
Wahr ist
Im Schutz des Sagens
Nicht mehr zaudern
Worten Sicherheit verleihen
Trotz all dem Unsicheren
Das uns gerade jetzt
Umfängt
Im Schutz des Sagens
Mich verlieren
Denn nur aus Deinem Mund
Gesprochen
Ergibt was ich bin
Sinn
Den Schutz des Sagens
Nun verlassen
Innehalten
Lass mich nur
Deine Nähe atmen
Ein aus ein
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januar
heute ist
der 30. januar
immer noch winter
immer noch kalt
ich schaue
aus dem
fenster
fifty shades
of icy blue
bei einer
tasse kaffee
denke ich
an dich
an uns
wie lange
ist das her
zehn jahre
oder gestern
es macht keinen
unterschied
du bist
nicht hier
und es ist
immer noch winter
immer noch kalt
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berlin
dieses ganze berlin
dieses berlin
was mal mein berlin war -
es liegt für immer
hinter mir
nein ich rede nicht
von verrauchten abenden
in irgendeiner bar
von unerwiderten lieben
von freundschaft
von einer zeit der
ungezählten möglichkeiten
(das wäre ja so
als erzählte oma
vom krieg)
ich rede von
kalten wintern an der
strassenbahnhaltestelle
mit einem leidigen
kaffee vom kaisers
in der hand
und lauter musik im ohr
auf dem weg zu
irgendeiner arbeit
sobald die kippe an war
kam die bahn
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dir einmal alles
dir einmal alles sagen
und dann lange nichts
dich lieber ganz verlieren
als immer nur mich selbst
ein bißchen mehr mit jedem tag
dir einmal alles sagen
von liebe sprechen
von deren möglichkeit
vom suchen, finden, fallen
vom eins sein, fremd sein
(und es immer bleiben)
vom sinn der trotzdem
allem innewohnt
wenn du es willst
auch einmal keine bogen schlagen
um die nacht, die angst -
was in uns wohnt
in mir
in dir
auch das wird
immer bleiben
nur einmal alles sagen
und dann lange nichts
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schattentrost
du bleibst mein
unsichtbares
publikum
ich lebe weiter
unter deinen augen
probe einsam
für den tag
an dem du
mich erkennst
und siehst
was du
in mir
verkannt
und deine
stille reue
wird mein
schattentrost
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Sommer 22
Hundstage im
Einfamilienhausgebiet
Die Sonne scheint
unerbittlich
Kein Regen in Sicht
Flimmernde Dächer
Drei Häuser weiter
Putzt wirklich einer
Seine Felgen
Nebenan mäht
Jemand den Rasen
Hinter Küchengardinen
Klappert es geschäftig
Gib mir mal
die Rama
Als wäre
gar kein
Krieg
Als verbrannte
nicht gerade
die Erde
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Der Stuhl
Der Stuhl neben dem Bett
War wieder einmal Zeuge
Deines Besuches
Keine Angst
Er hat nichts gesehen
Ein Berg Anziehsachen
versperrt seinen Blick
Aber er hat alles gehört
Liebesgeräusche
Behagliches Flüstern
Schmetterlingsküsse
im Morgengrauen
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hinter dem wald
es wartet
auf mich
ein anderes leben
tage voller licht
eine warme hand
einfache
freuden
weniger
bedauern über
nicht erreichtes
aufgegebenes
versäumtes
nicht mehr
auf diese weise
das gewicht
der eigenen schattenleben
fühlen
geisterschiffe im lebenslauf
es wartet
auf mich
ein anderes
leben
hinter dem wald
hinter der nacht
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wer wäre ich
wer wäre ich
wenn ich es dir nicht mehr
recht machte
meine entscheidungen nicht
nach dem grad
deiner zustimmung
träfe
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Alles fliesst
Die Sollbruchstellen
meines Körpers -
kaum mehr
zu ignorieren
(wenn nicht mal mehr
das Spiegelgesicht
lügt)
Da färben sich die Haare grau
Erst eins dann zwei dann alle
und feine Linien graben sich
mit jedem Sommer mehr
in meine blasse Haut
Sie sind wohl
Here to stay
Darunter:
müde Knochen
Schmerzen
Leere
Doch was soll das
Jammern
Eine Freundin
hatte Krebs
Alles fliesst
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Happy New Year
In der Disko
Mit Edelsteinstaub im Haar
und Fingernägeln aus Blut
tanze ich die ganze Nacht
um Dich herum
Doch gleich einer Glühbirne
von Motten umschwirrt
scherst Du dich nicht darum
ob ich verbrenne
Du leuchtest einfach weiter
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erwachsen
irgendeinen der
kommenden tage
jedenfalls
hoffentlich bald
möchte ich mich
morgens
einfach
nochmal
umdrehen
ganz ohne
rufende
pflichten
sorglos einschlafen
in träume
driften
aufwachen
um zwölf
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entzaubert
als es eines tages
soweit war und wir
uns
näher kamen
sah ich dich
zum ersten mal
ganz ohne
lückenfüller
meiner phantasie
plötzlich war ich
gar nicht mehr so
versessen
auf dich
du hattest dich
entzaubert
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